Seramee 2: Nachtleben - Martin Hoyer - E-Book

Seramee 2: Nachtleben E-Book

Martin Hoyer

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Beschreibung

Gejagt von mysteriösen Verfolgern, begeben sich eine Tochter aus gutem Hause, ihr umtriebiger Diener und ein mittelloser Söldner auf eine Odyssee durch das nächtliche Saramee, einer Stadt, die nur selten schläft - und wenn, dann stets mit einem offenen Auge … Protagonisten in dem Roman Einleitung In der Nassen Feder (Autor: Christoph Weidler) Die Natter (Hauptfigur) Kara (Hauptfigur) Morgan (Nebenfigur) Selvo Turan (Nebenfigur) Grego / Söldner (Nebenfigur) Ramu (Nebenfigur) Nachtleben (Autor: Martin Hoyer) Kronn (Hauptfigur) Ralec (Hauptfigur) Tuga Tun (Nebenfigur) Grant Montross (Nebenfigur) Tarun (Nebenfigur) Völker in dem Roman Jinjend Meeresvolk Mensch

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Martin Hoyer

Seramee 2: Nachtleben

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Saramee – Nachtleben

 

Saramee - Stadt der Vertriebenen

 

Nachtleben

Autor: Martin Hoyer

Einleitung

Einleitung – In der Nassen Feder

Christoph Weidler

Morgan genoss in tiefen Zügen den kühlen Wetah, welchen ihm Selvo, der Wirt der Nassen Feder, auf dem Tresen gestellt hatte.

Verdammt, wenn diese Taverne in einem besseren Viertel liegen würde, wäre sie eine Goldgrube, dachte Morgan. Nur wenige Tavernen haben das Glück, trockene, in Stein gehauene Kellergewölbe, welche als kühle Lagerräume genutzt werden konnten, ihr Eigen zu nennen.

Morgan ließ seinen Blick durch den spärlich beleuchteten Schankraum gleiten, soweit das angesichts der verwinkelten Architektur und der zahlreichen Nischen möglich war. Er verharrte an der Grube in der Mitte des Raumes, in der neben Boxkämpfen auch immer wieder Streitigkeiten zwischen den Gästen der Nassen Feder geregelt wurden.

Nun gut, dieses Viertel hat eben seine ganz eigenen ungeschriebenen Gesetze an die sich jeder Eingeweihte hielt. Dafür hat man hier seine Ruhe vor den Gängeleien der Stadtwache, deren Vertreter sich nur höchst ungern hier blicken ließen, schmunzelte Morgan. Ein Umstand welchen er sehr schätzte, denn es gab nicht wenige Söldner der Stadtwache die ihre Position zum eigenen Vorteil und Vergnügen gegenüber der ärmeren Bewohnern von Saramee ausnutzten. Dabei waren es gerade die Armen, die den Bodensatz der Stadt ausmachten und mit ihren vielen kleinen Tätigkeiten Saramee am Leben hielten.

* * *

»Eine Frau soll die Natter sein? Vielleicht sogar noch Amata Baal, oder wie?«

Lautes Lachen vom Nebentisch riss Morgan aus seinen Gedanken. Er drehte sich zu dem Tisch, an dem Kara mit den beiden Söldnern Grego und Ramu schon den ganzen Abend über die Identität des ominösen Mörders, welcher seit Wochen die Stadt im Atem hielt, diskutieren.

»Kara, du scheinst langsam deinen Verstand völlig in Wetah ertränkt zu haben.« Grego lachte und schüttelte den Kopf.

»Amata Baal ist ein junges, verzogenes und selbstverliebtes Kind, das mal gehörig über das Knie gelegt gehört. Und selbst dabei muss man aufpassen, dass sie einem nicht den Kopf verdreht«, grinste Ramu breit.

»Also ich würde ihr gerne mal den Hintern versohlen«, lachte Grego.

Kara schaute grimmig von einem zum anderen. »Amata Baal würde an euch dreckigen Gestalten nicht einmal einen Blick verschwenden«, presste er bissig hervor.

»Kara, kann es sein das du dich verliebt hast und dir Hoffnungen auf die liebreizende Amata Baal machst?«

Die beiden Söldner schüttelten sich vor Lachen, während Kara wütend vor sich hin starrte.

* * *

Morgan schüttelte auch leise lachend den Kopf. Verrückt, wie die Natter derzeit die Gespräche allerorts bestimmte, dachte er. Der Meuchelmörder, der seinen Namen der Angewohnheit verdankte, neben seinen Opfern abgeschnittenen Schlangenköpfe zu hinterlassen, schien ein unerschöpfliches Thema zu sein.

Dabei gab es, seitdem der ominöse Mörder sein Unwesen trieb, nicht mehr und auch nicht weniger Morde in der Stadt. Nur einigen davon wurden nun ein bestimmter Name zugeordnet: Die Natter.

Saramee war schon immer ein Ort mit Gewalt auf den Straßen gewesen. Wer nicht aufpasste machte sich schnell Feinde, oder man war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Morgans Gedanken wanderten traurig zu seiner Frau Sidonie, die er vor vielen Jahren auf seinen Reisen nach Saramee kennen und lieben gelernt hatte. Sidonie, die mit ihrer Liebe dafür sorgte, dass er endlich sesshaft wurde und der er mit der Geburt von Silja das Wunderbarste verdankte, was es in seinem Leben gab. Liebe, Geborgenheit und eine glückliche Familie. Bis zu diesem Abend vor einem Jahr, als sie nur kurz ihre Schwester besuchen wollte und nicht wieder kam.

Nie würde er den Anblick vergessen, als die Stadtwache ihn zu der Gasse führte, in der seine Frau geschändet und getötet lag. Ihre Hände welche die Erde unter ihr im Schmerz zerfurcht hatte, ihre Gesichtszüge vor Angst und Schmerz verzerrt. Ihre Kleidung zerrissen, und der Boden mit ihrem Blut getränkt.

Nie würde er die Worte des Söldners der Stadtwache vergessen: »Wieso habt Ihr Eure Frau nicht begleitet? Vielleicht wäre das dann nicht geschehen!«. Die Schuld die er seitdem in sich verspürte. Morgan schloss seine Augen und seine Hände verkrampften sich schmerzhaft um den Krug.

* * *

»Habt ihr Zwei euch wieder beruhigt?« Kara blickte die beiden Söldner wütend an. »Ich habe nie gesagt, dass ich denke, dass Amata Baal die Natter sein könnte, sondern nur geäußert, dass auch eine Frau die Natter sein könnte. Schließlich ist Gift, wodurch die meisten Opfer gestorben sind, eine nicht ganz untypische Tötungsart für eine Frau! Und auch eine Frau hätte die Gelegenheit, ohne Argwohn zu erregen, so nahe an die Opfer heranzukommen!«

»Kara, ich bitte dich. Eine Frau soll die Natter sein? Mit dem Gift gebe ich dir grundlegend Recht, aber du weißt ganz genau, nicht alle Opfer der Natter sind durch Gift gestorben. Einigen hat sie die Kehle durchgeschnitten, andere mit einem Pfeil getötet und wieder andere wurden regelrecht ausgeweidet. Das sind keine Taten, die eine Frau tun würde«, wandte Ramu mit ernster Miene ein.

»Als nächstes behauptest du noch, ein Xer oder ein Jinjend ist die Natter.« Grego schaute Kara zweifelnd an.

»Was spricht dagegen?«, fragte Kara und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug.

»Dass sowohl die Xer wie auch die Jinjend geborene Lakaien sind und von ihrer Natur her gar nicht in der Lage wären, jemanden zu töten!«, widersprach Gregor bissig.

Kara zuckte mit den Schultern. »Gib ihnen einen Grund und sie werden dich in Erstaunen versetzen, wozu sie fähig sind. Ich erzähle dir mal eine Geschichte über einen Jinjend, und dann werden wir sehen, mit welchen Augen du sie dann siehst. In meiner Geschichte geht es um Balduin Baal, Amata Baal und ihren, in euren Augen, Lakaien Irrid …«

Nachtleben

Nachtleben

Martin Hoyer

 

Ungeachtet des Umstandes, dass der Ort denkbar ungünstig dafür war, gönnte sich Irrid etwas Ruhe. Wenn er die Sporne an seinen Füßen in das Holz schlug, konnte er seiner Armmuskulatur, der die größte Arbeit beim Klettern zukam, ein wenig Ruhe gönnen.

Die Jinjend waren geborene Kletterer, doch das, was sich Irrid vorgenommen hatte, lag weit entfernt von dem, was zum normalen Leben eines Angehörigen seines Volkes gehörte.

Der alte Spähturm von Saramee war eine schlanke Konstruktion aus gebrannten Ziegeln und in das Mauerwerk eingearbeiteten Holzbalken, die verhindern sollten, dass der beinahe 80 Schritt hohe Bau durch seine eigenen Schwankungen beschädigt wurde. Das Konzept der Baumeister hatte sich über dreieinhalb Jahrhunderte gegen die Witterung, gegen Stürme und sogar gegen einen Stadtbrand behauptet.

Es war die feuchte, salzhaltige Luft, die schlussendlich das Schicksal des Turms besiegelt hatte. Die einst geschmeidigen Hölzer waren unter dem Einfluss der Witterung hart, brüchig und ebenso mürbe geworden, wie die Ziegel selbst.

Der Turm zerfiel von Jahr zu Jahr mehr, und der einzige Grund, warum der Stadtrat trotz mehrerer kleiner Einstürze nicht den Abriss anordnete, war der, dass es schlicht niemanden scherte, wann der Bau von selbst in sich zusammenbrechen würde.

Das schlanke Bauwerk bildete das Zentrum eines ummauerten und seit langem ungenutzten Platzes, dessen Fläche die Form eines Auges aufwies. Irrid wusste, dass die Anordnung der verschiedenfarbigen Bodenplatten des Platzes diesen Eindruck unterstützten, sofern man von einem menschlichen Auge ausging. Dieser Umstand, verbunden mit der Gestalt des Turms und der menschlichen Auffassung von Ironie mochten die Gründe sein, warum der alte Spähturm auch als Der Splitter bekannt war.

Die Augen Irrids hatten kaum Ähnlichkeit mit der stilisierten Darstellung des Platzes. Doch dafür waren sie in der Lage, trotz der Dämmerung alle Details zu erkennen, die nötig waren, um den Turm – wenn auch nicht ohne Gefahr – zu erklimmen.

Auch als Jinjend war Irrid nicht so vernarrt ins Klettern, dass er dieses Risiko gerne einging. Leider besaß er weder die Werkzeuge noch das Wissen, um die Schlösser am Eingang des Turms aufzubrechen.

Er blickte nach unten. Der Weg zum Boden war genauso weit wie der zur Aussichtsplattform an der Spitze des Turms – es war an der Zeit, dass er weiterkletterte. Je mehr er sich beeilte, desto mehr Zeit blieb ihm, das zu tun, weswegen her hierher gekommen war.

Einige Minuten später schwang er sich über die Brüstung des Turms. Jetzt, wo Irrid am Ziel war, forderte der Kraftakt seinen Tribut. Er ließ sich zu Boden sinken und gönnte sich, an die Innenseite der Brüstung gelehnt, die verdiente Ruhe.

Sein Blick glitt über die Plattform: Sie war quadratisch wie die Grundfläche des Turms, und Irrid wusste, dass sie genau ein Drittel der Fläche an der Turmbasis aufwies. Der Splitter verjüngte sich nach oben hin.