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Ein Pechvogel - vom Glück verfolgt - Mitreißende Lovestory um eine schicksalhafte Verwechslung
Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie auch schon einmal vor dem Schaufenster eines Luxus-Juweliers gestanden und sich gewünscht, ein bestimmtes Schmuckstück zu besitzen, obwohl es absolut unerschwinglich ist?
Allegra Mosbach passiert genau das. Smaragde und Brillanten, zu einem hinreißend schönen Armband verarbeitet, sind selbst für die reiche Erbin unerreichbar. Aus nicht ganz uneigennützigen Gründen macht Ronald Powell, der Geschäftsführer von Moorgate Ltd., ihr deshalb den Vorschlag, doch das wesentlich preiswertere Duplikat zu erstehen. Und dabei geschieht das schier Unglaubliche: Beide Schmuckstücke werden verwechselt. Wie so etwas geschehen kann, werden Sie sich fragen. Bitte, lesen Sie selbst ...
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Seitenzahl: 104
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Ein Pechvogel – vom Glück verfolgt
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: GeorgeRudy / iStockphoto
Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam
ISBN 978-3-7325-7369-1
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Ein Pechvogel – vom Glück verfolgt
Mitreißende Lovestory um eine schicksalhafte Verwechslung
von Daniela von Thann
Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie auch schon einmal vor dem Schaufenster eines Luxus-Juweliers gestanden und sich gewünscht, ein bestimmtes Schmuckstück zu besitzen, obwohl es absolut unerschwinglich ist?
Allegra Mosbach passiert genau das. Smaragde und Brillanten, zu einem hinreißend schönen Armband verarbeitet, sind selbst für die reiche Erbin unerreichbar. Aus nicht ganz uneigennützigen Gründen macht Juwelier Ronald Powell ihr deshalb den Vorschlag, doch das wesentlich preiswertere Duplikat zu erstehen. Und dabei geschieht das schier Unglaubliche: Beide Schmuckstücke werden verwechselt. Wie so etwas geschehen kann, werden Sie sich fragen. Bitte, lesen Sie selbst …
Allegra Mosbach hatte gerade ihren mehrspaltigen Bericht über eine Veranstaltung der Frauenbewegung abgegeben und war im Begriff, die Redaktion für heute zu verlassen, da klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch.
Ihr erster Gedanke war, das Klingeln zu ignorieren. Doch dann sagte sie sich, dass es sich vielleicht um ihren Chef handeln könnte, und da nahm sie vorsichtshalber ab. Aber es war Werner mit der Frage, wann sie Feierabend machen würde und ob sie Zeit und Lust zu einem kleinen Stadtbummel hätte.
Allegra war im ersten Moment empört, denn vorgestern hatten sie sich im Streit getrennt und sich noch nicht versöhnt. Aber seine Stimme verlor selbst am Telefon nicht ihr einschmeichelndes Timbre und war – außer seinem wahnsinnig guten Aussehen – seine stärkste Waffe.
So sagte sie ohne Zögern zu, sich mit Werner in einer halben Stunde am Gutenbergdenkmal zu treffen.
Vom Verlagshaus der Neuen Presse war es nicht weit bis dorthin. Allegra beschloss daher, ihr Auto in der Tiefgarage zu lassen. Sie ging freundlich grüßend am Pförtner vorbei, der genüsslich ihren hübschen Beinen nachguckte.
Aber nicht nur die Beine waren hübsch an Allegra Mosbach. Sie besaß eine makellose Figur, deren Proportionen sie mit unauffälligem Schick zur Geltung brachte. Ihr blondes langes Haar trug sie in einem dicken Zopf. Ihre unwahrscheinlich blauen Augen erinnerten an Saphire und bildeten zu dem bronzegetönten Teint einen aparten Kontrast.
Ihrem selbstbewussten Gang sah man irgendwie an, dass sie es trotz ihrer erst fünfundzwanzig Jahre zu einer unabhängigen Position gebracht hatte. Das stimmte insofern, da man ihr seit Kurzem ein selbstständiges Ressort in der Redaktion überlassen hatte: aktuelle Frauenfragen.
Dass Allegra über allem beruflichen Ehrgeiz ein sehr wesentliches Element bisher sträflich vernachlässigt hatte, nämlich sich richtig zu verlieben, wusste sie selber kaum. Ihre Vorgesetzten wären nie auf eine solche Idee gekommen, denn aus Allegras fesselnd geschriebenen Berichten und Artikeln war von diesem Manko beim besten Willen nichts herauszulesen.
Jetzt bog Allegra in die Zielstraße ein und fand, dass man sich um diese Stunde, noch fernab von jedem Berufsverkehr, recht zwanglos bewegen konnte.
Deshalb fiel ihr auch die kleine Menschentraube sofort auf, die sich vor dem Schaufenster eines ehrwürdigen bürgerlichen Geschäftshauses drängte, sodass das Passieren auf dem Gehsteig fast schwierig wurde.
Der Anziehungspunkt lag nur ungefähr zwanzig Meter von ihrem vereinbarten Treffpunkt entfernt. Da von Werner noch nichts zu sehen war, drängte sie sich neugierig zwischen die Bewunderer des Schaufensters.
Dabei warf sie unwillkürlich einen Blick zur Hausfront empor.
Moorgate Ltd. stand dort in klaren glänzenden Goldlettern zu lesen. Jetzt erinnerte sich die Journalistin, dass die berühmte amerikanische Juwelenfirma in Frankfurt ihre erste Filiale eröffnet hatte. Ein Kollege hatte davon in der Neuen berichtet, und Allegra war im Grunde froh darüber gewesen, dass diese Aufgabe nicht sie getroffen hatte.
Nicht, dass ihr Schmuck nicht gefallen hätte – sie wäre keine Frau gewesen. Aber ihr Hang für Unerschwingliches war nicht sonderlich ausgeprägt.
Jetzt jedoch fand sie sich schon so weit nach vorn gedrängt, dass sie kaum mehr umkehren konnte.
Und dann entdeckte sie auch den Grund für das ungewöhnliche Interesse.
Im Schaufenster nebenan blitzte es ebenfalls nur so von Brillanten, aber die eigentliche Attraktion lauerte hier.
Die Auslage war mit einer metallisch leuchtenden Verkleidung auf ein Minimum verkleinert worden. Dieser Rest glich täuschend echt einem offen stehenden Tresor, in dessen indirekter Beleuchtung Dinge aufglitzerten, die sich neben dem Schmuck der britischen Krone im Londoner Tower nicht verstecken brauchten.
Star der Ausstellungsstücke war ein Weißgoldarmband mit Saphiren und Diamanten, wohl keiner davon unter einem halben Karat, das in seiner geradezu frivol einfachen Arbeit wie ein einsames Wunder der Juwelierkunst wirkte.
Das Kleinod thronte einsam in einem Extrafach des Tresors auf schwarzem Samt. Die Goldketten, Smaragde und kunstvollen Ringe eine Etage tiefer verblassten dagegen förmlich.
Allegra schrieb es der einkeilenden Nachbarschaft zu, dass sie eine ganze Weile vor dem Tresor stehen blieb und nichts mehr als das Armband zu sehen schien.
»Möchtest du es haben?«, fragte plötzlich eine Männerstimme in ihrer unmittelbaren Nähe. »Ich glaube, es würde dir ausgezeichnet zu Gesicht stehen, Mädchen.«
Die Köpfe in der nächsten Umgebung richteten sich auf den Mann, der sich von der Seite geschickt herangekämpft hatte und nun ein paar Schaulustigen hinter sich das Vergnügen verdarb.
Irgendwie sah er ein bisschen danach aus, als ob er sein Angebot an Allegra realisieren könne. Allegra wusste es besser und zog ihn aus der Menge.
»Du solltest nicht immer eine solche Schau abziehen müssen, mein Lieber«, tadelte sie ihn sanft, denn er gefiel ihr mal wieder ganz gut, und sie glaubte zumindest zeitweilig, in ihn verliebt zu sein.
Werner Frankenheim war der Sohn eines Brauereidirektors und studierte im letzten Semester, um in absehbarer Zeit im väterlichen Unternehmen zu volontieren.
»Ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse wegen Jutta«, kam es prompt aus seinem Mund, während sie ein paar Meter von den Neugierigen entfernt stehen blieben. »Du weißt doch, dass sie zur Schönheitskönigin der erweiterten Frankfurter Alma Mater gewählt worden ist. Wenn sie mir da in einem Anflug von Sektlaune einen Kuss gibt – soll ich da den Kopf abwenden?«
Allegra zuckte die Schultern.
»Vergiss es einfach! Sag mir lieber: Hast du wirklich so viel Bares? Dann sollte ich dein Angebot annehmen – das Armband ist konkurrenzlos.«
»Dann kaufe ich es«, meinte Werner Frankenheim schmunzelnd.
Trotz seiner Aufmachung mit einigem Playboyanstrich sah er nicht unseriös aus, überlegte Allegra, besonders wenn er wie jetzt seine Sonnenbrille abnahm.
»Hast du gewonnen? Oder geerbt? Oder spinnst du ein bisschen?« Allegra gab sich große Mühe, ihn nicht allzu ernst zu nehmen.
Werner Frankenheim ergriff Allegras Hand und sah ihr trotz tausend optischer Ablenkungen tief in die Augen.
»Ich will dir alles beantworten, so gut ich kann«, meinte er und lächelte. »Gewonnen habe leider nicht. Ich kann nicht einmal während der nächsten Jahrhunderthälfte auf eine Erbtante zurückgreifen wie du, Mädchen. Vielleicht aber habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank: Bitte erkenne mir also ein Quäntchen Unzurechnungsfähigkeit zu, wenn ich dich bitte, mich in den Laden mit dem typisch amerikanischen Lockfensterchen zu begleiten.«
Allegra sah ihn nun wirklich an wie eine Seelenärztin ihren Patienten und vergaß dabei, ihm ihre Hand zu entziehen.
»Was soll denn der Unsinn?«, fragte sie dann ungehalten.
»Ist es verboten, sich in einem Juweliergeschäft der oberen Zehntausend umzusehen und ein paar Fragen zu stellen?«, entgegnete Werner überlegen.
Sie mussten sich keineswegs durch die mindestens zwanzig Menschen drängen, die das Schaufenster mit dem zauberhaften Armband ständig im Wechsel belagerten. Denn der Weg zum Eingang von Moorgate Ltd. war frei.
Noch bevor Werner den Türgriff erfassen konnte, hielt ihn Allegra an beiden Armen fest.
»Ich eigne mich nicht als Schaupublikum, Werner«, erklärte sie fast böse.
»Angst vor der Welt der Großen?«, neckte er sie süffisant. »Und das will perfekte Journalistin werden – trotz einer einmaligen Erbtante im Hinterhalt mit Hemmungen beladen? Komm!«
***
Allegra fand es zu albern, vor Frankfurts neuestem und vermutlich teuerstem Juwelierladen ein Schauspiel aufzuführen. Bestimmt befanden sich unter dem Publikum vor dem Schaufenster noch Leute, die Werners frivole Sprüche vernommen hatten und nun heimlich lauerten, was denn daraus werden würde.
Freilich konnte ihr die Ansicht dieser Leute völlig gleichgültig sein, dachte Allegra trotzig. Aber sie war es trotzdem nicht, und das, obwohl sie keinen einzigen Bekannten entdeckte.
Die glitzernde Pracht des nicht sonderlich großen Geschäftes verjagte all diese Gedanken.
Zwei Kunden, die so aussahen, wie man sich Millionäre vorstellt, wurden von zwei Blondinen in eng anliegenden, dezent schwarzen Kleidern betreut.
Ein drittes Mädchen erschien irgendwo aus dem Hintergrund, obwohl eine hörbare Ladenklingel bei Moorgate Ltd. natürlich verpönt war.
»Guten Tag! Womit kann ich den Herrschaften dienen?«, erkundigte sie sich und verzog die geschminkten Lippen zu einem Lächeln.
Allegra hatte ihr leicht angeknackstes Selbstbewusstsein wiedergewonnen und überließ es mit wachsendem Interesse Werner, die Verhandlungen zu führen.
»Es geht mir um das Armband in ihrem Spezialschaufenster«, erklärte er in weltmännischer Manier. »Wenn meine Freundin und ich uns das Stück einmal ansehen könnten? Oder ist es kein Einzelstück?«
»Doch, es ist ein Einzelstück«, entgegnete die Dame mit einem Lächeln, das eine ganze Garde unerfahrener Jünglinge in Verwirrung hätte bringen können. »Ich bin gern bereit, Ihnen das Armband aus dem Schaufenster zu nehmen.«
»Das wäre reizend von Ihnen«, lächelte Werner Frankenheim zurück.
»Ich möchte nicht die Freundin eines Hochstaplers sein, Werner«, flüsterte ihm Allegra zu, während die Verkäuferin unter Assistenz eines in vornehmer Eleganz gekleideten Kollegen dabei war, den Gaffern draußen ihr Lieblingsobjekt zu entziehen. »Deshalb werden sich unsere Wege ab heute trennen.«
Obwohl Werner spürte, dass es Allegra mit dieser Drohung ernst sein könnte, reagierte er nur mit einem sanften, um Verzeihung heischenden Blick.
Allegra wusste hinterher nicht mehr zu sagen, warum sie nicht wortlos den Luxusladen verlassen hatte.
Lag es an dem jungen Mann, der nun, das Armband auf einem Tablett jonglierend, wieder hinter die Ladentheke kam?
In dem Augenblick, als er das Schmuckstück mitsamt seiner schwarzsamtenen Unterlage auf die Glasplatte legte, spürte sie lediglich, dass er nur für sie Augen hatte. Einem Außenstehenden, ja, selbst Werner, schien der offene Blick dieser hellen Augen, die – umgekehrt wie bei Allegra in reizvollem Kontrast zu dem dunklen Haar standen – nur unverbindliche Freundlichkeit auszudrücken.
In Allegras Gesicht aber brannte es förmlich.
»Sie dürfen es ruhig in die Hand nehmen, um es einer eingehenden Prüfung zu unterziehen«, ermunterte der Verkäufer die Journalistin.
Seine Kollegin hatte inzwischen das Schaufenster geschlossen und war nähergetreten, um aus unaufdringlicher Entfernung die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten.
Allegra begann Werner insgeheim zu hassen, aber sie sagte sich, dass wohl auch wirklich solvente Kunden sich diese Kostbarkeit würden vorlegen lassen, ohne sie zu erwerben.
Obwohl sie in den Augen der beiden Angestellten schon die Erwartung einer hübschen Verkaufsprovision las, die sie würde enttäuschen müssen, überwand sie ihre Scheu, die im Übrigen wirklich nicht zu einer erfolgreichen Reporterin passte, und legte mithilfe des jungen Mannes das Armband an.
Es war wie ein Rausch, der sie erfasste, als die Edelsteine im Schein der raffinierten Deckenbeleuchtung an ihrem Handgelenk zu funkeln begannen.
»Einfach zauberhaft«, flüsterte sie atemlos und merkte deutlich, wie die Blicke des Verkäufers Bewunderung und aufrichtige Freude zugleich ausdrückten.
Allegra erinnerte sich, dass er mit leichtem amerikanischem Akzent gesprochen hatte.
»Es freut mich, dass es Ihnen gefällt«, versicherte er nun, »aber offengestanden hätte ich nichts anderes erwartet. Es ist wirklich ein meisterhaft gefertigtes Stück. Zweiundzwanzig blaue Saphire mit zusammen 22,5 und achtzehn lupenreine Diamanten mit zusammen 16 Karat, Fassung in Goldplatinlegierung. Das Armband ist sozusagen Ausstellungsstück Nummer eins dieser Geschäftseröffnung.«
»Soll das heißen, dass Sie es nicht verkaufen wollen?«, fragte Werner.
»Natürlich wollen wir«, erwiderte der Verkäufer mit einem Lachen, das Allegras Interesse plötzlich mehr als das blitzende Schmuckstück an ihrem Arm in Anspruch nahm. »Doch natürlich hätten wir auch nichts dagegen, wenn wir das Armband noch eine Weile als Blickfang für Kunden benutzen könnten.«
Allegra atmete erleichtert auf. Das hieß doch im Klartext nichts anderes, als dass man diese Kundschaft im Moment nicht zu den ernsthaften Interessenten zählte.
Bei Geschäftsneueröffnungen war das beinahe selbstverständlich, versuchte sie sich zu trösten, als sie dem Amerikaner bereitwillig den Arm hinstreckte, um sich das Kleinod wieder abnehmen zu lassen.
»Ich taxiere das Armband auf eine halbe Million«, meldete sich Werner erneut zu Wort.
»Sechshunderttausend«, klärte ihn der Mann hinter dem glasbedeckten Tresen auf.
Seine Freundlichkeit blieb die Gleiche wie am Anfang, und seine Blicke ruhten mit derselben beinahe unheimlich wirkenden Faszination auf Allegra. Unheimlich deshalb, weil sie erkannte, dass niemand sonst den Blick des Amerikaners auf solche Weise deuten konnte. Dabei war sie sich völlig sicher, dass sie nicht an krankhafter Selbstüberschätzung litt.
Wie aber würde sich Werner jetzt aus der Affäre ziehen?, fragte sie sich.