Schwarze Rhetorik - Christiane-Maria Drühe - E-Book

Schwarze Rhetorik E-Book

Christiane-Maria Drühe

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Beschreibung

Schwarze Rhetorik nutzt die Macht der Kommunikation zur Manipulation: Sie sollen dazu gebracht werden, etwas zu denken, zu fühlen oder zu tun, was Sie nicht machen würden, wenn die manipulierende Person transparent und offen kommunizieren würde. Wenn Sie manipuliert wurden, haben Sie hinterher das Gefühl, über den Tisch gezogen worden zu sein. Manipulationen hinterlassen immer einen Schaden auf der Beziehungsebene. Schwarze Rhetorik kann Ihnen sowohl in der Familie, in Beziehungen als auch am Arbeitsplatz begegnen. In diesem Buch lernen Sie die psychologischen Mechanismen der schwarzen Rhetorik kennen und erfahren, was die Manipulation mit Ihnen zu tun hat. Außerdem erhalten Sie anhand zahlreicher praktischer Beispiele einen Einblick in die verschiedenen Spielarten der schwarzen Rhetorik und lernen, wie Sie sie wirkungsvoll abwenden und sich zukünftig davor schützen können. Schließlich erfahren Sie, wie Sie mithilfe von weißer Rhetorik fair und souverän kommunizieren und so einen Beitrag zu einer positiven Gestaltung von Beziehungen leisten. Denn meistens begegnet man sich ein zweites Mal im Leben.

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Die Autorin

Dr. Christiane-Maria Drühe ist mit ganzem Herzen und voller Leidenschaft Diplom-Psychologin. Sie war in verschiedenen Bereichen als Psychologin tätig (verschiedene Kliniken, Professorin).

Seit 2002 arbeitet sie freiberuflich als Coach, Trainerin und Autorin. Ihre Themen sind Führung von Menschen, wertschätzende Kommunikation, Umgang mit Konflikten, Stressmanagement, Steigerung der Lebensfreude, Achtsamkeit, Happiness, Humor, Resilienz, Wertvorstellungen und Sinnerleben.

Ihr Lebensmotto ist „Leben, Lernen, Lachen.“ Leben heißt für die Autorin, auch Kleinigkeiten im Alltag wahrzunehmen und sich daran zu erfreuen. Lernen bedeutet für sie, regelmäßig über den eigenen Tellerrand zu schauen, neue Seiten an sich zu entdecken und sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Mit einem Lachen und einer positiven Einstellung geht ihr im Alltag vieles leichter von der Hand.

Der Lebensmittelpunkt der Autorin ist München. Sie bietet deutschlandweit Coachings, Vorträge, Seminare und Workshops an.

Inhaltsverzeichnis

1.

Schwarze Rhetorik - Definition und Hintergründe

Beeinflussung versus Manipulation

Weitere Synonyme: Verführung, Betrug und Demagogie

Schwarze Rhetorik ist ein Machtspiel

2.

Schwarze Rhetorik in der nonverbalen Kommunikation

3.

Schwarze Rhetorik erkennen: Blick hinter die Kulissen

Die Rolle der eigenen Bedürfnisse

Die Illusion der Unverwundbarkeit

Rollen in psychologischen Spielen: das Drama-Dreieck

Images und Appelle

Profis in schwarzer Rhetorik

4.

Spielarten der schwarzen Rhetorik

Angeber-Spiele: Ich bin ja sooo toll!

Jammer-Spiele: Ich bin sooo schwach!

Opfer-Spiele: Dafür kann ich nichts!

Regelsetzer-Spiele: Ich bin der Boss!

Blöd-Spiele: Sorry, ich bin dafür nicht kompetent genug! Du kannst das besser

Spiele des Handels: Kauf‘ mich!

5.

Schwarze Rhetorik abwenden

Manipulationsversuche souverän entkräften

Sich vor schwarzer Rhetorik schützen

6.

Weiße Rhetorik: Fair und souverän kommunizieren

Basics der Kommunikation

Besser kommunizieren mit Gewaltfreier Kommunikation

Das Eisberg-Modell der Kommunikation

Dos der Kommunikation

Ich- und Du- oder Sie-Botschaften

Die Kunst des Zuhörens

Reframing - Aussagen aus einem anderen Blickwinkel sehen

Konfliktgespräche konstruktiv führen

Weitere Tipps für eine gelungene Kommunikation und Beziehungsgestaltung

7.

Zu guter Letzt…

Literatur

1. Schwarze Rhetorik - Definition und Hintergründe

Der Begriff „Schwarze Rhetorik“ ist mir zum ersten Mal vor ungefähr 15 Jahren begegnet. Ich kannte ihn vorher nicht und er war zu der Zeit auch nicht sehr verbreitet oder bekannt. Ich wurde gefragt, ob ich einen Kurs bei der Münchner Volkshochschule zu diesem Thema übernehmen möchte. In diesem Kurs sollte es darum gehen, die Mechanismen der schwarzen Rhetorik zu erkennen und sich davor zu schützen. Ich habe diesen Kurs damals übernommen und mich seitdem intensiv mit diesem Thema und dieser Form der Kommunikation und Beziehungsgestaltung auseinander gesetzt.

Inzwischen scheint der Begriff schwarze Rhetorik zu einer Art Modewort geworden zu sein: es gibt unzählige Angebote zu schwarzer oder dunkler Rhetorik - Bücher, Videos, Trainings… Die Autoren - es sind fast ausschließlich Männer - versprechen Einblicke in die Seele von anderen, man lernt Menschen zu „lesen“, das Handwerk der Psychologie kennen und anwenden. Manipulationstechniken sollen helfen, die eigenen Interessen durchzusetzen, schlagfertig zu kommunizieren und das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Auch taucht Neurolinguistisches Programmieren häufig in diesem Kontext auf. Die Anwendung von schwarzer Rhetorik wird meistens als eine positive und zielführende Strategie dargestellt. Auf der anderen Seite sind wir nach Meinung vieler Autoren in unserem Alltag überall und permanent von Manipulation umgeben, vor der wir uns schützen müssen.

Mir sind diese Darstellungen zu stark vereinfacht und sie sind teilweise auch nicht zutreffend. In diesem Buch geht es mir darum, das Thema schwarze Rhetorik differenzierter und vor allem wirklich psychologisch fundiert darzustellen.

Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, wenn wir uns duzen. In meinen Seminaren und Coachings kläre ich zu Beginn die Anrede. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer - Ausnahmen kommen selten vor - wünschen sich, dass wir uns duzen. Vielleicht, weil die Themen, um die es geht, sehr persönlich sind, oft auch sehr emotional. Oder weil das „du“ Verbundenheit und eine Verbindung schafft.

Stell‘ dir einen Weg mit verschiedenen Etappen von der schwarzen zur weißen Rhetorik vor (Abbildung 1). In diesem Kapitel stelle ich dir vor, was schwarze Rhetorik bedeutet. Das ist der Beginn der Reise. In Kapitel 2 geht es um Beispiele zur schwarzen Rhetorik in der nonverbalen Kommunikation, also in der Körpersprache. In Kapitel 3 blickst du hinter die Kulissen und erfährst, was schwarze Rhetorik mit dir zu tun hat und in Bezug auf welche Aspekte du besonders empfänglich für Manipulation bist. Außerdem stelle ich dir die Mechanismen der schwarzen Rhetorik auf der Seite der manipulierenden Person vor. In Kapitel 4 wirst du die verschiedenen „Spielarten“ der schwarzen Rhetorik kennen lernen. In Kapitel 5 erfährst, wie du auf Manipulationen reagieren und dich zukünftig besser davor schützen kannst. In Kapitel 6 stelle ich dir vor, wie du fair, selbstbewusst und souverän kommunizieren kannst und so deine Ziele erreichst - mit weißer Rhetorik - dem Ende des Weges.

Abbildung 1: Der Weg von der schwarzen zur weißen Rhetorik

Es kann passieren, dass dich meine Ausführungen in diesem Buch sehr stark emotional berühren. Vielleicht machen sie dich traurig oder wütend, weil du dich an Begegnungen mit Menschen erinnerst, die dich manipuliert und damit sehr verletzt haben. In meinen Workshops zu diesem Thema begegnen mir immer wieder Menschen, die sehr aufgewühlt sind, wenn sie merken, was andere ihnen „angetan“ haben bzw. was sie sich haben antun lassen. Auch für mich ist dieses Thema immer noch und immer wieder mit starken Emotionen verbunden, wenn ich mich an Erlebnisse mit Menschen in meinem näheren Umfeld erinnere, die massive Manipulationsstrategien einsetzen bzw. eingesetzt haben. Es ist deine Chance, diese Erfahrungen zu verarbeiten, wenn du dich mit ihnen auseinander setzt und so verhinderst, dass sie sich wiederholen. Zur schwarzen Rhetorik gehören immer mindestens zwei Seiten: der Sender, also die manipulierende Person, und der Empfänger - die Person, die sich manipulieren lässt. Indem du dich mit den Mechanismen und Spielarten auseinander setzt, wirst du sie zukünftig vermutlich früher erkennen und weniger empfänglich dafür sein. Mein Tipp - wenn dir die Beschäftigung mit dem Thema zu belastend wird: leg‘ dieses Buch beiseite und geh‘ spazieren, mach‘ Sport oder tue etwas anderes, das gut für dich ist. Das hilft mir in solchen Situationen am besten.

Beeinflussung versus Manipulation

Im Zusammenhang mit schwarzer Rhetorik tauchen häufig die Begriffe Beeinflussung, Manipulation, Verführung, Betrug und Demagogie auf.

Als erstes ist es mir wichtig, zwischen Beeinflussung und Manipulation zu unterscheiden. Beeinflussung hat nicht von Vornherein etwas Ausbeuterisches. Beeinflussung ist etwas, das in fast jeder Kommunikation geschieht. Eine Person nimmt Einfluss auf eine andere Person, weil sie etwas Bestimmtes erreichen möchte. Das Ziel der beeinflussenden Person ist nicht zum Schaden der anderen Person, sondern neutral oder sogar zu ihrem Besten. Eltern beeinflussen ihre Kinder, weil sie sich das Beste für sie wünschen. Lehrer beeinflussen ihre Schülerinnen und Schüler, um sie zum Lernen zu motivieren und sie auf die Berufsausbildung und das spätere Berufsleben vorzubereiten. Freundinnen und Freunde beeinflussen sich gegenseitig genauso wie Paare. Eine Person macht oder sagt etwas, weil sie die andere Person dazu bringen möchte, etwas Bestimmtes zu tun. Wichtig ist, dass das Ziel der Beeinflussung neutral oder positiv ist. Es ist nicht zum Schaden der Person, die beeinflusst wird. Ein Beispiel: wenn ich möchte, dass ein Kollege mir einen Gefallen tut und mich bei einer Aufgabe unterstützt, bin ich freundlich zu ihm und unterstütze ihn, wenn ich merke, dass er meine Hilfe benötigt. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er bereit ist, mich zu unterstützen, wenn ich seine Hilfe brauche. Nach dem Motto: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“ Die beeinflussende Person verhält sich fair, ihr Vorgehen ist transparent und nachvollziehbar.

Bei der Manipulation kommen bewusst oder unbewusst unfaire Strategien zum Einsatz. Es gibt Menschen, die manipulieren ganz bewusst und mit voller Absicht - und vor allem sehr häufig: sie möchten eine andere Person dazu bringen, etwas zu tun, was diese Person nicht oder so nicht freiwillig oder aus eigenem Antrieb tun würde, wenn sie wüsste, welche Ziele die andere Person damit verfolgt (Sachse & von Franqué, 2019). Sie wird also über die eigentlichen Ziele und Absichten der manipulierenden Person im Unklaren gelassen oder sogar darüber getäuscht. Wichtig ist, dass die Person nur eigene Ziele und Interessen mit ihrem Vorgehen verfolgt und nicht im Interesse anderer handelt. Kernstücke einer Manipulation sind also „Täuschung und Intransparenz“ über das eigene Vorgehen und „Ausnutzen“ der anderen Person (Sachse & von Franqué, 2019, S. 34).

Es gibt allerdings auch Menschen, die setzen manipulative Strategien unbewusst ein und sind vollkommen überrascht, wenn sie auf ihre unfairen Kommunikationsstrategien angesprochen werden. Es kommt auch vor, dass sie vollkommen empört sind und diese Rückmeldung weit von sich weisen.

Unabhängig von dem bewussten oder unbewussten Einsatz - die Personen haben irgendwann in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass sie mit manipulativer Kommunikation schneller und einfacher ihre Ziele erreichen als wenn sie ein authentisches Verhalten zeigen, also beispielsweise fragen, bitten oder verhandeln. Das manipulative Verhalten hat sich verselbständigt und läuft automatisiert ab, d.h. die Personen zeigen es ohne weiter darüber nachzudenken und den Einsatz bewusst zu planen. Und sie zeigen es sehr häufig und intensiv. Die manipulierende Person hat diese Strategien und Verhaltensweisen im Laufe ihres Lebens ausgefeilt, verfeinert und „professionalisiert“ (Sachse & von Franqué, 2019). Und da diese Strategien über einen langen Zeitraum gut funktioniert haben, geht sie davon aus, dass ihr Vorgehen in Ordnung ist und sieht keinen Grund, etwas daran zu ändern. Das macht den Umgang mit ihr für die Menschen in ihrem sozialen Umfeld natürlich schwierig.

Mir sind in meinem Leben schon einige Menschen begegnet, die unbewusst Manipulationsstrategien einsetzen - in der Familie, in Beziehungen, im Bekanntenkreis und im Arbeitsumfeld. Dir vielleicht auch. Wichtig ist, dass auch der unbewusste Einsatz einen schädigenden Einfluss auf die Beziehung hat und nicht okay ist. Manipulationsstrategien werden eingesetzt, um egoistische Ziele und Absichten zu verfolgen und sich eigene Vorteile zu sichern, auch auf die Gefahr hin, dass die andere Person dabei Nachteile hat oder sogar einen Schaden erleidet. Das ist der Unterschied zur Beeinflussung: Die Auswirkungen der Beeinflussung sind neutral oder positiv, die Auswirkungen der Manipulation sind negativ. Neben dem Erreichen von egoistischen Zielen kann es bei der Manipulation auch darum gehen, die Kritikfähigkeit der anderen Person zu unterlaufen, die andere Person einzuschüchtern oder zu bestimmten Handlungen zu bringen, die sie nicht tun würde, wenn sie wüsste, worum es der manipulierenden Person geht. Im Verlauf dieses Buches wirst du viele konkrete Beispiele dafür finden, wie diese Manipulationsstrategien aussehen können. Vermutlich fallen dir dann auch Beispiele von Situationen ein, in denen du manipuliert wurdest.

Wenn wir im Nachhinein erkennen, dass eine andere Person uns manipuliert hat, haben wir häufig das Gefühl, „über den Tisch gezogen worden zu sein“. Wir haben etwas gesagt oder gemacht, was wir nicht gesagt oder gemacht hätten, wenn die andere Person mit offenen Karten gespielt, also fair und transparent kommuniziert und gehandelt hätte. Durch die Manipulation wurde uns die Freiheit der Entscheidung genommen: wir konnten nicht „ja“ oder „nein“ sagen, sondern wurden bevormundet. Dieses Erlebnis hat eine negative Auswirkung auf die Beziehung zu der manipulierenden Person. Sie kostet Energie und ruft negative Gefühle hervor. Außerdem verstößt manipulatives Verhalten einer Person gegen ein wichtiges Prinzip in Beziehungen: das Reziprozitätsprinzip. Reziprozität bedeutet, dass beide Beziehungspartner gleich viel in eine Beziehung investieren und sich um das Bestehen der Beziehung kümmern, aber auch gleich viel davon profitieren. Das führt dazu, dass beide mit der Beziehung zufrieden sind und es ihnen miteinander gut geht. Bei manipulativem Verhalten „nimmt“ sich eine Person etwas, was ihr nicht zusteht, es wird ihr nicht freiwillig gegeben.

Eine weitere Verletzung der Reziprozität liegt darin, dass manipulierende Personen häufig wenig oder gar nichts in eine Beziehung investieren und nur mehr oder weniger offensichtliche Forderungen an die andere Person stellen. Sie wenden bisweilen komplexe manipulative Strategien an - sogenannte „Spiele“ oder „Interaktionsspiele“ (Sachse & von Franqué, 2019, S. 23) - und machen die andere Person zu ihrer Marionette, an deren Fäden sie nach eigenem Belieben ziehen können. Ein authentisches Verhalten ist so bei beiden Personen nicht mehr möglich: die manipulierende Person täuscht und inszeniert, die manipulierte Person spielt das Spiel meistens unfreiwillig mit - auch weil sie es nicht durchschaut hat.

Die Erkenntnis, manipuliert worden zu sein, hinterlässt negative Gefühle. Um ein negatives emotionales Erlebnis auszugleichen, müssen drei positive Erfahrungen folgen, damit die Beziehung keinen Schaden nimmt und sich weiter wohltuend und nährend entwickelt. Das ist der sogenannte Positivitätsquotient oder die 3 : 1 Formel der amerikanischen Psychologin und renommierten Glücksforscherin Barbara Fredrickson (2011). Dieser Quotient ist eine ungefähre Richtschnur und nicht streng mathematisch zu verstehen. In einer Liebes-Beziehung beträgt der Positivitätsquotient sogar 5 : 1 (Bannink, 2012). D.h. jeder abweisenden Bemerkung müssen fünf positive Bemerkungen oder Gesten folgen, damit die Beziehung keinen Schaden nimmt und sich die Partner letztendlich trennen. In sehr gut funktionierenden Teams, in denen alle Teammitglieder aufblühen und sehr gut zusammenarbeiten, liegt der Positivitätsquotient sogar bei 6 : 1. Diese Werte wurden durch die Untersuchungen von unterschiedlichen Beziehungen ermittelt (Überblick bei Bannink, 2012). Ein einmaliger Ausrutscher stellt also kein größeres Problem für die Beziehung dar und kann wieder ausgeglichen werden. Problematisch wird es allerdings, wenn eine Person überwiegend manipulativ kommuniziert. Und dabei ist es unerheblich, ob sie es bewusst oder unbewusst macht.

Wenn du zu der Erkenntnis kommst, dass eine Person dich häufiger manipuliert hat, kannst du davon ausgehen, dass sie das nicht nur im Kontakt mit dir macht, sondern auch mit anderen Menschen. Es sind in der Regel Kommunikationsmuster, die diese Person allgemein anwendet, um ihre Ziele zu erreichen.

Nach Treffen mit einer Bekannten habe ich mich in der Vergangenheit hinterher oft erschöpft und in negativer Stimmung gefühlt. Und dass, obwohl wir keine körperlichen Anstrengungen hinter uns hatten und Dinge unternommen haben, die ich „eigentlich“ gerne mache. Ich habe mir die verschiedenen Treffen mit ihr noch einmal durch den Kopf gehen lassen und gemerkt, dass meine Bekannte eine Meisterin der Manipulation ist - und ich immer wieder damit beschäftigt war, diese Spiele abzuwenden. Und das kostet Kraft und macht schlechte Stimmung. Nach dieser Erkenntnis habe ich den Kontakt zu ihr erheblich reduziert - der Preis bzw. die Kosten für den Kontakt zu ihr waren mir für meine Freizeit und mein Wohlbefinden zu hoch.

Weitere Synonyme: Verführung, Betrug und Demagogie

Drei weitere Begriffe tauchen im Zusammenhang mit schwarzer Rhetorik häufiger auf: Verführung, Betrug und Demagogie.

Eine Person soll dazu verführt werden, etwas zu tun, was sie eigentlich nicht tun sollte oder tun will, beispielsweise sich einer sexuellen Handlung hingeben, eine Religion annehmen oder eine Straftat begehen. Ist die Verführerin oder der Verführer erfolgreich, hat sie oder er die andere Person „erobert“. Eroberung ist ein Begriff, der im Zusammenhang mit Verführung in sozialen Beziehungen häufig auftaucht und weist auf die „Machtbeziehung“ zwischen den beiden Personen hin. Auf das Thema Macht komme ich an späterer Stelle noch zu sprechen.

Betrug ist ein Tatbestand des deutschen Strafrechts und wird strafrechtlich verfolgt und gerichtlich geahndet. Auch hier wird eine Person durch eine andere Person getäuscht und durch die intransparente und unfaire Kommunikation dazu gebracht, etwas zu tun, was ihr schadet und was sie sonst nicht tun würde. Sie wird zum Opfer der manipulierenden Person - der Täterin oder des Täters.

Demagogie bedeutet ursprünglich „Volksverführung“ und beschreibt damit schon sehr treffend, worum es geht: ein Demagoge „wirbt“ durch seine öffentliche Rede für seine persönlichen Ziele und Interessen. Dabei bedient er sich ideologischer Hetze, Schmeicheleien, Lügen, ständiger Provokationen, starker Vereinfachungen, Feindseligkeit und er appelliert an Vorurteile, Instinkte und Gefühle, um Macht zu gewinnen oder seine Macht zu untermauern. Demagogie war und ist unter anderem in der Propaganda von Diktaturen zu beobachten. Ziele der Demagogie sind nicht ein friedliches Miteinander und ein konstruktiver Austausch, Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern das Durchsetzen persönlicher Interessen und Ziele.

Manipulation, Verführung, Betrug und Demagogie sind alles Spielarten der schwarzen Rhetorik und funktionieren nach den gleichen Mechanismen: eine Person soll dazu gebracht werden, etwas zu tun, was ihr in Wirklichkeit schadet. Sie wird über die dahinter liegenden Ziele und Absichten im Unklaren gelassen. Somit wird sie in die Irre geführt, ihrer Entscheidungsfreiheit beraubt und zur Marionette der anderen Person, die egoistische Ziele verfolgt und dabei den Schaden an der anderen Person oder anderen Personen bewusst in Kauf nimmt. Dabei werden unfaire Techniken der Kommunikation und der Beziehungsgestaltung eingesetzt. Sympathie,