Seele.exe - Marcel Dahl - E-Book
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Seele.exe E-Book

Marcel Dahl

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Beschreibung

In einer Zeit, in der virtuelle Welten die Realität durchdringen und echte Beziehungen auf die Probe gestellt werden, wollen zwei enge Freund*innen – Kim und Luki – eigentlich nur einen gewöhnlichen Tag miteinander verbringen. Doch ein unerwartetes Ereignis erschüttert ihr Leben. "Seele.exe" ist eine packende, unterhaltsame, aber auch traurige Geschichte über die Suche nach echter Verbindung in einer vernetzten Welt. Das Werk lotet die Grenzen zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz aus und stellt die Frage: Kann der Mensch als emotionales Wesen ersetzt werden?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 40

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Seele.exe

Marcel Dahl

Inhaltsverzeichnis:

Kapitel 1

Kapitel 2

Copyright © 2025 Marcel Dahl

1. Auflage

Deutsche Erstausgabe

Umschlaggestaltung: Marcel Dahl

Lektorat: S. Christian Bethge

Satz: Marcel Dahl

Kapitel 1

„Echte Rosen kann er sich nicht leisten?“, fragte ich Kim sarkastisch. Sie wandte sich vom Busfenster ab und schaute mich ernst an: „Really? Du weißt doch, dass er nur virtual items kaufen kann.“

„Das ist schon unheimlich genug. Ich verstehe nicht, wie du es nur in Betracht ziehen kannst, mit ihm eine Beziehung einzugehen.“

„Hey, für mich ist das auch weird. Ich muss da noch meine Gefühle erforschen.“ Sie schaute mit gesenktem Blick an mir vorbei und sog dabei die Lippen ein, als wüsste ihr Gesicht nicht so genau, welchen Ausdruck es machen wollte.

Kim hatte Mäxx auf TrueLink kennengelernt. Seinen Namen hatte er sich angeblich selbst ausgesucht. Als ob das ein AI-Character tatsächlich tun würde. Ich hielt das für reines Marketinggelaber.

„Ich kann mit ihm echt gut über Karate reden“, träumte Kim vor sich hin. „Wenn er einen Körper hätte, wäre er der ideale Trainingspartner.“

„Für welche Stellungen?“, fragte ich und grinste.

„Du bist so kindisch, Luki!“

Der Bus hielt und neue Personen stiegen ein. Mir fiel ein Mann mittleren Alters auf. Er trug kurze Hosen, ein Paar Badeschlappen und in seiner Rechten ein lila Badetuch. Die Masse seines Brusthaares drohte die Strandlandschaft des Hawaiihemdes zu sprengen. Er sah aus, als würde er auch zum See wollen. Wie ein Spendensammler sprach er, vorne beginnend, alle Insass*innen im Bus an. Die meisten starrten auf ihre Smart Devices und ignorierten ihn. Mit seinem Outfit sah er für mich wie ein richtiger Hawaii-Hannes aus. Es fehlte nur, dass er mit dem Badetuch einen Sitz im Bus reserviert hätte. Er blieb bei zwei Jugendlichen stehen, die weggetreten wirkten. Ihre Köpfe und Schultern hingen spannungslos nach vorn, als würden ihre Reality Glasses eine Tonne wiegen. Hawaii-Hannes wischte mit den Händen in der Luft vor ihren Augen hin und her. Seine Stimme klang freundlich, aber auf eine gekünstelte Weise: „Habt ihr schon einmal über die Bedeutung von Konversation Angesicht zu Angesicht nachgedacht?“ Dünne Spuckefäden flogen aus seinem Mund durch die klimatisierte Luft. Die Jugendlichen reagierten nicht auf ihn, bis Hawaii-Hannes die Brille von einem nach oben schob. Er tat es mit der bemühten Zärtlichkeit eines Vaters, der in Anwesenheit des Jugendamts um das Erziehungsgeld bangt. Die verunsicherten Augen des Jungen starrten den Typen an.

So eine Szene kannte ich nur aus der Hauptstadt und nicht aus meiner Kleinstadtidylle.

„Was ist denn mit dem falsch?“, fragte Kim und stand auf. Im selben Moment schalteten sich andere Personen ein und Kim verharrte neben mir.

„Lassen Sie die beiden in Ruhe!“, sagte eine Frau mit Baby auf dem Arm, das wie zur Bestätigung anfing zu schreien. Ein Endvierziger im weißen Jogger, mit Goldkettchen und lichtem Haar, spittete: „Sheesh, lass deine Finger bei dir, sonst, zapperlapapp, hack ich sie dir ab, du weißt!“

Wie gut der Exmatrikulierten-Slang doch alterte. Jemensch anderes mit breiten Schultern und auffälligem Make-up trat nah heran: „Das gibt eine Anzeige!“ Dey und die anderen Passagiere bäumten sich vor Hawaii-Hannes auf. Dieser ließ seinen ausgetreckten Zeigefinger durch den Bus streifen und sprach laut in der melodischen Tonalität eines Predigers:

„Mobilfunkgeräte und Mischrealitätsbrillen tragen das Böse in sich. Befreit eure Geister!“

Der Pulk um ihn wurde dichter, die Reaktionen aufgeheizter. Da ertönte ein Jingle, gefolgt von einer Durchsage. Ich hatte das Gefühl, dass die automatische Stimme des Busses fröhlicher als bei den letzten Stationen klang: „Endstation: Greta-Thunberg-Platz.“ Wir waren am Stadtrand angekommen, hinter den Querstraßen begann das Naturschutzgebiet. Das Grün der Bäume war kräftig und frisch. Vormittags hatte es noch geregnet, aber für den Rest des Tages war ausschließlich Sonne vorhergesagt. Die Leute strömten aus den Bustüren wie ein Bienenschwarm, in dessen Stock hineingetreten worden war. Die menschliche Mauer um Hawaii-Hannes löste sich auf. Dem Typen wurden noch vereinzelt Verwünschungen zugerufen, aber ansonsten scherte sich niemand weiter um ihn. Er rief noch etwas von „Wundert euch nicht … die Erlösung kommt früher als gedacht“, während er den Bus verließ. Bedauerlicherweise schlug er dieselbe Richtung ein wie wir.

Kim sagte: „Irgendwoher kommt mir das Gesicht dieses Schrullis bekannt vor.“

Ich zuckte nur mit den Achseln und dachte über die Worte des Typen nach. Sie hatten einen wahren Kern, den ich nicht verleugnen konnte. Mich machte es manchmal traurig, wenn ich sah, wie viele Leute nicht mehr richtig miteinander sprachen, sondern nur mit irgendeinem Gerät interagierten.

An der naheliegenden Kreuzung schaltete die Fußgängerampel gerade auf Rot. Hawaii-Hannes ging, ohne sich umzuschauen, über die Straße Richtung Park-and-Ride-Parkplatz. Ein lautes Piepen schallte über die Kreuzung und durch fast alle Autos ging ein abrupter Ruck, der sie zum Stillstand brachte.

„Was für ein Asi“, kommentierte Kim und schüttelte den Kopf.