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Was tut man nicht alles für seine Freunde. Im schlimmsten Schneetreiben fährt Nolan in die Berge, um einen Jugendfreund zu suchen, der seit Tagen verschwunden ist. Was könnte Christopher so aus der Bahn geworfen haben, dass er nicht einmal seine Schwester wissen lässt, wo er ist? Nolan indes kämpft mit den eigenen Gefühlen, alte Liebe rostet nicht, alte Schwärmerei auch nicht. Doch Christopher ist hetero durch und durch. Eingeschneit in einer Berghütte – das ist viel zu romantisch und viel zu verführerisch. Herz oder Verstand? Eine Frage, an der so mancher scheitert.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Snow Kisses
Danksagung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Über Jordan Cooper
Impressum
Kritisch starrte Nolan St. James den Himmel und die Wolkenmassen an. Das sah nicht gut aus. Im Moment war es noch trocken, aber es zog sich immer mehr zu. Hoffentlich gab es später nur Regen und keinen Schnee. Obwohl der Schnee kein Problem sein würde. Dank guter Planung hatten sie es geschafft, alle Anlagen und Gärten von Kunden rechtzeitig winterfest zu machen. Auch alle empfindlichen Pflanzen waren in den entsprechenden Winterquartieren zum Überwintern. Er hatte nur festgestellt, dass ihnen langsam der Platz ausging. Wenn sich alles so weiterentwickelt wie im Moment, würde er nächstes Jahr die Winterquartiere erweitern müssen und wahrscheinlich noch ein oder zwei Gärtner einstellen. Und eine weitere Bürokraft.
Mit einem letzten skeptischen Blick auf die dunklen Wolken drehte Nolan sich um und ging in Richtung Büro. Geistig ging er seinen Terminkalender durch und nickte zufrieden. Alles Wichtige war erledigt, seine Teams waren noch unterwegs, würden aber bald eintrudeln und er hatte jetzt Zeit sich den neuen Entwürfen, die ihm unter den Fingernägeln brannten, zu widmen. Er hatte ein paar Ideen, die er austesten wollte. Im Frühling würden sie das Firmengelände neu gestalten müssen und er wollte was Besonderes. Etwas das herausstach, aber nicht zu übertrieben wirkte. Nolan liebäugelte immer noch mit einem Koiteich, wobei er sich nicht entscheiden konnte, ob er ihn eher englisch oder japanisch gestalten sollte. Oder ganz modern.
Der vertraute Klingelton seines Handys riss ihn aus seinen Überlegungen und er zog sein Handy aus der Hosentasche.
„Hey, Nat“, grüßte er, in Gedanken noch immer bei dem Teich und der Frage, wie aufwendig Kois sein würden. Vielleicht konnte er einen Koi-Spezialisten finden und dann in Zukunft nicht nur die Teichgestaltung, sondern auch gleich ein Paket, das die Fische und eine Einweisung in die Koi-Haltung beinhaltete, anbieten? Kunden könnte das gefallen. Beratung und Installation aus einer Hand.
„Nolan?“ Die Art und Weise wie seine älteste und beste Freundin seinen Namen aussprach, brachte ihn dazu, alles andere zu vergessen und ihr sofort seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Er kannte Natalie McKenzie, seit sie beide zehn Jahre alt gewesen waren und Nat ihn mehr oder weniger adoptiert hatte. Nolan wusste sofort, dass dieser Tonfall nichts Gutes verhieß.
„Nat? Was ist los?“ Er ließ sich in den bequemen Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen.
Selbst übers Telefon konnte er hören, wie sie tief einatmete, wobei ihr Atem zittrig klang. „Hast du in den letzten Tagen Christopher gesehen?“
Überrascht runzelte er die Stirn. Natalie fragte ihn normalerweise nicht nach ihrem älteren Bruder. Sie wusste, dass er und Christopher sich nicht wirklich vertrugen und sich aus dem Weg gingen. Oder zumindest ging sie davon aus.
„Ja, am Mittwoch auf Jakes Beerdigung.“
Jakes Tod hatte alle überrascht. Nolan hatte zuerst noch überlegt, nicht zur Beerdigung zu gehen, aber hatte sich dann doch dazu entschieden. Er hatte Jake gemocht und in den letzten Jahren öfters mit ihm zusammengearbeitet. Sie hatten sogar überlegt, die Zusammenarbeit auszubauen. Nolan wusste, dass Jakes Eltern ihn nicht auf der Beerdigung haben wollten, aber er wollte sich von Jake verabschieden und hatte die Missbilligung und stille Anfeindung von Jakes Eltern geflissentlich ignoriert. Jake konnte ja nichts dafür, dass seine Eltern bigotte, homophobe Arschlöcher waren. Im Gegenteil, Jake hatte ganz offensichtlich die Ansichten seiner Eltern nicht geteilt. Er war immer freundlich und offen gewesen. Ein warmherziger und großzügiger Mann.
Wie Christopher war Jake in der Schule Teil der Schwimmmanschaft gewesen und die beiden waren alte Freunde. Auf der Beerdigung hatte Christopher zwar betroffen, aber gefasst gewirkt. Nolan hatte nur kurz mit ihm geredet und es bei den üblichen höflichen Floskeln belassen.
Trotzdem war ihm aufgefallen, wie gut Christopher aussah. Selbst in dem schlichten schwarzen Anzug und etwas blasser als sonst, war er verdammt heiß gewesen. Einer der Gründe, warum Nolan lieber auf Distanz blieb. Auch wenn es ihm schwerfiel, ihn nicht die ganze Zeit über anzustarren.
Christopher war zwar der ältere Bruder seiner besten Freundin und sie kannten sich, seitdem Nolan als Zehnjähriger von Natalie mit nach Hause geschleppt worden war. Aber Christopher war irgendwie auch mehr. Mit fünfzehn waren drei Jahre Altersunterschied groß und bedeutend gewesen. Aber jetzt, mit achtundzwanzig, waren sie eher unbedeutend und nichtig. Was die ganze Situation noch schwieriger machte.
Es war schon blöd, wenn man sich als Teenager damit auseinandersetzen musste, dass man Männer bevorzugte und dann noch hoffnungslos für den älteren Bruder der besten Freundin schwärmte. Immerhin hatte Nat Nolans Faszination mit ihrem Bruder nicht mitbekommen und war stattdessen irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass Nolan und Christopher sich nicht wirklich verstanden, da sie sich ständig kabbelten. Nolan hatte sie bei dem Glauben belassen, auch wenn er ihr später gestanden hatte, dass er schwul war. Selbst heute war Natalie noch fest davon überzeugt, dass ihr Bruder und Nolan sich ständig in den Haaren lagen, weil sie sich nicht ausstehen konnten. Ein Irrglaube, den Nolan gerne bestärkte.
Nach seiner ersten Schwärmerei für Christopher hatte es andere Männer gegeben und sogar ein paar feste Freunde. Irgendwann hatte sich Nolan eingestehen müssen, dass er einen bestimmten Typ hatte: groß, blond, mit blauen Augen. Gut gebaut und durchtrainiert. Eher ruhig und zurückhaltend, aber mit einer natürlichen Autorität und Intensität. Und intelligent.
So wie Christopher halt, der phänomenal aussah, einen Abschluss in Maschinenbau und einen MBA hatte und jetzt die R&D-Abteilung der elterlichen Firma leitete. Es war allen klar, dass er irgendwann die Firmenleitung komplett übernehmen würde.
Christ war schon immer attraktiv gewesen, aber je älter er wurde, desto besser sah er aus. Seine Gesichtszüge wurden markanter und ausgeprägter und irgendwie klassisch maskulin.
Die goldblonden Haare waren im Laufe der Jahre etwas nachgedunkelt, sodass sie jetzt eher ein warmes Altgold waren. Oder wie Honig im Sonnenlicht wirkten. Und dann war da noch der kraftvolle Körper. Auch wenn Christopher nicht mehr Captain des Schwimmteams war, so trainierte er trotzdem regelmäßig und hielt sich in Form. Nolan hatte ihn oft genug im Pool gesehen, um zu wissen, was für ein Körper sich unter seinen eleganten und teuren Anzügen verbarg. Er bewegte sich immer noch voller Kraft und Elan, aber auch mit einer gewissen Anmut.
„Und danach?“, unterbrach Natalie seine Gedankengänge.
„Ich bin nach der Beerdigung nicht lange geblieben. Du weißt ja, wie Jakes Eltern sind und dem wollte ich mich nicht länger als notwendig aussetzen. Als ich ging, war Chris noch da.“
Nolan dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf. Auch wenn sie in der gleichen Stadt lebten, kreuzten sich ihre Wege doch recht selten. Normalerweise sahen sie sich nur, wenn Natalie in der Stadt war oder die McKenzies ihn mal wieder zum Essen einluden und Christopher auch eingeladen war. Im Großen und Ganzen war es Nolan auch recht so. Er ging Christopher zwar nicht bewusst aus dem Weg, versuchte aber den Kontakt zu minimieren. Aus reinem Selbstschutz natürlich.
„Nein, danach habe ich ihn dann nicht mehr gesehen.“
„Scheiße.“
Der Fluch überraschte Nolan noch mehr. Natalie fluchte so gut wie nie. In seinem Magen machte sich ein ungutes Gefühl breit.
„Nat?“
Sie seufzte. „Ich kann ihn nicht erreichen, Nolan. Das letzte Mal habe ich Mittwochabend mit ihm gesprochen.“
Nach Jakes Beerdigung, fügte Nolan in Gedanken hinzu.
„Auf seinem Handy geht nur die Mailbox dran und seine Assistentin hat ihn seit Mittwoch auch nicht mehr gesehen. Oder von ihm gehört.“
Nolan zog überrascht die Augenbrauen hoch. Das passte so gar nicht zu Christopher. Er war immer absolut zuverlässig und verschwand nicht einfach ohne sich abzumelden. Erst recht nicht von der Arbeit. Auch wenn er sich das als Miteigentümer und Juniorchef vielleicht leisten konnte.
„Okay. Das klingt nicht gut“, gestand er ein und fuhr sich mit einer Hand durch die dunklen Haare, während er überlegte, was passiert sein konnte. Heute war Freitag, also war Chris seit circa anderthalb Tagen verschwunden. Wenn ihm was passiert wäre, hätten sich die Cops oder das Krankenhaus bei seinen Eltern gemeldet und die hätten Natalie und Nolan informiert. So ziemlich jeder in der Stadt kannte schließlich Christopher McKenzie. Anders sah es aus, wenn Chris irgendwo im Graben lag, aber daran wollte Nolan gar nicht denken.
Nat seufzte laut. „Ja. Irgendwas …“, Sie verstummte.
Nolan wartete geduldig, während sie nachdachte. Er konnte es fast vor sich sehen, wie sie sich die Unterlippe massierte. Nach Jahren der Freundschaft kannte er ihre Verhaltensweisen besser als seine eigenen. Daran hatte auch eine Distanz von fast 4000 km nichts geändert.
„Vielleicht sollte ich hochkommen“, murmelte Natalie nachdenklich.
„Nat? Bloß weil Chris sich mal ein paar Tage Auszeit gönnt, musst du nicht alles stehen und liegen lassen und herkommen.“
Er wusste, dass sie gerade beruflich ziemlich eingespannt war und sich anscheinend auch in Sache Liebe etwas tat.
„Ich weiß nicht. Du hast ihn am Mittwoch nicht gehört. Er klang … seltsam.“
„Jakes Tod hat ihm wahrscheinlich zugesetzt. Vielleicht ist er irgendwo mit dem Rest vom Schwimmteam und sie haben sich alle betrunken?“
Jake und Christopher waren nicht nur während der Highschool sondern auch danach im College gemeinsam im Schwimmteam gewesen. Aber schon zu Highschoolzeiten war das ganze Team eine ziemlich verschworene Truppe gewesen. Da es beim Leichenschmaus nach der Beerdigung keinen Alkohol gegeben hatte und die Stimmung ziemlich erdrückend gewesen war, konnte es gut sein, dass das ganze Team woanders hingegangen war, um dort auf Jake anzustoßen und sich an ihn zu erinnern.
„Gut möglich“, gab Natalie zu, auch wenn sie nicht wirklich überzeugt klang. „Ich weiß auch nicht. Das passt so gar nicht zu Chris. Er hat immer sein Handy an und meldet sich ab, selbst wenn er nur für ein paar Stunden wandern geht. Das weißt du doch.“
Nolan nickte. Natürlich wusste er das. Schließlich kannte er Christopher genau so lange, wie er Natalie kannte. Sie liebte ihren älteren Bruder heiß und innig und hatte immer viel von ihm erzählt.
„Hast du schon mit deinen Eltern gesprochen?
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