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»Die Universalität von Krasznahorkais Blick zerstreut alle Zweifel an der zeitgenössischen Literatur.« W. G. Sebald Seiobo ist eine japanische Göttin, deren Pfirsiche nur alle 3000 Jahre blühen, aber Unsterblichkeit schenken. Der Glaube an solche Geschichten ist uns längst abhanden gekommen, nicht aber ihre Sehnsucht. Ihr geht László Krasznahorkai in seinem neuen Buch nach. Er beobachtet, wie es in jeder Epoche und in allen Kulturen vollkommene Dinge gab und gibt: der im Fluss reglos stehende Reiher, die Grimasse einer No-Maske, die äußerste Nacktheit im Gesicht einer Ikone, die Zerbrechlichkeit einer Buddha-Statue. Seine Helden sind Maler, Schauspieler, Wissenschaftler – Menschen, die erzittern, wenn die Dinge plötzlich die Augen vor uns schließen.
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Seitenzahl: 725
Veröffentlichungsjahr: 2010
László Krasznahorkai
Seiobo auf Erden
Erzählungen
Fischer e-books
Entweder ist es dunkel, oder wir brauchen kein Licht.
(Thelonious Monk-Thomas Pynchon)
Um ihn herum bewegt sich alles, als wäre aus weltweiter Ferne ein einziges Mal und allen unvorstellbaren Hindernissen zum Trotz mit einer Art von Tiefenströmung Heraklits Botschaft angekommen, denn es bewegt sich, es fließt das Wasser, es kommt und rauscht fort, hier und dort bläht sich die Seide des Winds, die Berge schwanken in der Hitze, ja, die Hitze selbst bewegt sich, zittert und flimmert in der Landschaft, so auch die hohen Halmbüschel auf den Gestrüppinseln im Flussbett und jede einzelne flache Welle, wenn sie stolpernd über die niedrige Schwelle fällt, so auch jedes ungreifbare, wegstrebende Element dieser weiterrennenden Welle und jeder einzelne Lichtblitz auf der Oberfläche dieses wegstrebenden Elements, so auch die mit Worten nicht zu fassenden, wegsprühenden, auseinanderspritzenden Lichttropfen dieser auftauchenden, gleich wieder zerfallenden Oberfläche, so auch die quellenden Wolken, der nervös zitternde blaue Himmel in der Höhe und das mit schauerlicher Kraft konzentrierte, dennoch nicht zu umreißende, auf die gesamte augenblickliche Schöpfung ausgedehnte, wahnwitzig funkelnde, blendende, strahlende Wesen der Sonne, so auch die Fische und Frösche und Käfer und kleinen Reptilien im Fluss und die sich auf den beidseits parallel zum Ufer dahinziehenden, dampfenden Asphaltstreifen unerbittlich vorwärtsschiebenden Autos und Busse, von der Nummer Drei aus dem Norden über die Zweiunddreißig zur Achtunddreißig, dann die rasch schwirrenden Fahrräder unterhalb der breiten Schutzdämme und die am Fluss entlang auf in den Staub gezeichneten oder ausgebauten Pfaden marschierenden Männer und Frauen, sogar die unter der dahinhuschenden Wassermasse befindlichen, künstlich und asymmetrisch platzierten Bremsblöcke, alles spielt oder erlebt, dass mit ihm etwas geschieht, dass es abläuft und rast und fortschreitet und geht und sinkt und auftaucht und verschwindet und wieder zum Vorschein kommt, dass es rennt, dass es fließt und irgendwohin weitersirrt, nur er rührt sich nicht, der Ooshirosagi, der mächtige, schneeweiße Vogel, dieser von allen Seiten angreifbare, seine Schutzlosigkeit hier nicht einmal verbergende Jäger – neigt sich jetzt vor, streckt seinen zur S-Form gekneteten Hals und damit auf der gleichen Linie auch seinen Kopf und seinen langen harten Schnabel aus und spannt das Ganze an, spannt es gleichzeitig nach unten, während er die Flügel eng an den Körper drückt und für die dünnen Beine unter dem Wasser je einen sicheren Halt sucht und die Augen auf die wegströmende Wasseroberfläche richtet, auf die Oberfläche, ja, wobei er natürlich kristallklar sieht, was sich da in der Lichtbrechung unter der Oberfläche befindet, da unten, und auch wenn es sehr rasch kommt, wenn es kommt und dahingetrieben und weitergerissen wird, wenn ein Fisch, ein Frosch, ein Käfer oder ein kleines Reptil zusammen mit dem rauschenden, zuweilen gebremsten und da sogleich schäumenden Wasser ankommt, dann wird er mit einer einzigen, haargenauen Bewegung seines Schnabels zuschlagen und etwas herausholen, was genau sieht man gar nicht recht, so blitzschnell geschieht alles, sehen nicht, aber wissen kann man, dass es ein Fisch ist, ein amago, ein ayu, ein huna, ein kamotsuka, ein mugitsuku oder ein unagi oder sonst etwas, dass er deshalb da im seichten Wasser gegen die Mitte des Kamo steht, und zwar in einer nicht mit ihrem Vergehen zu messenden, aber ohne jeden Zweifel eindeutig existierenden, einer weder vor noch zurück, sondern einfach so brodelnd nirgendshin fortschreitenden, als unbegreiflich kompliziertes Netz ausgeworfenen Zeit, und seine Reglosigkeit muss gegen eine so riesige Kraft entstehen und fortbestehen, dass sie nur in ihrer Gleichzeitigkeit zu fassen wäre, während doch genau das, das gleichzeitige Fassen, nicht zu verwirklichen ist, und so bleibt er ungesagt, nicht einmal das Gesamt der ihn beschreiben wollenden Wörter kommt an ihn heran, und schon gar nicht die Wörter je einzeln, während er sich doch in einem Mal, in einem einzigen Augenblick jeglicher Bewegung entgegenstemmen und sie aufhalten und ganz allein, ganz für sich inmitten einer lärmenden, wimmelnden Welt des Ereigniswahnsinns dort bleiben muss in diesem ausgegrenzten Augenblick, damit dann der Augenblick gewissermaßen um ihn herum zugehe, der Augenblick abgeschlossen sei, er muss also seinen schneeweißen Körper inmitten der tobenden Bewegung anhalten, seine Reglosigkeit der ihn von allen Seiten überfallenden entsetzlichen Kraft entgegenstemmen, denn das kommt viel später, dass er am totalen Wahnsinn der tobenden Bewegung wieder teilnehmen wird, dass auch er sich, zusammen mit allem, bewegen wird, in einem blitzschnellen Zuschlagen, während er jetzt erst beim sich um ihn schließenden Augenblick ist, beim Anfang der Jagd.
Er kommt aus einer Welt, die vom ewigen Hunger beherrscht wird, und so bedeutet in seinem Fall das Jagen die Teilnahme an der allgemeinen, endlosen Jagd, denn alles Lebendige um ihn herum lauert auf seine je für es bestimmte Beute, fällt über sie her, fährt auf sie herunter, schleicht sich an und schnappt sie, packt sie am Hals, bricht ihr das Rückgrat, bricht sie entzwei, grast sie ab, saugt sie aus, schleckt sie auf, sticht hinein und schlürft sie, knabbert sie an, zerbeißt sie, schluckt sie ganz, und noch etliches mehr, auch er steht also in der Unermesslichkeit der Jagd, auch ihm ist sie aufgezwungen, denn nur so, nur auf diese Art kommt er im ewigen Hunger zu Nahrung, nur in der universellen, sich auf alle erstreckenden, obligatorischen Jagd, die aber in seinem ausschließlichen, das heißt persönlichen Fall um eine Bedeutung reicher wird, wenn er seinen Platz einnimmt, also die Beine im Wasser verankert und sich gewissermaßen versteift, reicher, als was uns das Wort im Allgemeinen bietet, so dass Al-Zahad-il-Shahibs berühmter Dreisatz – Ein Vogel fliegt am Himmel heimwärts. Er sieht müde aus, er hatte einen anstrengenden Tag. Er kommt von der Jagd: von der Jagd auf ihn – einen komplexeren Sinn erhält, denn im Fall dieses Vogels müssen wir das so abwandeln, den Akzent so verschieben, dass er zwar in einem unmittelbaren, nicht aber in einem größeren, Kausalzusammenhang steht, dass er also in einem Raum existiert, in welchem jedes entferntere Ziel und jeder entferntere Beweggrund von vornherein unmöglich sind, wohingegen das Geflecht der unmittelbaren Ziele und Beweggründe umso dichter ist, das Geflecht, in welchem er geworden und in welchem er dann sterben muss.
Sein einziger natürlicher Feind hingegen, der Mensch, im täglichen Bann träger Bosheit befangen, beachtet ihn jetzt nicht, während er am Ufer auf in den Staub gezeichneten Pfaden marschiert, läuft, radelt, nach Hause oder von dort weg, beziehungsweise während er auf einer Bank sitzt und dort seine Mittagspause mit dem im örtlichen SEVEN ELEVEN-Laden gekauften, in ein Algenblatt gewickelten, nigiri genannten Reisdreieck verbringt, jetzt nicht, heute nicht, vielleicht morgen, oder später einmal, wenn es dafür einen Anlass gibt, aber auch wenn da Leute wären, die ihn beachteten, würde er sich kaum um sie kümmern, er ist an sie gewöhnt, so wie auch sie an den großen, mitten im seichten Wasser stehenden Vogelkörper gewöhnt sind, wobei das heute weder hier noch dort eine Rolle spielt, keiner nimmt den anderen zur Kenntnis, obwohl es durchaus Zeugen geben könnte dafür, dass er dort steht, in dem ungefähr knietiefen, also tatsächlich recht seichten, mit Grasinseln vollgestreuten, also tatsächlich recht merkwürdigen, wenn auch nicht gerade bizarrsten Fluss der Erde, inmitten des Kamo, dass er einfach dort steht, ohne die geringste Bewegung, mit dem nach vorn gespannten Körper, in Erwartung der Beute des Tags, während verblüffend langer Minuten, die jetzt schon fast zehn Minuten sind, bis schon fast eine halbe Stunde vergeht und also in diesem Warten und Aufpassen und Unbewegtsein die Zeit ungeheuer lang wird und er sich immer noch nicht rührt, er immer noch ganz genauso steht, in derselben Pose, ohne dass auch nur eine einzige Feder zuckt, genauso steht, vorgeneigt, den Schnabel in scharfem Winkel über der wegsprudelnden Wasseroberfläche, niemand beachtet ihn, niemand sieht ihn, und wenn heute nicht, dann auch eigentlich in Ewigkeit nicht, die unaussprechliche Schönheit seines Stehens bleibt verborgen, bleibt unbeachtet der außerordentliche Zauber seiner erhabenen Reglosigkeit, und so bleibt verborgen und unbeachtet, geht verloren, noch bevor es in dieser seiner Reglosigkeit, hier, inmitten des Kamo, noch bevor es in dieser seiner schneeweißen Anspannung manifest würde, geht verloren und bleibt ohne Zeugen die Erkenntnis, dass er es ist, der allem, was ihn umgibt, den Sinn verleiht, den Sinn verleiht der in tobender Bewegung wirbelnden Welt, der trockenen Hitze, dem Flimmern, den durcheinanderflirrenden Stimmen, Düften, Bildern, weil er in dieser Landschaft ein ganz außergewöhnlicher Fall ist, weil er der unanfechtbare Künstler dieses Landschaftsbildes ist, der mit der beispiellosen Ästhetik vollkommener Reglosigkeit, als künstlerischer Verwirklicher unerschütterlicher Aufmerksamkeit, sich ein für allemal über die Dinge erhebt, denen er im Übrigen den Sinn gibt, sich erhebt, heraussteht aus der ihn umgebenden irrwitzigen Kavalkade und eine Art von Ziellosigkeit einführt … nämlich indem er noch zusätzlich schön ist –, über den lokalen Sinn all der Dinge hinaus, auch über den lokalen Sinn seiner eigenen aktuellen Tätigkeit hinaus, denn warum ist er schön noch zusätzlich dazu, dass er einfach ein weißer Vogel ist, der steht und wartet, ausgerichtet auf die Strömung des Flusses Kamo in Kyoto darauf wartet, dass unter der Wasseroberfläche endlich erscheint, was er mit unerbittlich zielsicherem Schnabel und Willen harpunieren wird.
In Kyoto ist es, dass das geschieht, in Kyoto, der Stätte Stetigen Anstands, dem Gericht der zum Rechten Benehmen Verurteilten, dem Paradies der Vorschriftsmäßig Eingehaltenen Einstellung, dem Richtplatz der Unvorschriftsmäßigen. Die Stadt ist ein Labyrinth aus Anstand, Rechtem Benehmen, Richtiger Einstellung, ein Labyrinth endloser Verschlingungen des vorgeschriebenen Bezugs zu den Dingen. Es gibt kein Schloss, keinen Garten, keine Straßen und Innenräume, keinen Himmel über der Stadt, keine Natur, keine herbstroten momiji auf den Hügeln der Umgebung und kein Sternmoos in den Klosterhöfen, kein Netz der noch vorhandenen Seidenwebereien von Nishijin, kein neben dem Kitano-Tenmangu-Schrein verstecktes Geishaviertel mit Fukuzuru-san, kein Katsura Rikyu mit seiner architektonischen Reinheit und Disziplin, kein Nijo-jo mit den glanzvollen Gemälden der Familie Kano, keine vage Erinnerung am kahlen Ort des einstigen Rashomon, kein Stadtzentrum mit der hübschen Shijo-Kawaramachi-Kreuzung im tobenden Sommer Zweitausendfünf und keinen netten Bogen der Shijobashi, der Brücke, die auf immer in Richtung des eleganten, geheimnisvollen Gion weist, und es gibt auch nicht die wundervollen Grübchen im lächelnden Gesicht einer der tanzenden Geishas des Kitano-odori, es gibt nur den Immensen Haufen der Diesbezüglichen Vorschriften, nur die sich auf alles erstreckende, wenn auch von keinem Menschen zu überblickende Ordnung der alles beherrschenden Etikette, das Gefängnis der zwischen Sache und Mensch, Mensch und Mensch, Sache und Sache bestehenden unabänderlichen und zugleich wechselhaften Komplexitäten, denn nur so, nur damit erhalten sämtliche Schlösser und Gärten und die als Schachbrett angelegten Straßen und der Himmel und die Natur und das Nishijin-Viertel und Fukuzuru-san und das Katsura Rikyu und der tote Ort des Rashomon und die zwei bezaubernden Grübchen im Gesicht der Geisha des Kitano-odori ihre Existenzberichtigung, während diese in Anmut geborene Geisha für den Bruchteil eines Augenblicks ihren Fächer vom Gesicht wegdreht, damit alle, aber wirklich nur für den Bruchteil eines Augenblicks, die unendlich schönen Grübchen und das leichte, bezaubernde, mitreißende, verhängnisvolle Lächeln sehen können, wie es sich diesem aus den üblen Blicken steinreicher Stammkunden zusammengesetzten Publikum zeigt.
Kyoto ist die Stadt Ständiger Verweise, wo nie etwas mit sich identisch ist, und es wohl nie war, denn jedes Glied dieser großen Gemeinschaft zeigt zurück, zeigt auf eine nicht nachprüfbare Glorie, lässt dort sein jetziges Selbst entspringen, in einer Glorie, die in dunkler Vergangenheit liegt oder erst überhaupt von dieser Vergangenheit geschaffen wurde, so dass es hier unmöglich ist, irgendetwas in einem seiner Elemente zu fassen oder zu erblicken, denn wer Einblick zu nehmen versucht, verliert schon das allererste Element dieser Stadt, so wie etwa der Besucher, der in der monumentalen Kyoto Station aus dem Shinkanzen genannten, aus der alten Edo-Richtung kommenden Superexpress steigt, aussteigt und im Wirrwarr vergnügungsparkähnlicher Unterführungen den richtigen Ausgang findend hinausspaziert, in die Mündung der Karasuma-dori und zum Beispiel auf der linken Seite dieser pfeilgerade nach Norden führenden Straße die schon vom Bahnhof sichtbare lange, gelbe, ehrfurchtgebietende Umzäunung des Higashi-Honganji genannten buddhistischen Tempels erblickt, denn schon in diesem Augenblick hat er den Raum des Möglichen verlassen, die Möglichkeit verlassen, den heutigen Higashi-Honganji zu sehen, da es den heutigen Higashi-Honganji nicht gibt, der Blick auf ihn versenkt dieses Heutige sogleich in etwas, das man allerdings auch nicht die Vergangenheit nennen kann, denn der Higashi-Honganji hat auch keine Vergangenheit, weder gestern noch vorgestern, sondern es gibt nur Tausende von Verweisen, auf die nebulösen Vergangenheiten des Higashi-Honganji, nur ehrfurchtgebietende Verweise darauf, dass er ist und dass er war, und diese Verweise durchweben die ganze Stadt, während man in ihr geht, um quer durch dieses phantastische Wunderreich, vom Toji Tempel zum Enryakuji, vom Katsura Rikyu zum Tofukuji schließlich zu dem Teil des Kamo, ungefähr auf der Höhe des Kamigamo-Schreins, zu dem rauschenden Flussabschnitt zu gelangen, wo er steht, der Ooshirosagi, der einzige, der seltsamerweise ebensosehr Gegenwart und Vergangenheit hat, wie er weder das eine noch das andere hat, da er in der vorwärts und rückwärts schreitenden Zeit tatsächlich nie existierte, er, der Künstler, dem Aufmerksamkeit gegeben, damit er repräsentiere, was in dieser Geisterstadt die Achse des Raums und der Dinge ausrichtet, die ungreifbare, unfassbare, weil unwirkliche, das heißt: unerträgliche Schönheit.
Ein im Wasser fischender Vogel: für den gleichgültigen Betrachter, wenn der ihn überhaupt wahrnimmt, wäre er vielleicht nicht mehr – obwohl ihn der Betrachter nicht nur wahrnehmen, sondern gleich in der sich mit dem ersten Blick öffnenden Erkenntnis wissen, wenigstens wissen und sehen müsste, wie sehr dieser reglos fischende Vogel dort zwischen den Grasinseln des seichten Wassers, wie sehr, wie unsäglich unnötig er ist, ja, der Betrachter würde spüren, sofort spüren, dass dieses mächtige, schneeweiße, ehrwürdige Tier schutzlos ist – denn er war unnötig, und schutzlos, ja, und wie so oft erklärte das eine das andere hinreichend, das heißt, er war wegen seines Unnötigseins schutzlos, und seine Schutzlosigkeit ließ ihn unnötig werden, eine schutzlose und unnötige Hoheit, das also ist der Ooshirosagi dort im seichten Wasser des Kamogawa, doch kann natürlich von keinerlei gleichgültigem Betrachter die Rede sein, am Ufer draußen wird marschiert, rollen die Fahrräder, fahren die Busse, der Ooshirosagi hingegen steht reglos da, den Blick unter die Oberfläche des schäumenden Wassers gerichtet, und die unverbrüchliche Qualität seiner unausgesetzten Aufmerksamkeit bleibt sich stetig gleich, da dieser schutzlose und unnötige Künstler der Aufmerksamkeit keinen Zweifel darüber lässt, dass diese Aufmerksamkeit in ihm tatsächlich unausgesetzt ist, völlig unabhängig davon, ob der Fisch, das kleine Reptil, der Käfer oder der Krebs dann kommt, worauf er im einzig möglichen Augenblick unfehlbar und unbarmherzig zuschlagen wird, so wie es auch sicher ist, dass er mit seinen schweren, langsamen, edlen Flügelschlägen am Frühmorgenhimmel von irgendwoher geflogen kam, wohin er zurückkehren wird, wenn es dunkelt, sicher ist auch, dass da einmal sein Nest war, dass also etwas hinter ihm liegt, so wie wohl noch vor ihm liegen: Geschichte, Ereignisse, der Ablauf seines Lebens, nur verrät die Unausgesetztheit seiner Aufmerksamkeit, seines Schauens, seiner Reglosigkeit, dass das alles nicht erwähnenswert ist, dass das alles in seinem, des Ooshirosagi Fall überhaupt kein Gewicht hat, dass es nur Schaum und Flaum ist, Flocken und Spreu, denn für ihn gibt es nur seine eigene unausgesetzte Aufmerksamkeit, nur das hat Gewicht, nur das ist seine Geschichte, eine andere hat er nicht, nur diese einzige, was auch bedeutet, dass dieses Kunstwerk aus regloser Schau das einzige ist, das ihn zum Ooshirosagi machte und macht, dass er ohne das nicht am Sein teilnehmen könnte, dessen unwirkliche Höhe er darstellt, deswegen ist er hergeschickt worden, und deswegen wird er einmal zurückgerufen werden.
Nicht die winzigste Bewegung verrät, dass er irgendwann zum Zweck des blitzschnellen Harpunierens aus seiner Reglosigkeit herauskommen wird, und so erweckt bis dahin seine vollkommene Reglosigkeit den Eindruck, dass an diesem von ihm ausgefüllten Punkt des Kamogawa nicht ein schneeweißer Riesenreiher, sondern das Nichts steht, doch ist dieses makellose Nichts, dieses Schauen, diese Aufmerksamkeit, diese Unausgesetztheit so intensiv, dass es eindeutig mit reiner Potenz identisch ist, mit der allumfassenden Möglichkeit, alles zu tun: Das suggeriert sein Stehen, doch was immer das ist, was er tun wird, wann immer und wozu auch immer, es wird kein Auseinanderfallen bedeuten, sondern ein scharfes, atemzugkurzes Hinauskippen, und damit, dass aus diesem immensen Raum, aus dem Raum der Möglichkeiten etwas wird, kippt auch die Welt hinaus, denn etwas wird geschehen, aus dem Absoluten seiner Reglosigkeit, aus der nicht mehr weiterzuspannenden Reglosigkeit wird sich ergeben, dass diese unendliche Konzentration an einem Punkt platzt, und auch wenn die unmittelbare Ursache dafür ein Fisch sein wird, ein amago, ein kamotsuka oder ein unagi, und die unmittelbare Wirkung, dass er, den Fisch harpunierend und in einem Stück verschlingend, sich am Leben erhält, so ist diese ganze Szene schon weit über sich hinaus, hier, vor unseren Augen, während wir mit dem Bus Nummer Drei aus dem Norden, oder auf einem sturmgeprüften Fahrrad, oder auf dem unten am Kamo-Ufer in den Staub gezeichneten Spazierweg, in jedem Fall aber gleicherweise blind: an ihm vorübereilen, weil wir an ihn gewöhnt sind, würden wir antworten, wenn man uns fragte, wie es möglich ist, dass wir schon vorüber sind, wir sind schon weit über ihn hinaus, würden wir sagen, und so bleibt nur die Hoffnung, dass es von Zeit zu Zeit einen unter uns gibt, der grundlos, nur gerade zufällig hinblickt, und dass da sein Blick haften bleibt und er eine ganze Weile hinsieht und damit in etwas hineingezogen wird, das er gar nicht wollte, nämlich ein Schauen … wobei sich die Intensität seines eigenen Blicks natürlich in einem Auf und Ab quält … ein den Vogel Anschauen, doch da der menschliche Blick eine solche ständige Anspannung nicht aushält, obwohl das jetzt sehr vonnöten wäre, da es also unmöglich ist, auf der Höhe einer solchen Intensität zu verharren, so könnte es durchaus geschehen, dass die Harpune gerade beim Abfallen der Aufmerksamkeitskurve, gewissermaßen an einem unteren, wenn nicht sogar am tiefsten Punkt des Aufmerksamkeitstals zuschlägt, so dass das zufällig hinblickende Augenpaar unglücklicherweise nichts sieht, nur einen reglos vorgeneigten Vogel, der nichts tut, und so sieht ein solcher Mensch, mit seinem Aufmerksamkeitstal im Kopf, selbst er, der unter uns der Einzige wäre, vielleicht nie wieder etwas, und dabei bleibt es auch sein ganzes Leben lang, und so bleibt auch sein ganzes Leben ärmer um etwas, das ihm den Sinn verleihen würde, sein Leben wird trüb, trostlos und traurig sein, ein bitterödes, hoffnungs- und wagnisloses Leben ohne Größe, ohne die Ahnung von Höherem – obwohl er bloß hätte hinzuschauen brauchen, im Bus Nummer Drei aus dem Norden, auf dem sturmgeprüften Fahrrad oder beim Marschieren auf dem unten am Kamo-Ufer in den Staub gezeichneten Spazierweg, schauen, was das da im Wasser eigentlich ist, was der große weiße Vogel so reglos da eigentlich macht, während er Hals, Kopf und Schnabel vorstreckend starr die schäumende Wasseroberfläche betrachtet.
Es gibt nicht noch einen solchen Fluss auf der Welt, man traut, wenn man ihn zum ersten Mal sieht, seinen Augen nicht, und auf einer der Brücken, sagen wir auf der Gojo-ohashi stehend fragt man seinen Begleiter, wenn man einen hat, was das da unten denn sei, da in dem breiten Flussbett, wo denn das Wasser sei, warum es sich nur in schmalen Adern zwischen völlig unwahrscheinlichen Inseln hindurchschlängle, denn so sieht die Sache aus, ob man seinen Augen traut oder nicht, der Kamogawa ist ein relativ breiter Fluss, in welchem so wenig Wasser fließt, dass sich aus Schwemmgut Hunderte von Inselchen gebildet haben, auf denen dann Gras gewachsen ist, der ganze Kamogawa ist voller solcher unregelmäßiger, mit knie- bis brusthohem Gras bewachsener Schwemmgutinseln, zwischen denen sich ein wenig Wasser schlängelt, als stünde das Ganze vor dem völligen Austrocknen, was ist denn da passiert, fragt man seinen einheimischen Begleiter, wenn man einen hat, eine Katastrophe, oder was, warum ist dieser Fluss so ausgetrocknet? … doch da heißt es nur, aber woher denn, der Kamo war ein ganz wilder und sehr schöner Fluss, und weiter unten, schon bei der Shijoohashi, aber manchmal sogar auch hier, wenn wir in die Regenzeit kommen, ist er heute noch ganz voll mit Wasser, bis 1935 trat er regelmäßig über die Ufer, jahrhundertelang wurde man seiner nicht Herr, schon im Heike monogatari steht, wie wenig man seiner Herr wurde, dann hat Hideyori Toyotomi seine Regulierung befohlen, und ein gewisser Soan Suminokura und sein Vater, Ryoui, begannen ihn denn auch zu regulieren, ja, Ryoui baute sogar den Takase-Kanal fertig, und dann wurde der Fluss begradigt, und bis 1894 war auch der Biwa-Kanal fertig, aber Überschwemmungen gab es natürlich trotzdem noch, und zum letzten Mal war gerade 1935 die Überschwemmung so groß, dass fast alle Brücken kaputtgingen, viele Tote, entsetzlicher Schaden, also, da hat man beschlossen, seiner zerstörerischen Kraft ein Ende zu setzen, hier etwas zu bauen und dort etwas zu bauen, das beschloss man, aber nicht nur an den Ufern zu bauen, sondern da unten auch, im Flussbett, eine Art unregelmäßiger Verbauung aus Steinblöcken, die das Wasser, seine von den nordwestlichen Bergen herunterstürzende Flut abbremsen sollte und tatsächlich auch abgebremst hat, sagt der einheimische Begleiter, falls ein solcher vorhanden, man hat, wie man sieht, dem Fluss die Kraft gebrochen, keine Überschwemmungen mehr, keine Toten, kein Schaden, nur noch diese Rinnsale, diese Bremsblöcke, dieses äußerst effizient funktionierende Wehrsystem, und nur noch alle diese Vögel, sagt der einheimische Begleiter und zeigt von der Mitte der Gojo-ohashi flussabwärts und flussaufwärts und kilometerweit, diese Massen von Vögeln, vom Biwa-See kommen sie, doch auch er weiß nicht genau woher, aber hier gibt es alles, yurikamome, kawasemi, magamo, onagagamo und hidorigamo, meijiro und kinkurohajiro, wirklich dies und das und jenes, sogar Wasserflöhe schwimmen hier herum, nur den schneeweißen Riesenreiher erwähnt der einheimische Begleiter, falls vorhanden, nicht, gerade diesen Vogel nicht, denn er sieht ihn nicht mehr, obwohl er dahin zeigt, denn man hat sich wegen seiner ständigen Reglosigkeit so sehr an ihn gewöhnt, dass man ihn, wie das zu sein pflegt, gar nicht mehr zur Kenntnis nimmt, und doch ist er da, als wäre er nicht da, er steht bewegungslos, ohne mit einer einzigen Feder zu zucken, vorgeneigt steht er, den Blick auf das plätschernd schäumende Wasser geheftet, der schneeweiße Ständige des Kamo, die Achse der Stadt, der Künstler, der nicht mehr ist, unsichtbar, ungefragt von allen.
Es wäre also besser, Du würdest rückwärts ins Grasdickicht zurücktreten, dorthin, wo Dich eine dieser seltsamen Grasinseln im Flussbett völlig verdeckt, und es wäre besser, wenn Du es endgültig tätest, denn wenn Du morgen und übermorgen wiederkommst, dann gibt es doch niemanden, der das versteht, der das beachtet, gibt es doch keinen unter Deinen natürlichen Feinden, der erkennen könnte, wer Du eigentlich bist, besser, wenn Du Dich schon heute Abend entfernst, sobald die Dämmerung kommt, besser, wenn auch Du Dich mit den anderen zurückziehst, sobald sich die Nacht senkt, nur komm Du nicht zurück, wenn wieder der Morgen graut, nicht morgen, nicht übermorgen, denn für Dich ist es besser, wenn es kein Morgen und kein Übermorgen mehr gibt, versteck Dich heute noch im Gras, sacke dort zusammen, kippe auf die Seite, lass die Augen langsam zugehen und stirb, denn die Erhabenheit, deren Träger Du bist, hat keinen Sinn, stirb heute Nacht im Gras, sacke zusammen und kipp auf die Seite, und lass es zu – hauche Deinen letzten Atemzug aus.
I Quiz Biblici online, das von der Internetseite La Nuova Via unterhalten wird, präsentierte seinen Lesern im Herbst 2006 das folgende Kreuzworträtsel, das unter 54 waagerecht den Rätselrater zu einer entschiedenen Stellungnahme mit sieben Buchstaben drängte.
E sulla … e sulla coscia porta scritto questo nome: RE DEI RE, SIGNOR DEI SIGNORI
5il marito di Ada e Zilla
10Il Signore … trarre i pii dalla tentazione
11… questa stagione io verrò, e Sara avrà un figliuolo
12La legge è fatta non per il giusto, ma per gl’iniqui e i ribelli, per gli empî e i peccatori, per gli scellerati e gl’…, per i percuotitori di padre e madre
15Poiché egli fu crocifisso per la sua debolezza; ma … per la potenza di Dio
17Re d’Israele
19Perciò pure per mezzo di lui si pronunzia l’… alla gloria di Dio, in grazia del nostro ministerio
20Una testa d’asino vi si vendeva ottanta sicli d’argento, e il quarto d’un … di sterco di colombi, cinque sicli d’argento
23Perché mille anni, agli occhi tuoi, sono come il giorno d’ … quand’è passato
24Quando sono stato in grandi pensieri dentro di …, le tue consolazioni han rallegrato l’anima mia
25Figliuolo d’Eleazar, figliuolo d’Aaronne
26… amerai dunque l’Eterno, il tuo Dio, con tutto il cuore, con tutta l’anima tua e con tutte le tue forze
27Allora l’ira di Elihu, figliuolo di Barakeel il Buzita della tribù di …, s’accese
28Questi sono i figliuoli di Dishan: Uts e …
29Perciò Iddio li ha abbandonati a passioni infami: poiché le loro femmine hanno mutato l’uso naturale in quello che è contro natura; e similmente anche i maschi, lasciando l’uso naturale della donna, si sono infiammati nella loro libidine gli uni per gli altri, commettendo uomini con uomini cose …, e ricevendo in loro stessi la condegna mercede del proprio traviamento
32Elkana ed Anna immolarono il giovenco, e menarono il fanciullo ad …
33Io do alla tua progenie questo paese, dal fiume d’Egitto al gran fiume, il fiume Eufrate; i Kenei, i …, i Kadmonei,
35… dal primo giorno toglierete ogni lievito dalle vostre case
37Davide rimase nel deserto in luoghi forti; e se ne stette nella contrada montuosa del deserto di …
38Or Abner, figliuolo di …, capo dell’esercito di Saul
40Figliuoli di Tola: …., refaia, Jeriel, Jahmai, Jbsam e Samuele
42Fa’ presto … accordo col tuo avversario mentre sei ancora per via con lui
45Questi tornò a Jzreel per farsi curare delle ferite che avea ricevute dai Sirî a …
47… n’è di quelli che strappano dalla mammella l’orfano
48… la si ottiene in cambio d’oro
49Non han più ritegno, m’umiliano, rompono ogni freno in … presenza
50Il mio amico m’è un grappolo di cipro delle vigne d’ …-ghedi
51La città rumorosa sarà resa deserta, la collina e la torre saran per sempre ridotte in caverne, in luogo di spasso per gli onàgri e di pascolo …’ greggi
52Il suo capo è oro finissimo, le sue chiome sono crespe, … come il corvo
54La regina Vashti ha … non solo verso il re, ma anche verso tutti i principi e tutti i popoli che sono in tutte le province del re Assuero
56… dunque, figliuoli, ascoltatemi, e non vi dipartite dalle parole della mia bocca
57Il cuore allegro rende … il volto
58Mahlah, Thirtsah, Hoglah, Milcah e Noah, figliuole di Tselofehad, si maritarono coi figliuoli dei loro …
60Uno dei valorosi guerrieri al servizio del re Davide
61Oggi tu stai per passare i confini di Moab, … Ar
63La moglie di Achab, re d’Israele
64Fu giudice d’Israele per 23 anni, era della tribù d’Issacar
Ma quella che si dà ai piaceri, benché …, è morta
2Sansone disse loro: ‘Io vi proporrò un …
3Perché Iddio … gli occhi aperti sulle vie de’ mortali, e vede tutti i lor passi
4Figliuolo di Giuda, figliuolo di Giacobbe
5… porte della morte ti son esse state scoperte?
6… solo udir parlare di me, m’hanno ubbidito
7… rendono male per bene; derelitta è l’anima mia
8Gli uomini saranno …, amanti del danaro, vanagloriosi
9O monte di Dio, o monte di Basan, o monte dalle molte …, o monte di Basan
10… rallegrino i cieli e gioisca la terra
13Io ho veduto gli sleali e ne ho provato …
14… attento al mio grido, perché son ridotto in molto misero stato
16Or i capi sacerdoti e gli scribi stavan là, accusandolo con …
18Figliuoli di Caleb figliuolo di Gefunne: …, Ela e Naam, i figliuoli d’Ela e Kenaz
20Rimpiangete, costernati, le schiacciate d’uva di …-Hareseth!
21Prima vi abitavano gli Emim: popolo grande, numeroso, alto di statura come gli …
22E non dimenticate di esercitar la …
25E l’Eterno gli disse: »… tu bene a irritarti così?«
26E in quell’istante, accostatosi a Gesù, gli disse: … saluto, Maestro!
27Per la tribù di Beniamino: Palti, figliuolo di …
30Efraim ebbe per figliuola Sceera, che edificò Beth-horon, la inferiore e la superiore, ed …-Sceera
31Uno dei capi di Edom
34… notte e giorno, e non sarai sicuro della tua esistenza
36Davide sposò anche Ahinoam di …
37Essa gli partorì questi figliuoli: Jeush, Scemaria e …
39Dio in lingua ebraica
41Dopo di loro Tsadok, figliuolo d’…, lavorò dirimpetto alla sua casa
43I dormiglioni n’andran vestiti di …
44Quand’hai fatto un … a Dio, non indugiare ad adempierlo
46Amica mia io t’assomiglio alla mia cavalla che s’attacca … carri di Faraone
51Non sapete voi che un …’ di lievito fa lievitare tutta la pasta?
52Li hanno gli uccelli dei cieli
53E i suoi piedi eran simili a terso …, arroventato in una fornace
55E questi sono i figliuoli di Tsibeon: … e Ana
59Or Amram prese per moglie Iokebed, sua …
60… vostro agnello sia senza difetto, maschio, dell’anno
62Ecco, io ti … di quelli della sinagoga di Satana
Ungefähr zur gleichen Zeit aktualisierte ein Unternehmen mit Sitz in Mitchelton 4053, Qld, Australia seine Internetseite vashtiskin.com dem Geist der neuen Zeit entsprechend, wobei man sich offensichtlich viel vorgenommen hatte, denn, so heißt es, Vashti Purely Natural Skin Care, die entfernt mit der Seite unter der Adresse www.3roos.com/forums/showthread.php?t=194376 verwandt ist, is a unique range that supports health and well-being by using nature’s gifts to work in synergy to rejuvenate the body and uplift the soul. Diese Produkte, unter anderem Gesichtsreiniger, Gesichtswasser, Körperlotionen, Haarpflegemittel und Babyprodukte, are handmade from the finest plantbased ingredients that mimic the naturally occuring constituents in the skin, reduce free radical damage an encourage hydration, blood supply and cellular regrowth. Weiterhin heißt es, Vashti uses only quality ingredients, was bedeuten soll, die Produkte sind 100% vegan-friendly, und sie respect humans by avoiding the use of synthetic ingredients and artificial colours and fragrances. Schließlich, so wird hinzugefügt, sie respect animals by not supporting testing on animals.
Radical Damage
Niemals dachte man am persischen Hof mit Liebe an sie, sie wurde gepriesen und beneidet, verehrt und verflucht, man war wie verzaubert, und dann hieß es wieder, sie sei gar nicht so schön, sie war also schön, sehr schön sogar, und zwar über alle Maßen, bezaubernder als jede andere, doch die Liebe wurde ihr entzogen, niemals wäre es jemandem in den Sinn gekommen, ihr Liebe entgegenzubringen, weder jenen, die um sie herum waren, noch jenen, die sie nur aus Erzählungen kannten, und jeder in Susa und im gesamten Reich der Achämeniden wusste, dass sie unter der Last des ständigen Liebesentzugs in den königlichen Palästen lebte, doch auch schon bevor sie als Gattin des Großen Königs an den Hof gekommen war, denn schon im Augenblick ihrer Geburt war ihr Schicksal besiegelt worden, weil man, irrtümlicherweise, meinte, sie sei eine Nachfahrin des in religiösen Wahnsinn verfallenen Bel-šarru-usur und des großherzigen Räuberhauptmannkönigs Nabu-kudurri-usur, und von Anfang an hatte man sie, ungeachtet ihres Alters, behandelt, als erwartete sie eine große Zukunft, obwohl man freilich nicht ahnen konnte, dass so eine große Zukunft, bis an das Ende aller Zeiten, denn so geschah es, als der Herrscher des riesigen Reiches der Perser sie zu seiner ersten Frau machte, auserwählt und bestimmt zur Hochzeit, dies geschah, als die Krone der Königin auf ihren wunderschönen Kopf gelangte, auf einen babylonischen Kopf, nun, da hatte der Große König, bemerkte Parysatis wütend, unter den persischen Damen wohl nicht die Richtige finden können, nein, antwortete der Große König knapp, und dem war tatsächlich so, denn für ihn gab es außer Königin Vashti keine andere, eine solche Schönheit hatte er noch nie zuvor, und auch, nachdem er sie zum ersten Mal erblickt hatte, nie wieder, irgendwo gesehen, wenngleich das Reich seit Kyros dem Großen ziemlich groß geworden war, denn es war das größte auf der mit Verstand gerade noch fassbaren Welt, wo es nun wirklich genug Schönheiten gab, Mederinnen, Skythinnen, Partherinnen, Lyderinnen, Syrerinnen und Jüdinnen, allein aufzuzählen wie viele Völker und wie viele Schönheiten ist unmöglich, an die göttliche Schönheit der babylonischen Königin aber reichte keine auch nur annähernd heran, der Große König ist verliebt, flüsterte man am persischen Hof, der wegen der Jahreszeiten ständig zwischen Pasargadae, Persepolis, Ekbatana und Susa hin und her zog, wenn die Königin in seiner Nähe ist, hieß es in Pasargadae vom König, scheint er seinen Verstand verloren zu haben, wenn er die Königin ansieht, tuschelte man in Persepolis, kann er den Blick nicht abwenden, wenn die Königin anwesend ist, berichteten die fremden Gesandten zu Hause nach der Rückkehr aus Susa, ist er unaufmerksam und man kann nicht mit ihm verhandeln, und all das entsprach der Wahrheit, bei den prunkvollen Abendmahlen in der Zenana etwa vergaß der Große König tatsächlich mitunter zu essen, nur weil er die Königin angesehen hatte und sich vom Anblick ihres golden schimmernden, prächtigen, vollen Haares, wie es unter ihrem wunderschön geformten, herrlichen Nacken geflochten auf ihren Rücken fiel, – nicht lösen konnte, auch er bewunderte und verehrte sie, betete sie an und war verunsichert, als ihm das Gerede am Hof, er sei verliebt, zu Ohren kam, denn er wusste nicht, was es war, was dies, eng oder locker, auf jeden Fall aber mit jenem Gefühl verband, wegen dessen er sie bewundern, verehren und anbeten musste, der Große König war machtlos, jedoch glücklich und stolz, und er hätte mit bloßen Händen töten können, wäre ihm ebenfalls zu Ohren gekommen, dass nicht mehr nur seine Mutter, Parysatis, was nur natürlich war, nicht mehr nur die Frauengemächer, die verschlossene Welt der Paläste, die Zenana, was kurzerhand der Tradition entsprach, sondern auch die unterworfenen Fürsten und Könige sich erdreisteten, von seiner wunderschönen Königin zu reden, und zwar mit den Worten, die Königin sei am Hof allzu stolz und suche allzu sehr die Gunst des Volkes zu gewinnen, er hätte getötet, ganz sicher, zumal all das ausnahmsweise nicht so weit von der Wahrheit entfernt war, denn Vashti erwies sich bei den in Anwesenheit des Königs veranstalteten Festmahlen tatsächlich als verschlossen, und Vashti war auch nur dann glücklich, wenn sie am Volk von Persepolis oder Ekbatana, oder Pasargadae oder, in den Wintermonaten, Susa, vorüberziehen konnte, wodurch sie über die Maßen beliebt wurde, und immer beliebter, bemerkte die Mutter des Herrschers, die Vashtis größte Feindin war, im Kreise ihrer Berater mit mörderisch funkelnden Augen, immer beliebter, murmelten sorgenvoll die Perser am Hof, deren Miene sich schon bei dem bloßen Gedanken, dass der Thronanwärter wegen der Herkunft seiner Mutter ein halber Babylonier sein würde, verfinsterte, immer beliebter, berichteten sie auch dem Großen König, der davon aber ausgesprochen gute Laune bekam, als würde der Jubel des Volkes für sein Juwel bedeuten, dass diese Beliebtheit auch auf ihn ausstrahlte, aber nein, diese Beliebtheit galt allein der Königin, eine ungebremste Begeisterung, die außer von der Tatsache, dass eine Parade der Königin des persischen Großreiches nicht üblich und deshalb nicht möglich war, daher rührte, dass dieses Volk das Gefühl hatte, Königin Vashti nutze deshalb jede Gelegenheit, auf ihrem vergoldeten Wagen an der sie feiernden Menge vorüberzuziehen, weil sie es, das Volk, liebte, dabei wollte die Große Königin, wie sie vom Volk gebührend und entsprechend seiner Gefühle genannt wurde, nur sehen, dass man sie liebte, was allerdings nicht stimmte, denn auch wenn das Volk jubelte, auch wenn es vor Freude, sie zu sehen, brüllte, war es doch nur von jener Tatsache fasziniert, sie sehen zu können,ihrer ansichtig werden zu können, was nun wirklich weit von dem begierigen Verlangen der Großen Königin entfernt war, doch sie bemerkte nichts, das Volk jubelte und brüllte, der Hof aber war entsetzt, in erster Linie die Mutter des Großen Königs, Parysatis, die in all dem die Vorzeichen großer und gefährlicher Veränderungen zu spüren meinte und schon aufgrund dieser bloßen Vorahnung am liebsten etwa hundert babylonische Bauern des Reiches – zur Abschreckung – in Asche erstickt hätte, wenn schon nicht – zumindest vorerst, sagte sie zu ihren engsten Vertrauten – die Große Königin selbst, wie kann sie es wagen, hetzte sie bei dem Großen König, woher nimmt sich diese dahergelaufene Babylonierin das Recht, sich über die Gebräuche des Reiches hinwegzusetzen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit, mal unter dem Vorwand, Mithra ein Opfer darzubringen, mal um Anahita ihren Dank zu bekunden, vor die Menge zu treten, den Bereich der Zenana zu verlassen, sich vom Pöbel feiern zu lassen, soll er sie doch feiern, bemerkte der Große König mit leuchtenden Augen, sie ist die Einzige im Reich, zeigte er zur Zenana, die es verdient, gefeiert zu werden, worauf Parysatis in ihrer Wut laut aufschnaubend davonstürmte, der Große König aber lächelte nur vor sich hin und dachte nicht weiter an seine Mutter, da er allein an die Große Königin dachte, und er bestätigte in seinen Dekreten den Mithra- und Anahita-Kult, während er selbst sich traditionsgemäß auch weiterhin nur der Verehrung und Anbetung des obersten Gottes Ahura Mazda unterwarf, soll sie ruhig gehen, sagte er lächelnd zu seinem Hof, und nach Lust und Laune Mithra und Anahita opfern, dem Reich schade es nicht, dem Volk schade es nicht, und vor allem schade es ihm persönlich nicht, denn auch wenn er selbst an den Paraden der Königin nicht teilnehmen konnte, genügte es ihm, sich vorzustellen, wie sie in ihrem glitzerndsten Schmuck, ihrem glänzendsten Gewand, auf dem Weg zum Mithra-Altar, dem Volk ihre unerhörte Schönheit hinwarf, das gefiel dem Großen König, diese Pracht und diese Verschwendung, wie sie die unnachahmliche Pracht ihrer eigenen Person an die Unwürdigen vergeudete, das entzückte den Großen König besonders, diese freche Laune, denn er hatte nicht die geringste Ahnung, dass all das nur geschah, weil Vashti ein unstillbares Verlangen danach hatte, geliebt zu werden, und in dem aufbrausenden Jubel und Gebrüll der Massen von Susa und Persepolis konnte sie sich einbilden, dass diese hier, zu beiden Seiten der heiligen Straße, ihr, der Königin, liebevoll zugeneigt waren – Jubel und Gebrüll, das hörte sie auch jetzt in der quälenden Stille, als das Schauspiel ihrer Vernichtung seinen Anfang nahm und sie, wie Sitte und Urteil befahlen, ohne jede Begleitung, ihres Schmuckes beraubt, ganz allein aus ihren Gemächern über das Pflaster des Königinnenhofes zu dem für alle anderen verbotenen Nordtor davonging.
Sandro hatte gesagt, während er fort sei, solle er selbst den unbedeutendsten Auftrag noch annehmen, die Werkstatt gebe es insgesamt erst anderthalb Jahre, sie sei also noch unbekannt, zumal wohl kein anderer als der große Signor Giorgio Antonio Vespucci aus dem Nachbarhaus persönlich diese ehrenwerten Juden im Kaftan zu ihnen geschickt haben konnte, sich also darauf berufend, dass der dienstälteste Maler der Werkstatt, Herr Alessandro Battigello, auf Ersuchen Signor Tommaso Soderinis derzeit für den Sei della Mercanzia, also für die Kaufmannsgilde arbeite, weshalb jetzt er, Filippo di Filippo Lippi, mit ihnen verhandeln würde, bat er sie ergebenst Platz zu nehmen, sie aber blickten einander nur ratlos an, was zu tun sei, schließlich konnte man die Angelegenheit doch nicht mit diesem Bengel besprechen, der hier offensichtlich nur eine Art Schüler sein konnte, dieser aber verstand sehr wohl, worum es beim Spiel ihrer Augen ging, und verkündete, egal, wie jung er auch aussehe, er sei in dieser Werkstatt weder Schüler noch Gehilfe noch ein ähnlicher Taugenichts, sondern Herrn Alessandro di Mariano Filipepis, bekannter unter dem Namen Sandro Battigello vollkommen gleichberechtigter Ma-ler-kol-le-ge, Filippino Lippi, noch dazu, wie bereits aus seinem Namen ersichtlich, einziger Sohn keines anderen als des berühmten Fra Filippo Lippi, sie sollten also beruhigt sein, endlich Platz nehmen und nur erzählen, was sie hierher führe, und wenn er könne, so würde er ihnen ohne Einschränkung zur Verfügung stehen, jene aber starrten den schlagfertigen Jungen nur an, der Älteste von ihnen musterte ihn eine Zeitlang, dann lächelte er und nickte den anderen zu, und so geschah es, dass Filippino selbst den Auftrag für die Anfertigung der Forzieri beschaffte, er allein und überhaupt: den ersten Auftrag dieser Art für die Werkstatt, für eine Hochzeit, erklärte der alte Jude an seinem langen, ergrauten Bart herumfingernd, eine Hochzeit – und hier nannte er einen Namen, den Filipino, obwohl er noch einmal nachfragte, auch beim zweiten Mal nicht verstand – in der Familie so und so, und aus diesem Anlass wendeten sie sich auf Empfehlung der Schwester Signor Vespuccis an die Werkstatt Herrn Alessandro di Marianos, ob er den Auftrag zum letzten Tag des Jahres annehmen würde, es ginge um die Anfertigung zweier Forzieri, ah, zwei Forzieri, nickte Filippino sehr ernst, verstummte aber sofort und spitzte die Lippen, als würde er angestrengt überlegen, ob die Werkstatt zu all den anderen Aufträgen noch einen neuen annehmen könne, ja, antwortete der Alte und blickte den ungefähr vierzehn- oder fünfzehnjährigen Jungen nun entschlossener an, in der üblichen Größe, sagte er, aber nicht in der üblichen Ausführung, hob er seinen langen Zeigefinger in die Höhe, denn sie, das heißt die Familie, also die Familie der Braut, hätten es sich so gedacht, fuhr er die Worte langsam artikulierend fort, dass dieses Forziera-Paar nicht wie häufig mit Schnitzereien verziert, sondern bemalt sein solle, deshalb wendeten sie sich auch an Herrn Sandro di Mariano, denn sie wünschten, dass der junge Meister die Esther-Geschichte der Hebräischen Bibel auf die Forzieri male, wobei er je die Vorder- und die zwei Schmalseiten der Truhen zur Verfügung habe, nicht aber den Deckel, und auch die Rückseite solle frei bleiben, denn sie würden im Schlafzimmer des jungen Ehepaares an der Wand aufgestellt werden, es wäre also insgesamt von zwei langen rechteckigen und je zwei im Großen und Ganzen quadratischen Flächen die Rede, erklärte der Alte weiter, und das bedeute, dass Herrn Sandro di Mariano alles in allem zwei größere und vier kleinere Seiten zur Verfügung stünden, aber natürlich, sah sich der Alte, wobei er seine Zweifel kaum verbarg, in der ziemlich unordentlichen Werkstatt um, müsse der Meister alle Arbeiten übernehmen, das heißt, er müsste sich um den Tischler und auch um den Goldschmied kümmern, das sei kein Problem, fiel ihm Filippino ins Wort, als Goldschmied könnten sie mit Antonio, dem Bruder des Meisters, keinen besseren finden, und was die Tischlerarbeiten angehe, so würden sie seit vielen Jahren mit dem berühmten Tischlermeister Giuliano da Sangallo zusammenarbeiten, seit vielen Jahren, zog der Alte seine buschigen Brauen hoch, ja, antwortete Filippino so entschieden wie möglich, seit Jahren würden sie seine Arbeit kennen und seien mit ihr voll und ganz zufrieden, das aber entlockte nun schon der ganzen Familie ein Lächeln, besonders den Jüngeren, die weiter hinten saßen, in der Nähe der Tür, und von dort aus der Unterhaltung folgten, und sagen Sie, beugte sich Filippino mit ernster Miene zu dem Alten hin, da ihm die allgemeine Heiterkeit nicht sonderlich behagte, wie groß hätten Sie sich denn die Forzieri gedacht, nun, zeigte der Alte mit beiden Händen, ungefähr so groß, in Ordnung, nickte Filippino, nahm eine längere Leiste, machte darauf eine Kerbe und zeigte sie dem Alten, haben Sie sich die längere Seite so groß gedacht, fragte er, woraufhin dieser sichtlich überrascht war, als er mit beiden Händen abmaß, was er zuvor gezeigt hatte und dies offenkundig mit dem Abstand auf der Leiste übereinstimmte, dann ließ er den Jungen, als würde er es jetzt wirklich ernst meinen, mit seinen Ehrfurcht gebietenden Augenbrauen wieder vor sich Platz nehmen, nickte einem jüngeren Familienmitglied hinter sich zu und hielt auch schon ein Stück Stoff mit einer Zeichnung in der Hand, die augenscheinlich die gewünschten Forzieri zeigte, darauf auch die genauen Maße, nun aber, blickte der Alte Filippino tief in die Augen, wiederhole, was genau wir wünschen, denn du wirst es dann deinem … Malerkollegen erzählen müssen, wenn er nach Hause kommt, worauf er sich auf dem Stuhl zurücklehnen wollte, der aber hatte keine Lehne, da es lediglich ein in solchen Werkstätten gebräuchlicher Hocker war, was wiederum Filippino für einen Moment ein Lächeln entlockte, dann aber verkündete er schnell und feierlich, Sie haben ein Forziera-Paar bestellt, am 11. August im Jahre 1470 des Herrn in der Werkstatt Sandro Battigellos in der auf diesem Webstück festgehaltenen Größe und wie ich sehe, führte er den Stoff näher an seine Augen heran, aus dem besten Pappelholz, uns dabei alle Aufgaben, die mit den Tischlerarbeiten beziehungsweise den Goldschmiedearbeiten einhergehen, übertragend zusammen mit dem besonderen Auftrag, wonach Ihnen die Werkstatt des nämlichen Meisters das gesamte Buch Esther auf die Vorder- und Schmalseiten der Forzieri malt, als Tag der Auslieferung aber wurde der letzte Tag des Jahres bestimmt, welcher zugleich auch der Tag der Entgegennahme der als Bezahlung vereinbarten fünfzehn Florentiner Goldgulden pro Stück sein soll, und zwar so, ergriff der alte Jude, während er den Jungen immer zufriedener ansah, das Wort, als hätte er dessen Vorschlag bezüglich des Preises gar nicht gehört, dass die eine Vorderseite Esthers Bitte vor dem König, die andere aber der Dank des jüdischen Volkes zieren soll, die seitlichen Bilder hingegen sollten mit Ahasveros, Haman, Mordechai und natürlich an erster Stelle Esther die auftretenden Hauptpersonen darstellen, natürlich, erwiderte Fillipino daraufhin kühl und runzelte streng die Stirn, natürlich entscheide Sandro Battigello selbst, wie man die ganze Geschichte eines Buches der Heiligen Schrift auf insgesamt sechs Tafeln so wiedergeben könne, dass ihr Wesen dargestellt sei, woraufhin der Alte, als hätte er im Großen und Ganzen mit einer solchen Antwort gerechnet, lächelte, sich zu den anderen umdrehte, dann zu Filippino beugte und ihm antwortete, wie du es sagst, mein Sohn, genau das meine ich auch, damit stand er vom Stuhl auf, und während er den Jungen mit einem warmen Blick ansah, schüttelte er ihm die Hand, gab den anderen einen Wink und trat als erster auf die Via Nuova hinaus, dann murmelte er äußerst heiter den Kopf schüttelnd vor sich hin, das hättest du wohl gerne, du Gauner, fünfzehn Florentiner Goldgulden, und das pro Stück! – dann verschränkte er seine Hände auf dem Rücken, und mit seiner zahlreichen Familie hinter sich, die sofort vergnügt in ein lautes Gespräch darüber ausbrach, was denn da gerade in dieser Werkstatt vor sich gegangen sei, zog er sich aus der brennenden Sonne auf die andere Seite der Straße zurück, um schließlich mit der ganzen Gesellschaft langsam im Schatten der Chiesa di Ognissanti zu verschwinden.
Obwohl Kyros der Große das Perserreich gegründet und Dareios es vergrößert hatte, erlangte es doch erst unter Artaxerxes II. Memnon seine wahre Größe, diesem in den Augen der zeitgenössischen und späteren Geschichtsschreiber schwachen, beeinflussbaren, kraftlosen, zu Beginn sanften und großzügigen Mann, der in seiner eigenen Sprache ursprünglich Ŗtachschaçā, bei den Griechen aber Arsikes hieß, und der lange Zeit nicht verwinden konnte, dass er seine Jugendliebe, den Eunuchen Tiridates, hatte begraben müssen, bevor dieser – wie vielleicht Herodot anmerkt – dem Knabenalter entwachsen war, und weil sein Schmerz so groß war, dass er über das ganze Reich die tiefste Trauer verhängte, versuchte seine Mutter, um dem ein Ende zu bereiten, all ihre Macht für eine dem Reich gebührende Hochzeit einzusetzen, die zugleich auch verhindern sollte, dass er, Arsikes, der neue König wurde, denn ihr Herz, wenn man bei Parysatis überhaupt von so etwas sprechen kann, hatte die Herrschaft dem Zweitgeborenen zugedacht, aber vergeblich, keiner von Parysatis’ Wünschen ging in Erfüllung, denn ihren Liebling, den leidenschaftlichen, wie zum Herrschen geschaffenen, stattlichen Kyros den Jüngeren musste sie bei Kunaxa sterben sehen, und zwar gerade durch die Hand des verachteten Erstgeborenen, andererseits erschwerte das zur Braut auserkorene babylonische Frauenzimmer nicht etwa die Thronbesteigung Artaxerxes II., sondern begünstigte diese geradezu, denn diese verfluchte fremde Schlange, wie Parysatis sie vor ihren engsten Vertrauten nannte, wurde fast gleichzeitig mit ihrem ersten öffentlichen Auftritt, als sie ihrem Mann, dem Großen König, folgend an einer der großen Ahura Mazda-Feierlichkeiten teilnehmen durfte, so beliebt, dass das Volk sie sogleich auf dem Thron der Königin sehen wollte, und dort sah es sie dann auch, denn der Große König wollte sie ebenfalls dort sehen, und die medischen Magier setzten ihr auch die Krone auf den Kopf, und sie wurde auch die Große Königin des gewaltigen Reiches, und sie wurde auch der Grund dafür, dass der Große König, und zwar auf einen Schlag, den Verlust Tiridates’ vergessen konnte, denn es genügte, dass er Vashti nur ansah, und sofort war er in ihren Bann geschlagen, Parysatis kämpfte mit allen menschenmöglichen Mitteln dagegen, sie benutzte die in die Zenana gesperrten Ehefrauen, vor allem die eifersüchtige und wegen Vashti in den grauen Hintergrund der Zenana gedrängte Ionierin Aspasia, benutzte jede hinterhältige Intrige der Zenana, benutzte die Marduk-treue Priesterschaft und die Marduk-feindliche Priesterschaft, auch die sogenannten »Männerbünde«, die die Alleinherrschaft Ahura Mazdas ablehnten, und die zoroastrischen Priester, die wiederum diese »Männerbünde« ablehnten, alles, aber ohne Erfolg, ihr erstgeborener und nicht purpurgeborener Sohn war vor Liebe blind, und die babylonische Schönheit, die saß auf dem Thron und trug die Krone auf ihrem reizend gelockten, flachsblonden Haar, als hätte sie schon immer auf diesem Thron gesessen und als hätte ihr die Krone schon immer zugestanden, sie konnte einfach nichts, aber auch gar nichts dagegen tun, Vashtis Position festigte sich immer mehr, parallel zum Reich, was wiederum die Große Königin stärkte, denn es wuchs und wurde immer mächtiger, so ein Reich hatte es noch nie zuvor auf der mit Verstand fassbaren Welt gegeben, zumal auch die Bewohner des Reiches nach den großen Kriegen den großen Frieden genossen, den sie den Fähigkeiten des Großen Königs zu verdanken glaubten und als Beweis dafür ansahen, dass der Höchste Herr im Himmel, Ahura Mazda, den Großen König mit wohlwollenden Augen auf dem persischen Thron sah, kurzum, die Macht Vashtis schien unerschütterlich, die Königinmutter litt in ihren Gemächern, sie quälte die Wut der Ohnmacht, und sie konnte nur noch darauf vertrauen, dass etwas passierte, was – denn so pflegte es zu geschehen – diesem abscheulichen Frieden im Reich und dieser erbärmlichen Liebe im königlichen Palast ein Ende bereitete, sie betrachtete den immer dicker werdenden Großen König und ihr Gehirn krampfte sich zusammen, sie betrachtete das im Glanz erstrahlende babylonische Luder und es drehte ihr den Magen um, aber vorerst konnte sie nichts tun, sei nur wachsam, sagte sich Parysatis zwischen Gehirn- und Magenkrampf, einmal wird auch das ein Ende haben, weil Ahura Mazda im Himmel es so will, und so geschah es auch, das Warten und die Pein waren nicht vergebens, das Ende kam, so leicht, so selbstverständlich, dass am ehesten sie selbst, Parysatis, verblüfft war, als sie hörte, dass der Große König, den selbst seine engsten Vertrauten für unfähig hielten, irgendeine Entscheidung zu treffen, und von dem sich auch in den ergebenen Provinzen die Kunde zu verbreiten begann, dass er schwach sei – alles, das aber konnte Artaxerxes nicht zulassen, nach der offiziellen Feier des Reiches zur Thronbesteigung, nach dem hundertachtzigtägigen Freudenfest im ganzen Land für die alten und neuen unterworfenen Fürsten, die alten und neuen unterworfenen Könige in der diesen Zwecken dienenden Apadana des Palastes von Susa, der am jenseitigen Ufer des Flusses quasi jenem von Dareios gegenüber errichtet worden war, ein siebentägiges Fest veranstaltete, um die Rechtmäßigkeit und Stärke seines Anspruchs auf den Thron zu demonstrieren, von da an aber wurde alles sehr verworren, und selbst Parysatis konnte den Ereignissen mitunter nur schwer folgen, denn zunächst wollte sie es gar nicht glauben, dass der Große König überhaupt wahrhaft in Zorn entbrennen konnte, das aber war die erste Nachricht, die zu ihr drang, das Problem war nur, dass es ihr der Sitte nach nicht erlaubt war, sich der Apadana zu nähern und sich auf dem sogenannten Fest, das üblicherweise in einem wilden Trinkgelage endete, mit eigenen Augen von diesem Zorn zu überzeugen, auf jeden Fall handelte auch die zweite Nachricht von dieser unbändigen Wut, die Eunuchen flogen nur so zwischen Zenana und Apadana hin und her, der Große König, flüsterten sie ihr ins Ohr, schäumt, der Große König, raunten sie, rast und tobt und stampft, und alle Gäste seien entsetzt, das Fest sei geplatzt und vorbei, berichteten sie von den unerwarteten Ereignissen im Palast von Susa, und Parysatis war wieder glücklich, denn schon allein die Tatsache, dass in dem Großen König jenes abstoßende, jedoch unangreifbar scheinende Gefühl ins Wanken geraten war, dass es, wenn auch wegen eines so lächerlich nichtigen Vorfalls, überhaupt zu einer Unstimmigkeit zwischen ihm und Vashti gekommen war, beflügelte sie und ließ den Krampf in Kopf und Magen verschwinden, sie fühlte sich ausgezeichnet, ihre Augen leuchteten, ihre Stirn glättete sich, ihr Rücken richtete sich auf, und sie konnte wieder jenes reglose Gesicht aufsetzen, vor dem man sich in ihrer Umgebung so sehr fürchtete, während Vashti, sich zwischen stolzer Würde und demütigender Kränkung windend und von der Angemessenheit ihrer Antwort überzeugt, im Empfangssaal der Gemächer der Königin saß und auf den wartete, über den und von dem die bestürzenden Nachrichten eintrafen, sie wartete auf den Großen König, der aber kam nicht, nur immer neue Nachrichten, und Vashti war immer bestürzter und gab allmählich alle Hoffnung auf, sie wusste, was nun kommen würde, denn es konnte nicht anders kommen, sie wusste, wie der Rat, über dessen Zusammenkunft sie sofort informiert worden war, so wie er war, betrunken und begierig auf einen mörderischen Skandal, entsprechend dem Brauch entscheiden würde, sie würde aus den Gemächern der Königin durch den ausgestorbenen Palast zum verbotenen Tor gehen müssen, sie würde den jahrhundertealten Vorschriften folgen und die ersten Schritte der Verbannung machen müssen, und das Ende würde kein anderes sein, als dass sie in Asche erstickt würde, wie ein Hund, der nicht gehorcht.
Alles ist schon behauptet worden, und auch von allem das Gegenteil, es ist einfach unglaublich, dass man bei einem solchen, quasi noch frischen, nämlich insgesamt fünfhundert Jahre alten Meisterwerk wie dem Tafelbild-Ensemble der Esther-Geschichte einfach überhaupt nichts wusste und weiß, und dabei ist nicht von dem breiten, wenn auch immer weniger breiten Kreis der Gebildeten die Rede, dieses Unwissen geht mit der Bildung Hand in Hand, sondern von der großen Schar der Experten, die zahllose Studien dafür geopfert haben, darzulegen, dass die Esther-Tafelbilder natürlich Sandro Botticelli gemalt habe, und dass die Esther-Tafelbilder nicht Sandro Botticelli gemalt habe, dann, dass möglicherweise nur das Wesentliche, dann nicht einmal das, möglicherweise habe er die Unterzeichnung für Lippi angefertigt, was dieser malen sollte, dann, dass La Derelitta, das mysteriöseste Bild des Quattrocento, natürlich der vierte Teil sei, und zwar die eine, früher verloren geglaubte Seitentafel der Cassoni, wie man die Forzieri, also das der Braut von der Familie der Braut geschenkte große Truhenpaar, das zur Aufbewahrung der Aussteuer beziehungsweise anderer wertvoller Gegenstände diente, später nannte, dann kam jemand, der jeden Zweifel ausgeschlossen, hm, annahm, dass das berühmte La Derelitta zwar Botticellis Werk sei, nicht aber ein Teil von etwas, wie es auch nie ein Teil der Cassoni gewesen sei, von denen man nicht wisse, wer sie bestellt hat, von denen man nicht wisse, wann derjenige sie bestellt hat, der sie denn bestellt hat, und die schließlich in so viele Winde zerstreut worden seien, wie sie Teile gehabt hätten, es gebe Zeugen dafür, dass die insgesamt sechs Tafeln im neunzehnten Jahrhundert in der Galerie des Palazzo Torrigiani noch zusammengesetzt worden seien, dann aber gelangten die einzelnen Stücke auf mysteriösen Wegen in sechs verschiedene Museen, von Chantilly bis zur Stiftung Horne, und dann kam das zwanzigste Jahrhundert, als man im Besitz früher unbekannter technischer Möglichkeiten bereits darauf hoffen konnte, dass die Forscher, die sich zum Beispiel mit diesen Forzieri oder Cassoni beschäftigten, etwas herausfanden, nun, sie fanden heraus, dass der aus der verbotenen Liebe zwischen dem einstigen Mönch Fra Filippo Lippi und der einstigen Nonne Lucrezia Buti stammende Filippino Lippi etwas mit der Sache zu tun haben könnte, dieser Junge nämlich, der die Genialität seines Vater auf wirklich verblüffende Weise voll und ganz geerbt hatte, wurde im Alter von vielleicht vierzehn Jahren, kurz nach dem Tod seines Vaters, so ab 1470 oder 1471, Schüler in der Werkstatt Botticellis, der früher bei seinem Vater als Gehilfe gearbeitet hatte, es kann also, so die Experten dieser Epoche, durchaus sein, dass der junge Lippi an den Esther-Tafelbildern mitgearbeitet hat, dann aber erfuhr man von Edgar Wind und André Chastel, ach was, die Bilder haben beide gemeinsam gemalt, dann wiederum, dass man nicht sagen könne, wer von beiden sie gemalt habe, aber vermutlich wird Botticelli dabei eine gewisse Rolle gespielt haben, und dies steht in der letzten, 2004 erschienenen, vielversprechend monströsen Monographie einer gewissen Patrizia Zambrano zu lesen, die aus dem großen Angebot der Kunst des Nichtssagens zweifellos als Sieger hervorgeht, bei ihr kann sowohl Botticelli als auch Lippi die Tafeln gemalt haben, aber auch sie beide gemeinsam, zu zweit, oder vielleicht so, dass Botticelli irgendwie an den Bildern mitgearbeitet hat, zum Beispiel beim Entwurf oder der Unterzeichnung, und Lippi sie dann gemalt hat, aber auch so, dass Lippi es vollkommen allein war – einfach unglaublich diese Flexibilität, um es so auszudrücken, mit der es Frau Zambrano allen Seiten recht machen will, und dabei könnte man sie dann auch noch dafür loben, dass sie in einer einzigen Studie alles vermengt, was seit dem Quattrocento in dem schwierigen Prozess der Zuschreibung als Idee geäußert worden ist, kurzum, wir wissen also nichts, nach wie vor, nur scheint heute eine Art Konsens darüber zu herrschen, dass wenigstens La Derelitta von Botticelli stammt, einzig und allein, was – wenn man das Bild selbst sieht – dermaßen offensichtlich ist, dass man gar nicht verstehen kann, warum es überhaupt ein Problem gewesen war, es von dem Werk Lippis zu trennen und zu behaupten, dass es auf keinen Fall Teil der Esther-Tafeln sein kann, kurzum, wir können also bei der Schlichtheit der letzten deskriptiven Studie bleiben, das heißt bei Alfred Scharfs Werk von 1935, das sich nur mit der Entstehungszeit der Tafeln abmüht, ziemlich unbeholfen, aber Gott sei Dank nur damit, denn ansonsten beschränkt er sich darauf, genau zu beschreiben, was auf den einzelnen Tafeln zu sehen ist und in welcher Beziehung all das zu anderen ähnlichen Forziera-Bildern von Lippi steht, und wie diese überhaupt mit dem Lebenswerk Lippis zusammenhängen, und fertig, das ist alles, 1935, Alfred Scharf, und damit Schluss, denn wozu sich schließlich um die Meinungen der Experten kümmern, wenn der Eimer, in dem sie rühren, vollkommen leer ist, reicht es denn nicht, ist es denn nicht bewundernswert genug, dass sich die Tafeln im unheimlichen, undurchsichtigen Gefüge der Zufälle und Eventualitäten überhaupt erhalten haben? – kann man so doch weder an ihrer Existenz zweifeln noch ihre Existenz wieder rückgängig machen.
Denn die Existenz Vashtis, denn die Existenz Esthers, denn die Geschichte Vashtis und die Geschichte Esthers haben die sogenannten historischen Forschungen, leider, sehr wohl in Zweifel gezogen, von Anfang an gab es den Verdacht, und es gibt ihn bis heute, dass diese ganze Sache mit Esther und vor allem mit Vashti, mit Ahasveros, Mordechai und Haman und dem großen königlichen Fest und all dem, was dort vorgefallen ist, nicht vorgefallen ist, dermaßen ungesichert und fabelhaft, so wenig einzuordnen oder zu identifizieren ist, so heißt es, all das, was im Buch Esther steht, dass es dort nicht stehen kann, es ist also besser, das Ganze eher als ein Märchen anzusehen, Esther, Vashti, Ahasveros, Mordechai und Haman als die Figuren eines Märchens, oder ein bisschen gehobener: als die Figuren eines Mythos, weil – so behauptete und behauptet ein Großteil der Experten – das ganze Buch Esther und erst recht die darin bloß eine Nebenrolle spielende Vashti einfach jeder Grundlage in der Realität entbehren, so dass zumindest der Ursprung des Purimfestes, wenn auch nicht sein Wesen, das nicht, im Dunkeln liegt, und es ist zu vermuten, dass sein Zusammenhang mit dem Buch Esther erst später hergestellt wurde, bei der Entstehung des hebräischen Textes beziehungsweise des griechischen Kanons, denn die ganze Sache fing damit an, dass die Geschichtswissenschaft außerstande war, den Hauptakteur, Ahasveros, insofern man ihn als diesen bezeichnen kann, überzeugend zu identifizieren, da lange Zeit die Überzeugung vorherrschte, dass dieser Ahasveros mit Xerxes I. identisch sei und die ganze Geschichte auf die babylonische Gefangenschaft zurückgehe, welche Ansicht auch heute noch hie und da aufkeimt, vergeblich allerdings, denn immer mehr – natürlich nur unter denen, die der ungeklärte Ursprung des Purimfestes, das heißt, worüber wir uns eigentlich zu Purim freuen, so gar nicht ruhen lassen will – folgen den bemerkenswert kundigen Argumenten Jacob Hoschanders in seinem Werk aus dem Jahre 1923, dass nämlich die Gleichsetzung von Ahasveros mit Xerxes und damit die Datierung der Esther-Geschichte auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft ein Irrtum ist, denn Ahasveros sei kein anderer als Artaxerxes II., mit dem der Niedergang der Achämeniden-Dynastie beginnt, Artaxerxes II