Schlafender Himmel - Dominik Wolf - E-Book

Schlafender Himmel E-Book

Dominik Wolf

0,0

Beschreibung

Schlafender Himmel: "Was ist, wenn du glaubst den Himmel zu sehen – aber selbst der Himmel eine Illusion ist?" Nach dem Zusammenbruch der Erde lebt Kael Mirror unter einer gigantischen Kuppel auf dem Mars in der makellosen Kolonie Mars Unum – sauber, sicher, perfekt geregelt. Er fügt sich dem System. Er verliebt sich in Solena, eine Pädagogin mit tiefem Vertrauen in Mars Unum. Doch als er erste Risse in der Realität entdeckt, beginnt ein gefährlicher Weg voller Zweifel, Verrat und verbotener Fragen. Ist Mars-Unum wirklich eine Rettung… oder ein Käfig? Während Mikrodrohnen und Kontrolloffiziere jeden Schritt überwachen, muss Kael sich entscheiden: die Wahrheit riskieren – oder die vermutliche Illusion bewahren. Und was er entdeckt, erschüttert nicht nur sein Leben, sondern das Fundament einer ganzen Zivilisation. Und was, wenn die Wahrheit in Wirklichkeit keine Freiheit ist? Ein fesselnder dystopisch-poetischer Science-Fiction-Roman über Wahrheit, Täuschung und den Mut zum Blick hinter den Himmel. Stilistische Anmerkung zum Buch: "Schlafender Himmel" wurde bewusst in einem filmischen Stil verfasst – dialogisch, atmosphärisch und szenisch dicht. Jeder Abschnitt ist wie eine Kameraeinstellung komponiert: detailreiche Bilder, klare Schnitte, innere Monologe als Off-Stimme. Dieser Stil zieht Leserinnen und Leser nicht nur in die Handlung, sondern lässt sie tief in die Welt von Mars Unum eintauchen – so, als würde man den Roman nicht nur lesen, sondern erleben. Statt langer Beschreibungen arbeitet der Text mit Momenten, Bewegungen und Blicken – wie ein Drehbuch voller Subtext. Das Ergebnis ist eine lebendige Erzählweise, die Kopfkino entfacht und emotional berührt. Ideal für alle, die Literatur lieber spüren als studieren.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Einführung

Vorwort

Kapitel 1 - Ein neuer Himmel

Kapitel 2 - Die zweite Chance

Kapitel 3 - Brüche im System

Kapitel 4 - Die stumme Lüge

Kapitel 5 - Unter der Oberfläche

Kapitel 6 - Risse im Vertrauen

Kapitel 7 - „Dann zeigen wir ihnen den Himmel“

Kapitel 8 - Was ist Wahrheit?

Kapitel 9 - Veritas, die Wahrheit?

Kapitel 10 - Die große Debatte

Kapitel 11 - Die letzte Wand

Kapitel 12 - Das, was bleibt

Nachwort

Anmerkungen

Einführung

Schlafender Himmel

Auflage 2 (Sonderausgabe)

von Dominik Wolf

ISBN: 9783819716010

Die Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder tatsächlichen Begebenheiten wären rein zufällig. Dieses Werk dient ausschließlich der künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und dient der künstlerischen Reflexion. Es spricht sich ausdrücklich gegen jede Form von Extremismus und Gewalt aus und erhebt nicht den Anspruch zur Rebellion oder zur Ablehnung bestehender Ordnungen.

© 2025 Dominik Wolf

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Verfilmungen und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bilder und Gestaltung: Alexandra Wolf

Vorwort

Schlafender Himmel ist ein Roman über Kontrolle, Wahrheit und die Zerbrechlichkeit von Gewissheiten. Entstanden ist diese Geschichte aus der Frage: Wie weit würde eine Gesellschaft gehen, um sich selbst zu schützen, selbst vor der Realität? Dieses Buch erzählt nicht von fernen Sternen, sondern von uns. Es spielt in einer Welt, die futuristisch wirkt, aber vertraut erscheint. Eine Welt, in der Illusion wichtiger ist als Wahrheit. Der Protagonist Kael Mirror ist kein Held im klassischen Sinn. Er zweifelt. Er fällt. Und genau darin liegen seine Stärke und seine Menschlichkeit. Die Entscheidung, die Wahrheit zu suchen, mag edel erscheinen. Doch die Konsequenzen? Sie sind selten heroisch. Oft schmerzhaft. Manchmal zerstörerisch. Dieses Buch lädt Sie ein, diese Reise anzutreten, nicht nur durch die Kuppelstadt Mars Unum, sondern durch das, was hinter den Fassaden liegt. Zwischen Licht und Schatten.

Stilistische Anmerkung zum Buch

„Schlafender Himmel“ wurde bewusst in einem filmischen Stil verfasst - dialogisch, atmosphärisch und szenisch dicht. Jeder Abschnitt ist wie eine Kameraeinstellung komponiert: detailreiche Bilder, klare Schnitte, innere Monologe als Offstimme. Dieser Stil zieht Leserinnen und Leser nicht nur in die Handlung, sondern lässt sie tief in die Welt von Mars Unum eintauchen. So, als würde man den Roman nicht nur lesen, sondern erleben. Statt langer Beschreibungen arbeitet der Text mit Momenten, Bewegungen und Blicken wie ein Drehbuch voller Subtext. Das Ergebnis ist eine lebendige Erzählweise, die Kopfkino entfacht und emotional berührt. Ideal für alle, die Literatur lieber spüren als studieren.

Kapitel 1 - Ein neuer Himmel

Szene: Ankunftsbereich, Transitstation, Mars Unum

Weißes Licht. Glatte Böden. Maschinen surren leise. Alles wirkt steril, fast zu sauber. Eine Reihe Neuankömmlinge steht an einem Schalter. Hologramme flackern, eine künstliche Stimme spricht ruhig und monoton.

Automatischer Lautsprecher: „Willkommen auf Mars Unum. Ihre Vergangenheit liegt hinter Ihnen. Ihre Zukunft beginnt jetzt.“

Kael Mirror steht in der Schlange. Ruhig. Neutraler Blick. Er trägt den offiziellen grauen Transferanzug. In der Hand ein transparentes Datenpad mit seinem Namen, Status und Funktion. Kael war Mitte dreißig, aber er wirkte älter, nicht durch Falten oder graue Haare, sondern durch die Art, wie er ging, sprach, schwieg. Wie jemand, der gelernt hatte, mehr zu beobachten als zu handeln, und dabei zu viel gesehen hatte. Sein Gesicht war schmal, kantig, mit scharf geschnittenen Wangenknochen und Augen, die fast zu hell wirkten in der blassen Beleuchtung der Kuppelgänge - grau, mit einem Hauch von Blau wie kaltes Wasser unter Eis. Dunkles, kurz geschnittenes Haar, akkurat, aber nicht eitel. Kael war kein Mann, der auffiel. Und doch blieb etwas an ihm hängen, vielleicht die Ruhe, die ihn umgab oder die Art, wie er Raum schuf, wenn er sprach. Er hörte zu. Ernsthaft. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil er wirklich verstehen wollte. Er war kein Rebell. Aber in ihm lebte ein leiser Widerstand gegen das Offensichtliche. Nicht laut, nicht stürmisch, sondern wie ein kaum hörbarer Riss im Glas, der sich langsam ausbreitet. Eine Frau in der Reihe vor ihm dreht sich um. Lächelt. Offen, neugierig.

Solena: „Erster Transfer?“

Kael (nickt): „Ja. Und Sie?“

Solena: „Ich war beim Voraufbau. Sektor 3. Wir haben das erste Öko-Feld stabilisiert. Jetzt … na ja ist alles offiziell.“

Kael: „Wie ist es?“

Solena (blickt kurz nach oben): „Ruhig. Sicher. Irgendwie … geordnet. Nicht wie auf der Erde.“

Kael (leise): „Das ist gut.“

Ein Scanner fährt über Kaels Gesicht. Der Bildschirm blinkt grün.

Automatische Stimme: „Willkommen, Kael Mirror. Ihre Unterkunft befindet sich in Habitat 12, Sektor A. Montag: Arbeitsantritt: 08:00 Standardzeit. Für Ihre geistige Gesundheit steht Ihnen ein Balance-Koordinator zur Verfügung. Mars Unum dankt Ihnen für Ihre Mitarbeit.“

Solena (grinst leicht): „Keine Sorge. Der Balance-Koordinator fragt nur, ob du Albträume hast. Und ob du dich anpassen kannst.“

Kael: „Ich passe mich schnell an.“

Solena wirkte auf den ersten Blick jünger, als sie war, Anfang dreißig vielleicht, mit etwas in den Augen, dass man schwer einfangen konnte: eine Art sanfte Wachheit, als würde sie in allem ein verborgenes Echo hören. Sie bewegte sich mit jener unaufdringlichen Eleganz, die nichts mit Eitelkeit zu tun hatte. Eher mit Achtsamkeit. Ihr Haar fiel in lockeren Wellen über die Schultern, dunkelblond, mit einem goldenen Schimmer, der in dem sterilen Licht der Kuppel fast lebendig wirkte. Ihre Augen waren bernsteinfarben, warm, offen. Sie sprach wenig über ihre Vergangenheit. Es war nicht Geheimniskrämerei, eher eine stille Entscheidung.

Angekommen im Habitat 12, Sektor A betritt Kael seine Wohnung. Weiß, minimalistisch, funktional. Ein Fenster mit Blick auf die Stadt in Mars Unum. Die Straßen waren breit, makellos gefliest, mit einer Struktur, die fast wie gewollte Natürlichkeit wirkte. Keine Risse, kein Schmutz, kein Lärm. Nur das leise Surren der Reinigungsdroiden, die die Ränder der Gehwege entlangfuhren, als hätten sie nie aufgehört. Links und rechts reihten sich Wohnmodule: quadratische Einheiten in hellen, gedämpften Farbtönen: Beige, Grau, Silberschimmer. Zwischen ihnen grüne Streifen aus synthetischem Rasen und akkurat gepflanzten Bäumen. Die Baumstämme waren schmal, ihre Kronen symmetrisch rund. Kein Ast zu viel. Kein Blatt zu Boden gefallen. Überall bewegten sich Kolonisten. In gleichen Uniformen. Ihre Schritte waren gleichmäßig. Ihre Stimmen gedämpft. Niemand lief, niemand blieb stehen. Alles schien in Bewegung, ohne Eile, wie ein fein abgestimmter Mechanismus. An der gegenüberliegenden Seite der Promenade hob sich ein Pavillon aus transparentem Material, von innen beleuchtet. Weiter hinten der Park. Von oben wirkte er wie ein aufgeräumtes Bild: ein exakt gezogener Wasserlauf, geometrisch angelegte Wege, Sitzbänke aus klarem Kunststoff. Über allem wölbte sich die Kuppel fast unsichtbar, aber doch spürbar. Wie ein Blick, der immer da war. Der Himmel darüber war mild, rötlich getönt. Die Sonne schien, ohne Wärme. Kael blinzelte gegen das Licht. Klein wie eine Murmel sah man die Erde aus dem Fenster. Nur ein kleiner blauer Punkt. Er setzt sich auf die Bettkante. Atmet tief durch.

Kael (innerer Monolog): „Kein Lärm. Kein Müll. Keine giftige Luft. Alles kontrolliert. Alles … richtig.“

(Ein Summen. Nachrichteneingang)

Solena (Nachricht): „Wenn du dich eingelebt hast, Kaffee im Beobachtungsdeck? - S.“

Kael schaut aufs Display. Zögert. Dann tippt er zurück.

Kael (Nachricht): „Morgen, 10:00 Uhr. Klingt gut.“

Er blickt wieder zum Fenster. Der Himmel wirkt zu perfekt. Ein kleiner, kaum sichtbarer Flimmer zieht sich über die obere Kante.

Kael (innerer Monolog): „Vielleicht … ist das einfach Fortschritt. Vielleicht ist das echt.“

Langsam bricht die Dämmerung herein. Die grauen, bleichen Gardinen hinterlassen auf dem kalten, grauen Boden einen leichten Schatten. Kael liegt in seinem Schlafmodul. Außen ist alles ruhig, gleichmäßiges Summen der Luftsysteme. Innen aber tobt etwas anderes. Kael hat einen unruhigen Schlaf, als er letztendlich einschläft, wird er von einem Albtraum geplagt.

Kaels Traum - gelber Smog hängt über Ruinen von Städten. Sirenen kreischen. Menschen mit Masken rennen durch zerstörte Straßen. Kael wird in einen Bus gedrängt, zusammen mit Hunderten anderen. Es riecht nach Metall, Angst und Schweiß.

Ein Soldat: „Schneller! Rein da! Keine Diskussion!“

Ein Kind weint. Eine Frau schreit, dass sie ihren Mann verloren hat. Kael blickt aus dem schmutzigen Busfenster und erinnert sich, dass Wochen, sogar Monate zuvor schon von Luftverschmutzung, toxischen Regenfällen und einem zusammengebrochenen Ökosystem die Rede war. Jetzt wurde es aber zur bitteren Realität. Der Bus fährt los, fährt endlos. Dann ein weiteres Lager, eine Hochsicherheitszone, hohe Zäune, Wachen. Kael sieht Container, in denen Menschen untersucht werden, Messungen, Stimmen. Dann die Raketensilos. Noch ein letzter Blick in den grauen Himmel, der nie wieder blau war. Angekommen in der Hochsicherheitszone ertönt eine laute Durchsage.

Durchsage: „Für Ihre Sicherheit werden Sie vor dem Start betäubt. Bitte stellen Sie sich der Reihe nach auf.“

Die Schlange wird immer kleiner und kleiner, aber die Angst und Unruhe in ihm wird immer größer. Dann ein Arzt.

Arzt: „Der nächste. Arm ausstrecken. Kommen Sie, machen Sie schnell, wir haben keine Zeit!“

Er schreit, aber die Injektion fängt an zu wirken. Schwärze.

Kael schreckt hoch. Atmet schwer. Der Stoff seines Schlafshirts klebt an seinem Rücken, durchtränkt vom Schweiß. Sein Herz hämmert in der Brust. Er setzt sich auf, legt die Hand an die Stirn. Der Raum ist wieder still, zu still. Mars Unum - sauber, kühl, perfekt. Doch der Geruch des irdischen Verfalls scheint noch in seinen Lungen zu kleben.

Kael (innerer Monolog): „Wir sind geflohen. Nicht freiwillig. Nicht aus Hoffnung, sondern aus Angst.“

Er steht auf, geht zum Waschmodul, lässt kaltes Wasser über seine Hände laufen. Blickt in den Spiegel. Sein Blick wirkt fremd.

Kael (flüstert): „Werde ich es jemals vergessen …?“

Rotes Morgenlicht scheint durch das Fenster rein. Morgens spricht die vertraute Stimme des Lautsprechers wieder.

Systemstimme: „Mars Unum - Ihre Vergangenheit liegt hinter Ihnen. Ihre Zukunft beginnt jetzt.“

Kael streckt sich im Bettmodul auf. Hinter ihm liegt eine unruhige Nacht. Er sieht in den Spiegel, sein Gesicht halb im Licht, halb im Schatten.

Kael (innerer Monolog): „Aber was, wenn die Vergangenheit uns eingeholt hat und keiner merkt es?“

Szene: Sektor A, Beobachtungsdeck - Morgen

Die leise elektronische Musik spielt im Hintergrund. Das Beobachtungsdeck liegt hoch über den Wohnsektoren. Große Scheiben zeigen den rötlichen Himmel und die weiten, glatten Dünenlandschaften. Kael sitzt bereits da, an einem der Tische, mit zwei Tassen. Solena kommt leise dazu.

Solena: „Du bist pünktlich.“

Kael (schaut auf): „Du auch.“

Solena (setzt sich, blickt durch die Scheibe): „Ich mag es hier. Die Ruhe. Die Aussicht. Als ob man … endlich über allem steht.“

Kael: „Als ob nichts Schlimmes mehr passieren kann.“

Solena (blickt ihn an): „Du glaubst das nicht wirklich, oder?“

Kael (zögert kurz): „Ich bin vorsichtig mit dem Glauben.“

Sie nippt am Kaffee, stellt die Tasse ab. Es riecht künstlich, aber angenehm.

Solena: „Die meisten Neuankömmlinge sind entweder total begeistert oder völlig überfordert. Du bist irgendwie … dazwischen.“

Kael: „Ich bin Mechaniker. Ich schau lieber zuerst, wie alles funktioniert, bevor ich urteile. Zumindest war ich es auf der Erde.“

Solena (grinst leicht): „Und? Funktioniert alles?“

Kael (blickt wieder raus, dann leise): „Es funktioniert zu gut.“

Ein kurzer Moment Stille. Die Beleuchtung dimmt sich sanft. Dann fügt er hinzu.

Kael: „Weißt du, manchmal frage ich mich, … ob wir wirklich gerettet wurden. Oder nur umverpackt.“

Solena (überrascht): „Das klingt nicht nach offizieller Linie.“

Kael (schmunzelt, aber ernst): „Ich denke viel. Lautes Denken ist hier nicht immer willkommen, … so habe ich es zumindest mal aus dem Radio verstanden.“

Ein Blick zwischen ihnen. Offen, fragend, aber vorsichtig.

Solena: „Was hast du auf der Erde zurückgelassen?“

Kael (nach kurzem Zögern): „Nichts, was mich vermisst hätte.“

Solena: „Dann hast du Glück.“

Sie blickt wieder hinaus. Der Himmel glüht in sanftem Rot. Eine sanfte Windanimation zieht über die Landschaft. Alles wirkt perfekt.

Solena (fügt hinzu): „Vielleicht ist das hier unsere zweite Chance.“

Kael (widerspricht humorvoll): „Oder unsere erste Simulation.“

Beide lachen. Ein Moment echter Nähe. Dann wieder Stille.

Kael: „Ich bin froh, dass ich mit dir hier bin.“

Solena (sanft): „Mir geht es genauso.“

Kael: „Das klingt nach einer Wiederholung.“

Solena (zögerte nicht lange): „Ja, gern! Morgen findet eine Einführungszeremonie statt, das wurde heute vormittags gesagt.“

Kael: „Perfekt, dann werden wir uns dort sehen.“

Solena (mit leiser Stimme): „Gewiss.“

Zwischen ihnen war kurz noch eine kurze Stille. Dann stand Solena auf. Lächelte Kael zu und verließ den Raum. Sie ging in langsamen, doch sicheren Schritten. Kael spürte einen Moment des Glücks - still, fast schuldig. Denn tief in ihm wusste er, es war etwas Schreckliches geschehen. Und doch war da dieses leise Aufatmen, als hätte sich etwas in ihm gelöst, das schon viel zu lange stillgeschwiegen hatte.

Kael (innerer Monolog): „Noch vor kurzem waren wir alle auf der Erde und es sind bestimmt noch so viele Menschen dort, wenn sie noch leben. Doch Solena ist eine willkommene Ablenkung für mich.“

Am nächsten Tag erhält Kael eine Einladung zur großen Einführungszeremonie im Zentraldom, ein verpflichtendes Ereignis für alle neuen Kolonisten. Die Halle ist beeindruckend. Riesige Glaspanels wölben sich über den Raum, zeigen den rötlich-orangen Himmel. Hunderte Kolonisten stehen in ordentlichen Reihen. Drohnen surren lautlos über die Köpfe hinweg und filmen. An der Stirnseite der Halle steht ein Podest, golden eingefasst. Dann betritt er die Bühne. Draven Lior. Vom Körperbau ist er groß, aufrecht, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen. Silbergraues Haar, schwarze Kleidung. Schlicht, aber teuer. Seine Stimme hallt über die Lautsprecher: ruhig, tief, absolut kontrolliert.

Draven: „Als ich sah, wie unsere Welt zu sterben begann, wusste ich: Wir brauchen keine Helden. Wir brauchen Lösungen. Mars Unum war meine Antwort.“

Kael (innerer Monolog): „Ich kenne ihn noch damals aus dem Fernseher. Der Tech-Magnat, der angeblich die erste Privatevakuierung baute. Der Einzige, der nicht nur Geld, sondern einen Plan hatte.“

Draven (spricht weiter): „Ihr alle seid hier, weil ihr das Beste wart, was die Menschheit noch hatte. Ihr seid die Hoffnung. Die Saat für eine neue Zivilisation. Und ich verspreche euch: Hier wird es keinen Verfall geben. Keine Unordnung. Keine zweite Erde.“

(Der Applaus ist ohrenbetäubend. Viele jubeln. Einige weinen sogar. Kael bleibt stumm)

„Das, was auf der Erde passiert ist, darf nicht mehr vorkommen. Die Geschichte darf sich nicht wiederholen! Deshalb …“

(Draven hielt inne)

„Deshalb, müssen gewisse Regeln eingehalten werden. Regeln, die unsere Existenz beschützen. Die UCR - Unified Colony Regulation besagt Folgendes: Verschwörungsdenken ist eine Krankheit, Rebellion ist eine Krankheit und Widerstand ist eine Krankheit. Damit wollen wir uns nicht infizieren lassen. Jeder Infizierte muss „versetzt“ werden. Bestimmt sind Ihnen schon die großen Zäune rundum aufgefallen. Diese wurden errichtet, damit niemand radioaktive Zonen betritt. Und vergessen Sie nicht, Ihre Vergangenheit liegt hinter Ihnen. Ihre Zukunft beginnt jetzt.“

Mit dieser Aussage verließ Draven das Podium.

Kael (innerer Monolog): „Charismatisch. Überzeugend. Ein Mann, der wie ein Erlöser wirkt. Aber ich habe gelernt, dass die größten Versprechen oft die gefährlichsten sind.“

Solena stellt sich neben ihm. Sie klatscht aber gedämpft. Ihre Augen bleiben auf Draven prüfend gerichtet. Oder bewundernd?

Nach der Einführungszeremonie flanieren Kael und Solena durch die Promenade. Der Weg ist geräumt von holografischen Werbetafeln mit Parolen von Draven und der UCR:

„Ordnung ist Leben - Unordnung ist Tod“

„Mars Unum ist Hoffnung. Mars Unum ist Heimat“

„Gerüchte sind der Anfang vom Ende“

Kael: „Er ist überall. Fast wie ein Diktator.“

Solena (mit leiser Faszination): „Er hat uns gerettet. Ohne ihn gäbe es kein Mars Unum. Keine Struktur. Kein Leben.“

Kael (zögernd): „Oder keine Wahl.“

Solena bleibt stehen, sieht ihn ernst an.

Solena: „Du weißt nicht, wie nah wir an der Auslöschung waren. Ich war bei der Evakuierung dabei. Der Himmel war schwarz. Die Luft hat gebrannt. Wenn Draven nicht gehandelt hätte …“

Kael (innerer Monolog): Sie spricht mit einer festen Überzeugung. Für sie ist er nicht nur ein Anführer, er ist eine Antwort.

Kael: „Aber warum hat er nicht alle gerettet? Warum nur einen Bruchteil?“

Solena: „Weil er nicht konnte. Weil nicht alle an Bord wollten. Oder konnten.“

Kael: „Oder weil er entschieden hat, wer es wert war.“

Stille. Nur das Summen der Laternen über ihnen.

Solena (kühl): „Du denkst zu viel. Hier zählt das Jetzt.“

Szene: Habitat 12, Kaels Wohnung - Spätnachmittag

Kael lehnt sich an die Wand, blickt durch das kleine Fenster in die Dämmerung. Holografisch flackert ein Satz an der Wand, automatisch eingeblendet eine Parole:

„Mars Unum - Die Zukunft hat ein Gesicht.“

(Draven Liors Gesicht)

Kael (innerer Monolog): „Und was, wenn die Zukunft nur ein Gefängnis mit schönerem Ausblick ist?“

Am nächsten Tag steht Kael an einem Hang nahe dem künstlichen Botanikkorridor. Rote Sonnenstrahlen brechen durch das große Fenster. Im Hintergrund surren Drohnen lautlos über das Gelände. Er erinnert sich an Solena, an ihre positive Einstellung, ihr Glauben an das Gute und der besonders sanften Ausstrahlung. Ungewollt kommt von selbst ein Lächeln.

Kael (innerer Monolog): „Es ist leise geworden in mir. Keine Nachrichten. Keine Angst, dass draußen jemand umkippt, weil die Luft zu giftig ist. Keine Panik, keine Proteste, kein Lärm.“

Er schläft besser. Er lacht mehr. Er denkt weniger an „davor“. Sogar sein ständiges Halskratzen war weg.

Kael (innerer Monolog): „Vielleicht ist das der Anfang von Frieden. Vielleicht hab ich einfach vergessen, wie sich das anfühlt.“

Die Stimme im System sagt weiterhin freundlich.

Systemstimme: „Mars Unum - für Ihre Sicherheit. Für Ihre Zukunft.“

Und Kael beginnt, zum ersten Mal, ihr fast zu glauben. Aber nur fast.

Später trifft sich Kael erneut mit Solena in einem kleinen Restaurant-Sektor. Sanftes Licht, synthetischer Wein, Projektionen von alten Sternenkarten an der Decke. Ihr Lachen mischt sich mit gedämpften Stimmen anderer Kolonisten. Sie sprechen über Vergangenheit, Lieblingsfarben, Musik, die es früher einmal gab. Über nichts und alles.

Kael (innerer Monolog): „Vielleicht … vielleicht ist das hier nicht so falsch. Vielleicht muss man nicht immer kämpfen. Vielleicht kann man einfach anfangen - neu.“

Kapitel 2 - Die zweite Chance

Szene: Arbeitsamt, Sektor 4 - Morgen

Ein heller Flur. Weiß, steril, ohne Schatten. Das Licht kam von überall und nirgends. Kael stand vor einer Glasscheibe, hinter der sich nichts bewegte, nur ein Bildschirm.

Lautsprecher: „Willkommen im Arbeitsamt der UCR. Bitte identifizieren Sie sich.“

Er legte die Handfläche auf das Sensorfeld. Die Maschine summte kurz. Dann erschien sein Name.

Kael Mirror.

Status: Eingewiesen / Status: arbeitsbereit

Der Bildschirm flackerte. Dann erschien ein Gesicht - künstlich, aber freundlich. Eine Frau mittleren Alters, braunes Haar, sanftes Lächeln. Die Stimme war zu gleichmäßig, um echt zu sein.

Bildschirm: „Kael Mirror. Willkommen auf Mars Unum. Wir freuen uns, dass Sie Teil unserer Zukunft sind. Ihre Kompetenzen werden analysiert, … einen Moment bitte …“

Kael sah sich um. Im Raum saß niemand. Keine Stühle. Keine Geräusche. Die Wände wirkten zu glatt, als wären sie aus Licht gebaut.

Bildschirm: „Analyse abgeschlossen. Handwerkliche und sprachbasierte Fähigkeiten erkannt. Technische Grundausbildung vorhanden. Soziale Stabilität: hoch. Reaktionszeit: innerhalb des Normrahmens.“

(Er blinzelte)

Bildschirm: „Empfohlene Position: Servicemechaniker für Habitat 12 bis 17. Abteilung: Instandhaltung. Wartung, Diagnose, soziale Interaktion mit Bewohnern im Fall von Systemstörungen. Freiberuflich“

Kael (zögerte): „Gibt es eine Auswahl?“

Die künstliche Frau neigte den Kopf.

Bildschirm: „Effizienz beginnt mit Anpassung. Ihre Kompetenzen passen optimal zum zugewiesenen Beruf. Eine Auswahl ist nicht vorgesehen, aber eine Bewertung nach sechs Monaten.“

(Er wollte etwas sagen. Tat es nicht. Nur ein Nicken)

Bildschirm: „Vielen Dank. Ihr erstes Arbeitsskript erhalten Sie auf Ihrem Datenpad. Ihre Uniform liegt im Versorgungsschacht 4. Willkommen in der Arbeitswelt, Kael Mirror.“

Der Bildschirm erlosch. Die Tür öffnete sich. Draußen war der Flur wieder weiß. Wieder still. Er trat hinaus und die Kamera an der Decke drehte sich ein Stück mit ihm. Auf dem Datenpad sah Kael nun seine Aufgaben. Es war eine Art „To-do-Liste“.

Habitat 12, Wohnraum 14 „Tür auf Tüchtigkeit prüfen“

Habitat 12, Wohnraum 31 „Waschappart anschließen“

Habitat 13-17, Treppenhaus „Etagennummern aufhängen“

Zwischendurch immer Nachrichten prüfen auf Anfragen von Bewohnern

Kael machte sich auf den Weg zum ersten Auftrag.

Szene: Zentraler Park, Zentrum - Mittag