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Erster Teil: Ein neues Jahr beginnt Das neue Jahr beginnt mit entspanntem Flirten und zarten Annäherungen. Lena entdeckt an sich neue Talente und eröffnet ein neues Kapitel ihrer musikalischen Karriere. Zweiter Teil: Eine neue Liebe Es geht auf Hochzeitsreise nach Südostasien und in die Karibik. Eine Suchende wird endlich fündig, und zwei Alte erleben einen zweiten Frühling. Plagiatsvorwürfe gegen Lena werden laut. Lena hat ein magisches Wiedersehen mit ihrem 8jährigen Ich. Dritter Teil: Verlobungen Alte Beziehungen werden auf eine neue Ebene gehoben. Ein tragisches Ereignis scheint das Ende einer Liebe zu bedeuten. Eine Reise bringt Lösung und Erlösung. Vierter Teil: Lieben und Leiden Ein Liebespaar zelebriert seine Beziehung, während eine Superzicke um ihre Ehe kämpft und sich neu erfindet. Fünfter Teil: Auf Leben und Tod Andy macht eine erschreckende Entdeckung. Gibt es für sie und Eva ein Happy End oder endet ihre Beziehung tragisch?
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Seitenzahl: 345
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Letztes Buch von Andy, Eva, Lena, Anna und ihren Freundinnen in der WG.
Bisher von Lena Cleve erschienen:
Schwarz Rot Blondie
Freundinnen für’s Leben
Herstellung und Verlag:
TWENTYSIX - Der Self-Publishing-Verlag
ISBN: 9783740745349
* * *
Schwarz Rot Blondie 2
Versöhnungen, Amnesie
und Todesfälle
Herstellung und Verlag:
TWENTYSIX - Der Self-Publishing-Verlag
ISBN: 9783740748982
Erster Teil: Ein neues Jahr beginnt
Das neue Jahr beginnt mit entspanntem Flirten und zarten Annäherungen. Lena entdeckt an sich ‚neue‘ Talente und eröffnet ein neues Kapitel ihrer musikalischen Karriere.
Zweiter Teil: Eine neue Liebe
Es geht auf Hochzeitsreise nach Südostasien und in die Karibik. Eine Suchende wird endlich fündig, und zwei ‚Alte‘ erleben einen zweiten Frühling. Plagiatsvorwürfe gegen Lena werden laut. Lena hat ein magisches Wiedersehen mit ihrem 8jährigen Ich.
Dritter Teil: Verlobungen
Alte Beziehungen werden auf eine neue Ebene gehoben. Ein tragisches Ereignis scheint das Ende einer Liebe zu bedeuten. Eine Reise bringt Lösung und Erlösung.
Vierter Teil: Lieben und Leiden
Ein Liebespaar zelebriert seine Beziehung, während eine Superzicke um ihre Ehe kämpft und sich neu erfindet.
Fünfter Teil: Auf Leben und Tod
Andy macht eine erschreckende Entdeckung. Gibt es für sie und Eva ein Happy End oder endet ihre Beziehung tragisch?
WG-Bewohner und Anhang:
Andrea „Andy“ Sandra Weber, 25 Jahre alt, schwarzer Lockenkopf mit leuchtend blauen Augen. Freiberufliche Übersetzerin ohne familiäre Bindung. Partnerin von Eva.
Evita Weber, 1 Jahr alt, Tochter von Andy und Jan Wiesner.
Eva Lisa Plate, 25 Jahre alt, blond mit grünen Augen. Vollwaise, die vom Immobilienvermögen ihrer Eltern lebt. Partnerin von Andy.
Sandra Plate, 1 Jahr alt, Tochter von Eva und Jan Wiesner.
Lena Paulsen-Weiss, 23 Jahre alt, rote lange Haare und Augen wie Bernstein. Adoptivtochter von Karin Weiss. Die Berufsmusikerin ist mit dem Klavierspieler Jonas frisch verheiratet.
Carsten, 2 Jahre alt, Sohn von Lena, und Enkel von Karin Weiss. Halbwaise.
Jonas Paulsen, 24 Jahre alt, Bruder von Anna. Klaviervirtuose, der Mann von Lena.
Anna Maria Paulsen, 26 Jahre alt, blond mit wasserblauen Augen. Goldschmiedin. Liiert mit dem Bassisten Gerard.
Gerard Noirhomme, 26 Jahre alt, Jazzmusiker aus Dijon, der Bassgeige und Bassgitarre beherrscht.
Gesa „Gesi“ Larsen, 26 Jahre alt, Friseurin mit ständig wechselnder Haarfarbe, Schwester von Dirk, Beste Freundin von Anna, mit Florian liiert.
Florian Wester, 23 Jahre alt, IT-Student, Zwillingsbruder von Sarah und Traummann von Gesa.
Familien der WG-Bewohner:
Katharina „Karin“ Weiss, 61 Jahre alt, Adoptivmutter von Lena und Großmutter von Carsten.
Renate Gerber, 56 Jahre alt, ehem. Pflegemutter von Lena. Wohnt in einem Vorort von Düsseldorf.
Hinnerk Paulsen, 64 Jahre alt, Vater von Anna und Jonas, Schwiegervater von Lena. „Adoptivopa“ von Carsten, Evita und Sandra.
Jan Wiesner, 28 Jahre alt, Vater von Sandra Plate und Evita Weber. Ein Herzensbrecher wird solide.
Sonstige wichtige Personen:
Gesine „Sine“ Larsen, 26 Jahre alt, Brünett, Frau von Dirk, Beste Freundin von Anna und Gesa.
Dirk „Boss“ Larsen, 28 Jahre alt, Gesas Bruder und Manager einer Softwarefirma.
Marie Kürten, 23 Jahre alt
Cellistin und Bandmitglied der Raindreamer, Freundin von Lena, immer noch auf der Suche nach Mann oder Frau.
Ben, 29 Jahre alt, Radiomoderator, Andys Ex.
Die Raindreamer:
Rolf, Robbie, Gerard, Tom, Jonas, Lena und Marie Sologitarre, Schlagzeug, Bass, Rhythmusgitarre, Keyboard, Geige und Cello.
Isabell Die Frau des Bandleaders, die sich von einer ganz neuen Seite zeigt
In der Goldmanufaktur:
Vanessa „Nessie“ Stegmann, 31 Jahre alt, Goldschmiedin und Eigentümerin der ‚Goldmanufaktur‘. Mutter der Zwillinge Anne und Marie.
Rainer Stegmann, 33 Jahre alt, Steuerberater und Vanessas Mann.
Svenja Hoffmann, 25 Jahre alt, Goldschmiedin, Kollegin von Anna.
Sarah Wester, 23 Jahre alt, Auszubildende zur Goldschmiedin. Zwillingsschwester von Florian
In Gesas Hairstyle:
Laura Feldmann, 22 Jahre alt,
Jungfriseurin, befreundet mit Nadine
Nadine Wenzel, 22 Jahre alt
Jungfriseurin, befreundet mit Laura
Leonie Schäfer, 19 Jahre alt
Auszubildende
Restaurant Gamberino:
Massimo Saturno, Mario und Sophia Barola, Chef, Chefkoch und die gute Seele des Restaurants
Carlo und Enrico Barola, 19 Jahre alt, Zwillinge
Restaurant Normandie:
Jacques Benoit, Inhaber
Camille Benoit, seine Frau
Dezember 2016
Der Monat Dezember brachte einige Aufregung in unser WG-Leben. Zuerst musste Lena den Tod ihres Stiefvaters miterleben, der allerdings eine Erlösung für unsere Freundin darstellte und ihre Amnesie auflöste. Dann sah ich per Zufall einen Abschleppwagen, der meinen zertrümmerten SUV auflud, und musste feststellen, dass meine Liebste und ihre Mutter bei dem Unfall verletzt wurden. Immerhin stellten sich die Verletzungen als nicht lebensbedrohlich heraus, und nachdem Andys Mutter das Krankenhaus wieder verlassen durfte, haben sich die beiden ausgesprochen und wollen jetzt einen regelmäßigen Kontakt pflegen.
Zum Glück sind die Weihnachtstage und auch die Tage danach unspektakulär verlaufen, und so hat das Jahr 2016 letztlich einen versöhnlichen Abschluss genommen. Während der Feiertage haben Andy und ich - unter dem Eindruck des Verkehrsunfalls - entschieden, eine eingetragene Partnerschaft einzugehen und unsere Töchter gegenseitig zu adoptieren. Außerdem habe ich Andy für das Haus sowie Lena für die Einliegerwohnung als Miteigentümerin eintragen lassen. Für unsere Töchter haben wir Treuhandvermögen angelegt, so dass die beiden für alle Fälle gut abgesichert sind. Nachdem Andys Kopfverband gegen ein Pflaster ausgetauscht wurde, hat Gesa ihr die Haare so weit gekürzt, dass die Frisur zwar noch etwas asymmetrisch, aber gewollt aussieht, und mein Schatz ist wieder obenauf. Ich freue mich auf das neue Jahr mit ihr.
Sonntag 01.01.2017
Nach einer traumhaften Silvesternacht mit einem Konzert der Raindreamer sind wir weit nach Mitternacht ins Bett gesunken und eng aneinander gekuschelt eingeschlafen. Da wir das Schlafzimmer gut beheizt haben und auch das Bettzeug warm ist, schlafen wir das erste Mal nach meinem Unfall wieder nackt. Wie gewohnt werde ich vor meiner Liebsten wach und bewache ihren Schlaf, bis sie zunächst das linke Auge öffnet, während sie wie eine Löwin gähnt, das Auge wieder schließt, um gleich danach beide Augen zu öffnen und mich anzusehen. „Ein frohes Neues Jahr Liebste“, begrüße ich sie und küsse sie dann zärtlich. Eva öffnet ihre Lippen und gewährt meiner Zunge Einlass.
Wir vertiefen den Kuss, während unsere Hände gegenseitig die Körper erforschen und so den Hormonausstoß ankurbeln. Wenig später lässt Eva von mir ab und verlässt das Bett. „Leg Dich schon mal zurecht, Süße, ich will Dich ein wenig verwöhnen.“
Einige Zeit später duschen wir gemeinsam, kleiden uns an und gehen nach unten in die Wohnküche, wo Anna und Gesa gerade damit begonnen haben, den Frühstückstisch zu decken. „Wo sind denn Eure Männer?“ frage ich unsere Freundinnen. „Flo duscht gerade“, gibt mir Gesa zur Antwort. Sekunden später öffnet sich die Tür, und unser junges Ehepaar betritt den Raum. „Können wir noch helfen?“, fragt Lena und löst ihre Hände von Jonas, der sich sofort dem Kaffeeautomaten zuwendet.
Ich trete an den Herd und schalte den Heizkreis ein, auf welchem meine Pfanne bereits auf den Einsatz wartet. Dann nehme ich Butter und den am Tag vorher zubereiteten Pfannkuchenteig heraus, während Lena die Äpfel in Scheiben schneidet. Dass sich Anna und Gesa köstlich darüber amüsieren, nehme ich gelassen hin. Mit einem Lächeln auf den Lippen ziehe ich eine zweite Pfanne aus dem Schrank und stelle sie ebenfalls auf den Herd. „Im Kühlschrank findest Du Eier, Speckwürfel und Krabben“, sage ich zu Gesa, denn im Gegensatz zu Lena, Eva und mir bevorzugen unsere im Norden geborenen Mitbewohnerinnen eher herzhafte Kost. Als kurz darauf Gerard und Florian die Küche betreten, ist das Frühstück fertig. Während Gesa das Krabbenomelett zwischen Anna und sich aufteilt, serviert Lena dem Rest der WG und der gerade eintretenden Marie die Apfelpfannkuchen.
„Ein frohes Neues Jahr“, sage ich in die Runde und hebe meine Tasse Kaffee zum Mund. Sekunden später hört man nur noch das Klappern von Besteck. „Wie ich sehe, habt Ihr die Silvesternacht alle gut überstanden“, meldet sich Anna zu Wort. Jonas lacht leise in sich hinein. „Hättest Du von uns Saufnasen nicht erwartet“, neckt er seine Schwester. Gerard, Annas Partner, schmunzelt bei diesem kleinen Wortgefecht. „Du könntest die alten Geschichten aber wirklich mal vergessen, Liebste.“ „Dann müsste ich ja die wunderbare Nacht, in der wir uns kennengelernt haben, aus meinem Gedächtnis streichen“, gibt Anna zur Antwort.
Nach dem Frühstück ziehen wir Mädels uns ins Wohnzimmer zurück und überlassen es den Männern, die Küche aufzuräumen und die wenigen Teile, die nicht in die Spülmaschine dürfen, von Hand zu spülen. Als es kurz darauf an der Haustür klingelt, öffnet Lena und führt zu Evas und meinem Erstaunen den Vater unserer Töchter ins Wohnzimmer.
„Hey Jan, erinnerst Du Dich mal wieder daran, dass Du Vater bist?“, frage ich angriffslustig. „Wie geht es denn Deiner Modelfreundin?“, will Eva wissen, und Lena setzt hinzu: „Wieviele Kinder hast Du eigentlich inzwischen?“ Jan lässt sich in einen Sessel nieder. „Was wollt Ihr eigentlich von mir? Ich überweise jeden Monat Geld für die Kleinen und …“ „Und Du könntest Deine Töchter ruhig ab und an besuchen. Aber auf die Antwort wie viele Kinder Du hast, bin ich auch gespannt“, unterbreche ich Jan und fixiere seinen Blick. Jan holt Luft. „Vier. Eure Mädchen und zwei Jungs von Larissa.“ „Und mit der lebst Du zusammen?!“ Lena sieht ihn gespannt an.
„Sie hat mich rausgeschmissen, nachdem sie von meiner Affäre mit Marie erfahren hat.“ Die Angesprochene wechselt die Farbe hin zu einem zarten Rotton. „Du musst aber nicht meinen, dass ich mich jetzt als Nächste von Dir schwängern lasse.“ Amüsiert lehne ich mich zurück. „Und Dich Nasenbär hab ich mal für schüchtern gehalten.“ Dann fällt mein Blick auf Gesa, die sich kaum noch ernst halten kann. Zum Glück kommen in diesem Moment die Männer herein. Jan schickt einen Blick in die Richtung der drei Geschlechtsgenossen. „Bleibt cool Leute, ich wollte nur meine Töchter besuchen.“
Eva erhebt sich von der Couch. „Die süßen Kleinen sind bei ihrer Oma und im Moment nicht verfügbar. Du kannst gerne einen Termin mit Andy oder mir ausmachen. Wir wollen Dir die Mädchen nicht vorenthalten.“ Mit den Worten: „Ich ruf Euch an“ entzieht sich Jan jeder weiteren Diskussion und verlässt das Haus. Jonas begleitet ihn noch zur Tür und kommt dann wieder zu uns. „Das war also der berühmte Jan oder soll ich sagen berüchtigt?“ Gesa klingt belustigt. „Das war das Negativbeispiel eines Mannes. Ein toller Lover aber ein lausiger Alltagsmensch und Vater“, antworte ich ihr. Dann fällt mein Blick auf Florian. „Ich hoffe, Du nimmst Dir den Burschen nicht zum Beispiel, ein toller Lover scheinst Du ja auch zu sein.“ Gesa protestiert: „Im Gegensatz zu Eurem Jan ist Flo durchaus alltagstauglich.“ Florian sieht seine Freundin an. „War das jetzt ein Kompliment?“ Gesa nickt. „Ja, vor allem im Hinblick darauf, dass Du die Absicht hast, in Köln weiter zu studieren und Dir hier eine Wohnung zu suchen.“
‚Mhm. Da scheint Gesa ja schon ein ganzes Stück weiter gekommen zu sein mit ihrem Lover.‘ Laut sage ich: „Wenn Du willst, kann Dir Eva sicherlich bei der Wohnung helfen, und ich bin gerne bereit, Dir ein paar Ansprechpartner in Sachen Studienplatz zu nennen.“ Flo bedankt sich lächelnd. „Auf die Wohnung komme ich gerne zurück, wenn ich den Studienplatz habe. Bei dieser Sache will mich übrigens der Bruder von Gesa unterstützen. Es gibt wohl die Möglichkeit, in Köln weiter zu studieren, ohne die schon beendeten Semester zu verlieren. Und einen Nebenjob könnte ich in seiner Firma auch bekommen.“ An den leuchtenden Augen von Gesa erkenne ich, dass Flo tatsächlich auf dem richtigen Weg ist.
Kurz darauf klingelt es ein zweites Mal. Ich gehe zur Haustür, wo ich zu meiner Überraschung Karin und Hinnerk - die Eltern von Lena, Jonas und Anna - vorfinde. Auf meine Frage nach den Kindern bittet mich Hinnerk zu seinem Mercedes, in dem auf der Rückbank drei Kindersitze montiert sind. „Du kannst gerne helfen, die drei aus den Sitzen zu befreien. Es war schon etwas schwierig für Karin und mich, die Kleinen sicher unterzubringen.“ Ich rufe Eva, und gemeinsam holen wir die Kleinen - die die Fahrt ganz offensichtlich genossen haben - aus den Sitzen.
„Da hast Du ja richtig viel Geld investiert, Papa“, stellt Lena fest. Hinnerk lächelt uns an. „Das sind mir die drei Süßen wert. So sind wir wenigstens nicht darauf angewiesen, immer von Euch geholt oder gebracht zu werden.“
Montag 02.01.2017
Als ich die Augen öffne, blicke ich in das Gesicht von Jonas. „Wie lange betrachtest Du mich schon, Liebster“, frage ich ihn. „Lange genug, um mich wie jeden Morgen erneut in Dich zu verlieben.“ Ich sehe, dass auf seiner Stirn eine kleine Falte erscheint. „Was wälzt Du für ein Problem?“, will ich von ihm wissen. Jonas zögert einen Moment, dann beginnt er zu sprechen.
„Ich muss die ganze Zeit daran denken, dass Dein Pflegevater Dich geprügelt hat, und dann wird mir klar, dass ich nicht einen Deut besser bin.“ Wenn Jonas mich nicht so schuldbewusst ansehen würde, müsste ich wahrscheinlich lachen, doch ich unterdrücke diesen Impuls und nehme seine Hand. „Du willst doch eine Züchtigung mit dem Lederriemen nicht mit den zwölf Klapsen vergleichen, die Du mir gegeben hast, nachdem ich Dich dazu aufgefordert habe. Außerdem ging es dabei nicht darum, mich sexuell gefügig zu machen.“ Mein Mann schüttelt traurig den Kopf. „Aber ich hatte nicht das Recht dazu, und sollte Anna jemals davon erfahren …“
Ich sehe mich genötigt, Jonas zu unterbrechen. „Wage ja nicht, irgendjemandem davon zu erzählen. Was zwischen uns passiert, das bleibt auch zwischen uns und geht niemanden etwas an.“ Ich fixiere seinen Blick, bis er schließlich den Kopf senkt und leise murmelt: „Versprochen, aber schlecht fühle ich mich trotzdem.“ Ich ziehe ihn zu mir herunter und küsse ihn zärtlich. „Ich verspreche hiermit feierlich, dass diese Geschichte niemals zwischen uns stehen wird. Reicht Dir das als Absolution?“ Jonas muss lachen, dann sieht er mir in die Augen. „Ja, meine Schöne. Ich liebe Dich.“ Wir duschen gemeinsam, dann wecken wir unseren Sohn, und nachdem wir alle angezogen sind, gehen wir hinüber in die WG-Küche.
Nach dem Frühstück fahren wir zum Probenraum der Band, um an einem Brainstorming für die nächste CD teilzunehmen. Robbie hat zwei Stücke geschrieben, die er uns zunächst vorspielt, um unsere Meinung zu hören. Wir sind grundsätzlich einverstanden, doch Rolf möchte zu der Musik auch einen Text haben, ehe wir eine endgültige Entscheidung treffen. Er selbst hat einen Text für ein neues Lied, das er zusammen mit Marie singen möchte, doch noch keine Melodie. Wir merken schnell, dass der Text von Rolf zu keinem der Stücke von Robbie passt. Schließlich erkennen wir, dass wir hinsichtlich der Kompositionen auch auf die Mitarbeit von Frank angewiesen sind. Nach einer kurzen Pause, in der Rolf und Robbie mit unserem ehemaligen Bandmitglied telefoniert haben, ist klar, dass Frank auch für die nächste CD als Komponist zur Verfügung steht.
Dienstag 03.01.2017
Heute Nacht haben unsere Mädchen zwischen Andy und mir im großen Bett geschlafen. Hatten wir vorher befürchtet, während der Nacht keinen Schlaf zu bekommen, so waren unsere Schätzchen erstaunlich friedlich. Witzig finde ich, dass die zwei irgendwie während der Nacht die Plätze getauscht haben, denn als ich heute wach werde, liegt Evita an mich gekuschelt und meine Tochter in den Armen von Andy.
Entspannt schmusen wir vier miteinander, dann machen wir unsere Töchter und uns selbst fertig. Als wir kurz darauf in die Küche gehen, begegnen wir auf der Treppe Anna und Gerard, die ebenfalls schon fertig sind. Während mein Schatz unsere Töchter füttert, helfe ich beim Tischdecken, denn heute Morgen hat Anna die Kontrolle über den Herd übernommen, um leckere Käseomeletts zu produzieren. Zwanzig Minuten später sitzen auch Gesa, Lena und Jonas am Tisch, derweil unsere Kinder friedlich zusammen spielen.
Nach dem Frühstück gehen Lena, Jonas und Gerard hinüber in die Einliegerwohnung, und Anna macht sich auf den Weg in die Goldmanufaktur. Gesa, die montags ihren Ruhetag hat, setzt sich noch auf einen Kaffee zu uns. Andy sieht die Friseurin an. „Weißt Du schon, wann Florian nach Köln wechseln will?“ Gesa zuckt mit den Schultern. „Er muss das laufende Semester auf jeden Fall noch in Lörrach beenden und will dann zum Sommersemester nach Köln wechseln. Also braucht er voraussichtlich Ende März eine Wohnung.“ „Wollt Ihr nicht zusammenziehen?“, frage ich Gesa.
„Das habe ich mit Andy ausgiebig diskutiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich lieber in der WG wohnen bleibe, bis ich weiß, ob es mit Florian wirklich funktioniert. Ich meine, er macht sich ganz gut, aber das Erlebnis, das Andy mit ihrem Freund Ben hatte, muss ich mir nicht antun. Wir können ja auch getrennt zusammen sein.“ ‚Gut, die Überlegung hat was für sich.‘ „Ist vielleicht für den Anfang wirklich besser.“ Dann fällt mir etwas ein. „Suchst Du nicht auch noch eine Auszubildende?“ Gesa blickt mich erwartungsvoll an. „Wie kommst Du darauf?“
„Ich war zwischen den Feiertagen nochmal in dem Objekt, das ich im März in Eigentumswohnungen umwandeln will. Eine meiner Mieterinnen - eine sehr sympathische Alleinerziehende - erzählte mir, dass ihre Tochter letztes Jahr vergeblich eine Ausbildungsstelle gesucht hat, bei der die Möglichkeit besteht, nach der Ausbildung übernommen zu werden, aber leider ohne Erfolg geblieben ist. Wenn es diesmal wieder nicht klappt, wird sie wohl bei einer Friseurkette anfangen müssen.“
Gesa wirkt interessiert. „Was hältst Du von dem Mädel?“ „Macht auf mich einen sehr netten Eindruck, höflich, freundlich, gut erzogen … meine Güte, ich rede schon wie meine Mutter. Frau Schäfer hat mir Leonies Zeugnisse gezeigt. Eine Realschülerin, überwiegend die Noten Eins und Zwei in den Fächern. Wenn Du willst kann ich der Mutter ja mal eine Visitenkarte geben.“ Gesa nickt. „Okay tu das. Die Tochter soll eine Bewerbung schreiben. Dann lade ich sie auf jeden Fall mal zu einem Gespräch ein.“
Mittwoch 04.01.2017
Als ich nach dem Frühstück noch mit Andy auf einen Becher Cappuccino zusammen sitze, überlege ich, wie es in Sachen Autos weitergehen soll, denn der Verlust des X6 hat eine herbe Lücke in unseren Fahrzeugbestand gerissen, zumal Gesas Kombi den im Februar fälligen TÜV-Termin kaum überstehen wird und Gerard seinen alten Peugeot gerade verschrotten musste. Zur Zeit können wir lediglich mit meinem Cabrio, Andys Hyundai und Annas Mini dauerhaft planen, was für unsere WG definitiv zu wenig ist.
Darauf angesprochen, meint Andy, wir benötigten auf jeden Fall einen kleinen Bus oder Van, den man noch mit unseren Führerscheinen fahren darf. Sie hat sich auch schon im Internet informiert. Es kämen neben BMW auch Fahrzeuge von VW und Mercedes in Frage, wenn ich denn deutsche Markenfabrikate kaufen wolle. „Und was wäre die Alternative, Liebste?“ „Nun, Du könntest Dir natürlich auch mal ansehen, was mein Hyundaihändler im Angebot hat.“ Ich übertrage Andy die Aufgabe, sich nach entsprechenden Fahrzeugen umzusehen.
Danach fahre ich mit Andys Wagen zum Mehrfamilienhaus, in welchem Mutter und Tochter Schäfer wohnen. Ich habe ein wirklich nettes Gespräch mit den beiden. Leonie, die über die Aussicht, bei guter Leistung übernommen zu werden, hoch erfreut ist, sagt zu, die Bewerbung im Laufe der Woche abzugeben. Danach gehe ich zu den anderen Mietern des Hauses, um zu erfahren, wie sie sich hinsichtlich des Kaufs ihrer Wohnungen entschieden haben. Da bis auf Frau Schäfer und dem Mieter der zweiten Wohnung im Dachgeschoss alle einverstanden sind und auch schon die Finanzierung geklärt haben, informiere ich meinen Anwalt, dass er die Verträge vorbereiten und an den Notar weiterreichen kann. Das Dachgeschoss behalte ich somit bis auf weiteres in meinem Eigentum. Entspannt mache ich mich auf den Rückweg.
Unterwegs erinnere ich mich daran, dass Annas Vater in zehn Tagen seinen 65. Geburtstag feiert. Also aktiviere ich die Sprachsteuerung des Smartphones und rufe Karin an. „Guten Morgen Eva, was kann ich für Dich tun?“ Ich zögere einen Moment, dann frage ich: „Bist Du alleine, oder hört jemand mit?“ Karin reagiert wundervoll. „Nein, ich habe beschlossen, mal ein paar Tage auf Mokkatorte zu verzichten. Das war etwas viel über die Feiertage.“ „Mit anderen Worten, Hinnerk hört mit.“ „Ja Liebes, natürlich kann ich am Wochenende auf die Mädchen aufpassen.“ Ich kichere ins Mikrophon. „Danke, ich melde mich dann später noch einmal. Tschüss Karin.“ „Tschüss Eva und liebe Grüße an Andy.“
Als ich Andy wenig später den Dialog schildere, muss sie herzlich lachen. „Da hat sie aber wirklich phantastisch reagiert. Okay, dann sprechen wir heute Abend mit der Familie über den Geburtstag. Übrigens hat sich Jan eben gemeldet. Ich habe ihm gesagt, er kann die Mädchen am Wochenende sehen.“ „Dann scheint er sich ja wirklich für seine Töchter zu interessieren. Hoffentlich ist das bloss keine Masche, um wieder bei uns landen zu können.“
Als wir am Abend die Kinder zu Bett gebracht haben und in großer Runde zusammen sitzen, erinnere ich daran, dass Hinnerk in zehn Tagen Geburtstag hat. Dann richte ich meinen Blick auf Jonas, der von Lena und Anna eingerahmt ist. „Habt Ihr schon irgendwas geplant oder Euch ein Geschenk überlegt?“ Lena nickt. „Ich war vor kurzem mit Jonas in der Altstadt. In der Nähe vom Stapelhaus gibt es ein Fischrestaurant, das könnte Vater gefallen.“ Anna schüttelt den Kopf. „Im ‚Goldenen Kabeljau‘ hab’ ich jetzt dreimal gegessen. Beim ersten Mal war ich wirklich begeistert, beim zweiten Mal war der Fisch zu lange in der Pfanne, und das dritte Mal war soso lala. Das ist mir für Papas Geburtstag zu unsicher.“
Gesa meldet sich zu Wort. „Wenn Ihr mal etwas anderes ausprobieren wollt, dann könnten wir auch ins ‚Normandie‘ gehen. Das liegt in einer kleinen Seitenstraße in der Nähe vom Barbarossaplatz. Die haben sehr guten Fisch auf der Karte, und der Lammrücken ist wirklich ein Gedicht. Allerdings muss man Knoblauch mögen, wenn man dort essen will.“ Ich sehe in die Runde. „Hat jemand von Euch Probleme damit?“ Alle schütteln die Köpfe, und Lena sagt: „Meine Mutter hat mit Knoblauch auch keine Probleme. Ihr solltet mal ihr Ratatouille essen. Puh, ich versichere Euch, das ist eine echte Herausforderung.“
Gesa lächelt unsere Geigerin an. „Gut, dann reserviere ich für den Abend des 12. einen Tisch für …“, sie blickt in die Runde, „12 Personen.“ Andy hat offensichtlich mitgezählt, denn sie korrigiert sofort: „Wir sind aber nur elf Personen.“ Ich lege meiner Liebsten die Hand auf die Schulter. „Lass mal, ich denke, Gesa möchte Florian dabei haben.“ Die Friseurin wirft mir einen dankbaren Blick zu.
Donnerstag 05.01.2017
Gegen halb zwölf nehme ich mein Smartphone zur Hand und wähle die Nummer des ‚Normandie‘. Eine Frauenstimme mit französischem Akzent meldet sich. „Restaurant Normandie. Sie sprechen mit Camille.“ „Guten Tag, Gesa Larsen, ich möchte für Donnerstag den 12. einen Tisch reservieren für zwölf Personen.“ „Für Mittag?“ „Nein, für 19 Uhr am Abend.“ „Waren Sie schon einmal bei uns?“ „Ja, zusammen mit meinem Bruder und seiner Frau. Und uns hat der Lammrücken sehr gut geschmeckt.“ „Gut, ich habe die Reservation eingetragen für Donnerstag der 12. um 19 Uhr.“ Ich muss ob des kleinen Sprachfehlers lächeln, bedanke mich und lege auf.
Kurz vor Feierabend betritt Gerard den Salon und wird von meinen Mädels freudig begrüßt. „Kommst Du noch zum Haare schneiden?“, rufe ich ihm zu. „Nein, ich komme im Auftrag von Anna. Ich soll Dich zum Essen ausführen.“ Meine Mitarbeiterinnen lassen ein enttäuschtes Stöhnen hören. „Schade, ich hatte solche Lust, mal wieder eine Naturkrause zu schneiden“, vernehme ich die Stimme von Nadine, die ein bekennender Fan des Bassisten ist. „Wenn Ihr wollt, könnt Ihr gerne mitkommen“, höre ich die Stimme von Gerard, der die beiden Mädels ins Herz geschlossen hat.
„Nee, können wir uns nicht leisten“, entgegnet die sparsame Laura. Ich gebe mir einen Ruck und rufe die beiden zu mir. „Was haltet Ihr davon, wenn Ihr nur die Getränke zahlen müsst. Da wir bei dem Trubel letzten Monat gar keine Weihnachtsfeier hatten, lade ich Euch zu dem Essen ein.“ Gerard strahlt die beiden an. „Dann spendiere ich die Getränke für alle. Widerspruch ist zwecklos.“ Wir verlassen den Salon und gehen unter fröhlichem Geplauder den halben Kilometer bis zum Restaurant.
Im ‚Normandie‘ ist es verhältnismäßig ruhig, und wir dürfen uns einen Tisch aussuchen. Gerard führt uns in eine Nische am Fenster, und kurz darauf erscheint die Chefin, um nach unseren Wünschen zu fragen. Da Gerard die Begrüßung in seiner Muttersprache gestaltet, verstehe ich nicht allzu viel, doch dass sich Camille unbändig darüber freut, einen Landsmann in ihrem Lokal zu begrüßen, ist nicht zu übersehen. Da weder Laura, Nadine noch ich dem schnellen Gespräch der beiden Franzosen folgen können, bitte ich kurz darauf, die Bestellung jetzt auf Deutsch zu besprechen.
Den spontan angebotenen Pastis als Aperitif nimmt nur Gerard, wir Mädels bekommen nach kurzem Überlegen jede einen Hugo. Als die Getränke vor uns stehen, oute ich mich als die Anruferin vom Mittag, die einen Tisch für 12 Personen bestellt hat. Camille fragt nach unseren weiteren Wünschen. Ich habe zwar mittlerweile die Speisekarte auswendig gelernt, dennoch informiere ich mich bei ihr über die angebotenen Fischgerichte. In einer Mischung aus Französisch und Deutsch erläutert sie die verschiedenen Speisen und versichert, dass in ihrem Restaurant nur beste Bioware verarbeitet würde. Also bitte ich Camille, mir einen Fisch zu empfehlen. Sie deutet auf den Seehecht, ein Gericht im oberen Preissegment, aber das soll für den Geburtstag von Hinnerk keine Rolle spielen. Gerard bestellt Filet vom Wels und bittet Camille, den Fisch zu teilen, damit sowohl er als auch ich von beiden Fischen probieren könnten.
Laura und Nadine haben das Gespräch stumm verfolgt und sind noch unschlüssig, was sie essen wollen. Da ich vermute, dass die beiden von den Preisen des Restaurants abgeschreckt sind, frage ich, ob sie grundsätzlich Lammfleisch mögen. Als sie nicken, bestelle ich ‚Lammrücken Provencale‘. Meine Damen reißen die Augen auf, denn sie hatten vielleicht mit Lammkoteletts gerechnet, aber nicht zwingend mit dem teuersten Gericht auf der Speisekarte. Während Gerard Wein bestellt, denn er wird nachher mit mir fahren, entscheiden wir Mädels uns für eine große Flasche Wasser.
Wie erwartet, dauert es etwas, bis das Essen kommt, dafür werden Fische und Lamm, wie es sich gehört, gleichzeitig serviert. Während die Teller mit den Fischgerichten von Camille serviert werden, wird der Lammrücken vom Chef persönlich gebracht, was zweifelsohne der Tatsache geschuldet ist, dass Jacques den Wunsch hat, seinen Landsmann persönlich zu begrüßen. Doch lässt er es sich auch nicht nehmen, den Lammrücken am Tisch zu tranchieren und meinen Damen je zwei Scheiben zum Ratatouille auf den Teller zu legen.
Der Fisch ist frisch, auf den Punkt zubereitet, und sowohl Seehecht als auch Wels sind ein Genuss. Laura und Nadine sind vom Lammrücken begeistert. Da die beiden das Fleisch nur knapp zur Hälfte geschafft haben, lasse ich mir den Rest einpacken, damit auch unsere Freundinnen in der WG sich von der Qualität des Essens überzeugen können. Die Rechnung ist hoch, aber angemessen, und ich runde großzügig auf, was Camille veranlasst, uns noch Cognac, Calvados und weitere hochprozentige Getränke anzubieten. Gerard entscheidet sich für einen Armagnac, während wir drei Mädels dankend ablehnen.
Beim Verlassen des Restaurants sind wir uns einig, dass Qualität, Service und Preis gestimmt haben. Ich bin froh, dass Gerard sich so gut mit den Wirtsleuten verstanden hat. Der restliche Lammrücken, von Andy kurz in der Mikrowelle aufgewärmt, schmeckt zu meiner Freude auch meinen Freundinnen und Jonas. Dann präsentiere ich meinen Mitbewohnern die von mir bezahlte Rechnung. Zunächst schlucken alle, als sie den Endbetrag sehen, doch dann sind wir uns einig, Hinnerk und Karin zu dem Essen einzuladen und die Rechnung unter uns aufzuteilen.
Freitag 06.01.2017
Dass meine Freundinnen gestern Abend meine Mutter in die Einladung einbezogen haben, macht mich richtig stolz. Ich hätte zwar den auf sie entfallenden Betrag auch aus meiner Tasche zahlen können, aber diese Geste hat mir wieder einmal gezeigt, welch tolle Gemeinschaft wir doch sind. Am meisten aber bin ich heute Morgen überrascht, als Laura und Nadine spontan anbieten, für den Geburtstagsabend die Betreuung unserer Kinder zu übernehmen. Da das Lokal nur einige hundert Meter von der Wohnung der Mädels entfernt liegt, können wir die Süßen dort abliefern und am nächsten Morgen abholen. Somit ist alles organisiert, und es bleibt nur noch die Aufgabe, meinen Schwiegerpapa möglichst unauffällig zum Restaurant zu schaffen.
Am Frühstückstisch geht die Diskussion über Hinnerks Geburtstag weiter. Andy meint, wir müssten auch noch ein Geschenk besorgen, während Anna der Meinung ist, ihr Vater habe alles, was er braucht, und sei wunschlos glücklich. Gerard schlägt vor, eine schöne Flasche Armagnac oder Calvados zu schenken, wird aber von seiner Liebsten informiert, dass ihr Vater noch etliche Liter hochprozentige Getränke besitzt, von denen er aber kaum mal etwas trinkt. Schließlich hat Jonas eine Idee. „Vater hat doch immer noch diese alte Taschenuhr von unserem Urgroßvater. Könntest Du ihm dafür nicht mal eine neue Kette machen?“, fragt er seine Schwester. Anna denkt einen Moment nach, dann huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. „Brüderchen, du bist Spitze. Das lässt sich auf jeden Fall noch bis nächste Woche erledigen.“
Da alle mit der Lösung zufrieden sind, heben wir die Runde auf. Während Anna und Gesa sich auf den Weg zur Arbeit machen, Andy sich in ihr Arbeitszimmer zurückzieht, um an ihrer aktuellen Buchübersetzung zu arbeiten, und Eva einen Termin mit einem Mieter hat, mache ich mich zusammen mit Jonas und Gerard auf den Weg zum Probenraum, denn es steht die Produktion der nächsten CD an, und Robbie möchte mit uns einige neue Stücke testen, die er geschrieben hat.
Gegen halb zwei machen wir eine Pause und holen Essen von einem nahegelegenen Imbiss. Wir essen in guter Stimmung, denn der Vormittag war wirklich sehr produktiv, und wir haben zwei Musikstücke so gut wie fertig. Nachdem ich meinen Salat gegessen habe, entsorge ich die Verpackung und nehme meine Geige in die Hand. Ganz in mich versunken senke ich den Bogen auf die Saiten und beginne zu spielen.
„Prinzessin, was spielst Du da?“ Die Stimme von Robbie klingt aufgeregt. „Nichts Besonderes, das habe ich schon als Kind gemacht, wenn ich mich gelangweilt habe.“ Robbie lässt nicht locker. „Aber wer hat das komponiert?“ Ich verstehe nicht, was er von mir will. „Das hat niemand komponiert. Das hab ich mir irgendwann ausgedacht und immer nur als Übungsstück gespielt.“ „Also ist es Deine eigene Komposition?!“ Ich schüttele meine langen Haare. „Also Komposition würde ich es wirklich nicht nennen.“
Der Widerspruch meiner Musikerkollegen ist heftig. Nie im Leben hätte ich gedacht, mit den paar aneinandergereihten Tönen solch eine Aufregung zu erzeugen. Doch so nach und nach überzeugt mich Robbie, dass diese kleine Melodie Potential hat. Er setzt sich ans Keyboard und beginnt, mit der Melodie zu spielen. Nach und nach setzen die anderen Instrumente ein und beteiligen sich am Arrangement dieser für mich so belanglosen Melodie. Als wir eine Stunde später das Stück in voller Besetzung spielen - Robbie sitzt wieder am Schlagzeug - bin ich begeistert.
Robbie möchte den Track auf die nächste CD übernehmen. Rolf, ganz Businessmann, will mit mir über Tantiemen verhandeln. Irgendwie bin ich auf einmal genervt. „Rollo, wenn ihr das Stück wirklich haben wollt, dann möchte ich die gleichen Konditionen haben wie Robbie und natürlich die Nennung als Komponistin. Ich feilsche hier nicht mit Dir um Prozente. Nimm es, oder lass es.“ Rolf, ganz souverän, hält mir seine Hand hin und sagt: „Das ist Dein Stück wert.“ Ohne Zögern schlage ich ein.
Freitag 06.01.2017
Als Lena, Jonas und Gerard am Nachmittag aus dem Bandhome nach Hause kommen, platzt Jonas fast vor Stolz. Ehe ich noch fragen kann, erzählt er mir, dass Lena jetzt auch noch als Komponistin für die Band arbeitet. Lena wehrt ab. „Das war lediglich eine kleine Melodie, die ich mit acht oder neun Jahren für mich zum Üben erfunden habe. Das Ihr jetzt so einen Hype daraus macht, ist völlig übertrieben.“
Gerard beweist mal wieder seine Souveränität, für die ihn nicht nur Anna bewundert. „Lena, ich habe bewusst bisher nichts zu dem Thema gesagt, aber ich finde, diese ‚kleine‘ Melodie hat Potential. Du hast doch selber festgestellt, dass mit der Instrumentierung der kompletten Band das Stück richtig gut klang. Und ich behaupte mal, Robbie ist Profi genug, um einen Rohdiamanten zu erkennen, wenn er einen vor sich hat.“
Nach dieser für Gerard langen Rede möchte ich aber jetzt auch hören, was meine Freundin sich da Schönes hat einfallen lassen. Jonas zückt sein iPhone, und während der nächsten Minuten lausche ich ergriffen. Als der Clip endet, umarme ich meine Freundin. „Wenn Euch dazu noch ein richtig guter Text einfällt, könnte das Stück auf Eurer nächsten CD ‚das‘ Liebeslied werden.“
Samstag 07.01.2017
Da unsere Mädchen sich gegen zwei Uhr in der Nacht gemeldet haben, haben wir sie zu uns ins Bett geholt. Sie sind dann zwischen Eva und mir friedlich eingeschlafen und waren heute Morgen richtige Schmusekinder. Wir verlassen allerdings das Bett, als meine Tochter einen ziemlich impertinenten Duft absondert. Nachdem unsere Süßen gewaschen und angezogen sind, spendiere ich beiden etwas von meinem Lieblingsduft. Stolz gehen sie zu Eva. „Mama, riech mal“, sagen sie zu meiner Liebsten.
Gesa, die gerade die Tür geöffnet hat, lacht leise. „Ich finde es süß, wie sie Euch beide mit Mama anreden.“ „Tja, sie haben ja auch zwei Mütter“, antworte ich lachend darauf. Gesa fängt die Mädchen ein und nimmt sie schon mal mit nach unten. Als ich mit Eva alleine bin, spricht sie mich an. „Wie lange willst Du eigentlich noch das Pflaster drauf lassen?“ Ich tue so, als hätte ich die Frage nicht gehört, und gehe ins Bad. Eva kommt mir nach und legt ihre Arme um mich. „Bitte Andy, ich behalte Dich auch, wenn unter dem Pflaster eine richtig fiese Narbe ist, aber Du kannst es nicht ewig ignorieren. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und kuschele mich an Eva. „Na gut, Du darfst es abmachen. Ich schließe derweil die Augen.“
Eva löst das Pflaster ganz vorsichtig. Gespannt halte ich den Atem an. „Ooooh, ich glaube, ich mach’ es besser wieder drauf“, ruft Eva mit Entsetzen in der Stimme. Ich reiße die Augen auf, doch statt einer entstellenden Narbe sehe ich nur eine dünne weiße Linie, die an meiner Schläfe beginnt und in den Haaren verschwindet. „Das ist alles?“, frage ich. Eva lacht. „Na also. Ich wusste doch, dass Du guckst, wenn ich Dich erschrecke. Und Deine Haare sind inzwischen auch schon wieder gewachsen.“ Sie nimmt die Haarbürste und sortiert meine Locken ein wenig in Richtung auf die Narbe zu. „In zwei Wochen sieht man überhaupt nichts mehr davon“, verspricht sie mir.
Als wir kurz darauf die Küche betreten, in der, wie immer am Samstag, leichte Hektik herrscht, werden wir nur beiläufig begrüßt, weil alle Anwesenden mit Frühstücksvorbereitungen beschäftigt sind. Gesa wirft uns einen kurzen Blick zu und kommt dann zu mir. „Lass mal sehen, Süße. Von wegen entstellt. Die Narbe ist ja kaum noch zu sehen.“ Sie umarmt mich herzlich, während sie mir ins Ohr flüstert: „Und Deine Haare krieg ich auch wieder hin.“ Nach und nach begutachten nun die Freundinnen meine rechte Schläfe und loben den Arzt, der hier so gute Arbeit geleistet hat.
Während wir die köstlichen Omeletts verzehren, die Anna heute Morgen in der Pfanne gezaubert hat, berichtet Eva von der Aktion Autokauf. Nachdem sie bei verschiedenen Autohäusern war, ist sie schließlich bei meinem Hyundaihändler fündig geworden und hat richtig zugeschlagen. Für einen 8-sitzigen Bus, einen 7-sitzigen SUV und das neueste Modell meines i10 - alles mit Vollausstattung - hat sie nach Inzahlungnahme meines sechs Jahre alten Fahrzeugs einen Komplettpreis von 100.000 Euro ausgehandelt. Als ich mich für den neuen i10 bedanken will, wehrt sie ab. „Lass gut sein, ich habe die drei Fahrzeuge vom Verkaufserlös des zweiten Hauses gekauft. Und für den X6 zahlt die Versicherung auch noch den Zeitwert.“
„Wie geht es eigentlich Deiner Mutter?“, möchte Anna von mir wissen. „Die Hämatome haben sich zurückgebildet, aber bis der Nasenbeinbruch endgültig verheilt ist, wird es noch etwas dauern. Wenn Du aber wissen willst, wie es zwischen uns steht, wir sind auf einem guten Weg. Es ist zwar noch kein normales Mutter-/Tochterverhältnis, aber wir können zumindest miteinander reden, ohne dass die Vergangenheit zwischen uns steht.“ Anna legt ihre Hände auf meine. „Lass es langsam angehen, aber gib nicht auf.“ Ich nicke ihr zu. „Genau das ist der Plan.“
Montag 09.01.2017
Nach dem Frühstück fahre ich mit mit Andy zum Hyundaihändler. Ich hatte meinen Schatz letzte Woche die notwendigen Papiere für eine Zulassung unterschreiben lassen, ihr aber verschwiegen, dass ich bereits im November beim Händler den neuesten i10 in Vollausstattung und Andys Lieblingsfarbe rot bestellt hatte. Daher ist ihre Überraschung, als wir vor dem Fahrzeug stehen, um so schöner. „Bekomme ich den jetzt dafür, dass ich den X6 verschrottet habe?“, fragt sie mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht. „Dafür hätte ich Dir eher einen Panzer kaufen müssen, meine Schöne“, gebe ich zur Antwort.
Nachdem der Verkäufer meiner Liebsten die Neuerungen des aktuellen i10 ausführlich erläutert hat, setzt sich Andy stolz hinter das Steuer. Ich nehme neben ihr Platz. „Zufrieden mein Schatz?“ Andy beugt sich zu mir herüber und drückt mir einen Kuss auf die Wange, der einen deutlichen Kussmund hinterlässt. „Reicht das als Antwort?“ Ich deute auf den Abdruck ihrer Lippen. „Völlig, das lass ich jetzt für heute so.“
Zu Hause angekommen, werden wir von Lena und Jonas begrüßt. „Toll, ich wünschte, ich hätte meinen neuen Wagen auch schon“, flüstert mir Lena ins Ohr. „Was hast Du gerade mit Eva geflüstert?“, will Jonas wissen. Lena zwinkert mir zu: „Ich sagte, der i10 würde mir auch schon gefallen.“
Kurz darauf in der Küche, nimmt mich Andy in ihre Arme und küsst mich leidenschaftlich. „Danke Eva, der Wagen ist wirklich ein Traum.“ Dann wird ihr Gesicht nachdenklich. „Wo stellen wir eigentlich die ganzen Autos unter?“ Ich muss zugeben, dass ich diesen Punkt bislang völlig vernachlässigt habe. „Wir haben demnächst hier bis zu acht Fahrzeuge stehen, aber nur vier Plätze in der Garage. Ich meine, wir bekommen ein Parkplatzproblem“, resümiert Andy die Lage. Auch ich habe inzwischen gerechnet und spontan eine Idee entwickelt. „Ich werde den Zaun links von der großen Garage abreißen lassen. Aus dem alten Bootsschuppen wird nach Einbau eines Rolltors eine Garage mit drei Stellplätzen. Da stellen wir den Bus und den SUV ab. In der großen Garage ist dann Platz für mein Cabrio, Deinen i10 und die beiden Minis.“
Andy reißt die Augen auf. „Zwei Minis?“ Ich gebe ihr ein Zeichen, leise zu sein, und informiere sie darüber, dass Lena einen Mini Clubman bestellt hat, wovon Jonas aber noch nichts wissen soll. Doch mein Schatz hat schon weiter gedacht. „Und wo stellen Gesa und Gerard ihre Fahrzeuge ab?“ „Ein Wagen passt noch neben Bus und SUV, den anderen können wir links vor dem Rolltor abstellen. Ich habe ohnehin vor, den Bereich überdachen zu lassen. Den Rest können wir noch später regeln.“ Offensichtlich habe ich Andy mit diesen Auskünften zufriedengestellt, denn sie geht zum Kaffeeautomaten und zieht für uns zwei Becher Cappuccino.
Dienstag 10.01.2017
Beim Betreten des Salons fällt mein Blick auf einen A4-Umschlag, den offenbar jemand unter der Tür durchgeschoben hat. Der Name Leonie Schäfer ist mir zunächst unbekannt, doch dann erinnere ich mich, dass Eva von einer Bewerberin um einen Ausbildungsplatz gesprochen hat. Ich öffne den Umschlag und entnehme die Unterlagen. Die wesentlichen Teile der Bewerbung sind in einer sauberen Handschrift ausgefüllt. Als ich mir danach das Abschlusszeugnis ansehe, frage ich mich, wieso das Mädel nicht längst eine Lehrstelle hat. Dann erinnere ich mich, dass mein Ausbildungsbetrieb auch lieber eine Abiturientin mit durchschnittlichem Zeugnis genommen hat als eine gute Realschülerin.
Ich beschließe, unvoreingenommen an die Bewerbung heranzugehen und wähle die im Anschreiben angegebene Handynummer. Nach dem vierten Klingeln meldet sich die Mailbox. Ich spreche eine Nachricht auf, in der ich um Rückruf bitte. Der Rückruf erfolgt prompt, und die Stimme von Leonie klingt sympathisch. Nach einem Blick auf den heutigen Terminplan bitte ich die junge Dame um 15 Uhr zum Vorstellungsgespräch.
Etwa zehn Minuten vor dem Termin öffnet sich die Tür des Salons. Eine junge Frau mit braunen Haaren stellt sich bei Laura mit Namen vor und verkündet, sie käme zum Vorstellungsgespräch. Laura bittet sie, Platz zu nehmen, und bietet ihr einen Kaffee an, den sie dankend ablehnt. Sichtlich nervös setzt sie sich in den Wartebereich und greift nach einer Illustrierten. Ein wenig amüsiert stelle ich fest, dass das Journal wohl nur zur Ablenkung dient. Um das Mädel nicht unnötig zu quälen, bitte ich Laura, meine Kundin zu föhnen und begebe mich nach vorne.
Ich führe Leonie in den Sozialraum und frage: „Kaffee oder Wasser?“ „Ein Wasser bitte“, bekomme ich zur Antwort. Ich fülle ein Glas und reiche es ihr. „Ihr wievieltes Bewerbungsgespräch ist das hier?“ Sie zögert einen Moment. „Das dritte.“ „Und wieviele Bewerbungen haben Sie geschrieben?“ Diesmal zögert sie einen Moment zu lange, und ich hake nach. „Antworten Sie bitte ehrlich.“ Leonie wechselt die Farbe. „Ich bin immer ehrlich, aber ich habe so viele Bewerbungen geschrieben, dass ich nicht mehr sagen könnte, ob es vierzig, fünfzig oder sechzig waren. Bei meinem zweiten Bewerbungsgespräch hat man mir übrigens gesagt, man habe noch eine Bewerberin mit Abitur, ich solle mir also keine allzu großen Hoffnungen machen.“
Das Mädel so niedergeschlagen zu sehen, rührt mich an. Daher beschließe ich, ihr auf jeden Fall eine Chance zu geben. Um sie etwas aufzubauen, erkläre ich ihr, dass es mir gleich ist, von welcher Schulform jemand kommt, wenn er oder sie sich zu benehmen weiß und die Schulnoten von einer guten Arbeitseinstellung zeugen. Da offensichtlich beides bei ihr zuträfe, wäre ich bereit, sie ab August in eine Ausbildung zu übernehmen. Dann frage ich sie, womit sie sich denn zur Zeit beschäftigt. Sie würde in einem Baumarkt Regale einräumen und sonstige Hilfsarbeiten machen, gesteht sie mir.