Schurkin, Gefangene, Prinzessin (Für Ruhm und Krone – Buch 2) - Morgan Rice - E-Book

Schurkin, Gefangene, Prinzessin (Für Ruhm und Krone – Buch 2) E-Book

Morgan Rice

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Beschreibung

Die siebzehnjährige Ceres ist ein hübsches Mädchen aus dem Reich Delos. Durch einen königlichen Erlass sieht sie sich gezwungen im Stadion - einer brutalen Kampfarena - zu kämpfen, in der Krieger aus allen Ecken der Welt zusammenkommen, um einander zu töten. Ihre Chance zu überleben ist angesichts der Härte ihres Gegners gering. Alles was sie tun kann, ist auf ihre innersten Kräfte zu vertrauen und ein für alle Mal aus der Sklavin eine Kriegerin zu machen. Der achtzehnjährige Prinz Thanos erwacht auf der Insel Haylon und muss erkennen, dass seine eigenen Leute ihn erst versucht haben zu töten und ihn dann totgeglaubt am mit Leichen übersäten Strand zurückgelassen haben. Von den Rebellen gefangenen genommen, muss er sich nicht nur seinen Weg zurück ins Leben bahnen, sondern auch herausfinden, wer versucht hat ihn zu ermorden, um Rache nehmen zu können. Weit voneinander getrennt haben Ceres und Thanos ihre Liebe füreinander nicht verloren. Doch am Hof des Reiches herrschen Lügen, Betrug und Falschheit vor und so spinnt die Eifersucht unter dem Adel ein kompliziertes Netz aus Lügen, das durch ein tragisches Missverständnis dazu führt, dass sie irrtümlich den Tod des anderen annehmen müssen. Die Entscheidungen die sie treffen, werden das Schicksal des anderen bestimmen. Wird Ceres den Kampf im Stadion überlegen und eine Kriegerin werden so wie die Vorsehung besagt? Wird Thanos' Wunde heilen und er das vor ihm verborgen gehaltene Geheimnis aufdecken? Werden die zwei voneinander Getrennten wieder zueinander finden? SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN erzählt die heldenhafte Geschichte von tragischer Liebe, Rache, Betrug, Ehrgeiz und Schicksal. Dank seiner unvergesslichen Charaktere und der nervenzerreißenden Action entführt uns auch Buch 2 in eine Welt, die wir nie wieder vergessen werden und durch die wir uns wieder neu in das Fantasy-Genre verlieben werden. Buch 3 aus der FÜR RUHM UND KRONE Reihe erscheint bald!

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Seitenzahl: 333

Veröffentlichungsjahr: 2016

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SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN

(FÜR RUHM UND KRONE--BUCH 2)

Morgan Rice

Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONEgehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com

Ausgewählte Kritiken zu Morgan Rice

„Wenn Sie geglaubt haben nach dem Ende von DER RING DER ZAUBEREI nicht weiterleben zu können, dann haben Sie sich geirrt. Mit DER AUFSTAND DER DRACHEN hat Morgan Rice eine brillante neue Serie geschaffen, die uns in das Reich von Trollen und Drachen, von Ehre, Mut und Magie entführen wird. Morgan ist es gelungen eine neue Generation von Charakteren zu schaffen, die uns auf jeder Seite in Atem halten wird... Eine Empfehlung für alle Leser, die gut geschriebene Fantasy zu schätzen wissen.“

--Books and Movie Reviews

Roberto Mattos

„Ein Action-geladenes Fantasy Abenteuer das nicht nur allen Morgan Rice Fans gefallen wird sondern auch Anhängern von Christopher Paolinis DAS VERMÄCHTNIS DER DRACHENREITER... Fans von Fiction für Jugendliche werden dieses Werk von Rice verschlingen und um eine Fortsetzung betteln.“

--The Wanderer,A Literary Journal (bezugnehmend auf Der Aufstand der Drachen)

„Ein lebhaftes Fantasy-Abenteuer das auch durch seine mysteriösen Elemente und sein Intrigenspiel besticht. In QUESTE DER HELDEN geht es um Mut und darum einen Sinn im Leben zu finden. Die Helden und Heldinnen reifen, wachsen über sich hinaus und leisten dabei Außergewöhnliches... Alle die ein bissiges Fantasy-Abenteuer suchen, werden bei diesen Protagonisten und dieser Action fündig werden. Vor einer lebhaften Kulisse wächst das verträumte Kind Thor zu einem jungen Erwachsenen heran, das es mit lebensbedrohlichen Herausforderungen aufnehmen muss... Dieser Band verspricht der Anfang einer epischen Serie für Jugendliche zu werden.“

--Midwest Book Review (D. Donovan, eBook Reviewer)

„DER RING DER ZAUBEREI hat alle Zutaten für einen Bestseller: die Handlung, die Gegenhandlung, viel Geheimnisvolles, wackere Ritter und sich entfaltende Beziehungen voll von Herzschmerz, Betrug und Täuschung. Es wird Ihnen sicherlich keine Minute langweilig sein. Für jedes Alter geeignet, darf es in keiner Fantasy-Buchsammlung fehlen.”

 --Books and Movie Reviews, Roberto Mattos

 „In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe Der Ring der Zauberei – die momentan 14 Bände umfasst – stellt Rice ihren Lesern den 14-jährigen Thorgin „Thor“ McLeod vor, dessen Traum es ist in die silberne Legion – der Eliteritter-Einheit des Königs – aufgenommen zu werden... Rices Schreibstil ist solide und ihre Handlung faszinierend.“

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Copyright © 2016 durch Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer wie gemäß unter dem US Urheberrecht von 1976 ausdrücklich gestattet, darf kein Teil dieser Veröffentlichung auf irgendwelche Weise oder in irgendeiner Form sei es elektronisch oder mechanisch kopiert, reproduziert, verteilt oder angezeigt werden ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Autoren eingeholt zu haben. Dieses Ebook ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Dieses Ebook darf kein zweites Mal verkauft oder an andere Personen weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch an andere Personen weitergeben wollen, so erwerben Sie bitte für jeden Rezipienten ein zusätzliches Exemplar. Wenn Sie dieses Buch lesen ohne es käuflich erworben zu haben oder es nicht für Ihren alleinigen Gebrauch erworben wurde, so geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie Ihr eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Es handelt sich um eine fiktive Handlung. Namen, Charaktere, Geschäftsangelegenheiten, Organisationen, Orte, Ereignisse und Zwischenfälle entspringen der Fantasie der Autorin oder werden fiktional benutzt. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Personen, ob tot oder lebendig, sind zufälliger Natur. Die Bildrechte des Bildbandes liegen bei Kiselev Andrey Valerevich und werden unter der Lizenz Shutterstock.com verwendet.

INHALTSVERZEICHNIS

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHSZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIG

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

KAPITEL EINS

„Ceres! Ceres! Ceres!”

Ceres konnte den Gesang der Menge genauso deutlich spüren wie ihren pochenden Herzschlag. Sie hob anerkennend ihr Schwert und umklammerte es noch fester, um die Qualität des Leders zu testen. Es war ihr egal, dass sie ihren Namen wahrscheinlich erst vor einigen Augenblicken erfahren hatten. Es genügte ihr, dass sie ihn kannten und die Rufe ihr eine körperliche Wohltat waren.

Auf der anderen Seite des Stadions stand bereits ihr Gegner, ein riesiger Kampfherr, der sie anblickte und sich über den Sandboden bewegte. Ceres musste bei seinem Anblick schlucken, Angst stieg in ihr auf, auch wenn sie versuchte sie zu unterdrücken. Vielleicht würde das hier der letzte Kampf ihres Lebens.

Der Kampfherr lauerte wie ein eingesperrter Löwe und schwang sein Schwert durch die Luft, um seine Muskelpracht zur Schau zu stellen. Mit seinem Brustschild und Visierhelm sah er aus wie aus Stein gemeißelt. Ceres konnte kaum glauben, dass er aus Fleisch und Blut war.

Ceres schloss die Augen und sammelte sich.

Du kannst es schaffen, sagte sie sich selbst. Vielleicht schaffst du es nicht ihn zu besiegen, doch du musst ihm zumindest tapfer die Stirn bieten. Wenn du stirbst, dann ehrenhaft.

Ein Trompetenton drang an Ceres’ Ohr und erhob sich sogar über das Gebrüll der Menge. Es erfüllte die Arena, und plötzlich begann ihr Gegner auf sie zu zurennen.

Er war schneller als sein schwerer Körper vermuten ließ und er war im Handumdrehen bei ihr, so dass sie kaum eine Chance hatte zu reagieren. Alles, was sie tun konnte, war ihm auszuweichen. Staub wirbelte auf.

Der Kampfherr schwang sein Schwert mit beiden Händen. Ceres duckte sich und spürte den Luftzug als es an ihr vorbeischnitt. Er schwenkte sein Schwert wie ein Schlächter sein Schlachtmesser und als sie sich umdrehte um den Angriff abzuschmettern, spürte sie den Aufprall von Metall gegen Metall bis in ihren Arm hinein. Sie hatte nicht gewusst, dass es solch starke Kämpfer gab.

Sie kam ins trudeln, doch ihr Gegner folgte ihr in finsterer Unnachgiebigkeit.

Ceres hörte, wie sich unter ihren Namen auch Jubel- und Buhrufe mischten. Sie zwang sich zur Konzentration; sie heftete ihre Augen auf den Gegner und versuchte sich an ihr Training zu erinnern und spielte im Kopf ihre Möglichkeiten durch. Sie versuchte, mit ihrem Schwert auf ihn einzuschlagen und drehte ihr Handgelenk, versuchte so seine Abwehr zu durchbrechen.

Doch der Kampfherr knurrte nur kurz als die Klinge seinen Vorderarm streifte.

Er grinste, als würde er es genießen.

„Dafür wirst du bezahlen“, warnte er sie. Er hatte einen starken Akzent aus einem der entferntesten Winkel des Reiches.

Wieder ging er auf sie los, so dass sie sich wehren und ihm ausweichen musste. Sie wusste, dass sie keinen Frontalangriff mit jemandem riskieren durfte, der so stark war.

Ceres fühlte wie der Boden unter ihrem rechten Fuß nachgab, ein Gefühl von Taumel erfasste sie, wo sie festen Boden unter den Füßen gebraucht hätte. Sie blickte nach unten und sah wie Sand in einen Graben rieselte. Ihr Fuß hing für einen Moment über dem Abgrund und sie schlug mit dem Schwert blind um sich und hatte Mühe nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Die Abwehr des Kampfherrn war gnadenlos. Für einen Moment war sich Ceres sicher, dass sie nun sterben würde, denn sie sah keinen Weg, wie sie die Hiebe des Gegners auf Dauer abwehren sollte. Sie spürte das Scheppern der Klingen bei jedem Schlag, den sie einstecken musste. Er ließ nur etwas an Geschwindigkeit nach, wenn er gegen ihre Rüstung schlug. Ihr Bruststück drückte ihr mit bestialischem Druck ins Fleisch, während sie an der Stelle, an der der Schutz aufhörte, einen beißenden Schmerzen spürte, als das Schwert in ihr Schlüsselbein schnitt.

Sie stolperte rückwärts und sah. wie sich um sie herum auf dem Boden weitere Gräben auftaten, die wie die Mäuler hungriger Biester darauf warteten. sie zu verschlingen. Und da kam ihr eine verzweifelte Idee: vielleicht konnte sie die Gräben zu ihrem Vorteil nutzen.

Ceres rannte an den Rändern der Gräben entlang und hoffte, dass sie so etwas Tempo aus dem Kampf nehmen konnte.

„Ceres!“ rief Paulo.

Sie drehte sich und ihr Waffenhalter warf ihr einen kurzen Speer zu. Ihre feuchten Hände umgriffen seinen wuchtigen Schaft aus Holz. Der Speer war kürzer als man ihn in einer echten Schlacht verwendet hätte, doch war er immer noch lang genug. um seinen blattförmigen Kopf über die Gräben zu schleudern.

„Ich werde dich Stück für Stück zerlegen“, drohte der Kampfherr und bahnte sich seinen Weg.

Bei einem Gegner, der so stark war, hatte sie die besten Chancen, wenn sie ihn auslaugte, dachte Ceres. Wie lange würde jemand, der so schwer war, durchhalten? Ceres konnte bereits das Brennen ihrer eigenen Muskeln und den Schweiß auf ihrem Gesicht spüren. Wie viel schlimmer musste es erst für den Kampfherrn sein?

Es war unmöglich es genau zu wissen, doch es war ihre beste Chance. So wich sie weiterhin aus, hielt dem Schwertkampf stand und nutzte die Länge ihres Speeres so gut es ging. Es gelang ihr, durch die massive Abwehr des Kämpfers zu dringen, doch war auch das letztlich nicht mehr wert als ein Klirren gegen seine Rüstung.

Der Kampfherr trat auf den Boden und versuchte Ceres so Staub in die Augen zu streuen, doch sie drehte sich rechtzeitig weg. Sie wirbelte herum und schwang den Speer nahe am Boden auf seine ungeschützten Beine abzielend. Er sprang darüber, doch schaffte sie es ihm eine weitere Wunde an seinem Vorderarm zuzufügen, als sie den Speer wieder nach oben nahm.

Ceres hatte es nun gezielt auf die Extremitäten des Gegners abgesehen und schwang das Schwert abwechselnd auf und nieder. Der Koloss wehrte sich und suchte nach einem Weg aus dieser Bedrängnis, doch Ceres gab nicht nach. Sie versuchte nun an sein Gesicht zu kommen und ihn damit wenigstens kurz aus der Fassung zu bringen.

Der Kampfherr griff nach dem Speer. Er griff ihn unterhalb des Speerkopfs und zerrte an ihm während er auswich. Ceres musste ihn loslassen, denn sie wollte nicht riskieren, dass er sie so mit seinem Schwert erwischen konnte. Ihr Gegner schnappte den Speer und zerbrach ihn über seinem Knie als wäre er ein Zweig gewesen.

Die Menge brüllte.

Ceres spürte kalten Schweiß auf ihrem Rücken. Für einen Augenblick stellte sie sich vor, wie der große Mann ihre Knochen auf ähnlich mühelose Weise brach. Sie musste bei diesem Gedanken schlucken und griff erneut nach ihrem Schwert.

Sie umgriff den Schwertgriff mit beiden Händen als der nächste Angriff kam, denn es war der einzige Weg, auf dem sie die Kraft des Angriffs entgegennehmen konnte und trotzdem war sie noch immer immens. Jeder Schlag fühlte sich an, als wäre sie eine Glocke, die von einem Hammer geschlagen wurde. Jeder Schlag sandte Stoßwellen durch ihren Körper.

Ceres konnte spüren wie sie mit jedem Schlag müder wurde. Jeder Atemzug wurde zu einem mühevollen Akt. Es stand außer Frage, eine Gegenoffensive zu starten oder irgendetwas anderes als auszuweichen und zu hoffen.

Und dann passierte es. Ceres spürte, wie sich langsam Kraft in ihr zusammenbraute. Wärme breitete sich wie die Glut eines Buschfeuers in ihr aus. Es saß in ihren Eingeweiden und wartete darauf, dass Ceres es entfesselte.

Energie überströmte sie. Die Welt wurde langsamer, bewegte sich im Schneckentempo und schließlich hatte sie das Gefühl, als hätte sie alle Zeit der Welt, die nächste Attacke entgegenzunehmen.

Auch schien es ihr als würden ihr alle Kräfte zur Verfügung stehen. Mühelos wehrte sie einen Angriff ab, schwang das Schwert herum und schlitzte den Arm des Kampfherrn mit einer Mischung aus gleißendem Licht und Geschwindigkeit auf.

„Ceres! Ceres!“ skandierte die Menge.

Sie sah, wie die Wut des Kampfherrn wuchs, als der Gesang der Menge anhielt. Sie wusste warum. Sie sollten ihn anfeuern, seinen Sieg verkünden und sich an ihrem Tod laben.

Er brüllte und stürmte auf sie zu. Ceres wartete so lange sie konnte und zwang sich stillzustehen bis er nah genug herangekommen war.

Dann fiel sie zu Boden. Sie spürte das Rascheln seiner Klinge über ihrem Kopf, dann den rauen Sand unter ihren Knien. Sie warf sich nach vorne, schwang ihr Schwert in einem Bogen herum und rammte es in die Beine des Kampfherrn als er an ihr vorbeistürzte.

Er fiel mit dem Gesicht zuerst auf den Boden. Das Schwert flog aus seiner Hand.

Die Menge drehte durch.

Ceres stand über ihm und blickte auf die schreckliche Wunde, die ihr Schwert ihm zugefügt hatte. Sein Versuch wieder aufzustehen scheiterte, und er drehte sich auf den Rücken und hob eine Hand zum Gnadenersuch in die Höhe. Ceres hielt sich zurück, blickte sich nach dem Königshaus um, das entscheiden würde, ob der Mann vor ihr mit dem Leben davon kommen würde. Wie sie sich auch entscheiden würden, sie war entschlossen einen hilflosen Kämpfer nicht umzubringen.

Ein neuer Trompetenton erscholl.

Ein Dröhnen folgte als sich das Eisentor an der Seite der Arena hob. Schon der Klang allein war genug um Ceres einen Schauer über den Rücken zu jagen. In diesem Moment fühlte sie sich nur noch wie eine Beute, der nachgejagt wurde, damit man sie rennen sah. Sie wagte einen Blick auf die Herrschaften in der königlichen Loge, denn sie mussten es mit Absicht getan haben. Der Kampf war vorbei gewesen. Sie hatte gewonnen. Doch das war nicht gut genug. Sie wollten sie tot sehen und sie würde das Stadion nicht lebend wieder verlassen.

Eine Kreatur polterte herein, die größer als ein Mensch, jedoch von einem struppigen Fell bedeckt war. Aus seinem bärengleichen Gesicht ragten Reißzähne und dornenartige Wirbel überzogen den Rücken der Kreatur. Seine Füße waren Klauen von der Länge von Dolchen. Ceres wusste nicht was es war, doch das brauchte sie auch nicht, um zu wissen, dass es todbringend war.

Die bärengleiche Kreatur sank auf alle Viere und rannte nach vorne, während Ceres sich mit ihrem Schwert in Stellung brachte.

Es erreichte zuerst den zu Fall gebrachten Kampfherrn und Ceres hätte den Blick abgewandt, wenn sie es gewagt hätte. Der Mann schrie auf, als es einen Satz machte, doch er würde es unter keinen Umständen schaffen, rechtzeitig aus dem Weg zu rollen. Die gigantischen Tatzen droschen nieder und Ceres konnte hören, wie seine Brustplatte nachgab. Das Biest brüllte, als es sich an ihrem früheren Gegner verging.

Als es aufblickte, waren seine Tatzen von nassem Blut durchtränkt. Es sah zu Ceres, fletschte die Zähne und griff an.

Sie hatte kaum Zeit auszuweichen und hob mit ihrem Schwert gegen das Tier aus als es an ihr vorbeipreschte. Die Kreatur jaulte vor Schmerzen.

Doch der Schwung riss ihr das Schwert aus den Händen, es fühlte sich an, als würde ihr der Arm abgerissen und so musste sie es loslassen. Sie sah mit Entsetzen wie ihre Klinge über den Sand schlitterte und in einem der Gräben verschwand.

Das Biest griff erneut an und Ceres blickte sich fieberhaft nach der Stelle um, wo die zwei zerbrochenen Teile ihres Speers im Sand lagen. Sie tauchte ab, griff eines der Teile und rollte sich in einer Bewegung ab.

Als sie sich auf eines ihrer Knie stützte, war die Kreatur schon wieder dabei sie anzugreifen. Sie durfte nicht davonrennen, sagte sie sich. Das war ihre einzige Chance.

Es stieß mit ihr zusammen, das Gewicht und die Geschwindigkeit rissen Ceres von den Füßen. Es gab keine Zeit nachzudenken, keine Zeit, Angst zu haben. Sie stieß den Überrest des Speeres immer und immer wieder in das Fell des Biests. Die Tatzen des Bärenbiestes schlossen sich um sie.

Seiner ungeheuerlichen Kraft war unmöglich beizukommen. Ceres hatte das Gefühl, dass ihre Rippen unter dem Druck bald brechen würden, die Brustplatte krächzte bereits unter der Kraft der Kreatur. Sie spürte seine Klauen über ihren Rücken und ihre Beine kratzen und grausame Schmerzen rollten über sie.

Sein Fell war zu dick. Ceres stach immer und immer wieder auf das Tier ein, doch sie merkte, dass die Spitze kaum sein Fleisch durchdrang. Es zog an ihr, seine Klauen schürften über jeden Fetzen blanker Haut.

Ceres schloss die Augen. Sie griff mit allem was sie hatte nach der Kraft in ihr, ohne zu wissen, ob es funktionieren würde.

Sie spürte einen Energieball. Sie ballte ihre Kraft, sandte sie in den Speer und rammte ihn dem Biest dorthin, wo sie hoffte sein Herz zu treffen.

Das Biest schrie und ließ von ihr ab.

Die Menge tobte.

Ceres wandte sich vor Schmerzen, kroch unter dem Biest hervor und stand mit wackeligen Beinen auf. Sie blickte zu dem Tier hinab, der Speer ragte aus seinem Herzen und es rollte sich heulend hin und her, während es Laute ausstieß, die angesichts seiner Größe jämmerlich wirkten.

Dann erschlaffte es und starb.

„Ceres! Ceres! Ceres!“

Das Stadion wurde erneut vom Jubel erfüllt. Wohin Ceres auch blickte, überall riefen Menschen ihren Namen. Adlige und das gewöhnliche Volk schienen in diesem Jubel vereint und verloren sich in diesem Moment des Sieges.

„Ceres! Ceres! Ceres!“

Sie genoss die Aufmerksamkeit. Es war unmöglich, sich dieser Schmeichelei zu entziehen. Ihr Körper schien den Puls der Menge, die sie umgab, aufzunehmen und sie breitete ihre Arme aus und sog die Stimmung in sich ein. Sie drehte sich langsam im Kreis, beobachtete die Gesichter derjenigen, die sie gestern noch nicht einmal gekannt hatten und sie jetzt anbeteten als wäre sie die einzige Person auf der Welt, die ihnen wichtig war.

Ceres war so sehr in dem Moment gefangen, dass sie die Schmerzen, die ihr die Wunden bereiteten, kaum wahrnahm. Ihre Schulter schmerzte und sie berührte sie mit der Hand. Sie war noch feucht und das Blut sah im Sonnenlicht hellrot aus.

Ceres starrte einige Sekunden auf den Fleck. Die Menge rief noch immer ihren Namen, doch das Pochen des Herzens in ihren Ohren war plötzlich lauter geworden. Sie blickte zur Menge hinauf und erst jetzt bemerkte sie, dass sie kniete. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie auf die Knie gesunken war.

Aus dem Augenwinkel konnte Ceres Paolo auf sie zu rennen sehen, doch er schien in weiter Ferne zu sein, so als würde es nichts mit ihr zu tun haben. Blut tropfte von ihren Fingern in den Sand und färbte ihn dunkel. Sie hatte sich noch nie so schwindelig gefühlt, ihr war noch nie so leicht zumute gewesen.

Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war, wie sie mit dem Gesicht zuerst nach vorne überkippte und auf dem Boden der Arena mit dem Gefühl landete, sich nie wieder bewegen zu können.

KAPITEL ZWEI

Thanos öffnete langsam die Augen. Verwirrt bemerkte er die Wellen, die über seine Knöchel und Handgelenke schwappten. Unter ihm konnte er den körnigen weißen Sand von Haylons Stränden spüren. Salzwasser drang gelegentlich in seinen Mund und erschwerte ihm das Atmen.

Thanos blickte den Strand hinab, unfähig irgendetwas anderes zu wagen. Schon das bereitete ihm Mühe, denn er verlor immer wieder das Bewusstsein. Er glaubte in der Ferne Flammen und Kampfgeräusche wahrzunehmen. Schreie erreichten ihn zusammen mit dem Klang von aufeinanderprallendem Stahl.

Die Insel, erinnerte er sich. Haylon. Ihr Angriff hatte begonnen.

Warum lag er also hier im Sand?

Es brauchte einen Moment bis er den Schmerz in seiner Schulter richtig deuten konnte. Er erinnerte sich und fuhr bei dem Gedanken daran zusammen. Der Moment, in dem das Eisen von hinten in seine Schulter gedrungen war, fiel ihm ein. Er erinnerte sich an das Entsetzen über den Betrug des Typhoons an ihm.

Der Schmerz brannte in Thanos und breitet sich wie eine wuchernde Pflanze über seinem Rücken aus. Jeder Atemzug schmerzte. Er versuchte seinen Kopf zu heben – doch ihm wurde schwarz vor Augen.

Als Thanos wieder zu Bewusstsein kam, lag er mit dem Gesicht nach unten im Sand und der einzige Hinweis darauf, dass er eine Weile ohne Bewusstsein gewesen sein musste, war der höhere Gezeitenstand und das Wasser, das nun seine Hüfte und nicht mehr nur seine Knöchel umspülte. Er schaffte es endlich den Kopf so weit zu heben, dass er die anderen Körper um ihn herum sehen konnte. Der Tod hatte in diesem Fleckchen der Welt Einzug gehalten und soweit er blicken konnte die weißen Sandstrände unter seine Gewalt gebracht. Er sah gefallene Männer in Reichsrüstungen und er sah unter den Leichen auch die derjenigen, die versucht hatten, ihre Heimat zu verteidigen.

Der Gestank von Leichen drang Thanos in die Nase und er hatte Mühe, sich nicht zu übergeben. Niemand hatte die Gefallenen in Freund und Feind geteilt. Solche Nettigkeiten konnten bis nach der Schlacht warten. Vielleicht würde das Reich auch darauf warten, dass die Flut ihm diese Aufgabe abnahm; sein Blick wurde auf das rot-schimmernde Wasser gelenkt und Thanos konnte bereits Flossen im Wasser sehen. Noch keine großen Haie – eher Räuber als Jäger – doch wie groß mussten sie werden, damit sie ihn verschlingen konnten?

Thanos spürte einen Anflug von Panik. Er versuchte mit Hilfe seiner Arme an den Strand zu robben. Er zog sich eine halbe Körperlänge nach vorne und schrie vor Schmerzen.

Wieder wurde ihm schummrig.

Als er wieder zu sich kam, lag Thanos auf seiner Seite und blickte auf zwei Figuren, die so nah neben ihm hockten, dass er sie hätte berühren können, wenn er dazu die Kraft gehabt hätte. Sie sahen nicht wie Reichssoldaten aus, nicht einmal wie Soldaten, schließlich hatte Thanos lange genug unter Kriegern gelebt, so dass er den Unterschied erkennen konnte. Der junge und der alte Mann sahen eher wie Bauern aus, gewöhnliche Menschen, die wahrscheinlich geflohen waren, um sich vor der Schlacht in Sicherheit zu bringen. Das hieß nicht, dass sie weniger gefährlich waren. Beide hielten Messer in der Hand und Thanos fragte sich, ob die beiden nicht genauso Räuber waren wie die Haie im Meer. Er wusste von jenen, die nach der Schlacht Leichen plünderten.

„Der hier atmet noch“, sagte der erste von ihnen.

„Das sehe ich. Schneid ihm einfach den Hals durch und dann ist gut.“

Thanos’ Körper spannte sich an und bereitete sich auf einen Kampf vor, auch wenn es nichts gab, was er hätte tun könnte.

„Schau“, sagte der Jüngere. „Jemand hat ihn von hinten überfallen.“

Thanos sah, dass der ältere Mann bei diesen Worten seine Stirn leicht in Falten legte. Er stellte sich hinter Thanos und verließ so sein Sichtfeld. Thanos gelang es, ein Schreien zu unterdrücken, als der Mann die Stelle berührte, aus der noch immer frisches Blut sickerte. Er war ein Prinz des Reiches. Er würde keine Schwäche zeigen.

„Ich glaube du hast Recht. Hilf mir, ihn in Sicherheit vor den Haien zu bringen. Die Anderen werden das sehen wollen.“

Thanos sah, wie der jüngere Mann nickte und gemeinsam gelang es ihnen, ihn in seiner Rüstung aufzuheben. Doch dieses Mal entfuhr Thanos ein Schrei, denn der Weg an den Strand bereitete ihm große Schmerzen.

Sie ließen ihn wie Treibholz dort liegen, wo der Sand trocken war und die Flut noch nicht ihre Spuren hinterlassen hatte. Sie liefen davon, doch Thanos war vom Schmerz so überwältigt, dass er ihnen nicht nachblickte.

Es schien ihm unmöglich abzuschätzen, wieviel Zeit vergangen war. Er hörte noch immer das Toben der Schlacht im Hintergrund, das Heulen von Gewalt und Wut, die geballten Schreie und Signalhörner. Eine Schlacht konnte in Minuten aber auch Stunden geschlagen werden. Sie konnte beim ersten Angriff entschieden sein oder sich fortschleppen bis keine Seite mehr die Kraft hatte und die Kämpfer nur noch davonstolperten. Thanos hatte keinen Anhaltspunkt, zu welcher Art diese Schlacht tendierte.

Schließlich näherte sich ihm eine Gruppe Männer. Sie sahen in der Tat aus wie Soldaten, mit ihrer kantigen Art, die nur diejenigen trugen, die einmal um ihr Leben gekämpft hatten. Es war offensichtlich, wer von ihnen der Anführer war. Der große Mann mit dunklem Haar, der vorneweglief trug zwar nicht die aufwendig gefertigte Rüstung eines Reichsgenerals, doch mit Herannahen der Gruppe war er es, zu dem sie blickten um Anordnungen zu erhalten.

Der Fremde war wahrscheinlich in seinen Dreißigern, hatte einen kurzen Bart, der genauso dunkel war, wie der Rest seines Haars. Auch wenn sein bloßer Körperbau bescheiden war, so strahlte er doch Stärke aus. Er trug zwei kurze Schwerter an jeder seiner Hüftseiten und Thanos vermutete, dass sie keinem optischen Zweck dienten, denn das automatische Greifen seiner Hände nach den Schwertgriffen verriet anderes. Seinem Ausdruck nach schätzte Thanos ihn als ruhig und überlegt ein. Er schien keinen Winkel des Strands aus den Augen zu verlieren, immer in vorausahnender Erwartung eines Angriffs. Sein Blick traf den Thanos’ und das Grinsen, das darauf folgte, legte einen seltsamen Humor offen, der alle anderen im Glauben lassen musste, dass er etwas gesehen hatte, das ihnen entgangen war.

„Deswegen habt ihr mich hergeholt?“ sagte er als die zwei, die Thanos gefunden hatten, vortraten. „Ein sterbender Reichssoldat in einer Rüstung, die nur für ihn glänzt?“

„Trotzdem ein Adliger“, sagte der Ältere. „Was man an seiner Rüstung erkennen kann.“

„Und er wurde von hinten angegriffen“, hob der Jüngere hervor. „Von seinen eigenen Männern anscheinend.“

„Er ist also selbst denen, die unsere Insel an sich reißen wollen, nicht gut genug?“, fragte der Führer.

Thanos sah wie der Mann näher kam und sich neben ihn kniete. Vielleicht wollte er vollenden, was dem Thyphoon vorab nicht geglückt war. Kein Krieger aus Haylon würde Erbarmen mit jemandem aus der Konfliktpartei haben.

„Was hast du getan, dass deine Leute dich umbringen wollten?“ fragte der Fremde so leise, dass nur Thanos ihn hören konnte.

Thanos fand die Kraft seinen Kopf zu schütteln. „Ich weiß es nicht.“ Die Worte waren gequält und bruchstückhaft. Selbst wenn er nicht verwundet gewesen wäre, so hatte er eine lange Zeit im Sand gelegen. „Aber ich wollte das alles nicht. Ich wollte hier nicht kämpfen.“

Das brachte ihm ein weiteres seltsames Schmunzeln ein, das Thanos wie einen Spott auf die Welt empfand, selbst wenn es in ihr keinen Grund zum Lachen gab.

„Und jetzt liegst du hier“, sagte der Fremde. „Du wolltest dich nicht an der Invasion beteiligen und nun liegst du auf einem unserer Strände und nicht sicher zu Hause. Du wolltest uns keine Gewalt entgegenbringen, doch die Reichssoldaten brennen in diesem Augenblick unsere Häuser nieder. Hast du irgendeine Ahnung, was dort oben passiert?“

Thanos schüttelte den Kopf. Selbst das schmerzte.

„Wir verlieren“, fuhr der Mann fort. „Oh, wir kämpfen schwer, doch das ist egal. Wir haben keine Chance. Die Schlacht ist noch in vollem Gange, doch das liegt nur daran, dass die Hälfte meiner Leute zu uneinsichtig ist, die Wahrheit anzuerkennen. Wir haben keine Zeit für solchen Kleinkram.“

Thanos sah, wie der Fremde sein Schwert zog. Es sah furchtbar scharf aus. So scharf, dass er es wahrscheinlich nicht einmal spüren würde, wenn es ihm den Kopf abtrennte. Doch er gestikulierte nur damit.

„Du und du“,sagte er zu den Männern, „nehmt unseren neuen Freund. Vielleicht ist er der anderen Seite etwas wert.“ Er grinste. „Und falls nicht, dann werde ich ihn selbst umbringen.“

KAPITEL DREI

Berin spürte seine Sehnsucht als er sich auf den Weg nach Delos, seiner Heimat, machte. Das Einzige. das ihn antrieb, war der Gedanke an seine Familie – an Ceres. Der Gedanke zu seiner Tochter zurückzukehren war genug, um nicht aufzugeben, auch wenn ihm die Tage der Wanderschaft zugesetzt hatten und die von Steinen und Furchen übersäten Straßen unter seinen Füßen ihn nur langsam vorankommen ließen. Seine Knochen waren nicht mehr die jüngsten, und er konnte bereits die Strapazen seiner Reise in seinem Knie spüren, dessen Schmerzen sich zu denen gesellte, die er sich durch ein Leben geprägt von Hämmern und Metallerhitzen eingehandelt hatte.

Doch das war es wert, wenn er es nur nach Hause schaffen würde. Seine Familie sehen, das war das Einzige, was er wollte. All die Zeit war er fortgewesen. Er konnte sie vor sich sehen. Marita würde im hinteren Teil ihrer bescheidenen Holzhütte kochen und der Duft würde durch die Vordertür schweben. Sartes würde irgendwo hinter dem Haus spielen, während Nesos ihm dabei wahrscheinlich zusah, auch wenn sein ältester Sohn so tun würde, als täte er es nicht.

Und dann war da noch Ceres. Er liebte alle seine Kinder, doch zu Ceres hatte er immer diese besondere Bindung gehabt. Sie hatte ihm in seiner Schmiede unter die Arme gegriffen, kam am ehesten nach ihm und würde so auch am wahrscheinlichsten in seine Fußstapfen treten. Marita und die Jungen zu verlassen war ihm einen schmerzhafte Pflicht gewesen, notwendig, um seine Familie über Wasser zu halten. Doch Ceres zurückzulassen hatte sich angefühlt, als hätte er einen Teil von sich selbst aufgeben müssen.

Jetzt war die Zeit gekommen, diesen zurückzuerlangen.

Berin hätte sich gewünscht, erfreulichere Nachrichten dabeizuhaben. Er lief den Schotterweg entlang, der ihn zu ihrem Haus führen würde und sein Blick war finster; der Winter hatte noch nicht Einzug gehalten, doch das würde er sehr bald. Er hatte sein Zuhause verlassen um Arbeit zu finden. Die Herrschaften brauchten stets Waffenschmiede, um ihre Wachen auszurüsten, Kriege zu gewinnen und die Tötungen auszurichten. Doch es hatte sich herausgestellt, dass sie ihn nicht brauchten. Sie hatten ihre eigenen Männer. Jüngere und stärkere Männer. Selbst der König, der ihm zunächst Hoffnungen gemacht hatte, hatte anscheinend einen zehn Jahre jüngeren Berin erwartet.

Der Gedanke setzte ihm zu. Er hätte es wissen sollen, dass sie keinen Mann wollten, dessen Bart mehr grau als schwarz enthielt.

Es wäre auch nicht so schlimm gewesen, wenn es nicht bedeutet hätte, dass er nach Hause gehen musste. Sein Zuhause, wenn es auch nicht viel mehr als ein Quadrat mit rauen Holzwänden und einem Lehmdach war, lag Berin am Herzen. Sein Zuhause waren die Menschen, die dort auf ihn warteten, und der Gedanke an sie genügte, um seinen Schritt zu beschleunigen.

Doch nachdem er einen Hügel erklommen hatte und zum ersten Mal seit langem auf sein Haus blickte, dämmerte es Berin, dass etwas nicht stimmte. Sein Magen zog sich zusammen. Berin wusste wie sich sein Zuhause anfühlte. Trotz der Kargheit der umliegenden Länder war zu Hause für ihn ein mit Leben gefüllter Ort. Es war nie still, ob jemand stritt oder lachte. Zu dieser Jahreszeit hatte es zumindest immer ein wenig Ernte gegeben, ein bisschen Gemüse und Beeren von den Sträuchern, Winterfestes, das immer wuchs und sie nähren konnte.

Doch davon konnte er jetzt nichts erkennen.

Berin rannte so schnell ihn seine Beine nach der langen Reise tragen konnten los. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, nagte an ihm und sein Herz fühlte sich an, als sei es in einen Schraubstock eingespannt.

Er erreichte die Tür und riss sie auf. Vielleicht war doch alles in Ordnung, dachte er. Vielleicht hatten sie ihn aus der Ferne gesehen und wollten jetzt sicherstellen, dass ihm die Überraschung seiner Rückkehr auch gelang.

Drinnen war es finster, die Fenster waren von Ruß bedeckt. Doch da war jemand.

Marita stand in dem großen Raum und rührte in einem Topf, dessen Inhalt merkwürdig sauer roch. Sie drehte sich zu ihm um als er hereinstürmte. Da war Berin gewiss, dass er Recht gehabt hatte. Etwas war faul. Etwas war sehr faul.

„Marita?“ begann er.

„Ehemann.“ Selbst ihr flacher Tonfall verriet, dass nichts so war, wie es sein sollte. Sonst war Marita ihm immer um den Hals gefallen, wenn er nach langer Zeit durch die Tür gekommen war. Sie war immer voller Lebendigkeit gewesen. Jetzt war sie... leer.

„Was ist hier passiert?“ fragte Berin.

„Ich weiß nicht, was du meinst.“ Wieder war sie gefühlloser, als sie hätte sein sollen, so als wäre etwas in seiner Frau zerbrochen und hätte ihr alle Freude genommen.

„Warum ist alles... so still?“ fragte Berin. „Wo sind unsere Kinder?“

„Sie sind gerade nicht da“, sagte Marita. Sie ging zu ihrem Topf zurück, als wäre alles völlig normal.

„Wo sind sie denn?“ Berin würde sich nicht so einfach abspeisen lassen. Er konnte sich vorstellen, dass die Jungen zum Fluss hinunter gelaufen waren oder Erledigungen tätigten, doch wenigstens eines seiner Kinder hätte ihn kommen sehen und wäre hier gewesen, um ihn in Empfang zu nehmen. „Wo ist Ceres?“

„Oh ja“, sagte Marita und Berin konnte ihre Bitterkeit deutlich hören. „Natürlich fragst du zuerst nach ihr. Und nicht wie es mir geht. Oder unseren Söhnen. Nein, sie natürlich.“

Berin hatte seine Frau noch nie so sprechen hören. Er hatte immer gewusst, dass Marita etwas Hartes an sich hatte, sich mehr um sich selbst kümmerte als den Rest der Welt, doch jetzt schien ihr Herz zu Asche zerbröselt zu sein.

Marita schien sich augenblicklich wieder zu beruhigen, doch die Plötzlichkeit dieses Wandels schürte Berins Misstrauen nur noch weiter.

„Willst du wissen, was deine heißgeliebte Tochter getan hat?“ sagte sie. „Sie ist weggelaufen.“

Berins Befürchtungen wuchsen. Er schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht.“

Marita fuhr fort. „Sie ist weggelaufen, ohne zu sagen wohin. Davor hat sie uns noch bestohlen.“

„Wir haben kein Geld, das man stehlen könnte“, sagte Berin. „Und Ceres würde das niemals tun.“

„Natürlich stellst du dich auf ihre Seite“, sagte Marita. „Aber sie hat... Dinge, Eigentum von hier mitgehen lassen. Alles, was sie glaubte in der nächsten Stadt verkaufen zu können, so wie ich das Mädchen kenne. Sie hat uns verlassen.“

Wenn es das war, was Marita dachte, dann war sich Berin sich, dass sie ihre Tochter nie wirklich gekannt hatte. Oder ihn, wenn sie glaubte, dass er einer solch offensichtlichen Lüge Glauben schenken würde. Er umfasste ihre Schultern und auch wenn er nicht mehr die Kraft hatte, die er einst besessen hatte, war Berin noch immer stark genug, damit sich seine Frau im Vergleich zu ihm schwach fühlte.

„Sag mir die Wahrheit Marita! Was ist hier passiert?“ Berin schüttelte sie, als würde das ihr altes Selbst wiedererwecken und plötzlich die Marita vor ihm stehen, die er vor vielen Jahren geheiratet hatte. Doch sie drehte sich nur von ihm weg.

„Deine Söhne sind tot!“ schrie Marita zurück. Die Worte füllten den kleinen Raum ihres Hauses und brachen nur so aus ihr heraus. Ihre Stimme versagte. „Das ist passiert. Unsere Söhne sind tot.“

Die Worte trafen Berin wie ein Blitz. „Nein“, sagte er. „Das ist, muss eine weitere Lüge sein.“

Es gab nichts, was Marita ihm hätte sagen können, dass ihn mehr getroffen hätte. Sie sagte das nur, um ihn zu verletzten.

„Wann hast du angefangen mich so sehr zu hassen?“ fragte Berin, denn nur das konnte der Grund sein, der seine Frau veranlasste, ihm derart widerliche Dinge an den Kopf zu werfen und den Tod ihrer Söhne als Waffe zu missbrauchen.

Doch Berin konnte Tränen in Maritas Augen sehen. Sie hatte keine in den Augen gehabt, als sie darüber gesprochen hatte, wie ihre Tochter davongelaufen war.

„Als du dich dazu entschlossen hast, uns zu verlassen“, erwiderte sie gereizt. „Als ich zusehen musste, wie Nesos starb!“

„Nur Nesos?“ sagte Berin.

„Reicht das denn nicht?“ rief Marita. „Oder sind dir deine Söhne egal?“

„Vor einem Moment hast du noch gesagt, dass Sartes auch tot sei“, sagte Berin. „Hör auf mich anzulügen Marita!“

„Sartes ist auch tot“, bekräftigte seine Frau. „Soldaten waren hier und haben ihn mitgenommen. Sie haben ihn für die Reichsarmee rekrutiert und er ist doch noch ein Kind. Wie lange glaubst du überlebt er das? Nein, beide meiner Jungen sind fort, während Ceres...“

„Was?“ fragte Berin.

Marita schüttelte nur den Kopf. „Wenn du hier gewesen wärest, dann wäre es vielleicht nicht passiert.“

„Du warst hier“, schimpfte Berin zitternd zurück. „Genau das ist der Punkt. Glaubst du, dass ich gerne gegangen bin? Du solltest nach den Kindern sehen, während ich das Geld fürs Essen auftreibe.“

Verzweiflung ergriff Berin und er spürte, wie er anfing zu weinen, was er schon seit Kindestagen nicht mehr getan hatte. Sein ältester Sohn war tot. Neben all den Lügen, die Marita von sich gegeben hatte, erschien ihm zumindest das als die Wahrheit. Der Verlust hinterließ ein Loch, das durch nichts zu füllen war, auch nicht mit dem Kummer und der Wut, die in ihm aufwallten. Er wollte sich auf die besinnen, die ihm blieben, das erschien ihm der einzige Weg, der ihn davor bewahren würde, vom Schmerz überwältigt zu werden.

„Soldaten haben Sartes mitgenommen?“ fragte er. „Reichssoldaten?“

„Glaubst du etwa, ich würde lügen?“ fragte Marita.

„Ich weiß nicht mehr, was ich dir noch glauben kann“, antwortete Berin. „Du hast nicht einmal versucht sie aufzuhalten?“

„Sie haben mir ein Messer an den Hals gehalten“, sagte Marita. „Ich hatte keine Wahl.“

„Was zu tun?“ fragte Berin.

Marita schüttelte den Kopf. „Ich musste ihn zurückrufen. Sie hätten mich sonst getötet.“

„Du hast ihn also an deiner Stelle ausgeliefert?“

„Was hätte ich denn tun sollen?“ fragte Marita. „Du warst nicht hier.“

Und dafür würde sich Berin den Rest seines Lebens die Schuld geben. Marita hatte Recht. Vielleicht wäre das nicht passiert, wenn er da gewesen wäre. Er war losgezogen, um seine Familie vor dem Hunger zu bewahren und in seiner Abwesenheit waren die Dinge auseinandergebrochen. Die Schuldgefühle würden dennoch seinen Kummer und seine Wut nicht auslöschen. Sie kamen nur noch hinzu. Etwas brodelte in Berin, etwas, das lebte und nach draußen wollte.

„Was ist mit Ceres?“ fragte er. Er schüttelte Marita erneut. „Sag es mir! Die Wahrheit, bitte. Was hast du getan?“

Doch Marita entzog sich erneut, doch dieses Mal ging sie in die Hocke, rollte sich zusammen und würdigte ihn keines Blickes. „Das musst du schon selbst herausfinden. Ich war diejenige, die damit leben musste. Ich, nicht du.“

Ein Teil von Berin wollte sie schütteln bis sie mit der Antwort herausrücken würde. Ein Teil, der die Wahrheit aus ihr herauszwingen wollte, was auch immer es kosten würde. Doch diese Art von Mann war er nicht und wusste, dass er es auch niemals sein würde. Der Gedanke allein widerte ihn an.

Er nahm nichts aus dem Haus mit als er es verließ. Es gab nichts, das er gewollt hätte. Als er sich noch einmal zu Marita umwandte, sah er, wie sie in ihrer eigenen Bitterkeit über ihre Schuld am Verlust ihres Sohnes zusammengekauert dasaß und versuchte zu übertünchen, was ihren Kindern zugestoßen war, und es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass es jemals etwas gegeben hätte, was er an diesem Ort begehrt hatte.