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Diese Abhandlung untersucht die Beziehung zwischen Performance und Ritual. Mit dem Aufkommen der Performancekunst Mitte des 20.Jahrhunderts wird ein grundlegender Paradigmenwechsel eingeleitet, der die Darstellung des Äußeren mit dem künstlerischen Ausdruck des Inneren ersetzt. Die Performancekunst vermag alle bisherigen Ausdrucksformen in einem Gesamtkunstwerk zu vereinen und etabliert so einen Duktus der Grenzüberschreitungen. Wie auch beim Ritual handelt es sich bei der Performance um den Vollzug von Handlungen, die Unsichtbares sichtbar machen. Diese Gegenüberstellung sorgt für Diskussionen und wird bei der Performancekünstlerin Marina Abramović auf die Spitze getrieben. Dieses E-Book ist Teil der E-Book-Reihe "Sela d'or mini" des Sela d'or Verlags. In Sela d'or mini erscheinen wissenschaftliche Texte mit kulturwissenschaftlichen Themen. Die Reihe wird kontinuierlich erweitert und zeichnet sich aus durch ihre Kompaktheit der Texte und der thematischen Vielfalt. www.selador-verlag.at
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Seitenzahl: 18
Veröffentlichungsjahr: 2024
I Von der Darstellung zum Ausdruck
Mit der Erfindung der Fotografie ist es ab Mitte des 19. Jahrhunderts möglich, die äußere Wirklichkeit abzubilden. Alle Eindrücke, die mit dem menschlichen Auge sichtbar sind, können mithilfe dieser neuen Technik festgehalten und reproduziert werden. Was vorerst Aufgabe der Bildenden Kunst war, wird nun zum Handwerk des Fotografen und beeinflusst die darauffolgende Entwicklung in Kunst und Kultur maßgeblich. Ab der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert beginnen Künstler sich von der äußeren Wirklichkeit und der Fotografie abzugrenzen, indem sie den Fokus verlagern: Nicht mehr was wir wahrnehmen, sondern wie wir etwas wahrnehmen, gewinnt an Bedeutung.
Paradigmenwechsel im 20. Jahrhundert
Die Fotografie fungiert ab dem 20. Jahrhundert als Anregung für die Künstler, neue Techniken und Umsetzungsmethoden zu entwickeln, die fotografisch zu dieser Zeit nur schwer bzw. nicht möglich waren. Es kommt zu einem Paradigmenwechsel, welcher sich durch die Umorientierung von der Darstellung des Äußeren hin zu einem Ausdruck des Inneren auszeichnet. Diese Ausdruckskunst beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Expressionismus und der Hinwendung zur abstrakten gegenstandslosen Malerei mit Wassily Kandinsky, welcher 1913 mit Erstes abstraktes Aquarell den Grundstein legt. Interessant bei Kandinsky ist seine Synästhesie, mit der er experimentiert und sich abseits der Malerei auch mit Musik und Literatur beschäftigt. Er beginnt Klänge, Töne und Emotionen abzubilden und entwirft eine ganze Grammatik an Formen und Farben, welche er schließlich beim gegenstandslosen Arbeiten einsetzt. Mit dem Expressionismus eröffnet Kandinsky eine ganze Ära, in der Kunst als Ausdruck praktiziert und bis dato so fortgeführt wird.
Kunst als Ausdruck: Trennung von Form und Inhalt
Der deutsche Philosoph Georg Bertram beschäftigt sich aus philosophischer Sicht mit dem Kunstbegriff und weitet den Begriff des Expressionismus aus: Er spricht dabei von einem sogenannten Expressivismus. Dabei gibt es keine absoluten ästhetischen Urteile mehr, sondern nur subjektive Empfindungen, die niemals im Widerspruch zueinander stehen. Diese subjektiven Empfindungen können verschiedener Natur sein: Gefühle, Eindrücke, Erlebnisse oder Erfahrungen, welche als Basis für ästhetisches Schaffen fungieren.1 „Kunst schafft demnach eigene Formenwelten, ohne sich an irgendwelche äußeren Vorgaben zu halten.“2