Shameless Lies - Tiefes Verlangen - Lisa Renee Jones - E-Book

Shameless Lies - Tiefes Verlangen E-Book

Lisa Renee Jones

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Beschreibung

Ich bin zu ihr gegangen, um mich an ihr zu rächen. Ich habe sie verführt. Ich habe sie dazu gebracht, mich zu wollen. Mir zu vertrauen. Doch dann wollte ich sie. Vertraute ihr. Liebte sie. Aber Lügen wurden aufgedeckt, Geheimnisse enthüllt. Und Herzen gebrochen.

San Francisco: Je tiefer der toughe Anwalt Nick "Tiger" Rogers die Künstlerin Faith in sein Leben lässt und je näher er ihr kommt, desto größer werden seine Zweifel. Soll sie wirklich am Tod seines Vaters schuld sein?

Doch als auch seine eigenen Geheimnisse drohen, ans Licht zu kommen, spitzt sich die Lage weiter zu. Nicks Verrat droht Faith zu zerstören. Und während die beiden in einem Netz aus Lügen und Leidenschaft gefangen sind, ahnen sie nicht, in welch tödlicher Gefahr sie schweben.

Wahrheit, Leidenschaft und ein unbändige Obsession: der zweite und letzte Band der fesselnden und verlockenden Reihe von Lisa Renee Jones.

Das sagen die Leserinnen und Leser in der Lesejury:

»Spannung gepaart mit Liebe und Leidenschaft.« (Produkttestmum)

»Die Leidenschaft und Gänsehaut zwischen Faith und Nick kann man beim Lesen regelrecht spüren.« (Lisbeth_liest)

Lisa Rene Jones ist Bestseller-Autorin (NEW YORK TIMES und USA-TODAY) und begeistert die Leserinnen und Leser seit vielen Jahren mit ihren spannenden und absolut sinnlichen Romanen. Bei beHEARTBEAT sind von ihr unter anderem die Romance-Reihen »Dirty Rich« und »Amy’s Secret« sowie »Tall, Dark and Deadly« und »Hard Rules« erschienen.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




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Seitenzahl: 505

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Vorwort

Charaktere

Playlist

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Epilog

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

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Viel Freude beim Lesen und Verlieben!

Über dieses Buch

Je näher der der toughe Anwalt Nick die Künstlerin Faith kennenlernt und sich auf sie einlässt, desto mehr glaubt er, dass sie unschuldig am Mord seines Vaters ist. Doch eine alarmierende Nachricht weckt neue Zweifel in ihm. Als auch seine Geheimnisse drohen, ans Licht zu kommen, spitzt sich die Lage zu. Nicks Verrat droht Faith zu zerstören. Und während die beiden in einem Netz aus Lügen, Leidenschaft und Geheimnissen gefangen sind, ahnen sie nicht, dass sie in tödlicher Gefahr schweben.

Lisa Renee Jones

Shameless Lies –Tiefes Verlangen

Aus dem Amerikanischen von Michaela Link

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

wie immer danke ich euch von ganzem Herzen, dass ihr zu einem meiner Bücher gegriffen habt. Aber das habt ihr sicherlich nicht, damit ich euch jetzt davon vorschwärme, wie fantastisch ihr, meine Leser, seid (obwohl es unzweifelhaft die Wahrheit ist!), sondern um zu erfahren, wie es mit Faith und Tiger weitergeht.

Falls ihr allerdings »Shameless Lies — Dunkles Begehren«, den ersten Band dieser Dilogie, noch nicht kennt, solltet ihr den zuerst lesen, denn dort beginnt die Geschichte der beiden. Und für diejenigen unter euch, die das bereits getan haben, gebe ich hier als kleine Gedächtnisstütze eine kurze Zusammenfassung davon.

Wir haben gesehen, wie sich der knallharte Anwalt Nick »Tiger« Rogers an die Frau heranpirschte, die er anfangs für die Mörderin seines Vaters und ihrer eigenen Mutter hielt. Ohne allerdings zu ahnen, wie sehr ihm Faith Winter, die Alleinerbin des familiengeführten Weinguts Reid Winter, mit ihrem Witz, ihrem Charme und angesichts seines Bedürfnisses, sie zu erobern, mit ihr zu schlafen und sie zu besitzen, unter die Haut gehen würde.

Und wie Nick selbst ist auch Faith durch ihren familiären Hintergrund geprägt: Nach dem Tod ihres Vaters vor zwei Jahren hatte sie ihre bis dahin wechselnd erfolgreiche Tätigkeit als Malerin zurückstellen müssen, um ihrer sehr undurchsichtig agierenden Mutter zu helfen, das Weingut zu führen. Denn diese war allem Anschein nach entschlossen, den Familienbetrieb in den Ruin zu treiben, und weigerte sich, Faith, die einen Bankrott abwenden wollte, die Kontrolle zu überlassen.

Nachdem Nick und Faith eine Nacht voller Leidenschaft miteinander verbracht haben, wollen sie es beide – ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten – nicht dabei bewenden lassen. Faith ist in dieser Hinsicht ein gebranntes Kind – wegen einer früheren Beziehung zu einem Maler namens Macom, einem egoistischen Mistkerl, der sie vor allem in ihrer eigenen künstlerischen Entwicklung behindert hatte.

Die Nachwirkungen dieser Beziehung führen fast zwangsläufig zu Problemen zwischen Faith und Nick. Sie setzt ihn unter Druck, und er wehrt sich wie das Alpha-Männchen, das er ist. Aber trotz der eigenen Geheimnisse, die er hütet, bleibt er hartnäckig, denn er weiß, dass diese Frau die richtige für ihn ist.

Allerdings sind seine Geheimnisse so explosiv, dass er fürchtet, ihre Offenbarung würde unvermeidlich das Ende ihrer Beziehung bedeuten: Zum einen die ursprüngliche Absicht, mit der er an Faith herangetreten ist, nämlich sie als Mörderin seines Vaters und ihrer Mutter zu überführen. Auch wenn für ihn dieser Verdacht inzwischen widerlegt ist, glaubt er, dass Faith jegliches Vertrauen in ihn für alle Zeit verlieren würde, sollte sie davon erfahren.

Zum anderen soll sie nicht wissen, dass er Eigentümer eines Sexclubs ist, auch wenn es bei den beiden im Bett durchaus nicht immer nur einfache Hausmannskost gab. Schläge auf den nackten Hintern gefällig? Diese Szene zu schreiben, war ganz schön anstrengend!

Aber während Nick damit kämpft, die Wahrheit und den Weg zu deren Offenlegung zu finden, sucht Faith ihre eigene Wahrheit. Inmitten der Geldsorgen auf dem Weingut mit überfälligen Schulden, Geldeintreibern und aufgebrachten unbezahlten Lieferanten, die ihr die unbekannten Eskapaden ihrer Mutter hinterlassen haben, ist Nick die einzige Person, die sie nach einer langen Durststrecke zum Malen inspiriert.

Und die dabei entstandenen Bilder haben sie wieder in die Welt der Kunst eintauchen lassen, aus der sie wegen Macom geflohen war. Ein Sprung ins kalte Wasser – mit der mitunter zweifelhaften Hilfe ihres Agenten Josh (der auch Macom vertritt) –, der sich aber auszahlen soll.

Nick bestärkt sie darin und drängt sie gleichzeitig, die Beziehung mit ihm weiterzuführen. Letzten Endes tut sie es aber für sich selbst – nachdem ihr Vater nie an ihre Kunst geglaubt hatte und immer wollte, dass sie das Weingut übernimmt. Nick dagegen unterstützt sie an beiden Fronten: Er möchte, dass sie sich ihrem Lebensziel, der Malerei, widmet, und hilft ihr gleichzeitig, das Weingut zu retten.

Erste Erfolge stellen sich für Faith als Malerin ein; sie wird für Ausstellungen in der Galerie Allure von Chris und Sara Merit und im L. A. Art Forum ausgewählt. Diese zwei herausragenden Gelegenheiten haben sich für sie ergeben, da Nick sie wieder zum Malen inspiriert hat.

Nick setzt indessen seine Leute — den Freund und Kollegen Abel und den Privatdetektiv Beck — auf die Aufklärung der Morde an seinem Vater und ihrer Mutter an. Es geht zunächst darum, herauszufinden, warum das Weingut so verschuldet ist, obwohl es eigentlich zuverlässig Gewinn erwirtschaftet. Um die Bank, den Hauptgläubiger, in Zugzwang zu bringen, zahlt Nick ihr den überfälligen Betrag und die Rate für das nächste halbe Jahr aus eigener Tasche, aber Faith fällt es sehr schwer, das als Geschenk von ihm anzunehmen.

„Shameless Lies — Dunkles Begehren“ endet direkt nach einer exklusiven Veranstaltung in der Galerie, bei der Sara und Faith gute Freundinnen werden und Chris drei von Faith’ Bildern verkauft – sodass es keine Frage mehr zu sein scheint, ob sie mit ihrer Malerei ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. Es ist ein turbulentes Ende, aber nicht ohne Hoffnung – bis Nick im Nachlass seines Vaters diese Notiz findet: Faith Winter ist das Problem. Sie ist gefährlich. Viel gefährlicher als ihre Mutter. Sie muss aufgehalten werden.

Und nun geht es weiter. Nick hat seine Geheimnisse. Faith hat ihre Zweifel und ebenfalls Geheimnisse. Und zusammen haben sie eine intensive, leidenschaftliche Affäre, die abrupt an ihr Ende gelangen könnte, wenn alles aufgedeckt wird ...

Viel Spaß!

XOXO

Lisa Renee Jones

Charaktere

Faith Winter –30, blond, grüne Augen. Die Heldin der Geschichte. Eigentümerin des Weinguts Reid Winter in Sonoma. Künstlerin, malt schwarz-weiße Landschaften mit roten Einsprengseln. Will das Weingut wieder auf Vordermann bringen, nachdem ihre Mutter versucht hat, es in den Ruin zu treiben. Dann kommt Nick Rogers ins Spiel, der sie auf eine Weise begehrt, wie es kein anderer je getan hat, und sie dazu bringt, Dinge zu wollen, die sie nie gewollt hat.

Nick »Tiger« Rogers –36, halblange Haare, dunkelblaue Augen. Held der Geschichte. Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei. Eltern verstorben. Er und sein Vater waren bei dessen Tod seit Jahren zerstritten. Dieser Todesfall kam Nick jedoch verdächtig vor, was ihn zu Faith Winter führte. Er dachte, sie sei eine Mörderin, aber jetzt ist sie die Frau, der sein Herz gehört und noch viel mehr. Er hütet immer noch viele Geheimnisse vor Faith, aber er glaubt, dass es besser so ist.

Meredith Winter –Faith’ Mutter. Starb vor zwei Monaten. Hat das Weingut in desolatem Zustand hinterlassen. Betrog ihren Mann gewohnheitsmäßig, auch mit dessen Zwillingsbruder.

Reid Winter –Faith’ Vater. Starb vor zwei Jahren. Wollte immer, dass Faith das Weingut leitet, hat nie an ihre Kunst geglaubt. Hatte sich mit der Treulosigkeit seiner Frau abgefunden, entzweite sich allerdings mit seinem Zwillingsbruder, als er erfuhr, dass seine Frau auch mit diesem schlief.

Bill Winter –Faith’ Onkel. CEO von Pier 111, einer von seiner Frau gegründeten Social-Media-Plattform. Schlief mit der Frau seines Bruders. Entzweite sich mit diesem, kurz bevor Faith aufs College ging.

Kasey –50, graues Haar, groß gewachsen. Seit 20 Jahren angestellter Betriebsleiter des Weinguts.

Abel Baldwin –In den Dreißigern, kurzes blondes Haar. Nicks bester Freund. Strafverteidiger. Versucht, ihm durch seine Arbeitsbeziehungen bei der Suche nach Antworten bezüglich der Autopsie von Nicks Vater zu helfen.

Beck –35, schwarzes, stacheliges Haar. Ex-CIA. Der Privatdetektiv, den Nick angeheuert hat, um die Antworten auf die vielen offenen Fragen zu finden.

Rita –Mittelalt, verheiratet, Kinder. Rote Haare. Nicks patente und effiziente Assistentin.

Josh –In den Dreißigern, kurzes akkurat geschnittenes Haar. Faith’ Agent für den Kunstmarkt. Gleichzeitig Agent von Macom (Faith’ Ex).

Macom Maloy –In den Dreißigern, stacheliges dunkles Haar. Bekannter Künstler. Faith’ Ex-Freund. Ein unangenehmer Kerl in jeder Hinsicht.

Playlist

»Black« von Dierks Bentley

»Every Little Thing« von Carly Pearce

»I’m Comin’ Over« von Chris Young

»Mondscheinsonate« von Beethoven

»In My Head« von Brantley Gilbert

»Sober Saturday Night« von Chris Young

»Now or Never« von Halsey

»Bad Liar« von Selena Gomez

»Losing Sleep« von Chris Young

»Issues« von Julia Michaels

»Who I Am With You« von Chris Young

Kapitel 1

Nick

Faith Winter ist das Problem. Sie ist gefährlich. Viel gefährlicher als ihre Mutter. Sie muss aufgehalten werden.

Das stand auf einem Zettel bei den Sachen meines Vaters, in seiner Handschrift. Ich habe ihn erst vor wenigen Minuten gefunden, aber die Worte haben sich bereits in mein Gedächtnis eingebrannt.

Jetzt stehe ich in der Tür meines Schlafzimmers und betrachte die schlafende Faith. Das Mondlicht, das durch das Fenster fällt, taucht sie in seinen blassen Schein. Ihr blondes Haar bedeckt mein Kopfkissen, und ich spüre ihren Duft nach Amber und Vanille wie ein süßes Flüstern auf der Haut.

Die Worte »Sie ist gefährlich« hallen in meinem Kopf wider und fahren mir wie ein Stromstoß durch den Leib. Nicht weil ich der Einschätzung meines Vaters zu irgendetwas vertrauen würde, sondern weil unleugbar genau dies meine eigene Meinung war, als ich Faith aufgesucht habe. Ich hatte vermutet, dass mein Vater ermordet worden war, möglicherweise von ihr.

Und doch, während die Sekunden vergehen, fesselt mich das Bild von Faith in meinem Bett, in das ich sie zum Schlafen eingeladen habe, und verdammt, ich mag sie dort. Ich will sie dort haben, obwohl ich nie jemand anderen in mein Haus, geschweige denn in mein Bett lasse.

Ich bin besessen von dieser Frau, und wie Faith selbst gestern warnend bemerkt hat, ist Besessenheit gefährlich. Wer fände es nicht gefährlich, mit einer Frau zu schlafen, die man verdächtigt, ihre Mutter und seinen Vater getötet zu haben? Aber das scheint für mich keine Rolle zu spielen. Ich will sie. Ich bin verrückt nach dieser Frau, aber vielleicht bin ich deswegen einfach nur verrückt.

Ich brauche Raum, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Meine Krawatte und mein Jackett, die ich heute Abend in der Merit-Galerie getragen habe, sind weg, und ich kann mich nicht einmal daran erinnern, sie ausgezogen zu haben. Ich erinnere mich aber an Faith. An ihr Lächeln, als sie für ihre Kunst gelobt wurde. Daran dass sie bei der Nachricht von ihrem Erfolg zitterte, obwohl sie keine Frau ist, die zittert. Es sei denn, sie zittert vor Freude.

Und genau diese Gedanken sind es, die mich davon abhalten, mich wieder zu ihr umzudrehen, denn eigentlich will ich vor allem mit ihr in diesem Bett sein. Aber wenn ich mit ihr zusammen bin, sie berühre, sie küsse oder sie einfach nur festhalte, sie sogar in meinem Bett anschaue, bin ich nicht objektiv.

Also stehe ich in der Tür, im Begriff, in das Nebenzimmer zu fliehen, Sekunden von dem Zufluchtsort entfernt, den ich brauche, um meine Gedanken zu zügeln. Aber ich halte wieder inne und schaue Faith auf dem Bett noch einmal an.

Plötzlich regt sie sich, als ob sie spürt, dass ich sie beobachte. Ein leiser sexy Laut kommt ihr über die Lippen, während sie sich von der Seite auf den Rücken dreht und ihre Hand auf dem Kissen neben sich ablegt. Sofort rollt sie sich dorthin, wo ich liegen sollte, und greift nach mir, um sich dann aufzusetzen, wobei das Laken wegfällt. Selbst im schwachen Licht bin ich mir ihrer nackten Brüste bewusst, ihres nackten Körpers, von dem ich weiß, dass er sich so verdammt gut anfühlt.

»Nick?«, ruft sie und dreht sich zu mir um. Wahrscheinlich spürt sie mich hier.

Ihre Stimme ist wie Seide auf dem Sandpapier meiner Nerven, und ich weiß, wenn sie gefährlich ist, bin ich high von der Gefahr. Wenn sie Gefahr verkörpert, dann will ich genau diese Gefahr auf meiner Zunge, in meinen Händen, in meinem Bett.

Ich drehe mich um, drücke meine Hand über Kopfhöhe an den Türrahmen und schließe die Augen. Was zum Teufel tue ich da? Entweder habe ich eine Mörderin in meinem Bett – eine Möglichkeit, die ich nicht mehr in Betracht ziehe – oder eine Frau, in die ich mich verliebe und die mich hassen muss, weil ich sie belogen habe.

Liebe. Verdammt, wo kommt das denn her? Ich bin kein Freund der Liebe. Ich bin kein Freund von Verpflichtungen, und wieder einmal muss ich mich daran erinnern, dass man keine Schuld beweist, indem man nach Unschuld sucht. Und doch weiß ich, dass diese Frau keine Mörderin ist.

Gefährlich. Dieses Wort lässt mich einfach nicht los. Warum hat mein Vater dieses Wort benutzt?

»Ich bin gerade mit der Arbeit fertig geworden«, sage ich. »Ich gehe jetzt duschen und bin in ein paar Minuten wieder da.«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, schiebt sich Faith zwischen mich und die Wand, und ihre mondgeküsste nackte Haut, die ich jetzt direkt vor mir habe, fesselt meinen Blick. Ich berühre sie nicht, obwohl ich genau das will und schon gar nicht mehr weiß, warum ich mich dagegen sträube.

»Was ist los?«, fragt sie.

Abgesehen von der Tatsache, dass mein Vater dich als gefährlich bezeichnet hat, als er noch lebte, oder dass deine atemberaubenden nackten Brüste jetzt nicht in meinen Händen sein dürfen, brauche ich Zeit zum Nachdenken. Aber da sie nichts über meinen Vater weiß, nichts über meinen Vater wissen kann, noch nicht, gebe ich ihr die erwartete Antwort: »Nichts ist los.«

»Lügner«, flüstert sie.

»Die Arbeit geht mir nicht aus dem Kopf«, sage ich, und das ist nicht ganz unwahr. Ich habe an dem Fall zweier Morde gearbeitet, als ich diese Notiz fand.

»Lügner«, wiederholt sie, ihr Ton jetzt scharf. Irgendwelche mir unbekannten widerstreitenden Emotionen scheinen sie jetzt zu beherrschen, aber vielleicht irre ich mich da auch. Vielleicht sind es ja nur meine eigenen widerstreitenden Emotionen, die sie spürt und zurückgibt.

»Ich habe dich im Schlaf beobachtet.« Ich nehme jedes ehrliche Wort in den Mund, das ich Faith sagen kann, wenn so viel, zu viel, gelogen war und ist.

Ihre Augen öffnen sich, und ich spüre die Macht ihres Blicks, der auf meinen trifft. »Das ist keine Antwort«, sagt sie. »Das ist ein Ablenkungsmanöver, und Ablenkungsmanöver passen genauso wenig zu dir wie Angst.« Es ist eine Anspielung auf die Nacht, in der sie zu einem Messer gegriffen und damit meine Hemdknöpfe geöffnet hat, und ich verstehe die Botschaft: Wir fühlen uns so wie damals, unsicher, unvollständig in gewisser Weise.

»Ich frage mich«, fährt sie fort und stößt sich von der Wand ab, die Hände auf meine Brust gepresst, sodass sie mich trotz ihres geringen Gewichts nach hinten drückt, gegen die Wand, »wenn ich jetzt ein Messer in der Hand hielte, würdest du mir vertrauen, die Knöpfe von deinem Hemd zu schneiden, oder würdest du dich fragen, ob ich dich stattdessen verletzen werde?«

Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich herausfordert, ihr zu vertrauen, oder mich zum Gegenteil drängt. Mich wegstößt oder mich näher an sich heranzieht. Bei ihr ist es immer dasselbe. Das eine kommt immer mit dem anderen. »Wir sind nicht mehr da, wo wir waren«, sage ich, aber ich berühre sie nicht. Sobald ich sie berühre, höre ich nicht mehr auf. Warum das gerade jetzt so wichtig ist, muss ich allerdings erst noch herausfinden.

»Und doch fühle ich noch dasselbe«, sagt sie, »und du auch. Und lüg nicht wieder. Du weißt, dass ich recht habe.«

»Das ist nicht dasselbe.«

»Das ist es. Und wir sind es. Und das lässt nur eine der Möglichkeiten übrig, die du uns heute Abend verkündet hast. Dass ich uns beide den ganzen Rest vergessen lasse. Was auch immer der Rest sein mag. Du willst mir ja nicht sagen, was los ist.«

Plötzlich zieht sie ihr Höschen aus, das einzige Kleidungsstück, das sie trug, als sie ins Bett gegangen ist. Im nächsten Moment kniet sie sich hin, die Hände auf meinen Knien, den Kopf nach unten geneigt. Ich weiß genau, worauf das hinausläuft, und wenn ich einen klaren Kopf behalten will, sollte ich es jetzt beenden.

Nur dass mein Kopf im Augenblick nicht das Sagen hat. Nicht solange Faith’ Hand meinen Schwanz streichelt, der steinhart ist, seit sie sich mit all ihren nackten Kurven vor mich geschoben hat. Praktisch seit dem Moment, in dem ich diese Frau kennengelernt habe. Sie zieht mir das Hemd aus der Hose und beginnt es aufzuknöpfen, ihr Blick erreicht meinen, als sie sagt: »Wenn ich nur das Messer hätte.«

Ich lache nicht. Sie lacht nicht. Die Grenze zwischen uns hat sich verändert, genau wie meine Gefühle und offensichtlich auch ihre. Ich greife nach oben und öffne mehrere Knöpfe an meinem Hemd, gerade genug, um es mir über den Kopf zu ziehen und es auf den Boden zu werfen. Bevor es dort landet, hat Faith mir schon den Gürtel geöffnet und aus der Hose gezogen.

Er fällt ebenfalls zu Boden, und sie greift nach meinem Reißverschluss und verschwendet keine Zeit, meinen Schwanz zu befreien. Sie packt ihn, ihr Griff ist fest und selbstbewusst. Ihre Augen finden kühn meine, als sie über seine Spitze leckt und ihn dann in den Mund nimmt. Ihre Botschaft ist klar: Sie verlangt jetzt die Kontrolle.

Ich bin fest überzeugt, dass das ihre Reaktion auf die Fragen ist, die ich zwischen uns zugelassen habe. Sie muss mich jetzt besitzen. Und obwohl ich nicht zulasse, dass mich jemand besitzt, selbst wenn er seinen Mund auf meinem Schwanz hat, stört mich seltsamerweise die Macht dieser Frau nicht. Es gibt eine Botschaft, die ich entschlüsseln werde, wenn ich nicht mehr von der Seide ihrer Zunge und dem süßen Sog ihres Mundes abgelenkt bin.

Wenn sie nicht jeden Zentimeter von mir leckt.

Wenn ich ihr nicht ausgeliefert bin.

Hitze und Adrenalin pulsieren in mir, und meine Hand findet ihren Kopf, Finger gleiten in ihr Haar, aber ich muss sie nicht einmal führen. Sie ist genau da, wo ich sie brauche, wie ich sie brauche. Der Mund dieser Frau, ihre Zunge, hat etwas, was vielleicht der Himmel auf Erden ist. Es ist eine Glückseligkeit, und doch bin ich plötzlich nicht mehr in diesem himmlischen Moment. Ich blicke zurück auf die Zeit, kurz bevor sie eingeschlafen ist. Zu mir, wie ich ihr beim Ausziehen helfe.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich uns am Bett stehen, sie in dem Kleid, das sie bei der Veranstaltung in der Galerie von Chris und Sara Merit getragen hat, ich in demselben blauen Anzug, den ich noch teilweise anhabe. Sie hatte gerade ihre Schuhe ausgezogen, um endlich von dem Rausch des Kunstverkaufs herunterzukommen, sich zu beruhigen.

Ich hatte in meinem Bett in ihr geschwelgt und in unserem Schwur, dass »Möglichkeiten« die neue Regel sein würden, der wir folgen wollten. »Ich bin völlig fertig«, hatte sie gestanden. »Ich glaube, du wirst dir wünschen, ich wäre heute Abend jemand anderes.«

Diese Worte hatten mich aufgerüttelt, und ich hatte ihren Kopf umfasst und sie zu mir gezogen. »Was hast du gesagt?«, wollte ich wissen, ihr aber keine Zeit zu antworten gelassen. »Das kommt mir so vor, als denkst du an Macom.« Ich wusste bereits über ihren Ex, dass er Sex als Waffe gegen sie eingesetzt hatte. »Ich bin nicht er«, fuhr ich fort. »Und wir sind mehr als die Summe dessen, wie oft wir es schaffen, uns gegenseitig zu befriedigen. Um das festzuhalten, was ich bereits gesagt habe. Ich will keine andere als dich.«

Sie hatte die Wimpern gesenkt. »Ich glaube, das war vielleicht das Beste, was du mir jetzt sagen konntest.«

Und in diesem Moment erinnerte ich mich an ihre Bemerkung, dass Macom mit ihr konkurriert, und ich kam zu dem Schluss, dass Faith glaubt, ihr Erfolg gehe mit Strafe einher. Ein Problem, das ich lösen musste. Ich hatte sie absichtlich ins Bett gebracht, ohne sie zu berühren.

Ich kehre in die Gegenwart zurück, zu ihrem Mund an meinem Schwanz, dem Vergnügen bei jedem Streicheln, Saugen und Lecken, und ich bin so verdammt hart und kurz vor der Erlösung. Ich will es. Verdammt, ich will es so sehr, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie mich zu einem unglaublichen Höhepunkt bringen würde. Aber das, was wir jetzt tun und warum wir es tun, ist genau das, was ich heute Abend für sie und uns nicht wollte.

Plötzlich spielt mein Orgasmus keine Rolle mehr, egal, wie nah ich dem Himmel bin oder wie verdammt gut er sein würde. »Faith.« Trotz meiner Entschlossenheit, dies zu beenden, kommt ihr Name als Beinahe-Knurren heraus. »Hör auf.« Ich lasse meine Finger aus ihrem Haar gleiten und umfasse ihr Gesicht. »Hör auf, Faith. Süße. Hör auf.«

Sie hält inne, als würden die Worte und meine Berührung endlich bei ihr ankommen, und zieht ihren Mund langsam zurück, bis er nicht mehr auf meinem Schwanz liegt. Aber ihre Hand umklammert immer noch meine Erektion, und allein der Gedanke, sie zu wegzunehmen, ist eine Qual.

Verwirrung huscht über ihren schönen, lustvollen Ausdruck, und ich ziehe sie auf die Beine und zu mir, meine Hand an ihrem Hinterkopf. »Ich habe beschlossen, dass dein Mund auf meinem Schwanz das Beste auf der Welt ist, abgesehen von meinem Mund auf dir, während du für mich kommst.«

»Warum hast du mich dann aufgehalten?«

»Weil du aus den falschen Gründen auf den Knien warst, Süße. Ich brauche das nicht, um mit dir zusammen zu sein, und das hast du gedacht, nicht wahr?«

»Du brauchtest etwas. Du hast mich beobachtet.«

»Und ich frage mich, wie es sich so verdammt gut anfühlen kann, dich einfach nur zu beobachten«, sage ich, erleichtert, die Wahrheit zu sagen, denn es ist die Wahrheit. »Wie ich schon sagte. Wir sind nicht die Summe dessen, wie oft oder wie wir uns befriedigen, und das ist Neuland für mich. Ich versuche, das zu verstehen.«

»Ich versuche auch, das alles zu begreifen«, gesteht sie.

»Heißt das, du bist gern in meinem Bett?«

»Ich mag viele Dinge an dir, Nick Rogers, von denen ich nicht erwartet hätte, dass ich sie mag, aber ja. Ich bin gern in deinem Bett.«

»Wir werden gemeinsam versuchen, es zu verstehen«, verspreche ich und nehme sie in die Arme, ihren wunderschönen nackten Leib an meinen gepresst. Sie ist so klein, und doch hat sie meine Welt in gigantischem Ausmaß erobert, wie ich es keiner Frau zugetraut hätte.

Ich bleibe am Bett stehen, setze sie auf der Matratze ab, und um sicherzustellen, dass ich mich unter Kontrolle habe, stecke ich meinen Schwanz wieder zurück in meine Hose. Und gerade noch rechtzeitig, denn sie hat sich auf die Seite des Bettes gerollt und stützt sich auf einen Ellbogen. Ihre Brüste sind zu sehen, die Kurve ihrer Taille, der Anstieg ihrer Hüfte, verdammt sexy, und ich bin wieder hart wie Stahl.

Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und zu ihr ins Bett, ziehe die Decke über uns. Bevor sie protestieren kann, drehe ich sie mit dem Rücken zu mir und ziehe sie an mich. Allein das Gefühl, sie bei mir zu haben, ihr süßer Amberduft, berauscht meine Sinne, und zwar auf jede erdenkliche Weise. Die Wahrheit ist, dass diese Frau alles ist, was ich in dieser Welt für richtig gehalten habe.

»Nick«, sagt sie leise.

»Ja, Faith?«

»Warum bist du nicht nackt im Bett mit mir?«

»Wenn ich das wäre, lande ich in dir.«

»Und warum ist das schlecht?«

»Weil«, sage ich, »ich dich heute Abend wirklich wissen lassen möchte, dass ich den schönen, talentierten Teil von dir sehe, nicht nur deine körperliche Schönheit.«

Sie dreht sich zu mir um und legt mir die Finger auf die Brust. »Wenn es jemanden in meinem Leben gibt, von dem ich glaube, dass er unter die Oberfläche sehen kann, dann bist du es.«

»Und trotzdem dachtest du, ich wäre sauer, weil wir heute Abend keinen Sex hatten«, sage ich. »Was bedeutet, dass du mir oder uns noch nicht vertraust.«

»Es geht nicht um dich«, sagt sie, »oder um uns. Sondern um mein eigenes Gepäck, von dem ich wünschte, es gäbe es nicht.« Sie berührt meine Wange. »Aber so oder so ... Ich habe es dir gesagt. Ich brauche keinen Ritter in glänzender Rüstung.«

»Und ich habe dir gesagt, dass ich das weiß. Aber je deutlicher du das machst, desto mehr scheine ich das für dich sein zu wollen. Und ich verhalte mich normalerweise nicht so ritterlich.«

»Dann solltest du wissen, dass mein Ritter, sollte ich einen wollen, jetzt in mir wäre.« Sie beugt sich vor, ihre Lippen sind nur einen Atemzug von meinen entfernt, ihre Finger tauchen in mein Haar ein. »Ich will dich in mir spüren, Nick.«

Sie presst ihre Lippen auf meine, und in dem Moment, in dem ihre Zunge meine berührt, brauche ich sie. Ich brauche diese Frau einfach, und ich halte mich nicht zurück. Ich küsse sie und berühre sie, und es dauert nicht lange, bis meine Hose weg ist und ich ihr gebe, was sie will, was ich will. Ich drücke mich in die feuchte Hitze ihres Leibes, meine Hand gleitet ihren Rücken hinauf, die Finger spreizen sich zwischen ihren Schulterblättern.

»Jetzt bin ich in dir«, murmle ich, meine Lippen auf ihren, meine Zunge spielt mit ihrer, was zu einem alles verschlingenden Kuss wird, der nichts mit Sex zu tun hat, sondern nur damit, wie sehr diese Frau bereits in mir ist.

Und ich schmecke immer noch keinen Mord, ich schmecke keine Lügen. Da ist nur Hunger. Ihrer. Meiner. Unserer. Und wir genießen ihn und einander, mit langsamen Küssen, wir bewegen uns in einem sanften Tanz. Meine Lippen auf ihrer Schulter, ihren Nippeln, ihrem Hals. Meine Hand überall, wo ich Haut finden kann.

Aber wenn sie meinen Namen flüstert, wenn sie »Nick« sagt, auf dieselbe Art und Weise, wie sie mich küsst, als wäre ich der einzige Weg, wie sie ihren nächsten Atemzug nehmen kann, dann weiß ich, dass ich ohne sie nicht atmen kann.

Ich vergrabe meine Finger in der Seide ihres blonden Haares und ziehe sie näher an mich heran. »Was tust du mir an, Frau?« verlange ich zu wissen, aber ich lasse ihr keine Zeit zu antworten. Ich küsse sie, und in dem Moment, in dem unsere Zungen aufeinandertreffen, verändert sich etwas zwischen uns, der Hunger wird dunkler und fordernder, und ich stoße in sie hinein, ziehe sie an mich, ihr Gesicht in meinem Nacken vergraben, bis sie sich bebend befreit. Ich folge schnell und mit zitternder Endgültigkeit, aber es gibt nichts Endgültiges an meinem Verlangen nach dieser Frau.

Ich halte sie fest, zwinge mich aber, sie loszulassen, und gehe ins Bad, wo ich ihr ein Handtuch reiche. Kaum hat sie es entgegengenommen, stehe ich hinter ihr, ziehe sie wieder in meine Arme und umfange sie ganz. Keiner von uns beiden spricht, aber ich kann fast hören, dass sie genauso angestrengt nachdenkt wie ich.

Ich möchte mein Gewissen beruhigen und ihr alles sagen, aber heute Abend geht es um ihre Kunst. Heute Abend geht es darum, dass wir ihr Leben teilen. Ein Leben teilen.

Scheiße. Das ist es, was ich will.

Ich könnte ihr jetzt die Wahrheit sagen, warum ich sie aufgesucht habe, in der Hoffnung, dass wir gemeinsam das Geheimnis um den Tod unserer Eltern lösen können. Aber heute ist nicht nur ihr Abend, an dem sie ihre Kunst feiert – und ich würde ihr diese wohlverdiente Freude niemals nehmen. Sondern sie würde mich auch wegstoßen, bevor ich dieses Geheimnis löse und ihr Weingut rette, und bevor ich mir sicher bin, dass sie nicht in Gefahr und ohne mich mehr gefährdet ist als mit mir.

Und in dem Moment, in dem ich uns alle Möglichkeiten eröffnet habe, wusste ich, auch wenn sie es nicht wusste, dass ich sie in meinem Leben haben wollte, nicht nur in meinem Bett. Und in dem Moment, als ich zu dem Schluss gekommen bin, dass sie keine Mörderin ist, wurde ich zu einem Lügner, der ihr Vertrauen braucht, obwohl ihre Reaktion auf mich heute Abend zeigt, dass sie es nicht hat. Nicht vollständig, noch nicht.

Und irgendwie, während sie sich selbst entblößt, während sie mir dieses Vertrauen schenkt, und bevor ich die Wahrheit offenbare, wie ich es sollte, muss ich sie davon überzeugen, dass wir nicht die Summe davon sind, wie oft oder wie wir uns befriedigen – genauso wenig, wie wir die Summe meiner Lügen sind.

Kapitel 2

Faith

Ich erwache mit dem sanften Schein eines neuen Tages, einem ersten Sonnenstrahl, der durch das Schlafzimmerfenster fällt, und dem erdigen, wunderbaren Duft von Nick, der mich umgibt, den festen Muskeln unter seiner Haut, die ich an mich geschmiegt spüre, und ich will nicht mehr aufwachen.

Ich schließe die Augen wieder und erlebe das Wochenende noch einmal in kleinen Episoden, angefangen mit unserer Ankunft in seinem Haus. Seine teuren Autos in der Garage. Ich nannte ihn einen »reichen Typ«, und das bestätigte er stolz und mit einem Verweis auf harte Arbeit. Er ist mutig und zielstrebig. Das hatte sowohl Neid als auch Erregung bei mir ausgelöst.

»Lass uns hineingehen, Faith«, hatte er gesagt.

»Ja«, hatte ich geantwortet. »Lass uns sehen, was ein Mann wie du sein Zuhause nennt.«

»Ein Mann wie ich«, hatte er wiederholt. »Das kannst du später erklären. Nackt.«

Dann waren wir hineingegangen, und ich hatte das atemberaubend schöne Haus in Augenschein genommen, die hellen Holzböden, die hohen Decken, die wunderschöne Einrichtung – das alles so facettenreich wie der Mann selbst und das, was er mich fühlen ließ. »Es ist ein wunderschönes Haus, Nick. Es riecht nach dir.«

»Und wie rieche ich, Faith?«

»Nach Kontrolle. Nach Sex. Holzig und sexy.«

»Und du, Schätzchen, riechst nach ...«

»Amber und Vanille«, hatte ich gesagt, bevor er Rosen sagen konnte. Oder Blumen. Denn das Letzte, woran ich an diesem Abend erinnert werden wollte, war der Garten des Weinguts, der Garten meiner Mutter.

»Ja«, hatte er bestätigt, »das stimmt. Und ich bin besessen von deinem Duft. Ich bin besessen von dir.«

»Besessen«, hatte ich gesagt. »Das klingt gefährlich.«

»Es ist gefährlich.«

Gefährlich.

Ich blinzle bei diesem Wort, und im Gegensatz zu der Reaktion, die man bei diesem Wort vermuten würde, schmiege ich mich noch ein wenig enger an Nick, meine Hand auf seiner, die auf meinem Bauch ruht. Und doch, als ich die Augen wieder schließe, hallt dieses Wort in meinem Kopf nach, und ich weiß nicht, warum.

Gefährlich.

Gefährlich.

Gefährlich.

Sex ist sicher. Es ist einfach nur Sex. Jedenfalls war es das mit Macom. Und so hatte ich es mit Nick auch erwartet. Aber jetzt gibt es eine neue Regel: Möglichkeiten, und Möglichkeiten sind gefährlich. Sie entblößen mich auf eine Weise, von der ich nicht weiß, ob ich sie will. Und doch sehne ich mich nach jeder Möglichkeit, die ich mit Nick haben könnte. Mit anderen Worten: Nick ist gefährlich.

Es ist gefährlich, ihn zu nah an mich heranzulassen. Vielleicht ist es das, was ich in meinen Bildern von ihm einzufangen versucht habe. Nick Rogers ist gefährlich. Er hat Geheimnisse. Er wird meine Geheimnisse entdecken. Er hat mir einmal gesagt, er wolle die Frau hinter der Mauer sehen, die ich um mich herum errichtet habe. Mein wahres Ich, entblößt und nicht nur ausgezogen. Willentlich entblößt. Werde ich jemals willentlich entblößt sein?

Soll ich es wagen?

Meine Wimpern heben sich, und dieses Mal fällt mir ein heller Sonnenstrahl in die Augen, und ich spüre Nick nicht mehr hinter mir. Ich drehe mich um und stelle fest, dass das Bett neben mir leer ist. Ich werfe einen Blick auf die Uhr, die zehn Uhr anzeigt. O nein. Ich bin wieder eingeschlafen und habe lange geschlafen.

Ich setze mich auf, verärgert über mich selbst. Ich sollte heute nach Hause fliegen, und ich habe das wenige an Zeit, das mir mit Nick blieb, ohne ihn im Bett vergeudet. Ich schlage die Decke zurück. Er wird inzwischen aufgestanden, angezogen und beschäftigt sein.

Als ich mich aufrichte, fällt mein Blick auf die Karte meines Vaters, und in meiner Brust bildet sich ein Knoten. Was bedeutet es, dass ich sie mit Nick öffnen und mir von ihm den Hintern versohlen lassen will, um die darauf folgende Gefühlsexplosion zu verarbeiten?

Ich hätte nicht einmal Macom von dieser Karte erzählt. Niemals. Nicht in einer Million Jahren. Und ich hätte ihn auch nicht gebeten, mir Schläge auf den Hintern zu geben, um damit fertig zu werden. Sex mit Macom war die Mauer, von der Nick sprach, eine große, dicke emotionale Mauer, die ich bis zum Ende unserer Beziehung nicht einmal als solche erkannt hatte.

Macom wusste nichts von ihrer Existenz. Doch Nick hat sie von dem Moment an bemerkt, in dem er mich kennenlernte. Und Sex mit Nick ist roh und echt. So roh und echt, dass er verdammt süchtig macht.

Ich stehe auf. Ich fühle mich nackt und entblößt, und in gewisser Weise bin ich mir nicht sicher, ob ich mich jemals mit jemandem nackt und entblößt gefühlt habe. Und mit Macom war ich oft nackt und in diversen Stellungen.

Ich bin auf halbem Weg durch den Raum, als ich Schritte auf der Treppe höre. Ich sprinte ins Bad, ziehe mir meinen Bademantel über und bürste mir das wilde Durcheinander aus dem Haar. O Gott. Warum sehe ich schon wieder aus wie eine Frau aus einem Horrorfilm, mit Mascara unter den Augen?

Und schon steht Nick in der Tür, nimmt mit seinen breiten Schultern den gesamten Rahmen ein. Seine wilde Männlichkeit verzehrt mich. Gestern Abend im blauen Anzug verkörperte er mit seiner stets spürbaren harten, dominanten Seite Erfolg und Macht. Heute, in schwarzen Jeans, einem schwarzen T-Shirt und Bikerstiefeln, mit einem leichten Stoppelbart am Kinn und ungezähmten Haaren, strahlt er das rohe, echte Gefühl jeder Berührung und jedes Kusses aus, die wir teilen. Selbst die Kaffeetasse in seiner Hand trägt dazu bei. Ich möchte ihn von oben bis unten mit Küssen bedecken, nachdem ich ihm beim Ausziehen zugesehen habe.

»Hallo«, sage ich, ohne zu wissen, warum ich das gesagt habe.

»Hallo«, sagt er, und seine Augen leuchten. »Du siehst ja heute Morgen so munter aus.«

Ich lache und schüttle den Kopf, zeige auf meine Wangen und wende mich dann dem Spiegel zu, die Hände auf den Waschtisch gestützt. »Das ist deine Schuld«, sage ich und schaue erst mich und dann ihn an. »Ich bin immer nackt und im Bett, bevor ich mich abschminken kann.«

Er schlendert auf mich zu und stellt die Tasse auf dem Waschtisch ab. »Ich würde mich ja entschuldigen«, sagt er, »aber es tut mir einfach nicht leid.« Seine Hände finden meine Taille, und er dreht mich so, dass ich ihn anschaue. Seine Berührung ist irgendwie elektrisierender als je zuvor, und als wir einander in die Augen schauen, fühlt es sich intensiv, geradezu brennend an. »Ich mag dich nackt und in meinem Bett zu sehr«, fügt er mit rauer Stimme hinzu. Sie klingt wie Seide und Sandpapier zugleich.

Und während wir uns ansehen, entwickelt sich etwas zwischen uns, was ich nicht benennen kann. Etwas geschieht zwischen uns. Etwas, was reich an den Möglichkeiten ist, die wir uns geschworen haben, zu erforschen.

Und plötzlich fühle ich mich atemlos. »Ich ... äh ...« Ich schlucke schwer. »Es hat sich herausgestellt, dass ich in deinem Bett wirklich gut schlafe, obwohl ich eigentlich sonst nie gut schlafe.« Das Geständnis ist heraus, bevor ich es verhindern kann. Ich wechsle das Thema: »Warum hast du mich nicht geweckt? Mein Flug ...«

»Dein Flug geht, wenn ich sage, dass er geht, und ich habe dich nicht geweckt, weil ich dich gern in meinem Bett habe.« Er greift nach der Kaffeetasse. »Den habe ich für dich gemacht, und auf dem Nachttisch liegen Schokocroissants, die ich von der Bäckerei an der Ecke habe liefern lassen.«

»Danke«, sage ich. »Für einen arroganten Arsch bist du sehr fürsorglich.«

»Das bleibt bitte unter uns«, sagt er. »Ich möchte nicht, dass außer dir noch jemand weiß, dass ich mein Herz entdeckt habe.« Ich hätte ihn gefragt, ob es so ist, aber er geht schnell darüber hinweg und hält mir die Tasse hin. »Probier mal.«

Ich nehme die Tasse entgegen, mein Blick senkt sich, als die Berührung unserer Finger mir Hitze durch den Arm jagt, und ich frage mich, ob Nick dasselbe spürt wie ich. Diese verrückte, heftige Anziehungskraft, die will, dass ich einfach mit ihm verschmelze. Ich nehme einen Schluck. Das Getränk überrascht meine Geschmacksnerven, und ich sehe ihn an. »Schmecke ich da Baileys?«

»Du kennst dich aus«, sagt er.

»Nur mit diesem süßen, wunderbaren Zeug. Und versuchst du, mich betrunken zu machen? Du weißt, dass ich nichts vertrage. Falls nicht, wirst du es gleich sehen, sobald ich das hier intus habe.«

»Gegen einen kleinen Schwips ist nichts einzuwenden«, sagt er in sachlichem Ton und streichelt mir die Wange. »Wir müssen reden, Süße, und ich dachte, ich helfe dir, dich vorher ein bisschen zu entspannen.«

Ich schalte auf Abwehr, und die Angst, dass ich ihn falsch verstanden habe, uns falsch verstanden habe, kommt schnell und heftig über mich. »Nick, wenn du die letzte Nacht und das Gerede über eine neue Regel bereust ...«

»Das tue ich nicht«, sagt er, nimmt mir die Tasse ab und stellt sie hin. »Wir müssen über das Weingut reden, und ich muss für ein paar Stunden dein Anwalt sein. Und ich weiß, dass das kein angenehmes Thema für dich ist. Es wird auch für uns nicht einfach sein.«

»Oh.«

»Oh.« Er nimmt mein Gesicht zwischen die Hände. »Schätzchen, ich bin wirklich ein arroganter Arsch. Ein rücksichtsloser, arroganter Arsch.«

»Worauf willst du hinaus?«

Seine Lippen verziehen sich. »Ich sag es dir«, antwortet er. »Ich weiß«, fährt er mit weicher Stimme fort, »dass sich alles Gute, was ich überhaupt in mir habe, bei dir zum Vorschein kommt. Vielleicht ist es überhaupt nur deinetwegen da. Ich will also nicht nur diese Möglichkeiten. Ich bin mir sicher, dass ich sie brauche, und das heißt, ich brauche dich. Such nicht weiter nach irgendwas, was dagegenspricht. Es sei denn, du ...«

»Ich will keinen Rückzieher machen«, sage ich und merke erst jetzt, wie ernst es mir damit ist. »Die Regel ist: Möglichkeiten.«

»Gut.« Seine Hände legen sich wieder auf meine Taille. »Trink deinen Kaffee. Nimm ein heißes Bad, wenn du willst, und entspann dich. Niemand benutzt diese Badewanne, also solltest du es tun. Es gibt keinen Grund zur Eile. Ich bin in der Küche an der Bar und arbeite. Okay?«

»Okay«, sage ich, und dann lässt er mich los und geht zur Tür. Er ist weg, bevor ich ihn aufhalten kann. Ich weiß nicht einmal, warum ich das will. Ich will es einfach. Ich will ihn wieder an mich ziehen, aber er verschwindet.

Ich atme tief durch und wende mich erneut dem Spiegel zu, starre auf mein mit Wimperntusche verschmiertes Gesicht, das er tatsächlich akzeptabel zu finden scheint. Macom hätte das nicht für akzeptabel gehalten, und ich denke an die Zeit zurück, als ich glaubte, meine Gefühle für Macom seien aufrichtig und tief gewesen. Mit Macom hat es bei mir nichts Tiefes gegeben. Aufrichtigkeit vielleicht, aber auf eine schmerzhaft verletzende Art, nicht so wie mit Nick. Aber wie es mit ihm ist, kann ich weder benennen noch wirklich beschreiben.

Wenn natürlich Nick das Unverfälschte und Echte will, dann bedeutet das auch, dass er bereit ist, mich all das Verborgene von sich selbst sehen zu lassen, das ich zu malen versuche. Und wenn er das tut, muss, ja will ich ihm zeigen, was ich verborgen halte.

Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Risiko eingehen kann, nicht einmal mit ihm. Selbst wenn ich es will. Und das tue ich. Ich möchte Nick vertrauen. Vielleicht kann ich das. Vielleicht kann er mit mir umgehen. Vielleicht muss ich das wissen, bevor ich weitermache. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht muss ich ihn einfach genießen, solange ich es kann.

Kapitel 3

Faith

Vielleicht werde ich ihn genießen, solange ich es noch kann.

Denn vielleicht gibt es für mich nichts mehr zu genießen, wenn der Tag vorüber ist.

Ich habe Geheimnisse, die ich für mich behalte, an die ich nicht denken will, die ich sogar vor mir selbst verleugnen will, und mindestens eines davon, dasjenige, welches Schuldgefühle in mir weckt, führt zum Weingut.

Und Nick Rogers ist nicht die Art von Mann oder Anwalt, die etwas unversucht lässt. Dieser Mann wird in den schlammigen, krokodilverseuchten Gewässern meiner Familiengeheimnisse waten und das Krokodil töten. Das ist gut und schlecht. Gut, weil ich diese Art von Anwalt brauche. Schlecht, weil mir dieser Mann wirklich etwas bedeutet und ich ihm gegenüber nicht ehrlich gesagt habe, wer und was ich bin. Aber wie könnte ich das auch? Wir waren zwei Fremde, deren Wege sich gekreuzt und die beschlossen haben, einen Weg gemeinsam zu gehen.

Ich kippe den Kaffee mit Baileys in einem Zug hinunter, denn Nick hat recht. Ich brauche ihn, und dass er das weiß, lässt vermuten, er ist bereits in diese schlammigen Gewässer eingetaucht. Aber er hat die Krokodile noch nicht gefunden, sonst würde er mir kein heißes Bad anbieten. Andererseits hat er mir Alkohol gegeben.

Ich werfe einen Blick auf die Badewanne und entscheide mich für die Dusche. Danach werde ich mich anziehen und packen, damit ich gehen kann, falls es schiefläuft. In Windeseile trete ich unter den warmen Wasserstrahl, und dort trifft mich der Rausch des Baileys und betäubt mein Denken. Das fühlt sich gut an, genau wie das Wasser. Obwohl ich es eilig habe, nach unten zu kommen, habe ich es nicht eilig, mich zu verabschieden. Ich ertappe mich dabei, wie ich Nicks Shampoo, Spülung und Duschgel nehme.

Kurz darauf stehe ich an Nicks Waschbecken und fühle mich unglaublich wohl im Haus eines Alpha-Mannes, der seinen Kopf im Maul meiner Krokodile haben könnte. Ich schminke mich, föhne und glätte mein Haar. Dann esse ich mehrere Croissants. Denn warum sollte man sich nicht Unmengen von Kalorien gönnen, wenn man sich ziemlich sicher sein kann, dass der Mann des Hauses einen nach diesem Gespräch nicht mehr nackt sehen wird?

Ich sprühe mir Nicks Parfüm auf, weil er besser riecht als ich, und ich fühle mich offensichtlich etwas klarer im Kopf, denn ich nehme mir nicht vor, dass ich morgen Karottensticks, Reis und sonst nichts essen werde. Damit würde ich mich nur selbst belügen, so wie ich – gefühlt – die Welt belüge. Und ich hasse Karotten und Lügen, und am liebsten würde ich Nick einfach alles beichten und sehen, ob er damit umgehen kann.

Ich denke, ich werde es tun. Ich werde alles gestehen.

Oder auch nicht.

Ich mache mich auf den Weg zu Nicks großem begehbaren Kleiderschrank, wo ich meine Kleider aufgehängt habe. Die saubere, organisierte Art, wie seine Sachen dort untergebracht sind, entspricht genau meinen Vorstellungen von einem dominanten Kontrollfreak. Genauso wie bei Macom.

Es gibt Ähnlichkeiten zwischen beiden Männern, die ich erst jetzt erkenne, obwohl ich in gewisser Weise schon immer wusste, dass sie existieren. Aber Nick ist nicht Macom. Nicht einmal annähernd, und es ist eine Beleidigung für ihn, dass ich sie überhaupt in dieselbe Schublade stecke. Und verdammt, ich tue damit nichts anderes, als Vorwände zu suchen, um einfach zu gehen.

Ich schiebe meinen eigenen Unsinn beiseite und ziehe mich an. Ich entscheide mich für eine schwarze Jeans und ein Spitzentop, das ich mit Kniestrümpfen und schwarzen Schnürstiefeln kombiniere. Und als ich fertig bin, gestatte ich mir nicht, meine Tasche zu packen. Stattdessen hole ich meinen Kaffeebecher und gehe nach einem kurzen Weg durchs Schlafzimmer die Treppe aus Glas und Stahl hinunter in die untere Etage seines Hauses.

Die hohen Decken, die klaren Linien des Raums sowie die hellen Holzböden sind so schnörkellos und sexy wie der Mann. Alles in diesem Haus schreit nach Sex und Macht, wie der Mann, dem es gehört. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass alles an meinem Verhalten in diesem Moment nach Schuldgefühlen schreit.

Ich komme in den Wohnbereich, der von einer weißen rechteckigen Insel in der Mitte geteilt wird. Und der Mann, Macht und Sex pur, sitzt auf einem der vier grauen ledernen Barhocker zu beiden Seiten der Insel. Vor sich hat er Papiere und ein MacBook.

Unsere Blicke treffen sich, seiner scharf und intelligent, zu intelligent für mein eigenes Wohl, und ich sage mir: Mich schützt die anwaltliche Verschwiegenheitspflicht. Denn Nick hat mir gerade selbst gesagt, dass er kein Heiliger ist. Falls er schon weiß, was ich getan habe, hat ihn das nicht dazu gebracht, mir kalt und brutal gegenüberzutreten.

Wenn jemand mit der Wahrheit umgehen kann, dann ist er es. Wenn mich jemand beschützen kann, dann er. Wenn mich jemand vernichten kann, kann er es natürlich auch. Und so muss ich mich hier und jetzt entscheiden: Kann ich Nick Rogers vertrauen?

Kapitel 4

Nick

Faith kommt herein und sieht so verdammt gut aus in einer engen Jeans und einem Spitzentop, das ihre Brüste umschließt und in mir den Wunsch erweckt, meine Hände würden diese Aufgabe übernehmen. Und für einen Moment denke ich darüber nach, sie wieder nach oben zu bringen, sie auszuziehen und sie ein-‍, zwei- oder vielleicht zehnmal zu vögeln, während wir dieses Gespräch führen. Vielleicht auch davor und danach.

Aber das Problem beim Sex ist, dass er alles besser macht, solange man damit beschäftigt ist, sogar Lügen, und ich will mich nicht besser fühlen, was meine Lügen angeht, oder sie dazu einladen, sich selbst welche auszudenken.

Ich glaube zwar nicht, dass Faith lügt. Ich war auf der Suche nach einem Lügner und einem Mörder, und alles, was ich gefunden habe, war der Lügner: Das bin ich selbst. Aber heute geht es nicht um Lügen. Es geht um die Fakten, über die ich gestern Abend nachgedacht habe, während sie schlief.

»Wie war der Kaffee?« frage ich, als sie ihre Tasse auf der gegenüberliegenden Seite der Insel abstellt. Mein Blick findet ihre zarten kleinen Hände – begabte, talentierte Hände, ihre nackten Nägel irgendwie schlicht und doch elegant. Frauenhände fallen mir nicht auf. Aber andere Frauen sind nicht wie sie, sind auch nicht so begabt mit dem Pinsel, und Faith ist ganz sicher begabt.

Sie stellt ihre Tasse auf den Kopf. »Die Tasse ist leer. Und der Kaffee war stark genug, um mich dazu zu bringen, mich mit Croissants vollzustopfen, und schwach genug, um mich schon nach nur dreitausend in Form von Croissants verschlungenen Kalorien wieder zur Vernunft kommen zu lassen.«

»Na dann«, sage ich. »Dann machen wir dir noch eine Tasse.«

Ich setze mich in Bewegung, aber sie greift nach meiner Hand. Ich habe noch nie die Berührung einer Frau so empfunden wie die von Faith. Wie einen Schlag vor die Brust spüre ich, wie sie mir direkt bis ins Innere geht. »Ich will nicht angetrunken sein, wenn wir reden«, sagt sie und presst ihre rosa geschminkten Lippen aufeinander, als sie »Tiger« hinzufügt. »Du wirst deinem Gegner an die Kehle gehen, richtig?«

Ich umfasse ihre Hand. »Ich bin dein Tiger, Süße.« Ich spüre ihre Angst. »Und an die Kehle gehe ich nur deinen Feinden. Das weißt du doch, oder?«

»Das tue ich.« Unsere Blicke treffen sich erneut. »Ich weiß es. Ich brauchte jemanden an meiner Seite, und plötzlich warst du einfach da. Schicksal, wenn man an so etwas glaubt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir gesagt habe, wie gut sich das anfühlt.«

»Warum bohren sich dann deine Nägel in meine Hand?«, frage ich, während die Schuldgefühle über das Schicksal, das ich geschaffen habe, sich wie stumpfe, rostige Klingen in meiner Wunde der Lügen drehen und mich ausbluten lassen wollen.

»Es tut mir leid«, sagt sie und lockert ihren Griff um meine Handfläche. »Dein ›Wir müssen reden‹ hat mich verunsichert. Vielleicht brauchte ich wirklich diesen Baileys.«

»Und daran ist nichts auszusetzen«, sage ich. »Ich habe immer eine Flasche Scotch im Büro. Manchmal muss man einfach ein bisschen runterkommen.«

»Aber du bist der Tiger«, sagt sie. »Selbstbewusst. Arrogant und –«

»Verdammt sexy?«, biete ich an. Ich versuche, sie ein wenig zu beruhigen.

Und meine temperamentvolle, erstaunliche Faith enttäuscht mich nicht. Sie lässt mich mit einem »Bist du das?« abblitzen und gibt dabei einen leisen sexy Ton von sich, der meinen Schwanz zucken lässt, bevor sie hinzufügt: »Jemand, der so selbstbewusst, nein, so großspurig ist wie du, braucht sicher keinen Drink, um runterzukommen.«

»Süße, ich ziehe es vor, dass meine Bewegungen, auch die, die Zähne erfordern, kalkuliert sind, weshalb es mir und meinen Kunden guttut, ihnen die Schärfe zu nehmen. Also, was sagst du? Noch eine Tasse?«

»Ich halte meine Zunge nicht im Zaum, wenn ich trinke«, warnt sie.

»Bewahr den Rest der Welt vor deiner Zunge, nicht mich.« Ich nehme die Kanne Kaffee von der Theke hinter mir, schenke uns beiden halbe Tassen ein und fülle sie mit Baileys auf. »Lass uns ins Wohnzimmer gehen.«

Sie nickt, und während sie vor mir hergeht, beobachte ich, wie ihr herzförmiger Hintern sich bewegt. Denn sie hat einen verdammt tollen Hintern in dieser Jeans. In meinen Händen wären diese Backen, genau wie ihre Brüste, noch viel besser aufgehoben. »Wie heißt das Sprichwort?«, fragt sie, als wir uns auf die Couch setzen und uns einander zuwenden. »Lose Lippen und irgendwas?«

»Versenken Schiffe«, ergänze ich. »Loose lips sink ships, das reimt sich sogar.« Und verdammt, ich muss meinen Kopf zurück in dieses Gespräch bringen, wo er hingehört. »Und nicht nur lose Lippen, sondern alles, mit dem du deinen Anwalt – den Mann, mit dem du möglichst jeden nackten Moment verbringst – ablenkst«, füge ich hinzu.

»Weil das Nacktsein mit dir Regeln unterliegt?«

»Ja«, sage ich. »Dass ich zum Beispiel nicht will, dass du mit jemand anderem als mir Sex hast, aber das ist ein anderes Thema. Bleiben wir erst einmal bei deinen geschäftlichen und rechtlichen Angelegenheiten. Ich kann dich nicht beschützen oder dir helfen, das zu bekommen, was du wirklich willst, wenn du nicht offen zu mir bist.«

»Das Gleiche gilt für dich«, sagt sie. »Ich will nicht, dass du mit irgendjemand außer mir Sex hast, und sei offen zu mir. Behandle mich wie deine anderen Kunden. Rede nicht um den heißen Brei herum, denn das verunsichert mich. Und ich bin kein zartes Pflänzchen.«

»Erstens könnte keine andere Frau meine Aufmerksamkeit erregen, und was die Tatsache angeht, dass du kein zartes Pflänzchen bist, glaub mir, Süße. Du hast mir diese Tatsache deutlich vor Augen geführt.«

»Und trotzdem wurde ich mit Baileys und Croissants weichgeklopft. Ist das ein Service, den du deinen anderen Kunden auch bietest?«

»Ich habe Kunden, denen ich eine Flasche Whiskey einflößen würde, um sie entweder zum Schweigen zu bringen oder zum Reden. Die Croissants und den Sex nach diesem Gespräch gibt es nur für dich.«

»Du kommst immer noch nicht zum Punkt«, sagt sie. »Deshalb das ganze Sexgerede. Das ist eine Ablenkung.«

»Eigentlich ist es das nicht.«

»Dann spreche ich es selbst an«, fährt sie fort, als hätte ich nichts gesagt, bevor sie einen Schluck Kaffee trinkt und die Tasse auf dem Granit-Couchtisch vor uns abstellt.

»Na gut.« Ich nehme einen Schluck und stelle meine Tasse ebenfalls ab. »Worum geht es?«

»Ich muss der Bank einen Scheck über die sechzigtausend Dollar ausstellen, die ich gestern Abend für meine Kunst bekommen habe. Das ist in gewisser Hinsicht blöd, aber in anderer Hinsicht auch nicht. Meine Kunst ermöglicht es mir, aus diesem Schlamassel herauszukommen.«

Ich setze mich vor sie auf den Couchtisch, nicht ganz bereit, den Zorn zu entfachen, der sicher folgen wird, wenn sie erfährt, dass ich diese Zahlung und mehr bereits übernommen habe. »Das Geld wird das Weingut nicht retten.«

Sie wird augenblicklich blass. »O Gott. Habe ich das Weingut schon verloren? Hat die Bank es schon an sich genommen?«

»Natürlich nicht.« Ich lege ihr die Hände auf die Knie. »Ich bin dein Anwalt, schon vergessen?«

»Das weiß ich, aber bis vor ein paar Tagen warst du es noch nicht.«

»Ich bin dein Anwalt«, wiederhole ich, »und ich werde das nicht zulassen.«

»Aber warum solltest du dich mit der Bank überhaupt noch anlegen müssen? Das Geld sollte das Ende der Beteiligung der Bank an meinen Angelegenheiten sein. Sie können die Regelung des Nachlasses nicht aufhalten, wenn alle fälligen Schulden bezahlt sind. Richtig?«

»Richtig«, sage ich. »Nach den Dokumenten, die du mir gezeigt hast.«

»Heißt das, es gibt etwas, was ich dir nicht gezeigt habe?«

»Ganz ruhig«, antworte ich leise. »Das impliziert, dass es noch mehr gibt als das, was du hast und mir zeigen kannst.«

»Müssten sie das nicht meinem Anwalt geben?«

»Ja. Aber dein Anwalt muss klug genug sein, gezielt danach zu fragen, statt anzunehmen, dass er alles Wichtige hat. Und da ich mit der Bank gesprochen habe und sie mit harten Bandagen kämpfen, könnte es sein, dass sie bluffen. Aber es hat sie nicht verunsichert zu erfahren, dass ich jetzt auf deiner Seite stehe. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass dein Vater oder deine Mutter der Bank irgendwelche Rechte eingeräumt hat, von denen ich nicht weiß, dass sie sie haben. Hast du eine Idee, worum es sich handeln könnte?«

»Keine Ahnung. Das hätte Vertrauen und Kommunikation von meiner Mutter erfordert, und beides gab es nicht.« Bitterkeit prägt ihren Tonfall, der kalt ist auf eine Art, die mir sagt, dass die Kälte nicht über Nacht kam, aber das wusste ich ja schon. »Aber unabhängig davon, welches juristische Dokument unterzeichnet wurde«, fügt sie hinzu, »was ist das Ziel? Wenn ich das Weingut verkaufen würde, blieb mir nach Abzug sämtlicher Schulden ein Erlös von sieben bis acht Millionen. Ich weiß, dass das viel Geld ist, aber reicht das für die Bank aus, um sich so viel Mühe zu machen?«

»Es ist kein großer Aufwand, dich so weit einzuschüchtern, dass du es ihnen überlässt, wenn du einen Anwalt hast, der nichts auf die Reihe kriegt und das zulässt.«

»Nick!«

»Ich nenne die Dinge beim Namen, Süße. Wenn du das noch nicht kapiert hast, wird es Zeit, dass du aufwachst und den Tiger hörst, der dir ins Gesicht brüllt.«

»Frank ist nur alt.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Und was willst du damit sagen? Dass ich recht habe?«

»Also gut, er ist jedenfalls nicht wie du.«

»Niemand weiß das besser als du, Süße.« Ich reiche ihr den Kaffee und bereite sie auf das vor, was jetzt kommt. »Trink.«

Sie hält eine Hand hoch. »Nein. Ich muss wissen, was hier los ist. Wenn die Bank uns vor Gericht bringt, dann machst du einfach deine Tiger-Routine, reißt ihnen die Kehle auf, und es ist vorbei, richtig?«

»Sie wollen den ganzen Besitz neu bewerten lassen.«

»Warum? Können sie das tun?«

»Der Verlust der Ernte im letzten Jahr könnte sie zu der Annahme verleiten, dass der Wert jetzt unter dem der Hypothek liegt.«

»Das ist nicht der Fall«, sagt sie. »Das glaube ich nicht. Ich hoffe es nicht. Aber nehmen wir einmal an, es wäre so ... Was dann? Dürfen sie dann die Schulden in voller Höhe fällig stellen?«

»Nicht nach den Dokumenten, die ich gesehen und gelesen habe.«

»Aber wir glauben, dass es noch andere Dokumente gibt«, fügt sie hinzu und folgt damit meinem Gedankengang.

»Genau«, sage ich. »Und noch einmal: Es kann gut sein, dass sie bluffen, aber das werden wir erst wissen, wenn sie ihre Karten auf den Tisch legen oder wenn wir vor Gericht gehen. Die gute Nachricht ist, dass allein meine Beteiligung ihnen zeigt, dass sie dich nicht zu einer voreiligen Entscheidung drängen können.«

»Und die schlechte?«

»Es kann sein, dass ich erst vor Gericht gehen muss, um herauszufinden, womit wir es zu tun haben.«

»Und wann wird das sein?«

»Wenn die Bank etwas Solides in der Hinterhand hat, wird sie keine Angst vor einem Richter haben, und das bedeutet –«

»Sofort«, sagt sie. »Und wenn sie es nicht hat, wird sie sich zurückhalten. Wie lange können sie das tun?«

»Höchstens ein paar Wochen, und das auch nur, wenn alles gegen mich läuft, und das werde ich nicht zulassen. Aber sie sind fest entschlossen. Sie werden versuchen, dich zu zwingen, unter dem Druck zusammenzubrechen. In der Zwischenzeit werden wir uns darauf vorbereiten, zurückzuschlagen, und zwar heftig.«

»Und wenn ich die Schulden zurückzahle? Warum sollte ich das nicht tun?«

Ich mache mich auf ihre Reaktion gefasst und stelle die Tasse ab, die ich immer noch in der Hand halte. »Weil ich den sofort fälligen Betrag und die Raten für sechs Monate im Voraus bereits bezahlt habe.«

Sie wird blass und nimmt die Hände hoch. »Ich glaube, ich habe dich falsch verstanden. Ich soll sechs Monate im Voraus bezahlen? Das ist das Doppelte von dem, was ich auf der Bank habe.«

»Ich habe es bereits bezahlt, Faith.«

»Nein«, sagt sie.

»Doch.«

»Nein.«

»Doch.«

»Hol es dir zurück«, sagt sie mit Nachdruck. »Sag ihnen, dass du es zurückhaben willst. Ich werde dein Geld nicht annehmen.«

»Aber die Bank wird es annehmen, hat es bereits getan. Es ist bezahlt, und zwar per Barscheck.«

»Ich nehme dein Geld nicht, Nick«, sagt sie in entschiedenem Ton. »Ich danke dir. Ich meine es ernst, und diese Worte fühlen sich zu klein an für das, was du getan hast, aber du kennst mich nicht gut genug, um das zu tun. Und selbst wenn, ich will keine Almosen.«

»Das ist keine Wohltätigkeit. Es ist ein Geschenk, für das ich keine Gegenleistung will. Und wie ich schon einmal gefragt habe: Wann weiß ich genug, Faith? Ich kann so viel Sex mit dir haben, wie ich will, aber sonst soll mir alles scheißegal sein? Das ist es mir aber nicht. Das weiß ich inzwischen. Wir stehen noch am Anfang. Es ist neu für uns. Aber es ist, wie es ist, und das kann ich nicht ändern.«

Sie hält sich die Hände vors Gesicht, und ich kann sehen, wie sie zittern – wie gestern Abend, als sie erfuhr, dass sie mit ihrer Kunst sechzigtausend Dollar verdient hat. Und ich weiß nicht, wie es möglich ist, aber ich kenne diese Frau auf eine Weise, wie es nach der Kürze der Zeit kaum sein kann. Ich greife nach ihren Händen und ziehe sie zwischen uns. »Ich bin auch allein auf dieser Welt. Das weißt du doch, oder?«

»Du scheinst nicht allein zu sein.«

»Warum? Weil ich eine große Klappe habe und verdammt sexy bin?«

»Nick«, flüstert sie, diesmal ohne zu lachen.

»Ich weiß, dass wir einander kaum kennen. Ich weiß, es fühlt sich an, als könntest du auf mich zählen, und dann bin ich weg, aber das werde ich nicht sein. Selbst wenn du beschließt, dass du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, bin ich dein Freund. Ich werde dein Freund bleiben. Und ich habe nicht viele Freunde, aber die, die ich habe, um die kümmere ich mich. Okay?«

»Das Geld ...«

»Das ist keine große Sache für mich. Ich weiß, dass es sich für dich groß anfühlt, aber für mich ist es nicht viel. Ich habe ganz gut verdient, aber mein Vater war verdammt reich, und jetzt habe ich sein Geld. Und ich würde gerne mehr als nur ein paar gute Dinge damit tun.«