SEHEH ERNTEN FLIEGEN - Robert Eder - E-Book

SEHEH ERNTEN FLIEGEN E-Book

Robert Eder

0,0

Beschreibung

Das österreichische Weinviertel war schon in der Steinzeit ein beliebtes Siedlungsgebiet.Fruchtbare Böden boten den frühen Bauern gute Lebensbedingungen. Neben den notwendigen bäuerlichen Tätigkeiten fanden diese Menschen genug Zeit um großartige Kreisgrabenanlagen zu bauen und auch Anderes zu tun. Dazu gehörte auch sich gegenseitig umzubringen. Das Massaker von Schletz gibt davon ein Zeugnis. Dank moderner genetischer Methoden wissen wir über die Leute dieser Zeit fast genauso viel wie über die heutigen Bewohner des Weinviertels.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 133

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Robert Eder

SEHEH ERNTEN FLIEGEN

Eine österreichische Geschichte aus der Steinzeit

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Das Buch

Der Autor

Erklärungen

1.)

2.)

3.)

4.)

5.)

6.)

7.)

8.)

9.)

10.)

11.)

12.)

13.)

14.)

15.)

16.)

17.)

18.)

19.)

20.)

21.)

FLUG

Werte

Impressum neobooks

Das Buch

Sehen

Ernten

Fliegen

Eine österreichische Geschichte aus der Steinzeit

Robert Eder

Das österreichische Weinviertel war schon in der Steinzeit ein beliebtes Siedlungsgebiet. Fruchtbare Böden boten den frühen Bauern gute Lebensbedingungen. Neben den notwendigen bäuerlichen Tätigkeiten fanden diese Menschen genug Zeit um großartige Kreisgrabenanlagen zu bauen und auch Anderes zu tun. Dazu gehörte auch, sich gegenseitig umzubringen. Das Massaker von Schletz gibt davon Zeugnis. Dank moderner genetischer Methoden wissen wir über die Leute dieser Zeit fast genauso viel wie über die heutigen Bewohner des Weinviertels. Dieser Roman zeichnet ein Bild von den Sitten und Gebräuchen dieser Zeit.

Der Autor

Robert Eder wurde 1949 in Sachsenburg (Kärnten) geboren. Nach dem Biologie Studium in Wien arbeitete er dreißig Jahre im Außendienst eines österreichischen pharmazeutischen Unternehmens. In den berufsbedingten Wartezeiten schrieb er auch verschiedene Geschichten, die er aber nie korrigierte und veröffentlichte. Nach seiner Pensionierung begann er Fiktionen zu schreiben und auch alte Geschichten zu veröffentlichen. Die erste Fassung dieses Buches schrieb er schon 2014.

Erklärungen

JAN - ein etwa 10 jähriger Junge der Nordleute, der nach dem Tod seines Vaters im Heiligtum belassen wurde

URS - Priester des Heiligtums, stammt aus dem neolithischen Dorf in Schletz

LEISER BERG - heute Oberleiser Berg

OMIC - Oberster Priester des Heiligtums. Nach seiner Wahl durch andere Priester des Heiligtums legt er seinen Namen ab und wird zum OMIC

GROSSE MUTTER - In dem Heiligtum am Oberleiser Berg verehrte Muttergottheit

MUTTER FLUSS - damit ist die Donau gemeint. Manchmal auch als großer Strom bezeichnet

NORDMÄNNER - Händler aus Dänemark und dem Ostsee Bereich

SALZLAND - Gegend vom Traunsee bis zum Hallstätter See

ZARG - Vater von JAN, leitete die Händlergruppe der Nordleute

UHL - Bruder von ZARG

OLE - einer der Nordmänner der auch im Heiligtum blieb

MIA - Mutter von JAN

KLEINES WALDLAND - ist das heutige Waldviertel

TEL - Priester des Heiligtums

ALI - kommt aus dem Bereich des goldenen Halbmondes (Irak) als Diener des Heiligtums

GUNDA - Der frühere OMIC war ihre älteste Schwester, sie gewinnt Honig im Gebiet von Falkenstein

DORF AM TOTEN WEG - ist Schletz

ZAUBERKRAUT - (mit Längsrillen an den Blättern) ist Pilsenkraut

ZAUBERPILZE - Psylocybe bohemica

ANKO - Sohn einer Frau der ersten Milchleute und einem der Nordleute

IRTA - eine Frau der Nordleute die bei ANKO blieb

SALLA und RIA - ihre Töchter

GRABEN DER ALTEN – Grabenanlage am Schanzboden bei Falkenstein

ONA - erste Frau von URS

FRUDO - deren Sohn

AINA - Schwester von ONA und 2. Frau von URS

DIO - deren Sohn

WEISSPUNKT PILZE - sind Fliegenpilze

GOM - Ein Priester der GROSSEN MUTTER

ARNE - Leiter einer Händler Gruppe der Nordleute

FRIKA - Seherin und Heilerin der Nordleute

PER und LOG - Händler der Nordleute

GROSSES WALDLAND - ist Böhmen

VATER FLUSS - ist der Rhein

KNICK DES VATER FLUSSES - Rheinknie in der Gegend von Herxheim

DIE BURG - ist das Grabenwerk in Herxheim

VOR DEN QUELLEN DES MUTTERFLUSSES – damit ist Talheim gemeint

1.)

Wir standen in der Nachmittagssonne auf der gegen Mittag geneigten Hochfläche des leisen Berges. Wir - das sind JAN, ein etwa zehnjähriger schlanker Junge mit feuerroten Haaren und ich URS, ein alter aber noch kräftiger Mann der ihn lehren soll. Vor uns lag das Mohnfeld auf dem noch die letzten Blüten rot aufleuchteten. Aus meinem Umhang gab ich JAN ein Stück Feuerstein und bat ihn die Schlagsteine und die Geweihsprosse zu holen. Als das Gewünschte zur Hand war, sagte ich: „JAN nun spalte eine gebogene Klinge ab, nicht stärker als die Hälfte der Dicke deines kleinen Fingers“. JAN setzte sich hin und nahm den Flint zwischen die Fußsohlen. Fachkundig setzte er die Geweihsprosse an, schlug nach meinem Nicken mit dem Klopfstein auf die Sprosse und eine Klinge löste sich von dem Flintstück. Er zeigte sie mir, schön scharf und sichelförmig gebogen. „Sehr gut JAN, nun nimm dem Rücken jede Schärfe, denn damit wirst du den ganzen Nachmittag arbeiten.“ Brav bearbeitete JAN die Klinge und nach kurzer Zeit war der Rücken der Klinge gerundet und auf einem Stück Granit angeschliffen. „Nun JAN, brich mit einer Flintkante, im Abstand der Dicke einer Linse, Kerben in die Klinge. Sei vorsichtig und denke daran, irgendwann wirst du so ein Werkzeug aus dem viel schwerer zu bearbeitendem Obsidian fertigen.“ „Ja URS, ich gebe mir große Mühe.“ Geschickt fertigte der Junge die Zahnung der Klingenschneide und freute sich ob meiner Zustimmung. Wir begaben uns an den Rand des Mohnfeldes und ich zeigte JAN wie die jungen grünen Mohnkapseln anzuritzen sind. „JAN schneide nicht zu tief. Die Kapseln dürfen nicht durchgeschnitten sondern nur ganz leicht geritzt werden, dann geben sie den Saft her, aber sie wachsen normal weiter und die Mohnkörner werden genauso gut wie in nicht geritzten Kapseln.“ Nach wenigen Versuchen hatte Jan den Dreh heraus und die Arbeit ging geschickt voran. Nach der dritten Reihe beendete ich die Arbeit und wir gingen zum Haus der Diener des Heiligtums um zu essen. Danach begaben wir uns mit den vielen anderen Dienern des Heiligtums zu den Zäunen, welche die Hochfläche umgeben und kontrollierten sie. Sie bestehen aus an beiden Enden im Feuer gehärteten Stöcken, die immer zu dreien über Kreuz in den Boden gerammt sind um auf diese Weise ungebetene Besucher, wie auch Bären und Wölfe fernzuhalten. Nachdem Alles in Ordnung befunden worden war, zogen Alle in einer Reihe zum Heiligtum, in dem der OMIC das heilige Feuer hütet. Am Wege dorthin sagte ich zu JAN: „Der oder die OMIC ist ein Mensch, der viele glückliche Winter erlebt hat. Die Alten suchen einen OMIC in ihren Reihen und erwarten, dass er Alle glücklich und gesund durch den Winter bringt und die notwendigen Arbeiten zum richtigen Zeitpunkt tun lässt. Er ist der höchste Diener der GROSSEN MUTTER und führt das Heiligtum. Zum Zeichen des Dankes und der Verbundenheit mit der GROSSEN MUTTER legt er seinen Namen ab und ist fürderhin nur der OMIC.“

Vor dem Heiligtum versammelten sich Alle und OMIC betete in den Sonnenuntergang: „GROSSE MUTTER! Wir danken dir für den Tag. Du lässt die Früchte und Tiere gedeihen, schick uns Regen und Sonnenschein wie wir es brauchen. Gib uns Gesundheit, Glück und Nahrung.“ Alle wiederholten: „Gib uns Gesundheit, Glück und Nahrung.“

Nachdem die Menge sich zerstreut hatte, setzten Jan und ich uns auf den Boden um das Erscheinen des Abendsternes, als Zeichen dass das Gebet erhört wurde, zu erwarten. Nach einiger Zeit, die wir geschwiegen und das Abendrot betrachtet hatten fragte JAN: „Urs denkst du wieder an SIE?“ „Nein JAN, nicht daran wie Sie waren, sondern an die Zeit als ich so alt war wie du.“ „Bitte erzähl mir alles davon, bitte.“ „Gut JAN du sollst die Geschichte meines vergangenen Volkes hören, aber nicht heute, denn morgen wollen wir den Mohnsaft ernten.“ „Schau URS der Abendstern dort.“ „Ein Zeichen, dass unsere Wünsche und Gebete erhört worden sind.“ „Du wirst mir erzählen?“ „Ja, aber nicht Alles schon morgen und jetzt gehen wir in unsere Hütte komm.“ –

2.)

Am nächsten Morgen gingen wir schon kurz nach Sonnenaufgang zum Mohnfeld, um den Saft von den Kapseln zu ernten. Ich zeigte JAN wie der über Nacht ausgetretene und schon leicht gestockte Mohnsaft mit einem flachen Holzspatel gewonnen wird. Danach streifte ich den braunen Saft auf dem Rand einer Schale aus Birkenholz ab. „JAN pass auf dass du den Saft nicht auf deine Finger bringst und schlecke deine Finger auf keinen Fall ab" Der Junge stellte sich sehr geschickt an und mir war diese Tätigkeit seit Jahren vertraut, so dass ich meine Gedanken spazieren lassen konnte. „JAN an was erinnerst Du dich, wenn du an deine alte Heimat denkst?“ „Oh an vieles. Aber am stärksten an die langen Winternächte und an den grün brennenden Himmel.“ „Erzähl mir mehr.“ „Die Nächte im Winter waren in meinem Dorf viel länger als hier und die Sonne war ganz tief und nur kurz zu sehen.“ „War es dann nicht viel kälter als bei uns?“ „Nein URS es, gab mehr Schnee aber wir spielten gerne im Schnee und uns Kindern war nicht kalt. Die Grassoden auf den Dächern der Hütten hielten die Wärme und durch den vielen Wald war immer genug Holz da. Die Feuer in den Hütten waren groß. Im großen Langhaus des Dorfoberhauptes brannten sogar zwei bis drei.“ Wir arbeiteten weiter und nach der ersten Reihe bat ich JAN mir vom brennenden Himmel zu berichten. „Urs das war eigentlich kein Feuer und es war nicht immer zu sehen. In den wolkenlosen Nächten begann es manchmal irgendwo hinter den Bäumen leicht grünlich zu leuchten. Wenn es stärker wurde stiegen grüne oder gelbe Funken den Himmel empor und sie hinterließen leuchtende Spuren. Wenn es sehr stark wurde, waren etwa drei Teile des Himmels in gelbgrünes flackerndes Licht gehüllt. Dieses Feuer gab keine Wärme, wohl weil es zu weit weg war. Oder weil sich die Geister der Ahnen daran wärmten und alle Wärme in ihre kalten Knochen aufnahmen.“ „JAN gibt es ein Feuer welches Kälte ausstrahlt?“ „Nein URS es strahlte auch keine Kälte aus. Es war so wie das Licht der Sterne, aber flackerte und tanzte über den Himmel. Kalt war mir zu Hause eigentlich nie. Die Kälte habe ich erst auf unserer Reise in die Gegend der Salzmänner kennen gelernt.“ Nach kurzem Zögern fuhr Jan fort: „Wir verbrachten den Herbst bei euch im Heiligtum wo unsere Bündel lagerten, in denen wir euch Feuerstein und Bernstein brachten. Vor dem Winter zogen wir Richtung Mittagssonne zum großen Mutterfluss. Mit einem großen Floß wurden wir mit den Pferden über den Fluss gebracht und zogen ihm entgegen am Ufer hin bis wir zu einem zweiten wilderen Fluss kamen. Diesem entlang gingen wir weiter bis zu den Seen. Hier mussten wir warten bis sie einfroren. Bei diesem langen Warten hatten wir wenig Holz, schlechte Hütten und mussten viel Nahrung für die Pferde besorgen, da wurde mir erstmals kalt. Als die Seen gefroren waren zogen wir über das Eis, da setzte sich die Kälte in meinen Knochen fest und als am Rückweg die Pferde im Fluss verunglückten da ....“ JAN stockte und Tränen liefen an seinen Wangen herab. Ich setzte mein Arbeitsgerät ab, drückte JAN an mich und streichelte ihn. „Lass es gut sein JAN, es ist vorbei und nur eine böse Erinnerung!“ Das war natürlich ein dummer Trost, doch fiel mir einfach kein besserer ein. Das war damals eine riesige Katastrophe nicht nur für JAN. Die Nordmänner, sie wollten weder Flintleute noch Bernsteinleute genannt werden, brachten wie alle Jahre herrliche Feuersteinklingen, Flint und Bernstein mit. Ihre Waren lagerten sie im heiligen Hain des Heiligtums. Dies ist einer der Zwecke des Heiligtums der GROSSEN MUTTER. Die Händler werden versorgt, können ihre Waren ohne irgendeine Gegenleistung im heiligen Hain deponieren. Sie und ihre Pferde werden mit allem Nötigen versorgt. Auf ihren Wegen stehen sie unter dem Schutz der großen Mutter so dass niemand sie aufhalten oder auch nur ein böses Wort zu ihnen sagen darf. Damals vor - nun ich glaube es war vor vier Wintern vielleicht auch fünf - beschlossen sie auf Rat des OMICs die Salzleute jenseits des großen Mutterstroms zu besuchen um das Salz, das diese aus dem Berg gruben gegen ihre Waren einzutauschen. Diese Reise ist sehr gefährlich, denn zuerst muss man über den großen Strom, dann einem wilden Fluss entlang bis ein See den Weg beendet. Dort muss man warten bis er zugefroren ist und kann dann erst über das Eis des Sees den Weg fortsetzen. Wer aufbricht wenn das Eis noch nicht sicher trägt ist selbst schuld, aber es gibt noch eine andere Gefahr, die selbst die besten einheimischen Führer nicht beherrschen können. Kobolde lenken manchmal das Wasser unter dem Eis an bestimmte Stellen, sodass es von unten ausgewaschen und verdünnt wird. Dort bricht das Eis und man kommt im See um. JANs Vater ZARG überwand alle Gefahren, kam zu den Salzleuten die ihm diese kostbaren herrlichen weißen Würfel gaben und auch rötliche Salzsteine. Am Rückweg, als alle Gefahren überwunden schienen, stürzten die Pferde in einer Furt nahe dem großen Strom. ZARG gelang es noch die kostbare Fracht zu retten aber er war zu lange im kalten Wasser und wurde nicht wieder warm. Er bekam einen schlimmen Husten und starb. Sein Bruder UHL brachte die Karawane wieder zurück zum Heiligtum und schenkte diesem das Salz, denn er wollte damit nichts mehr zu tun haben. OLE seinen Jugendfreund und seinen Neffen JAN ließ er im Dienst des Heiligtums während er sich nach Hause auf den Weg machte, um sich um ZARGs Frau MIA zu kümmern.

Nachdem JAN sich wieder beruhigt hatte ernteten wir den Saft der drei Reihen des Mohns zu Ende. Nun würden die anderen Mohnreihen von Priestern des innersten Kreises mit Obsidianmessern geritzt werden. Den von uns gewonnen Mohnsaft, der schon dick wie Honig war, brachten wir ins Heiligtum. Hier konnte er im Schatten, durch gut gewaschene Tüchern gegen Insekten geschützt, reifen. Im Winter würden von kundiger Hand mit Holzspateln daraus kleine Kegel gewalzt werden, die ein beliebtes Tauschobjekt waren. Vor allem die Milchleute waren ganz wild darauf, obwohl sie wenig zum Tauschen hatten, denn der OMIC lehnte ihre farbigen Stoffe als unrein ab. Wir hatten eine Reihe fast weißer Schafe obwohl diese Tiere sonst meist braun oder grau waren. Für Zeremonien des Innersten Kreises verwendeten die Priester nur Wolle von diesen weißen Schafen mit roten Augen. Sie galten als der GROSSEN MUTTER gewidmet und durften nicht geschlachtet werden. Getrocknetes Rindfleisch und Häute konnten die Milchleute aber anbieten. Die Gedanken an die Milchtrinker, wie die Milchleute auch bezeichnet wurden machten mich traurig und so ließ ich JAN beim Heiligtum und wanderte allein um den leisen Berg.