Schisser und ich 1: Schisser und ich - Frank Schmeißer - E-Book

Schisser und ich 1: Schisser und ich E-Book

Frank Schmeißer

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Beschreibung

Neues Zuhause, neue Freunde – das erste Abenteuer von Jakob und Schisser! Der zehnjährige Jakob zieht mit seiner Familie ins idyllische Feuerviertel. Keine Autos, dafür viel Natur, jede Menge Platz zum Herumtoben und sogar eine geheime Kinderbande! Für Jakob klingt das ziemlich gut – aber auch sehr aufregend. Zum Glück hat er Schisser dabei, seinen alten Stoffhasen, der ihm in jeder Lage beisteht. Und das ist auch wirklich nötig! Denn um in die Phönix-Bande aufgenommen zu werden, soll Jakob eine Mutprobe bestehen. Na, das kann ja heiter werden! Doch dann macht Jakob eine unheimliche Entdeckung: Im Schrebergarten nebenan behandeln zwei fiese Typen ihre Hühner richtig schlecht. Zusammen mit den anderen Kindern schmiedet Jakob einen Plan, um die armen Tiere zu befreien.  Ob es ihm wohl gelingt, trotz einer gehörigen Portion Angst, die Hühner zu retten und ein Mitglied der Phönix-Bande zu werden?  Ein Leseabenteuer für Mädchen und Jungen ab 8 Jahren: Über Freundschaft, große und kleine Herausforderungen und die Kraft, über sich hinauszuwachsen. Mit vielen witzigen Illustrationen im Cartoon-Stil von Melanie Garanin.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Frank Schmeißer

Schisser und ich

Mit Bildern von Melanie Garanin

Neues Zuhause, neue Freunde – und ein spektakuläres Abenteuer!

Jakob merkt schnell, dass sein neues Viertel ganz schön aufregend ist: Fledermäuse im alten Feuerwehrturm, schräge Nachbarn – und eine geheime Kinderbande. Eine ziemlich coole geheime Kinderbande sogar. Das einzige Problem: Jakob muss eine Mutprobe bestehen, um dazuzugehören. Und dabei ist er so ziemlich der größte Schisser des Universums!

Klarer Fall: Mut und Angst gehören zusammen.

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Personenvorstellung

Viten

Der erste Tag der Sommerferien. Die Sonne strahlt. Kleine weiße Wölkchen sonnen sich gemütlich unter einem blitzblauen Himmel. Schmetterlinge flattern wie buntes Papier vor meinem Fenster. Die Vögel zwitschern im Garten.

Meine Schwester brüllt in der Küche.

„Ich fass es nicht!“, schreit sie und: „Ihr könnt mich mal. Ich bleib hier!“

Dann höre ich, wie Lilliane, die alle nur Lilli oder Ich-fass-es-nicht-Lilli nennen, mit irgendeiner Tür knallt. Rums! Lilliane ist vierzehn Jahre alt. Ich bin zehn, aber laut meiner Mutter viel vernünftiger als Lilli. Vor allem, wenn es um unseren Umzug geht. Und der ist genau heute. Wir ziehen aus unserer Wohnung aus und in unser eigenes kleines Haus! Das liegt weit weg am Stadtrand. Alles ist ganz anders da. Es gibt zum Beispiel keine Autos, die sind im Feuerviertel verboten. Feuerviertel heißt unser neues Viertel, weil dort, wo die kleinen Häuschen im Kreis stehen, früher eine große Feuerwache war. Die ist jetzt weg. Nur die Garage gibt es noch, in der damals die Feuerwehrautos auf Brände gewartet haben. Und der große Turm der Feuerwache ragt auch noch zwischen den Bäumen in den Himmel. Eigentlich sollte er abgerissen werden, aber dann sind da Fledermäuse eingezogen und der Turm durfte bleiben. Ich habe mich sicherheitshalber über die Fledermäuse schlaugemacht. Das ist eine ganz harmlose Art, die nur Insekten frisst und nicht in Kinderzimmer fliegt.

Ich gucke mich in meinem Zimmer um, es ist jetzt fast leer. Nur eine kleine Kiste steht noch dort. Da sind meine Karteikarten drin. Ich habe die komische Angewohnheit, zu jedem Menschen, den ich treffe, eine Karteikarte anzulegen. Und diese Karten verstaue ich dann in der Kiste.

Ich klemme mir die Kiste unter den Arm und gehe in die Küche. Die Tür ist zu, Lilli hat also mit der Küchentür geknallt. Als ich sie öffne, sitzt sie dort zusammen mit Mama. Es ist ein bisschen unlogisch, mit einer Tür zu knallen und dann im selben Raum mit der Person zu bleiben, auf die man sauer ist. Aber was ist an meiner Schwester schon logisch?

„Idyllisch ist es da und wunderschön!“, legt Mama wieder los.

„Stinklangweilig ist es da und potthässlich!“, antwortet meine Schwester wie immer. Auf Lillis Meinung kann man aber nicht zählen. Die findet gerade alles stinklangweilig, potthässlich oder peinlich hoch hundert. Sie will nicht umziehen, wie man vielleicht schon gemerkt hat. Vor allem nicht in ein „beknacktes Dorf auf dem Land“. Dabei liegt das Feuerviertel gar nicht auf dem Land, sondern am Stadtrand. Aber von dort bis zu ihrer Schule und zu ihren Freundinnen muss Lilli nun erst den Bus und dann die U-Bahn nehmen. Eine eigene U-Bahn-Haltestelle gibt es im Feuerviertel noch nicht.

„Spätestens in fünf Jahren gibt es die U-Bahn-Strecke“, sagt Mama versöhnlich. Das sagt sie auch nicht zum ersten Mal.

„Ihr glaubt doch nicht, dass ich in fünf Jahren noch mit euch zusammenwohne!“, schnaubt meine Schwester.

„Ich verspreche dir, es wird dir dort gefallen“, sagt Mama.

Lilli verdreht die Augen und zeigt auf mich. „Wen interessiert denn bitte, ob es mir gefällt?! Es geht doch immer nur um den kleinen Spinner!“

„Ich bin nicht klein. Ich bin normal groß.“

Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit. Was, wenn es mir im Feuerviertel nicht gefällt? Was, wenn die anderen Kinder mich nicht mögen? Was, wenn es mir dort nicht besser geht als hier? Schließlich haben Mama und Papa das Haus wirklich nur meinetwegen gekauft. Die Ruhe und die Natur sollen mir guttun. Das meinte zumindest meine Psychologin Frau Dr. Nolle. Die hat uns den Umzug aus der hektischen Innenstadt vorgeschlagen.

„Die vielen Reize der Innenstadt mit ihrer Hektik und dem ganzen Lärm sind nicht gut für ihn“, hatte sie meinen Eltern erklärt. „Im Moment ist es das Beste, Triggerpunkte zu vermeiden.“

Triggerpunkte sind Dinge, die mich aufregen und dann bei mir Angst auslösen. Schlimme Angst. Deshalb hat mir Frau Dr. Nolle ein Stofftier geschenkt. Einen kleinen „Angsthasen“, der in meine Hosentasche passt und immer noch mehr Angst hat als ich. Ich habe ihn Schisser getauft.

„Los, frühstücken!! Der Umzug geht los! Yippie!!!“, jubelt Papa in diesem Moment durch den Flur.

„Musst du so rumschreien?“, schreit Lilli zurück. „Ich fass es nicht!“

„Hopp. Hopp. Hopp!“, sagt auch Mama. Das macht sie immer, wenn wir unsere Hintern etwas schneller bewegen sollen. „Hopp. Hopp. Hopp! Jetzt wird gefrühstückt.“

Ich höre Geschepper aus dem Flur und dann Papa. „Nichts passiert! Alles heil geblieben!“

Ich schaue trotzdem besser einmal nach. Papa baut im Flur an den Alpen aus Kartons herum. Bis zur Decke stapeln sie sich und wackeln bedenklich. Es sieht nicht so aus, als ob man ihm helfen kann.

In der Küche gibt es Croissants und Mamas gesunde Smoothies. Dass die gesund sind, kann man schmecken. Die schmecken nämlich nach Medizin. Nach ekligem Hustensaft. Lilli hat ihre Kopfhörer aufgesetzt und kaut missmutig an einem Croissant herum.

„Wir haben wenig Zeit“, erklärt Mama. Sie reicht mir ein Glas mit grüner Pampe. Dann starrt sie mich an, bis ich zumindest die Hälfte der zähflüssigen Gemüsematsche runtergewürgt habe.

„Lecker!“, lüge ich, um Mama eine Freude zu machen.

„Das Croissant kannst du im Gehen essen.“

„Auf gar keinen Fall! Viel zu gefährlich.“ Ich nehme das Croissant und setze mich an unseren Küchentisch.

Vor zwei Jahren habe ich mich so schlimm an einer Scheibe Brot verschluckt, dass ich ein halbes Jahr nur Suppe gegessen habe. Und ich mag keine Suppe.

Mama sieht müde aus. Sie hat Ringe unter den Augen.

Gerade hat sie aber auch doppelten Stress. Eigentlich sollte sie in zwei Tagen verreisen. Nach Chile, für ihren Job. Mama ist Astrophysikerin. Das heißt, dass sie das Weltall erforscht. In zwei Tagen sollte sie in Chile durch eines der größten Teleskope der Welt in das Universum schauen. Chile ist ein Land in Südamerika und somit superweit weg. Insgesamt hat das Flugzeug fast 18 Stunden Zeit, um abzustürzen. Aber der Termin wurde gestern abgesagt, weil das Wetter in Chile zu schlecht ist, um die Sterne zu sehen.

Mama ist total enttäuscht wegen der Absage. Sie braucht das Teleskop, um ihre Doktorarbeit zu beenden. Aber ich freue mich heimlich, dass sie die gefährliche Reise nicht unternimmt. Zumindest noch nicht. Irgendwann wird das Wetter in Chile wohl leider wieder besser.

„Hast du ein Rätsel für mich?“, frage ich Mama.

„Ach ja, das Rätsel!“ Mamas Augen leuchten auf. Jeden Morgen stellt sie mir ein Rätsel, das ich bis zum Abend gelöst haben muss.

„Im oberen Stockwerk eines Hauses hängen drei Glühbirnen“, legt sie los. „Nur im Keller gibt es für jede Glühbirne einen Schalter. Wie kannst du herausfinden, welcher Schalter zu welcher Birne gehört, wenn du nur ein Mal in den Keller gehen darfst? Extra schwierig, damit du auf der Fahrt ordentlich was zum Grübeln hast.“

Sie wuschelt mir durch die Haare und trinkt ihren Smoothie ohne Absetzen aus. Mama ist echt hart drauf.

Draußen auf der Straße wartet schon der Umzugswagen mit den Umzugshelfern. Die sollen sich um die schweren Sachen wie unsere Möbel und Mamas Bücherkisten kümmern.

„Vorsicht mit der Tür. Die ist noch feucht!“, sagt Papa.

Weil wir unsere Wohnung renoviert übergeben müssen, hat Papa letzte Nacht noch schnell die Wohnungstür lackiert.

„Das ist ein Kinderspiel!“, hat er behauptet, nachdem Mama vorgeschlagen hatte, einen Maler kommen zu lassen. Jetzt ist die Tür wieder schön weiß. Super Arbeit!

„So, jeder schnappt sich eine Kiste und es kann losgehen!“ Papa klatscht in die Hände und hebt einen Umzugskarton mit der Aufschrift „Klamotten“ an. Sofort gibt der Boden des Kartons nach und Töpfe scheppern heraus.

„Mist.“ Papa sammelt alle Töpfe ein und wirft sie wieder in die Kiste. Dann klebt er den Karton völlig übertrieben zu, sodass wir ihn nie wieder aufkriegen werden. Er strahlt uns an und jubelt aufs Neue: „Jetzt aber wirklich: Los geht’s!“

Er greift die Türklinke und … nichts. Es passiert nichts. Papa setzt den Karton wieder ab und zerrt an der Tür. Die Klinke lässt sich normal nach unten drücken, aber die Tür selbst bewegt sich keinen Millimeter. Egal, wie doll Papa auch daran zerrt, und egal, wie oft er die Tür beschimpft und anfleht.

„Dämliches … blödes … Stück Holz … komm jetzt … bitte … bitte … bitte.“

Sie bewegt sich kein Stück. Die Tür ist dank Papa zur Wand geworden. Wir sind eingeschlossen. Ich greife in meine Hosentasche, in der Schisser ängstlich wird. Ich streichle ihn.

„Alles ist gut. Wir kommen hier raus. Alles ist gut.“

„Was murmelst du da?“, fragt Lilli und sieht mich giftig an. „Lästerst du über mich?“

„Nein. Nein“, sage ich schnell. Wenn Lilli schlecht gelaunt ist, hält man besser die Klappe. „Ich habe über Papa gelästert!“

Papa dreht sich zu mir um. „Na, vielen Dank.“

Die Umzugshelfer warten mittlerweile auf der anderen Seite unserer Wohnungstür im Hausflur.

„Gibt’s Probleme?“, fragt eine tiefe Stimme.

„Die … Tür … geht … nicht … auf!“, stöhnt Papa, während er weiter an dem Griff ruckelt und zerrt. Er hat schon einen knallroten Kopf.

„Ich habe die Tür wohl im Rahmen festgeklebt! Wahrscheinlich zu viel Lack“, ruft er den Packern durch die Tür zu.

Viel zu viel Lack.

„Ich fass es nicht!“, meckert Lilli. Sie verdreht die Augen und marschiert zurück in ihr fast leer geräumtes Zimmer. „Ruft mich, wenn ihr so weit seid.“

„Wenn Sie an der Tür ziehen, dann drücken wir mal von hier“, sagt ein Möbelpacker.

„Gute Idee“, sagt Papa. „Okay. Bei drei. Eins, zwei, drei!!!“

Papa zerrt und die Möbelpacker drücken. Die Tür bewegt sich nicht.

„Okay. So kommen wir nicht weiter“, stellt Papa fest.

Er kratzt sich am Kinn. Dann diskutiert er durch die festgeklebte Tür mit den Umzugshelfern. Nachdem Papa ihnen ein üppiges Trinkgeld versprochen hat, sind sie bereit, die Möbel durch den Garten zu schleppen. Unsere Wohnung liegt im Erdgeschoss und hat einen Balkon. Papa stellt eine Leiter an den Balkon. Zwei Möbelpacker klettern in unsere Wohnung und reichen das sperrige, schwere Zeug über die Balkontür nach draußen. Dort nehmen zwei weitere Möbelpacker die Kartons und Möbel in Empfang. Sie meckern durchgehend. Selbst Mamas Spinat-Brokkoli-Knoblauch-Smoothie kann sie nicht aufheitern.

Wahrscheinlich sind sie so sauer, weil es die ganze Nacht stark geregnet hat. Denn dadurch ist unser Garten zu einem lebensgefährlichen Sumpf geworden, in dem man knietief einsinkt.

Nach rund zwei Stunden ist die Wohnung leer. Mamas Auto ist randvoll mit Krempel und auch der Lkw der Möbelpacker ist fast vollgeladen. Nur vor Papas VW-Bus stehen noch etliche Kisten, ein Stuhl und ein paar Lampen. Weil ich beim Schnick-Schnack-Schnuck gegen Lilli verloren habe, muss ich mit Papa fahren. Dem VW-Bus sieht man an, was Papa für ein Autofahrer ist. Ein schlechter. Der Wagen hat mehr Kratzer als Farbe und jede Menge Beulen. Papa hat den VW schon seit seiner Studienzeit. Er hat mit dem Auto früher seine Band zu Konzerten gefahren.

Mama und Lilli nehmen Mamas kleines Auto. Das hat nicht einen einzigen Kratzer.

„Vergiss meine Plakate nicht. Die passen nicht mehr bei uns rein!“, ruft Lilli Papa zu und steigt in Mamas Auto.

Als die beiden losfahren, geben sie den Blick auf Lillis Plakate frei. Sie hat Pappschilder an dünne Holzlatten genagelt. Lilli hat für alle Gelegenheiten das passende Plakat bereitstehen. Dann kann sie immer gleich losdemonstrieren, ohne ein neues Schild zu malen. So ein bisschen wie Mama und ihr Kleiderschrank. Die hat auch für alle Anlässe passende Kleider und Anzüge.

„Bist du dir sicher, dass alles in den Bus passt?“, frage ich Papa zweifelnd. Meiner Meinung nach kriegen wir den Berg nie im Leben da hinein.

„Keine Sorge. Das passt ganz wunderbar. Ich habe da ein Auge für.“ Papa zwinkert mir zu. Er holt Lillis Plakate und wir beginnen, den Bus zu beladen. Es ist ein bisschen wie Tetris spielen. Da ein schmaler Karton, dann zwei größere und eine Lampe, dann wieder ein kleinerer, um eine Lücke zu schließen … So geht das eine ganze Zeit. Wir versuchen jede Ritze mit irgendwas zu stopfen. Aber trotzdem bleiben am Ende vier Kartons, zwei Lampen und der Stuhl übrig.

„Okay.“ Papa denkt nach. „Vielleicht erst die Lampen und die kleinen Kisten und dann die großen …“

Wir laden den Wagen wieder aus und starten eine zweite Runde Tetris. Diesmal bleiben drei Kisten, eine Lampe und der Stuhl übrig.

„Immerhin ein Fortschritt“, sagt Papa. „Warte.“