Schluß mit Schule! - Bertrand Stern - E-Book

Schluß mit Schule! E-Book

Bertrand Stern

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Beschreibung

Wenn im allgemeinen von Schule gesprochen wird, so zumeist, um ihre Mißerfolge zu beklagen und um Verbesserungen zu fordern. Damit bleibt verheimlicht, daß die Institution Schule an sich das Problem ist, dem selbst mit mehr Mitteln nicht beizukommen ist: Noch so gut gemeinte Maßnahmen würden lediglich in eine jener vielen Reformen münden, die das System vielmehr erhalten und erneuern. Ein ganz anderer Ansatz ergibt sich aus der Betrachtung des Menschen als eines Subjekts - nicht eines zu erziehenden, zu bildenden Objekts! Und aus der Feststellung, Sich-Bilden sei eine Fähigkeit und ein Bedürfnis, die den Menschen gattungsmäßig kennzeichnen. Dies wirkt sich nicht allein auf eine völlig neue Gestaltung von Bildung aus; ein gewandeltes Selbstverständnis bedingt auch einen Rückbezug der Staatlichkeit auf ihre verfassungsgemäß freiheitliche und demokratische Aufgabe und Funktion als dienende Instanz. In diesem Buch faßt der Philosoph Bertrand Stern nicht nur drei Jahrzehnte Erfahrungen mit einer radikalen Schulkritik zusammen; er animiert geradezu, aus dem schulischen Tabu und System auszubrechen, damit Menschen endlich sich frei bilden können, ist doch diese Gabe eine Widerspiegelung des Menschen und seiner Lebendigkeit. Und er eröffnet - bisher verstopfte - Horizonte auf Bildungs-Landschaften, deren kreative und aktive Gestaltung eine uns aufgetragene Herausforderung und Aufgabe ist.

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Schluß mit Schule!

das Menschenrecht, sich frei zu bilden

Bertrand Stern

Widmung

dieses Buch widme ich

...jenen (un-)mutigen jungen Menschen, die sich den obsoleten, von der Schule verkörperten und vermittelten Existenz-Modellen entziehen, verweigern. Mögen sie sich nicht nur prospektiv einsetzen für ein wahrhaftiges, aktives, kreatives Leben, sondern für das selbstverständliche Recht, sich frei zu bilden!

...und den sie Begleitenden: Möge ihre Sensibilität, ihre auf Wissen beruhende Überzeugung und ihr Wille zum erforderlichen Wandel sie bewegen, unsere Töchter und Söhne nicht feige zu verraten, sondern sie konsequent zu unterstützen!

...und alle jenen, für die das Visionäre nichts Krankes ist, sondern der Quell aller wirklichen Lebendigkeit.

Siegburg/Leipzig, am Internationalen Tag der Menschenrechte, 10. Dezember 2006

Schluß mit Schule? – ein Vorwort von Matthias Kern

Daß mit der Schule nicht alles zum Besten steht, ist allgemein bekannt. Aber deswegen gleich mit der Schule an sich Schluß machen? Muß nicht eher versucht werden, die Schulen zu verbessern, eventuell reformierte oder alternative Schulen zu gründen? Sich also für die bessere Schule stark machen, die den eigenen pädagogischen Idealen gerecht wird?

Schluß mit Schule: Versinkt dann nicht alles im Chaos? Es ist durchaus nachvollziehbar, daß eine solche Forderung Bedenken, Befürchtungen und Ängste hervorruft; oder vielleicht die Sorge, wozu es führen würde, mit der Schule Schluß zu machen. Da tauchen Bilder auf wie: Dann würde kein junger Mensch mehr etwas lernen! Dann gehen Bildung und Kultur völlig verloren! Dann breiten sich Egoismus, Massenarbeitslosigkeit und Gewalt aus! Dann brechen Gesellschaft und Staat zusammen! Dann bricht Chaos aus!

Es wird – gerade in Deutschland? – viele Menschen geben, für die eine solche Forderung schlicht inakzeptabel ist: Vielleicht erahnen sie, daß die Umsetzung dieser Parole zu gesellschaftlichen Veränderungen führen würde, die nicht vorhersehbar sind und allein schon deswegen als erschreckend empfunden werden. Da also Schule und Schulzwang nicht angetastet werden dürfen, kann, ja muß diese Forderung getrost als »utopisch« disqualifiziert und beiseite gelegt werden. Von ein paar Reform-ansätzen abgesehen bleibt alles beim Alten...

Aber damit würde – fälschlicherweise und fatalerweise – Lernen mit Schule, Bildung mit Schule, Kultur mit Schule, Gesellschaftsfähigkeit mit Schule gleichgesetzt.

Deshalb ist die von Bertrand Stern erhobene Forderung nicht aus der Luft gegriffen, sondern wohlüberlegt. Er hat sich seit Jahrzehnten mit Schule, mit ihren Ordnungssystemen und mit dem ihr zugrunde liegenden Menschenbild beschäftigt und hierbei Gedanken von Ivan Illich, John Holt, Ekkehard von Braunmühl und anderen fortgeführt. Welche unausgesprochenen und unangetasteten Annahmen und Konzepte unserer Kultur und insbesondere der Schule zugrundeliegen, machten mir die vielen mit Bertrand Stern erlebten und geführten Diskussionen sehr deutlich. Seine Überlegungen und die daraus abgeleiteten Forderungen erscheinen vielen Menschen zu radikal. Dennoch wird in der vorliegenden Analyse klar: Aus der ernstgemeinten Schulkritik lassen sich keine Reformen ableiten, denn Reformen sind ungeeignet, das ideologische und strukturelle Problem der Schule zu lösen. Und: Bertrand Sterns Forderung ist letztlich die logische Konsequenz aus der Haltung, junge Menschen als eigenständige Persönlichkeiten ernstzunehmen, indem insbesondere ihre Rechte und ihre Menschenwürde respektiert und geachtet werden.

Bildung ohne Schule scheint für die meisten Menschen in Deutschland wohl noch kaum vorstellbar. Sie halten Lernen ohne die schulüblichen Rahmenbedingungen wie Lehrpläne, Stundenpläne, Unterricht und Noten für undenkbar. Somit tragen sie dazu bei, die Schule – oder genau genommen: den Schulzwang – zum Dogma zu erheben. Viele Eltern und insbesondere viele Bildungsexperten glauben sogar, daß dies gesetzlich so verankert und unabänderlich sei und sein müsse. Schulzwang wird als Tabu gehegt.

Die derzeit in Deutschland geltenden Regelungen zur Schulpflicht sind in ihrer Tragweite nahezu einzigartig in Europa. Eine staatliche Behörde bestimmt mit Hilfe von Schulen und Lehrplänen, wo sich praktisch ausnahmslos alle jungen Menschen einen großen Teil ihrer Zeit aufhalten, womit sie sich beschäftigen und worüber sie nachdenken sollen. Diese massive Einschränkung der natürlichen und gesetzlichen Rechte junger Menschen, etwa ihres Rechts auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit, bedingt, daß sie der Schule sogar zwangsweise zugeführt werden können: Die eigentlich als selbstverständlich zu betrachtende Möglichkeit, sich zu Bildung in anderer Weise als durch den Besuch einer Schule zu entscheiden, wird unterbunden. Und wenn Eltern ihre »minderjährigen« Töchter und Söhne ernstnehmen und solche Entscheidungen ihrer Kinder hinsichtlich deren Lebens und deren Bildung akzeptieren, müssen sie – wie ich aus eigener Erfahrung weiß – mit Geldbußen und weitergehenden staatlichen Zwangsmaßnahmen rechnen. Mit Maßnahmen, die eher einen repressiven Staat kennzeichnen als einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft würdig sind.

Zwei unserer Söhne hatten sich im Jahr 2001 im Alter von 11 und 14 Jahren entschlossen, nicht mehr zur Schule zu gehen und sich stattdessen selbstbestimmt zu bilden. Wir akzeptierten diese Entscheidungen, was – wie vorhersehbar – zu Auseinandersetzungen mit den Schulbehörden führte. Ein Freund berichtete uns von einem Vortrag Bertrand Sterns und empfahl uns, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Es entwickelte sich eine immer noch andauernde, intensive Zusammenarbeit, die sowohl Vorträge, Seminare und ausführliche Diskussionen als auch die gemeinsame Arbeit an Schriftsätzen umfaßt. Die Gespräche mit Bertrand Stern halfen uns einerseits, die verschiedenen, immer wieder diskutierten Ansätze wie Alternativschulen oder »Schule zuhause« zu analysieren und zu erkennen, daß solche Ansätze den Respekt vor der Würde des Menschen und den Rechten der betroffenen Personen letztendlich nicht gewährleisten können. Andererseits stand uns Bertrand Stern in unseren jahrelangen Auseinandersetzungen zur Frage der Schulpflicht mit Ämtern und Gerichten bis hin zum Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zur Seite. Die in unseren Diskussionen gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der »Beschulung« hatten deutliche Einflüsse auf unser Menschenbild und auf unsere Vorstellungen vom angemessenen Miteinander mit jungen Menschen. Diese Erkenntnisse und Vorstellungen bilden auch die Grundlage unserer juristischen Position.

Menschen sind von Natur aus neugierige, soziale Wesen. Gerade weil das Lernen und die Kontaktsuche zu anderen in ihrer Natur liegen, besteht wirklich keine Notwendigkeit, sie hierzu zu zwingen – zumal Schule und Schulzwang die ihnen zugeschriebene und ihrer Rechtfertigung zugrundeliegende Aufgabe in weiten Teilen nicht erfüllen. Schulpflicht und Schulzwang müssen hinterfragt werden. Denn die bisherigen Beobachtungen belegen, daß Schluß mit Schule eben nicht Schluß mit Lernen, Schluß mit Bildung oder Schluß mit Gesellschaftsfähigkeit bedeutet! Die zahlreichen Erfahrungen in verschiedenen Ländern, die beispielsweise Olivier Keller exemplarisch dokumentiert, zeigen eher das Gegenteil: Ein Verzicht auf Bevormundung durch Schule und Lehrpläne führt dazu, daß sich die Anlagen, Interessen und Fähigkeiten der Menschen frei entfalten können – nicht nur zum Wohle des Einzelnen, sondern zum Wohle der ganzen Gesellschaft. Wenn andere Bildungsformen zugelassen werden, entwickeln sich bisher ungeahnte Lernmöglichkeiten, neue Lernräume und freiheitliche, selbstorganisierte Lerngemeinschaften, in denen – wortwörtlich – ungezwungenes Lernen stattfindet. Oft wird hierbei auch die in unserem Bildungssystem übliche – meines Erachtens unsoziale und unnatürliche – Trennung nach Altersstufen überwunden. In diesem Sinne könnte das vorliegende Buch dazu beitragen, Möglichkeiten einer lebendigen, menschlichen Bildung zu eröffnen.

Matthias Kern

1. Steter Tropfen höhlt den Stein … – Könnten diese Zeilen das Recht, sich frei zu bilden, eröffnen?

In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.

Voltaire (eigentl. François-Marie Arouet) 1694-1778

Seltsam: Wenn von Bildung gesprochen wird, denken die meisten an Schule. Und oft genug an deren Versagen. Diese so üblich und normal gewordene Verwechslung von Bildung und Schule ist ebenso erstaunlich wie die Gleichsetzung von Gesundheit und Medizin oder von Kommunikation und Telefon.

Indem Bildungsfragen üblicherweise als Schulfragen verstanden werden, verkommen sie zu pädagogischen Angelegenheiten, über die zu entscheiden bestimmte Personen sich besonders berufen fühlen: zuvörderst die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen pädagogischen Richtungen, die Schulbürokraten, die Lehrerschaft, die Eltern. Auch die Politik greift hie und da Fragen der Bildung auf: beispielsweise wenn ein gutes Thema für eine unverbindliche programmatische Rede benötigt wird oder, vor allem, wenn Wahlkampf herrscht.

Den Medien scheint die Bildung dann ein besonderes Thema zu sein, wenn ihnen die Schule wieder Anlaß gibt, die deutsche Bildungskatastrophe zu beklagen: Wenn eine neue internationale Untersuchung das schulische Versagen offenbart; oder wenn die Gelegenheit gegeben ist, sich an Merkmalen wie der schulischen Gewalt zu laben.

Auch die Wirtschaftsverbände greifen Bildungsfragen auf, um der Schule ihre Not mit dem Nachwuchs zuzuschreiben.

Die Aufzählung jener, die das Thema Bildung mißbrauchen und daraus eine Schulfrage machen, ließe sich fortsetzen. Und ebenfalls die Aufzählung jener, die ein Versagen der Schule zum Anlaß nehmen, deren Verbesserung zu fordern – als ob dies der Forderung nach Bildung und ihrer Förderung gleichkäme!

Schulkritik? Sie ist wahrlich so alt wie die Schule selbst und hat sich allem Anschein nach als modisches Diskussionsthema fest etabliert – ohne daß durch die lange Tradition diese Schulkritik an Stringenz gewonnen hätte!

Woran liegen solche Mißstände? solche Mißverständnisse? Vielleicht tragen zwei emotionale Belastungen, die – wie mir scheint – Verschulte lebenslang mit sich schleppen, zum allgemeinen Unbehagen bei:

• Einerseits müssen die eigenen schulischen Erinnerungen weitgehend verdrängt bleiben oder verbrämt werden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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