Schlangenkopffische - Nora Brede - E-Book

Schlangenkopffische E-Book

Nora Brede

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Beschreibung

In der Aquaristik sind Schlangenkopffische schon seit einigen Dekaden zu finden. Zwar würden wir sie nicht in einem Zooladen mit Standard-Sortiment erwarten, aber einige Arten werden sogar schon im "Mergus Aquarienatlas, Band 1" besprochen. Jedoch findet man kein einziges Buch, das sich ausschließlich den beiden Gattungen Channa und Parachanna befasst. Das heutige Wissen über Schlangenkopffische ist ein Resultat aus Haltungserfahrungen, die entweder am Stammtisch oder im Internet zu finden sind. Und wie so oft ist das Vermittelte im weltweiten Netz oft keiner Korrektur und keiner Kritik ausgesetzt. Deswegen schreiben wir dieses Buch – es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber der Versuch eines vorsichtig-wissenschaftlichen Umgangs mit dem Thema, dazu Aquarianer-Latein, gepaart mit eigener Erfahrung. Art für Art stellen Ihnen die Bücher dieser Reihe die beliebtesten Süßwasser-Aquarienbewohner vor. Jeder Band bietet leicht verständliche Informationen über eine bestimmte Gruppe von Aquarienpfleglingen, erläutert die Biologie und beschreibt die Haltung. Experten mit langjährigen Erfahrungen geben detaillierte, praxisnahe Pflegeanleitungen, und Sie finden alle Informationen, die Sie für eine erfolgreiche Haltung brauchen. Das alles durchgängig farbig, großzügig bebildert und attraktiv gestaltet - Art für Art.

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Seitenzahl: 73

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SCHLANGENKOPFFISCHE

DIE GATTUNGEN CHANNAUND PARACHANNA

Nora Brede & Pascal Antler

Bildnachweis

Titelbild: Channa sp. „Ice & Fire“ Foto: H. Evers

Bild Seite 1: Channa bleheri Foto: P. Antler

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden von den Autoren nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder der Autoren. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert oder vervielfältigt werden.

eISBN: 978-3-86659-313-8

© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Kriton Kunz

Layout: Malte Rommel

Inhalt

Vorwort

Biologie

Systematik

Haltung

Die benötigte Aquariengröße

Eine Channa-gerechte Einrichtung

Gesellschafts- oder Artbecken?

Futter und Fütterung

Wissenswertes

Krankheiten und Verletzungen

Vermehrung

Maulbrüter

Offenlaicher

Artenteil

Asiatische Arten

Afrikanische Arten

Unbestimmte Arten und Händlernamen

Außer Konkurrenz

Wo kann man Schlangenkopffische erwerben?

Literatur

Channa asiatica droht mit abgespreiztem Kehlsack und aufgestellten Flossen. Dadurch wirkt der Fisch besonders schlecht gelaunt.

Foto: N. Brede

Vorwort

Es ist schon seltsam. In der Aquaristik sind Schlangenkopffische schon seit einigen Dekaden zu finden. Zwar würden wir sie nicht in einem Zooladen mit Standard-Sortiment erwarten, aber einige Arten werden sogar schon im „Mergus Aquarienatlas, Band 1“ besprochen. Jedoch findet man kein einziges Buch, das sich ausschließlich mit den beiden Gattungen Channa und Parachanna befasst. Das heutige Wissen über Schlangenkopffische ist ein Resultat aus Haltungserfahrungen, die entweder am Stammtisch oder im Internet zu finden sind. Und wie so oft ist das Vermittelte im weltweiten Netz oft keiner Korrektur und keiner Kritik ausgesetzt. Deswegen schreiben wir dieses Buch – es ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber der Versuch eines vorsichtig-wissenschaftlichen Umgangs mit dem Thema, dazu Aquarianer-Latein, gepaart mit eigener Erfahrung.

Die Gerüchte, die sich um Schlangenkopffische ranken, haben diesen Tieren ein schlechtes Image verpasst, das sie nicht verdienen. Nicht ganz unbeteiligt am Bild des „Killer Snakehead“, wie es in Billigproduktionen der Filmindustrie unter den Titeln „Frankenfish“, „Snakehead Terror“ oder „Swarm of the Snakehead“ dargestellt wird, sind die US-Regierung und ihre Ämter, die nach den ersten invasiven Vorkommen verschiedener Schlangenkopffisch-Arten beispielsweise in den Florida Keys eine regelrechte Hetzkampagne starteten, um auf die Gefahr durch Faunenverfälschung aufmerksam zu machen, die diese anpassungsfähigen Gattungen mit sich bringen. Heutzutage ist die Haltung dieser Tiere in den USA strikt verboten. Dass dies erst einmal wenig mit dem „Killerinstinkt“ der Tiere zu tun hat, vergisst der eine oder andere schnell, wenn erneut einer der bemerkenswert schlechten Filme läuft. Anders als dort überzeugend dargestellt, frisst Channa übrigens weder größere Haustiere noch ausgewachsene Männer und auch keine hübschen, vollbusigen, in Hochfrequenz schreienden Frauen.

Obwohl Schlangenkopffische definitiv Raubfische sind, besteht im Hobby keine Notwendigkeit, sie irgendwelche angedichteten Killerinstinkte ausleben zu lassen. Auch Tiere, die stets mit Totfutter ernährt wurden, zeigen sich in voller Pracht und produzieren mehr Nachkommen, als es einem manchmal lieb ist. Einst besaß ich (Nora Brede) ein Weibchen von Parachanna obscura, das sich bereitwillig von mir an den Flanken streicheln ließ. Eine, manchmal auch drei Minuten hielt das Tier vollkommen still und entfernte sich, wenn es genug hatte, in aller Ruhe und ohne jegliche Anzeichen von Stress.

Wie viele große Fische sind auch Schlangenkopffische Charaktertiere – wir würden sie eher nicht als überdurchschnittlich intelligent bezeichnen, aber wenn wir an dieser Stelle ein wenig vermenschlichen dürfen, dann würden wir behaupten, dass der Charme dieser Gattungen von ihrer nie enden wollenden Griesgrämigkeit herrührt. Es versüßt uns den Tag, wenn wir morgens in das Gesicht von Channa asiatica schauen dürfen – es ist eine Karikatur der Übellaunigkeit, des Menschenfeinds, vereint in der schuppigen Schnute einer Fischart. Auch nach Jahren mögen wir die Schlangenkopffische noch mehr als viele andere Arten, die auf den Markt sprangen, glänzten wie eine Super-Nova und wieder verschwanden. Sie verzeihen Fehler, benötigen keine übermäßige Pflege – und notfalls kann man Tiefkühlkost aus dem Supermarkt wie z. B. Frutti di Mare oder Shrimps, die man für sie im Gefrierschrank bereithält, unter die Spaghetti für das eigene Mittagessen mischen, wenn die Zeit mal wieder nicht für einen Einkauf gereicht hat …

Nora Brede & Pascal AntlerThalheim an der Thur, Schweiz,& Oberhausen, Deutschland,im Herbst 2009

Biologie

Schlangenkopffische (Familie Channidae; Ordnung Barschartige, Perciformes) sind zwar keine Labyrinthfische (Unterordnung Anabantoidei), aber nahe mit ihnen verwandt. Wie Labyrinthfische besitzen auch Schlangenkopffische ein Labyrinthorgan, also ein zusätzliches Atmungsorgan, mit dem sie atmosphärische Luft aufnehmen können. Und ebenfalls wie Labyrinthfische ertrinken Schlangenkopffische, wenn sie nicht die Gelegenheit bekommen, Luft zu atmen. Während beide Gruppen teilweise das Maulbrüten als Brutpflege-Strategie entwickelt haben, gibt es unter den Schlangenkopffischen keine expliziten Schaumnestbauer – eher sind es halbherzige „Komposthaufen“, die da unter der Wasseroberfläche konstruiert werden, um das Gelege aufzunehmen, oder die Tiere befreien die Wasseroberfläche schon fast zwanghaft von jeglichen Pflanzenteilen.

Gleich den Labyrinthfischen umschlingen sich Schlangenkopffische während der Verpaarung nach einem typischen Muster: Nach anfänglichem Balzen windet sich das Männchen um das Weibchen, das sich seinerseits windet und in den folgenden Sekunden die Eier abgibt, die vom Männchen befruchtet werden. Nach der Eiabgabe verfallen beide in eine Laichstarre, die sich beim Männchen früher löst. Während es die herabfallenden Eier aufsammelt, kann man das Weibchen dabei beobachten, wie es starr zu Boden sinkt. Diese Prozedur wiederholt sich mehrere Male, und nicht selten kann das Nest einer offen laichenden Art an die 1.000 Eier umfassen.

Parachanna obscura bei der Balz. Scheinpaarungen dienen der Synchronisation des Paares. Die Umschlingungen gleichen denen der Labyrinthfische, auch wenn Schlangenkopffische kein beeindruckendes Schaumnest bauen.

Fotos: N. Brede

Landgang. Channa gachua watschelt für die Kamera Richtung Wunschhabitat.

Fotos: N. Brede

Schlangenkopffische sind dafür bekannt und gefürchtet, dass sie über Land gehen können. Auch wenn sich „gehen“ im Zusammenhang mit Fischen auf den ersten Blick seltsam liest, wird der eine oder andere Halter schon überrascht festgestellt haben, dass Channa zu Lande wirklich ausgesprochen wendig und schnell sind. Die Tiere stützen sich auf ihre Brustflossen, stemmen sie nach vorne und ziehen den Körper nach. Noch effektiver wird dies durch eine koordinatorisch perfekt abgestimmte Schlängelbewegung des Hinterkörpers, und bevor man sich versieht, ist der Fisch unter dem Aquarienschrank verschwunden. Die Tiere laufen gezielt in eine Richtung, und man tut gut daran, sie nicht allzu lange zu bewundern, sondern sie möglichst schnell wieder in ihr Aquarium zu setzen.

Die Heimat von Channa striata – in einem Reisfeld ist dieses Tier unterwegs zu tieferen Stellen.

Foto: J. Sawatan

Diese Art der Fortbewegung ist eine Anpassung an ihre Lebensweise, genau wie ihr Labyrinthorgan. Viele Arten kommen in flachen, kleinen Gewässern vor, auf Reisfeldern und in Abwasserkanälen. Ihre Lebensräume sind stets von Austrocknung bedroht und erfordern von den Tieren, sich notfalls eine neue Pfütze zu suchen. Soweit uns bekannt ist, folgen die Tiere in solch einer Situation allerdings keinem visuellen oder geruchlichen Reiz, sondern laufen nach unseren Beobachtungen mehr oder weniger geradeaus. Offensichtlich hat sich dieses Verhalten bewährt, sonst würde es heute so nicht mehr existieren. Zwar führt es wahrscheinlich nur in einigen wenigen Fällen zum Erfolg – allerdings erscheint es uns relativ irrelevant, wo man austrocknet: bei dem Versuch, ein neues Gewässer zu finden, oder im eigenen, austrocknenden Tümpel. Die Exemplare aber, die es schaffen, können dann für den Fortbestand der Art sorgen.

Außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets sind Schlangenkopffische potenziell invasive Arten, sie können sich also aufgrund ihrer Lebensweise auch in solchen Habitaten halten und vermehren, in denen sie ursprünglich nicht vorkamen. Vielerorts wurden sie als begehrte Speisefische bewusst ausgesetzt, etwa auf Madagaskar, Neuguinea und Japan. Als Exoten beeinflussen sie das Gefüge eines Habitats dann mitunter massiv, denn möglicherweise gibt es hier keine Fressfeinde, Parasiten oder Krankheitserreger, die ihren Bestand dezimieren. Beutetiere haben keine Vermeidungsstrategien gegen die „Neuen“ entwickelt, und ökologisch gleichgestellte Arten werden durch die starke Konkurrenz aus ihren Habitaten verdrängt. Auch wenn dieses Szenario nicht auf jeden Exoten zutrifft, sind dies die Hauptgründe, weshalb so viele Neobiota außerhalb ihres Ursprungsgebiets so erfolgreich sind.

Wussten Sie schon?

Das Riechen funktioniert unter Wasser ähnlich wie in der Luft, indem chemische Stoffe über Sinneszellen aufgenommen und im Gehirn verarbeitet werden, um ein bestimmtes Verhalten auszulösen.

Wussten Sie schon?

Als Neobiota bezeichnet man solche Pflanzen (Neophyten) und Tiere (Neozoen), die nach 1492, also dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes durch menschliche Verschleppung oder Aussetzung Fuß bzw. Wurzel gefasst haben und sich dort als sog. invasive Arten ausbreiten. Dabei kann es zu explosionsartiger Vermehrung kommen, weil das ökologische Gefüge nichts entgegenzusetzen hat.