Schlank für Faule - Dr. med. Carsten Lekutat - E-Book
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Schlank für Faule E-Book

Dr. med. Carsten Lekutat

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Beschreibung

Dauerhaft schlank sein ist möglich – medizinisch erprobt und ohne große Anstrengung   "Iss nicht weniger, iss das Richtige" ist das Motto der Sprechstunde für Adipositas-Medizin des bekannten TV-Arztes Dr. med. Carsten Lekutat. Aus seiner Sicht macht es keinen Sinn, die Lebensqualität mit einer Aneinanderreihung von sinnlosen und anstrengenden Diäten zu zerstören. Es braucht viel mehr ein Konzept von Gewichtskontrolle, das uns lebenslang begleitet, ohne dass wir darunter leiden müssen. Denn Abnehmen ist eigentlich einfach, wenn man weiß, wie es geht. Das Gewicht zu halten ist die Herausforderung. Dr. med. Lekutat erläutert die medizinischen Ursachen von Übergewicht, die individuell und sehr unterschiedlich sein können. Neben Hormonen, Stoffwechsel, Bewegungsmangel, Psyche und Schlaf spielt natürlich auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Nach der Diagnostik zeigt er ganz konkret, wie Abnehmen mit schlauer Gewichtskontrolle dauerhaft gelingt.  "Ich weiß, wie Sie sich fühlen: Ich hatte auch einige Kilos zu viel auf der Waage. Ganze 23 Kilogramm trennten mich von meinem Wunschgewicht! Aber ich habe sie verloren – dauerhaft. Und das ohne Diäten und ohne Qualen. Und wenn Sie jetzt glauben, das ist wieder so ein weiterer Diät-Ratgeber, dann liegen Sie falsch. Denn Diäten sind das Falscheste, was Sie machen können, wenn Sie Gewicht verlieren und danach dauerhaft schlank bleiben wollen." Dr. med. Carsten Lekutat

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Dr. med. Carsten Lekutat

Schlank für Faule

Das Leben ist zu kurz, um sich mit nutzlosen Diäten zu quälen

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Dauerhaft schlank sein ist möglich – medizinisch erprobt und ohne große Anstrengung

 

»Schlank für Faule« ist das Motto der Sprechstunde für Adipositas-Medizin des bekannten TV-Arztes Dr. med. Carsten Lekutat.

Aus seiner Sicht macht es keinen Sinn, die Lebensqualität mit einer Aneinanderreihung von sinnlosen und anstrengenden Diäten zu zerstören. Es braucht viel mehr ein Konzept von Gewichtskontrolle, das uns lebenslang begleitet, ohne dass wir darunter leiden müssen. Denn Abnehmen ist eigentlich einfach, wenn man weiß, wie es geht. Das Gewicht zu halten ist die Herausforderung.

Dr. med. Lekutat erläutert die medizinischen Ursachen von Übergewicht, die individuell und sehr unterschiedlich sein können. Neben Hormonen, Stoffwechsel, Bewegungsmangel, Psyche und Schlaf spielt natürlich auch die Ernährung eine entscheidende Rolle. Nach der Diagnostik zeigt er ganz konkret, wie Abnehmen mit schlauer Gewichtskontrolle dauerhaft gelingt.

 

»Ich weiß, wie Sie sich fühlen: Ich hatte auch einige Kilos zu viel auf der Waage. Ganze 23 Kilogramm trennten mich von meinem Wunschgewicht! Aber ich habe sie verloren – dauerhaft. Und das ohne Diäten und ohne Qualen. Und wenn Sie jetzt glauben, das ist wieder so ein weiterer Diätratgeber, dann liegen Sie falsch. Denn Diäten sind das Falscheste, was Sie machen können, wenn Sie Gewicht verlieren und danach dauerhaft schlank bleiben wollen.« Dr. med. Carsten Lekutat

Inhaltsübersicht

Motto

1 Warum auch ein Gesundmacher ein Dickmacher sein kann

2 Welche Ernährung ist gesund? Die Antwort ist einfacher, als Sie glauben – und wird Ihnen nicht gefallen

3 Warum Sie nicht schuld sind

4 Lassen Sie einfach den Salat weg

5 Noch eine Scheibe Knäckebrot und ich platze!

6 Wenn Füchse und Hasen für unser Gewicht verantwortlich sind

7 In 8,35 Monaten zum Erfolg

8 Mit Keksen gegen das Übergewicht

9 Stabilisieren Sie sich schlank

10 Was die Küste von England mit unserem Gewicht zu tun hat

11 Machen Sie es einfach ungeschehen, oder: Der Radiergummi für Ihren Bauch

12 Diese Diät ist Käse

13 Diese Chips sollten Sie mal versuchen

14 Sitzen ist die neue Currywurst

15 Hara Hachi Bu – Gesundheit!

16 Wie unsere Ernährung unsere Epigenetik verändern kann

17 Mit Hochdruck gegen das Übergewicht

18 Jetzt geht es los! Rauf auf die Rutsche!

19 Bewahren Sie sich Ihre Kompetenzen

20 Eine Runde voller Runder – gemeinsam zum Erfolg

21 Rezepte

Kartoffelsuppe mit Stremellachs

Asia-Gurkensalat mit Hähnchen

Tomaten-Spinat-Salat mit Hanföldressing

Avocadosalat mit Mango und Macadamia

Pfirsich-Spinat-Salat mit Cashews

Gefüllte Avocado mit Mandeltaboulé

Kartoffel-Kräuter-Salat mit Quark

Süßkartoffel mit Austernpilzen und Feta

Gefüllte Süßkartoffel mit Spinat

Bunte Gemüsepfanne mit Ziegenkäse

Schneller Tofu-Gemüse-Wok

Krosse Tofuwürfel mit Erdnuss

Tofu-Gemüse-Wok

Gebratener Tofu mit Sesamgemüse

Brokkoli-Curry mit Tofu und Ananas

Kichererbsen-Curry mit Zuckerschoten

Bohnen-Tofu-Pfanne

Mediterrane Putenpfanne mit Gemüse

Ingwer-Hähnchen-Pfanne

Hähnchenbrust mit Knusperkruste

Hähnchen-Gemüse-Pfanne

Mediterraner Linsensalat mit Hähnchen

Forellenfilet mit Erbsenhaube

Asia-Lachs im Pergament mit Sesamspinat

Lachs mit Mangoldgemüse

Pasta mit geräucherter Makrele

Spaghetti mit Kürbiskernpesto und Kirschtomaten

Dinkelpasta mit Bärlauchpesto

Pasta mit Radieschen und Kresse

Reisnudeln mit Pak Choi und Tofu

Zur Erinnerung: Schlank für Faule – das Wichtigste auf einen Blick

1) Kaufen Sie sich eine Waage

2) Kalorien sind nicht gleich Kalorien

3) Fake it until you become it

4) KEKSE für ein schlankes Leben

5) Bewegen Sie sich zeitnah

6) Ändern Sie Ihre Perspektive

7) Redoo – Ihr neuer Radiergummi

8) Vermeiden Sie einen kalorischen Unverletzlichkeitsglauben

9) Spielen Sie mit Nahrungstricks und schauen Sie, ob diese bei Ihnen wirken

10) Achten Sie auf Schlaf und vermeiden Sie Stress

11) Vermeiden Sie Weightcycling

12) Führen Sie eine Volumenkontrolle Ihrer Mahlzeiten durch

13) Testen Sie das binäre Prinzip von Nahrungsmitteln

14) Führen Sie die Grundzüge der DASH-Diät in Ihr Leben ein

15) Lassen Sie sich Zeit, denn es ist Ihr Leben

Literatur

Siesind nichtschuld!

1Warum auch ein Gesundmacher ein Dickmacher sein kann

Alles war bis in das letzte Detail liebevoll geplant. Das kleine Café in der Altstadt war gemietet, die Einladungsschreiben waren verschickt. Etwas aufgeregt rückte ich die letzten Gläser und Teller zurecht, mit denen die Tische bereits gedeckt waren. Ich nestelte etwas an meinem Hemd herum, das im Brustbereich ein wenig auftrug. Für Guido, den Besitzer des Cafés, war es ein Abend wie viele andere, für mich allerdings sollte es etwas ganz Besonderes werden.

Es war ein Montagabend, die frische Januarluft schaffte nicht den Weg in die hinterste Ecke des Cafés, in der ich saß und auf den großen Fernsehbildschirm an der Wand schaute. Gleich würde ich als Fernseharzt meinen großen Auftritt bekommen, das erste Mal im Westdeutschen Rundfunk als »GESUNDMACHER« zu sehen sein. Nachdem ich über viele Jahre im Deutschen Privatfernsehen eher ein Schattendasein gefristet hatte und eher die lustige medizinische Randfigur im Frühstücksfernsehen von Sat.1 war, könnte das mein großer Durchbruch werden. Hatten Harald Schmidt und Eckart von Hirschhausen nicht auch so angefangen? Ich lehnte mich selbstgefällig zurück und zuppelte an meinem Hemd.

Langsam füllte sich das Café mit meinen Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern, die ich eigens für die Fernsehpremiere eingeladen hatte. Wir wollten ein »Public Viewing« veranstalten, noch ehe das Wort »Public Viewing« in Deutschland überhaupt bekannt war. Wir begrüßten uns weltmännisch mit Küsschen links und Küsschen rechts, wie man das im Fernsehen so macht, und starrten bei Limonade, Wein und Bier auf den Fernseher.

Um 20:15 Uhr ging es los. Primetime! DER GESUNDMACHER. Ein sympathischer Arzt (ich) sollte gesundes Verhalten (das, was ich so über das Leben denke) nach Deutschland (also eigentlich Nordrhein-Westfalen) bringen, indem er (also ich) durch die Städte und Dörfer geht, in Kühlschränke schaut (»Da ist aber zu wenig Brokkoli drin«) oder in die Schlafzimmer der Nation (»Die Matratze ist zu weich, davon bekommen Sie Rückenschmerzen«).

Um 20:15 Uhr startete die Titelmusik der Sendung. Bilder von gesunden Menschen, gepflegten Häusern, zauberhaften Landschaften und mir, dem GESUNDMACHER, der sich lächelnd in die Kamera dreht und Zuversicht, Fitness und – ja – Gesundheit verkörpern soll.

Um 20:16 Uhr sah ich es zum ersten Mal: Ach du Scheiße, Carsten, du bist fett!

Es war mir wirklich vorher nicht aufgefallen, aber scheinbar hatte ich über die Jahre hinweg einige Kilos zugelegt. Ich schaute mich vorsichtig um, was meine Gäste zu dem dicken GESUNDMACHER sagen würden. Aber alle schauten nur voller Stolz auf den Fernseher und verfolgten den dicklichen Fernseharzt auf seiner Runde durch NRW.

Wie konnte das sein? Waren die anderen alle blind? Oder besoffen? Oder wussten es alle anderen schon vor der Ausstrahlung der Sendung, hatten es mir aber nie gesagt? Okay, ich gehe ja auch nicht durch die Welt und sage zu dicken Mitmenschen: »Hallo, du bist aber ganz schön moppelig.« Das macht man nicht, auch wenn man sich das im Geheimen denkt. Aber das waren meine Freunde, meine Kollegen.

Ich sah mich im Café um. Einige meiner Freunde hatten auch das ein oder andere Kilo zu viel auf der Hüfte, und auch ihnen hatte ich das nie gesagt. Es störte mich auch nicht, es passte zu ihrer Persönlichkeit.

Als Kind der 80er – so sehe ich mich zumindest, auch wenn ich 1971 geboren bin – bin ich quasi groß geworden mit den Daytime-Talkshows der 1990er-Jahre. Es war eine Zeit, in der zum ersten Mal Menschen, die keine Stars waren, im Fernsehen Gehör fanden, wenn sie nur schrill und laut genug waren. Jeder, der eine »Message« hatte, konnte auf die Bühne. Und eine der wiederkehrenden Meinungen war: »Ich bin dick. Das ist aber egal, Hauptsache, ich finde mich großartig dabei.«

Am Anfang glaubte ich das den Menschen bei Türck und Ilona Christen auch. Adipöse in illustrer Runde tanzten regelmäßig im Nachmittagsprogramm über die Bühnen der Flimmerkisten, in entweder zu enger Kleidung oder in weite Tücher gehüllt, und riefen: »Ich fühle mich wohl, also lasst mich so sein, wie ich will.« Und was konnte man schon dagegen sagen? Wohlfühlen ist wichtig. Zu sich selbst stehen ebenfalls. Ein kleiner Zweifel an diesem Wohlfühlen und daran, dass Dicksein gut für die Menschen sein soll, kam mir als Arzt damals allerdings schon in den Hinterkopf. Aber der Zweifel war leise und die tanzenden Menschen laut und so stimmte ich ein in den Kanon, der da hieß: »An all ihr Intoleranten da draußen: Lasst uns doch einfach so sein, wie wir sind!«

Vielleicht hatten mich das Fernsehen der 1990er und mein tiefer Wunsch, ein toleranter Gutmensch zu sein, so geprägt, dass ich es nicht einmal meinen Freunden sagen konnte, wenn sie langsam an Gewicht zunahmen. Und auch meine Freunde konnten oder wollten es mir anscheinend nicht sagen. Sie wollten mich so sein lassen, wie ich war, in der Annahme, dass ich es gut fand, so zu sein. Dass ich aber nicht einmal bemerkt hatte, wie es um meine Fettpölsterchen stand, konnten sie sich wahrscheinlich nicht vorstellen. Wie auch? Ich wusste es ja selbst nicht einmal.

Gut, im Nachhinein erinnerte ich mich schon daran, dass ich eines Morgens unter der Dusche stand, zu meinen Füßen herunterblickte und meine Zehen nicht mehr sehen konnte. Sie waren weg, verdeckt von meinem Bauch. Aber dieses Problem war einfach zu lösen: Ich beugte mich ein wenig ins Hohlkreuz und zog meinen Bauch ein, und da waren sie wieder, meine Füße in ihrer gesamten Länge. Wie ein spanischer Torero stand ich unter der Dusche, den Bauch eingezogen, die Brust herausgestreckt, und ignorierte stolz die einfache Information, die mir dieser Morgen eigentlich so eindeutig präsentierte: Du bist fett!

Als sich mein Gürtel eines Tages etwas enger anfühlte als früher, suchte ich nicht etwa das nächste Loch, um ihn weiter zu stellen. Nein! Für uns Männer gibt es eine verblüffend einfache Lösung des Gürtelproblems: Man zieht ihn einfach etwas herunter, bis er sich unterhalb des Bauch-Äquators befindet. Und schon passt er wieder wie angegossen. Das hält über Jahre, denn unterhalb des Bauches nehmen nur Frauen zu, dachte ich mir, nicht wir Männer. Und wenn der Gürtel noch passt, dann kann ich doch nicht dick sein!

In einer Zeitschrift las ich einmal von dem sogenannten Schwabbeltest. Man sollte vor einem Spiegel nackt in die Luft springen und sich selbst nach der Landung beobachten. Was nach einigen Sekunden noch schwabbelt und nicht ein primäres oder sekundäres Geschlechtsorgan ist, gehört nicht an den schlanken Körper. Glücklicherweise sind wir Menschen in der Lage, abstrakt zu denken und in einem gewissen Rahmen auch unsere eigene Zukunft zu antizipieren. Ich entschied mich daher damals, nicht nackt zu hüpfen. Schon gar nicht vor einem Spiegel. Auch nicht allein. Auch nicht im Dunklen. Wahrscheinlich war mir klar, dass es bei mir sehr lange schwabbeln würde.

All diese kleinen Dinge hätten mir schon früher die Augen öffnen sollen, wie es um meine Fettdepots und meinen ehemaligen Adoniskörper bestellt war. Er war nicht mehr da, der Adonis.

Das müssen Sie wissen

Die Wahrnehmung unseres eigenen Körpers ist keinesfalls immer so einfach, wie wir glauben. Gerade was unser Körpergewicht angeht, verschätzen wir uns häufig. Wir Ärzte nennen dieses Phänomen »Körperschemastörung«. Diese tritt bei Patienten mit Essstörungen sehr häufig auf, nicht nur bei Menschen mit Übergewicht, sondern auch bei Magersucht oder Bulimie.

Aber meine Augen wurden mir erst an diesem Montagabend im Café geöffnet, als ich mich selbst schonungslos im 16:9-HD-Format im Fernsehen sah. HD ist was für Tierfilme! Wenn man Backenhörnchen sehen möchte. Und selbst Nilpferde sehen in HD super aus. Aber nicht der GESUNDMACHER! Doch der Blick von außen hatte auch etwas Erhellendes. Ich musste etwas tun. In dieser Form würde ich die erste Staffel des GESUNDMACHERS nicht überstehen. Peter Zwegat ist auch nicht hoch verschuldet und Martin Rütter läuft auch nicht laut rufend »Platz! Platz! Manno! Platz, sag ich!« durch die Straßen hinter seinem Hund her. Mir war klar: Der GESUNDMACHER durfte nicht kränker aussehen als seine Patienten.

An diesem Abend im Januar traf ich also eine Entscheidung: Das Fett muss weg – ich will wieder schlank sein!

Aber wenn das bloß so einfach wäre.

Mein neues Mindset

Am Anfang steht immer eins: die Entscheidung. Es muss nicht unbedingt die Entscheidung sein, schlank sein zu wollen. Die Entscheidung, etwas im Leben ändern zu wollen, ist völlig ausreichend. Das bedeutet aber auch, dass es ab jetzt etwas unbequem werden kann. Wir werden jetzt gemeinsam unsere Komfortzone verlassen. Und wir werden viel Spaß dabei haben.

3Warum Sie nicht schuld sind

Lassen Sie uns ein kleines Gedankenexperiment durchführen:

Sie sind Hausarzt in einer kleinen Praxis und es kommt ein Patient zu Ihnen, der seit dem Morgen halbseitig gelähmt ist und nicht mehr richtig sprechen kann. Er wird von seiner Frau begleitet, die Sie verständlicherweise recht besorgt anschaut.

»Ich mache mir wirklich Sorgen um meinen Mann«, sagt sie. »Bernd ist gar nicht der Alte. Er kann seinen rechten Arm nicht mehr heben und stottert nur wirres Zeug. Und sein Gesicht ist so schief.«

»Ja«, antworten Sie mit sanfter, aber fester Stimme. Schließlich sind Sie der Arzt und wollen Zuversicht ausstrahlen und die Deutungshoheit der Situation behalten. »Ihr Mann hat sicherlich einen Schlaganfall.«

»Einen Schlaganfall?« Die Ehefrau von Bernd schaut Sie erschrocken an.

»Ja. Die Durchblutung des Gehirns ist gestört und es können Nervenzellen absterben. Wenn es schlecht läuft, wird Ihr Mann nie wieder der Alte sein. Vielleicht kann er nie wieder sprechen oder selbstständig leben. Und vielleicht stirbt er auch.«

Bernd schaut Sie erschrocken an, anscheinend kann er zwar nicht sprechen, aber noch alles verstehen. Sie nehmen Bernds Hand, tätscheln sie väterlich. »Tja, Bernd, hätten Sie mal besser auf sich aufgepasst in der Vergangenheit. War ja auch alles ein bisschen viel. Das haben Sie jetzt davon.«

Bernd schaut Sie fragend an und brabbelt unverständliche Worte, aber als erfahrener Arzt wissen Sie natürlich, was er sagen möchte.

»Nehmen wir zum Beispiel den Blutdruck«, wenden Sie sich erklärend an die Ehefrau. »Ein hoher Blutdruck macht die Gefäße kaputt. Und was ist die Folge?« Eine Antwort warten Sie gar nicht ab, schließlich ist es Ihre Sprechstunde und kein Fernsehquiz. »Ein Schlaganfall!« Genüsslich lehnen Sie sich zurück und betrachten die Wirkung Ihrer Worte.

Bernd stottert so etwas wie »… haben nicht gemessen …«

»Natürlich messe ich nicht bei jedem meiner Patienten den Blutdruck«, fahren Sie mit Ihrem Vortrag fort. »Das wäre auch zu viel verlangt. Und wenn ich ihn mal messe und er zu hoch ist, dann erzähle ich es meinen Patienten nicht immer. Das würde die Stimmung verderben. Und schließlich sind die meisten meiner Patienten doch selbst schuld daran, dass der Druck in den Gefäßen zu hoch ist. Die sind einfach undiszipliniert. Zu wenig Entspannung im Leben, immer unter Strom, Sport machen die auch nicht. Kein Wunder, dass irgendwann der Körper streikt.«

Bernd und seine Frau schauen Sie entsetzt mit aufgerissenen Augen an, soweit Bernd sein rechtes Auge noch aufreißen kann.

»Selbst schuld …«, murmeln Sie, während Sie die Krankschreibung für Bernd ausfüllen und eine Packung Valium für die Ehefrau. »Selbst schuld …«

Zurück in die Wirklichkeit. Ja, ich weiß, Sie würden sich als Arzt niemals so verhalten und Ihnen tun Bernd und seine Frau leid. Aber ganz so absurd ist die Situation in der fiktiven Sprechstunde gar nicht, wenn man einmal genauer darüber nachdenkt. Ersetzen Sie einfach »Bluthochdruck« durch »Übergewicht«. Einen Bluthochdruck sieht man dem Patienten nicht an, ein Übergewicht meistens schon. Trotzdem bleibt die Adipositas häufig der »Elefant im Raum« – ich weiß, geniale literarische Doppelbedeutung –, den jeder sieht, den aber keiner ansprechen möchte. Viele Ärzte scheuen sich, die »Stimmung« zu verderben, wenn sie den Patienten auf das Übergewicht ansprechen. Aber lassen Sie uns das bitte nicht einfach so nebenbei betrachten. Geben wir dieser Erkenntnis den Raum und die Bedeutung, die sie verdient.

Da wird eine Erkrankung, die nach Schätzung der OECD (der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) für 92 Millionen Todesfälle bis 2050 verantwortlich sein wird, in den Sprechzimmern dieser Republik einfach totgeschwiegen! Eine Krankheit, die Menschen nicht nur umbringt, sondern auch zu Invaliden macht. Und wir reden hier nicht über die Adipositas permagna, die schwerstübergewichtigen Menschen. Wir reden über all die kleinen Pfunde zwischendurch, die Pölsterchen, die Lovehandles, den Babyspeck, den Bierbauch, die stark gebauten Menschen mit den schweren Knochen, die Mozartkugeln und Wonneproppen unter uns, die wohlgerundet gut im Futter stehen und vollschlank – als Männer auch mal eindrucksvoll und gewichtig – ihre Körpermasse in die Waagschale werfen. Aber nicht nur das. Der Fett-Tumor – denn eigentlich ist es genau das – wird nicht nur von Ärzten und Patienten ignoriert und beschönigt, während er Entzündungen hervorruft und still und heimlich den Stoffwechsel verändert, die Gefäße eng und unelastisch macht. Die Erkrankung wird generell verneint und die Schuld dem Betroffenen zugeschoben.

Darum lassen Sie mich an dieser Stelle allen Menschen, die von Übergewicht betroffen sind, egal wie ausgeprägt es ist, zurufen: SIE SIND NICHT SCHULD! Wenn ich in meiner Adipositas-Sprechstunde diese Worte sage, gibt es zwei häufige Reaktionen meiner Patienten: Unverständnis und Erleichterung. Teilweise auch Erleichterung trotz Unverständnis. Und nicht selten weinen meine Patienten in diesem Moment. Über Jahre und Jahrzehnte hinweg wurden sie gemobbt und beschuldigt, disziplinlos zu sein, und nun sitzt ihnen dieser Arzt gegenüber und sagt: »Sie sind nicht schuld.«

 

Wir werden in den kommenden Kapiteln noch sehen, wie komplex die Gewichtsregulation in unserem Körper funktioniert und warum Diäten, wie wir sie bislang betrachtet haben, ein denkbar ungeeignetes Mittel zur Gewichtskontrolle sind. Lassen Sie mich aber an dieser Stelle bereits vorgreifen, dass die Sahnetorte von letzter Woche sicherlich nicht zu einer schlanken Linie beigetragen hat, aber letztendlich nicht ausschlaggebend für Ihr Übergewicht war.