»Seien Sie gefälligst still, wenn ich Sie unterbreche!« - Stojan Rudan - E-Book

»Seien Sie gefälligst still, wenn ich Sie unterbreche!« E-Book

Stojan Rudan

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Beschreibung

Er hat absolut keine Ahnung, davon aber ziemlich viel. Er schwebt über den Dingen und auf „Das Wetter ist heute wunderbar“ antwortet er: „Danke. Gern geschehen.“ Wer solche Chefs hat, braucht keine Feinde mehr. Auf jeden Fall aber dieses Buch. Mit den bösesten Chefsprüchen und den krassesten Entgleisungen. Irrwitzig, zum Kopfschütteln und Fremdschämen. Vom Choleriker über den Besserwisser bis zum Tyrannen, dieses Buch entlarvt die verschiedenen Cheftypen und bietet Schützenhilfe von prominenter Seite. Denn es gibt auch die Good-Bosses, und die zeigen in diesem Buch, wie man sich am besten gegen die Tyrannei der Badass-Bosse zur Wehr setzt.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.deVollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe1. Auflage 2014In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt. ISBN 978-3-492-96339-8© 2013 Piper Verlag GmbH, MünchenCovergestaltung: semper smile, MünchenCovermotiv: shutterstockDatenkonvertierung: Uhl + Massopust, AalenAlle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Vorwort

Ein Freitag im Dezember. 17:30 Uhr. Kurz vor Ablauf der Deadline.

Seit zwei Wochen haben wir kein Sonnenlicht mehr gesehen. Arbeitsbeginn: Acht Uhr. Feierabend: Open End. Sieben Tage die Woche. Dank dem Business-Punk-Magazin sind wir dermaßen gehirngewaschen, dass wir denken: Überstunden sind geil. Ja, das muss sogar so sein bei aufstrebenden Young Professionals. Also rödeln wir weiter wie besessen. Seit zwei Wochen reißen wir uns den Hintern auf, damit das Marketingkonzept für die finale Präsentation unseres Chefs fertig wird. Müde blinzeln unsere roten Augen hinter einer Wand aus leeren Red-Bull-Dosen. Als würde er ein Klavierkonzert von Chopin spielen, tippt Michael auf seinem Laptop die finalen Zeilen ins Dokument. Fertig.

17:50 Uhr. Koffein-Quickie. Nachdem die Kaffeemaschine eine letzte Tasse ausgespuckt hat, verlangt sie nach Wasser, Bohnen und der Leerung des Tresters. Wir ignorieren es. Dann flackert ein rotes Lämpchen auf und erlischt gleich darauf mit einem Zischen. Sie geht von uns. Für immer. Die vierte schon in diesem Jahr. Wir beschließen, sie erst nach der Präsentation zu betrauern und teilen uns ihren letzten Kaffee andächtig.

17:55 Uhr. Wie Gladiatoren betreten wir das Büro unseres Chefs. Siegessicher. Heute bekommen wir den Lorbeerkranz aufgesetzt – und bestimmt auch den vielfach versprochenen und längst überfälligen Bonus.

18:00 Uhr. Wir machen den Beamer an und werfen die Präsentation an die Wand. 45 Minuten sind angesetzt. Stojan beginnt.

18:05 Uhr. Unser Chef steht plötzlich auf. Wir denken, es hält ihn vor Begeisterung nicht mehr in seinem Sessel. Doch er kläfft nur: »Die Zahlen sind falsch. Damit ist das ganze Konzept hinfällig!« Unsere Nerven liegen schlagartig blank. Der Koffein-Spiegel sinkt ins Bodenlose. Die Realität haut der Hoffnung voll aufs Maul.

18:06 Uhr. Michael entgegnet: »Das ist nicht unsere Schuld« und klingt dabei etwas verzagt. »Die Zahlen haben wir doch von Ihnen bekommen«, schiebt er tapfer hinterher.

»Ich sage auch nicht, dass es Ihre Schuld ist. Ich sage nur, dass ich Sie dafür verantwortlich mache«, kommt es zurückgeschossen.

Uns bleibt die Spucke weg. Mieses Karma. Wir denken an die Kaffeemaschine, die vor 20 Minuten ihren Geist aufgegeben hat, und sterben solidarisch mit ihr einen inneren Tod. Die letzten 14 Tage ziehen im Zeitraffer an uns vorbei. Frustriert und leichenblass sagt Stojan: »Wissen Sie eigentlich, wie viel Arbeit das alles war?!« Unser Chef schüttelt verständnislos den Kopf: »Ich glaube, Sie verwechseln mich mit jemandem, den das interessiert.«

18:10 Uhr. Stojans Unterlippe zuckt leicht spastisch, während er ungläubig den Chef anstarrt. Michael tippt auf einen gerade einsetzenden Schlaganfall oder die Vorboten eines Ausrasters. Er entscheidet sich für das Zweite und ergreift schnell die Initiative: »Und was können wir unternehmen, um das Konzept zu retten?«

Da spricht der Chef salomonisch: »Ich denke, ich sollte nach Hause gehen und drüber schlafen und Sie noch ’ne Nacht darüber arbeiten. Wir treffen uns dann morgen hier im Büro um 18 Uhr wieder. Guten Abend.« Kaum hatten seine Worte unsere Red-Bull-verseuchten Gehirnwindungen durchdrungen, hatte er sich auch schon seinen Mantel geschnappt und Xavier Naidoo’s »Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen« pfeifend das Büro verlassen.

Der nächste Tag. Samstag. 00:01 bis 17:50 Uhr. Die zweite Präsentation.

Die Müdigkeit droht uns zu übermannen. Da unsere Kaffeemaschine das Zeitliche gesegnet hat, beschließen wir um 4 Uhr nachts auf Ritalin umzusteigen. Der Notfalldienst in der Apotheke verweigert uns die Aushändigung ohne ärztliches Rezept. Wir kaufen uns eine Palette Red Bull an der Tankstelle. Unsere Dosenwand ist auf die Größe der Berliner Mauer angewachsen. Wir haben das 120-seitige Dokument komplett überarbeitet. Wir sind überarbeitet. Unsere Tagesform: Paralympisch. Geisteszustand: ADHS. Nur ohne das AD.

17:55 Uhr. Unser Chef trottet ins Büro und begrüßt uns mit den Worten: »Wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.« Wir schlucken. Wut schmeckt bitter. Wir lächeln trotzdem. Wir präsentieren.

18:45 Uhr. Wir sind durch mit der Präsentation. Unser Chef steht auf, klatscht drei Mal in die Hände und sagt: »Geht doch. Und jetzt übersetzen Sie mir das für die Vorstandssitzung am Montag noch ins Englische. Das bekommen Sie bis morgen Abend bestimmt hin, oder?«

Wir sind zu schwach zum Widerstand. In unseren Köpfen machen wir grausame Sachen mit ihm.

18:47 Uhr. Unser Chef verabschiedet sich auf eine Party. Wir verabschieden uns vom Wochenende. Michael verdrückt eine Träne. Stojan kommt seiner Pflicht als Schutzbefohlener nach und spendet ihm soziale Wärme. Beide entdecken kurz ihre feminine Seite. Und heulen hemmungslos.

Der übernächste Tag. Sonntag. 00:01 bis 17:50 Uhr. Die dritte Präsentation.

Wir bieten der vom allgemeinen Schönheitsideal stark abweichenden Auszubildenden in der Notfallapotheke 100 Euro. Sie weigert sich dennoch, uns das Ritalin zu geben. Stojan legt noch seine Handynummer drauf. Für 150 Euro und ein Date bekommen wir es schließlich. Vorsichtshalber kaufen wir trotzdem noch Energy-Drinks.

Zurück im Büro, dröhnt aus den Laptop-Lautsprechern Technomusik – nicht schön, dafür schön laut. Hält wach. Brüderlich teilen wir uns die Übersetzung. Stojan macht 80 Seiten, Michael 40. We are done!

18:00 Uhr. Unser Chef kommt ins Büro. Wir legen ihm das finale Dokument vor. Er freut sich mit den Worten: »Damit werde ich richtig punkten bei der Vorstandssitzung. Gut, meine Herren, dann genießen Sie Ihr Wochenende.«

18:05 Uhr. Stojan packt die Chance am Schopfe: »Jetzt, wo wir Ihnen alles geliefert haben, denke ich, wäre es ein guter Zeitpunkt, um über unseren Bonus zu sprechen.« Damit hatte unser Chef nicht gerechnet. Er explodiert: »Bonus?! Ich musste Ihretwegen zweimal an meinem Wochenende ins Büro kommen. Ihre Leistungen sind unterirdisch! Das einzig Bemerkenswerte, was Sie täglich auf der Arbeit zustande bringen, ist, einen Liter Kaffee in einen Liter Pisse zu verwandeln.« Dreht sich um und verlässt das Büro.

18:07 Uhr. Fassungslos rufen wir Freunde an, um ihnen von den Grausamkeiten zu erzählen, welche wir dieses Wochenende durchmachen mussten.

»Ehrlich? Aber wenn ihr wüsstet, was mein Chef letzte Woche abgelassen hat…«

»Das ist hart, aber nichts im Vergleich zu dem, was ich hier ertragen muss…«

»Da könnte ich euch aber noch ein paar krassere Geschichten erzählen…«, sind die Reaktionen am anderen Ende der Leitung. Es scheint, als wäre die Welt voller tyrannischer Chefs. Muss man sich das eigentlich alles gefallen lassen?

»Krass, was für ein Badass, euer Boss. Das solltet ihr publik machen.« Wir haben eine Vision. Das Teufelchen auf Stojans Schulter flüstert: »Badass. Boss. Badass Boss.« Dann fügt es hinzu: »Bau die Webseite. Jetzt wird zurückgeschossen.«

Der darauffolgende Montag. 00:01 bis 09:00 Uhr. Die Badass-Boss-Weboffensive.

Das Ritalin ist alle. Wir schniefen Kaffeepulver. Das Teufelchen hatte recht! Wie besessen arbeiten wir: Domain kaufen. Logo entwerfen. Website coden. Facebook-Seite und Twitter-Account anlegen. Schließlich gehen die schrecklichsten Sprüche der Bosse online. Badass Boss ist geboren.

Außerhalb von Raum und Zeit

Auf einem tätowierten Nashorn reitend, betreten wir die Bühne des restlos ausverkauften Olympiastadions in Berlin. Hunderttausend Besucher begrüßen uns mit dem Badass-Handzeichen. Aufgeregt wie ein Groupie empfängt uns Angela Merkel am Rednerpult. Die Medien sprechen vom »Next Big Thing« nach Facebook.

Ende der Leseprobe