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SKYLAA lebt im Regenbogenland, wo die Kinder glücklich sind und jeden Tag spielen können. Doch die Böse Baronin möchte der Harmonie ein Ende setzen und alle Farben aus dem Regenbogenland verbannen. Es liegt an Skylaa und neuen Freunden, denen sie auf dem Weg begegnet, das Regenbogenland zu retten, bevor der letzte Tropfen Farbe aus dem Regenbogen verschwindet - gelingt ihr das?
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Seitenzahl: 197
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Vorwort
Das Regenbogenland
Diebe und Lügenbolde
Gefahr droht
Abends im Gnomenwald
Firlefanz
Hinkel, Dinkel und Flipporan
Bei der weisen Greisin
Die andere Möglichkeit
Mutiger Entschluss
Vorbei am Gormel
Narzissen mit Kussmund
Regenbogenbrückenbauer
Skylaa ist unterwegs
Ein merkwürdiger Vogel
Bergsteigen mit Hindernissen
Flug mit Pegasus
Funkelnde Sternenwelt
Silberweisser Feenstaub
Die farbige Welt
Lagunenträume
Fünf zauberhafte Nixen
Vereint in der Lagune
Der goldene Delfin
Wie weiter, Skylaa?
Ein Ritt auf dem Delfin
Feuerwelt und Lavastein
Irmis und die sieben Höhlen
Schnee im Feuer
Dragonella
Rasante Fahrt auf Lavastein
Das Dorf der Bösen Zwerge
Bakrat und Bibbynuk
Auf ins Wolkenschloss
Bei der Brutzelhexe
Die Böse Baronin
Zauber am Regenbogen
Das Regenbogenland hat mich inspiriert, weil es in der Natur viele kleine Wunder gibt, die wir als „normal“ ansehen. Ohne Umweltschutz und Nächstenliebe predigen zu wollen, halte ich fest, dass wir ohne Sorge zu unseren Mitmenschen und den Elementen auf diesem Planeten nicht mehr weit kommen werden!
Die Geschichte von Skylaa ist ein Märchen ohne Bezug zu real existierenden Menschen, Orten oder Handlungen. Frei erfunden. Und „frei“ ist das Schlüsselwort. Lass Deiner Fantasie freien Lauf! Träume Dich mit Skylaa in magische Welten. Besuche Szenerien, wie Du sie noch nie wirklich gesehen hast. Nur Vorstellen musst Du sie Dir können! Mehr wird nicht verlangt.
Die Idee für diese Abenteuergeschichte ist seit Jahren in meinem Kopf, gewidmet den zwei wichtigsten „Mädels“ in meinem Leben: Louise und Kayleigh!
Peach Waser, Autorin und Illustratorin
Ich möchte Dir Skylaa vorstellen. Das kleine Mädchen hat sein Herz am rechten Fleck. Die langen Locken kräuseln sich immer drollig, wenn die Kleine ins Schwitzen gerät. Und bei so viel Herumspringen und Spielen wird ihr schon mal warm.
Skylaa sieht aus wie ein Engelchen. Ihre grossen blauen Augen schauen unschuldig drein. Aber natürlich hat auch Skylaa eine Menge Flausen im Kopf und stellt einiges an, was Müttern eine gesunde Röte ins Gesicht treibt und Väter dazu animiert, mit schwingendem Zeigefinger alle Arten von Strafen anzudrohen.
Aber im Grunde genommen ist Skylaa ein liebes Kind.
Sie spielt für ihr Leben gern und erkundet mit ihren Freunden zusammen die Welt. Sie ist ein Mädchen wie Du - oder wie Deine Schwester, falls Du ein Junge bist. Oder wie Deine Sandkastenfreundin, falls Du ein Junge bist und noch dazu keine Schwester hast. Aber egal, Du willst heute von Skylaas allergrösstem Abenteuer hören!
Skylaas Daheim ist das Regenbogenland. Das ist nicht allzu weit von Dir entfernt. Doch weil es ein geheimes Land ist, kennt es kaum jemand. Das Regenbogenland ist eine schöne Heimat für die vielen Kinder, die dort leben.
Sie sind sehr glücklich und können es jeweils am Morgen kaum erwarten können, ihr Frühstück fertig zu essen. Danach geht es raus an die Sonne, wo sie fröhlich miteinander spielen und lachen, singen und manchmal tanzen.
Weil im Regenbogenland der Regen nur immer an einem Ende des Regenbogens fliesst, können die Kinder jeden einzelnen Tag in der Sonne spielen. Sie brauchen keine Mützen, Schals und Gummistiefel. Sie besitzen nur kurze Hosen und Röcke, bunte Hemden und T-Shirts, lustige Kappen mit Mustern und Turnschuhe in allen verrückten Farben. Im Regenbogenland siehst Du viele blonde Kinder. Warum? Nun, weil die Sonne das Haar nach und nach aufhellt. Ein weiteres Plus: Da jeden Tag die Sonne scheint, haben auch alle immer gute Laune!
Alles im Regenbogenland ist bunt und fröhlich. Jeden Tag spielt die Musik all die Melodien, die den Kindern am besten gefallen. Sie dürfen sich auch Lieder wünschen. Und das tun sie jeden Morgen beim Frühstück.
Welche Musik gefällt Dir? Im Regenbogenland sind die Geschmäcker so unterschiedlich wie die Kinder. Der Regenbogen-DJ spielt den ganzen Tag ein Stück nach dem andern. Immer wieder eine andere Musikrichtung, damit auch keines der Kinder übergangen wird.
Leandra mag Blasmusik, so hören die Kinder mindestens einmal am Tag einen zünftigen Marsch von einer schwungvollen Kapelle. Auch diejenigen, denen diese Musik nicht gefällt, hören zu.
Schirin mag südamerikanische Rhythmen wie Salsa und Samba. Für sie lässt der Regenbogen-DJ immer mal wieder ein bisschen brasilianische Stimmung aufkommen und die Kinder hüpfen wie verrückt zu den treibenden Beats.
Hikari könnte den ganzen Tag HipHop laufen lassen und freut sich täglich über die coolsten Raps. Sie hat mit anderen eine eigene HipHop Posse gegründet. Gemeinsam schreiben sie Texte über das schöne Leben im Regenbogenland.
Mirella steht auf Schlager. Sie beginnt sofort im Takt zu schunkeln, wenn ihre Lieblingssänger alte und neue Gassenhauer zu besten geben.
Rouven ist glücklich, wenn Schmusemusik gespielt wird und Magali liebt den Klang der Geige... so hören die Kinder im Regenbogenland alle paar Minuten einen anderen Sound. Und sie sind alle zufrieden damit.
Glücklich sind die Regenbogianer auch darüber, dass sie niemals Angst haben müssen. Diebe wurden aus dem Land verjagt. Schimpfer ebenfalls. Darum dürfen die Kleinen auch ab und zu laut werden und wie verrückt herumtoben, ohne dass sie ein Donnerwetter von den Erwachsenen befürchten müssen.
Natürlich gibt es auch im Regenbogenland Gesetze. Die Kinder sollen schliesslich gut erzogen sein. Der Rat der Regenbogianer hat sich viel Mühe gegeben, nur nützliche und nötige Gesetze aufzuschreiben, und die Regeln werden ganz selbstverständlich eingehalten.
Und wer es dennoch nicht tut? Die Strafen sind ein bisschen anders als bei uns! Im Regenbogenland gibt es kein Gefängnis, keine Polizei oder gar Erwachsene, welche Kinder verprügeln. Es ist viel einfacher geregelt. So passen die Kinder auf, dass sie sich nicht über die Grenzen wagen. Das war nicht immer so.
Ein paar der älteren Kinder wissen noch, wie es damals beim Aufstand der „Saubermänner im Regenbogenland“ war. Michel, Rolf und Hella beschlossen gemeinsam, ein für allemal ein kinderfreundliches Land zu schaffen. Böse Leute wurden rigoros des Landes verwiesen. Und weil das Regenbogenland ein geheimes Land ist, können neue böse Leute gar nicht hinfinden. Wer am Regenbogentor ankommt, sieht am Eingang die Regeln. Ein Mädchen, das besonders schöne Schnörkel machen kann, hat sie auf das Tor gemalt. Über der schwungvollen Schrift mit den vielen Verzierungen ist eine Schicht Lack angebracht, damit die Regeln für immer dort stehen und nicht verwischt werden können.
Die Regenbogianer mögen keine Diebe, denn sie sind ein friedliches Volk. Skylaa erinnert sich an den letzten Diebstahl - aber nur aus der Erzählung der Mutter. Es war leider ein entfernter Verwandter namens Morten, der damals beim Spielen mit Freunden ein Fahrrad gestohlen hat. EllyAnn beobachtete den Klau und verwarnte Morten, genau so schreibt es das Regenbogen-Gesetz vor.
Morten hatte nun zwei Möglichkeiten: Er konnte seine Schuld ganz allein wieder gut machen, das Fahrrad zurückgeben und sich höflich entschuldigen. Oder aber er durfte nicht länger im Regenbogenland bleiben. Morten bestritt, das Rad genommen zu haben, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.
Also riefen EllyAnn und ihre Kameraden einige Freunde zusammen und sie alle jagten den immer noch bockigen Morten mit Schimpf und Schande bis zum gelben Gatter.
Das gelbe Gatter ist eigentlich weder ein Gatter noch gelb. Aber sein ganz schweres verblichenes Eisentor ohne Schnörkel ist untypisch für das Regenbogenland und die viereckige Form drängt den Namen geradezu auf. Alle anderen Tore im Regenbogenland zieren Ranken und Blumen, schwungvolle Schnitzereien oder anderes.
Das Gatter aber quietscht und knarrt einfach nur mit Eisenstangen versehen vor sich hin. Und weil es so viel Dreck durchlassen muss, hat es seine ursprüngliche schöne Goldfarbe verloren und wurde mit den Jahren immer blasser, fast schon gelb eben.
Darum heisst es das gelbe Gatter.
Und was geschieht im Regenbogenland mit Lügnern? Rebekka hat gerade vor kurzen geschwindelt. Und wie alle anderen, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, reiste sie für eine Woche auf die Lügenburg. Der Empfang war grandios. Rebekka dachte erst, sie sei auf eine Ferienanlage statt in die Verbannung geschickt worden.
Ein livrierter Lakai empfing sie und die anderen Kinder, die mit ihr angekommen waren, mit freundlichen Worten und geleitete sie zu ihren Gemächern. Rebekka betrat einen grossen, hellen Raum mit romantischen Baldachin-Betten. Sie warf ihre Tasche auf das freie Bett und stürzte sich sofort zum gerundeten Turmfenster, um die Sicht auf den Innenhof und die Ländereien zu bestaunen. Rebekka freute sich aber zu früh.
Am Morgen weckte der Duft von frischer Schokolade, von französischen Croissants und köstlicher Marmelade die hungrigen Lügenburg-Gäste. Rebekka streckte sich und blickte verdutzt auf den grossen dicken Wächter, der behäbig mitten im Raum stand. Er kam jeden Morgen humpelnd in die Zimmer geschlichen. Leise vor sich hin brummelnd öffnete er die Türen und wollte wissen, was denn Rebekka heute essen oder trinken möchte.
An diesem ersten Tag bestellte Rebekka voller Vorfreude eine grosse Schale Müesli, ein Glas frische Milch, dazu ein bisschen Schokolade, Kekse und eine Portion Eiscrème. Sie nutzte die Gunst der Stunde, da keine Eltern in der Nähe waren, um sie zu tadeln. Der Wächter griente schief und wiederholte die Frühstücksorder. Rebekka konnte es kaum abwarten. Der Wächter gab ungefragt Auskunft über die Wünsche der anderen Kinder auf der Lügenburg.
Am meisten wird Cola verlangt, Alcopops waren auch sehr beliebt, die grösseren Buben bestellten manchmal sogar ein Bier. Die Kinder wollen oft zu Mittag dampfende Pasta mit Ketchup essen, dazu oder daneben Pommes frites, auch mal Hamburger und Pizza. Der grummelige alte Wärter versprach Cola und Limonade, Spaghetti und eine Menge Eis, schöne Spielsachen und spannende Bücher...
Rebekka gab an, am liebsten einen Volleyball, Schwimmsachen und einen Sommerkrimi zu bekommen, damit so ein langer Tag auf der Lügenburg auch richtig reizvoll wird. Besser, als wenn sie nur hungrig auf seinem Bettrand sässe.
Das alte Schloss mit seinem gut geschützten Innenhof und dem grossen Garten lädt geradezu zum Verweilen ein. Eigentlich ist die Lügenburg ein idealer Spielplatz.
Die grossen Einfahrtstore könnten nicht besser stehen für ein gutes Fussballspiel. Eine Reihe kurzer Büsche dient als Netz für Volleyball oder Badminton. Im grossen Burgsaal ist Platz für Spiel und Spass, darum freuen sich die Kinder auch auf das versprochene Spielzeug - aber das ist alles nur Lüge!
Sie bekommen nichts als ein Stück Brot mit Butter und Käse. Dazu einen Krug Wasser und vor allem viel Zeit, über Wahrheit und Lüge nachzudenken.
Rebekka vergoss am ersten Tag eine Menge Tränen, weil sie so enttäuscht war. Die Tropfen kullerten ihr die Wangen herunter. Sie fand es furchtbar unfair, dass man sie so schamlos angelogen hatte und ihr Sachen versprach, die niemals gehalten wurden.
Am zweiten Tag beherrschte sie ein grosser Zweifel, denn nun war sie misstrauisch. Am dritten Tag war Rebekka voller Argwohn und schliesslich verstand sie, dass der dicke Wächter sie genauso anlog, wie sie selbst vorher nicht die Wahrheit gesprochen hatte.
So lernen Rebekka und die vielen anderen Kinder, die für eine Woche auf Erziehungsurlaub kommen, die Folgen von Lügen am eigenen Leib kennen. Fast alle Lügenburg-Gäste bessern sich nach ein paar Tagen.
Skylaa will nie dorthin und schwindelt nicht, selbst wenn es manchmal einfacher wäre.
Siehst Du, es gibt nur ganz wenige Gesetze im Regenbogenland! Damit alle Kinder glücklich und sorglos und vergnügt leben, essen und miteinander spielen können, müssen die paar Grundregeln von allen respektiert und eingehalten werden.
Das ist wie bei Dir zuhause. Da darfst Du vieles tun und lassen, aber genauso ist es wichtig, dass Du den Hausregeln Sorge trägst. Im Regenbogenland beispielsweise darf man den anderen nicht wehtun, nichts wegnehmen, muss seine eigenen Sachen sorgsam behandeln und selbst aufräumen und darf nicht schwindeln.
Ansonsten dürfen die Kinder tun und lassen, was sie wollen. Es ist ein herrliches Leben im Regenbogenland.
Ich sagte vorhin, alles im Regenbogenland sei schön. Aber es gibt eine Ausnahme. Du weisst doch sicher, dass ein Regenbogen erst entstehen kann, wenn es gleichzeitig regnet und die Sonne scheint. Das ist hier auch so. Am hinteren Ende des Regenbogens, da giesst es immerzu!
Dort lebt in einem Irrgarten von Wurzeln die böse Baronin. Eigentlich heisst sie ja nicht so. Aber obschon ihre adeligen Eltern ihr einst den Namen Gunilla Francesca von und zu Eibenstaub gaben, weiss das heute fast keiner mehr.
Böse war Gunilla Francesca auch nicht immer! Sie war einmal ein wunderhübsches kleines Mädchen, das mit den anderen Kindern im Regenbogenland spielte.
Gunilla Francesca lachte aber nicht ganz so fröhlich wie die Freunde. Sie wollte immer schon etwas Besseres sein, weil sie einen adeligen Namen besass. Das kleine Mädchen wuchs heran und verlor durch das hochnäsige Betragen immer mehr Kameraden. Gunilla Francesca wollte nicht mit jedem Beliebigen spielen, sondern ausschliesslich mit den allerhübschesten Mädchen und den ritterlichsten Jungen.
Gunilla Francesca hatte einen grossen Traum!
Als sie noch jung war, hatte Gunilla Francesca sich in den Kopf gesetzt, eine richtige Prinzessin zu werden. Im Regenbogenland sind alle Kinder gleich, da gibt es keine Prinzen, Prinzessinnen oder Fürsten. Selbst wenn das Kind einer Königin geboren wurde, ist es im Regenbogenland einfach eines unter vielen glücklichen Kindern.
Gunilla Francesca wurde grösser und schielte immer öfter mit Wehmut über die Grenzen des Regenbogenlandes hinaus. Eine von Ungezählten zu sein, reichte ihr nicht. Sie wusste, dass im benachbarten Fürstentum Lachmalos ein gutaussehender, stattlicher Prinz lebte, der jeden Tag auf seinem silbernen Königspferd ausritt. Sie wollte so gerne seine Prinzessin werden.
Darum wartete sie täglich am Reitweg und schenkte dem Prinzen ihr bezauberndstes Lächeln. Aber der Prinz sagte ihr, dass er nur ein wirklich herzensgutes Mädchen zu seiner Frau nehmen würde und kein eigensinniges, das nur immer haben wollte, aber nie selbst etwas hergab.
Gunilla Francesca verstand das nicht. Sie sagte: „Aber Prinz, ich bin doch die Schönste und Anmutigste im ganzen Regenbogenland! Du musst mich doch heiraten wollen!“.
Da lachte der Prinz laut heraus und schüttelte den Kopf, während er immer noch glucksend vor Lachen in den Sonnenuntergang hineinritt. Und weil Gunilla Francesca nicht den Prinzen von Lachmalos heiraten konnte, wurde sie so zornig, dass sie beschloss, von dem Tag an nie mehr zu lachen. Auch nicht zu lächeln, grinsen, kichern oder sonst irgendeine fröhliche Äusserung von sich zu geben. Und sie hielt sich daran. Sie schmollte erst ein paar Tage. Alle dachten, das würde sich schnell wieder geben.
Aber Gunilla Francesca schaute jeden Tag noch ein bisschen grimmiger drein und konnte zu keinem noch so schmalen Ansatz eines Lächelns verleitet werden. Ihre wenigen Freunde, die trotz ihres Benehmens geblieben waren, versuchten mit allen Mitteln, sie ein einziges Mal zum Lachen zu bringen. Sie machten ulkige Tänze, schnitten die wildesten Grimassen, erzählten ihr lustige Witze oder verbrachten die Zeit mit dreisten Spässen.
Doch Gunilla Francesca blickte sie nur finster an. Sie wollte nicht lachen. Sie vergass auch bald schon, wie man spielte. Sie hatte keinen Sinn mehr für Musik, Tanz und Gesang... kurz: Sie hasste Fröhlichkeit!
Dennoch wuchs sie zu einer sehr schönen Frau heran. Ihre quirligen schwarzen Locken umspielen das ebenmässige Gesicht, fallen wie zufällig auf ihre anmutigen Schultern und enden kurz über der Taille.
Ein hübsches Antlitz thront inmitten dieser lockigen Haarpracht. Ihre tiefblauen Augen sind von dichten Wimpern umgeben, eine zarte Nase und ein edel geschwungener Mund machen Gunilla Francesca zu einer richtigen Schönheit. Wenn sie so aufrecht geht, könnte man meinen, sie schwebe über der Erde. So schön und anmutig ist sie!
Der Schein aber trügt, Gunilla Francesca von und zu Eibenstaub hat keinen Funken Liebe, Wärme oder gar Schönheit in ihrer Seele!
Bald schon hatte die Selbstverliebte keine Freunde mehr und verbrachte ihre Zeit allein, weil die Kinder erwachsen wurden und aufbrachen, um die Welt zu entdecken.
Die Kinder im Regenbogenland vergassen Gunilla Francesca. Sie wussten nicht mal mehr ihren Namen. Weil alle wussten, dass sie von adeliger Abstammung war, nannten die Kinder sie bald nur noch die „Böse Baronin“.
Die Böse Baronin lebt nun seit vielen Jahren in ihrem Wurzelirrgarten unter der riesigen Tanne am hinteren Ende des Regenbogens. Sie spricht mit keinem, wenn sie es vermeiden kann.
Doch wenn sich die Gelegenheit bietet, tut Gunilla Francesca den anderen schnell etwas zuleide. Es ist kein frohes Leben! Ihren Traum hat sie allerdings nie ganz aufgegeben. Sie hat ihre Planung nur etwas den Lebensverhältnissen angepasst und will jetzt verzweifelt die Herrschaft über das Regenbogenland übernehmen.
Wenn sie schon nicht Prinzessin werden kann, so hat Gunilla Francesca sich zum Ziel gesetzt, eiserne Herrscherin über ein Land zu werden, das sie aus lauter verletztem Stolz abgrundtief hasst.
Gunilla Francesca kann glückliche Gesichter und farbige Natur nicht ausstehen. Der Klang von Kinderlachen bereitet ihr Kopfschmerzen und die Augen tun ihr weh, wenn am Morgen die strahlende Sonne aufgeht. Schon lange wartet sie auf die Gelegenheit, das alles zu zerstören.
Seit Jahren träumt die Böse Baronin davon, in einem gewobenen grauschwarzen Gewand den Thron über dem Regenbogenland zu besteigen. So lauert sie auf die kleinste Möglichkeit, den Plan in Tat umzusetzen. Jahrelang musste sie geduldig in ihrem Wurzelheim ausharren und böse in den Spiegel schimpfen. Denn der Spiegel ist die einzige Ansprechperson, die ihr bleibt.
Genau jetzt sind aber die Regenbogianer in einer Situation, die der Bösen Baronin eine Chance bietet. Und sie weiss es. Die unzähligen leuchtenden Farben aus dem grossen Regenbogen sind langsam matt. Sie erhellen den Himmel über dem Regenbogenland nicht mehr so glänzend. Im Gegenteil, sie tropfen in den Regenbogenfluss und treiben auf das Meer zu. Damit scheint auch die Sonne immer weniger und die Blumen blühen bald nicht mehr, um die Kinder zu erfreuen. Alles in allem scheint die Lage aussichtslos.
Die Regenbogianer hatten bis vor kurzem ein wunderschönes Einhornfräulein, das nicht nur lieblich aussah, sondern auch die magischen Kräfte einer Zauberin besass.
Das Einhornfräulein wohnte in den pastellfarbigen Regenbogenwolken. Weil es die Kinder im Regenbogenland so liebhatte, begab es sich jeden Morgen bei Sonnenaufgang zum Anfang vom Regenbogen und frischte mit einem fröhlichen Tanz die Farben auf.
Das war so schön anzusehen. Das zierliches Einhornfräulein tanzte und sein wunderschönes Mähnen- und Schweifhaar wehte in der Luft, als umgäben es feine Schleier. Die glitzernden Hufe blitzten im Sonnenstrahl auf...
Es bewegte sich leicht, wie von der Luft herumgewirbelt, auf dem Regenbogen auf und ab. Dabei hörten die Kinder bei seinen Bewegungen feine Klänge, die zusammen eine leise Melodie ergaben. Es war zauberhaft, dem täglichen Spektakel zuzusehen. Innert kurzer Zeit füllten sich magisch die Farben auf dem Regenbogen auf. Der Glanz wurde wieder kräftig und strahlend.
Jedoch ist das Einhornfräulein verschwunden und niemand weiss, wo es hin ist. Die lange Suche blieb erfolglos. Die Kinder riefen nach ihm. Einige kletterten sogar auf die höchsten Bäume, um weiter sehen zu können.
Sharissa bastelte eifrig ein Megafon und schrie nach Leibeskräften den Namen des Einhornfräuleins. Aber es zeigte sich nicht. Nach ein paar Tagen hatte es sich herumgesprochen: Das Einhornfräulein war nicht mehr da!
Natürlich ahnten alle, dass etwas geschehen sein musste, denn das zarte gütige Tier wäre nie ohne ein Abschiedswort davongeschlichen. Das machte den anderen Einhörnern im Regenbogenland Angst und so packten auch sie nach und nach ihre Sachen und reisten in andere Länder.
Die Regenbogianer aber brauchen dringend ein magisches Einhorn, denn es bleibt nicht mehr viel Farbe im grossen Regenbogen übrig. Und wenn die letzten Tropfen in den Regenbogenfluss entschwinden, bricht ein neues Zeitalter im Regenbogenland an.
Die Böse Baronin wittert ihre Chance, denn sobald die Regenbogenfarbe abfliesst, kann sie an seinem Ende den Wolkenthron besteigen und über das Regenbogenland herrschen.
Dann wird sie als neue Herrscherin dafür sorgen, dass keine bunten und fröhlichen Farben mehr ihr Auge stören. Dann werden die Bewohner zu ihren Ehren alles grau anmalen müssen. Dann ist auch fertig mit Singen, Tanzen, Lachen, Spielen und frohen Reigen!
Die Böse Baronin hat sich den Entwurf für den neuen Gesetzestext bereits zurechtgelegt! Ach, wie sie sich boshaft freut!
Skylaa kann nicht tatenlos dasitzen und zusehen, wie ihr geliebtes Regenbogenland kaputt gemacht wird. Ein Leben, das grau in grau ist, kann sie sich nicht vorstellen.
Was soll Skylaa tun, wenn sie nicht mehr mit den anderen Kindern spielen darf?
Die Zukunft wird trist werden, wenn die Bewohner des Regenbogenlandes nicht schnell selbst einschreiten. Doch wie sollen sie das tun?
Skylaa hat sich umgehört, seit ihr aufgefallen ist, wie die Farben so langsam verblassen. Niemand weiss Rat.
Also wird sie die Rettung selbst in die Hand nehmen. Aber wer kann Skylaa dabei helfen? Sie denkt lange darüber nach, fragt alle ihre Freunde und liest in den schlauen Büchern der grossen Regenbogenbibliothek nach. Dann wird ihr klar: Die weise Greisin weiss Rat!
Das kleine Mädchen will den Regenbogen retten und macht sich auf den Weg zur weisen Greisin im Gnomenwald. Der Weg ist lang und gefährlich, doch Skylaa ist nun klar, dass allein die weise Greisin ihr mit Rat weiterhelfen kann und wenn sie nicht bald fragen kann, wird der letzte Tropfen aus dem Regenbogen fallen und im Fluss wegschwimmen.
So beginnt das grosse Abenteuer von Skylaa im Regenbogenland!
Um zur weisen Greisin im Gnomenwald zu gelangen, muss Skylaa zuerst das knorrige Wurzeltal durchqueren. Das Wurzeltal ist ein merkwürdiger Ort, den die Kinder nicht so gerne betreten. Hier wachsen unter den mächtigen verschlungenen alten Bäumen die abenteuerlichsten Wurzelstränge aus dem Boden.
Skylaa erblickt kaum ein Licht, während sie zaghaft ins Wurzeltal wandert, schaudernd sieht sie nach oben. Die Wipfel der Bäume bilden hoch oben in der Luft ein grünes, undurchdringliches Dach, nur der Wind lässt sie ab und zu ein Fensterlein auftun. So bleibt ein bisschen Tageslicht, sonst müsste Skylaa auch am helllichten Tage eine Lampe mitnehmen.
Aber die wogenden Wipfel, die alles verdunkeln, sind nicht gefährlich. Skylaa muss vorsichtig sein, dass sich ihr Kleid nicht in den blausilbernen oder chromgrünen Wurzelarmen verfängt, die kreuz und quer über den Boden schlingern.
Nicht wie bei unseren Tannen und Eschen und Ahornbäumen, wo die Wurzeln in den Boden wachsen, sieht es im Wurzeltal aus. Nur die Spitzen der Wurzeln graben sich in die Erde. Der letzte halbe Meter jeder einzelnen Wurzelspitze liegt im warmen, nährenden Erdreich.
Aber der Rest der eindrücklich langen Wurzeln hat sich einen Weg an die Luft gebahnt. Dort veranstalten die Wurzelstränge ein Chaos, als ob tausend Schlangen durcheinander kriechen würden.
So muss Skylaa ein Labyrinth von schlängelnden Wurzelarmen wie einen Hindernislauf überstehen. Mal duckt sie sich schnell, weil eine gefährlich gehörnte Wurzeltatze auf sie zukommt, die der Farbe nach zur orangen Weichselbirke gehören muss.
Ein anderes Mal gelingt es Skylaa gerade noch, durch einen gewaltigen Sprung in die Luft einer ganz schnellen kleinen Wurzel zu entwischen, die sich in pulsierenden Erdtönen fast nicht vom Boden unterscheidet und darum besonders heimtückisch ist.
Einmal sogar wagt es eine besonders vorwitzige kleine Fichtenwurzel, Skylaas Kleid zu packen und kräftig daran zu ziehen. Da reagiert unsere kleine Freundin klug. Sie reisst nicht sofort zurück, sonst wäre bestimmt das Kleidchen zerfetzt worden.
Skylaa gibt, ganz im Gegenteil, erst ein bisschen nach, geht sogar der frechen gelben Wurzel ein wenig entgegen.
Dann konzentriert sie sich und genau in dem Moment, wenn die Wurzel verdutzt innehält, weil keine Gegenwehr kommt, springt Skylaa leichtfüssig über die nächsten zwei anrollenden Wurzeln und ist weg! Die vorwitzige gelbe Fichtenwurzel ballt ihre Enden zu kleinen Fäusten und zetert tonlos vor sich hin.
Und doch sind die wilden Wurzeln nicht die einzige Gefahr im Gnomenwald: Der Kobold Firlefanz stellt sich Skylaa in den Weg, denn er duldet keine Spaziergänger im Wurzeltal des Gnomenwaldes. Schon gar keine Kinder!
Der Kobold Firlefanz ist ein gewitzter Bösewicht, der seine ganze Zeit damit verbringt, sich neue Boshaftigkeiten einfallen zu lassen. Die Streiche müssen immer gemeiner, fieser und hinterhältiger werden, damit der Kobold glücklich bleibt.
Firlefanz ist klein und dicklich. Seine garstigen abstehenden Augenbrauen machen vielen kleinen Kindern Angst. Seine kartoffelartige, bläulich angelaufene Knollennase trägt auch nicht zu einem freundlichen Gesamtbild bei. Was aber am schlimmsten ist: Seine rabenschwarzen Augen!