Schulgärten - Hans-Joachim Lehnert - E-Book

Schulgärten E-Book

Hans-Joachim Lehnert

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Beschreibung

Schulgärten sind vermehrt in den Bildungsplänen verankert und auch politisch erwünscht. Mit diesem Buch schaffen Sie es, auch an Ihrer Schule einen Schulgarten zu installieren! Sie erfahren alles über die Planung eines Schulgarten und über seine Anlage und Pflege, über gesetzliche Regelungen und sonstige Probleme beim Anlegen. Und natürlich, wie vielseitig man ihn in der täglichen Schularbeit einsetzen kann. Die Unterrichtsmaterialien zu Schulgärten sind als E-Book unter ISBN 978-3-8001-1259-3 zum Preis von 14,99 € erhältlich.

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Seitenzahl: 319

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Hans-Joachim Lehnert

Karlheinz Köhler

Dorothee Benkowitz (Hrsg.)

Schulgärten

anlegen, pflegen, nutzen

102 Abbildungen

34 Tabellen

Prof. Dr. Hans-Joachim Lehnert ist Professor für Biologie und ihre Didaktik am Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Dr. Karlheinz Köhler und Dr. Dorothee Benkowitz sind wissenschaftliche Mitarbeiter am selben Institut.

Die in diesem Buch enthaltenen Empfehlungen und Angaben sind vom Autor mit größter Sorgfalt zusammengestellt und geprüft worden. Eine Garantie für die Richtigkeit der Angaben kann aber nicht gegeben werden. Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden und Unfälle.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© 2016 Eugen Ulmer KG

Wollgrasweg 41, 70599 Stuttgart (Hohenheim)

E-Mail: [email protected]

Internet: www.ulmer-verlag.de

Lektorat: Werner Baumeister

Herstellung: Martina Gronau

Umschlaggestaltung: Verlag Eugen Ulmer

Satz: r&p digitale medien, Echterdingen

Produktion: Zeilenwert GmbH | v1

ISBN 978-3-8186-0306-9 (ePub)

Geleitwort

Natur spricht alle Sinne an: Viele Pflanzen duften ganz herrlich, andere wiederum schmecken würzig und lecker, wieder andere setzen bunte oder grasgrüne Farbakzente. In der warmen Gartenerde zu arbeiten und dabei die Vögel zwitschern zu hören – das entspannt und belebt zugleich. Nicht nur, aber besonders für Kinder ist es wichtig, die Zusammenhänge in unserer Natur zu erkunden und dabei ein Bewusstsein für unsere Umwelt und die Schonung ihrer Ressourcen zu entwickeln. Der Garten ist dazu als Erlebnisraum prädestiniert und kann neben natürlichen auch soziale Prozesse rahmen: Die Arbeit im Team und der sorgsame Umgang mit Anderen ist beim Gärtnern ebenso wichtig wie das richtige Handwerkszeug.

Alle diese Punkte machen deutlich, wie wichtig es ist, den Garten auch in der Schule einzubinden. Daher freut es mich ganz besonders zu beobachten, dass Schulgärten in Deutschland eine lebendige Tradition geworden sind. Als Beispiel und Motor in diesem Bereich sei die BAG Schulgarten genannt. Schulgärten waren und sind Wegbereiter für neue Entwicklungen wie zum Beispiel das „urban gardening“ und das „rooftop gardening“, die zeigen, dass immer mehr Menschen Wert auf eine nachhaltigere Versorgung mit frischen und regionalen Lebensmitteln legen. Viele weitere Impulse sind wünschenswert und das Thema muss auf unseren Agenden eine hohe Priorität haben.

Seit Herbst 2013 gibt es auf der Insel Mainau und in der süddeutschen Region eine wachsende Zahl von Regionalgruppen des Projekts „Europa-Minigärtner“, bei dem Schulkinder in einem zweijährigen Kurs zusammen mit Garten-Profis und mit viel Spaß das Gärtnern lernen. Hier sehe ich immer wieder, mit welcher Begeisterung die Kinder zum Beispiel Stecklinge setzen, Äpfel ernten und Beete anlegen. Dieses Erlebnis für so viele Kinder wie möglich Realität werden zu lassen – dazu soll das vorliegende Buch beitragen. Ich wünsche daher allen Lesern des Bandes viele Inspirationen bei ihrer Begleitung eines bestehenden Schulgartens oder dabei, einen neuen Schulgarten entstehen zu lassen!

Bettina Gräfin BernadotteGeschäftsführerin Insel Mainau sowie Ehrenmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten e.V.

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Geleitwort von Bettina Gräfin Bernadotte

Vorwort von Helmut Birkenbeil

1Schulgärten sind vielfältig

1.1Schulgelände und Schulgarten

1.2Mit Plan und Ziel: Schulgärten planen und weiterentwickeln

1.3Ein Arbeitsschulgarten auf dem Schulgelände

1.4Auch im Garten: Gefahren vermeiden

2Gärtnerischer Grundkurs

2.1Grund-legend: Boden und Kultursubstrate

2.2Auf das richtige Werkzeug kommt es an: Geräte

2.3Pflanzenkinder-Garten: Pflanzenanzucht

2.4Auf die Beete, fertig, los: Einjährige Kulturen

2.5Ernten – ein Highlight im Garten

2.6Generativ oder vegetativ: Pflanzenvermehrung

2.7Recyclingstation des Gartens – der Kompost

2.8Was Pflanzen sonst noch brauchen: Düngung

2.9Biologischer Pflanzenschutz

2.10Wasser im Garten

3Gärtnern ohne Garten

3.1Bepflanzbar und für alle erreichbar: Hochbeete

3.2Akzente im Garten: Kübelpflanzen und mehr

3.3Die Kartoffel im Eimer, im Sack oder im Autoreifen

3.4Containerpflanzen und deren Bewässerung

4Schulgartenelemente: vielfältig und vernetzt

4.1Biotope: Lebensräume im Garten

4.2Auch eine Kulturtechnik – Pflanzenkulturen

5Lebendige Vielfalt: Biodiversität im Garten

5.1Spontane Vielfalt: Wildpflanzen

5.2Tiere im Garten: Insekten erforschen

5.3Honigbienen im Garten

5.4Gärten als Refugium: Artenschutz

5.5Der Garten – ein Ökosystem

6Schulgarten und Unterricht

6.1Der Garten als Begleiter durch die Zeit: Zielgruppen und Altersstufen

6.2Damit Schulgarten gelingt: Planung und Management

6.3Kinder und Pflanzen

6.4Den Garten lesbar machen: Beschilderung und mehr

6.5Science im Garten – die (natur)wissenschaftliche Brille

6.6Ein Garten für die Sinne

6.7Bildung für nachhaltige Entwicklung

6.8Viele Perspektiven im Garten: Interdisziplinarität

7Das Schulgartenjahr: Alles zu seiner Zeit

7.1Gärtnern zwischen den Ferien

7.2Der Gartenkalender

8Schulgärten und Öffentlichkeit

8.1Feste Feiern

8.2Produkte vermarkten

8.3An Vernetzungsprojekten und Wettbewerben teilnehmen

Dank

Herausgeber, Autorinnen und Autoren

Literatur

Bildquellen

Aus Platzgründen bzw. aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in einigen Kapiteln das generische Maskulinum vewendet. Gemeint sind jedoch immer beide Geschlechter.

Vorwort von Helmut Birkenbeil

Gärten prägen traditionell mit ihrem Reichtum an grünenden und blühenden Pflanzen weithin das Aussehen unserer Städte und Dörfer. Sie verleihen diesen ein freundliches Bild, das sich aber im Wechselspiel der Jahreszeiten und der von ihnen gesteuerten pflanzlichen Entwicklungsrhythmen ständig wandelt. Unsere Gärten sind das Ergebnis einer vieltausendjährigen Geschichte und ein wertvolles biologisches und kulturelles Erbe. Zu ihm rechnen wir heute auch den in der alttestamentlichen Geschichte vom Garten Eden an den Menschen enthaltene Anweisung, dass er den Garten bebaue und bewahre: Ein Auftrag, dessen Gültigkeit wir heute metaphorisch auf den Umgang mit unserer Erde beziehen. Er schließt die beiden existentiell wichtigen Begriffe Vielfalt und Nachhaltigkeit ein. Hubert Markl (1986) spricht in diesem Zusammenhang vom „Garten-Denken gegenüber der von uns genutzten Erde“.

Gärten nehmen vielerlei Funktionen wahr. Sie trugen anfangs vor allem zur Ernährung und zum Wohlbefinden der Menschen bei. Zunehmend entdeckten die Menschen aber auch, wie schön und interessant Gärten sein können. Das Freude-Bereiten durch Gärten sieht man heute als das wichtigste Anliegen. Man erkennt das daran, dass Zierpflanzen in vielen Gärten weitaus häufiger anzutreffen sind als Nutzpflanzen. Das schließt aber nicht aus, dass auch diese unseren Schönheitssinn ansprechen und unser Interesse wecken. Die Bezeichnung „verzierter Nutzgarten“ wird den beiden elementaren Gartenfunktionen des Ernährens und Erfreuens gerecht. Neben dem Reichtum an Farben, Mustern und Formen bei Blüten gibt es noch weitere Eigenschaften, die „ausstrahlen“, die Aufmerksamkeit wecken und die Sinne ansprechen: Silhouetten, Gestalten, Strukturen, Texturen und eine Vielzahl von Pflanzendüften. Hinzu kommen noch faszinierende pflanzliche Lebenserscheinungen, wie z. B. Wachstum und Reizbarkeit. Zur Lebensgemeinschaft Garten gehört auch die Tierwelt, deren Vielfalt u. a. vom Reichtum an Pflanzen, von den im Terrain herrschenden geologischen, topographischen und kleinklimatischen Gegebenheiten bedingt wird. Hier kann der Gärtner lenkend eingreifen und über die Gartengestaltung Biodiversität und Nachhaltigkeit fördern: Durch eine klug durchdachte Pflanzenwahl unter Einbeziehung von Gartenwildpflanzen, Methodenvielfalt, gezielter Bodenpflege, durch naturnahe Nutzungsformen, Lenkung des Kleinklimas und ein reichhaltiges Angebot von Klein- und Kleinststrukturen. Diese Maßnahmen stabilisieren zugleich auch das ökologische Gleichgewicht. Nur ein vielfältiges Pflanzen- und Tierleben macht einen Garten schön und interessant und fördert so das Wohlbefinden der Menschen.

Im Verlauf der Gartengeschichte kam es immer wieder zur Entstehung recht unterschiedlicher Gartenbilder, die über das Naturbild der jeweiligen Zeit etwas aussagen. Die Befindlichkeiten, Träume, Nöte und Anliegen der Menschen spiegeln sich bis heute in ihren Gärten wider. In unserer Zeit finden Gärten eine hohe Akzeptanz, erkennbar daran, dass es in Deutschland 17 Millionen Gärten gibt und zwei Drittel der über 14-Jährigen zumindest hin und wieder im Garten tätig sind (http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2010/welt-in-zahlen-garten-100.html).

Für viele Menschen ist der Garten ein Ort der Ruhe und des Wohlbefindens, denn er hilft, nach den Mühen des Alltags abzuschalten, Sozialkontakte zu pflegen und sich an der Natur zu erfreuen. Hier kann man gesunde Nahrung erzeugen und der Natur auf vielfältige Weise begegnen und helfen. Und das alles durch Arbeiten, die Freude bereiten und deren Ablauf und Rhythmus von der Natur vorgegeben wird.

Einen besonderen Gartentyp verkörpern die Schulgärten: Sie zeigen die für einen Garten typischen Elemente und Funktionen. Ein Merkmal aber unterscheidet sie: Gestaltung, Nutzung und Betreuung des Gartens erfolgen vorrangig unter pädagogischer Fragestellung und Zielsetzung. Schulgärten müssen nicht immer auf dem Schulgelände angesiedelt sein, stehen aber immer unter schulischer Obhut. Die Konzeption der heutigen Schulgärten zeigt Nähe zur Reformpädagogik (Heinrich Grupe), zur Umwelt- und Naturerziehung der 80er Jahre (Wilfried Janssen, Gerhard Winkel), zur Naturgartenbewegung (Urs Schwarz) und zum ökologischen Landbau. In den heutigen Zielsetzungen spiegeln sich die essentiellen und erzieherischen Anliegen unserer Zeit wider. Angewandt werden von der Lernpsychologie favorisierte Lernformen wie das Erfahrungslernen, das an reale Handlungssituationen anknüpft und die Arbeit in Gruppen fordert. Schulgärten sind Gemeinschaft stiftende Orte des Lebens und Lernens sowie Erfahrungsräume für den Umgang mit natürlichen Ressourcen. Schüler können einen Schulgarten dann als eigenen Lebensraum verstehen, wenn sie über einen längeren Zeitraum hin gemeinsam an seiner Planung, Gestaltung, Nutzung und Pflege mitwirken. Hier können sie obendrein Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit erfahren.

Schulgartenarbeit ist eine anspruchsvolle Tätigkeit, die nur gelingt, wenn dem gärtnerischen Know-how besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Nur durch Handeln bieten sich Möglichkeiten, Verhaltensweisen zu entwickeln, die getragen sind von Rücksichtnahme, Achtsamkeit, Empathie und Verantwortung. Es sind Eigenschaften, die erforderlich sind, um den zentralen Zielen Biodiversität und Nachhaltigkeit gerecht werden zu können. Zudem ist das Lernen im Garten emotional geprägt; denn es geht oft einher mit Freude, Wohlbefinden, Neugierde, Verwunderung und Staunen: Elemente moderner Lernkultur. Gibt es andere schulische Einrichtungen, die ein vergleichbares Erlebnis-, Wissens- und Handlungspotential bereitstellen können?

Helmut Birkenbeil

im Frühjahr 2016

1Schulgärten sind vielfältig(Le)

Das Schulgartenprojekt an der Mel Johnson School in Wabowden (Nord-Manitoba, Kanada) begann im Jahr 2006 als Teil einer naturwissenschaftlichen Unterrichtseinheit: Samen keimten in einem Gewächshaus an der Schule. Die Kinder setzten die Jungpflanzen in Beete, die sie in den Hinterhöfen ihrer Wohnhäuser anlegten, und zogen daraus mit der Unterstützung ihrer Lehrerinnen Gemüse und Salat für die eigene Ernährung. Durch Katharina Stieffenhofer’s Film „And This is my Garden“ und die Auszeichnung durch die Nachhaltigkeits-Kommission der Vereinten Nationen wurde das Projekt über die Grenzen Kanadas hinaus bekannt. Die Schüler waren stolz auf ihre Erzeugnisse, die zum Schulfest präsentiert wurden. Sie entwickelten Verantwortung für ihre Pflanzen, ihre Umgebung und sich selbst hin zu einer gesünderen Lebensführung.

Der Schulgarten im oben beschriebenen Beispiel besteht aus einem Gewächshaus auf dem Schulgelände, den Beeten in der Wohnumgebung der Kinder und dem Auto der Lehrerin, mit dem sie die Kinder und ihre Gärten nach der Schule besucht oder die Jungpflanzen transportiert. Abhängig von den verfolgten Zielen und den örtlichen Voraussetzungen wird deshalb kein Schulgarten dem anderen gleichen. Dennoch soll hier der Versuch einer Systematisierung unternommen werden und öfter mal ein kurzer Rückblick erfolgen, denn viele Schulgartentypen sind „Kinder“ ihrer Zeit. Darüber, und wie man in einer Schule zum passenden Schulgarten gelangt, geht es in diesem Kapitel. Aus Sicht der Pflanze und des Pflanzenbaus spielen dabei die Standortbedingungen eine wichtige Rolle. Auch Sicherheitsaspekte und die Frage, wie möglichst alle Mitglieder der Schulgemeinde vom Schulgarten profitieren können, werden hier beleuchtet.

1.1Schulgelände und Schulgarten

So wie unter dem Begriff „Garten“ unterschiedlichste Formen von „Gärten“, z. B. Bauerngärten, Barockgärten, Englische oder Japanische Gärten, Zoologische Gärten, zusammengefasst werden, verwenden wir in diesem Buch den Begriff „Schulgarten“ umfassend und in gleicher Bedeutung wie das „naturnah gestaltete Schulgelände“, das von seinen Benutzern, in erster Linie von Schülern, in absichtsvoller Weise (mit-)gestaltet und genutzt wird. Wir wissen sehr wohl, dass unter „Schulgarten“ häufig ein abgegrenzter oder gar umzäunter Bereich auf dem Schulgelände verstanden wird, auf dem Schüler „gärtnern“, d. h. Nutz- oder Zierpflanzen anbauen. Solche Schulgärten im engeren Sinne werden als Arbeitsgarten oder als Ertragsgarten genutzt (s.u.). In der Praxis werden Schulgärten immer Mischformen darstellen und abhängig von der Lage und den klimatischen Bedingungen sehr individuell gestaltet sein. Darüber hinaus dienen sie sehr unterschiedlichen Zielen, die ebenfalls Einfluss auf die Gestaltung nehmen.

Im Regelfall sind Schulgärten auf dem Schulgelände angesiedelt. Vielerorts reicht jedoch der Platz dort gerade mal für den Pausenhof aus. An einigen städtischen Schulstandorten, z. B. in Berlin, gibt es deshalb Zentralschulgärten, in denen Schulklassen Gartenerfahrungen machen können. Auch Kleingartenvereine, Gemeinden oder Privatpersonen stellen vielerorts Gelände für eine Nutzung als Schulgarten zur Verfügung. Ausschließlich auf Grund fehlender Flächen scheitert die Gründung eines Schulgartens in der Regel nur sehr selten. Hier gilt wie so oft: Wo ein Wille ist, ist auch ein Schulgarten.

Bereich Stadtnatur

Hier dominieren Gebäude, Technik, Bodenversiegelung und Beton. Die Aufforderung heißt hier:

Tu’ was!

Mögliche Aktionen: Entsiegelung und Neupflanzung, Pflanzbehälter, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung, Sammeln von Regenwasser, Kompostierung

Bereich Kulturlandschaft

Hier befinden sich intensiv und extensiv genutzte Flächen. Die Aufforderung heißt hier:

Pflege!

Pflegemaßnahmen: Säen, pflanzen, ernten, jäten, Wiese mähen, Bäume und Hecken schneiden, aus Teich und Bachlauf Biomasse entfernen, Wege erhalten

Bereich Wildnis

Jeder Aufwuchs wird geduldet, kein Tier wird verfolgt. Die Aufforderung heißt hier:

Tu’ nichts!

Eine Absperrung und Informationstafeln weisen auf das Nichtbetretungsgebot hin. Nur im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht darf die Wildnis betreten und erkennbare Gefahren beseitigt werden.

Natur ist abhängig vom menschlichen Einfluss unterschiedlich ausgeprägt – von Wildnis bis zur Natur in der Großstadt (Trommer 1994). Auch in einem Schulgarten finden sich solche Bereiche, in denen unterschiedlich gehandelt werden sollte – von „Tu was!“ bis hin zu „Tu nichts!“. Vieles von dem, was in den folgenden Kapiteln beschrieben wird, findet seine Entsprechung im Ökologischen Lerngarten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Abb. 1 Modell für einen Schulgarten – Der Lerngarten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Schulgarten als Erholungsraum

Schüler und Lehrer verbringen einen großen Teil ihrer aktiven Zeit in der Schule und sind dort vor allem kognitiven und psychischen Leistungsanforderungen ausgesetzt. Schon Johann Amos Comenius (2008) forderte in seiner „Didactica Magna“ aus dem Jahre 1657 einen Garten zur Erholung und Erbauung in Nachbarschaft des Schulgebäudes:

„Draußen soll nicht nur ein Platz vorhanden sein zum Springen und Spielen, denn dazu muss man den Kindern Gelegenheit geben […], sondern auch ein Garten, in den man sie ab und zu schicken soll, dass sie sich am Anblick der Bäume, Blumen und Gräser freuen können“.

Ein Garten kann einen Beitrag gegen die „artfremde Haltung von jungen Menschen“ (Oberholzer & Lässer 1991, 16 ff.) liefern und dem Syndrom der „Nature-deficit Disorder“ (Louv 2008) entgegenwirken.

Aktuelle Forschungsergebnisse belegen den gesundheitsfördernden Wert eines aktiven Aufenthalts in möglichst vielfältigen Naturräumen. Aus ähnlichen Gründen wird der Garten in der Therapie vor allem psychischer Störungen erfolgreich eingesetzt. Schüler an Schulen mit einem naturnah gestalteten Schulgelände betonen immer wieder die hohe Zufriedenheit, die sie empfinden, wenn sie ihre Pausen und andere freie Zeit in „ihrer grünen Oase“ verbringen können und dabei z. B. die Anspannung der letzten Klassenarbeit von ihnen abfällt. Ein solcher Garten wird vielfältig gestaltet sein, lauschige Winkel und unerwartete Ein-, Durch- und Ausblicke bieten, außerdem Sitzplätze, Spielmöglichkeiten, vielleicht einen Grillplatz oder eine Feuerstelle enthalten.

Schulgarten als Erfahrungsraum

Kinder kommen nicht als „unbeschriebene Blätter“ in den Unterricht. Fruchtbares Lernen gründet auf Erfahrungen, die Schüler in der Schule oder außerhalb machen oder gemacht haben. Unter der Prämisse, dass Lernen auf Erfahrungen basiert, und der berechtigten und beängstigenden Annahme, dass Schüler immer weniger Gelegenheit haben, authentische Naturerfahrungen in ihrer Freizeit zu machen, ist es notwendig, Schule und Schulgelände als vielfältige, naturnahe Räume zu gestalten. Allein durch den Aufenthalt in Lebensräumen mit vielfältiger Pflanzen- und Tierwelt haben die Schüler Gelegenheit zu entsprechenden Naturerfahrungen, die als Voraussetzungen für einen nachhaltigen Umgang mit Umwelt und Natur angesehen werden. Darüber hinaus lassen sich diese Angebote im Biologieunterricht und fächerübergreifend nutzen (siehe Kapitel 6).

Schulgarten als Liefergarten

Anschaulicher Biologieunterricht setzt die Auseinandersetzung mit echten Pflanzen und Tieren voraus. Wenn Schüler Pflanzen und Tiere auch in der Natur wiedererkennen sollen, ist auf möglichst authentisches Material zu achten. Dies liefert in idealer Weise der Garten in der Nähe der Schule. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg war dies die wichtigste Aufgabe eines Schulgartens und kennzeichnend für die „Erste Schulgartenbewegung“. Besonders in größeren Städten waren zentrale Liefergärten weit verbreitet. Diese lieferten tausende von Pflanzen als Anschauungsmaterial besonders für den Unterricht an Gymnasien. Heute können Lehrerinnen und Lehrer nur an wenigen Standorten, z. B. im Schulbiologiezentrum Hannover, Materialkisten für bestimmte Unterrichtsvorhaben bestellen. Auf den Internet-Seiten (www.schulbiologiezentrum.info) finden sich Listen für bestellbares Saatgut, ein Kalender für die Pflanzenlieferungen über das Jahr und ausleihbare Pflanzensortimente. Klassische Themen, bei denen Material aus dem Garten wertvolle Unterstützung liefert, sind z. B. die Frühblüher, Pflanzenfamilien, Verbreitungsformen, Keimung, von der Blüte zur Frucht, Früchte und Samen, Bewegungen bei Pflanzen, Kreuzung von Pflanzenhybriden.

Schulgarten als Lehrgarten

Schon die Verfechter der „ersten Schulgartenbewegung“ vor über 100 Jahren waren sich uneinig darüber, ob der Naturkundeunterricht im Klassenzimmer mit Pflanzen aus dem Liefergarten oder doch besser draußen stattzufinden habe. Wie immer gibt es Argumente für die Arbeit im Unterrichtsraum, wie z. B. die vertrauten Plätze, Tische zum Schreiben und Untersuchen, leichte Verfügbarkeit von Arbeitsmaterialien und Medien usw.

Es gibt aber auch gewichtige Beweggründe für den Unterricht im Garten. Hier können die Pflanzen (und auch viele Tiere) in ihrer Originalität und Unversehrtheit mit allen Sinnen erfahren werden – eben so, wie sie in Kultur oder auch an ihren natürlichen Standorten anzutreffen sind.

So wurde mit dem Schulgarten, wie er für die landwirtschaftliche Ausstellung in Stuttgart 1908 angelegt wurde, primär das Ziel verfolgt, Kenntnisse über die wichtigsten einheimischen Nutzpflanzen zu vermitteln. Es müsste auch heute, im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, ein wichtiges Anliegen sein, zu vermitteln, welche Nahrungspflanzen lokal und zu welcher Jahreszeit erzeugt werden können, angesichts einer globalisierten Welt, in der nahezu sämtliche Nahrungspflanzen ganzjährig in den Regalen der Supermärkte verfügbar sind und Verbraucher entscheiden können und müssen, ob sie saisonalen oder lokalen Produkten den Vorzug geben.

Ein Garten in der Funktion eines Lehrgartens könnte auch Giftpflanzen, Arzneipflanzen und nachwachsende Rohstoffe präsentieren und wie ein Botanischer Garten eine Übersicht über die wichtigsten Pflanzenfamilien geben. Auch Biotope können z. B. mithilfe einer passenden Beschilderung oder „Biotopführern“ zum Selbstlernen genutzt werden oder im Rahmen des Biologieunterrichts der Veranschaulichung dienen.

Schulgarten als Arbeitsgarten

Wenn Schüler Beete bearbeiten und darauf Nutz- oder Zierpflanzen kultivieren, erproben sie sich selbst und lernen nebenbei Wichtiges über Pflanzen: deren Eigenschaften, Bedürfnisse und Ansprüche, deren Anbau, Verwendung und eventuell deren Gefährdung oder gar Entwertung durch Witterung, Tiere oder Pilze. Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zu einem Ertragsgarten kaum auszumachen – soll doch auch im Arbeitsgarten auf den Beeten etwas Verwertbares wachsen. Der Fokus liegt im Arbeitsgarten jedoch nicht primär auf der Ernte oder auf dem Ertrag, sondern auf dem Erwerb von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und Werten im Zusammenhang mit dem Gärtnern. Hier haben die Schüler eigene Beete. Diese bewirtschaften sie entweder alleine oder in Kleingruppen. Besonders im Grundschulalter entwickeln die Kinder zu ihren „eigenen“ Pflanzen ein besonderes, emotionales Verhältnis und grenzen „ihr“ Beet mit Stöcken oder Steinen gegenüber den anderen ab. Die „Inbesitznahme“ wird gerne unterstrichen durch eine selbst erstellte, phantasievolle Beschilderung.

Abb. 2 Beispiel für einen Schulgarten der zweiten Schulgartenbewegung (aus Koch 1908: Schulgarten. Kosmos,. Stuttgart).

Für die Bepflanzung sollten von Anfang an bestimmte Regeln klar sein, z. B. dass nur einjährige Kulturen erlaubt sind. Oder es wird eine bestimmte Pflanzenauswahl vorgegeben, bei der ein Erfolg wahrscheinlich und eine Ernte noch während der Schulzeit möglich ist. So lassen sich schon bei der Planung spätere Konflikte oder Enttäuschungen vermeiden. Für ausdauernde Pflanzen, z. B. für Frühblüher, Beerensträucher, Obstgehölze, mehrjährige Küchenkräuter oder für Erdbeeren, werden Gemeinschaftsbeete angelegt, bei deren Pflege jedes Kind mithilft.

In der Geschichte der Schulgärten ist der Arbeitsgarten im Zusammenhang mit der Arbeitsschulbewegung entstanden, bei der das Lernen durch Tätigsein eine zentrale Rolle spielte. Daneben waren die „körperliche Ertüchtigung“, der „lebenspraktische Nutzen“ und die „erziehenden Wirkungen für die Menschenbildung“ (z. B. Brinkmann 1931, 33 f.) weitere wichtige Ziele. Heinrich Grupe, ein Protagonist dieser Bewegung, bringt dies in einem Brief an seinen Enkel Heinz pointiert zum Ausdruck: „Arbeite – Bildung kommt von alleine“.

Schulgarten als Ertragsgarten

An vielen Schulen spielt inzwischen wieder der Ertrag des Schulgartens eine wichtige Rolle. Idealerweise werden die Gartenprodukte, z. B. frische Kräuter, Kartoffeln, Salat oder auch Obst, direkt in der Schulküche verarbeitet und in der Schulmensa serviert. Das funktioniert z. B. dann, wenn sich eine Elterninitiative für die Verpflegung der Kinder engagiert und der Schulträger den Betrieb einer solchen dezentral versorgten Schulmensa aktiv unterstützt und nicht – wie in den meisten Fällen – einem Catering-Unternehmen mit Convenience-Produkten den Vorzug gibt. Es gibt auch außerschulische Initiativen, wie z. B. „Slow-Food“, die sich einer bewussten Ernährung verschrieben haben und entsprechende Bildungsarbeit unterstützen. Hier kommt z. B. ein „Slow-Mobil“ mit eingerichteter Küche und einer kleinen Koch-Mannschaft an die Schule und bereitet zusammen mit den Schülern leckere Gerichte zu, die dann gemeinsam verspeist werden. In einem solchen Projekt könnten die Kinder ihre selbst erzeugten Gartenprodukte verarbeiten. Die jungen „Gärtner“ erfahren auf diese Weise Wertschätzung für ihre Arbeit und erleben die Pflanzen von der Aussaat bis hin zur Verwendung in der Küche.

Viele Schulen betreiben eine Imkerei, bauen Obst an oder bewirtschaften einen Weinberg. Durch die Vermarktung der Produkte lässt sich der Schuletat deutlich aufbessern, wie Reinhard Marquardt für die Frauenwaldschule in Bad Nauheim berichtet (AID 2005, 109).

Wenn die ökonomischen Entscheidungen dazu noch von einer Schülerfirma (Tempel 2013) getroffen werden, gelangt ein weiteres Stück Lebenswirklichkeit in die Schule und eröffnet weiteren „Fächern“ wie Wirtschaftslehre, Mathematik oder Technik Möglichkeiten zu handlungsorientiertem Unterricht. Im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat der Schulgarten in der Form des Ertragsgartens das größte Potential und stellt gewissermaßen eine Miniatur der Welt dar, in der die Schüler handeln und gestalten können. In den Waldorfschulen wird das Fach Gartenbau ab Klasse 3 unterrichtet.

Schulgärten, bei denen der Ertrag im Fokus stand, gab es vor allem in Notzeiten, in denen die Bevölkerung hungerte oder mangelernährt war. Hier konnte vor allem das nötige Knowhow für die Selbstversorgung vermittelt werden. Andererseits trugen Schulgärten selbst einen Teil zur Erzeugung von Nahrungsmitteln bei. Obstgärten waren die ersten gärtnerischen Elemente in den Schulgärten mit dem Ziel, das Wissen über die Kultur der Obstbäume zu verbreiten und damit die Ernährungslage der Bevölkerung zu verbessern (Winkel 1997, S. 11).

Abb. 3 Entwicklung der Schulgärten an allgemein bildenden Schulen in Baden-Württemberg (Lehnert, Köhler 2005, S. 18).

Im Schulsystem der ehemaligen DDR war der Schulgarten Teil des regulären Unterrichts. Böhme u. a. (1978, S. 4) schreiben dazu im Vorwort ihrer Unterrichtshilfen: „Im Schulgartenunterricht der Klassen 1 bis 4 bauen die Schüler gärtnerische Kulturpflanzen an, die für eine gesellschaftliche Verwendung genutzt werden […]. Die Schüler sollen sich bei kollektiver Arbeitsweise solche Verhaltensweisen aneignen, die ein gutes Arbeitsergebnis sichern“. Wichtiges Ziel neben einer Erziehung zur kollektiven Arbeit war demnach eine reiche Ernte, die z. B. im Kindergarten, Patenbetrieb oder in der Schulküche Verwendung fand.

Schulgarten als (Ersatz-)Lebensraum: Biotope auf dem Schulgelände

Zu Beginn der 1980er Jahre erlebten die Schulgärten in der Bundesrepublik mit der sogenannten „Dritten Schulgartenbewegung“ einen ungeahnten Aufschwung. Die Bedrohung der Umwelt durch den Menschen, der reale Verlust von natürlichen Lebensräumen in der Natur motivierten dazu, „etwas zu tun“. In Karlsruhe existierten 1982 gerade mal zwei Schulgärten. Ihre Zahl stieg bis 1987 auf 37 und bis 1990 auf etwa 50 Schulgärten an. Die Zahl blieb bis heute in etwa konstant, was bedeutet, dass etwa 60 % der Karlsruher Schulen zurzeit einen Schulgarten besitzen.

Die dritte Schulgartenbewegung wird charakterisiert durch das Anlegen von Schulteichen, Kräuterspiralen, Insektenhotels, Wildwiesen, Hecken, begrünten Wänden, Gartenarchen und Totholzstapeln. Sowohl im abgegrenzten Bereich des Schulgartens als auch auf dem gesamten Schulgelände lassen sich solche Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen. Eine Abstimmung mit dem zuständigen Grünflächenamt bzw. Gartenbauamt ist dazu nötig.

Im deutschsprachigen Raum wird für absichtlich geschaffene Lebensräume auf dem Schulgelände meist der Begriff „Schulbiotope“ verwendet (siehe Kapitel 4.1). An diesen Naturstandorten bieten sich viele Möglichkeiten, Lebewesen zu beobachten und in ihren Lebensräumen kennen zu lernen. Darüber hinaus lassen sich die schulischen Naturräume im Unterricht zur Erarbeitung wichtiger biologischer Fragestellungen nutzen und bieten Gelegenheiten, biologische Arbeitsweisen zu erlernen und anzuwenden. Nicht zu unterschätzen sind schließlich die Lernchancen, die sich bei der projektartigen Planung, Anlage, Pflege und Beobachtung dieser Naturräume ergeben. Es kann aber auch lehrreich sein, Teilbereiche sich selbst zu überlassen und die Veränderungen über die Zeit zu dokumentieren (Sukzessionsversuche).

1.2Mit Plan und Ziel: Schulgärten planen und weiterentwickeln

Eine Schule hätte gerne einen Schulgarten oder möchte das Schulgelände umgestalten …

Die Erfahrung lehrt, dass es nicht die gesamte Schulgemeinde ist, die von heute auf morgen einen Schulgarten einrichten möchte, sondern dass in der Regel Einzelpersonen solche Ideen entwickeln und vorantreiben. Dabei kann es sich um die Schulleitung, um eine oder mehrere Lehrpersonen, aber auch um Schüler oder Eltern handeln, in seltenen Fällen auch um Hausmeister, Bürgermeister oder Gartenamtsleiter (Schulträger) oder andere Personen, die etwas bewegen möchten.

Aus vielen Gesprächen mit Aktiven haben wir für solche Initiativen vier Ratschläge zusammengestellt:

1. Fangen Sie klein und überschaubar an: Eine Baumpflanzaktion oder die Begrünung einer vorhandenen Pergola sind geeignete Aktivitäten für einen Einstieg. Sie sollten sich vornehmen, dieses Projekt fünf oder sechs Jahre zu pflegen und zu betreuen und erst, wenn Sie sich Ihrer Sache sicher sind, ein neues beginnen (vgl. AID 2005, 107).

2. Suchen Sie Verbündete: Das können Kolleginnen und Kollegen sein, die Schulleitung, der Hausmeister (wichtig), Eltern, Schüler, Vertreterinnen und Vertreter im Gemeinderat. Es hat sich gezeigt, dass mit Unterstützung der Schulleitung eine Schulgarteninitiative deutlich an „Fahrt“ aufnimmt. Ohne eine solche Unterstützung bleibt sie meist ein schwieriges Unterfangen.

3. Binden Sie die „Schul“- Öffentlichkeit ein: Berichten Sie über die geplante Aktion. So finden Sie weitere Unterstützer. Auch die Aktion selbst gehört entsprechend gewürdigt. Handeln Sie nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“. Auch ein gemeinsames Fest zur Einweihung gehört dazu. Dabei kann ein Medienecho vieles bewirken: Mögliche Sponsoren werden aufmerksam, eine Ferienbetreuung lässt sich leichter finden – Vereine bieten ihre Hilfe an.

4. Vernetzen Sie sich mit anderen Schulgartenaktiven: Es gibt regionale oder landesweite Arbeitskreise, Lehrerfortbildungen oder Schulgartenforen. Hier treffen sich Gleichgesinnte, tauschen wertvolle Tipps aus und ermutigen sich gegenseitig. Mögliche Kontakte finden Sie z. B. auf den Webseiten der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten e.V. (www.bag-schulgarten.de).

Wenn das geplante Projekt in die Struktur des Geländes eingreift, z. B. neue Wege, Pflanzbereiche oder Bauwerke geplant sind, genügt nicht mehr nur die Entscheidung der Schulleitung. Hier muss der Schulträger mit seinen zuständigen Einrichtungen, z. B. das Gartenbauamt, eingebunden werden. In diesem Fall sollte das gesamte Schulgelände in den Blick genommen und eine Gesamtplanung mit fachlicher Unterstützung erstellt werden. Erst im Rahmen dieses Gesamtkonzeptes wird klar, an welcher Stelle Gestaltungsspielräume vorhanden sind. Für solche Schulgeländegestaltungsprojekte gibt es bewährte Vorschläge, auf die an dieser Stelle verwiesen wird (Pappler & Witt 2001, DGUV 2005, NUA 2004). Jedes dieser Planungsraster geht zunächst von der Überlegung aus, dass an ein Schulgelände komplexe Anforderungen gestellt werden: Schüler nutzen es zum Spielen (1), um miteinander zu reden (2), aber auch um etwas zu tun (3). Schüler können Erfahrungen in und mit der Natur machen (4) und ihre Sinne schulen (5). Grün (2005a) geht deshalb von fünf Nutzungsräumen aus.

Durch Geländemodellierung, Bepflanzung, bauliche Maßnahmen wie Mauern, Treppenanlagen oder Pergolen entstehen Nischen und Teilräume. Bei der Aufteilung des Schulgeländes in die verschiedenen Räume wird darauf geachtet, dass die mit den jeweiligen Nutzungen verbundenen Aktivitäten nicht zu Belastungen benachbarter Bereiche führen (Grün 2005a). Im Rahmen der Gesamtplanung wird auch für einen Schulgarten im engeren Sinne der bestmögliche Platz gefunden, denn nicht jeder Standort auf dem Schulgelände ist dafür geeignet (Kapitel 1.3).

Fünf Nutzungsräume eines Schulgeländes

Spiel- und Bewegungsräume

Dieser Bereich wird eine große Fläche einnehmen, denn hier verbringen die Schüler ihre Pausen und andere freie Zeit. Wenn man Kinder befragt, stehen Klettergelegenheiten, Kriechtunnel, Balanciergelegenheiten, Rutsche, Schaukeln und Spielfelder ganz weit oben auf ihrer Wunschliste. Es mag zwar reizvoll erscheinen, Spiel- und Bewegungsräume mit anderen Nutzungsformen zu kombinieren, in der Regel sollte man jedoch diese Bereiche unabhängig von anderen planen.

Ruhe- und Kommunikationsräume

Diese sollten auf jeden Fall optisch und akustisch von den Spiel- und Bewegungsräumen getrennt sein, z. B. durch eine Mauer, ein Gebäude oder durch entsprechende Bepflanzung. Schüler wünschen sich hierfür Sitzgruppen aus Bänken und Tischen, Mauern als Klettermöglichkeiten und zum darauf Sitzen, ebenso Holzstämme oder große Natursteinblöcke; ein Atrium als Versammlungsort, ein grünes Klassenzimmer, eine Pergola mit Sitzgelegenheiten für den Unterricht und für Veranstaltungen im Freien. Die Ruhe- und Kommunikationsräume auf dem Schulgelände werden für vielfältige Begegnungen im und außerhalb des Unterrichts genutzt.

Naturräume

Bei einem genügend großen Schulgelände lassen sich auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen einplanen. Hier können die Schüler unmittelbare Erfahrungen mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt machen, z. B. am Teich oder am Bachlauf, an der Trockenmauer oder am Trockenstandort, in der Streuobstwiese, der Hecke oder auch im Schulwald.

Handlungsräume

Hiermit sind Räume gemeint, in denen die Schüler selbst tätig werden können. Dazu gehören der Schulgarten im engeren Sinne, die Streuobstwiese, der Schulweinberg, die Bienenstöcke, das Backhaus, das Kunstatelier, die Stein- oder die Holzwerkstatt usw. Diese Bereiche sind nicht jederzeit allen Schülern zugänglich, sondern bestimmte Gruppen vorbehalten, z. B. der Bienen-AG, der Winzer-AG usw. Sie liegen wie die Naturräume eher in den Randbereichen des Schulgeländes.

Sinnesräume

Schüler können hier primäre, unmittelbare Sinneserfahrungen machen, z. B. Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören oder Sehen. Auch Lage- und Drehsinn können angesprochen werden. Spezielle Installationen fördern die Sinneswahrnehmung, z. B. ein Duft- und Tastgarten, ein Barfußpfad, Klangelemente, Kräutergarten und Bereiche mit verschiedenen Oberflächen von Steinen, Hölzern oder künstlichen Materialien.

Projekte zur Schulgeländegestaltung folgen in der Regel einem bewährten Verlauf und erfordern Entscheidungen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (Kapitel 6.7). Dabei müssen die Bedürfnisse der verschiedenen Nutzergruppen in Einklang gebracht und auch zukünftige Entwicklungen antizipiert werden. Der Ablauf kann in fünf Schritte gegliedert werden (Grün 2005b):

1. Bestandsaufnahme

Wege, Elemente, Vegetation und bisherige Nutzung werden erfasst. Der so erfasste Bestand ist Grundlage für die Diskussionen bei den einzelnen Beteiligungsverfahren.

Abb. 4 Das Nutzungsräumekonzept an der Heynlinschule in Königsbach-Stein (Grün 2005a, S. 44).

2. Formulieren von Wünschen und Vorstellungen

Die einzelnen Nutzergruppen (Schüler, Eltern, Kollegium, Schulleitung) formulieren ihre Vorstellungen und Wünsche für ihr Schulgelände, sie bauen z. B. Modelle ihres „Traumschulhofs“. Der Träger stellt die Rahmenbedingungen und sicherheitstechnischen Erfordernisse (Feuerwehrzufahrten, Fluchtwege etc.) zusammen.

3. Planung

Ein Gesamtplan für das zukünftige Schulgelände unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Beteiligungen und der Vorgaben des Trägers wird erstellt und als Zielvorgabe verabschiedet. Ein Zeitplan und ein Finanzierungskonzept werden aufgestellt und regeln die weitere Umsetzung.

4. Umsetzung

Projekttage oder -wochen mit Schülern, Lehrerinnen und Lehrern werden geplant und organisiert. Die Eltern werden in Bauaktionen miteinbezogen. Größere Erdarbeiten werden durch Fachleute (Fachfirma oder Bauhof) ausgeführt.

5. Nutzung und Pflege

Ein Konzept zur Nutzung des Schulgeländes wird erarbeitet. Die Schulgartenbereiche, auf denen Nutz- oder Zierpflanzen angebaut werden können, werden an einzelne Klassen oder Arbeitsgemeinschaften vergeben, z. B. über einen Pachtvertrag (Muster bei www.schulgaerten-bw.de). Für andere Geländeteile übernehmen einzelne Klassen, Nachbarn, örtliche Gartenbauvereine oder andere Gruppen die Pflege. Bei Spielgeräten werden Fragen der Pflege und Wartung geregelt.

Es darf nicht erwartet werden, dass ein solches Gestaltungsprojekt innerhalb eines Schuljahrs abgeschlossen ist. In der Regel dauert es mehrere Jahre und erfordert die Aufteilung in kleinere Teilprojekte, die jeweils bewältigt werden können. Hier sind also Geduld und ein langer Atem gefragt. Um die Arbeit zu verstetigen, werden die pädagogischen Überlegungen, die im Laufe der Umgestaltung entwickelt wurden, zu einem Schulprofil zusammengeführt.

Ein gut gestaltetes Schulgelände ist nie ganz fertig, es ist offen für eine vielfältige Nutzung und weitere Veränderung. Der Prozess der Beteiligung ermutigt dazu, das Schulgelände längerfristig zu nutzen, zu pflegen und dafür einzustehen. So wird in der Regel nach Abschluss der Projekte berichtet, dass weniger Vandalismus auftritt. Auch Unfälle auf dem Schulgelände geschehen seltener. Gewalt gegen Personen und Sachen gehen lt. DGUV (2005) erfahrungsgemäß zurück, weil das Miteinander verbessert und Spaß und Identifikation mit der gestalteten Umwelt gefördert werden.

1.3Ein Arbeitsschulgarten auf dem Schulgelände

Nicht jeder Platz auf dem Schulgelände ist für einen Schulgarten im engeren Sinne und damit zum Anbau von Nutzpflanzen geeignet. Für das Pflanzenwachstum sind die Faktoren Licht, Boden und Wasser entscheidend.

Nutzpflanzen wie Kartoffeln, Kohlrabi, Karotten, Mais und Bohnen werden an einem sonnigen Standort die besten Erträge bringen. Ein halbschattiger Standort bringt im Vergleich dazu bereits deutliche Einbußen. Für einen Gemüsegarten kommt nur ein Gelände in Frage, das in den Monaten von März bis September mindestens den halben Tag Sonne bekommt. Volle Sonne benötigen auch die Kräuter aus dem Mittelmeergebiet, damit sie ihr volles Aroma entfalten. Sommerblumen entwickeln nur dann einen üppigen Blütenflor. Auch ein Teich braucht etwa 6 Stunden Sonne am Tag. Im vollen Gebäudeschatten gedeihen immerhin Bäume, Sträucher und Waldbodenpflanzen, allerdings tragen sie dort nur wenige Blüten und Früchte, weil die Fotosyntheseleistung nur für das Nötigste reicht.

Für gesundes Pflanzenwachstum ist ein gesunder Boden Voraussetzung (Kapitel 2.1). Für die Kultur von Nutzpflanzen muss er sich außerdem mit angemessenem Aufwand bearbeiten lassen. Dazu muss er tiefgründig sein (mindestens spatentief, 30 cm) und darf kaum Steine enthalten. Eine Untersuchung der geplanten Flächen sollte deshalb frühzeitig stattfinden, um evtl. im Zuge der Baumaßnahmen die Erde austauschen zu können. Ein Hang darf nicht zu stark und möglichst nicht nach Norden geneigt sein – eventuell muss terrassiert werden. Ein mögliches Problem machen Bäume oder Großsträucher. Vor Veränderungen ist hier das Gartenbauamt zu kontaktieren. Stehen Gehölze direkt benachbart, reichen ihre Wurzeln mit Sicherheit in die Beete hinein und erschweren so die Bearbeitung. Diese Wurzeln werden zu „Dauergästen“ im Beet und konkurrieren mit den Wurzeln der Nutzpflanzen um Wasser und Mineralstoffe.

Ein Nutzgarten muss bei ausbleibendem Regen regelmäßig gegossen werden. Dazu braucht man nahe an den Beeten einen Wasseranschluss, der im Winter frostsicher abzusperren ist. Die Nähe zu einem Wasserhahn kann ein Kriterium für die Auswahl des Standortes eines Nutzgartens oder auch eines einzelnen Hochbeetes sein. Bei der Umgestaltung des Schulgeländes ist die Versorgung pflegeintensiver Bereiche mit Leitungswasser in die Planung einzubeziehen. Alternativ kann über die Versorgung mit Regenwasser nachgedacht werden, indem in die Fallrohre der benachbarten Gebäude Regensammler eingebaut werden, mit deren Hilfe Wassertonnen oder Zisternen gefüllt werden können. Hier muss aus Gründen der Sicherheit für Mensch und Tier auf eine Abdeckung der Tonnen geachtet werden.

Bei der Planung muss auch an die Zugänge (Materialtransport, Barrierefreiheit), Stromversorgung und an Orte zur Aufbewahrung der Gartengeräte gedacht werden. Die Wege im Garten sollten ebenfalls barrierefrei angelegt und so angeordnet werden, dass auch mehrere Personen dort arbeiten können ohne sich gegenseitig „in die Quere“ zu kommen.

1.4Auch im Garten: Gefahren vermeiden

Im naturnahen Garten gibt es mehrere Gefahrenquellen. Die wichtigsten sind offene Wasserflächen, giftige Pflanzen und der unsachgemäße Umgang mit Geräten.

Teiche sollten sich entfernt von Wege- und Spielbereichen befinden und vor allem in den Uferbereichen gesichert werden, z. B. durch eine Einfriedung, ein Geländer oder bei einer Wassertiefe von maximal 1,2 m durch eine Flachwasserzone, die mindestens einen Meter in das Gewässer hineinreicht (DGUV 2005, 41).

Auf giftige Pflanzen, von denen ein hohes Gefahrenpotential ausgeht, wie Pfaffenhütchen, Stechpalme, Seidelbast oder Goldregen sollte in Spielbereichen unbedingt verzichtet werden (siehe auch Kapitel 4.2.8)).

Eine wichtige Grundvoraussetzung für sicheres Arbeiten im Schulgarten ist angemessene Kleidung. Kinder und Jugendliche benötigen stabile Schuhe und robuste Kleidung. Flipflops und allzu leichte Bekleidung sind fehl am Platz.

Wie überall, wo praktisch gearbeitet wird, gibt es auch im Schulgarten Unfallgefahren.

Ein Schüler lässt seine Harke auf dem Beet liegen und geht zum Gartenhaus. Ein zweiter Schüler tritt auf die Harke, deren Zinken spitz nach oben ragen. Seine Schuhsohlen halten der Belastung stand, aber der Stiel der Harke trifft ihn schmerzhaft am Kopf.

In den Statistiken der Gartenbauberufe stehen jedes Jahr Handgeräte wie Gartenschere, Messer, Hammer und Spaten an der Spitze der Unfallursachen. Werkzeuge müssen so benutzt, befördert oder abgelegt werden, dass sie weder den Benutzer noch andere verletzen können. Darauf sollte auch die Schulgartenordnung verweisen (siehe auch Kapitel 6.2).

Über den sachgerechten Umgang mit den Geräten und über mögliche Gefahren informiert z. B. das „Handbuch der Arbeitssicherheit“ der Gartenbau-Berufsgenossenschaft, das kostenlos im Internet verfügbar ist. Besondere Gefährdungen entstehen dadurch, dass die Schüler, oft unter räumlich beengten Bedingungen, in Gruppen zusammen arbeiten. Hier ist ein besonderes Gefahrenbewusstsein der Lehrperson gefordert.

Zur Feststellung von Gefahren sind regelmäßig Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen. Über bekannte Gefahren müssen die Betroffenen durch Sicherheitsunterweisungen regelmäßig informiert werden. Hinweise zum schulischen Bereich finden sich in den „Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht“ (KMK 2013).

Elektrische Anlagen, Kabel und Elektrowerkzeuge müssen laut Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und Unfallverhütungsvorschrift (BGV A3) regelmäßig überprüft werden.

Größere Geräte wie Mäher oder Häcksler dürfen nur von eingewiesenen Erwachsenen mit Sicherheitsschuhen, gegebenenfalls Gehörschutz und Schutzbrille bedient werden.

2Gärtnerischer Grundkurs

Eine erfolgreiche Schulgartenarbeit erfordert einerseits spezifische handwerkliche Kenntnisse, insbesondere gärtnerische Fähigkeiten und Fertigkeiten. Dazu gehören vor allem Techniken wie Säen, Pflanzen, Pflegen, Vermehren und Ernten sowie Methoden der Bodenbearbeitung, der Düngung und des ökologischen Gärtnerns. Andererseits ist es nötig, die fachlichen Grundlagen zu vermitteln, auf denen die Arbeiten im Schulgarten beruhen.

Der gärtnerische Grundkurs folgt, nach einer Einführung in die Verwendung gärtnerischer Werkzeuge und Geräte, im Wesentlichen der Abfolge der Arbeiten im Gartenjahr. Dabei erstrecken sich viele Arbeiten über einen längeren Zeitraum oder fallen wiederholt an. Die betreuende Lehrperson achtet darauf, dass die jeweiligen Techniken immer dann eingeführt werden, wenn die anstehenden Arbeiten im Gartenjahr dies nahelegen.

2.1Grund-legend: Boden und Kultursubstrate(Kö)

Nur wenige Dezimeter – so dick ist die Bodenschicht in den meisten Lebensräumen der Erde, die Schicht, die im wahren Sinn des Wortes die Grund-Lage des gesamten Lebens auf dem Land darstellt. Dabei wird der Boden in seiner Bedeutung häufig unterschätzt. In manchen Regionen Deutschlands werden die Begriffe „Boden“ und „Dreck“ synonym gebraucht. Dabei bietet Boden

•Wurzelraum für Pflanzen zu ihrer Verankerung,

•Wasser,

•Mineralstoffe,

•Luft für Wurzelatmung und Keimung.

Der Boden ist ein Bestandteil komplexer Ökosysteme, wie z. B. eines Waldes, bzw. stellt selbst ein komplexes Ökosystem dar. Natürliche Böden entstehen durch Verwitterung der Gesteine (geologische Unterlage). Neben den Verwitterungsprodukten der geologischen Unterlage enthalten Böden in der Regel Humus, der aus Zwischenprodukten des biologischen Abbaus organischer Materialien entsteht. Zudem finden sich im Boden zahlreiche Lebewesen, Luft, Wasser und darin gelöste Mineralstoffe.

2.1.1Bodenart und Bodeneigenschaften

Für den Wasserhaushalt eines Bodens ist vor allem seine Korngrößenstruktur von Bedeutung. Unterschiedliche Korngrößen entstehen durch die Gesteinsverwitterung und entwickeln unterschiedliche Kapillarkräfte. Dadurch können Pflanzen verschiedenen Böden unterschiedlich gut Wasser entnehmen. Die unterschiedlichen Anteile der Korngrößen in Böden sind für die Bestimmung der Bodenart wichtig. In gut verwitterten Böden findet man in unterschiedlichen Anteilen Sand, Schluff und Ton, nach denen die Bodenarten benannt werden.

Abb. 5 Das Bodenartendreieck zeigt den Zusammenhang des Anteils von Korngrößen und Bodenart. Über dem Dreieck ist eine Skala mit den verschiedenen Korngrößen und deren Bezeichnungen angeordnet.

Abb. 6 Kapillarität und pF-Wert