Selbsthändig - Florian Bayer - E-Book

Selbsthändig E-Book

Florian Bayer

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  • Herausgeber: Stiebner
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Wer Illustrator werden will, kann zeichnen und gestalten. Aber was ist noch nötig, wenn das Zeichnen zum Beruf wird? Wie viel Unternehmer muss in einem Illustrator stecken? Florian Bayer lässt sich in Atelierbesuchen von erfahrenen Illustratoren erzählen, wie sie den Schritt in die Selbständigkeit gemeistert haben. Erklärt werden die Besonderheiten des deutschen und internationalen Marktes mit genauen Ratschlägen zu Vergütung, Verträgen, Versicherungen und Schritt für Schritt die Meisterung des Jobablaufs. "Selbsthändig" ist ein persönlicher Ratgeber für alle, die Illustrator werden wollen und ein solches Buch bislang vergeblich gesucht haben.

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Seitenzahl: 137

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SELBST

HÄNDIG

TRAUMBERUF ILLUSTRATOR

EIN BUCH FÜR EINSTEIGER

stiebner

IMPRESSUM

Vollständige eBook-Ausgabe der im Stiebner Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-8307-1359-3).

Konzeption, Layout (der Printausgabe): Florian BayerIllustrationen und Text, wenn nicht anders vermerkt: Florian Bayer

www.florianbayer.com

Bild auf Seite 20/21 „See Inside Pirates“ mit freundlicher Genehmigung von Usborne Publishing, 83-85 Saffron Hill, London EC1N 8RT, UK. www.usborne.com Copyright © 2007 Usborne Publishing Ltd

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2008, 2013 Stiebner Verlag GmbH, München, Florian BayerAlle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.Gesamtherstellung: Stiebner, München

www.stiebner.com

ISBN: 978-3-8307-1426-2

INHALT

Resümee

JÖRG MÜHLE Bilderbuch

Studium   ​Ateliergemeischaft   ​Buchmesse   ​Portfolio   ​Mappe   ​Kinderbuchmesse   ​Akquise   ​Arbeitsablauf   ​Vergütung   ​Sebstständigkeit

DAVID FOLDVARIEditorial, Werbung

Biographie   ​Standortwahl   ​Studium   ​Repräsentanz   ​Arbeitsablauf Editorial   ​Zeichenstil   ​Kunden

RINAH LANGMode, Editorial

Zeichenstil   ​Modestandorte   ​Arbeitsablauf Modeindustrie   ​Selbstständigkeit   ​Ateliergemeinschaft   ​Portfolio   ​Akquise   ​Vergütung   ​Repräsentanz

MAWILComic

Der persönliche Ausdruck   ​Verlage   ​Vergütung   ​Public Relations   ​Akquise   ​Ateliergemeinschaft

MARCUS FREY & TIM WEIFFENBACHIllustratoren Organisation

Gründung   ​Aufgabenbereich   ​Auftraggeber   ​Nutzungsrecht   ​Vergütung   ​Wirtschaflichkeit   ​Betriebsausgaben   ​Steuern   ​Künstlersozialkasse   ​Versicherungen   ​VG Bild-Kunst   ​Verträge   ​Allgemeine Geschäftsbedingungen   ​Repräsentanten   ​Selbstständigkeit   ​Mehrwertsteuer   ​Professioneller Umgang mit Kunden   ​Netzwerke   ​Auftragsablauf   ​Rechnung   ​Kalkulation   ​Datenstruktur auf dem Rechner   ​Zeitmanagement   ​Illustration in der Wahrnehmung der Gesellschaft

LARS HENKELKunst, Kultur

Studium   ​Künstlergemeinschaft   ​Kompendien   ​Zwischen Kunst und Illustration   ​Stipendien   ​Portfolio   ​Arbeitsalltag

Resümee

Glossar und Register

Quellenangaben

„I have said on a number of occasions over the last five years that illustration is the new typography and it’s only illustrators who don’t know it!“

Ian Noble

„Sie arbeiten selbst und ständig.“

Prof. Gertrud Nolte

Auf dem Weg in die Selbstständigkeit

„Das ist zu illustrativ“, sagt der Professor dem Kunststudenten. „Das ist zu illustrativ“, sagt der Professor dem Grafikdesignstudenten.

Illustration scheint zwischen zwei Polen zu stehen und nirgendwo richtig hinzupassen. Und gibt man „Illustrator“ in der Wikipedia ein, so liest man dort vor allem: „Illustration ist nicht mehr lukrativ.“

Manchmal hat mich das in meinem Kommunikationsdesign-Studium an der UdK Berlin und der FH Würzburg verunsichert; sogar soweit, dass ich genug hatte von der Illustration und lieber Filme machen wollte. Aber bislang bin ich immer wieder zum Zeichnen zurückgekehrt.

Dabei konzentrierte ich mich vor allem auf den Rahmen, den das Studium mir bot, und in meiner Freizeit auf den eher künstlerischen Umgang mit Illustration in Fanzines und Ausstellungen. Geld habe ich damit nie verdient und es hat mich auch nicht groß gestört, denn darum ging es nicht. Jetzt aber endet die Zeit im Schutzraum Studium.

Diesen Frühling zog ich in einen etwas heruntergekommenen, dafür aber mit charmanter Patina überzogenen Wohnblock aus den 1920ern mit einem riesigen Innenhof. Es ist ein Mikrokosmos der ganz besonderen Art: Bei höchster WG-Dichte versammeln sich hier Musiker, DJs, Alt-Hippies und vor allem Leute, die das gleiche studieren wie ich – Zeichner und Designer haben hier ihre Arbeitsplätze aufgeschlagen. Im Hof finden Konzerte statt und unter den Bäumen warten Wohnzimmermöbel auf den nächsten Grillabend. Wir wissen, dass der Sommer vor uns liegt. Aber viel mehr wissen wir nicht. Wie es mit uns weitergehen wird, ist den meisten nicht klar. So geht es immer um das gleiche Thema. Egal, ob bei den Kathrins auf ihrem Balkon:

„Wir wären schon viel weiter, wenn wir wüssten, wie wir uns nennen wollen.“ „Dass ihr beide Kathrin heißt, ist doch super, da lässt sich doch sicher was mit machen.“ „Synchronschwimmer finden wir ja ganz gut, aber das hat nichts mit Design zu tun.“ „Ich find’s super. Das schließt auch niemanden aus, wenn noch jemand zu euch stößt.“ „Aber was mit’m Nachnamen wär auch toll ...“

... oder mit Andreas unten im Hof: „Ich muss noch nen Text über mich schreiben, der bei dieser Ausstellung am Wochenende aushängt. Würdest du den eher in der Ich-Form schreiben, oder in der dritten Person?“

Wir können alle zeichnen und gestalten, aber wir ahnen, dass da noch etwas dazu kommen muss, um aus unserem Innenhof und aus dem Studium herauszutreten. Wir befinden uns mal wieder am Anfang. Wo geht es hin? Und wie?

Die Bereiche, in denen wir als Illustrator tätig werden können sind so unterschiedlich. Was macht man in den verschiedenen Jobs? Wie bekommt man die ersten Aufträge? Festanstellung oder Freelancer, von beidem hat man nur unscharfe Vorstellungen. Wie geht das mit der Künstlersozialkasse? Kann man sich fördern lassen? Wie viel Unternehmer muss in einem Illustrator stecken?

Ich glaube, wir wissen einfach zu wenig. Wir fällen Entscheidungen auf Vermutungen und die vielleicht beste Perspektive kennen wir noch nicht. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit braucht man Mut und den bekommt man auch durch Geschichten, durch Beispiele. Alle möglichen Wege sind doch schon so viele vor uns gegangen. Sollen die uns doch einfach erklären, wie das alles läuft.

Man muss sie nur fragen.

www.laborproben.de

JÖRG MÜHLEBILDERBUCH

Nahe dem Frankfurter Südbahnhof durchlaufe ich zwei Hinterhöfe und stehe vor einem geduckten Zweckbau. „Main Klischee“, lese ich groß auf seiner Fassade. Hier im vierten Stock befindet sich das „Labor“, eine Ateliergemeinschaft bestehend aus neun Illustratoren und Grafikern. Jörg Mühle öffnet mir die Tür und ich trete ein in das ästhetische Chaos einer Kreativwerkstatt, die den Charme einer WG beibehalten hat. Jörg Mühle ist seit sechs Jahren mit dabei. Sein Schreibtisch quillt über vor Pinguinen und Piraten, denn er arbeitet vor allem im Kinder- und Jugendbuchbereich.

www.davidfoldvari.co.uk

DAVID FOLDVARI EDITORIAL, WERBUNG

Seit einer Woche halte ich mich nun schon in Brighton auf, um David Foldvari zu treffen. Aus allerlei Umständen will es aber einfach nicht klappen. David Foldvari ist Illustrator im Editorial- und Werbebereich. Zu seinen Kunden zählen Nike, The New York Times und The Guardian.

Der Rave, die Drogen – ich nahm das Studium erst nach ein paar Jahren etwas ernster.

Vertreten wird David Foldvari durch Big Active – eine Illustratorenagentur, die unter anderem auch Jasper Godall und Genevieve Gauckler beheimatet. Sie wurde Anfang der 90er von Gerard Saint, Paul Heatherington und Mark Watkins gegründet.

Nach einem kurzen Besuch bei Big Active in London und einem missglückten Treffen in einem Bagelcafé, findet das Interview bei Foldvari zu Hause in Hove, einem Stadtteil des englischen Seebads Brighton statt.

Brighton ist ja eine wunderschöne Stadt. Einen tollen Platz zum Leben hast du dir hier ausgesucht.

Naja, ich muss sagen, dass ich immer öfter nach London flüchte. Brighton ist voll mit Babys und Müttern. Meine Londoner Freunde sind anders, dort ist viel zu viel los, um so sesshaft zu werden, wie die Leute in Brighton. Komm rein, ich hab mir gerade ne Pizza kommen lassen und nen Wein aufgemacht. Das was hier aussieht wie mein Schlafzimmer, ist im Moment mein Arbeitsplatz. Bis vor kurzem hatte ich mein Studio im „New England House“ hier in Brighton. Aber dort hat es mir nicht so gut gefallen. Ich mag diese großen Gebäude nicht. Jetzt arbeite ich im Moment eben in meinem Schlafzimmer.

Erzähl doch mal, wie es dich hierher verschlagen hat, bzw. wie du Illustrator geworden bist.

Um ganz am Anfang zu starten: Meine Schulzeit bestand nur aus Zeichnen und Skateboarden. Für die Schule selber blieb da wenig Zeit. I fucking hated school in England.

Als ich mit zwölf Jahren Budapest verlassen habe, hat es lange gedauert, bis ich mich hier eingelebt hatte. Das Zeichnen und Skateboarden war schon auch eine innere Flucht vor der neuen Situation. Als Kind wollte ich in Ungarn Schauspieler werden. Ich mag Budapest und hätte dort immer leben können … Man kann schon von einem Kulturschock sprechen, als ich hierher kam. Ungarn ist kulturell einfach dreißig Jahre hinter Europa. Inzwischen ändert sich das, aber nicht schnell genug. Popkulturell hat sich einiges getan, aber nicht in der Kunst und Grafik.

Ich wurde dann Illustrator, weil ich nichts anderes machen wollte. Als ich zum Studium hierher nach Brighton kam, war ich jung und naiv. Da war hier so viel los in den frühen Neunzigern, der Rave, die Drogen – ich nahm das Studium erst nach ein paar Jahren etwas ernster.

Du wohnst immer noch in Brighton; ist die Nähe zu London für Deinen Beruf wichtig?

In England ist es wichtig, in enger Verbindung zu London zu stehen, aber es fällt mir schwer, mein Leben mit einem unternehmerischen Blick zu betrachten. Ich gebe mein Geld immer sehr schnell für Reisen und allen möglichen Kram aus. Ich könnte auch nach San Francisco gehen, oder nach Bern, aber nicht des Geldes oder der Arbeit wegen, sondern wegen dem Wetter und den Menschen. That’s the idea. Wer sollte das nicht so wollen?

Viele Menschen treffen Entscheidungen aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Es gibt so viele Menschen, die arbeiten und heben ihr Geld für ihre Rente auf. Fucked up. Ich will nicht neunzig Prozent meines Lebens damit verbringen, für meine letzten zwanzig Jahre zu arbeiten, die vielleicht die schlechtesten meines Lebens sein werden. How shit is that? Ich genieße meine Zwanziger, meine Dreißiger …

Aber um noch mal auf London zurückzukommen ... Nach dem Studium in Brighton habe ich noch zwei Jahre am „Royal College of Arts“ studiert.

Wow, das Royal College … da hätte ich auch mal gerne studiert.

Ich hasste es. Dort wird Illustration in seiner kommerziellen Ausrichtung kategorisch abgelehnt. Als ich sie fragte, wie ich denn mein Geld verdienen solle, sagten sie mir: „Arbeite in einem Café, aber zeichne nicht für kommerzielle Projekte.“

Die meisten Studenten und Professoren dort können das sagen. Sie bekommen genug Geld von Eltern oder Studierenden, um einfach Künstler zu sein. Aber ich komme nicht aus solch privilegierten Verhältnissen. Ich wollte nicht mehr hungrig sein müssen. Also habe ich nicht darauf gehört, was sie sagten. Sie hassten mich dafür.

ROYAL COLLEGE OF ARTist eine Universität für Kunst und Design in London, beheimatet im Darwin Building in der Kensington Gore, South Kensington.

Das Royal College of Art spielte eine maßgebliche Rolle bei der Entstehung der modernen Schule der britischen Bildhauerei in den 1920ern mit Studenten wie Barbara Hepworth und Henry Moore und bei der Entwicklung der Pop Art in den 60ern mit Studenten wie Peter Blake und David Hockney.

Diese zwei Jahre waren nix. Die meisten Studenten kamen aus dem Ausland aus reichen Familien und hatten dadurch eine vollkommen andere Mentalität.

Ich bin dorthin gegangen, um mich mit anderen auszutauschen, und alles was ich gefunden habe, waren reiche, introvertierte Künstler, die nichts zu sagen hatten.

Aber das Royal College hilft natürlich, das muss man auch sagen. Die Leute hören von dir und bemerken dich.

Wie war es, als du versucht hast, deine ersten Aufträge zu bekommen?

Du musst jedem deine Sachen zeigen, jeden wissen lassen, was du machst, überall hingehen und präsent sein. So habe ich angefangen. Magazine und Verlage, Werbe- und Grafikagenturen, überall zeigte ich mein Portfolio und ließ ein Beispiel und meine Adresse da. Dann riefen sie tausend Jahre später an. Zum Glück bin ich jetzt in der Situation, dass ich das seit sieben Jahren nicht mehr machen muss. Das ist ein Kreislauf, je mehr von mir veröffentlicht ist, desto mehr Leute fragen bei mir an.

Ein guter Freund von mir, Jasper Godall, mit dem ich zusammen auf dem College war, meinte zu mir, ich solle meine Mappe mal Big Active zeigen. Er war dort der erste Illustrator, denn bis dahin war Big Active noch eher eine Fotografie- und Design-Repräsentanz. Ich ging also dorthin und Greg Burne, der die Illustratoren auswählt, meinte: „Schön. Komm wieder, wenn du mehr veröffentlicht hast.“

Am selben Nachmittag rief Nike aus Frankreich bei mir an und gleichzeitig Nike aus Holland bei Big Active. Beide wollten Illustrationen von mir haben. Ich rief sofort bei Greg an und die Verwirrung war erstmal groß bei so einem riesigen Zufall. Ich sagte Greg, dass ich jetzt sofort eine Agentur brauche, weil das zu kompliziert für mich alleine wird. Von da an war ich mit dabei.

Es ist sehr gut, eine Agentur zu haben, aber das große Missverständnis ist, dass viele glauben, die Agentur holt die Aufträge für dich rein. Bullshit. Das musst du immer noch selber machen. Klar zeigen sie großen Agenturen dein Portfolio, aber es geht um die Arbeit zwischen Menschen, die müssen dich erstmal selber kennen lernen.

www.signorinah.de

RINAH LANG MODE, EDITORIAL

In der Pappelallee in Berlin, schräg gegenüber vom Club der Republik, führt eine Einfahrt in einen wunderschönen Innenhof. Durch große alte Fenster blickt man in das Atelier „Gute Gründe“, in dem mehrere Illustratoren arbeiten. Hinten in der kleinen Küche bekomme ich einen Kaffee gekocht und weil der Weg von ihrem Platz zur Eingangstür durch die Atelierräume so lang ist, steigt Rinah Lang hier durchs Fenster ein und aus. Rinah Lang arbeitete als Illustratorin für „Fornarina“ in Italien und bei „Eikes Grafischem Hort“ in Frankfurt. Inzwischen findet man ihre Zeichnungen vor allem in Magazinen wie der ZEIT, Stern oder Brigitte.

Ich komme mir schnell doof vor, nur Blümchen zu malen.

Oh Mann, ich hab heute so schlechte Laune! Sorry, wenn ich das jetzt an dir auslebe.

Was ist denn passiert?