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Single und Anfang 30. Eigentlich eine gute Zeit, um eine Familie zu gründen. Doch was, wenn man gerade in einer Affäre steckt und ungewollt schwanger wird? Genau das passiert Lucy Lübke, 33, Lehrerin, ungewollt schwanger von ihrer polyamourösen Affäre. "Herzlichen Glückwunsch!" Oma Lübke ist begeistert. Lucy verzweifelt. Platzt damit ihr Traum von einer "heilen" Familie? Ihre Großmutter bleibt optimistisch: "Wir finden einen anderen Mann für dich!" Schwester Lena ist Feuer und Flamme, schließlich ist Headhunting ihr Job. Bewaffnet mit Flip-Chart, Dating-Apps und jeder Menge Charme machen sich die drei Frauen gemeinsam auf die Suche nach einem Ersatzvater für Lucys bereits gezeugtes Kind. Über die Glücksuche einer jungen Frau zwischen Singlebörsen, Familienchaos und leidenschaftlichen Affären.
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Schwanger zum Date
© Hannah Herman
Impressum
2.Auflage 2022, ungekürzt
Veröffentlicht im Selbstverlag
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.
Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Covergestaltung: Stephanie Vietheer
Verlag:
Stephanie Vietheer I Donnerstraße 14 I 22763 Hamburg
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Kapitel 1
„Du bist schwanger?“, strahlend klatscht Oma in die Hände. „Ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast.“ Lucy starrt ihre Großmutter an. Eben noch hatte sie mit den Töpfen in der Küche geklappert. Wie konnte ihre Großmutter so plötzlich wieder im Wohnzimmer auftauchen? Zu spät. Jetzt kannte Oma ihr Geheimnis.
Lucy vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Ihre Schwester Lena legt den Arm um sie und wirft Oma einen strengen Blick zu.
„Du hast gar keinen Freund, stimmt‘s? Weißt du, wer der Vater ist, mein Schatz?“
Entrüstet blickt Lucy ihre Großmutter an: „Natürlich, Oma! Für wen hältst du mich?“
„Für eine Single-Frau im besten Alter, wie man heutzutage so sagt“, Oma lächelt verschmitzt. „Ist er kein Guter, der Vater?“
„Er ist eine Katastrophe“, Lena rollt mit den Augen. „Ein Albtraum von einem Schwager, Schwiegersohn oder Urenkel-Vater, das kannst du mir glauben. Wenigstens hat er genug Geld, um Lucy einen vernünftigen Unterhalt zu zahlen.“
„Unterhalt? Du glaubst, ich kriege dieses Kind?“
„Natürlich bekommt Lucy das Kind! Mein Urenkel wird nicht abgetrieben! Ein Kind ist ein Geschenk Gottes.“ Lucy spürt den strengen Blick, den Oma ihr zuwirft, ohne dass sie ansehen zu müssen. Geschenk Gottes, stöhnt sie innerlich auf. Wohl eher das Ergebnis hormoneller Unvernunft.
„Du hast dir doch immer Kinder gewünscht, Luce. Überlegst du ernsthaft, abzutreiben?“ Lena streichelt ihr liebevoll über den Kopf.
„Ich weiß es nicht.“ Lucy hat Tränen in den Augen.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage, junge Dame! Gemeinsam finden wir schon eine Lösung.“ Oma setzt sich in ihrem rotgrau-kariertem Kostüm neben ihre weinende Enkelin auf die Couch.
„Oma, du hast neben Mama schon uns zwei großgezogen. Willst du das ernsthaft noch ein viertes Mal durchziehen?“, Lena schaut ihre Großmutter fragend an.
„Hört ihr jetzt mal auf? Das ist mein Kind, meine Zukunft und meine Entscheidung. Ich werde in Ruhe darüber nachdenken.“
„Da gibt es überhaupt nichts, worüber du nachzudenken könntest. Dafür ist es nun wirklich zu spät.“ Dann legt Oma den Arm um Lucy. „Mein Schatz, es gibt kein größeres Geschenk als ein neues Leben, erst recht nicht, wenn es ungeplant ist. Das ist wie bei Maria und Josef“, Oma stupst ihrer Enkelin liebevoll in die Seite. Auf Lucys Lippen zeichnet sich ein mildes Lächeln ab.
„Nur, dass der Josef in unserem Fall verdammt gut aussieht, ‘nen Haufen Kohle scheffelt und wahrscheinlich jeder zweiten heißen Schnitte Hamburgs ungeplant neues Leben schenkt. Der wird sich bestimmt riesig freuen!“
„Halt doch die Klappe, Lena!“
„Schluss jetzt, Ihr zwei. Man kann im Leben nicht alles planen. Wir kriegen das alles hin. Ob wir den jungen Josef von seinem Glück Vater zu werden, erzählen, entscheiden wir ganz in Ruhe. Ich mache uns jetzt erstmal einen Tee.“
Kapitel 2
„Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass Tim seine Vaterrolle wirklich übernimmt. Ich weiß das einfach. Ende der Diskussion.“ Lucy gießt sich aus der feinen Porzellankanne eine weitere Tasse Tee ein. „Wisst Ihr, ich habe einfach Angst, dass ich es nicht schaffe, ein Kind allein großzuziehen. Ich glaube, ich pack‘ das alleine nicht.“
„Wer redet denn hier von allein?“, Oma schüttelt den Kopf. „Du wirst niemals allein sein, Engelchen. Wir werden dir helfen.“
„Ich weiß, Oma. Aber ich will keine Mehrgenerationen-Frauen-Patchwork-Familie. Ich möchte einen Partner an meiner Seite. Jemanden, der Verantwortung übernimmt. Ich kann unmöglich rund um die Uhr Mutter sein – dabei gehe ich kaputt. Da muss jemand an meiner Seite sein, der dem Kind die Windeln wechselt und mich aufmuntert, wenn ich nicht mehr kann. Der meinem Kind Dinge zeigt, die ich selbst nicht so gut kann und vor allem irgendwie diese ersten drei Jahre mit mir durchsteht. Ich habe solche Angst, dass ich das allein hinbekomme. Wenn ich all diese Schüler von mir sehe, die ständig austicken, weil in ihrer Kindheit offensichtlich etwas schiefgegangen ist, kann ich unmöglich ein Kind in die Welt setzen, bei dem schon so viele Probleme schon vorprogrammiert sind.“
„Du tust ja gerade so, als wäre es überhaupt nicht möglich, ein Kind allein zu erziehen!“ protestierte Lena.
„Das meine ich nicht. Aber für mich ist es einfach unvorstellbar. Ich bin nicht so belastbar und kompetent, wie andere Frauen.“
„Lucy, ganz ehrlich. Keiner ist perfekt und alle machen Erziehungsfehler. Du hast immerhin Pädagogik studiert. Ich bin mir ganz sicher, dass du vieles richtigmachen wirst. Und, nur weil Tim als Vater nicht in Frage kommt, heißt das nicht, dass du keinen anderen Kerl findest, der das mit dir durchzieht.“ Lena nippt optimistisch an ihrer Goldrandtasse. „Es gibt haufenweise Dating-Websites, die alles bieten. Von Patchwork bis zu zeugungsunfähigen Männern, die sich eine Frau mit Kind wünschen.“
„Genau, ich schalte einfach eine Anzeige. Suche zeugungsunfähigen, attraktiven, gebildeten Mann, der Lust hat, mit mir eine Familie zu gründen. Super Idee!“
„Die Idee ist gar nicht so verkehrt“, schaltet Oma sich ein. „Gretes Tochter hat ihren Mann Holger auch erst kennengelernt, als sie schwanger war. Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen und hatten sich aus den Augen verloren. Grete hat in Absprache mit Holgers Großmutter dann ein Treffen arrangiert und die Sache war ganz schnell geklärt.“
„Das ist eine super Idee, Oma!“, Lena ist begeistert. „Filtere du deinen Bekanntenkreis nach potentiellen Kandidaten. Wäre doch gelacht, wenn wir für Luce nicht jemanden finden.“ Lena steht von der Couch auf und holt ein großes schwarzes Notizbuch aus ihrer Handtasche. Hektisch beginnt sie, sich Notizen zu machen.
„Seid ihr jetzt völlig übergeschnappt?“
„Pssst.“ Lena winkt die Frage ihrer Schwester ab.
Kapitel 3
„Hier ist der Plan.“ Selbstbewusst schreitet Lena zum Flipchart im hellen Besprechungsraum der Personalberatungsfirma, für die sie seit zwei Jahren arbeitet. „Beginnen wir mit der Beschreibung des idealen Kandidaten.“ Lena blättert verheißungsvoll das erste Flipchart um, während Oma daneben lächelnd in ihrem feinsten Kostüm auf einem mit Leder bezogenen Stuhl sitzt. Ein bisschen hat sie was von der Queen, denkt Lucy. Sie selbst hingegen fühlt sich in ihrem Trainingsanzug leicht deplatziert. Sogar die Trillerpfeife hängt noch um ihrem Hals.
„Der ideale Kandidat ist zwischen 30 und 42 Jahren alt, verantwortungsbewusst, finanziell abgesichert, humorvoll, gebildet, attraktiv, naturverbunden, kinderlieb, handwerklich begabt und fürsorglich. Sein sexuelles Aktivitätsniveau bewegt sich im durchschnittlichen bis leicht unterdurchschnittlichen Bereich.“
Lucy starrt auf das akkurat gestaltete Papier. Die Bitte ihrer Schwester, sie unbedingt noch heute Abend im Büro zu besuchen, ergibt nun Sinn. Eigentlich hat sie Zeugnisse schreiben wollen.
„Folgende Märkte haben wir für die Akquise der Kandidaten identifiziert:
Ich übernehme die digitale Partnersuche inklusive Erstansprache, Response und Datenpflege. Die Recherche geeigneter Veranstaltungen, Locations und die Direktansprache teilen Oma und ich uns auf. Die Terminplanung obliegt mir, Oma die Kostenabdeckung. Für den Umgang mit Initiativbewerbern bereiten wir dich gezielt vor.“
Lucy stockt: „Initiativbewerber?“
„Bewerbungen ohne Stellenangebot. Männer, denen du zufällig begegnest, die Interesse an dir signalisieren.“
„Deine kleine Schwester hat sich richtig für dich ins Zeug gelegt.“ Zufrieden betrachtet Oma ihre jüngste Enkeltochter in ihrem eleganten Hosenanzug. „Ich würde sie an deiner Stelle sofort engagieren.“
Tränen der Rührung steigen in Lucys Augen. Ob das schon die ersten Hormonschübe sind? Oder ist sie mittlerweile so verzweifelt, dass ihr bei jedem Hoffnungsschimmer auf ein Happy End die Tränen in die Augen schießen?
Lucy atmet tief durch: „Ihr meint das wirklich ernst, oder?“
„Natürlich! Luce, ich verspreche dir, du wirst dich um nichts kümmern müssen außer um dich selbst und das Erscheinen bei den Dates. Das wird ein riesiges Abenteuer.“ Lena ist voll in ihrem Element. Lucy blickt ihre Schwester an. Sie war wirklich erwachsen geworden. „Was hast du zu verlieren? Komm schon, Luce.“
„Oh, da fällt mir so einiges ein. Meine Würde steht da an erster Stelle, gleich dahinter mein Anstand und meine Moralvorstellungen. Ach nein, meine Selbstachtung wäre da auch noch irgendwo.“
„Ach, Engelchen, sei nicht immer so streng mit dir. Ich kenne jede Menge Frauen, die ihre Kinder anderen Männern untergeschoben haben. Was meinst du, wie viele Frauen damals von den Russen schwanger geworden sind und zusehen mussten, wo sie bleiben?“
„Oma, das war im Krieg! Das ist doch etwas völlig anderes!“ Lucy schüttelt den Kopf. „Ich bin für meine Schwangerschaft ganz allein verantwortlich.“
„Na, so ganz allein auch nicht“, Lena grinst.
„Es geht doch nicht nur darum, wer verantwortlich ist, sondern wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, und Freude daran hat. Ich kann dir versichern, ich habe sehr viele glückliche Ehen erlebt, die mit einer kleinen Schummelei begannen. Vertraue einfach deiner alten Oma!“
„Außerdem hast du dein Leben lang immer so viel Rücksicht auf alles und jeden genommen. Mach einfach mal etwas anders und lass dich darauf ein.“ Lena schaut ihr eindringlich in die Augen, woraufhin Luca ihren Blick abwendet. „Wenn kein geeigneter Kandidat dabei ist, kannst du immer noch abspringen. Und du hast doch jetzt in den Sommerferien Zeit. Deine Kanadareise kannst du dir sowieso abschminken. Schwanger nehmen die dich bestimmt nicht mit. Was willst du sonst mit der ganzen Zeit anfangen? Bitte, Luce, gib dir einen Ruck. Verbau es dir nicht von vornherein.“
„Es stimmt, was deine Schwester sagt!“
Lucy hat keine Energie mehr, um Widerstand zu leisten. Also zuckt sie zaghaft mit den Schultern und lächelt gequält. Vielleicht haben die beiden Recht?
„Okay, unter einer Bedingung: Mama erfährt nichts davon!“
Kapitel 4
Eine Woche ist seit Lenas Präsentation vergangen. Lucy hat eine neue Frisur, zig Pakete mit Klamotten empfangen und ein neues Smartphone mit Dating- Apps, Terminkalender und To-Do-Listen. Lena und Oma hatten ihr Versprechen gehalten und weder Kosten noch Mühen gescheut.
Heute ist Lucys letzter Schultag vor den Sommerferien. Am Abend ist sie mit Oma und Lena zu der ersten Lagebesprechung in Lenas Büro verabredet. Manchmal vergisst Lucy, dass sie schwanger ist. Bislang hat sie außer einer unerbittlichen Müdigkeit kaum Anzeichen ihrer Schwangerschaft gespürt. Nur im Sportunterricht hat sie den kleinen Ahmed ungewöhnlich stark angefaucht, als er sie beinahe mit einem Fußball abgeschossen hätte.
Lucy sitzt mit einem Becher Tee auf ihrem Lieblingssessel und schaut aus dem Fenster. Über den Dächern der Altbauhäuser ihrer Nachbarn liegt ein grauer Schleier. Ein ungewöhnliches Grau für einen Julimorgen. Es liegt eine sanfte Ruhe in der Luft. Gedankenversunken starrt sie nach draußen. Wie es Tim wohl ging? Bei dem Gedanken an ihre letzte Begegnung bekommt sie eine prickelnde Gänsehaut und ein wohliges Prickeln im Bauch. Die leidenschaftlichen Treffen fehlten ihr. Wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm von der Schwangerschaft erzählt? Das kleine Mädchen in ihr träumte von einem Tim, der sie mit seinen starken Armen hochhebt und jubelnd herumwirbelt. Die realistische Menschenkennerin hingegen sah in ihrer Vorstellung ein erstarrtes Gesicht, das nüchtern garantiert, sämtliche Kosten für die Abtreibung zu übernehmen.
Ein Kind passt nicht in Tims polyamouröse Welt voller Freiheit und Genuss. „Kinder versauen dir das ganze Leben. Wie sollen sich Menschen selbst verwirklichen, wenn ihre oberste Priorität ihr Kind sein muss? Ich arbeite hart für mein Geld und liebe mein Leben. Warum sollte ich das jemals ändern wollen? Weil uns die Gesellschaft vorgaukelt, man könne ohne Familie nicht glücklich sein? Wie viele glückliche Familien kennst du?“ Das war seine Reaktion auf die Frage, ob er einmal Kinder haben wollte. Es hatte ihr damals zwar zu denken gegeben, aber trotzdem hatte sie nie aufgehört von einer glücklichen Familie zu träumen. Menschen konnten ihre Meinung schließlich ändern. Bei dem Gedanken sieht sie ihre Schwester vor sich, die genervt mit den Augen rollt.
Das Vibrieren ihres Telefons reißt Lucy aus ihren Gedanken.
„Guten Morgen. Genieße deinen letzten Tag als graue Maus ;-). Ab morgen wirst du zur begehrtesten Frau Hamburgs. Vertrau mir. Wir haben viel vor. Ich bin für dich da! Lena.“
Seltsam, wie Zeiten sich ändern, denkt Lucy. Jahrelang hat sie Verantwortung für ihre kleine Schwester übernommen und jetzt hat ihre Schwester nicht nur ihr eigenes, sondern auch noch Lucys Leben fest im Griff. Merkwürdigerweise mochte sie das Gefühl, die Verantwortung abzugeben:
„Graue Maus? Du meinst wohl Modell für dezente Trainingsanzüge?! Ich zweifle zwar noch an meiner neuen Berühmtheit, aber bin schon mal froh, eine Pressesprecherin wie dich zu haben. Danke!!! Ich hab‘ dich lieb.“
Kapitel 5
„Hier hast du deinen Wochenplan. Alle Termine sind auch auf deinem Telefon. Ich habe uns einen Familienkalender eingestellt. Dreißig Minuten vor jedem Termin erhältst du eine Erinnerung, es sei denn, es sind längere Fahrtwege einzuplanen. Dann wirst du schon früher benachrichtigt. Am Dating-Tag schicke ich dir eine Nachricht mit den gesammelten Informationen, dem letzten Kontakt und die wichtigsten Eckdaten zu den Männern. Ich poste dir immer zwei Outfitempfehlungen aus deiner neuen Garderobe. Du hast maximal drei Dates am Tag. Manchmal kommen Verabredungen mit mir oder Singlefreunden dazu, um geeignete Veranstaltungen oder vielversprechende Locations zu besuchen. Die traditionelleren Veranstaltungen übernimmt Oma. Da hat sie drauf bestanden. Mach dich schon mal bereit für ein paar Dorffeste und Tanztees.“ Lena lachte. Lucy schaute sie zweifelnd an. „Jeden Mittwochabend treffen wir uns zu einer Lagebesprechung bei mir im Büro und evaluieren die besten Kandidaten. Nieten sortieren wir noch am gleichen Tag aus. Über die müssen wir dann gar nicht weiter sprechen. Hast du noch Fragen?“ Lena blickt sie erwartungsvoll an.
„Werde ich noch irgendetwas selbst entscheiden dürfen?“
„Natürlich, Liebchen“, Oma greift ihre Hand. „Wenn dir etwas zu viel wird, sagst du es einfach. Das ist kein Problem.“
„Genau. Ich terminiere dir dann entsprechende Freiräume.“
„Was ist mit Sport?“
„Sport ist super! Ich suche dir geeignete Veranstaltungen und Studios heraus. In der ersten Woche gehst du schwimmen, um die Alster joggen und machst ein Probetraining bei einem Personal Trainer. Einem ledigen, äußerst attraktiven Mann, den mir meine Kollegin Sabrina empfohlen hat. Wenn du jetzt keine weiteren Fragen hast, kommen wir zum aktuellen Wochenplan: “
Lena blättert das Flipchart um. Auf dem großen weißen Papier war ein Plan gezeichnet, der ähnlich aussah wie ein Stundenplan.
„Morgen Mittag hast du ein Lunchdate mit einem Juristen, Frederik. Abends gehst du mit Heike zum Lotto King Karl Konzert in den Stadtpark. Da trifft man viele Hamburger, die meisten besoffen, was für eine schnelle Zielumsetzung förderlich sein kann. Außerdem kannst du unbemerkt alkoholfreies Bier aus Bechern trinken. Idealer geht es kaum. Heike werde ich dezent instruieren.“
„Moment mal, Heike ist auch schon eingeweiht? Und was heißt denn bitte eine schnelle Zielumsetzung?“ Lucy hebt die Augenbrauen.
„Übernachtungsbesuch, mein Schatz“, lächelt Oma und tätschelt ihr sanft das Bein.
„Ich soll die Typen immer gleich mit nach Hause nehmen??“
„Wenn sie geeignet scheinen, warum nicht?“, grinst Oma.
„Musst du ja nicht sofort. Aber im Endeffekt geht es uns doch darum, jemandem dein Kind unterzujubeln. Dafür wäre das schon hilfreich.“
Lucy legt den Kopf in ihre Hände. Sie spürt plötzlich eine leichte Übelkeit.
„Mäuschen, mach dir nicht solche Gedanken. Nimm das Leben doch einfach mal ein bisschen leichter. Es ist nur ein Test!“, Oma lächelt sie aufmunternd an.
Lena fährt fort: „Bei ungeplantem Kennenlernen setzen wir aufs Ganze. Gerade in der ersten Woche ist das ideal. Das ist unsere Akquise für die Ersatzbank. Du schläfst mit wem du willst und schaust, wie sich der Kontakt entwickelt, ohne viel Zeit zu investieren. Wenn wir im ersten Anlauf niemanden finden, können wir auf die Reserve zurückgreifen. Bis dahin haben wir genug Randinformationen, um den besten herauszufiltern. Die offizielle Version lautet dann, dass du bei dem One-Night-Stand schwanger geworden bist.“
„Genial, nicht wahr? Das war meine Idee“, sagt Oma.