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Eine aufregende Mischung sinnlicher Kurzgeschichten wartet darauf, dich in leidenschaftliche Stimmung zu versetzen ...! Alles bestens: Man muss nicht immer über ALLES reden … Manchmal ist es vielleicht sogar besser, die Dinge einfach in die Hand zu nehmen. Angekommen: Wie sagte schon Ina Deter: "Frauen kommen langsam - aber gewaltig." Und manche kommen langsamer als andere … Aufwärts: Wünsch dir was! Seine Hand: Was lieben Sie besonders an einem Mann? Der Raum: Es gibt ihn irgendwo, diesen Raum, in dem wir uns selbst wiederfinden, ganz und gar - und im Idealfall nicht allein. Mike: Ich fühlte mich stark. Bis ich Ella begegnete. Jetzt ist alles anders. Linda: Nicht schlimm, si certo, ein bisschen peinlich, naturalmente, aber bitte auf keinen Fall im Hotel herumerzählen. Gesehen: Sehen und gesehen werden - ein nicht unerheblicher Teil der Erotik findet über das Auge statt! Paul kommt - runter: Schluss mit der Routine. Hot Cat: Von Margret und Helmut, als wäre es gestern gewesen. Nachts: Höchste Zeit, ein wenig mehr an mich zu denken. Nichts Besonderes: Und es stellt sich die Frage: Wer benutzt hier wen? Panne: Sie ist tough, die Unternehmerin Clara, bis die Panne ihr Leben verändert. Showdown: Von Bernhard und Marlies und ihrer ganz neuen Perspektive. WG: Wer sagt, dass man "auf Arbeit" keine überraschenden, interessanten Begegnungen haben kann? Und wie genau definiert man "Arbeit"?
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Seitenzahl: 282
Veröffentlichungsjahr: 2022
Sinnliche Geschichten
Erotissima
von Greta Leander
Copyright © der Originalausgabe 2014 bei der Autorin
ISBN Softcover 978-3-347-57156-3 ISBN Ebook 978-3-347-57157-0
Genehmigte Sonderausgabe 2022 im Auftrag der Autorin durch KMAV Kölner Medienagentur und Verlags GmbH, Im Dau 3, 50678 Köln
Covergestaltung: KMAV GmbH unter Verwendung eines Fotos von DKai/Shutterstock
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Alles bestens
Man muss nicht immer über ALLES reden … Manchmal ist es vielleicht sogar besser, die Dinge einfach in die Hand zu nehmen.
Angekommen
Wie sagte schon Ina Deter: „Frauen kommen langsam – aber gewaltig.“
Und manche kommen langsamer als andere …
Aufwärts
Wünsch dir was
Seine Hand
Was lieben Sie besonders an einem Mann?
Der Raum
Es gibt ihn irgendwo, diesen Raum, in dem wir uns selbst wiederfinden, ganz und gar – und im Idealfall nicht allein.
Mike
Ich fühlte mich stark. Bis ich Ella begegnete. Jetzt ist alles anders.
Linda
Nicht schlimm, si certo, ein bisschen peinlich, naturalmente, aber bitte auf keinen Fall im Hotel herumerzählen
Gesehen
Sehen und gesehen werden – ein nicht unerheblicher Teil der Erotik findet über das Auge statt!
Paul kommt – runter
Schluss mit der Routine.
Hot Cat
Von Margret und Helmut, als wäre es gestern gewesen
Nachts
Höchste Zeit, ein wenig mehr an mich zu denken.
Nichts Besonderes
Und es stellt sich die Frage: Wer benutzt hier wen?
Panne
Sie ist tough, die Unternehmerin Clara, bis die Panne ihr Leben verändert.
Showdown
Von Bernhard und Marlies und ihrer ganz neuen Perspektive
WG
Wer sagt, dass man „auf Arbeit“ keine überraschenden, interessanten Begegnungen haben kann? Und wie genau definiert man „Arbeit“?
Nachwort
Alles bestens
Frei! Ich hatte frei! Herrlich – es war Freitagnachmittag, ein anstrengender Arbeitstag lag hinter mir. Vor mir lag ein Wochenende, das ich in schönem Alleinsein zubringen würde. Ich würde ein langes Schaumbad nehmen, dabei lesen, Musik hören, vielleicht sogar Kerzen auf den Wannenrand stellen. Danach eine kleine Mahlzeit, ein teures Fertiggericht, keine Lust aufwändig zu kochen. Dazu Rotwein, Mineralwasser, eine abendliche Zigarette auf der Terrasse. Samstag ein Steak mit Bohnen. Vielleicht würde ich irgendwann mit einer Freundin telefonieren, aber nur vielleicht! Vermutlich würde ich mich einfach so dahintreiben lassen und gar nichts tun. Wunderbar.
Soweit meine Pläne…
Nach der Arbeit ging ich durch die Einkaufsstraße, holte mir das Nötigste im Supermarkt. Kaufte ein Steak beim Metzger für den Samstag, beim Gemüsehändler die Kartoffeln und die Bohnen dazu. Ich bummelte durch die Läden und genoss das Gefühl, nur für mich einzukaufen. Zum Frühstück gäbe es Camembert und Orangenmarmelade. Sonst nichts. Kein Ei, kein Orangensaft, keine Wurst. Frische Brötchen am Morgen auch nicht, ich kaufte Toast. Man muss sich vor dem Frühstück anziehen, um Brötchen zu holen, brrr. Nicht mit mir, nicht an diesem Wochenende.
Das Gefühl erinnerte mich an früher, als ich noch bei den Eltern wohnte und es kaum erwarten konnte, wenn sie mal aushäusig übernachteten und mich allein ließen. Sturmfrei.
Ein bisschen gemein fand ich mich schon, schließlich liebte ich meinen Mann. Er ist ein wirklich netter Mensch, sehr tolerant, mein Andreas. Wir leben schon eine ganze Weile zusammen, in einem kleinen Haus aus dem 18. Jahrhundert, ein bisschen verwinkelt, am Ortsrand gelegen. Gekauft nur für uns beide, wir hatten Freunde, gingen aus, ins Kino, zu Konzerten. Wir waren uns selbst genug auf eine erfüllende Art, es war alles bestens.
Trotzdem war es eine nette Sache, hin und wieder allein zu sein. Andreas hatte einen neuen Job, war in der Firma aufgestiegen. Ein bisschen mehr Geld, das wir nicht wirklich brauchten, ein bisschen mehr Verantwortung, und hin und wieder eine kleine Reise, um den Kontakt zu Kollegen an anderen Standorten zu pflegen, die er koordinieren sollte. Meist nur eine Übernachtung, unter der Woche, aber diesmal sollte es übers Wochenende gehen, sie hatten ein Seminar gebucht, irgendwo in der Eifel, er würde Freitagmorgen von zu Hause aus losfahren … Ich hatte nur mit halbem Ohr zugehört, war in meinen Gedanken schon dabei, mich mit dieser Idee eines Wochenendes ganz für mich allein zu beschäftigen. Es kam mir wie ein Geschenk vor – albern eigentlich.
Und nun schloss ich die Haustür auf, warf meine Einkaufstaschen auf den Küchentisch und schlüpfte aus den Pumps. Nahm mir ein Eclair aus der Tüte, ging kauend und mit Zucker bestäubt ins Wohnzimmer und warf mich auf das Sofa. Gierig biss ich wieder in die Vanillecreme, aß den Kuchen bis zum letzten Krümel, leckte mir die Finger ab. Zu faul, um wieder aufzustehen. Ich saß herum und dachte an alles und nichts. Ganz allein.
Andreas‘ Laptop blinkte. Unterbewusst nahm ich es wahr, aber erst nach längerer Zeit bemerkte ich es wirklich. Es stand auf dem Sideboard, wie immer, wenn er zu Hause war. Aber er war nicht da, was also hatte sein Laptop hier verloren? Und wieso war es noch an?
Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust, mich damit zu beschäftigen. Es würde irgendwelche Aktion von mir erfordern. Ich würde telefonieren müssen, irgendetwas arrangieren, einen Kurier besorgen oder Ähnliches. Er ging nie ohne sein Laptop aus dem Haus. Alles in mir wehrte sich gegen diesen Gedanken, ich versank wieder in Träumereien.
Es blinkte hartnäckig in meinem Augenwinkel.
Mir wurde klar, dass ich diese optische Belästigung, die mich zu quälen begann wie ein Stachel in meinem Fleisch, entfernen musste, bevor ich wirklich meine Ruhe hätte. Widerwillig stand ich auf und ging hinüber, nahm das Gerät mit müden Händen und ging zurück zum Sofa, um es zumindest auszuschalten.
Es war eins von diesen Notebooks, die sofort in Standby gehen, wenn man den Deckel schließt, egal welches Programm man gerade geöffnet hat. Ich würde es wieder hochfahren müssen, um es auszuschalten. Leicht missmutig klappte ich den Bildschirm hoch, drückte „Enter“ und wartete, bis sich das Bild aufbaute. Immer noch geistig abwesend, nahm ich eine unbekannte Mail-Oberfläche wahr, suchte nach dem „Abmelden“-Button – da stieß ich auf einmal auf das Wort „geil“.
Nun muss man wissen, Andreas drückt sich immer sehr gewählt aus. Man könnte alles, was er sagt, sofort in die Druckerei geben. Dabei wirkt es nicht gestelzt, es ist ganz natürlich, passt zu ihm wie ein Handschuh. Selbst wenn wir streiten, entgleist er in seiner Wortwahl höchst selten. Daher elektrisierte mich dieses Wort „geil“ und warf mich ruckzuck! aus meinem Wochenend-Abschalt-Modus. Mit pochendem Herzen und den unvermeidlichen Sprüchen meiner Mutter im Hinterkopf „Der Lauscher an der Wand hört seine eigne Schand“ sah ich genauer hin. Ein bekannter Mail-Anbieter, ich hatte nur noch nie damit gearbeitet. Links auf der Seite die Eingangsordner, oben die Mail-Liste, unten das Vorschaufenster. Der Ordner „Posteingang“ war geöffnet, und auf der langen Liste fand sich immer nur ein Absender: [email protected]. Alberner Name, dachte ich mir. Und las dann die Mail im Vorschaufenster. Was ich da zu sehen bekam, war weniger albern. Nicht lustig, und schon gar nicht unverfänglich. Ich flog über die Zeilen, mein Mund wurde trocken, ich schluckte. Wer zur Hölle war diese „toffifee“? Und wie zum Teufel kam sie dazu, den Penis meines Mannes als die „längste Praline der Welt“ zu bezeichnen?
Vergessen meine Pläne des gemütlichen Faulenzens. Ich las hektisch quer durch die Mails, getrieben von der Angst, rausgeworfen oder nach Passwortbestätigung gefragt zu werden. Ich wollte alles wissen, alles! Dann kam mir der Gedanke, statt zu lesen doch lieber die Mails zu speichern! Das würde mir die Hektik ersparen, und ich könnte mich in Ruhe mit dieser Sache beschäftigen. Ich kopierte also die Texte in ein Worddokument, das ich hastig sicherte. Chronologie war mir egal. Masse war wichtig. Irgendwann, nach Stunden hektischen Arbeitens – zumindest kam es mir so vor – hatte ich alles Vorhandene kopiert. Ich holte meinen USB-Stick aus der Handtasche, zog das Dokument darauf und lehnte mich dann erst mal zurück. Was für ein Tag!
Während ich noch versuchte, mich zu fassen, klingelte das Telefon. Ich starrte auf den Apparat, wartete auf das Anspringen des Anrufbeantworters, ich war zu keiner Kommunikation fähig. Es piepste, und dann tönte Andreas‘ angenehm modulierte Stimme durch den Raum: „Hallo Liebes, ich wollte nur mal kurz hören, wie es dir geht, so allein. Ich habe mein Laptop vergessen, das steht sicher im Wohnzimmer, aber mach dir keine Gedanken, ich kann mir irgendwie behelfen. Möglicherweise könntest du mich trotzdem kurz zurückrufen? Bis später dann… liebe dich!“
Die letzten beiden Worte kickten mich aus meiner Trance. So ein blödes Arschloch! In seinem wunderbar gepflegten Anzug, stets glattrasiert, gut duftend und in seidenen Socken. Die Haare sorgfältig gekämmt, die Nägel manikürt. Ich hatte ihn immer als sehr gutaussehend empfunden. Er war nicht kräftig, trotzdem sehr gut in Form. Nicht eitel, sich seines guten Aussehens dennoch bewusst, verwandte er sicher mehr Zeit auf sein Äußeres als manche Frau, was mir sehr angenehm war. Er war eben sehr sauber, und er roch immer gut. Selbst seine Freizeitkleidung bestand aus Hemden und Jeans, immer alles gebügelt (und zwar von ihm selbst). Jogginghose? Nur zum Jogging. So gepflegt sein Äußeres, so gepflegt auch sein Umgang, seine Sprache, und so gepflegt auch der Sex. Nie hätte er mir zugemutet, ihn zu küssen, wenn sein Atem nicht frisch war, oder seinen ungeduschten Körper zu berühren. Alles sehr sauber, sehr ordentlich.
Das Wort „geil“ brannte mir noch immer in den Augen, stand, wie es in Romanen immer so schön heißt, in flammenden Lettern geschrieben.
Ich stand auf, ging in die Küche, nahm mir meine Zigaretten und den Rotwein aus der Tüte, griff im Vorbeigehen ein altes Gurkenglas als Aschenbecher, wie zu Studentenzeiten. Vor dem Sofa stehend, öffnete ich den Reißverschluss meines Rockes, ließ ihn herabgleiten und kuschelte mich in die warme Wolldecke, bevor ich mich hinsetzte. Ich breitete meinen Proviant vor mir aus, zündete eine Zigarette an, inhalierte tief und öffnete das Dokument.
Ich las, rauchte, trank hin und wieder einen Schluck Wein. Es wurde dunkel, ich schaltete die Lampe neben mir ein. Die Verkehrsgeräusche von draußen wurden langsam unaufdringlicher.
Ich las, manche Passagen mehrmals. Ich las, wie mein Mann über sie hergefallen war in einer dunklen Ecke des Ganges an irgendeinem Institut, wie sehr sie es genossen hatte, als er ungestüm im Stehen in sie eindrang. Ich las, wie erregend es für sie war, im Parkhaus an der Goethestraße seinen Schwanz bis zur Wurzel in sich hineinzusaugen und dabei seine Eier zu streicheln. Ich las, wie sehr sie es schätzte, dass sein Auto so viel Platz auf dem Rücksitz bot, und wie sie seine Gelenkigkeit lobte, die es erlaubte, auf engstem Raum so vehement in sie zu stoßen. Ich las, dass allein sein Blick ausreichte, in ihrem Innern das Blut heiß fließen zu lassen. Ich las, dass es sie ungeheuer erregte, wenn er sich sachte in ihr bewegte, sie quasi hinhielt, um dann wieder alles zu geben. Ich las, wie sie von seinen Muskeln schwärmte, die sich so wunderbar bewegten, wenn er in ihr war. Ich las, dass ihre Nippel jedes Mal hart wurden beim Gedanken an seinen Körper, egal wo sie sich gerade befand. Dass ihre Möse feucht sei und sie es sich jetzt selbst besorgen würde, wenn er nicht unverzüglich zu ihr käme und sie mit langen Fingern und seiner beweglichen Zunge zur Explosion bringen würde, so wie er es im Park getan hatte. Ich las von dem ungeheuren Reiz, den seine raue Stimme auf sie ausübte, wenn er vor dem Höhepunkt „Jetzt, schneller, ja!“ rief. Seine Geschicklichkeit, in Gesellschaft anderer unauffällig seinen Finger in ihrer Spalte verschwinden zu lassen, wurde lobend erwähnt, ebenso wie seine Zielsicherheit bei der Auffindung ihres G-Punktes. Und dass sie sich nicht entscheiden könne – von hinten von ihm genommen zu werden sei so geil, aber auf ihm zu sitzen und ihn zu reiten, seine Hüften unter ihren Oberschenkeln zu spüren und ihm ihren Rhythmus aufzuzwingen, hätte auch etwas…
Als ich endlich am Ende des Dokuments angelangt war, lag der Raum im Nebel. Meine Zigarettenschachtel war nahezu leer. Ich hatte zwei Glas Wein getrunken und fühlte mich, als wären es zwei Flaschen gewesen. Diese blöde Schnepfe! Mit meinem Mann! Was bildete sie sich ein! Ich stand auf, öffnete das Fenster zum Garten, schäumend vor Wut. Warf das Laptop hinaus und musste mich sehr beherrschen, nicht „Fotze“ hinterher zu brüllen.
Sex hatte ich immer gemocht, aber von den ausschweifenden leidenschaftlichen Empfindungen dieser Toffifee war ich weit entfernt. Es war nie langweilig gewesen, bisher, aber von einer geruhsamen Kenntnis des anderen Körpers geprägt. Andreas wusste genau, was mich erregte, und er bot es mit verlässlicher Regelmäßigkeit an. Ich kam ihm immer entgegen, hatte selten keine Lust, ihn zu berühren. Wir brachten es im Allgemeinen auf einmal pro Woche, was uns beiden zu genügen schien. Und Ort des Geschehens war immer das breite Bett, das wir uns gleich zu Anfang unseres gemeinsamen Lebens angeschafft hatten. Das war bequem, das Bad gleich nebenan. Jetzt erschien mir das alles weit entfernt.
Nie wieder würde ich mit ihm schlafen können ohne das Bild vor Augen, wie er es mit einer anderen auf der Rückbank des Autos trieb, die ordentlich gebügelten Hosen zerknittert um die Knie hängend.
Ich lief ziellos durchs Haus, meine Augen brannten, ich trat gegen Polstermöbel und stampfte mit den Füßen auf, murmelte dabei mit zusammengebissenen Zähnen wüste Verwünschungen vor mich hin. Dann briet ich mir das Steak, noch immer in der Kostümjacke, ohne Rock in der Küche am Herd stehend. Es war mir egal, alles war mir egal, ich hatte unbändigen Hunger und unbändige Wut. Was hatte diese Frau, das ich nicht hatte? Ich aß im Stehen, Fleischsaft tropfte auf meine Bluse. Nach dem Essen wurde ich ruhiger. Ich ging hinauf ins Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank und suchte mir ein warmes, kuschliges Nachthemd heraus. Ich wollte etwas Weiches auf meiner Haut spüren, Trost suchen. Meine Arbeitskleidung ließ ich achtlos fallen. Dann schloss ich die Spiegeltür und sah mich an, ganz nackt.
Im Spiegel suchte ich nach Mängeln an meinem Körper. Gut, ich war keine sechzehn mehr, aber mein Busen war immer noch voll, die Nippel fest und aufgerichtet, wenn auch die Schwerkraft allmählich ihren Tribut forderte. Dafür bescherte mir das weiche Fleisch ein wundervolles Dekolleté, wenn ich einen Push-Up trug. Ich nahm meine Brüste in die Hände und drückte sie leicht in der Mitte zusammen, eine Spalte erschien, die jedem Mann den Mund wässrig gemacht hätte. Ich fuhr mit den Daumen über die Nippel, bis sie hart wurden und sich aufstellten.
Und da wurde mir auf einmal bewusst, dass mich die Lektüre ganz schön scharf gemacht hatte. Ich fuhr fort, meine Nippel zu streicheln, drückte die Schenkel zusammen und spürte die Feuchte zwischen den Beinen. Eine Hand wanderte wie von selbst hinunter und fuhr über den Kitzler, der schon geschwollen war und empfindlich zwischen den Schamlippen hervorstand. Ich teilte die Lippen und fuhr mit dem Finger langsam vor und zurück, strich über meine Perle der Lust, bis sich mein Mund öffnete und mein Atem beschleunigte. Langsam ließ ich mich vor dem Schrank nieder, saß mit dem Rücken an das Bett gelehnt und öffnete die Beine, bis ich alles sah, was sonst vom Slip verborgen war. Eine dunkle Spalte rosigen Fleisches, die sich öffnete, wenn ich das Becken leicht nach vorne schob. Ich streichelte mich weiter, ließ meinen Finger weiterwandern, massierte die vollen Schamlippen und fuhr mit dem Mittelfinger in das feuchte Loch. Das war zu wenig, ich ließ auch den Zeigefinger und den Ringfinger folgen, massierte mich mit dem Handteller. Meine Zunge fuhr über meine Lippen, ich ließ einen Finger um die erregte Spitze kreisen. Beobachtete mich dabei immer wieder im Spiegel und stellte mir vor, wie Andreas mich von hinten nahm, bis ich vor Lust verging. Ich dachte an seine strammen Schenkel, den muskulösen Po, und fühlte, wie ich bereits dem Orgasmus zustrebte. Nein, das war zu schnell, ich ließ von mir ab und drehte mich um. Hockte auf allen vieren vor dem Spiegel und drehte den Kopf nach hinten, um mich zu sehen.
Ein äußerst weiblicher Hintern, die Hüften weich gerundet und die Taille schmal, der Rücken gerade. Lockige dunkle Schamhaare wuchsen um die Stellen, die mich interessierten. Ich sah mein hinteres Loch und darunter die weibliche Öffnung, dunkel, nass, lockend. Meine Hand erreichte knapp meine Scham in dieser Haltung, ich lag mit dem Oberkörper auf dem Bett und wand mich vor Lust. Verdammt, ich wollte etwas in mir spüren, etwas Hartes, das mich ausfüllte, nicht diese Finger… Was könnte ich nur nehmen? Meine Ausflüge in die Onanie waren immer eher sporadisch gewesen, ich hatte keinerlei Sexspielzeug, war nicht erfinderisch. Jetzt aber fühlte ich die dringende Notwendigkeit, mich damit zu beschäftigen, was mir diesen innerlichen Druck geben könnte, nach dem ich mich verzehrte. Ich stand auf und lief durch die Räume, auf der Suche nach einem entsprechend geformten Gegenstand. Schließlich wurde ich fündig. In einer Schublade fand ich eine Kerze in der richtigen Größe, naja, zumindest annähernd. Es gäbe sicher Besseres, aber das war durchaus brauchbar.
Ich kannte mich selbst nicht wieder. Alle meine Gedanken drehten sich nur um die ersehnte Befriedigung. Mit meinem Ersatzdildo in der Hand ging ich zurück ins Schlafzimmer, setzte mich erneut mit weit gespreizten Beinen vor den Spiegel. Mit der Hand brachte ich mich wieder in Stimmung, teilte die Schamlippen. Mein Mittelfinger fuhr in die Öffnung und verteilte die Nässe rund um meine Klitoris, die sich geschwollen anfühlte, empfindlich. Ich versuchte mich direkt dort zu berühren, aber das war zu intensiv. Schöner war es, mit dem Finger sanft darum zu kreisen, mit den anderen Fingern die Muskeln um die Scheide zu massieren. Ich drückte die Schamlippen mit den Fingern zusammen, die Klit dabei umfangend, und nun lag die empfindliche Perle obenauf. Jetzt konnte ich sie streicheln, langsam auf und ab fahren – ein unglaubliches Gefühl, ganz anders als ich es kannte. Meine Nerven vibrierten, Hitze baute sich in meinem Inneren auf. Ich hielt inne, um nicht zu kommen. Dann steckte ich die Kerze langsam in mich hinein und bewegte sie kreisend, mit der anderen Hand noch immer meine Perle streichelnd. Ich spürte, wie in mir alle Dämme brachen, nie gekannte Erregung durchflutete mich und ließ mich keuchen. Weiter, mehr, schneller, meine Hände brachten mich an den Rand der Ekstase. Schließlich zog sich alles in mir zusammen und ich stürzte mit einem Aufschrei in einen langen, beinahe quälenden Orgasmus mit anhaltenden Wellen, an dessen Ende mich entspannte Befriedigung erfasste. Ich sank langsam zu Boden, mein Atem kam zur Ruhe, die Kerze glitt heraus, ich raffte mich kurz auf, legte mich aufs Bett und schlief ein.
Als ich erwachte, war es hell draußen. Im ersten Moment war ich irritiert – ich schlief sonst nie nackt. Aber das Gefühl der Laken auf meiner Haut war angenehm. Langsam schaltete sich mein Bewusstsein ein, ich erinnerte mich, wie ich in diese Lage gekommen war. Scham überkam mich, ich setzte mich auf und sah mein errötendes Gesicht im Spiegel. Vor dem Bett lag noch immer die ablegte Kleidung, das nicht benutzte Nachthemd – und die Kerze.
Ich war noch nicht bereit, mich mit allem anderen auseinanderzusetzen. Lehnte mich zurück, verkroch mich unter der Decke und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Irgendwie wartete ich auf die Eifersucht, auf Traurigkeit, Verzweiflung. Nichts davon fühlte ich. Ich war schlicht sauer, und mir war am ehesten danach, mich zu rächen. Das war mein Mann! Und keine Toffifee hatte das Recht, solche Dinge mit ihm zu tun! Ich wollte es auch, und ich wollte es von ihm, und ich hatte nicht vor, meinen Platz kampflos zu räumen.
Dauernd kreisten meine Gedanken wieder um den Inhalt der Mails, und um das was ich am Vorabend getan hatte. Woher kam diese unbändige Lust in meinem Innern? Ich berührte mich vorsichtig zwischen den Beinen und fühlte sofort wieder ein lustvolles Zucken in meinem Becken. Ich klemmte mir die Decke zwischen die Beine und wiegte mich, schob meine Hüften vor und zurück bis ich erneut kam. Kein Vergleich zu meinem gestrigen Abenteuer, aber trotzdem äußerst angenehm. Danach beschloss ich, keinen Gedanken mehr an Scham zu verschwenden. Ich hatte jedes Recht, mir gut zu tun! Und ich würde mir holen, was mir zustand, das schwor ich mir.
Und so ging mein Wochenende, wenn auch verspätet, wie geplant vonstatten. Ich badete mit Kerzen und Musik, ich richtete mir ein schönes Essen an, las einen Roman, zappte durch die Fernsehkanäle, kurz – ich ließ es mir gut gehen. Das Laptop holte ich aus dem Garten, wischte es sauber ab und stellte es wieder auf das Sideboard. Mir war egal, ob es noch funktionierte. Ich war auch nicht mehr neugierig auf weitere Mails.
Leider neigte sich das schöne Alleinsein am Sonntagnachmittag seinem Ende zu. In der Jogginghose und einem alten, viel zu großen Shirt lag ich auf dem Sofa, als ich Andreas‘ Auto die Auffahrt nehmen hörte.
Langsam stand ich auf und ging ihm entgegen, erreichte eben die Tür zum Flur, als er die Haustür aufschloss. Im grauen Anzug, die Haare ordentlich gekämmt, stand er vor mir, das Köfferchen in der Hand.
Ich sagte nichts, sah ihn nur an, und da muss irgendetwas in meinem Blick gewesen sein, das ihn stumm machte. Langsam ging ich auf ihn zu, barfuß, nahm ihm den Koffer aus der Hand, stellte ihn auf den Boden. Während ich ihm ins Gesicht sah, knotete ich seine Krawatte auf, zog sie aus dem Hemdkragen, öffnete die Knöpfe, einen nach dem anderen. Er blickte mich verwirrt an, ein bisschen irritiert, aber neugierig, und ließ es mit sich geschehen. Immer noch ohne Worte zog ich ihm das Hemd über die Schultern, löste seine Gürtelschnalle. Als ich beim Öffnen seiner Hose seinen Schwanz streifte, drängte er sich mir schon entgegen. Ich leckte mir die Lippen, biss zart in sein Ohrläppchen, ließ meinen schneller werdenden Atem sein Ohr streifen und spürte, wie seine Erektion zunahm.
Auch ich war schon wieder nass vor Erregung, jetzt würde ich mir holen was mir zustand. Ich berührte ihn nicht weiter, sah ihn nur unablässig an und streifte mir langsam die Hose von den Hüften. Darunter trug ich nichts. Das Shirt bedeckte kaum meinen Hintern, ich drehte ihm den Rücken zu und beugte mich nach vorn, stützte mich auf der Treppenstufe ab. Er begann zu keuchen und fuhr mit dem Finger in meine nasse Spalte, schaffte sich Platz und nahm mich im Flur, in einem einzigen, langen Fick, er stöhnte und stieß wie besessen in mich hinein, und ich blieb ihm nichts schuldig. Es war besser als alles, was uns je im Bett passiert war.
Seitdem ist alles anders.
Ich habe ihn nicht zur Rede gestellt, es war mir nicht mehr wichtig. Wer auch immer sich hinter „toffifee“ verbirgt, sie hat ihn verloren. Er ist kaum noch unterwegs, angeblich koordiniert er die Kollegen jetzt via Konferenzschaltung, wer’s glaubt…
Manchmal holt er mich in der Mittagspause ab, und wir schaffen es kaum bis ins nächste Parkhaus. Ich habe immer noch kein Sexspielzeug. Andreas gibt mir alles, was ich brauche.
Es ist alles bestens.
Angekommen
Heute würde sie es tun. Sie würde den Mann verführen, den sie über alles liebte. Es hatte lange genug gedauert, an diesen Punkt zu kommen. Und sie hatte es satt zu warten. Warten – darauf, berührt zu werden, seine warmen Hände auf ihrem Körper zu spüren, seinen Körper mit ihren Lippen erkunden zu dürfen. Sie wollte ihre Nase in seinem Haar vergraben und seinen Duft tief in sich hinein saugen. Stellen berühren, die allen anderen verborgen waren. Sie wollte Sinnlichkeit und Leidenschaft, sie wollte seinen Gesichtsausdruck sehen, wenn er in sie eindrang. Sie wollte nicht nur Nähe, sie wollte Lust.
Seit Wochen plante sie diesen Abend, hatte organisiert, überlegt. Es war nicht einfach gewesen, den Alltag auszuschalten. Aber sie hatte es geschafft, dieser Abend, diese Nacht gehörte ihnen allein. Und sie würde das Beste daraus machen, das hatte sie sich geschworen. Keine Zurückhaltung, keine Kopfkapriolen, keine Schranken. Nur Sinnlichkeit.
Gleich morgens war sie einkaufen gegangen. Hatte Lebensmittel gekauft, wie sie es schon tausendmal getan hatte, aber diesmal voller Vorfreude. Sie würde selbstverständlich etwas kochen, etwas Schlichtes. Etwas, das gut vorzubereiten war, denn in der entscheidenden Phase wollte sie nicht herumrennen und sich auf andere Dinge als ihn und sich konzentrieren müssen. Auch wenn Kochen an sich etwas war, das ihr leicht von der Hand ging und quasi nebenbei passierte, sie hatte Übung. Einer der Vorteile, wenn man nicht mehr die Jüngste war. Aber sie wusste, dies hier war neu, das wollte gelebt werden, ohne Ablenkung, und es würde vielleicht nicht einfach werden. Vielleicht, nein, es würde ganz sicher nicht einfach werden.
Lange hatte sie mit sich gehadert. Sich verwünscht für ihre vermaledeite Zurückhaltung. Aber niemand kann sich selbst verleugnen, und tief in ihr steckte eine Art Schuldbewusstsein. Sie war religiös erzogen worden. Das konnte man so sagen, auch wenn die Religion nicht vordergründig das Leben ihrer Familie bestimmte. Aber sie lag allem zugrunde, und bis heute hatte sie die daraus resultierenden Verstrickungen, die ihr Leben einengten, ihre Sinnlichkeit unterdrückten, nicht endgültig klären können. Es hatte niemand darauf beharrt, dass Sex schlecht sei. So einfach war es nicht. Sex war notwendig, war Teil des Lebens – Spaß machen musste er nicht unbedingt, zumindest was Frauen anging. Darüber zu reden war auch nicht nötig. Die Eltern hatten sich sicher geliebt, oder zumindest im Laufe der langen Ehe eine Art friedliches Miteinander gefunden, das liebevoll gelebt wurde. Sie berührten sich selten, schon gar nicht vor den Kindern, und was hinter der Schlafzimmertür ablief, war ihr und ihren Geschwistern ein Geheimnis geblieben. Und was immer es war, es blieb lautlos und lief im Dunkeln ab. Aber es war das Fundament, auf dem die Familie stand, und es hielt, also konnte es so schlecht nicht sein.
In ihrem eigenen Leben hatte sie erst spät angefangen sich zu fragen, ob ihre Eltern glücklich gewesen waren. Darüber denkt man als Kind nicht groß nach, es sei denn, man hat Anlass daran zu zweifeln. Und das hatte sie nicht. Alles lief friedlich ab, gelegentliche Streitigkeiten waren rasch vergessen.
Sie selbst hatte sich jahrelang nichts anderes für ihr Leben gewünscht. Seit einiger Zeit, seit ein paar Monaten vielleicht, bewegte sich jedoch etwas in ihr. Fragen ploppten wie träge Seifenblasen an die Oberfläche ihres Bewusstseins, störten ihren Alltag kaum und hatten es doch geschafft, etwas zu durchdringen, aufzuweichen.
Und etwas war anders geworden. Im Rückblick machte sie den Beginn der Veränderung an einem bestimmten Tag fest. Sie hatte im Sommer draußen auf der Wiese gelegen, die Sonne schien warm auf ihre nackten Beine. Das leichte Sommerkleid hatte sich ein wenig hochgeschoben, wirklich nicht weit, aber die Sonne und ihre Wärme schienen auf einmal tief in sie einzudringen. Die Wärme breitete sich in ihr aus, durchfloss träge ihren Körper, sie döste vor sich hin in einem seltenen Moment der Ruhe. Kaum wahrnehmbar fühlte sie ein leichtes Klopfgefühl zwischen ihren Beinen, es drang nur langsam in ihr Bewusstsein. Ihr Herzschlag pulste sanft durch die Stelle ihres Körpers, der sie sich nie ausführlich gewidmet hatte, außer zu hygienischen Zwecken. Es war ein angenehmes Gefühl, so leicht, sonnig, und in den Minuten zwischen Tag und Traum konnte sie es entspannt genießen. Es fühlte sich an als würde sie ein wenig anschwellen, dort unten. Sie bewegte sich nicht, nahm nur wahr. Schön. Sie genoss es, dann vergaß sie es. Es war nur ein Moment.
Tage später lag sie nachts im Bett, aus dem Schlaf aufgetaucht und nicht wieder hinein geglitten. Erinnerte sich an den Moment in der Sonne, und bevor sich der Kopf dazwischenschaltete, fanden ihre Finger den Weg nach unten. Strichen sacht über den Slip, an der verborgenen Stelle zwischen den Beinen. Wieder erwachte dieses klopfende Gefühl, und das Blut schien zu ihrer Mitte zu strömen, und langsam breitete sich ein köstliches Gefühl in ihr aus. In der lautlosen Dunkelheit lag sie, die Bewegungen ihrer Fingen waren sacht und langsam und machten kein Geräusch. Ihr Atem wurde kaum schneller.
Dann spürte sie, wie sich ihre Schamlippen bewegten – ihre Hüften schoben sich ganz leicht vor und zurück, sie hatte gar nicht gemerkt, wann diese Bewegung angefangen hatte. Und zwischen den Schamlippen war eine Feuchte entstanden, der Slip klebte beinahe unangenehm. Sie drückte den Po in die Matratze, schob sich ein wenig hoch, jetzt hatte der Slip einen Abstand zu ihrer feuchten Mitte. Und sie musste die Finger darunter fahren lassen, es war einfach zu gut, dieses Gefühl. Kein Vergleich zu dem, was sie bislang gefühlt hatte, wenn sie sich hin und wieder selbst berührt hatte. Bis zu dieser Nacht war das Gefühl an der Oberfläche geblieben, durchaus angenehm, aber nicht überwältigend gewesen. Nun spürte sie eine pulsierende Wärme in ihrem Bauch, tief in ihrem Innern, und sie konnte sich kaum bezähmen, um nicht schneller zu werden. Lautlos setzten ihre Fingerkuppen die Entdeckungsreise fort, glitten auf der Feuchte auf und ab. Die weichen Schamlippen begannen sich mit Blut zu füllen, wurden dicker, fester und rieben sich bei jeder sachten Bewegung an dem zarten Fleisch. Sie spürte ihr Herz schneller klopfen, das Blut rauschte in ihren Ohren. Innehaltend – lautlos im Dunkeln – horchte sie, vernahm aber keinen Laut. Trotzdem, dieser kurze Moment hatte sie wacher gemacht, was tat sie da? Sie konnte spüren, wie sie rot wurde. Entschlossen, dem nicht weiter zu folgen, drehte sie sich auf die Seite und lauschte ihrem immer noch laut klopfenden Herzen, verwirrt.
Endlos lag sie wach, so schien es ihr, aber dieses Gefühl wollte einfach nicht weichen. Eine kleine Bewegung, eine winzige Veränderung der Lage weckte es sofort zu neuem Leben, an Schlaf war nicht mehr zu denken.
Irgendwann gab sie auf, drehte sich auf den Bauch. Mit einer Hand bedeckte sie ihre Scham, die andere hielt das Kopfkissen umklammert. Zwangsläufig fielen ihre Finger zurück an die bewusste Stelle, und sie begann wieder mit vorsichtigen Bewegungen. Die feuchten Lippen teilten sich und gaben den Weg frei zu ihrer zarten Mitte. Ihr Mittelfinger fand den Weg zu einer kleinen Perle, versteckt unter vielen kleinen Hautschichten. Sich dort zu streicheln war schon zu viel, nur mit dem Finger darauf zu tupfen ließ dieses köstliche Gefühl wachsen, das in ihr lauerte. Beinahe klinisch beobachtete ein Teil von ihr, wie sich ein Schwächegefühl in ihren Hüften ausbreitete. Sie ließ es geschehen, tupfte weiter mit sachten Stößen und fühlte etwas in sich heranrauschen, dem sie sich überlassen würde, sie hatte keine andere Wahl. Als es sie überkam, biss sie in das Kopfkissen, versuchte das Aufbäumen ihres Körpers zu unterdrücken, schob sich innerlich hinein in die Wellen, bebte vor Wonne, knetete sanft mit dem Handteller das zuckende Fleisch, bis die Wellen vergingen und sie zurückließen, aufgewühlt, feucht, ermattet.
Das war vor einigen Monaten gewesen, und sie hatte sich, anfangs zögernd, nur nachts und im Dunkeln, noch mehrmals eine solche Reise gegönnt. Eine Reise, so nannte sie es für sich. Das wiegte sie in Sicherheit.
Dass das ein Irrtum war, wurde ihr an einem herbstlichen Sonntag klar. Sie stand auf dem Flohmarkt und wühlte in ausliegender Tischwäsche. Ohne etwas zu finden, blickte sie auf, sah sich suchend um – und es traf sie wie der Blitz.
Der Mann sah gut aus. Er stand am Nachbarstand und betrachtete ruhig das Angebot. In einem einzigen langen Augenblick nahm sie seine ganze Gestalt wahr. Das leicht unrasierte Gesicht, die buschigen Augenbrauen, das nicht zu bändigende Haar. Die Schultern in dem leichten Übergangsmantel. Kräftige Beine, ein paar Pfund zu viel, aber keinesfalls dick. Kräftige Hände mit geraden, kantigen Fingern. In seinen Bewegungen lag eine lässige Kraft. Und sie fühlte wieder zwischen den Beinen das bereits vertraute Pochen. Ein Gefühl, das sich nicht anders als Sehnsucht nennen ließ, machte sich in ihr breit. Sie sehnte sich danach, den Mann zu berühren, von ihm berührt zu werden, sogar an dieser bewussten, verborgenen Stelle – besonders dort, ausführlich, zärtlich, mit Begehren.
Sie musste sich verwirrt abwenden. Mit hochroten Wangen wühlte sie weiter ziellos in der Auslage, kaufte schließlich ein Set Servietten, das sie nicht brauchte. Angst, dass alle Welt ihre Gedanken lesen könnte, die so eindeutig in Richtung körperlicher Berührung gingen, hielt sie umfangen. Aber sie konnte nicht anders, als die Sehnsucht zu genießen.
Es kostete sie mehrere Wochen, sich dieses Gefühl zu eigen zu machen. Bei jedem Gedanken an ihn fühlte sie diese verbotene Sehnsucht, sie entdeckte für sich die Lust. Dabei hielt sie sich zurück, ließ sich nichts anmerken, machte sich mit dem Gefühl des Herzklopfens vertraut. Und während sie alltäglichen Arbeiten nachging, schweiften ihre Gedanken immer öfter ab, sie stellte sich seinen Körper vor, nackt, und überlegte, wo und wie sie ihn gerne berühren würde. Und was er dann tun könnte, mit ihrem Körper. Ob er wohl Freude daran hätte herauszu-finden, wie sie zu erregen war?
Und heute war es so weit. Sie würde es tun. Obwohl ihre Knie schwach wurden beim Gedanken an das Wagnis, das sie einzugehen bereit war. Was, wenn er sie abwies, wenn er sich erstaunt, vielleicht peinlich berührt von ihr abwandte? Wie sollte sie ihr Leben dann weiterleben? Aber es gab kein Zurück, sie würde nicht kneifen. Was einmal gedacht ist, kann man nicht mehr zurücknehmen, sie jedenfalls konnte es nicht. Es ist da, nimmt Raum ein, man muss bildlich gesprochen ständig drum herumlaufen – besser, man lernt damit umzugehen.
Sie hatte das Haus in Ordnung gebracht, aufgeräumt, das Bett frisch bezogen. Es sollte alles perfekt sein. Alles roch sauber und frisch, die Sonne schien ungehindert durch blank geputzte Scheiben. Jetzt bereitete sie das Huhn zu, fachmännisch zerteilten ihre erfahrenen Hände den Vogel in kleine Stücke, legten sie mit dem Gemüse in den Römertopf, bedeckten alles mit der Marinade, schoben das Gericht in den Backofen. Sie schälte Kartoffeln, schnitt sie in hauchdünne Scheiben, legte sie schichtweise in eine Form und bedeckte sie abwechselnd mit Pfeffer und Salz, sie goss Sahne darüber und schob die Form in den Ofen. Sie entkorkte den Wein und stellte die Flasche zum Atmen auf die Anrichte, deckte den Tisch mit dem guten Geschirr, polierte die Gläser.