Schneewittchen und Ich - Nadine Manz - E-Book

Schneewittchen und Ich E-Book

Nadine Manz

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Beschreibung

Schneewittchens Stiefmutter und der Ritter, der mit dem Mordauftrag an Schneewittchen betraut wird, erzählen abwechselnd, wie sie die Geschichte erleben. So kristallisieren sich deutliche Unterschiede heraus, wie die Wahrheit jedes Einzelnen aussieht. Doch wo genau liegt die Realität?

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Seitenzahl: 27

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Schneewittchen und Ich

Die VorgeschichteDer MordauftragDrei Geschenke und vier MordeDer ZusammenbruchImpressum

Die Vorgeschichte

Zwei grauenhafte Jahre mussten vergehen, bis ich wieder heiratete. Mein Mann ist damals nach langer Krankheit verstorben. Und obwohl ich wusste, dass er sterben würde, war es schwer. Ich musste mich alleine um meine beiden Töchter kümmern und gleichzeitig ein Königreich regieren, worum sich zuvor mein Mann gekümmert hatte.

Und dann habe ich mich wieder verliebt. Es war überwältigend. Unwirklich. Mein liebster Heinrich! Wir hatten so viel gemeinsam. Wir beide liebten exklusive Kleidung, Erotik, Reisen und genossen hin und wieder das alleine und getrennt voneinander sein. Wie auch jetzt. Er hatte ebenso eine Tochter. Schneewittchen. Was für ein bescheuerter Name! Und doch habe ich immer versucht, ihr eine gutmütige Stiefmutter zu sein. Aber sie war so unglaublich zickig. Immerzu hat sie meine Töchter schikaniert, gedemütigt und sogar körperlich attackiert. Und das Schlimmste für mich war, zumindest am Anfang, dass sie hübscher war, als ich. Ich hatte einen Spiegel, der mir zuvor, zu Hause, auf meine Frage „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ immer mit den Worten geantwortet hat: „Meine Königin, Ihr seid die Schönste im ganzen Land.“

Und seine Antwort jetzt war: „Meine Königin, Ihr seid die Schönste hier, doch Schneewittchen ist noch tausend Mal schöner als Ihr.“ Ich war so wütend. Nicht „nur“ wegen meiner Schönheit, die, seien wir mal ehrlich, bei jedem mit dem Alter abnimmt, sondern weil sie Waltraud und Isolde in allen Gelegenheiten fertig machte, wo sie nur konnte. Das Fass zum Überlaufen brachte sie, als dieses Schneewittchen mit ihrem alles vereinnahmenden, liebevollen Lächeln darum bat, mit Waltraud und Isolde einen Reitausflug zu machen. Sie wolle meinen Töchtern näher kommen, Differenzen überwinden. Aus diesem Grund genehmigte ich diesen Reitausflug. Wie bescheuert konnte ich nur gewesen sein? Ausgerechnet Schneewittchen wollte Differenzen überwinden? Damals hatte ich geglaubt, sie wolle das tatsächlich. Schneewittchen war eine begnadete Reiterin, während meine Töchter erst wenige Wochen zuvor mit dem Lernen angefangen hatten. Was ich nicht wusste, war dass Freddy, das Pferd, das Isolde reiten sollte, schon vor Wind, geschweige denn vor lauten Geräuschen Angst hatte.

Sie ritten los. Aber Schneewittchen kam mit dem fettesten, breitesten Grinsen, das ich jemals gesehen hatte alleine zurück.

„Wo sind meine Mädchen?“ fragte ich sie, während ich vor Sorge schon fast explodierte. Doch dieses dämliche Schneewittchen brach in lautes Gelächter aus, war nicht mehr in der Lage, sich zu halten. Sie konnte nicht einmal sprechen. Dieses hämische Lachen machte mich angstvoll und wütend zugleich. Warum hörte sie nicht auf? Hörte auf, zu lachen und vor allem aufhören, meine Töchter systematisch in die Depression zu treiben?

Mein Herz überschlug sich, mir wurde schwindlig und übel. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schneewittchen lachte weiter, wurde aber gefasster. In der Ferne sah ich Freddy und Michel, die Pferde meiner Töchter, auf das Schlossgelände zulaufen. Langsam fing ich an, mich zu beruhigen, doch als die Pferde näher kamen, sah ich, dass deren Rücken leer war. Meine Angst stieg ins Unermessliche. Aber Schneewittchen, als dieses egoistische Einzelkind die Pferde sah, steigerte sich ihr langsam schwindendes Gelächter wieder zu Gebrüll. Sie hielt sich den Bauch, ihr Kopf war rot und Tränen liefen über ihr Gesicht. Ich wurde immer wütender und ängstlicher. Ich wollte nur wissen, ob meine Töchter wohlauf sind und wo sie sind und wann ich sie wieder sehe. Ich brüllte sie an: „Wo sind meine Töchter?“

Schockiert von meiner Tonlage, verstummte das Gelächter augenblicklich.