Schmutzige Elektrizität - Samuel Milham - E-Book

Schmutzige Elektrizität E-Book

Samuel Milham

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Beschreibung

Als Thomas Edison gegen Ende des 19. Jahrhunderts New York City als erste Stadt der Welt mit einem Elektrizitätsnetz austattete, gab er der Menschheit den Segen des elektrischen Lichts, elektrischer Heizung und beliebig verfügbarem Strom. Jedoch öffnete Edison damit unwissentlich auch die Büchse der Pandora, indem er die Grundlage für bis dahin unvorstellbare Zivilisationskrankheiten legte.„Schmutzige Elektrizität“ erzählt die Geschichte von Dr. Samuel Milham, dem Wissenschaftler, der die Welt vor der beängstigenden Verbindung zwischen elektrischen Feldern und menschlichen Erkrankungen warnte. Milham führt seine Leser durch die frühen Jahre seiner Ausbildung und Forschungen und zeichnet dabei den verschlungenen Pfad seiner Entdeckung nach: dass die meisten chronischen Erkrankungen des 20. Jahrhunderts durch elektromagnetische Felder verursacht werden – einschließlich Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und sogar Selbstmord.Dr. Milham warnt uns, dass die rasante Verbreitung von Frequenz-Strahlung aus Handys und Sendeantennen, Wi-Fi und Wi-max Systemen, Breitband-Internet-Übertragungswegen in Stromleitungen und den vielfältigen Geräten der Konsumer-Elektronik eine ungeahnte Epidemie vielfältiger Erkrankungen, oftmals mit Todesfolge, auslösen wird. Doch in seinem Buch erklärt er auch einfache Schritte, die wir sowohl persönlich als auch gesellschaftlich, unternehmen können, um diese wunderbare und gleichzeitig hochgefährliche Technologie nur zu unserem Vorteil einzusetzen. Diese Informationen könnten Ihr Leben retten.

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Samuel Milham

Schmutzige Elektrizität.Elektrifizierung und die Krankheiten unserer Zivilisation.

Deutsche Erstausgabe, 2012

Deutsche Übersetzung: Helga Krachler

Umschlaggestaltung: Gabriel Reinert

Layout: Inna Kralovyetts

Druck: Westkreuz-Druckerei Ahrens KG Berlin / Bonn

www.mosquito-verlag.de

© Copyright 2012 für die deutschsprachige Ausgabe bei Mosquito Verlag Ltd & Co KG, Immenstadt

Titel der Originalausgabe: „Dirty electricity. Electrification and the diseases of civilization.“

© Copyright 2010 by Samuel Milham

Published by arrangment with iUniverse Inc, Bloomington, USA

Nachdrucke oder Kopien dieses Buchs, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

ISBN 978-3-943238-10-5

Für Eddie O’Gorman, den Gründer der britischen Stiftung Kinder mit Leukämie, und in Gedenken seiner Kinder, Paul und Jean, und seiner Frau Marion, die alle an Krankheiten gestorben sind, die mit dem elektromagnetischen Feld zusammenhängen.

„Wer die Geschichte ignoriert, ist dazu bestimmt, sie zu wiederholen.“

Edmund Burke (1729-1797)

Danksagungen

Alle Wissenschaft basiert auf den kumulativen Ideen und Arbeiten anderer. Da sehr viel meiner Arbeit als Epidemiologe auf dem wichtigen Meldesystem von Statistiken und Populationsdaten basiert, stehe ich tief in der Schuld der unzähligen Menschen, die Millionen an Daten zu Geburten, Todesfällen und Volkszählungen im letzten Jahrhundert ausgefüllt, gesammelt und tabellarisch angeordnet haben. Die Unterlagen von Michael Court-Brown und Richard Doll 1961, die den Höhepunkt des Auftretens von kindlicher Leukämie im frühen Teil des zwanzigsten Jahrhunderts aufzeigen, genauso wie ein Diagramm des Zeittrends der Elektrifizierung der Vereinigten Staaten, von Jesse Ausubel und Cesare Marchetti veröffentlicht, und schließlich die Identifizierung, Charakterisierung und Messung der schmutzigen Elektrizität durch Martin Graham und David Stetzer, waren notwendige Wegbereiter für meine Studie an der La Quinta Mittelschule, die schmutzige Elektrizität als ein mögliches universelles Kanzerogen identifizierte. Ohne den Zeitungsartikel von Mike Perrault in der Desert Sun über die Krebserkrankungen der La Quinta Lehrer wäre nichts von diesem neuen Wissen an den Tag gekommen.

Bei jedem Halt auf meiner 50-jährigen Odyssee gab es Menschen, die mir halfen und mich unterstützten. Im Gesundheitsamt des Staates New York rettete mich Alan Gittlesohn vor einer mich nicht erfüllenden Facharztausbildung im Gesundheitswesen und arbeitete mit mir an einer Vielzahl von Projekten. In Hawaii war Bob Worth der beste Chef und Kollege, den ich mir wünschen konnte. Im Gesundheitsamt des Staates Washington wurde viel meiner Arbeit durch Eric Ossiander ermöglicht und verbessert. Unser Projekt zur kindlichen Leukämie war entscheidend für alles, was folgte. Eric bot mir auch während meiner 20 Jahre der Pensionierung eine ständige Brücke zu Daten des Staates Washington.

Im Lauf der Jahre war der verstorbene William Ross Adey, MD, immer da, um technische Fragen zu elektromagnetischen Feldern zu beantworten. Louis Slesin, Ph.D., Herausgeber der Microwave News, war jahrzehntelang eine wichtige Verbindung zu den neuesten Forschungen über das elektromagnetische Feld (EMF).

Pensionierung bedeutete, professionelle Netzwerke hinter mir zu lassen. Ohne Büro, Studenten, Kollegen, Bibliothek oder berufliche Konferenzen waren die meisten meiner Forschungsbemühungen in den letzten 20 Jahren gezwungenermaßen eine einsame Unternehmung. Jedes Stückchen der letzten 50 Jahre war nötig, damit sich all die Puzzleteile zusammenfügten, um das erstaunliche Bild einer unsichtbaren, verborgenen Belastung, die zu unseren „Zivilisationskrankheiten“ beiträgt, zu enthüllen.

Dank an George Nedeff von iUniverse für seine Anleitung und seinen Rat zur Veröffentlichung, und an B. Blake Leavitt dafür, dieses Buch lesbarer zu machen. Magda Havas hat die meisten Graphiken in diesem Buch erstellt. Sherry Milham lieferte wertvolle Vorschläge und las Korrektur.

Vorwort

Dieses Buch wurde im dringenden Versuch geschrieben, Sie vor dem zu warnen, was ich für eine globale, von Menschen verursachte Gesundheitsbedrohung halte. Als Thomas Edison in den 1880ern anfing, New York City mit einem Gleichstromelektrizitätssystem zu vernetzen, schenkte er uns die Magie des elektrischen Lichts, der Wärme und des Stroms, öffnete jedoch unabsichtlich eine Büchse der Pandora unvorstellbarer Krankheiten und des Todes.

Es gibt eine große Wahrscheinlichkeit, dass die meisten der „Zivilisationskrankheiten“ des zwanzigsten Jahrhunderts, einschließlich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartiger Neoplasien (Krebs), Diabetes und Selbstmord, nicht alleine durch den Lebensstil verursacht werden, sondern auch von bestimmten physischen Aspekten der Elektrizität. Die Beweisdaten dafür sind seit 1930 verfügbar, aber niemand hat sie untersucht. Folglich sind die „Kriege“ gegen Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Scheitern bestimmt, weil ein entscheidender ätiologischer Faktor nicht in Betracht gezogen wurde. Vor allem steigen genau diese Krankheiten in der Bevölkerung direkt proportional zu unserer wachsenden Belastung durch hochtechnologische elektrische Geräte an.

Der elektrische Teil dieser Geschichte beginnt mit einer Häufung von Leukämieerkrankungen im Kindesalter in Rome, New York, die ich in den 1960ern untersuchte. Ich erkannte erst, dass die Häufung vermutlich von Radarstrahlung verursacht wurde, als viele Jahre später Stanislaw Szmiegelski, ein Forscher in Polen, berichtete, dass Militärmitarbeiter, die Radar und Funk ausgesetzt waren, hohe Raten an Leukämie und Lymphomen aufwiesen (Szmiegelski 1996). In den Vereinigten Staaten standen das Auftreten von kindlicher Leukämie in den 1930ern und die größte Verbreitung in der Altersgruppe der Zwei- bis Fünfjährigen für die vorrangige Leukämie im Kindesalter, gewöhnliche akute lymphoblastische Leukämie, in starkem Zusammenhang mit der allmählichen Ausbreitung der Elektrifizierung von städtischen in ländliche Gegenden (Milham&Ossiander 2011). Sogar heute taucht diese Alterspitze bei kindlicher Leukämie in nicht elektrifizierten Gegenden wie dem subsaharischen Afrika nicht auf.

Während der Durchführung der Altersspitzenstudie bei kindlicher Leukämie zeigten einige Krebsarten bei Erwachsenen, einschließlich weiblichen Brustkrebses, ebenso einen starken Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Wohngegend. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht glauben, dass 60-Hz-Magnetfelder dafür verantwortlich sein könnten. Einige Jahre später brachte mich ein Zeitungsartikel über ein Krebscluster bei Lehrern in der La Quinta Mittelschule in Südkalifornien 2004 dazu, eine weitere Studie durchzuführen, die zeigte, dass Hochfrequenzspannungsspitzen (von der Versorgungswirtschaft „schmutzige Elektrizität“ genannt) ein starkes, universelles Kanzerogen waren. Schmutzige Elektrizität strömt gemeinsam mit der 60-Zyklen-Sinuswelle des Wechselstroms (AC) als Hochfrequenzspannungsspitzen zwischen zwei und 100 Kilohertz. Sie ist auch immer öfter in Erdstromleitungen zu finden, die zu den Versorgungsumspannwerken zurückführen. Sie wird durch Unterbrechungen des Stromflusses und durch Funkenbildung verursacht. Schmutzige Elektrizität kann überall auf elektrifizierten Kabeln vorhanden sein und befand sich dort vermutlich seit den Anfängen der Elektrifizierung. Schmutzige Umgebungselektrizität koppelt sich kapazitiv an den menschlichen Körper und leitet elektrischen Strom in den Körper.

Die La Quinta Arbeit, veröffentlicht 2008 (Milham & Morgan 2008) führte zu einer weiteren Studie 2009, „Historischer Beweis, dass die Elektrifizierung die Epidemie der Zivilisationskrankheiten des zwanzigsten Jahrhunderts verursachte“ (Milham 2010), was die Entstehung dieses Buches und meine Warnung begründete. Dieses Buch wird erklären, wie ein damals 72 Jahre alter, pensionierter, medizinischer Epidemiologe sich für etwas engagierte, was sich als die wichtigste, interessanteste, aufwühlendste und schwierigste Serie von Studien in meiner langen Karriere herausstellte.

Die Auswirkungen der Elektrifizierung auf Gesundheit und Sterblichkeit traten so allmählich und in so großem Maßstab auf, dass sie praktisch nicht bemerkt wurden und die Hauptkrankheiten, die man ihnen zuschreiben kann, als „normale“ Krankheiten der modernen Zivilisation betrachtet wurden. Obwohl große Städte zur Wende des letzten Jahrhunderts Elektrizität hatten, dauerte es bis in die Mitte der 1950er, bis die letzten Bauernhöfe in den Vereinigten Staaten elektrifiziert wurden. 1940 waren mehr als 90 Prozent aller Wohngebiete in den nordöstlichen Vereinigten Staaten und in Kalifornien elektrifiziert. 1940 wurden daher beinahe alle Stadtbewohner in den Vereinigten Staaten elektromagnetischen Feldern (EMF) an ihren Wohnstätten und bei der Arbeit ausgesetzt, wohingegen Landbewohner schwankenden Niveaus der EMF ausgesetzt waren, abhängig vom Fortschritt der ländlichen Elektrifizierung ihrer Staaten. 1940 waren nur 28 Prozent der Wohngebiete in Mississippi elektrifiziert, wogegen in fünf weiteren Südstaaten weniger als 50 Prozent der Wohngebiete an das Stromnetz angeschlossen waren. Elf Staaten, vor allem im Nordosten, wiesen eine Wohngebietselektrifizierung von über 90 Prozent auf. In den hoch elektrifizierten nordöstlichen Staaten und in Kalifornien wiesen Stadt- und Landbewohner ähnliche Niveaus der Belastung durch EMF auf, wogegen in Staaten mit niedrigem Niveau der Wohngebietselektrifizierung möglicherweise große Unterschiede in der Belastung durch EMF bestanden. Erst 1956 verschwanden diese Unterschiede endgültig. Was man damals bereits wusste, aber noch nicht würdigte, war, dass urbane Sterberaten bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartigen Neoplasien, Diabetes und Selbstmord in den Mortalitätsdaten der Vereinigten Staaten in den 1930er und 1940ern viel höher waren als ländliche Raten. 1930 war die städtische Krebssterberate 58,8 Prozent höher als die ländliche Krebssterberate. Ländliche Sterberaten standen bei den meisten untersuchten Ursachen signifikant mit dem Niveau der Stromversorgung des Wohngebietes durch den Staat in Zusammenhang.

Es ist schwer zu glauben, dass Mortalitätsunterschiede dieser Größenordnung mehr als 70 Jahre, nachdem sie zum ersten Mal berichtet wurden und 40 Jahre, nachdem sie tatsächlich bemerkt und kommentiert worden waren, ungeklärt bleiben konnten. Ich vermute, dass im frühen zwanzigsten Jahrhundert niemand nach Antworten suchte oder wusste, wie die entsprechenden klaren epidemiologischen Fragen zu formulieren waren. Zu der Zeit, als 1979 EMF-Epidemiologie ernsthaft begann, war bereits die gesamte Bevölkerung EMF ausgesetzt. Damals gab es einfach keine Möglichkeit, eine nicht betroffene Kontrollgruppe zu finden, daher waren alle Studien möglicherweise verzerrt. Kohortenstudien, die Personengruppen über einen Zeitraum begleiten, verwendeten Statistiken der bis dahin EMF ausgesetzten Bevölkerung, um erwartete Werte zu berechnen, und Fallkontrollstudien verglichen mehr exponierte Fälle mit weniger exponierten Proben.

Mittels Analogie ist die Sterblichkeit durch Lungenkrebs bei einem Raucher, der zwei Packungen am Tag konsumiert, zwanzigmal höher, als jene von Nichtrauchern, aber nur dreimal höher als jene von Rauchern, die eine Packung am Tag konsumieren. In Erweiterung dieser Analogie auf EMF hörte das EMF-Gegenstück eines Nichtrauchers nach 1956 in den Vereinigten Staaten auf zu existieren, mit der Ausnahme der kleinen Bevölkerungsgruppe der Amischen. Die zwangsläufige Schlussfolgerung dieser Ergebnisse ist, dass die Epidemie der sogenannten Zivilisationskrankheiten des zwanzigsten Jahrhunderts, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und auch Selbstmord, durch Elektrifizierung und unsere einzigartige biologische Reaktion darauf verursacht wurde. Ein großer Teil dieser Krankheiten könnte daher vermeidbar sein.

Auf Zellen- und Organebene sind wir eine elektrochemische Suppe. Denken Sie an EKG (Elektrokardiogramm), EEG (Elektroenzephalogramm) und EMG (Elektromyogramm). Wir haben uns in einem komplexen EMF-Umfeld in einer Wechselwirkung mit natürlichen terrestrischen und extraterrestrischen EMF-Quellen durch Sonnenaktivität, kosmische Strahlung und geomagnetische Aktivität entwickelt. Ich glaube, dass unser Evolutionsgleichgewicht, über Jahrtausende entstanden, durch die künstlichen EMF schwer gestört und unterbrochen wurde.

Die sehr guten Nachrichten sind, dass es vernünftige Wege gibt, dieses Risiko zu beseitigen oder zu reduzieren, auf eine Weise, die das moderne Leben weit sicherer machen kann, ohne dass wir im Dunkeln leben müssen – wenn sich die Gesellschaft dafür entscheidet. Es dauerte beinahe 50 Jahre der Bildung und Erfahrung, um mich in eine Position zu bringen, in der ich wirklich verstehen konnte, was die Krebsdaten der La Quinta Schule bedeuteten. Bitte begleiten Sie mich auf eine Reise zurück ins Albany, New York, von 1932, während ich erkläre, wie ich von hier nach dort gelangt bin.

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Die frühen Tage

Ich wurde am 12. Mai 1932 im Albany Hospital in Albany, New York geboren. Später besuchte ich die medizinische Fakultät im gleichen alten roten Ziegelbau, in dem ich geboren worden war und mein erster Sohn geboren werden sollte.

Meine Eltern waren libanesisch und syrisch, und beide waren orthodoxe Christen. Mein Vater Sam war bereits in Albany geboren, aber seine Eltern waren Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von Brummana, einer kleinen Stadt in der Nähe von Beirut im Libanon, in die Vereinigten Staaten gekommen. Meine Mutter Louise wurde in Tartus in Syrien geboren und war als Säugling mit ihren Eltern ausgewandert. Meine Mutter schloss die Highschool ab, wogegen mein Vater nur die vierte Klasse beendete, da er und seine drei Geschwister mit ihrer Mutter bei einem Besuch ihrer Eltern durch den ersten Weltkrieg im Libanon festsaßen. Beinahe vier Jahre hatten sie keinen Kontakt mit meinem Großvater Alex und litten während der türkischen Besetzung des Nahen Ostens oft Hunger. Sie alle überlebten den Krieg, aber tragischerweise starb meine Großmutter Libby bevor ich geboren wurde, als sich bei einem Unfall auf einem Familienausflug das Auto überschlug. Mein Vater war durch ihren Tod so traumatisiert, dass er niemals ein Auto lenkte.

Ich besuchte die Klassen eins bis acht in der öffentlichen Schule 26 am westlichen Ende von Albany, die sich 30 Meter von unserer Haustür entfernt befand. Die Schule wurde vor einigen Jahren abgerissen, um Platz für einen Bürokomplex zu machen. Dieser Ort war wichtig, da ich die siebte Klasse mit einer Atemwegserkrankung im Bett verbrachte, aber keine Schulzeit versäumte, da die Lehrer mir meine Lektionen nach der Schule auf dem Weg zur Bushaltestelle vorbeibringen konnten. Nach der neunten Klasse an der Philip Livingston Junior High School besuchte ich die Albany High School, eine öffentliche Busfahrt von Zuhause entfernt. Akademisch gesehen schöpfte die Schule etwa 20 intelligente der 500 Schüler ab und steckte sie in Sonderklassen, die von Abteilungsvorsitzenden aus dem ganzen System unterrichtet wurden. Der greifbare Vorteil dieser besonderen Ausbildung an der Highschool, die einige von uns erhielten, war, dass wir uns mit den Jugendlichen aus New York City messen konnten, die den Vorteil hatten, High Schools mit technischem und wissenschaftlichem Schwerpunkt für Stipendien des Staates New York besuchen zu können. Ich gewann beim High School Abschluss den Deutschen Preis und den Preis für Raumgeometrie der Körper. Eines Tages gegen Ende der zwölften Klasse bestand ich einen Test, der mir ein volles Studiengebührenstipendium für jedes College meiner Wahl im Staat New York einbrachte. Ich entschied mich für das Union College in Schenectady, New York, damit ich zu Hause wohnen konnte.

Das Union College war eines der ältesten Colleges im Land und stand mit einem staatlichen Universitätssystem in Verbindung, das die medizinische Hochschule von Albany, die juristische und die pharmazeutische Fakultät umfasste. Mit einer früh entwickelten Liebe zur Wissenschaft schrieb ich mich in das vormedizinische Programm ein. Das College hatte einen hübschen, parkähnlichen Campus, ein System studentischer Verbindungen und einige außergewöhnliche Lehrer. Ohne Familienauto trampte ich vier Jahre lang an jedem Wochentag die 25 Kilometer zum und vom College. Einer meiner vormedizinischen Klassenkameraden half mir, einen Wochenendjob im St. Clare’s Krankenhaus in Schenectady zu finden, wo ich an den Wochenenden für einen Dollar pro Stunde plus Unterkunft und Verpflegung von Freitagabend bis Montagmorgen im klinischen Labor arbeitete. Innerhalb weniger Monate führte ich das Labor nachts alleine, nahm vor Operationen Blut ab, machte Blutbilder und chemische Profile, nahm Blutproben für Transfusionen, tippte, führte Kreuzproben durch und machte die Bakteriologie. Der Pathologe, der das Labor leitete, erlaubte mir, ihm bei Autopsien zu assistieren. Er borgte mir auch seine Bücher, ein altes Zeiss Monokularmikroskop und eine hämatologische Diasammlung, die ich zum Studium mit nach Hause nehmen konnte. Hier schnupperte ich erstmals in die medizinische Praxis hinein und die Arbeit im Labor bot mir praktische Erfahrungen in klinischer Pathologie.

In meinem letzten Jahr an der Union machte ich einen weiteren Test für ein staatliches Stipendium und erhielt die volle Studiengebühr für das Albany Medical College (AMC). In der Zeit erhielt ich ein weiteres kleines Stipendium, den Fuller Chemiepreis für herausragende Leistungen in Chemie, verliehen an einen Absolventen der Union, der ans AMC ging. Ich weiß nicht, ob der Staat New York immer noch volle Stipendienprogramme anbietet, aber ohne diese wäre mein Leben zweifellos anders verlaufen. Ohne derartige finanzielle Hilfe würde ich heute sicher etwas anderes tun, und es ist sehr wahrscheinlich, dass keine der Forschungen, die in diesem Buch beschrieben werden, jemals durchgeführt worden wäre. Das ist etwas, das man bedenken sollte, wenn Bildungsprogramme der Regierung gekürzt werden.

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Albany Medical College (AMC)

Nach vier Jahren an einem guten, liberalen College für Kunst dachte ich, dass die medizinische Hochschule ein intellektueller Rückschritt war. Sie war eine Berufsschule im buchstäblichen Sinne des Wortes. Die wissenschaftliche Basis der medizinischen Ausbildung lief auf das Studium der Pathologie hinaus, welche die physische, pathologische und zellulare Basis aller Krankheiten darstellt. Es gab keinen formalen Kurs in Medizingeschichte, aber über jene zu lesen, die uns vorausgingen und wie sie die medizinischen Geheimnisse ihre Zeit lösten, inspirierte mich damals und tut es noch heute. Die meisten Ärzte gelangen zu ihrer Fachwahl durch einen Eliminationsprozess, indem sie die positiven und negativen Aspekte jedes Fachbereichs abwägen. Patienten in der Not zu helfen und zuzusehen, wie die guten Ärzte ihrer Kunst nachgingen, war der beste Teil des Prozesses und wie ich wirklich lernte. Im Sinne des Lehrens der Medizin meine ich, dass das Ausbildungssystem nicht verbessert worden ist. Ich denke auch, dass es für jeden Medizinstudenten eine sehr gute Erfahrung wäre, eine Weile lang ein stationärer Patient zu sein.

Als ich ab 1954 die medizinische Hochschule AMC besuchte, war sie physisch Teil des Albany Hospitals. Die Studenten hatten einen Umkleideraum und nutzten gemeinsam einen Aufenthaltsraum sowie die Krankenhausbibliothek. In meiner Klasse gab es 54 Männer, aber nur eine Frau. Auf der anderen Straßenseite befand sich ein Veteranenkrankenhaus, und das Laboratorium und das Gesundheitsamt des Staates New York lagen in Gehweite.