Seelensplitter - Mitra Devi - E-Book

Seelensplitter E-Book

Mitra Devi

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Beschreibung

Schreiend springt ein Firmenboss von einem Hochhaus in den Tod. Die Polizei geht von einem Unfall im Alkoholrausch aus. Seine Sekretärin glaubt nicht daran und engagiert Privatdetektivin Nora Tabani. Diese entdeckt die Todesursache: eine Überdosis der Giftpflanze Alraune, die im Mittelalter als Teufelsdroge bekannt war und das Gefühl vermittelt, fliegen zu können. Keiner der Mitarbeitenden trauert dem cholerischen Chef nach. Etliche haben ein Mordmotiv. Die Detektivin und ihr Partner Jan Berger kommen einem Waffenhandel in der Firma auf die Spur. Da stürzt sich erneut ein Opfer in die Tiefe. Währenddessen braut eine Frau in einem abgelegenen Bauernhaus weitere Gifttränke. Sie hält sich für eine Hexe und ist von wahnhaften Bildern getrieben. Hat einer der Angestellten sie als Auftragskillerin angeheuert? Nora Tabani jagt die Mörderin und stösst dabei auf erschreckende seelische Abgründe.

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Mitra Devi

SEELENSPLITTER

Mitra Devi

SEELENSPLITTER

Nora Tabanis dritter Fall

Appenzeller Verlag

1. Auflage, 2010

© Appenzeller Verlag, CH-9101 Herisau

Alle Rechte der Verbreitung,

auch durch Film, Radio und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe,

Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck sind vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Anna Furrer ISBN Buch: 978-3-85882-518-6 ISBN eBook: 978-3-85882-587-2

www.appenzellerverlag.ch

eBook-Herstellung und Auslieferung:

1

Vollmond. Mitternacht. Die Kirchturmuhr des falschen Gottes schlug zwölf. Vom Dorf her hörte sie die Glocken läuten, bronzene Klänge, die übers Feld wehten. Sie beleidigten ihr Ohr, waren für andere gedacht, nicht für sie. Niemals würde sie einem männlichen Wesen huldigen, sie verehrte die dunkle Göttin. Die Weise, die Grausame. Sie liebte und fürchtete sie. Brachte ihr Opfer. Tötete für sie.

Ein Ruck ging durch ihren Körper, als der letzte Schlag verhallt war. Sie löste sich aus der Starre. Einen Augenblick reflektierte die Fensterscheibe ihre Gestalt. Ihre wirren, langen Haare verdeckten die Hälfte des Gesichts. Sie wirkte um Jahre älter als siebenundzwanzig, das wusste sie. Doch Äusserlichkeiten hatten für sie noch nie eine Rolle gespielt. Ihre Seele war uralt, abgrundtief, nur noch spinnwebendünn mit ihrem Leib verbunden und würde sich bald von ihrer fleischlichen Hülle lösen. Die Dämonen, die seit ihrer Kindheit nach ihr gierten, würden bald ins Leere greifen.

Sie öffnete das Fenster, liess ihren Blick über den Garten schweifen. Das fahle Licht erhellte die Beete, die die Form von Gräbern hatten. Die Salatköpfe waren bedeckt mit Tausenden von Tautropfen, in denen sich der Mond spiegelte. Drumherum ragten die Holzzacken des Zauns wie Zähne eines riesigen Krokodils in den nächtlichen Himmel.

Sie wandte sich ab und schritt mit bauschendem Rock durch den Korridor. Heute würde sie die Ernte verarbeiten, Wein und Gift zu einem tödlichen Trunk mischen. Ein böser Mensch musste sterben. Noch ein letztes Mal sollte er im Feuertanz zucken, bevor die allmächtige Mutter ihn mit Haut und Haar verschlänge. Zurück in die Erde mit seinem schändlichen Körper! Zurück in den Boden, wo Würmer, Käfer und anderes Getier darauf warteten, seine Überreste zu zersetzen. Wo seine Gedärme faulten und rotteten, bis sie sich in ihre Bestandteile auflösten, wieder zu Staub wurden, und neues Leben daraus entstand. Der ewige Kreislauf der Natur.

Ihre Lippen zuckten, die Rache loderte in ihr. Es war richtig, was sie tat, es war der einzige Weg zum Frieden. Die Stimmen in ihrem Kopf würden endlich zum Schweigen gebracht werden.

Als sie in den Dachstock emporstieg, knarrten die Stufen. In der Hand trug sie eine brennende schwarze Kerze. Kein elektrisches Licht durfte in dieser geweihten Nacht leuchten, ihre todbringenden Geschöpfe reagierten empfindlich auf Helligkeit. Sie öffnete die Tür, trat in den abgeschrägten Raum. Staubfusseln wirbelten auf. Der Mond schien bleich durch die Dachfenster. Die mit Leintüchern abgedeckten Möbel ihrer Grossmutter warfen bizarre Schatten an die Wände. Es roch nach Holz und altem Stoff.

Quer durch den Estrich des Bauernhauses war eine Schnur gespannt. Daran hingen sie, die Zauberkräftigen. Sie hatte die Wurzeln im Herbst ausgegraben und zum Trocknen an der Leine befestigt. In Reih und Glied, wie eine Armee verhutzelter Gnome, warteten sie darauf, zum Einsatz zu kommen. Galgenmännlein hatten die kräuterkundigen Frauen im Mittelalter die Pflanzen genannt, Henkerswurz, Folterknechtund Drachenpuppe.

Die magische Alraune.

Ihre Kräfte konnten Wundbrand lindern, Rheuma kurieren und Unfruchtbarkeit heilen. Ihre Beeren, eingenommen mit Zimt und Wachholderschnaps, liessen einem Flügel wachsen, mit denen man über die Äcker fliegen und die Wolkendecke durchstossen konnte. Sie machte reich und glücklich, die Alraune, steigerte die Lust und den Rausch, liess Weichteile anschwellen und Körpersäfte pulsieren, auf dass sich die heissen Leiber im rituellen Tanz vereinigten.

Aber die Pflanze war auch erbarmungslos. Schon immer hatte ihre menschenähnliche Form Angst und Schrecken verbreitet. Pflückte man sie ohne Respekt, blies sie einem den Hauch des Todes ins Gesicht, bestrafte die Frevler mit Albträumen, Herzrasen und Irrsinn. Sie, die hier stand, wusste das. Sie behandelte ihre magischen Freunde mit gebührender Ehrfurcht. Vor einigen Vollmonden hatte sie sie geerntet. Zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens. Mit abgewandtem Blick hatte sie in der Erde gegraben und auf den grauenhaften Schrei des Pflanzengeistes gewartet, der einen zu Stein erstarren liess, doch er war ausgeblieben. Die Alraunen vertrauten ihr. Willig liessen sie sich aus dem Boden ziehen und raunten ihr zu: «Deine Stunde ist gekommen. Tu es, Kind der dunklen Göttin, tu es!»

Sie stellte die Kerze auf den Boden. Vorsichtig löste sie dreizehn Galgenmännlein mit verschrumpelten Beinchen und Ärmchen von der Schnur. Dann raffte sie den Rock, legte die Wurzeln hinein und stieg die Treppe hinunter. In der Küche entzündete sie weitere Kerzen und stellte sie im Halbkreis auf den Tisch. Das Messer lag bereit. Rotwein, Vanilleschoten, Zucker und eine Prise Safran hatte sie daneben plaziert. Sie schüttete den Inhalt der Flasche in eine Schale und gab die Gewürze dazu. Dann schnitt sie die Alraunen in dünne Scheiben. Sie rochen wild und feurig. Die Stückchen schaufelte sie in die Flüssigkeit und vermischte sie. Mit dem Mörser zerquetschte sie alles zu einem bräunlichen Brei, drückte das Gift in den Wein, der es in sich aufnahm.

Jetzt brauchte der Trank Zeit, um seine volle Wirksamkeit zu erreichen. Er musste ziehen und sich entwickeln. In ein paar Tagen war er so weit. Dann würde sie die dicke Masse absieben, den Saft in ein Fläschchen füllen, es zustöpseln und nach Zürich bringen. Und der Mann würde das Gebräu trinken, würde von dieser Welt gefegt werden, nicht wissend, wie ihm geschieht.

Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Sie hörte ein Krächzen aus ihrer Kehle kommen und wusste nicht, ob es Gelächter oder Weinen war. Die Dämonen griffen wieder nach ihr, wisperten hässliche Worte. Sie sah ihre lidlosen Augen mit den roten Pupillen, fühlte die knochigen Finger, die sie würgten und ihr den Atem nahmen. Während ihr die Tränen über die Wangen liefen, breitete sie die Arme aus, die wuchsen und wuchtiger wurden, als wären sie Raubvogelschwingen, die sich bis zum Ende des Firmaments erstreckten. «Ich bin Alruna», flüsterte sie, «Tochter der Finsternis. Alruna, Rächerin der Blutzeugen. »

Jan Berger wischte sich den Schweiss vom Gesicht. «Ich kann nicht mehr», stöhnte er.

«Du hast dein Soll noch nicht erfüllt. » Nora Tabani warf ihm einen aufmunternden Blick zu, was ihr etwas schwer fiel, da sie sich gerade die Lunge aus dem Leib strampelte. Auf der zweithöchsten Stufe des Fitnessclub-Velos zu radeln, war eine Plackerei. Und dabei bewegte man sich keinen Zentimeter vom Fleck. Psychologisch ganz schlecht. Aber sie musste mit gutem Vorbild vorangehen, immerhin war er mitgekommen. Lange genug hatte sie ihm in den Ohren gelegen, etwas für seine Figur zu tun. In den letzten Wochen hatte er vier Kilo zugenommen und sich immer wieder argwöhnisch von der Seite im Spiegel betrachtet. Aus seinem netten Bäuchlein drohte ein üppiges zu werden. Seine ganzkörperliche Verliebtheit verleite ihn dazu, mehr zu essen, behauptete er. Es musste ihn heftig erwischt haben.

«Wie lange noch?», keuchte Jan und trat etwas verhaltener in die Pedale.

Nora hatte gemerkt, dass er jedesmal einen Zacken zulegte, wenn sie ihn beobachtete, um gleich wieder zu verlangsamen, sobald sie zur Aerobic-Lehrerin auf dem Bildschirm schaute. Die Dame in glänzendem Pink im Sportsender schien über unerschöpfliche Kräfte zu verfügen, tanzte, sprang und hüpfte im Takt und schaffte es dabei, ein immerwährendes Lächeln auf ihren aufgespritzten Lippen zur Schau zu tragen. Und das Ganze in mannigfacher Ausführung. Acht Fernseher hingen nebeneinander vor den Ausdauergeräten an der Wand, auf jedem trieb die Unermüdliche ihr Unwesen und motivierte ihre Schäfchen zu Höchstleistungen.

«Noch zehn Minuten», sagte Nora mitleidlos. «Deine Monika möchte dich rank und schlank. »

«Meine Monika liebt mich, wie ich bin. »

«Sei etwas dankbarer. Keine andere Vorgesetzte lässt ihre Angestellten während der Arbeitszeit Fitness betreiben. »

Jan grinste zu ihr hinüber. «Ich dachte, du wolltest nicht, dass ich dich Chef nenne. Du sagst, wir seien ein Team, gleichberechtigt und souverän, und niemals im Leben würdest du den Macker raushängen. »

«Okay, dieser Punkt geht an dich. Aber vergiss nicht: mens sana in corpore sano. » Sie wollte mahnend den Zeigefinger hochhalten, was sie um ein Haar aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Bevor sie Richtung Lady in Pink stürzte, konnte sie sich an den Griffen festhalten.

«Verlier die Balance nicht, Chef. Ich lebe nach Churchills Motto. Du weisst schon: Sport ist Mord. »

Nora verdrehte theatralisch die Augen. Dann stellte sie den Schweregrad für die letzten Minuten aufs Maximum und gab, was sie konnte. Neben ihnen waren um diese Zeit nur wenige Leute im Fitnessstudio. Dienstagmorgen, kurz nach neun. Yvonne vom Empfang und Mädchen für alles tippte etwas in ihren Computer. Ein paar Frauen machten Yoga auf den Matten, ein Instruktor erklärte einem Neuling die verschiedenen Geräte und Gewichte, eine Handvoll regelmässiger Besucher absolvierte still die Übungen. Neben Nora radelte ein solariumgebräuntes, hageres Männchen, dessen Verfalldatum bereits seit einigen Jahren abgelaufen war, vor sich hin. Immer wieder blinzelte er zu ihr hinüber, da er wohl gemerkt hatte, dass sie und Jan kein Paar waren.

«Lass uns aufhören, Schatz», sagte Nora genüsslich laut zu Jan. Dieser zog verwundert eine Augenbraue hoch. Der alternde Geck zuckte zusammen und wandte sich einer anderen Frau zu.

Als sie das Training auf den Fahrrädern absolviert hatten, kamen die Kraftübungen an die Reihe. Bizeps, Trizeps, Bauch und Beine, dann Dehnen, dann Duschen. Nachdem Nora sich angezogen hatte, brachte sie ihre Haare in Form, wozu zwei, drei Rubbelbewegungen durch ihren dichten, kurzen Schopf genügten. Unter ihren gebleichten Strähnen war der dunkle Haaransatz zu sehen. Die ganze Bleichaktion war ein Reinfall gewesen. Blond passte nicht zu ihr. Und das angespannte Verhältnis zu Gaby, der Coiffeuse im unteren Stock, das Nora versucht hatte, mit der Opferung ihrer ursprünglichen Haarfarbe zu verbessern, war schlecht wie eh und je. Gaby war Kettenraucherin, ihre Kundinnen waren es auch. Der Zigarettengestank zog durchs Treppenhaus an der Seefeldstrasse, machte alle Bewohner verrückt und verpestete Noras Mansarde im Dachgeschoss und ihre Büroräume im ersten Stock.

Noras Arbeit als freie Detektivin lief nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen recht gut. Die Aufträge trafen nicht gerade im Rudel ein, doch nebst kleineren Überwachungen und Abklärungen hatte sie in letzter Zeit zwei grosse Fälle gelöst. Was für die Miete, Jans Lohn und ein Olivenbäumchen beim Eingang gereicht hatte. Jan war ein echter Lichtblick.

Seit bald einem Jahr arbeiteten sie schon zusammen, und er schaffte es immer wieder, sie zu überraschen. In ihm steckte viel mehr, als auf Anhieb erkennbar war. Vielleicht sogar mehr, als er selber ahnte.

Nora packte ihre Sporttasche und trat aus der Garderobe. Ihr Kollege sass bereits an der Bar und schwatzte mit Yvonne. Nora setzte sich zu ihm und bestellte einen frisch gepressten Orangensaft, wie er einen vor sich stehen hatte.

«Na», bemerkte sie, «das hat doch einmal mehr so richtig gut –»

«Sag jetzt nichts», gab er zurück. «Du hast ja Recht. Ich werde weiterhin Fitness treiben, auch wenn es mein Gemüt angreift. »

«Das hört man gern. » Sie nahm einen Schluck Saft und sah ihn eindringlich an. «Und was wolltest du mir wirklich mitteilen?»

«Wie meinst du das?» Er begann, seine Brille mit dem Ärmel zu putzen.

«Komm schon. Seit ein paar Tagen druckst du herum, und ich hab keine Ahnung, was es sein könnte. »

«He, Chef! Intuition war immer mein Gebiet, fang nicht auch noch damit an. »

«Also?»

«Nun gut. » Er setzte die Brille wieder auf. «Ich wollte dich um zwei Wochen Ferien bitten. Im Mai. »

«Verreist du?»

Er machte eine bedauernde Handbewegung. «Es tut mir leid. Ich weiss, wir hatten vor, unsere Homepage zu aktualisieren, die neuen Visitenkarten und Briefumschläge drucken zu lassen und all das. »

«Kein Problem!», sagte sie. «Damit komm ich auch allein klar. Das heisst, ich werd’s vor mir herschieben, bis du zurück bist. Wohin fährst du denn?»

Er strich sein spärliches Haar zur Seite und schaute sie so herzerwärmend an, dass sie verstand, was Monika an ihm fand. «In die Flitterwochen nach Madeira. Ich heirate. »

«Was, jetzt? Ich meine, wann? Warum so schnell?»

«Nora! Ich hab gedacht, du freust dich für mich. »

«Natürlich freu ich mich. Ich dachte nur, ihr kennt euch erst fünf Monate –»

«Vier. »

«Na eben. Ist das nicht ein bisschen überstürzt?»

Jan seufzte. «Ich bin neununddreissig. Monika wird im August vierzig. Wir wollten einfach noch in den Dreissigern heiraten. Verstehst du das nicht?»

«Doch, klar, Jan. Ich gönne es dir von Herzen, dass du einen Menschen hast, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen möchtest. » Oh, Gott, klang das pathetisch. Während sie es sagte, dachte sie an ihre Männergeschichten, die nichts anderes gewesen waren als genau das: Geschichten. Ein paar kurze, heftige Affären und eine längere Beziehung mit Joël aus Genf, der sich als Enttäuschung des Jahrzehnts herausgestellt hatte.

«Hallo? Jemand zu Hause?» Jan wedelte vor ihren Augen herum. «Vertreib Joël aus deinem Hirn. Ein Kerl, der dir seine Frau und Kinder verschwiegen hat, wäre eh nichts für dich gewesen. »

«Scheisse, hab ich laut geredet?»

Jan lachte. «Echt, Nora, manchmal bist du so was von durchschaubar. Bekomme ich nun die zwei Wochen im Mai?»

«Aber sicher. » Sie schüttelte die Vergangenheit ab und stürzte den letzten Rest Saft hinunter. «Trink deine Vitaminbombe aus, ein Stapel Arbeit wartet auf uns. »

«Aye, aye, Chef. »

2

Die Dachterrasse der Lagerhausfirma «Store & Go» neben dem Bahnhof Zürich-Altstetten war mit bunten Lampions dekoriert. Rote, blaue und gelbe Papierkugeln, die in die Nacht hinausleuchteten. Eine Riesengirlande hing am Geländer. Mit Goldbuchstaben waren die Worte «20 Jahre Store & Go» darauf geschrieben. Sarah Dobler brachte die Bowle heraus und plazierte sie mitten auf den Tisch. Daneben drapierte sie die Lachshäppchen, Schinkentriangoli und die Guacamole. Den Wein und die passenden Gläser stellte sie in versetzte Reihen, wie sie es kürzlich bei einer Vernissage gesehen hatte. Zum Schluss streute sie ein paar Rosenblätter auf die weissen Tischdecken, was dem Ganzen eine romantische Note verlieh. Roland und Tim würden sie zwar wieder auslachen, aber schliesslich hatte ihr Kowalski freie Hand gelassen. Ausnahmsweise hatte er sich diesmal grosszügig gezeigt, so dass sie bei den Delikatessen nicht geizen musste.

Sie trug ihre smaragdgrüne Bluse und hatte die Haare wie immer hochgesteckt. Ihr Make-up war dezent. Als einziger Schmuck schimmerte ein perlmuttfarbener Stein an ihrem Finger. Sie hatte damals für den Ring auf einem griechischen Markt nur ein paar Euro bezahlt, doch er war zu ihrem Lieblingsstück geworden.

Seit dem frühen Morgen hatte sie daran gearbeitet, aus dem heutigen Jubiläum einen ganz besonderen Tag zu machen. Das Wetter war für einen Frühlingsabend viel zu warm, so dass sie die Party draussen feiern konnten. Dennoch sorgten mehrere tragbare Elektroöfen in allen vier Ecken der Terrasse dafür, dass auch später niemandem kalt würde. Es war sternenklar. Obwohl die erleuchteten Häuser der Umgebung den Himmel erhellten, konnte Sarah den Grossen Wagen erkennen.

Selten hatte sie Gelegenheit, ihre kreativen Ideen in ihre Arbeit einfliessen zu lassen. Wenn es einmal möglich war wie heute, genoss sie das sehr. Es war zwar nicht wirklich die Aufgabe einer Chefsekretärin, ein Buffet anzurichten, doch sie hatte sich auf die Abwechslung gefreut. Sie arbeitete seit fünf Jahren für «Store & Go». Kowalski wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. Sie war exakt, gewissenhaft und pflichtbewusst. Was nicht gerade sexy auf Männer wirkte, das war ihr klar, doch in einem so grossen Unternehmen waren ihre Fähigkeiten gefragt. Gleich von Anfang an hatte Kowalski ihr viel Verantwortung übergeben, froh, dass er sie nicht selber tragen musste. Gegen aussen spielte er den autoritären Boss, doch Sarah hatte mehr als einmal seine Unsicherheit gesehen. Schon oft war es ihr gelungen, Spannungen im Team, die er mit seiner ruppigen Art verursacht hatte, mit Diplomatie zu lösen.

«Mensch, Mädchen, du hast dir ja wieder Mühe gegeben!», rief Roland Wehr von der Terrassentür her.

Sie hätte schwören können, dass er als Erster auftauchte. Gleich würde er sich wie ein vorwitziger Junge am Buffet bedienen. «Noch nicht!», bat sie und ging auf ihn zu, so dass er seine Finger, die bereits nach den Chips gegriffen hatten, wieder zurückzog.

«Geht klar», sagte er lächelnd, «ich soll die schöne Ordnung nicht kaputtmachen. Sorry. » Er schaute sie mit seinen Hundeaugen an, eine blonde Locke hing ihm in die Stirn. Er trug einen weissen, lockeren Anzug und wirkte darin wie ein kalifornischer Beach Boy. Sie wollte nicht, dass er einmal mehr bemerkte, wie sehr er ihr gefiel, und begann etwas verkrampft, die Servietten rechtwinklig zur Tischkante zu stapeln. Natürlich ahnte er längst, was sie für ihn empfand. Er schien es zu geniessen, machte ihr zwar nie Hoffnungen, wies sie aber auch nicht ab.

«Nur nicht so steif, Sarah», meinte er, «das wird ein prächtiger Abend. Du hast das wirklich toll hingekriegt. Ausser… » Er nahm die Hände aus seinen Hosentaschen und zeigte neckisch zur Dekoration hinüber.

«Ich weiss», seufzte sie, «die Rosenblätter. »

«Die Rosenblätter, du sagst es. Das ist das Letzte, was zu unserer Firma passt. Rosendornen – ja. Oder besser noch Distelstacheln. Oder Kakteen. Aber Rosenblätter? Das, liebe Sarah, ist reinstes Wunschdenken. »

Sie wehrte ab. «So schlimm ist es nicht. Kowalski hat sich gebessert. Kürzlich hat er sogar –»

«Ach was, der wird immer ärger! Du bist viel zu nachsichtig. Ich könnte dir auf Anhieb zehn Leute aufzählen, die ihn liebend gern um die Ecke bringen würden. Mich inklusive. » Er grinste sie spitzbübisch an, konnte es nicht lassen, sich eine Olive zu schnappen, dann flüsterte er: «Achtung, wenn man vom Teufel spricht … »

Maximilian Kowalski betrat mit forschem Schritt die Terrasse. Mit bald sechzig verfügte er über eine Energie, die ihresgleichen suchte. Seinen massigen Oberkörper hatte er in einen zu engen Zweireiher gezwängt, was auf einige bestimmt ungewohnt wirkte, die ihn nur hemdsärmelig kannten.

In seinem Schlepptau folgte Cedric Stark in perfekt sitzender Kleidung und glänzenden Lederschuhen. Aufmerksam huschten seine Augen von einem zum anderen, verschafften sich in Sekundenschnelle einen Überblick. Stark wartete schon lange darauf, Kowalskis Job zu übernehmen. Doch dieser dachte nicht im Traum daran, sich zur Ruhe zu setzen. Cedric Stark war geduldig wie eine Zecke, die ohne Nahrung auf einem dürren Ast ausharrt, um sich im richtigen Moment auf ihr Opfer zu stürzen. Sarah fürchtete seine scharfe Zunge, seinen Sarkasmus und seine Fähigkeit, andere mit einem einzigen Wort kleinzumachen.

Hinter ihm ging Tim Stalder, der mit Claudia Campanini in ein Gespräch vertieft war. Sie kicherte etwas schrill und wackelte dabei mit dem Kopf, so dass ihre Ohrringe – zwei grosse schillernde Delphine – hin- und herschaukelten. Wie immer war sie gewagt gekleidet, ihr Ausschnitt war tief, ihre mehrfarbige Halskette zog den Blick unwillkürlich auf ihren Busen. Tim schien ihr etwas zu erklären, dann entdeckte er Sarah und nickte ihr freundlich zu.

Die anderen Mitarbeiter der Administration und aus den Lagerhallen folgten ihnen, dann das Reinigungspersonal. Am Schluss traten die Transportleute auf die Terrasse. Es waren hauptsächlich Türken, Albaner und Serben. Zum Team gehörte auch Chandra, ein Tamile, der so feingliedrig war, dass Sarah sich immer wunderte, wie er all die Lasten schleppen konnte, aber er schien keine Mühe damit zu haben. Die anderen waren kräftige Männer, die sich in ihren Arbeitsoveralls sichtlich wohler fühlten als in den Anzügen, die sie jetzt trugen. Mehmet schaute missbilligend auf die Schinkenstückchen, dann hellte sich sein Blick auf, als er den Lachs entdeckte. Er lächelte Sarah augenzwinkernd zu, sie hatte ihm versprochen, nicht allzu viel «Schweinisches» aufzutischen, wie er es nannte.

Sarah zählte schnell nach. Es waren alle gekommen: Zweiunddreissig Personen, darunter sechs Frauen. Anders als in anderen Firmen, in denen sich die weiblichen Angestellten, wenn sie in der Unterzahl waren, mit Vehemenz Gehör verschaffen mussten, wurden sie bei «Store & Go» ebenbürtig behandelt. Kowalski bestand auf gleichem Lohn für gleiche Arbeit. In Norddeutschland, wo er aufgewachsen war, habe es dieses ganze «Frau-Mann-Zeug» nicht gegeben, behauptete er, da wurde gearbeitet, man war genügsam und zufrieden mit dem, was man hatte.

Tim gesellte sich zu Sarah. «Schön hast du’s hergerichtet, wie immer. Sogar Rosenblätter … »

«Ich wusste, dass du dich darüber lustig machen würdest. »

«Mach ich doch gar nicht. » Tim nahm ein Blütenblatt und schnupperte daran. «Sie duften wunderbar. Aber du wirfst Perlen vor die Säue, Sarah. Irgendwann wird er dich ohne Skrupel rausschmeissen und eine andere Sekretärin suchen. »

«Warum sollte er? Ich mache meine Arbeit gut. »

«Das wird dir irgendwann nichts mehr nützen. Bis jetzt hat er noch keine so lange behalten wie dich. Sieben Chefsekretärinnen in zwanzig Jahren. Das ist ein echter Verschleiss. »

«Irgendwie versteh ich das nicht», murmelte sie.

«Nicht?» Tim schien überrascht. «Das ist doch glasklar. Er will Frischfleisch. Hast du denn nie bemerkt, wie er euch anstarrt?»

«Ruth nicht. »

«Ruth ist ihm zu alt, logisch. Aber Claudia und dich. Das fällt sogar mir als Mann auf. Ich hoffe, er ist nie zudringlich geworden. » Er schaute sie mit einem besorgten Ausdruck an.

Sarah hatte von Anfang an gespürt, dass Tim völlig in Ordnung war. Ein integrer Mann, der tat, was er sagte. «Mach dir keine Gedanken. Ich ignoriere solche Dinge. »

«Und falls doch. Du weisst, du kannst dich an mich wenden. »

«Ich weiss. Danke. Aber es ist nicht nötig. »

Tim schien es ihr nicht ganz zu glauben, sagte aber nichts mehr. Er schaute zu Kowalski hinüber, der gerade seine Angestellten im Halbkreis um sich scharte und zu einer Ansprache ansetzte. Augenblicklich verstummten die Gespräche ringsum.

«Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», begann er in astreinem Hochdeutsch, «ich möchte Sie heute am 1. April – und das ist kein Scherz! – alle ganz herzlich zu unserem 20-Jahr-Jubiläum begrüssen. ‹Store & Go› wurde von mir, wie Sie wissen, als kleine Firma buchstäblich aus dem Dreck gezogen. Inzwischen ist sie eine der bedeutendsten Lager- und Transportunternehmen der Stadt. » Er schaute in die Runde, dann zeigte er mit dem Finger auf Gerhard Furrer. «Sie!»

«Ja?» Gerhard schien überrumpelt.

«Sie gehörten zu den Ersten, die damals durch diese Tore gingen. Erzählen Sie, was sich in all den Jahren verändert hat. » Kowalski nickte ihm auffordernd zu.

«Ähm… »

«Na los, machen Sie schon! Als Sie hier anfingen, waren wir noch zu dritt. Mickrige Räume, harte Arbeitsbedingungen. Sie erinnern sich. Dann die ganze Umstellung auf Digital und Computer. Die neuen Sicherheitsschlösser in den Lagerhallen. Die besseren Hygienemassnahmen. Der Umbau. Vor vier Jahren der Artikel in der NZZ, der einen wahren Ansturm von Mietern nach sich zog. »

«Genau», murmelte Gerhard.

«Danke, Furrer. Sie sehen also», Kowalski liess seinen Blick in die Runde schweifen, schien zufrieden mit der Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde, und fuhr fort: «Sie sehen also, es lohnt sich, für ‹Store & Go› zu arbeiten. Den ersten Interessenten, die damals Lagerräume bei uns mieteten, standen ganze neun Kubikmeter zur Verfügung. Heute bieten wir ihnen Kleinsträume von sechs bis zu Lagerhallen von sechshundert Kubikmetern zur Auswahl. »

«Das wissen wir doch alles», flüsterte Roland entnervt in Sarahs Richtung. «Bis der fertig ist, verschimmeln die Lachsbrötchen. »

«Nebst Möbeln», fuhr Kowalski fort, «lagern unsere Kunden Kleider, Ordner, Sportartikel, ganze Wohnungseinrichtungen und Restposten von Geschäftsauflösungen bei ‹Store & Go›. Manchmal nur wenige Tage, manchmal über Jahre. Und das für sage und schreibe … » Er schaute erwartungsvoll auf die Anwesenden und hob seine Arme wie ein Dirigent in die Höhe. «Nun, meine Damen und Herren?»

Alle murmelten: «Zwölf Franken pro Kubikmeter!»

«Korrekt!» Kowalski strahlte übers ganze Gesicht.

«Er zieht immer die gleiche Show ab», zischte Claudia leise. «Langsam ist es nur noch peinlich. »

Roland pflichtete ihr bei.

«Darum, werte Mitarbeiter, der langen Rede kurzer Sinn:Ich bedanke mich für Ihr Engagement. Ich fordere weiterhin einen vortrefflichen Einsatz. Das Buffet ist eröffnet!»

«Das ging ja flotter als erwartet», murmelte Tim.

Sarah lächelte. «Er wird durstig sein. »

«Das ist das Stichwort», meinte Roland, «lasst uns anstossen!» Er nahm den Schöpflöffel, tauchte ihn in die Früchtebowle und füllte mehrere Gläser. «Zum Wohl, Sarah! Tim! Gerhard!»

Sie prosteten sich zu, Kowalski schenkte sich bereits zum zweitenmal ein, und sogar Ruth, die älteste der Angestellten, sonst massvoll und zurückhaltend, trank mit sichtlichem Genuss.

«Ausgezeichnet!», meinte Cedric Stark. «Fast wie selbstgemacht. »

«Sie ist auch selbstgemacht», sagte Sarah mit Nachdruck. «Von mir. »

«Tatsächlich? Nur nicht so empfindlich, ‹Fräulein› Dobler. Sie schmeckt trotzdem gut. »

Sarah kam sich blöd vor. Stark hatte es wieder einmal geschafft. Zum Glück hatte sie nicht viel mit ihm zu tun. Sein Büro lag am anderen Ende des Gangs, er war für die PR zuständig.

Der Abend schritt voran, angeregte Gespräche entstanden, wenngleich die Teams sich kaum mischten. Das Reinigungspersonal blieb unter sich. Die türkischen und albanischen Umzugsleute unterhielten sich in ihrer eigenen Sprache. Cedric Stark schleimte sich bei Kowalski ein, der ihn jedoch links liegen liess. Man ass, trank und gab Anekdoten zum besten. Wo immer Kowalski auftauchte, versandeten die Gespräche, da er endlose Monologe an sein Gegenüber richtete.

Sarah sorgte dafür, dass das Buffet immer appetitlich aussah, und brachte mit Ruths Hilfe Nachschub von unten herauf. Gegen zehn tauchte die mexikanische Musikgruppe auf, die Sarah als Überraschung engagiert hatte. Sie war ein voller Erfolg. Fünf Männer mit Sombreros spielten Gitarre, Trommeln und Mandoline, sangen temperamentvolle spanische Lieder und forderten die Frauen und Männer zum Tanzen auf. Nach anfänglichem Zögern wagten es die Ersten, sich zu den feurigen Klängen zu bewegen. Kowalski zog Claudia zu sich heran und schwang das Tanzbein. Sie liess es mit angewidertem Gesichtsausdruck geschehen. Gerhard Furrer wippte unsicher mit dem Fuss zum Takt. Sarah betrachtete sein Geierprofil. Gerhard hatte etwas Unheimliches und Düsteres an sich. Vielleicht kam das daher, dass er seit Jahren in den unterirdischen Lagerhallen arbeitete.

Sarah wandte sich wieder ab und beobachtete die anderen. Tim bat gerade eine portugiesische Dame der Reinigung um einen Tanz, diese stimmte mit kokettem Lächeln zu. Die Stimmung wurde ausgelassener. Sarah plauderte ein bisschen mit Mehmet, konnte ihn wegen der lauten Klänge aber kaum verstehen. Roland in seinem weissen Anzug wirbelte allein zu den südamerikanischen Rhythmen herum, seine Hand balancierte ein halbvolles Glas. Ruth stand am Rand bei einem der Öfen und schien sich auf ihre eigene stille Art über den gelungenen Abend zu freuen.

Gläser klirrten. Das Buffet war nach einer Weile ein weinbekleckertes und ölverschmiertes Schlachtfeld. Oliven, Brosamen und Teigreste waren überall verstreut, was Sarah leider nicht hatte verhindern können. Die Mexikaner trieben mit ihrer Musik auf den Höhepunkt zu. Roland lächelte beschwipst vor sich hin. Tim kippte die Portugiesin im Tangostil nach hinten, was diese mit begeistertem Quietschen quittierte.

«Was hat er denn?», hörte Sarah Marco Benedetto neben sich sagen. Sie hatte heute noch kein Wort mit ihm wechseln können.

«Was meinst du?»

«Der ist ja komplett besoffen», antwortete Marco und zeigte auf Kowalski, «Madonna mia, jetzt übertreibt er aber!»

Sarah folgte seinem Blick und sah, wie ihr Chef herumtorkelte und Claudia grob von sich stiess. Sie prallte gegen den Tisch und hielt sich an der Tischdecke fest. Tim eilte ihr zur Hilfe. Bevor alle Gläser zu Boden fielen, konnte sie sich wieder aufrappeln. «He!», machte sie empört zu Kowalski, doch dieser ging gar nicht darauf ein. Sein Gesicht war gerötet, als hätte er einen Sonnenbrand. Er stammelte unverständliche Worte. So hemmungslos hatte Sarah ihn noch nie gesehen. Hoffentlich endete die Party nicht in einem Desaster. Bereits entfernten sich einige Angestellte und starrten aus sicherer Entfernung auf ihren Chef. Der bewegte sich inzwischen mit fast spastischen Bewegungen zur Musik.

«Vengan y bailan!», schrien die Mexikaner, erfreut über die Wirkung ihrer Lieder, «Bailan! Bailan! Kommt und tanzt!»

Kowalski stolperte, richtete sich wieder auf, rief mit schwerer Zunge: «Es ist heiss!» und fuchtelte mit den Armen.

«Wenn ich so viel intus hätte, wär’s mir auch etwas wärmer», meinte Roland.

In diesem Moment krachte und knallte es in der Ferne. Die Mexikaner spielten wacker weiter, alle anderen schauten Richtung Üetliberg hinüber, wo ein Feuerwerk die ganze Umgebung erhellte und die Musik übertönte. Irgendjemand in Wiedikon oder Albisrieden feierte etwas noch Grösseres. Silberpfeile schossen in den Himmel, rote und orangene Funken rieselten wie Schneeflocken herab. Unwillkürlich entfuhr vielen ein «Oh!» und «Ah!».

«Passt ja wie bestellt», sagte Roland. «Das hast nicht etwa du organisiert, Sarah, oder?»

Sie schüttelte den Kopf und sah beunruhigt zu Kowalski hinüber. Dieser blieb stocksteif stehen, starrte entgeistert auf die farbenprächtigen Formationen am Himmel und rief: «Da sind ja die Rateken … Raketen … für unser Jubä … Jäbilu … Jubiläum!» Er lachte, grölte, schlug sich auf die Schenkel. Plötzlich krümmte er sich, als würde er von einem Krampf gepackt. Er rang nach Atem. Seine Finger krallten sich um den Kragen. Er lockerte seine Krawatte, riss sie sich vom Hals und warf sie zu Boden. Seine Wangen waren inzwischen feuerrot, seine Halsschlagadern pulsierten in rasendem Tempo. Jetzt war Sarah in Alarmbereitschaft. Wenn sich ihr Chef zum Narren machen wollte, war das eines. Wenn er aber vor aller Augen eine Alkoholvergiftung erlitt, musste man ihm helfen.

«Herr Kowalski», sagte sie in besänftigendem Ton, der im Geknalle des Feuerwerks völlig unterging, «setzen Sie sich doch, bevor Ihnen übel wird. »

Kowalski wedelte sie weg und brüllte: «Stellt die Musik ab!», worauf die Mexikaner verstummten. «Stellt die Farben ab!», schrie er zum Himmel, während die bunten Kracher weiterhin über das nächtliche Zürich stoben. «Es ist viel zu hell! Viel zu heiss!» Er wirkte äusserst aufgeregt, ob freudvoll oder in Panik, konnte Sarah nicht ausmachen. Wieviel Bowle und Wein hatte er bloss getrunken? Sie eilte zu ihm, versuchte ihn zu stützen, doch er befreite sich.

«Ich will fliegen!», krächzte er.

«Das ist ja so was von peinlich», murmelte Claudia.

Nun wollte Tim ihm zu Hilfe kommen. Aber Kowalski taumelte am Buffet vorbei, fegte eine Platte mit Brötchen vom Tisch und wankte zur Brüstung. Er ruderte wild mit den Armen, als würde er gleich abheben, und brüllte: «Ich fliege!»

«Kommen Sie zurück!», rief Tim, packte ihn am Ärmel und versuchte, ihn fortzuzerren. Kowalski stiess ihn zur Seite, machte einen Schritt und schwang sich erstaunlich wendig über das Geländer. Ein Dutzend Hände griffen nach ihm. Er schlug sie alle weg, breitete seine Arme aus.

Und sprang.

«Ich fliege!», hörten sie ihn ein letztes Mal krächzen, während er in die Tiefe stürzte.

Sarah hastete zum Rand der Terrasse und starrte auf Kowalskis Körper. Der war acht Stockwerke weiter unten auf dem Asphalt aufgeschlagen. Eine dunkle Silhouette mit verdrehten Gliedern. Nur seine Hände und die Glatze waren helle Flecken in der Nacht.

Sarah spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich. «Mein Gott!», flüsterte sie.

3

«Dieser Kerl ist mehr als dreist», sagte Nora.

Es war halb neun Uhr morgens. Jan und sie brüteten über etlichen Fotos, die ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen. Auf den einen waren Laptops, Stereoanlagen und iPods zu sehen, offensichtlich von der teuren Sorte, auf den anderen Porträts von Männern und Frauen. Der Auftraggeber ihres aktuellen Falles hatte ihnen die Bilder zur Verfügung gestellt. Er war der Ladenbesitzer eines Shops für Unterhaltungselektronik, nannte sich Elektro-Luigi und verdächtigte einen seiner Angestellten, Geräte zu stehlen und zu verhökern. Die Überwachungskamera hatte bei jedem Diebstahl eine vermummte Gestalt mit Kapuze aufgezeichnet. Der Dieb schien genau zu wissen, dass er gefilmt wurde, und wandte den Blick keinen Millimeter Richtung Kamera. Ausserdem besass er einen Schlüssel zum Laden. Zwischen zwei und drei Uhr früh schlich er jeweils zu den Auslagen, packte Handys und Computer in eine mitgebrachte Tasche und flitzte unbehelligt davon.

«Dreist ist der Täter allerdings, doch es könnte auch eine Frau sein», meinte Jan. «Die Person ist eher schmächtig. »

Nora wiegte skeptisch den Kopf hin und her. «Wenn ich mir die Bewegungen ansehe, tippe ich dennoch auf einen Mann. »

Seit einigen Tagen versuchten sie, den Einbrecher dingfest zu machen, bis jetzt ohne Erfolg. Zweimal hatten sie eine ganze Nacht in Jans Auto verbracht und das Geschäft vom gegenüberliegenden Strassenrand aus observiert. Doch ausgerechnet dann war nichts passiert. Das hatte Nora auf den Gedanken gebracht, der Ladenbesitzer könnte die Diebstähle aus irgendeinem Grund inszeniert haben, vielleicht um einen Versicherungsbetrug zu begehen. Machte allerdings auch nicht viel Sinn, auf diesen Fall zwei Ermittler anzusetzen. Das Ganze war etwas verworren und äusserst unergiebig.

«Möchtest du einen Kaffee?», fragte Jan.

Sie nickte. Jan ging in die Küche. Während er mit der neuen Espressomaschine hantierte, liess Nora ihren Blick durch das Büro schweifen. Leicht chaotisch sah es aus, wie immer. Nebst all den Fotos von Elektro-Luigi war ihr Pult überhäuft mit diversen Papierstapeln, Heften und Notizen, überall lagen Stifte, Marker und Büroklammern. Neben dem Laptop stand ein Bild ihres Vaters, auf dem er mit verschränkten Armen stolz in die Kamera lächelte – ein junger Kriminalpolizist am Anfang seiner Karriere. Noch immer hoffte sie, dass Vaters Mörder einmal geschnappt würde und sie ihren Seelenfrieden fand. Es war nicht gut, jahrelang Rache- und Trauergefühle in sich zu tragen.

Das erinnerte sie daran, sich wieder einmal bei ihrer Mutter zu melden. Diese hatte nach dem Schock die Schweiz verlassen und wohnte nun allein in einem Häuschen in der Nähe von Montpellier. Sie lebte vom Erbe ihres ermordeten Mannes, das bestimmt bald zur Neige ging, und interessierte sich für nichts anderes als für ihre Aquarellmalerei. Dass sie eine Tochter hatte, schien sie vergessen zu haben. Jedesmal, wenn Nora sie anrief, was alle paar Wochen der Fall war, wirkte sie noch eine Spur zurückhaltender und fremder. Ihr Psychiater hatte es endogene Depression genannt, doch für Nora war ihre Mutter der lebende Beweis, dass unterdrückter Schmerz einen Menschen innerlich zerfrass. Mutter hatte keine Träne geweint, als Vater erschossen worden war, sie war versteinert. Nora hatte sich in Rachephantasien gestürzt und monatelang jede Nacht geträumt, wie sie den Mörder überführte. Welche Methoden sie dabei anwandte, hätte jeden Seelenklempner in Schrecken versetzt. Sie seufzte, dann riss sie sich aus den Erinnerungen und wandte sich wieder den ausgelegten Fotografien zu.

Von der Küche her hörte sie das Zischen der Kaffeemaschine und das Pfeifen des Teekochers.

Ihr Detektivbüro war inzwischen zu einer zweiten Heimat für Jan und sie geworden. Meistens sorgte er für ihr beider leibliches Wohl. Er achtete darauf, dass der Kühlschrank immer voll und die Früchteschale mit Obst gefüllt war. Doch das würde sich vielleicht bald ändern, wenn Jan verheiratet wäre. Wollte er am Ende noch Kinder? Suchte er sich dann einen sichereren Job mit geregelten Arbeitszeiten?

«Jan, was ich dich fragen wollte –»

Er brachte ihr den Kaffee und stellte einen herb riechenden Tee vor sich, der den Duft eines Laubwaldes verströmte. Nora schaute ihn stirnrunzelnd an.

«Birkenblättertee», erklärte er, «gut für die Ausscheidung von Giftstoffen. » Er nahm einen Schluck. «Was wolltest du wissen?»

«Nach deiner Hochzeit – wird sich da beruflich etwas für dich ändern?»

«Nie im Leben», sagte er ernst. «Monika hat eine gute Stelle, ich muss nur für mich selber aufkommen. Und du bezahlst mich doch grosszügig. »

«Ja, aber Abendschichten, Nachteinsätze, Wochenenddienst, du weisst schon. Das ist dem Eheleben nicht so bekömmlich. »

«Im Gegenteil. » Er blies auf sein heisses Gebräu, nippte daran und zuckte zusammen, als er sich die Zunge verbrannte. «Unregelmässige Arbeitszeiten verhindern, dass das Zusammensein selbstverständlich wird. Wir geniessen die wenigen gemeinsamen Stunden umso mehr. Monika ist als Pflegefachfrau in der gleichen Situation wie ich. Sie arbeitet oft nachts. Du wirst mich nicht los, bis ich alt und schwabbelig bin. »

Sie winkte ab. «Dagegen tun wir was!»

«Erbarmen, Chef. Ich habe immer noch Muskelkater. »

Sie grinste.

Da klingelte es. Die Tür wurde geöffnet, leise Schritte ertönten.

«Hast du Elektro-Luigi auf heute bestellt?», fragte Jan.

Nora schüttelte den Kopf. «Wir sollten ihm erst Ende Woche einen neuen Zwischenbericht abliefern. » Sie stand auf und trat in den Empfangsraum mit den roten Sesseln. Eine Frau, zwei, drei Jahre jünger als sie, vielleicht Anfang dreissig, stand unschlüssig herum. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt, trug Jeans und unter ihrer dünnen Jacke eine helle Bluse.

«Sind Sie die Detektivin?», fragte sie.

«Nora Tabani. Und das ist mein Partner Jan Berger. » Nora zeigte auf Jan, der dabei war, die herumliegenden Fotos zusammenzuräumen. «Was können wir für Sie tun?»

Die Frau schien aufgewühlt, unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, als hätte sie in den letzten Tagen nicht viel geschlafen. «Es geht um einen Todesfall vor vier Tagen. Mein Vorgesetzter ist … ich kann es fast nicht glauben, es kommt mir alles so irreal vor. »

Nora nahm ihr die Jacke ab und hängte sie an einen Bügel. «Treten Sie doch bitte ein, und erzählen Sie von Anfang an. »

Die Frau lächelte entschuldigend. «Tut mir leid, ich bin ziemlich durcheinander. » Sie folgte Nora ins Büro, setzte sich an die andere Seite des Schreibtischs und begann: «Mein Name ist Sarah Dobler. Ich bin … ich war die Chefsekretärin von Maximilian Kowalski, dem Geschäftsführer von ‹Store & Go›, einer Lagerhausfirma in Zürich-Altstetten. » Sie machte eine Pause, um sich zu sammeln. «Ich glaube, ich brauche Ihre Dienste. »

Nora nickte ihr aufmunternd zu. «Sie erwähnten etwas von vor vier Tagen. »

«Ja. Am letzten Donnerstag feierten wir das 20-Jahr-Jubiläum auf unserer Dachterrasse. »

«Wir?»

«Alle zweiunddreissig Mitarbeiter. Ich habe das Fest organisiert, eine Bowle gemacht und Wein aufgetischt. » Sie machte eine Pause, dann sagte sie mehr zu sich selbst: «Vielleicht hätte ich das nicht tun sollen. Aber so ein wichtiger Anlass ohne Alkohol – das geht schlecht. »

«Die Leute haben zu viel getrunken?», vermutete Nora.

«Viel zu viel. Vor allem Herr Kowalski hat ein Glas ums andere in sich hineingeschüttet. Er trinkt oft und ist sich das gewöhnt… » Sie merkte nicht, dass sie in die Gegenwartsform gerutscht war. «… Auch bei anderen Gelegenheiten verhält er sich hemmungslos oder wird ausfällig. Er ist ruppig, hat aber einen weichen Kern. Leider lässt er niemanden an sich heran. Er eckt an … » Sie realisierte, dass sie von ihrem verstorbenen Chef sprach, als lebe er noch, und korrigierte sich: «Ich meine, er eckte an, wo er nur konnte. Doch so hatten wir ihn noch nie erlebt. »

«Was ist genau passiert?»

Jan nahm Block und Stift zur Hand und machte sich Notizen, während Sarah Dobler fortfuhr: «Anfangs war die Stimmung locker, dann wurde Herr Kowalski immer seltsamer. »

«Was meinen Sie damit?»

Sarah Dobler schaute aus dem Fenster, wo eine Taube Brosamen vom Sims pickte und mit dem Schnabel klopfte. «Er schien betrunken, aber irgendwie anders. Aggressiver. » Sie schüttelte den Kopf. «Nein, das ist das falsche Wort. Es war nicht Aggression, es war eine Art Hitze, ein inneres Feuer. Sein Gesicht war knallrot, seine Augen flackerten, als hätte er rasende Kopfschmerzen. »

Die Taube flatterte davon und streifte mit ihrem Flügel die Glasscheibe. Eine Feder löste sich und segelte zu Boden. Jan blickte ihr nach, dann schrieb er «Hitze, Augenflackern, Kopfschmerz» in seinen Rapport.

«Dieses Verhalten kann durchaus die Wirkung von Alkohol sein», meinte Nora.

«Ich weiss», gab die Sekretärin zurück. «Aber Herr Kowalski benahm sich merkwürdig. Zuerst fand er die Worte nicht. Dann beklagte er sich, ihm sei zu heiss, und schliesslich rief er, er könne fliegen. Er stürzte über die Terrasse. »

«Sie meinen, er fiel?»

«Nein. Er sprang. »

Nora hob eine Augenbraue. «Sind Sie ganz sicher?»

Sarah Dobler nickte. «Ich habe es aus nächster Nähe miterlebt. Er sprang über das Geländer. Noch während des Sturzes rief er: ‹Ich kann fliegen!› Es war grauenhaft, das mitanzusehen. » Sie schlug die Hände vors Gesicht, als könnte sie so die inneren Bilder verscheuchen, dann murmelte sie: «Er war wie getrieben, nicht mehr er selbst. Irgendetwas stimmt hier nicht. Frau Tabani, Herr Berger. » Sie schaute erst zu Nora, dann zu Jan, und ein verletzlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. «Ich möchte Sie bitten, dem auf den Grund zu gehen. »

«Wenn Sie das möchten, tun wir das gern», sagte Nora und informierte sie über ihre Honoraransätze. «Bei solch einer Untersuchung können einige Arbeitsstunden zusammenkommen. »

«Geld ist im Moment kein Problem», antwortete Dobler. «Ich habe etwas gespart. Ich dachte zwar nicht, dass ich es jemals so ausgeben würde, aber es ist es mir wert. »

«In Ordnung. Was denken Sie, ist tatsächlich vorgefallen?»

Dobler zögerte eine Sekunde, als wage sie das, was sie vermutete, nicht auszusprechen. Dann gab sie sich einen Ruck. «Ich glaube, er wurde umgebracht. »

Eine Weile herrschte Stille. Nora versuchte, die Informationen einzuordnen, was ihr nicht recht gelang. «Das müssen Sie mir genauer erklären. Sie sagen einerseits, er sprang. Und andererseits, er sei umgebracht worden. Wie passt das zusammen?»

«Ich kann mir vorstellen, wie abwegig sich das für Sie anhört. Für mich wirkte es so, als springe er nicht freiwillig. »

Nora betrachtete Sarah Dobler. Sie wirkte wie eine vernünftige, zuverlässige Frau. Nicht unbedingt eine, bei der Vergnügen und Freizeit an erster Stelle standen. Aber keine, die aus einer Mücke einen Elefanten machte.

Die Sekretärin wühlte in ihrer Handtasche und zog ein durchsichtiges Mäppchen hervor. Darin lagen ein paar zusammengeheftete A4-Papierbögen. Diese reichte sie über den Tisch. «Hier. Ich habe Ihnen alles aufgeschrieben, woran ich mich an diesem Abend erinnere. Zudem die Namen, die Funktionen all unserer Mitarbeiter und andere Informationen. »

Nora staunte. Dass ihr jemand so viel Arbeit abnahm, war noch nie vorgekommen. Sie warf einen Blick auf das Geschriebene.

«Donnerstag, 1. April, 20. 00 Uhr», las sie. «Als Erster betritt Roland Wehr die Terrasse und nascht vom Buffet. Nach ein paar Minuten kommen Maximilian Kowalski und Cedric Stark dazu… »

Nora überflog die Seiten, erfuhr von Kowalskis Ansprache, der mexikanischen Musikgruppe und las den Schluss: «Zwanzig Minuten nach Herrn Kowalskis Sturz trifft die Polizei ein und befragt alle Anwesenden. Cedric Stark bagatellisiert Herrn Kowalskis Trunkenheit. Claudia Campanini weint, Marco Benedetto tröstet sie. Gerhard Furrer sagt, sie solle sich zusammenreissen. Ruth Mäder räumt das Buffet ab, bis einer der Polizisten sie auffordert, alles so zu lassen, wie es ist. Tim Stalder und Roland Wehr reden auf einen Kriminalpolizisten ein, man müsse Kowalskis Frau benachrichtigen. Um halb eins werden wir schliesslich von der Polizei entlassen. Wir sollen uns für weitere Auskünfte bereithalten. Kowalskis Leiche wird in die Gerichtsmedizin gebracht. Am Montagmorgen teilt mir ein Herr Salzmann von der Kriminalpolizei mit, die Obduktion habe ergeben, dass Maximilian Kowalski beim Aufprall auf dem Boden an einem Schädelbruch gestorben sei. Er sei sofort tot gewesen. Seine Leiche würde zur Beerdigung freigegeben. »

Nora legte den Bericht zur Seite. «Sind Sie sicher, dass niemand ihn gestossen hat?»

«Das hätte ich gesehen. Er fiel auch nicht aus Versehen in die Tiefe. Er sprang. Das ist ja das Unverständliche. Aber er sprang aus einem bestimmten Grund, das war keine normale Trunkenheit. Wenn Sie dabei gewesen wären und ihn gesehen hätten, würden Sie mir beipflichten. »

«Sie denken, jemand habe ihn dazu gebracht, das zu tun? Eine Art Selbstmord vor Zeugen?»