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Lyrik und Prosa. Gelegenheitstexte. Aus Erlebnissen gespeist und aus der Fantasie geboren. Mit dem Blick für die Realität und mit der Lust aufs Irreale. Mit Spaß am Skurrilem und am Experimentieren ebenso wie am präzisen Wort. Ein Buch zum Verschenken oder um sich inspirieren zu lassen.
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Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2019
Gelegenheitstextegelegentlich aufgeschrieben, gelegentlich gesammelt
Für meine Kinder, die ich oft viel zu wenig an meinen
Gedanken und Gefühlen teilhaben ließ.
Und für Andrea, die mich regelmäßig mit sanftem
Druck zur Veröffentlichung drängte und die mit Kompetenz
und Geduld mir bei der Arbeit an den Texten
unerlässliche Hilfe war.
Andreas Wiederanders
SCHREIBSEL
Lyrik & Prosa
© 2019 Wiederanders, Andreas
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7497-7574-3
Hardcover
978-3-7497-7575-0
e-Book
978-3-7497-7576-7
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
INHALT
Frühlingserwachen
Bergsommerabend
Freier Fall
Herbst I
Herbst II
Herbst III
Dreimal W
AM RANDE BEMERKT
zeitlos
Fernsehen I
Fernsehen II
neue Schreibstifte
gründlich
geschniegelt + gebügelt
stumpfer Glanz
Fernsehbilderwelt
EINZELNE
Ausgleichsversuch
Sohn
Vater
Fehlanzeige zum Fest
Erlöst
DEPRILOGISCH
Depri 1
Depri 2
Depri 3
Depri 4
Depri 5
Depri 6
Depri 7
Depri 8
Depri 9
Depri 10
Depri 11
Depri 12
UND HÄTTE DER LIEBE NICHT
Alte Liebe
Nebel
In der Liebe bleiben
ICH GLAUBE, HILF MEINEM UNGLAUBEN
Dicht dran?
Leben
Das Wort, das dir hilft
Finstere Frage
Bibelstunde
ein kleiner Spatz
bei Sinnen beten
MIT DEM HERZEN GESEHEN
Als die Amsel sang
Möchte gern
alles richtig kann falsch sein
Bayerpsalm
zu leicht zu schwer
Zinfandel
verzeiht
Trinken I
Trinken II
Wunsch
unverändert
Was soll schöner sein?
Sehnsucht
PROSA*TEXTE*GENAU UND DANEBEN
Der Nächste bitte
Eine durchschnittliche Erscheinung
Selmas Wege
Strandgut
Seeleninfarkt
Hinter der Fassade
Der Winter war sein Leben
Hochzeitstag ist nicht gleich Hochzeitstag
Kein Weihnachten ist wie das andere
Nur eine SMS
Ein Tag wie jeder andere
Die zwei
DURCHS JAHR
Frühlingserwachen
Gut zu wissen,
dass der Frühling kommt.
Die Sehnsucht
nach dem lebensfrischen Maiengrün atmet ihn mit begieriger Brust.
Der Augenblick
umfängt neugierig den stupsenden Blütentrieb.
Das Ohr
erwärmt der fast noch fremde Vogelzwitschergruß am Morgen.
Die Nase
streckt sich der Sonne entgegen.
Und alle Sinne
filtern aus den Stunden, auf den Wegen und
dem Wetterbericht den Frühling sich heraus
als stünde er geradewegs schon um die Ecke vor dem
Haus.
Gut zu spüren
dass der Frühling kommt.
Blieben die Kälte und der Frost verhärteten die Herzen sich härter noch.
Blieben die Erde karg und eiskalt das Land
erstarrten die Augen wohl bald als leere Höhlen.
Blieben die Tage kurz
behaupteten Einsamkeit und Dunkel ihr Quartier.
Der Frühling kommt,
sanft noch, doch unumkehrbar.
Vielleicht
nimmt er mich ein Stück mit.
Bergsommerabend
Umhüllt von wohlig wärmender Abendsonne auf dem
Balkon,
umringt vom vollen Rot der Geranien und der Petunien
Lilablau,
dahinter lugend die alte, hellgrüne Früchte anpreisende
Kastanie im Biergarten
und der im Augustsommerlicht blutrot leuchtende
Ahorn,
dessen Blätter an den Zweigen sich bewegen wie im
Takt einer Melodie,
die herüberquillt zu allen ringsum, ob sie sich herzlich
daran freuen oder nicht,
und hinter allem stehen aufgereiht einer am andern - die
riesigen dunklen Wächter,
die die Blicke begrenzen und den Weg dahin auf die
Spitze treiben,
vorbehalten allein den Drachen- und Gleitschirmseglern,
die von ganz dort oben am Hochplateau in die Weite
starten,
höher als die Gipfel stehen ins Himmelsrund getragen,
doch auch diese müssen wieder hinab in das von den
Wächtern beschattete Tal.
freier Fall
Sah soeben
vom Apfelbaum
einen Apfel
er
kaum gefallen
dort für immer
und ohne Leben.
Und niemand
hat’s zuvor
ihm angesehn.
Herbst I
Die Tage beginnen
meucheln stillschweigend
jeder Stunde robuste Selbstverständlichkeit.
Gaukeln dem Auge vor,
sie wären neu
und könnten sich im Kreise schwebend drehen
bis zum Leuchten kommender Morgensonne.
Doch die Tage beginnen um gleich zu verrinnen
und über jedem Tagesbeginn
breitet sich Endlichkeit wie ein schmutziges Leichentuch
verbergend bergend was längst vergangen ist
beschönigend was längst der Schönheit beraubt
am Ende der Tage.
Herbst II
Und schon wieder ist der Herbst gekommen
hat des Sommers Sonnenzeit genommen
Blätter fallen bunt und welk zur Erde
keiner weiß ob daraus wieder etwas werde
und erst recht der Herbst in meinem Herzen
fürchtet fröstelnd kalt die eisesstarren Schmerzen
Herbst III
Wenn im Herbst
die Blätter fallen
fall auch ich
ganz gegen mein Gefallen
in die Dunkelheit
Wenn im Frühling
neue Knospen treiben
werde wieder ich
ganz gegen mein Gefallen
in der Dunkelheit verbleiben
Dreimal W.
Wie weit
geht das noch mit meinem Leben
wo doch niemand weiß
wie es weitergeht
Wann endet
mein Leben
wo ich doch bis heute nicht weiß
wann es begonnen hat
Wo finde ich den Zauber
der dem Anfang innewohnt
der geht und kommt und wiederkommt
und bleibt am Ende beim letzten Gebet
AM RANDE BEMERKT
zeitlos
die zeit
heilt alle wunden
ist zu hören lange schon
welch irrtum und welch verlogenheit
denn die zeit heilt nicht
sie bemisst nur für unheil und heil die frist
und wie lange es dauern wird
bis meine wunde gefunden und geheilt ist
weiß niemand anzusagen
Fernsehen I
Nachts
wenn ich die erste Reihe verlassen habe
und auf dem Zweiten nicht mehr länger sehen kann
die grellschlierigen Angebote der Privaten nur Rülpsen
zeigen,
lande ich endlich bei den Dritten
und zum ersten Mal kommt ein Lachen
schallend, befreiend und erfrischend
wie kühlnasses Gras nach klebriger Schwüle
beim Sommergewitterguss
am Morgen.
Fernsehen II
Der Chefvolkswirt
der Deutschen Bank
erklärt im Fernsehen
vor aller Welt
die Wirtschaft
und schon verstehe ich
nur noch die Wirtschaft,
aber die Welt nicht mehr
und auch nicht das Volk,
das solche Chefs duldet.
Neue Schreibstifte
2 neue Stifte
habe ich mir gekauft.
Viel weniger als eine Mahlzeit
haben sie gekostet.
Mit ihnen kann ich mein Leben beschreiben
und kann es doch nicht.
2 neue Stifte
habe ich mir gekauft.
Dabei besitze ich so viele verschiedene schon,
doch keiner davon schreibt von allein,
was ich so gern beschrieben hätte.
gründlich
Die Würde des Menschen
ist unantastbar
sagt das Grundgesetz
Die Würde des Menschen
wurde längst und wird weiter
angetastet
angegrapscht
angespuckt und
angeschossen –
grundlos aber gründlich
und ein Tag sagt es dem anderen
als wäre es unabänderliches Gesetz
geschniegelt + gebügelt
der sturm stürmt
der turm türmt
der wurm würmt
das rot rötet
der tod tötet
das brot brötet
der raser rast
die faser fast
die form formt
die norm normt
der rocker zockt
der zocker rockt
der roller rollt
der olle ollt
stumpfer Glanz
Es ist nicht alles Gold was Herbst
das gilt von München bis nach Zerbst
vom Rügendamm bis Fichtelberg
für Dicke, Dünne, Große und den Zwerg
obwohl zu sehen wir uns wünschen, was wir wollen
und kommt es anders, reichlich grollen
bis wir bemerken,