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Gunnar Kunz

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Beschreibung

Bjarne ist glücklich verheiratet. Bis zu dem Tag, an dem ihn seine Frau das erste Mal schlägt. Ein Ausrutscher, glaubt er, es liegt bloß am Stress. Doch nachdem der Damm erst einmal gebrochen ist, ist nichts mehr wie vorher. Seine Frau attackiert ihn immer häufiger, mit allem, was sie in die Finger bekommt. Niemand hilft ihm. Niemand glaubt ihm. Ein großer Kerl wie er? Lächerlich! Bjarne würde sich am liebsten scheiden lassen. Aber da ist noch Florentin, sein Sohn ...

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Seitenzahl: 45

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Gunnar Kunz

Schlagartig

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

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Schlagartig

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Impressum neobooks

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Schlagartig

Kurzgeschichte

von

Gunnar Kunz

Inhalt:

Schlagartig

Als Claudine ja sagte, hielt sich Bjarne für den glücklichsten Mann der Welt. Ihre Flitterwochen verbrachten sie in der Toskana, dabei machten sie Pläne, wie sie ihre gemeinsame Wohnung und ihr gemeinsames Leben einrichten wollten, und setzten diese Pläne anschließend in die Tat um, und, oh ja, sie hatten verdammt viel Spaß! Und als ihr Sohn Florentin zur Welt kam, schien ihr Glück perfekt.

Sie waren ein ungleiches Paar, er mit seinen einszweiundneunzig, ein durchtrainierter Sportler, sie eine zierliche, nur einen Meter fünf­undsechzig große Person. Sie witzelten oft darüber. Überhaupt lachten sie viel in der ersten Zeit.

Als er wegen einer Knieoperation das Handballspielen aufgeben musste, fand er zum Glück eine Stelle als Sportlehrer, deutlich schlechter bezahlt zwar, aber es war immerhin ein Job mit regel­mäßigen Einkünften. Er legte sich mächtig ins Zeug und stellte zu seiner Verblüffung fest, dass es ihm Spaß machte, Kinder und Jugendliche zu unterrichten, gerade diejenigen, die aus problemati­schen Familien kamen. Ohne Worte brachte er ihnen Werte wie Teamgeist, Fairness, Respekt bei; es war eine erfüllende Tätigkeit.

Claudine besserte das magere Einkommen auf, indem sie in einem Supermarkt als Kassiererin anfing. Es gefiel ihr nicht. Oft erzählte sie von nervenden Kunden und der Hackordnung unter den Kolleginnen, obwohl Bjarne, wenn er nachfragte, fand, dass sie die Dinge überbewertete.

Es gab Streit zwischen ihnen, ziemlich heftig manchmal, aber das war schließlich normal. Welches Paar stritt sich nicht gelegentlich? Und so oft sie sich auch in die Haare gerieten, so oft sie sich anschrien und hässliche Dinge an den Kopf warfen, am Ende ver­söhnten sie sich immer, und die Versöhnung machte den Krach wieder wett. Ohnehin versuchte Bjarne meist zu beschwichtigen, schon weil Florentin, mittlerweile sechs, jedes Mal zu weinen anfing, wenn seine Eltern sich stritten.

Leider wurde die Stimmung nicht besser. Claudine war unzufrieden mit sich und ihrem Leben und ständig gereizt. Aber Bjarne gehörte nicht zu denen, die bei der geringsten Schwierigkeit die Flinte ins Korn warfen. Waren sie nicht mal angetreten mit dem Versprechen, sich auch in schlechten Zeiten umeinander zu bemühen? Er hatte dieses Versprechen ernst gemeint. Also versuchte er, seine Frau aufzumuntern, indem er sie mit einem Strauß Blumen überraschte, mit Karten für ein Popkonzert oder einem in ihren Mantel geschmuggelten Zettel mit einem Ich liebe dich darauf, und wirklich besserte sich ihre Stimmung dann immer, wenn auch nie für lange.

***

Der Dienstag, der den Wendepunkt in ihrer Ehe markierte, war in keiner Weise ungewöhnlich. Wie immer hatte Bjarne seinen Sohn nach der Arbeit vom Kindergarten abgeholt und bereitete das Abend­essen vor, als Claudine von der Spätschicht nach Hause kam. Schon an der Art, wie sie die Tür öffnete, wusste er, dass es Ärger geben würde. Die Heftigkeit, mit der sie den Schlüssel ins Schloss rammte, verriet es ihm.

»Hallo, Schatz!«, rief er aus der Küche.

Eine Antwort erhielt er nicht.

Lass sie erst den Arbeitsstress abschütteln, sagte er sich und schnippelte weiter Bohnen in den Kochtopf.

Klong.

Das war der Bügel, nicht eben behutsam auf die Kleiderstange gehauen.

Klack, klack.

Das waren die Schuhe, in eine Ecke gepfeffert. Was machte sie jetzt?

Gemurmel.

Offenbar war sie zu Florentin gegangen.

Bjarne goss Wasser auf die Bohnen. Die Stimmen wurden lauter. Durch zwei geschlossene Türen konnte er nicht viel verstehen, aber es bahnte sich Ärger an, soviel war sicher. Er hatte eben den Wasserhahn zugedreht, den Topf auf den Herd gestellt und beschlossen, besser nach dem Rechten zu sehen, als das Geschrei einsetzte. Bjarne beeilte sich, ins Kinderzimmer zu kommen.

Florentin stand mitten im Raum, weinend, Claudine vor sich, die ihn anbrüllte.

»Was ist los?«, fragte Bjarne.

»Was los ist? Hast du keine Augen im Kopf? Sieh dir diesen Schweinestall mal an. Man kann kaum treten, alles ist vermüllt: Bauklötze, Papierschnipsel, hier, der Apfelgriebs, obwohl ich ihm verboten habe, Essen mit aufs Zimmer zu nehmen. Um alles muss ich mich allein kümmern.« Sie trat gegen die herumliegenden Spielzeugautos, was Florentins Weinen zum Geheul steigerte. »Räum dein Zimmer auf, sofort, pack die Autos zusammen, hörst du?«

»Claudine, er ist sechs. Was spielt es für eine Rolle, wenn es ein bisschen chaotisch aussieht?«

»Ja klar, du bist natürlich wieder auf seiner Seite. Wenn man euch machen ließe, würde hier alles verdrecken.«

»Das ist doch Unsinn.«

Aber sie schrie schon wieder auf Florentin ein und zerrte ihn zu den Autos.

»Nun beruhige dich erst mal.«

Bjarne berührte sie am Arm in der Absicht zu vermitteln, da fuhr sie herum und schlug ihm ins Gesicht. »Misch dich nicht ein«, schrie sie, »du machst alles nur kaputt! Du untergräbst meine Erziehung!«

Er wollte etwas erwidern, besänftigen, ihren Zorn auffangen, aber sie brüllte schon wieder ihren Sohn an: »Wenn ich wiederkomme, liegt hier nichts mehr auf dem Boden, verstanden?« und stürmte türenknallend davon.