Schulfreie Bildung - Jan Edel - E-Book

Schulfreie Bildung E-Book

Jan Edel

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Beschreibung

Bildung gelingt nur im echten Leben und in persönlichen Beziehungen. Nachhaltig und schnell lernt, wer seinem inneren Drang folgt, sich wohl fühlt, nicht gezwungen wird, keinem unnötigen Stress ausgesetzt ist und Freude dabei hat. Wem das in der Schule nicht vergönnt ist, hat in Deutschland Pech gehabt. Doch andere Länder machen es vor und auch hierzulande, könnte "Lernen ohne Schule" eine Bildungsoption darstellen, die unsere Gesellschaft bereichert. Mit diesem Kompendium informiert Jan Edel umfassend, worum es bei den Bildungskonzepten ganz oder teils ohne Schule geht, und warum die Zahl der Interessenten und Befürworter weltweit so rasant steigt.

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Schulfreie Bildung

Die Vernachlässigung schulfreier Bildungskonzepte in Deutschland

Jan Edel

Einleitung

Wenn Sie als Leser von alternativen Bildungsformen für Kinder, das heißt von Lernformen ohne Schulbesuch, engl. meist homeschooling genannt, bereits überzeugt sind, brauchen Sie dieses Buch nicht zu lesen.

Wenn Sie home education, wie man es in England nennt, schon kennen, haben Sie wahrscheinlich mehrere Kinder und/oder haben vielleicht bereits Erfahrungen mit diesen Konzepten gemacht.

Wenn Sie international bewandert sind, wenn Sie auffällige Kinder haben, die sehr begabt sind oder mit Lernschwierigkeiten kämpfen, dann können Sie sich informelles Lernen ohne Schulunterricht auch zu Schulzeiten vorstellen. Wenn Sie als Erwachsener mehr am Lernen als am Lehren interessiert sind und dem Leben in einer Familie einen Sinn beimessen, dann werden Sie sich auch für das Lernen mit und in Familien interessieren. Wenn Sie Freiheit, Entdeckungen und Abenteuer lieben, werden Sie an dem Thema des Buches Ihre Freude haben.

Dieses Buch ist für neugierige Zweifler zusammengestellt worden, die (noch?) nicht erkennen können, dass auch unser Land Deutschland bereichert werden würde, wenn »Lernen ohne Schule« bei uns eine Bildungsoption darstellen könnte, von der fast alle Länder der Welt bereits aus verschiedenen Gründen profitieren.

In seinem Buch »Systemzwang und Selbstbestimmung«, so schreibt schon der große Pädagoge Hartmut von Hentig vor 36 Jahren in einem weiteren Buch1, habe er zu zeigen versucht, »dass die Komplexität, die Interdependenz und die beschleunigte Veränderung unserer Gesellschaft ein hohes und unbequemes Maß an Mitbestimmung fordern, wenn sie nicht in Chaos oder in Automatismus oder Terror enden soll«. Mitbestimmung aber setze Selbstbestimmung voraus. »Unsere Erziehung ist immer noch von totalitären Strukturen geprägt«, sagt der Hamburger Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Struck, angekommen im 21. Jahrhundert.

Auch auf die katastrophale Bildungssituation in unserem Land muss nicht näher eingegangen werden und soll nicht Gegenstand dieses Buches sein. Lösungen für die gesamte Bildungssituation sind schwierig und können nicht durch staatliche Organe allein entwickelt werden. Sicherlich muss das Schulsystem sorgfältig individualisiert, dereguliert und entstaatlicht werden.

Der ewige Kampf um die richtige Schulform und das Gerangel um Ganz- und Gesamtschulen gegen ein 3-gliedriges Schulsystem bringt die Menschen jedoch nicht weiter, wenn nicht Bildung ganz neu und unabhängig vom Institutionsgedanken gedacht wird. Auch Forschungsergebnisse zum Lernen und über die Beschaffenheiten des Gehirns müssen unkonventionell und ideologiefrei in Umsetzungen münden. Die gesellschaftlichen und die durch Schulen implizierten Probleme werden durch Ganztagsschulen oder durch »gemeinsames Lernen unter einem Dach« ohne Konzeptbrüche (Stichwort Individualisierung, Sozialisierung in der realen Welt der Erwachsenen) nicht weniger. Wahrscheinlich kommen zusätzliche Probleme und negative Effekte, etwa für Selbstständigkeit, Persönlichkeit der Kinder und vor allem den Zusammenhalt einer Familie hinzu.

In Bezug auf das Schulsystem soll hier nur deutlich werden, wie dringend systemimmanente Veränderungen und tiefgreifende Reformen besonders auch im staatlichen Schulwesen notwendig sind. Das Bestreben nach Bildungsfreiheit für Einrichtungen und vor allem für Kinder hat in Deutschland allgemein einen schweren Stand: Unzählige Schulgesetze, Gewerkschaften, Gremien und Bürokratie, die lehrer- und lehr- statt lern- und kindzentrierten Gesellschaft sowie die über 70 Jahre eingefleischte Verknüpfung der Begriffe »Lernen« mit »Schule« machen echte Reformen und neue Bildungswege fast unmöglich. Möglichkeiten der Veränderung und des Wandels sind auch durch eine in Deutschland besonders feste Vorstellung von Schule sehr eingeschränkt. Die Kreativität und Intelligenz von Bildungslösungen mag größer sein als die der etablierten Mehrheit. Aber die Intelligenz einer Mehrheit scheint oft übermächtig und vermag nachhaltige Stagnation zu bewirken. Das spüren insbesondere auch die Privatschulgründer und Schulen mit engagierten und modernen Konzepten. Obwohl sich nun die Argumentationen für ganz private Bildung oft mit denen der Privatschulen überdecken, soll mit diesem Buch unabhängig davon gezielt die Sache des privaten Lernens ohne Schule vorgestellt werden. Neben allen schulimmanenten Reformen bedarf es nämlich auch ganz neuer, freiheitlicher Lösungen für gute Bildung.

Unabhängig also von der Problematik und den notwendigen Aufgaben im Schulwesen soll das vorliegende Buch über die Existenz und Berechtigung neuer Bildungswege aufklären und informieren. Die hier vorgestellten Argumentationen sollen nicht dahin zielen, dass deutsche Schulsystem pauschal zu disqualifizieren oder abzulehnen. Erstens sind optimale Voraussetzungen und Umstände für eine komplett institutionsfreie Bildung nur selten gegeben. Zweitens hat der Staat für eine gute und öffentlich anzubietende Bildung eine Verantwortung. Dieser Verantwortung kann er schließlich nur institutionalisiert gerecht werden und muss sich daher um die Verbesserung der entsprechenden Einrichtungen kümmern.

Um jedoch neue außerschulische Lösungen auch für deutsche Bundesländer nutzbar und praktikabel zu machen, bedarf es Möglichkeiten der staatlichen Aufsicht und Qualitätssicherung, ähnlich wie für das Schulwesen. Es würde allerdings den Rahmen dieses Buches sprengen, alle verschiedenen Ansätze des Auslands hierzu zu erläutern und eingehend zu diskutieren. Diese Ansätze werden deshalb nur gestreift. Einige Ansatzpunkte hierzu vorab sind (Nichtschüler-)Prüfungen, Stammschulen, Registrierung per ausformuliertem Antrag, Inspektionen, Hausbesuche, Bildungsloggbücher, Bildungsgutscheine, Fernschulen, zweckgebundenes Kindergeld für Erziehung und Bildung, Lernmaterialien und Eintritte, Aufnahmeprüfungen zu weiterbildenden Schulen oder Hochschulen.

Allgemein plädiere ich mit diesem Buch für

die komplette Ausdifferenzierung des Bildungssystems: Bildung für jeden und nicht nur für alle. Alles, was vergleichbare oder bessere Bildungsergebnisse bringt, muss eine Chance bekommen.Stärkung der Familienkompetenz zu Erziehung und zum Heranreifen kreativer, eigenständiger Persönlichkeiten. Eltern dürfen nicht schleichend entmündigt werden oder zu reinen Reproduktionsinstanzen verkommen. Das Ansehen und die Funktion von Eltern und allgemein von Familie kann nur dadurch steigen bzw. erhalten bleiben, wenn ihnen wieder alles zugetraut wird, was sie in anderen Ländern komplett in ihrer Verantwortung haben und somit den Staat bilden.Freiheit und Eigenverantwortung der Eltern für die Bildung ihrer Kinder. An diesem Punkt ist kein Staat so übergriffig wie Deutschland. Innerhalb eines rechtlichen Grundrahmens muss jeder Mensch, jede Familiengründung seine und ihre Selbstbestimmung und Eigenständigkeit haben und erhalten können.

Das vorliegende Buch ist grob in fünf Teile gegliedert:

I. Lernen in Familien ohne Schule: Der erste Teil führt in das Thema ein und soll Begriffe, Hintergründe und Motivationen klären.

II. Argumentationen: Teil II beinhaltet gängige Argumentationen für schulfreies Lernen und will Antworten auf Standardfragen und Bedenken gegen schulfreie Bildung geben.

III. Stellung des Staats und der Regierungen: Der rechtlichen Lage in Deutschland und darüber hinaus ist der Teil III gewidmet.

IV. Zitate, Interviews, Leserbriefe, Berichte: Teil IV ist eine Vertiefung mit Interviews, interessanten Berichten und bedeutenden Bemerkungen zum Thema dieses Buches.

V. Studien, Internet, Literatur: Der abschließende Teil V enthält Hinweise auf weiterführende Informationen, Internet-Portale, wissenschaftliche Studien und deutsche Literatur.

1 Hentig, Hartmut von: Cuernavaca oder: Alternativen zur Schule? München 1971, S. 10

Teil I:

Lernen in Familien ohne Schule und sein Hintergrund

1. Problemsituation Schule

Schulverweigerer, Schwänzer und Absenten

In der RTL-Sendung der Supernanny im Bemühen mit Schulverweigerern am 11.10.06 wurde für jeden sichtbar, wie die kontinuierlich wachsenden Zahlen der Schulverweigerer und der Schüler mit psychischen Störungen auf Erziehungs- und Beziehungsprobleme zurückzuführen sind. Laut dem Direktor der Marburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie hatten schon 2004 europaweit rund 13 Prozent der Schüler zwischen 6 und 18 Jahren psychische Störungen. 5 Prozent aus dieser Altersklasse benötigten therapeutische Hilfe, beklagt Remschmidt1. Das Problem der Schulverweigerung ist ein Symptom, das Eltern und Öffentlichkeit endlich aufmerken und ihre Ratlosigkeit sichtbar werden lässt. Mittlerweile werden Zahlen bis zu 500.000 Kinder in Deutschland genannt, die ihrer Schule dauerhaft fernbleiben (Bertelsmann-Stiftung). Die psychischen Probleme kommen wegen Beziehungsarmut und Zeitmangel auch »in den besten Familien« vor und sind unabhängig von den materiellen Voraussetzungen. Die Lösung auch.

Sich staatliche Bildung leisten

Als Lösung einer solchen Problematik stellte sich in der Sendung nämlich nicht etwa noch mehr Härte, Zwang und äußerer Druck heraus, sondern mehr gegenseitige Achtung, mehr Aussprache und letztlich gesunde Beziehungsverhältnisse innerhalb der Familie. Es kommt auf den regelmäßigen, freundlichen Umgang miteinander an, den die moderne Ellbogengesellschaft verloren zu haben scheint. Die Lösung ist also keineswegs Dampf, Druck und Dosenbrot in Erziehung oder Schule, wie man leicht annehmen mag. Der Schulbesuch auf Biegen und Brechen wäre wie Hammer und Axt zur Heilung eines Schädelbasisbruchs. Es wird auch nichts bringen, einfach Kopfnoten für Grundschüler und damit im Grunde für die mehr oder weniger erziehenden Elternhäuser zu verteilen, wie zur Zeit so manches Schulministerium meint, durchsetzen zu müssen. Wenn unsere Kinder bei Arbeitsverhalten und Sozialverhalten wenigstens etwas Positives in den vermassten Schulen lernen könnten oder gar darin geschult würden, wäre ein amtliches Feedback eventuell willkommen. Die staatliche Beurteilung von Eltern über die Köpfe der Schulpflichtigen hinweg ist jedoch schlicht eine Anmaßung und keineswegs hilfreich. Auch Schulzwang, also der Zwang zur Inanspruchnahme einer nicht erwünschten Schule, hat stets das Gegenteil von dem bewirkt, was wirklich beabsichtigt sein sollte: Eigenverantwortung, Selbstständigkeit, Motivation durch realistische und lebensnahe Perspektiven. Nur, wenn ein Schulverweigerer ermessen kann, was Bildung ihm bringt und wie seine Zukunft real davon abhängt, wenn er beispielsweise mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch kommen kann, wird sein inneres Verlangen zu Lernen steigen, wie die Sendung eindrücklich zeigte.

Es bleibt unverständlich, dass diese Erkenntnisse nicht längst durchgedrungen sind und sich die jungen, leistungstragenden Familien stattdessen Pädagogik und Schulzwang immer noch vom grünen Tisch staatlich diktieren lassen.

Familien bilden den Staat, nicht umgekehrt

Immer mehr Leistungsdruck in der Schule ohne intrinsisch motiviertes Lerninteresse ist totalitär und funktioniert nicht oder zumindest nicht mehr. Vollzeitliche Privatlernprogramme mit Nachhilfe, stundenlange Hausaufgabenbetreuung und pausenlose, aber fast vergeblich gewordene Elterneinwirkung sind eine logische, aber nicht akzeptable Konsequenz, um ein längst überkommenes Pauksystem zu unterstützen. Die Familien der Staaten um uns herum haben alle möglichen Bildungsoptionen, sie haben Freiheit und Kinder. Dort liegt die ganze Bildungsverantwortung in den geehrten Elternhäusern. Der Staat bietet an, sodass an ihn delegiert werden kann. Alternativen, Erweiterungen und Optionen außerhalb des deutschen Korsetts staatlicher Schulgesetze: Fehlanzeige. Für manche mag dieses System noch ausreichen, viele hätten selbst unter aller Freiheit gar keine andere Wahl. Aber die Notwendigkeit tiefgreifender Reformen im System sind doch Konsens. Die verhinderten Reformen der letzen Jahrzehnte schreien mittlerweile sogar nach Revolution, um unsere Gesellschaft zu retten. Freiheiten aus dem verschulten System heraus sind längst überfällig. Noch ist die Anzahl Kinder in Deutschland zu hoch, als dass alle »professionell« großgezogen werden könnten. Das Geld reicht gerade mal, um ausreichendes Schulwissen zu lehren und funktioniert auch nur unter der Annahme, dass die Lernbedingungen stimmen und alle Schüler »gelehrig« an den Lippen der Lehrerin hängen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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