Shihan Bill Marsh - Jürgen Fischer - E-Book

Shihan Bill Marsh E-Book

Jürgen Fischer

4,8

Beschreibung

Sensei Bill Marsh hat sein Leben dem Karate gewidmet. Von den Anfängen der sechziger Jahre in den USA bis zum heutigen Tag, trainiert Sensei Marsh Karate Do, Kobudo und Tai Chi Chuan. Er hat mehrere hundert Schüler in Deutschland, Frankreich und Griechenland. In seinem Karate-Studium hat er dreimal das System gewechselt, bis er zum Shorinji Ryu von O´Sensei Richard Kim, Hanshi kam. Durch Interviews hat der Autor Jürgen Fischer das Schaffen von Sensei Bill Marsh dokumentiert und aufgeschrieben. Ergänzend zum biographischen Teil, enthält das Buch auch Fotostrecken über das System Shorinji Ryu. Shihan Marsh zeigt die wichtigsten Stellungen und Techniken und gibt Einblicke in die fünf Pinan Grundkatas.

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Dieses Buch ist in der Ich Form geschrieben, da die meisten Textinhalte durch Interviews, die ich mit Shihan Marsh geführt habe, entstanden sind.

Einige Passagen habe ich nach bestem Wissen und Gewissen ergänzt, und alle Texte wurden von Shihan Bill Marsh gelesen und freigegeben.

Jürgen Fischer, April 2014

karate wa rei ni hajimari rei ni owaru koto o wasuru na

Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt

Sensei Funakoshi Gichin

Vorwort

Anlässlich meines 50. Geburtstages schrieben mir Bill und Gisela Marsh diese Zeilen in mein Gästebuch. Wenn man diesen Text liest, hat man einen kleinen Eindruck, was Sensei Bill Marsh über Karate denkt, und wie er es praktiziert.

Als ich ihn zum ersten Mal sah, um mir ein Karate Training anzuschauen, hat es mich förmlich umgehauen. Das war 1975 in der Gymnastikhalle des Trierer Schwimmbads in der Südallee. Dort trainierte ein schwarzer Mann in einem schwarzen Gi eine handvoll Karateschüler. Ich musste unweigerlich an einen Panther denken, so wie er sich bewegte. Das ganze Training war für mich so beeindruckend und wurde mit so viel Disziplin abgehalten, dass ich mich gleich nach dem Training angemeldet habe.

Im Laufe der Jahre habe ich Sensei Bill Marsh nicht nur als einen der besten Karate Lehrer, sondern auch als einen total bescheidenen, immer die Ruhe bewahrenden Menschen und Freund kennengelernt. Über die ganzen Jahrzehnte hinweg wird er nicht müde, immer wieder seinen Schülern den Weg zu erläutern, den sie mit Karate gehen können.

Für ihn, und ich hoffe für die meisten seiner Schüler auch, ist Karate Do ein Lebensweg geworden, den Sensei Bill Marsh konsequent geht. Wenn es heute noch die Kaste der Samurais gäbe, würde er mit Sicherheit dazu gehören.

Mit höchstem Respekt habe ich versucht, die Geschichte dieses einmaligen Menschen hier zu dokumentieren.

Sensei Jürgen Fischer

Pressewart der Shorinji Budo Union Deutschland e.V.

Sensei Axel Roth mit Shihan Bill Marsh

An einem Mittwochabend im Februar 1978 war es das erste Mal, dass ich als Gast einem Karatetraining zuschaute. Ich war sehr beeindruckt von diesem disziplinierten und anspruchsvollen Miteinander der Schüler und des Trainers. Das Karate entsprach gar nicht meinen Vorstellungen, die ich bis dahin hatte und dem was ich bisher nur aus den sogenannten „Eastern-Filmen“ kannte, die zu dieser Zeit sehr populär und oft in Kinos gezeigt wurden. Mein Entschluss war schnell gefasst und ich meldete mich gleich für einen Anfängerkurs in dieser Karateschule an. Heute weiß ich, dass es ein ganz wesentlicher und entscheidender Moment für mich war, Sensei William (Bill) Marsh als Trainer kennengelernt zu haben. Die Art und Weise wie er das Karate praktiziert und lehrt, ist auch heute noch motivierend.

Sensei Marsh betreibt und lebt Karate Do mit einer wirklichen Überzeugung und wahren Begeisterung. Sicherlich ruhte in ihm schon früh das Talent zu sportlichem Ehrgeiz und Erfolg.

Aber genauso wichtig war und ist ihm, den Charakter des Karate Do zu wahren und jedem Schüler die Werte und Prinzipien zu vermitteln. Sensei Marsh genießt heute große Anerkennung und ist als technisch versierter Kampfkunstexperte sehr geschätzt.

Es ist also nur folgerichtig, dass dieses Buch geschrieben wurde. Der Leser erfährt nicht nur autobiographisches, sondern auch vieles über die Entwicklung und den Werdegang des Karate der Stilrichtung „Shorinji Ryu“, wie sie heute von Sensei Marsh vertreten wird.

Sensei Axel Roth

Vizepräsident der Shorinji Budo Union Deutschland e.V.

Der Panther

Ende der sechziger Jahre, ich war damals gerade erst zwölf Jahre alt, sprach noch niemand von Kampfkunst, sondern wenn überhaupt dann von Kampfsport. Ich hatte von dieser neuen fernöstlichen Art des Kämpfens kaum gehört, da hatte mich das Interesse nicht nur gepackt, sondern schon fest in mir verankert. Ich wollte unbedingt diese Art des Kämpfens erlernen. Karate galt damals als etwas sehr exotisches und im gleichen Maß wie es heute an jeder Ecke angeboten wird, musste man zu dieser Zeit lange suchen um eine Schule oder einen Lehrer zu finden.

Zu dieser Zeit war alles, was mit Körperbewegung zu tun hatte Sport und ich war wie besessen davon, diese Kampfart oder diesen Sport zu erlernen. Meine damaligen Freunde wussten nichts über Karate und so war ich allein mit einer Idee, die immer mehr Besitz von mir ergriff.

Heute kennt jeder Karate Do, doch auch heute wissen nur die Wenigsten, dass Karate Do kein Sport ist, sondern vielmehr eine Kunst. Dies wird durch das kleine Wort „Do“ ausgedrückt und die Erwähnung oder Weglassung dieser zwei Buchstaben beschreibt genau genommen den Unterschied zwischen einem Sport und der Kunst.

Do bedeutet im japanischen nicht nur Weg oder Methode, sondern beschreibt in diesem Zusammenhang viel mehr, dass eine Person in „Do“ einen Lebensweg und Verständnis findet und dementsprechend sein Leben in Freude und Harmonie versucht zu gestalten.

Dieses Do steht auch für den geistigen und seelischen Inhalt, mit der jeder individuell der Form einer Kunst oder auch seines Lebens einen persönlichen Inhalt gibt.

Dadurch wird die Form, die man übt, in unserem Fall Karate Do und auch unser Leben an sich zur Kunst.

Anfang 1973 wurde ich auf einen Mann aufmerksam, der damals als amerikanischer Militärangehöriger in Trier lebte. Man erzählte sich, dass er viel Erfahrung im Karatedo habe, und seinen Körper und Geist beherrschte wie kein anderer. Endlich hatte die Idee, die sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte, eine Richtung bekommen und ich wurde total neugierig auf diesen außergewöhnlichen Menschen und musste ihn unbedingt kennenlernen.

Ich fand heraus, dass er Sonntagvormittags in einem Gymnastikraum des Trierer Stadtbades seine Übungen abhielt und nichts auf der Welt hätte mich davon abhalten können, mir diesen Menschen anzuschauen. Als ich ihm dann gegenüber stand und er mich mit seinen dunklen Augen anschaute, war ich von seiner Aura überwältigt. Mit einem freundlichen Lächeln fragte er mich, ob ich keine Lust hätte, an der Übung teilzunehmen.

Selbstverständlich nahm ich teil, während mein Herz bis zum Hals klopfte und ich sogar vor Freude Tränen in den Augen hatte. Ich hatte die Ehre, einen Mann kennenlernen zu dürfen, der es verstand, nicht nur einen Sport auszuüben, sondern seiner Karateübung durch seine Persönlichkeit Form und Inhalt zu geben. Ein Mann, dessen Ruhe und Gelassenheit auf einen selbst übersprang. Seine starken Bewegungen dagegen hatten etwas von einer Raubkatze. Die Geschmeidigkeit und unangestrengte, natürliche Kraft in all seinen Kampfbewegungen lassen auch heute noch in mir wie das Bild eines in sich ruhenden, aber entschlossenen und vor allem kraftvollen Panther hochkommen.

Ich lernte diesen Menschen zu schätzen, was ich noch bis heute tue. Obwohl ich mittlerweile einen anderen Karate – Weg gehe, habe ich diesen meinen Weg genauer betrachtet letztlich nur durch ihn gehen können. Er war es, der den Grundstein für mein heutiges Sein gelegt hat.

Durch ihn wurde ich inspiriert, den richtigen Weg zu finden und konsequent zu gehen, dafür bin ich ihm heute immer noch dankbar.

„ Domo arigato gozaimasu Sensei Marsh!“ Du bist ein wundervoller Mensch!

Sensei Joachim Laupp

8. Dan Kyoshi

Präsident des Okinawa Shorin-Ryu Shido-kan Karatedo Deutschland

Sensei Joachim Laupp

„Oberstes Ziel in der Kunst des Karate

ist nicht Sieg noch Niederlage.

Der wahre Karateka erstrebt die Vervollkommnung

seines Charakters.“

Sensei Bill Marsh

Inhalt

Jena – meine Familie in den USA

St. Louis – Mein erster Kontakt zu Karate

Sensei Robert Yarnall

Army – Stationierung in Deutschland, Sensei Takuba

Musik – Mein Entschluss in Deutschland zu bleiben

Meine Familie in Deutschland

Shorin Karate Studio Trier

Shorinji Ryu, Sensei Richard Lee, O´Sensei Richard Kim

Kobudo

Tai Chi Chuan

Training in Okinawa

Chronologie

Shorinji Budo Union Deutschland e.V

.

Meine Schüler

Waza - die Technik

Kata

Pinan Shodan

Pinan Nidan

Pinan Sandan

Pinan Yondan

Pinan Godan

Rückblick

Anhang

Bill Marsh während der Schulzeit

1. Jena – meine Familie in den USA

Ich bin in Jena, Louisiana USA an einem Donnerstag, den 30. März 1944 geboren. Jena ist eine Kleinstadt im US-amerikanischen Bundesstaat Louisiana und hat heute ca. 2500 Einwohner. Mein Vater, William James Marsh Senior war Schuldirektor und meine Mutter Willie Mae Marsh war Lehrerin. Ich habe noch vier ältere Schwestern. Dorothy, Shelly, Gustava und Samantha. Als ich vier Jahre alt war ist mein Vater leider durch einen tragischen Jagdunfall ums Leben gekommen. Dadurch wurde es für meine Mutter sehr schwer, die Kinder zu versorgen und gleichzeitig noch einen Fulltime Job als Lehrerin zu bewältigen. Sie musste gezwungener Maßen Gelegenheitsjobs annehmen, um die Familie mit fünf Kindern durch zu bringen.