Scheintod - Eva Demski - E-Book

Scheintod E-Book

Eva Demski

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  • Herausgeber: Insel Verlag
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Frankfurt am Main 1974. Ein Anwalt wird tot in seiner Kanzlei aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind ungeklärt. Die Polizei ermittelt: Er war Anwalt der linken Szene, zu seiner Klientel gehörten RAF-Mitglieder, Rocker, Junkies und Strichjungen.
Seine Frau, die seit drei Jahren von ihm getrennt lebt, beginnt, sich noch einmal mit ihm auseinanderzusetzen: mit seiner Arbeit, seinem Leben – und ihrer Liebe. Was weiß sie eigentlich von diesem Mann, den sie einmal geliebt hat, der ihr so vertraut war?
Bald gerät die Witwe selbst ins Visier der polizeilichen Ermittlungen, wird der Mitwisserschaft an politischen Aktivitäten verdächtigt, während sie verschlüsselte Botschaften aus dem politischen Untergrund erhält. Um zu begreifen, sucht sie seine Kollegen auf, Mandanten aus der Halbwelt, Genossen und ehemalige Revolutionäre und kehrt in dunklen Spelunken ein. Immer tiefer wird sie in ein verborgenes Leben des Toten hineingezogen, der ihr gleichzeitig immer fremder wird.
Scheintod ist der Roman einer Liebe zu Zeiten großer politischer Unruhen. Eva Demski erzählt unsentimental, doch mit feinem Gespür von einer Frau, die vor die Herausforderung gestellt wird, ein Leben im Tod zu ergründen und dabei Erinnerungen und Zweifel, Trauer und Verlust zu bewältigen.

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Seitenzahl: 571

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Frankfurt am Main 1974. Ein Anwalt wird tot in seiner Kanzlei aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind ungeklärt. Die Polizei ermittelt: Er war Anwalt der linken Szene, zu seiner Klientel gehörten RAF-Mitglieder, Rocker, Junkies und Strichjungen.

Seine Frau, die seit drei Jahren von ihm getrennt lebt, beginnt, sich noch einmal mit ihm auseinanderzusetzen: mit seiner Arbeit, seinem Leben – und ihrer Liebe. Was weiß sie eigentlich von diesem Mann, den sie einmal geliebt hat, der ihr so vertraut war?

Bald gerät die Witwe selbst ins Visier der polizeilichen Ermittlungen, wird der Mitwisserschaft an politischen Aktivitäten verdächtigt, während sie verschlüsselte Botschaften aus dem politischen Untergrund erhält. Um zu begreifen, sucht sie seine Kollegen auf, Mandanten aus der Halbwelt, Genossen und ehemalige Revolutionäre und kehrt in dunklen Spelunken ein. Immer tiefer wird sie in ein verborgenes Leben des Toten hineingezogen, der ihr gleichzeitig immer fremder wird.

Scheintod ist der Roman einer Liebe zu Zeiten großer politischer Unruhen. Eva Demski erzählt unsentimental, doch mit feinem Gespür von einer Frau, die vor die Herausforderung gestellt wird, ein Leben im Tod zu ergründen und dabei Erinnerungen und Zweifel, Trauer und Verlust zu bewältigen.

Eva Demski, geboren 1944 in Regensburg, lebt in Frankfurt am Main. Ihr literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, 2008 erhielt Eva Demski den Preis der Frankfurter Anthologie.

Eva Demski

Scheintod

Roman

Insel Verlag

Die Erstausgabe erschien 1984 im Carl Hanser Verlag, MünchenDer vorliegende Text folgt der Ausgabe, 2014© der deutschen Ausgabe Insel Verlag Berlin 2014© Eva Demski 2014 Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.Umschlagfoto: Privatarchiv Eva DemskiUmschlaggestaltung: glanegger.com, MünchenE-Book-Konvertierung: Fotosatz Amann, MemmingeneISBN 978-3-458-73604-2www.insel-verlag.de

So what’s the differenceif we don’t come back?Who’s gonna miss usin a year or so?Nobody knows usall the things, we’ve been thinking.So what’s the difference if we go?

Scott McKenzie

Wem sonst als Dir

DER ERSTE TAG

Die Bühne

Als der Mann gestorben war, schien niemand es für nötig zu halten, ihn in angemessener Zeit unter die Erde und damit allmählich aus den Köpfen seiner Umgebung zu bringen. Das letzte, was die Frau von ihm gesehen hatte, war ein badewannenartiger Zinksarg gewesen, den zwei graugekleidete Männer leise fluchend um die enge Spindel des Treppenhauses drehten. Vier Stockwerke waren es. Die Frau war oben stehengeblieben und wußte nicht, wie das Auto, in das sie den Sarg geschoben hatten, aussah. Grau? Schwarz? Wahrscheinlich irgendeine nicht störende Farbe, damit die Leute, die auf der Straße unten stehengeblieben waren, nicht erschraken.

Wohin der Sarg gebracht wurde, war zunächst unklar. Niemand fragte danach, die Eltern nicht, auch die Frau nicht, und den Freunden stand es nicht zu. Erst als die Zeit zwischen dem Tod des Mannes und seiner endgültigen Entfernung sich unangemessen dehnte, fielen ein paar Fragen, die sich auf den Blumenschmuck und die Toleranz des Priesters bezogen.

Elf Tage und Nächte also war der Körper des Mannes noch über der Erde aufbewahrt worden, und das keineswegs in würdiger Dunkelheit, auf einem geschmückten letzten Bett, sondern zunächst in einer Blechschublade, dann auf einem Tisch mit Rinnen, dann wieder in einer Blechschublade und ganz zuletzt erst in einem Sarg. Jedenfalls ergaben dies die Nachforschungen der Frau. Hätte sie nicht etwas geahnt, sie hätte nicht danach gefragt.

Man macht wohl einen Kreuzschnitt über dem Brustbein, ein wenig vom Inneren wird herausgenommen und den für notwendig gehaltenen Untersuchungen zugeführt. Der Rest der Organe wird weggeworfen, dann polstert man den Körper mit Holzwolle aus und näht ihn zu. Das ist sicher nicht schwierig, denn zu dem Zeitpunkt hat der Leib längst ausgeblutet. Bei den Ägyptern wäre der Organrest in einem kunstvoll gestalteten Töpfchen bewahrt worden, das Herz vielleicht in Gold. Die Frau hatte elf unruhige Tage und elf stille Nächte Zeit, sich derlei auszudenken.

Als der Mann an einem sonnigen kühlen Aprilsamstag starb, stand er im dreißigsten Lebensjahr. Er starb nackt und schnell, wenn man bedenkt, wie schrecklich viel Zeit andere damit verbringen. Sein Sterben hatte nicht länger gedauert als einen Vierteltag. So schien es jedenfalls am ersten Tag seines Totseins. Er war nicht mehr dazu gekommen, sich anzuziehen, vielleicht hatte er auch gar nicht den Wunsch gehabt. Menschen, die es mit dem Atmen schwer haben, sind gern nackt, so als könne die Haut mit Millionen kleinen Lungen helfen.

Die große Wohnung war halbdunkel geblieben, nur wenig Sonne zwängte sich durch die Lamellen der Jalousien. Das erste, was die Frau tat, als sie auf die Nachricht seines Sterbens hin in die Wohnung kam, war, Licht und Luft hereinzulassen. Der Mann war noch nicht ganz tot, und sie begann schon sich über ihn hinwegzusetzen, ihn zu verhöhnen. Er hatte Licht und Luft gehaßt, Gemüse und Spaziergänge auf Erdboden waren ihm ein Greuel. Vitamine in jeder Form schlugen ihn in die Flucht. Aber an diesem Tag konnte er sich nicht mehr wehren.

Im Flur der Wohnung standen verlegen einige Leute in weißen Mänteln, unten hatte die Frau einen großen Krankenwagen stehen sehen. Niemand sprach mit ihr. Es wäre ihr recht gewesen, übersehen zu werden, wenn Geschäftigkeit, warme, freundliche, leidenschaftliche Hilfe der Grund für das Desinteresse an ihrer offensichtlich gesunden Person gewesen wäre. Aber die Helfer halfen nicht, höchstens einander mit gemurmelten Ratschlägen und Beschwichtigungen. Als die Frau ins Zimmer wollte, hielten sie sie fest, denn darin, daß das nicht möglich sei, waren sie einig. Sie schaute in den Kanzleiraum, vom Blau des Flurs in das Grün des Kanzleiraums, und nur vor dem Rot des Schlafzimmers blieb die Tür geschlossen. Da, am ersten Tag seines Totseins, setzte sich die Frau ins Treppenhaus, um nicht zu stören, bei der Hilfe dachte sie, aber es war beim Sterben.

Allerdings war davon nicht die Rede, dazu waren alle Leute viel zu beschäftigt, und weil die Frau beschlossen hatte, nicht zu stören, wunderte sie sich darüber, wie viele Männer jetzt an ihr vorbei in die Wohnung gingen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie störten. Es waren gutaussehende, lässig angezogene Männer im Alter des sterbenden Mannes. Alle in der Wohnung waren etwa gleich alt, bis auf den Jungen, der in einer Ecke stand und sich schluchzend hinter den Strähnen seiner langen Haare versteckte. Die Frau erkannte sofort, daß es Kripobeamte waren, die da an ihr vorbei, über sie hinweg in die Wohnung stiegen, als seien sie gebeten, ja geradezu erwünscht. Als die Frau begriffen hatte, was sie sah, wußte sie, daß der Mann tot war. Sie hätte ihn sonst gehört. Aber nun schwieg es hinter der geschlossenen Schlafzimmertür anders als vorher. Er wehrte sich nicht gegen die Zivilen, also war er tot.

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