Schatz im Anflug - Emilia Benedict - E-Book

Schatz im Anflug E-Book

Emilia Benedict

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Beschreibung

Katarinas sehnlichster Wunsch: Ein Baby. Doch bis dahin liegt ein steiniger Weg vor ihr. Eben noch jung sieht sie im Spiegel plötzlich eine 35-jährige Frau und sie weiß, der Zeiger ihrer biologischen Uhr steht auf fünf vor zwölf. Die Zeit drängt, aber jegliche Bemühungen scheitern. Deshalb fasst sie den Entschluss, der Wahrheit ins Auge zu blicken, und sucht einen Gynäkologen auf. Das Ergebnis fällt anders aus als erwartet. Die Schwangerschaft entpuppt sich als das reinste Chaos. Katarina sieht sich plötzlich mit Problemen konfrontiert, von denen sie nie glaubte, dass sie je existieren könnten. Eine fast wahre und turbulente Geschichte. Schatz im Anflug ist der erste Band der zweiteiligen Reihe: Always Differently. Im Gegensatz zum zweiten Band ist dieser hier eine autobiografische Geschichte, die sich zu 90 % genauso zugetragen hat. Es gibt nur sehr wenige Figuren im Buch. Die Hauptprotagonistin ist Katarina und sie träumt von einem Baby. Bisher war dafür nie der geeignete Zeitpunkt gewesen und alles gut, so wie es war. Doch dann kam ihr 35. Geburtstag und seither macht sich ihre innere Stimme bemerkbar. Sie erinnert Katarina bei jedem Blick in den Spiegel daran, dass die Uhr auf fünf vor zwölf steht und die Chance auf ein Baby mit jedem Tag ein wenig mehr schwindet. Sie tut alles dafür, doch nichts fruchtet. Schließlich entscheidet sie sich zu einem Gespräch mit ihrem Frauenarzt. Doch das Glück ist Katarina hold, denn genau an diesem Tag bestätigt er ihr eine Schwangerschaft. Katarina ist überglücklich, aber wie nicht anders zu erwarten, ergeben sich damit auch ein paar Probleme. Doch das ist nicht alles. Endlich steht der Geburtstermin an – und geht vorüber. Das ist insofern nicht ungewöhnlich. Aber ganze vier Wochen über dem Termin, das ist dann schon etwas seltsam. Warum und was auf Katarinas Weg bis dahin alles geschieht, lest selbst. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Auch wenn ihr vermutlich über Katarina ein Kopfschütteltrauma bekommen werdet, bedenkt bitte – nicht jeder Mensch ist gleich stark in seiner Psyche, nicht jeder entscheidet richtig. Eine Geschichte, deren Dramatik mit sehr viel Humor erzählt wird.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Schatz im Anflug

Definition der ganz großen Liebe im Kleinformat

Buch 1

Roman

Emilia Benedict

Das Buch

Katarinas sehnlichster Wunsch: Ein Baby. Doch bis dahin liegt ein steiniger Weg vor ihr.

Eben noch jung sieht sie im Spiegel plötzlich eine 35-jährige Frau und sie weiß, der Zeiger ihrer biologischen Uhr steht auf fünf vor zwölf. Die Zeit drängt, aber jegliche Bemühungen scheitern. Deshalb fasst sie den Entschluss, der Wahrheit ins Auge zu blicken, und sucht einen Gynäkologen auf. Das Ergebnis fällt anders aus als erwartet.

Die Schwangerschaft entpuppt sich als das reinste Chaos.

Katarina sieht sich plötzlich mit Problemen konfrontiert, von denen sie nie glaubte, dass sie je existieren könnten.

Eine fast wahre und turbulente Geschichte.

Die Autorin

Emilia Benedict ist das Pseudonym der Autorin. Sie ist im Jahre ’69 geboren und verbrachte ihre Kindheit im Land der Blauen Steine. Ihre Sturm- und Drangzeit hat sie später in eine sächsische Großstadt verschlagen, in der sie viele Jahre gelebt hat. Mittlerweile ist sie auf vielen interessanten Schauplätzen unterwegs.

Wesentliche Basis ihrer Schreibweise sind akkurate Recherchen und Natürlichkeit ihrer Protagonisten.

BISHER ERSCHIENEN

THRILLER

aus der Reihe: Ermittlung in Jefferson City

1. Toxin-Killer

(Emilia Benedict, April 2022)

2. Im Zeichen der Lämmer

(Emilia Benedict, Dezember 2022)

3. Schachmatt, gleich bist du tot

(Emilia Benedict, Oktober 2023)

ROMANE/ERZÄHLUNGEN

1. Schatz im Anflug

Buch 1 (Emilia Benedict/Kat v. Letters, Dezember 2022), (auch unter dem Titel: Always Differently: Schwanger – ja, ich will/Kat v. Letters, April 2022)

2. Always Differently: Früchtchen an Bord

Buch 2 (Emilia Benedict/Kat v. Letters, Mai 2022)

Neuauflage Dezember 2022

Ebenfalls erschienen unter dem Titel:

Always Differently: Schwanger – ja, ich will/April 2022

Texte: ©2022 Copyright by Emilia Benedict/Kat v. Letters

c/o Block Services, Stuttgarter Str. 106, 70736 Fellbach

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Die Verwendung von Text und Bildern – auch teilweise – ist ohne schriftliche Genehmigung der Autorin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt für die gedruckte Form und insbesondere für die Vervielfältigung oder Verwendung in elektronischen Systemen.

Coverdesign: ©2022 Copyright by artdesign88

https://artdesign88.org

Kontakt Emilia Benedict

[email protected]

Newsletter Emilia Benedict:

https://artdesign88.org/news

Webseite Emilia Benedict

https://emilia-benedict.artdesign88.org

INHALT

Träume sind Schäume

Nägel mit Köpfchen

Umstände machen glücklich, manchmal auch seltsam

Die Qual vor der Wahl

Der Tag der Geburtsstunde

24. November, 14 Tage überfällig

25. November, 15 Tage überfällig

28. November, 18 Tage überfällig

30. November, 20 Tage überfällig

02. Dezember, 22 Tage überfällig

03. Dezember, 23 Tage überfällig

04. Dezember, 24 Tage überfällig

06. Dezember, 26 Tage überfällig

07. Dezember, 27 Tage überfällig

08. Dezember, 28 Tage überfällig

Prinzessin bestellt, Prinz geliefert

Wider Erwarten Liebe

Nachtrag

Bisher Erschienen

Leseprobe: Always Differently: Früchtchen an Bord

Der Tag der Geburt ist das einzige Blind-

Date, bei dem du dir sicher sein kannst,

die Liebe deines Lebens kennenzulernen.

(Unbekannt)

Träume sind Schäume

Katarina Hanselmann-Breuer, fünfunddreißig Jahre alt, stand in ihrer Küche und murmelte vor sich hin.

»Gott sei Dank, war das ein verrückter Tag.«

Sie drehte den Hahn auf und hielt den Kessel unter den Wasserstrahl.

»Reicht.«

Anschließend stopfte sie die Pfeife drauf, schlug mit der flachen Hand nach und drückte dann den kleinen Hebel nach unten. Schon kurz darauf brodelte der Kessel leise vor sich hin.

Der Tag auf Arbeit war heute mal wieder Stress pur. Alles ging drunter und drüber. Das blanke Chaos quasi. Katarina war Teamleiterin in dem Verlag, für den sie seit gut zwanzig Jahren arbeitete. Die Bezahlung war ziemlich jämmerlich, aber sie liebte ihre Arbeit und zuweilen auch den Stress. Er war eine Herausforderung, bei der sie zeigen konnte, was sie draufhatte. Aber für heute reichte es. Sie fühlte sich erledigt und ihre Energie war aufgebraucht. Sie musste sich erholen. Und zwar jetzt, dringend. Das beste Mittel dafür war ihrer Erfahrung nach eine gute Tasse Tee, dazu einfach den Gedanken freien Lauf lassen und alles war wieder gut.

In der Zwischenzeit holte sie ihre Lieblingstasse aus dem Küchenschrank, die größenmäßig beinah einem halbierten Fußball gleichkam, und stopfte einen Teebeutel hinein.

»Du siehst genauso aus, wie ich mich fühle«, sagte sie zu dem Panda, der sie total erschöpft, mit verdrehten Augen und alle viere von sich gestreckt, von ihrer Tasse aus anstarrte. »O ja, die Milch. Gut, dass du mich dran erinnerst.«

Sie holte die Packung aus dem Kühlschrank und stellte sie neben die Tasse. Ein Tropfen davon im Tee machte ihn schön weich und rund, ganz nach ihrem Geschmack. Diesen Trick hatte sie von den Briten stibitzt. Na ja, genau genommen kam dieses Ding mit dem Tee und der Milch ursprünglich mal von den Chinesen. Aber Katarina war es egal, wer da von wem kupferte, das Ergebnis jedenfalls war klasse.

Der Wasserkessel war so weit. Er spuckte dampfende Wolken und jagte einen gurgelnden Pfeifton durch die Küche. Sie stand davor und wartete geduldig, dass der kleine Hebel zurück nach oben hüpfte, um dem Ton den Garaus zu machen.

Die meisten Menschen waren genervt von diesem Geräusch, nicht Katarina. Der Dampf und das Pfeifen weckten in ihr Bilder von einem Bahnhof. Der Zug rollte heran und der Bahnsteig wimmelte plötzlich von hektischen Menschen. Wie die Ameisen wuselten sie durcheinander. Plötzlich sah sie hinter einem der Zugfenster ein Kind. Es winkte und schaute zu ihr herüber. Winkte es etwa ihr, kannte sie es? Sie hob die Hand und schirmte ihre Augen vor der Sonne ab, um das Kind besser zu erkennen. Im selben Moment schubste sie ein verbissener alter Herr auf dem Bahnsteig zur Seite. Doch das trübte in keiner Weise ihre Vorfreude, da zwischen all den Reisenden jemand ganz Besonderes aussteigen würde, auf den sie wartete. Doch wer? Vielleicht dieses Kind. Sie war aufgeregt. Endlich gingen die Türen auf und …

Klick. Sie nahm die Kanne und goss gedankenverloren das kochende Wasser über den Teebeutel, der sich dabei wie wild in dem Strudel drehte. Sie starrte weiter in die Tasse und sah zu, wie sie voller und voller wurde.

Katarina war in Gedanken versunken, mal wieder, und träumte vor sich hin. Wie immer, wenn sie völlig fertig war. Sie wusste, sie war ein Träumer. Aber sie fand das nicht weiter schlimm. Im Gegenteil, sie war sogar stolz darauf. All die Nichtträumer besaßen doch gar keine Fantasie. Deren Leben war nur schwarz-weiß, hatte bestenfalls etwas Grau dazwischen. Katarina dagegen mochte es so richtig bunt und lebendig. Wenn sie träumte, war aller Ärger samt Sorgen vergessen, da spielte die Musik. Ein ganzes Orchester aus tausenden Grillen, Vögel zwitscherten ganze Arien, pummelige Hummeln und zarte Schmetterlinge nahmen auf den oberen Rängen blühender Blumen Platz. Ihre Träume waren ein Leben voller Sonnenschein und sie mittendrin.

Sie kannte den Spruch, Träume sind Schäume, wusste auch, dass da was dran war, nur nicht, was sie dagegen tun sollte. Wollte sie daran überhaupt etwas ändern? Um ehrlich zu sein, nein. An diesem Ort gingen ihre Wünsche in Erfüllung, besonders einer. Und das war nicht irgendein Wunsch, sondern der Wunsch. Es war nichts Großes, was sie wollte. Es sollte nur ganz winzig sein. Zappelnde Beinchen, winzige Zehen und kleine Fingerchen. Genau das war ihr immer wiederkehrender Traum – ein Baby.

Schon in frühester Kindheit war für Katarina klar, irgendwann in ihrem Leben wollte sie ein Kind. Dieses Verlangen hatte sich in den letzten Jahren nach und nach an sie herangeschlichen. Und mit einem Mal stand es vor ihr und war immens präsent. Wann es begonnen hatte dieses Verlangen, ja, wann war das eigentlich?

»Huch!«, rief sie erschrocken und war augenblicklich hellwach. »Da hast du ja noch mal Glück gehabt, Schlafmütze«, schimpfte sie mit sich selbst. »Das hätte eine Überflutung mit bösen Verbrennungen werden können.«

Sie stellte den Wasserkessel beiseite und schöpfte anschließend mit einem Löffel etwas Flüssigkeit ab, um die Tasse gleich danach mit der Milch wieder randvoll zu machen. Langsam balancierte sie damit an den Küchentisch und setzte sich.

Sie dachte an ihren sehnlichsten Wunsch und versuchte sich zu erinnern, seit wann diese Sehnsucht die erste Geige in ihrem Leben übernommen hatte.

Vor Kurzem noch war sie für ein Kind gar nicht bereit. Da sah alles etwas anders aus. Spontan verreisen, Kino, Freunde treffen, feiern oder nur eben mal ausschlafen. All das hätte sie für eine lange Zeit nicht mehr tun können. Das war für sie genauso unvorstellbar wie eine Reise zum Mond. Doch das hatte sich inzwischen geändert. Nicht die Reise zum Mond, die eh nicht infrage kam, dafür aber ihr Bedürfnis nach einer richtigen und vollständigen Familie, denn im Grunde genommen war sie ein sehr harmoniesüchtiger Familienmensch.

Katarina schlang einen Finger um den Henkel ihrer Tasse. Der Riesennapf war bis zum Überlaufen voll und schwer. Der Tee darin dampfte noch regelrecht. Mithilfe von Daumen und Zeigefinger der anderen Hand hob sie ihn vorsichtig an die Lippen und nippte daran.

»Autsch!«, rief sie entsetzt.

Sie hatte sich die Zunge verbrannt. Hastig stellte sie die Tasse auf den Tisch, die dabei überschwappte, und presste ihre Hand an den Mund.

»Verdammt noch mal«, wetterte sie. »Das Zeug ist aber auch heiß.«

Heiß. Bei diesem Wort dachte sie unweigerlich an Felix. Immer wenn sie sich an irgendetwas die Zunge verbrannte, was nicht selten vorkam, feixte er darüber und fragte, ob sie es denn mal wieder nicht abwarten konnte.

Sie kannte ihn nun schon beinah eine Ewigkeit. Vor gut fünf Jahren hatte er ihr dann endlich einen Antrag gemacht. Sie sagte spontan ja und hatte es nie bereut.

Der Tag lag eine Weile zurück, an dem sich Felix und Katarina kennengelernt hatten, ein paar Jahre kamen da schon zusammen. Die Zeit war unbemerkt durch ihre Finger gerutscht. Dummerweise machte sie vor niemandem halt. Doch wer wünschte sich das nicht, zumindest ab einem bestimmten Alter. Vielleicht war das auch ganz gut so. Denn Katarina kam dabei sofort die Überbevölkerung in den Sinn und sie dachte an einige, die sie nicht sonderlich leiden konnte. Beate zum Beispiel, eine Kollegin ihrer Freundin Meike. Die nervte total und war noch dazu ein Schnorrer.

»Okay, das ist gehässig, ich geb’s zu«, erklärte sie dem Panda auf ihrer Tasse. »Aber der Prozess läuft, kann ich sowieso nicht ändern.«

Auch Katarina wurde aus diesem Grund immer älter. Und je älter sie wurde, umso mehr quälte sie sich. Es waren keine Schmerzen, die sie plagten, jedenfalls nicht direkt. Aber sie spürte etwas in ihrem Bauch, immerzu. Da war ein seltsames Kribbeln, wie vor einer Prüfung. Es fühlte sich beinah an wie Liebeskummer. Doch das konnte nicht sein, in ihrer Beziehung mit Felix war alles in Ordnung.

Sie grübelte nach. Manchmal waren derartige Gefühle ein Hinweis darauf, etwas Wichtiges übersehen zu haben, darüber hatte sie gelesen. Nur was sollte das sein. Ein Termin vielleicht? Nein, der stünde definitiv in ihrem Kalender. Aber was war es dann? Permanent horchte sie in sich hinein. Woher konnte das kommen, fragte sie sich. Sie fühlte sich innerlich leer und irgendwie traurig.

Ein paar Wochen später ging Katarina im Stadtpark spazieren. Plötzlich blieb sie einem Impuls folgend stehen. Auf einer Parkbank sah sie eine junge Mutter mit ihrem Baby auf dem Arm.

»Was für ein schönes Bild«, seufzte sie.

Es war eine Art Magie. Katarina ging auf die beiden zu, sie konnte nicht anders, und setzte sich daneben auf die Bank.

Das Baby war noch sehr klein, nicht älter als ein halbes Jahr. Es sah zu Katarina, und zwar nicht nur in ihre Richtung. Nein. Es blickte ihr klar und direkt in die Augen, lächelte und streckte seine kleinen Händchen nach ihr aus. Sie lächelte unsicher zurück, hob zaghaft ihre Hand und winkte dem Baby zu.

Da war es wieder, dieses Kribbeln in ihrem Bauch. Dieses Mal sehr heftig. Es durchzog ihren gesamten Körper. Sie schluckte schwer und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. In diesem Moment wusste sie plötzlich, was ihr fehlte. Ein Baby.

Richtig. Genau da hatte ihr Verlangen nach einem Baby begonnen.

Mittlerweile lag diese Erkenntnis eine ewig lange Zeit zurück. So wie ihr Leben im Augenblick war, war es schön, auch ohne Kind. Ihre Beziehung zu Felix war einfach perfekt. Selbst zu zweit, und dessen war sich Katarina sicher, bliebe ihre Ehe immer ein aufregendes Abenteuer.

Und dennoch konnte sie die Sehnsucht nach einem Baby nicht verdrängen. Immer öfter, auch jetzt, spukte ihr dieser eine Spruch im Kopf herum: ›Erst ein Kind macht das große Glück perfekt.‹ Und genau das war es, was sie wollte, nämlich dieses ganz große, perfekte Glück. Sie war kein Mensch für halbe Sachen.

Katarina träumte von ihrem Baby. Ein süßes kleines Mädchen, das sie an seinem Geburtstag mit einem Rüschenkleidchen ganz in Rosa besonders herausputzte. Und aus den langen blonden Löckchen band sie zwei kleine Zöpfe, wie Pippi Langstrumpf sie hatte, die bei jeder Bewegung stetig auf und ab hüpften. Die Sonne schien, Katarina zauberte einen Schokoladenkuchen und Felix spielte mit ihrem Schatz und seinen kleinen Gästen Topfschlagen.

Genau das war sie, die Bilderbuchfamilie aus ihren Träumen. Sie seufzte und lächelte dabei vor sich hin. Doch all das war nur ein schöner Traum. Irgendwann würde diese Seifenblase zerplatzen und es wäre für immer vorbei. Davor fürchtete sie sich am meisten, schließlich wurde sie nicht jünger.

Kürzlich, vor ein paar Wochen, hatte sie ihren fünfunddreißigsten Geburtstag gefeiert und mit ihm kam der Murmeltiertag. Von da an meldete sich plötzlich ihre innere Stimme, und das jeden einzelnen Tag laut und energisch. Vor allem, wenn Katarina vor einem Spiegel stand.

›Deine biologische Uhr tickt‹, rief sie prompt in diesem Augenblick. Katarina versuchte darauf nicht zu reagieren, aber ihr Spiegelbild ließ einfach nicht locker und setzte noch eins drauf. ›Verdammt noch mal, sie rennt!‹

Über diese Worte erschrak Katarina dann doch. Sie beugte sich näher zum Spiegel hin und betrachtete sich genauer.

»Was ist das denn?«, fragte sie irritiert. Sie sah die kleinen Fältchen um ihre Augen und war sich sicher: »Die waren gestern noch nicht da. Das wäre mir doch aufgefallen.«

Sie war verzweifelt und nahe am Heulen. Jeden Tag die gleichen fiesen Sprüche ihrer inneren Stimme. Hin und wieder schaltete sich ihr Verstand dazwischen und beruhigte sie.

›Dieses Gefühl ist nur eine Torschlusspanik. Also keine ernstzunehmende Krankheit.‹

Ihre innere Stimme horchte auf und widersprach sofort. ›Was heißt hier nur?‹, kreischte sie los.

Katarina musste zugeben, sie hatte recht und sagte sich, wenn morgens mein Wecker klingelt, bleibe ich da liegen, weil ich nur zur Arbeit muss? Nein, natürlich nicht, dann ist es höchste Zeit aufzustehen!

Ruckartig sprang sie hoch. Der Stuhl knarzte laut über den Küchenboden, kippte nach hinten und krachte scheppernd auf die Dielen. Katarina achtete nicht weiter darauf. Sie bemerkte auch nicht, wie der Tee erneut über den Rand ihrer Tasse schwappte und nun in einer breiten Lache langsam über den Tisch kroch. Ihr war gerade etwas klar geworden, das sie zutiefst erschütterte. Und um ganz sicher zu sein, musste sie das mit eigenen Augen überprüfen.

Sie rannte ins Bad und starrte auf ihr Spiegelbild.

»O Gott, nein!«, keuchte sie erschrocken.

Kalter Schweiß brach aus ihren Poren. Sie hatte es verdrängt, vielleicht sogar vergessen. Aber wie in Gottes Namen war es möglich, so etwas Schwerwiegendes aus dem Gedächtnis zu verlieren? Ihre innere Stimme erinnerte sie täglich an ihr Alter. Damit hatte sie sich mittlerweile abgefunden. Doch dass seit dem Tag, an dem sie die Pille abgesetzt hatte, dreizehn Jahre vergangen waren, haute sie jetzt beinah um. Das war zu viel. Ihr Blutdruck sackte ab und sie begann zu zittern. Kraftlos ließ sie sich auf den Wannenrand sinken und vergrub ihr Gesicht in den Händen.

»Wie konnte das bloß passieren?«, flüsterte sie erstickt.

Tränen tropften in ihre Handflächen. Sie konnte sie nicht mehr zurückhalten. Das wollte sie auch gar nicht, sie wollte sich in diesem Moment einfach nur bemitleiden.

Nach ein paar Minuten war sie so weit, zumindest nicht mehr zu heulen, wenn sie versuchte, darüber nachzudenken. Seit dreizehn langen Jahren ließ sie es darauf ankommen, schwanger zu werden. Diese Feststellung war wie ein Faustschlag und sie musste tief durchatmen, um weiterzumachen. Aber sie wusste, je länger sie all das verdrängte, umso weiter rückte der Zeiger ihrer biologischen Uhr. Und der stand inzwischen auf fünf vor zwölf.

Es war jetzt vierzehn Jahre her, Katarina war damals einundzwanzig, da lernte sie Felix kennen und lieben. Drei Tage später zogen sie zusammen und sie entschloss sich, die Pille zu nehmen. Das tat sie gewissenhaft ein ganzes Jahr lang. Danach war Schluss, sie setzte die Pille von heute auf morgen ab.

Der eigentliche Grund dafür war nicht der, dass sie schwanger werden wollte, sondern die Pille selbst. Sie hatte kein so gutes Verhältnis dazu, ihren Körper mit purer Chemie zu füttern. Das war nichts Natürliches und schreckte sie ab. Also stöberte sie danach im Internet und machte sich darüber schlau. Das tat sie bei vielen anderen Dingen auch. Sie informierte sich. Im Endeffekt gelangte sie jedoch immer wieder zu einer Aussage: Die Pille erhöht das Krebsrisiko.

Katarina war geschockt. Was bastelte die Pharmaindustrie da bloß für einen riskanten Scheiß zusammen? Sie stoppte sofort jede weitere Einnahme. Lieber würde sie das Risiko eingehen, schwanger zu werden, als sich von wuchernden Krebszellen zerfressen zu lassen, um dann mit Schmerzen dahinzusiechen, bis der Tod endlich eintrat. Keinesfalls!

Der andere ausschlaggebende Punkt war: Es gab Frauen, die trotz der Pille schwanger wurden. Daran hatte sich wohl auch bis heute nichts geändert.

Mit Jubelschreien konnte Katarina selbstverständlich nicht rechnen. Schließlich gehörte es nicht gerade zu Felix’ Wunschträumen, beim Sex permanent aufzupassen und darauf zu hoffen, dass nichts passierte. Und Kondome, nein. Niemals. Die versauten total die Stimmung. Aber immerhin hatte er keine Einwände, dass sie auf die Pille verzichten wollte. Ihre Gesundheit war ihm an dieser Stelle um einiges wichtiger.

Das Ganze war natürlich eine ziemlich windige Angelegenheit, darum schlossen die beiden eine Übereinkunft.

»Wenn dabei etwas schiefläuft«, sagte Felix, »dann werden wir eben Eltern. Du Mama, ich Papa.«

Beide waren sich einig und bereit, dieses Risiko einzugehen.

»Jedenfalls bin ich mit meinen zweiundzwanzig Jahren alt genug.«

Daran glaubte Katarina damals. Und sie überlegte, welche Frauen sie kannte, die in ihrem Alter bereits Kinder hatten. Nach einigem Nachdenken fielen ihr sogar mehrere ein. Ihre Freundin Meike zum Beispiel hatte zwei Kinder. Oder die Frau Peters bei ihr auf Arbeit, die war jetzt vierzig und schon Oma. Und Sandra, die war gerade im Babyjahr und nur ein Jahr älter als sie selbst. Zwei kannte sie aus ihrer ehemaligen Schulklasse, die Simone und die Andrea. Diese beiden waren ebenfalls längst Mutter. Sie alle hatten Nachwuchs.

Dieses Wissen war zu dieser Zeit Katarinas bestes Alibi, falls sie und Felix beim Aufpassen mal abgelenkt sein sollten.

Jetzt, dreizehn Jahre später, war genau jenes windige Abenteuer der Grund, weshalb sie direkt auf eine Torschlusspanik zusteuerte.

»Ich habe den Anschluss verpasst«, jammerte sie bestürzt, »oder das Schicksal hat mich vergessen.«

Es war inzwischen einige Zeit her, dass Katarina der Mutter und ihrem Baby in diesem Park begegnet war. Seitdem hatte sie ihren Wunsch nach einem Kind stets wieder verdrängt. Sie war sich sicher, irgendwann geschähe es von selbst. Deshalb hatte sie auch alles dem Zufall überlassen. Nur was war indessen passiert? Nichts. Und nun trauerte sie den Jahren nach, die sich still und leise an ihr vorbeigeschlichen hatten.

»Niemand wird sich an mich erinnern, wenn ich tot bin«, flüsterte sie den kahlen Wänden zu. »Kein Kind, das um mich weint.«

Mit verschränkten Armen umschlang sie ihren Körper, um sich damit vor der Härte ihrer eigenen Worte zu schützen. Doch das änderte nichts an der Tatsache.

»Was, wenn mich das Schicksal tatsächlich übersehen hat?«, fragte sie in den leeren Raum.

Sie stand auf, ging hinüber zum Waschbecken und starrte erneut auf ihr Spiegelbild.

»Dann hör auf zu flennen und komm endlich raus aus deinem Trott. Tu gefälligst etwas!«, antwortete es ihr ohne jegliche Rücksicht auf ihre Gefühle.

So und nicht anders sah es aus. Das Spiegelbild, ihre innere Stimme, hatte recht. Die Heulerei brachte sie nicht weiter. Energisch wischte sie sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Sie brauchte eine andere Sichtweise. Doch dafür musste sie ihr Problem erst einmal ganz sachlich betrachten.

Katarina dachte an die vielen Tipps und Ratschläge ihrer Freunde und Kollegen. Davon hatte sie sich nie verrückt machen lassen und nur halbherzig zugehört. Sie wollte das alles gar nicht wissen. Außerdem war sie zur Familiengründung zu der Zeit noch nicht wirklich bereit. Deshalb wollte sie auch nichts überstürzen.

Nun kam ihr das ein oder andere wieder in den Sinn. Felix oder sie könnte unfruchtbar sein, womöglich gar sie beide, lautete ein Kommentar. Es könnte aber auch das Bier schuld sein oder der Wein. Zu viel Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse, die falsche Diät. Zu schlecht ernähren würden sie sich sowieso, daran müsste es liegen. Noch wahrscheinlicher wären irgendwelche inneren Fehlbildungen. Ja, definitiv, daran läge es. Und nicht zu vergessen, der Ziegenpeter während der Kindheit, und das wäre erwiesen, würde später oft die Schwangerschaft verhindern. Kräuter könnten da natürlich helfen.

»Stopp!«, rief Katarina und hielt sich die Ohren zu. »Es reicht.«

Sie schüttelte den Kopf und hoffte, die lärmenden Erinnerungen an diese Gespräche so zu verscheuchen.

»Denk nach, in Ruhe«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Es gibt für jedes Problem eine Lösung.« Und sie hoffte inständig, dass das auch in ihrem Fall zutraf. »Überlege, was tust du den ganzen Tag«, sprach sie weiter mit sich. »Wie läuft er ab, wie viel Zeit verbringst du davon mit Felix, worüber redet ihr? Woran denkst du von früh bis abends?«

Sie schloss ihre Augen, atmete langsam tief ein und wieder aus und ließ den Kopf sinken. Für eine Weile ging sie in sich und spulte ihren Tagesablauf ab. Doch egal welchen Tag sie vor sich sah, er war immer gleich, hektisch und komplett überlastet wie ein proppenvoller Terminkalender.

Mit einem Mal riss sie den Kopf hoch und starrte auf ihr Gegenüber.

»O mein Gott«, brach es aus ihr heraus.

Sie hatte so etwas wie eine Erleuchtung, oder genauer gesagt, des Rätsels Lösung.

»Richtig. Das ist der Grund. Ich konnte bis jetzt gar nicht schwanger werden. Das war gar nicht möglich. Es ist mein Kopf.«

Sie grinste sich an. Ihre Verzweiflung war für einen Moment wie weggeblasen. Endlich ein Lichtblick.

»Ganz genau, es liegt an meinem Kopf. Er hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.«

Katarina erinnerte sich, früher mal von einem Phänomen gelesen zu haben, das ziemlich weit verbreitet sein sollte. Es hieß damals, wenn der Kopf nicht völlig frei ist, kannst du machen, was du willst, da passiert einfach nichts. Das klang plausibel und leuchtete ein, denn sie hatte permanent einen Haufen von Dingen zu erledigen. Ihre Gedanken waren pausenlos beschäftigt. Nur mit dieser einen Sache nicht, und zwar der Wichtigsten: ihrem Baby. Die Zeit für ein Kind war einfach noch nicht reif. Bis jetzt.

Die Ursache lag nun klar auf der Hand und die musste sie schnellstens angehen. Sie nickte sich zu und ging zurück in die Küche. An der Tür blieb sie verdutzt stehen und besah sich das Chaos.

»Wie sieht’s denn hier aus?«

Sie hatte noch gar nicht zu Ende gesprochen, schon hatte sie das Bild ihrer überstürzten Flucht zum Spiegel vor Augen.

»Toll.«

Katarina stellte den Stuhl auf und besah sich dann genervt die Sauerei auf und unter dem Tisch.

»Was soll’s. Der hat es eh mal wieder nötig.«

Sie holte Putzzeug, wienerte den Tisch und gleich dazu noch den kompletten Dielenboden. Anschließend holte sie etwas zu schreiben und setzte sich damit an den Küchentisch. Das Blatt vor sich teilte sie in zwei Spalten. Die linke bekam die Überschrift Kontra, die rechte Pro. Sie wollte eine Analyse über ihr Kopfproblem erstellen und dachte nun tiefgründig nach.

»Womit habe ich die letzten Jahre verbracht? Mit Arbeiten, was sonst. Und das täglich von morgens bis abends. Warum? Blöde Frage. Ganz einfach, mit meinem Alter von fünfunddreißig Jahren stehe ich voll in der Blüte des Berufslebens. Schließlich heißt es nicht alt und dynamisch, sondern jung und dynamisch.«

Das Dynamische würde sich mit dem Alter ändern, das hörte sie ständig und von allen Seiten.

---ENDE DER LESEPROBE---