Snowboard Dreams - Leon Da Silva - E-Book

Snowboard Dreams E-Book

Leon Da Silva

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Beschreibung

Winter, Sonne und ganz viel Schnee: Als der junge schwule Snowboardlehrer Yannick, gerade das Abi bestanden, in einem österreichischen Luxusskiort seine Stelle antritt, ahnt er noch nicht, dass der neue Job schon bald sein ganz Leben auf den Kopf stellen wird:Zuerst lernt er Barkeeper Alessandro kennen mit dem er auch kurz darauf im Bett landet. Auch Hoteliersohn Enrico macht ihm Avancen und verwöhnt ihn nach allen Schikanen. Doch am nächsten Morgen liegt der Hoteliersohn in Yannicks Bett - tot. Und Yannick kann sich an nichts mehr erinnern. Yannick beschliesst, dem mysteriösen Tod selber aufzuklären und gerät schon bald in ein Komplett.Zuerst ist da Barkeeper Alessandro, der sich auf einmal sehr merkwürdig verhält, dann ein russische Teenager, der Enricos Appartement durchwühlt, und schliesslich mischt sich Hotelier-Konkurrent Georg mit drastischen Mitteln ins Geschehen ein. Die Geschichte wird immer mysteriöser. Denn in der heiteren Skiwelt herrscht alles andere als Friede, Freude, Eierkuchen. Hinter der Kulisse brodelt schon lange ein Kampf um Geld und Macht.Ein Krimi voller heisser Abenteuer, unerwarteter Wendungen und vielen knackigen Boys.

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Leon de Silva

Snowboard Dreams

Ein erotischer Krimi im Schnee

Weitere Bücher von Leon da Silva:

 

Nachtexpress ISBN 978-3-934825-69-7

Hip-Hop Sommer ISBN 978-3-934825-72-7

 

Alle Bücher auch als E-book

 

 

 

Himmelstürmer Verlag, Kirchenweg 12, 20099 Hamburg

E-mail: [email protected]

www.himmelstuermer.de

Photo by Ingo Habicht, www.boybox.net

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer, AGD, Hamburg, www.olafwelling.de

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

Originalausgabe, September 2005

E-book März 2015

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

 

ISBN print 3-934825-46-X

ISNB epub 978-3-86361-559-8

ISBN pdf 978-3-86361-560-4

Das Luxus-Appartement

Endlich am Ziel!

Erleichtert schloss ich hinter mir die Tür. Endlich angekommen! Die Zugfahrt war endlos lang gewesen. Mehr als zehn Stunden, dazu noch Verspätung wegen einer technischen ICE-Panne, dreimal umgestiegen – mit Snowboard und vier Reisetaschen die reinste Tortur. Am schlimmsten war die Busfahrt am Schluss gewesen. Ein Wunder, dass mir bei der kurvenreichen Straße nicht übel wurde. Aber ich hatte es überlebt, das war die Hauptsache. Ich schaltete mein Handy ein und es wechselte automatisch auf das österreichische Netz.

Während der Fahrt hatte ich die meiste Zeit gepennt. Zum Glück hatte ich fast immer ein leeres Abteil gefunden. Ich hatte viel Schlaf nachzuholen. Die letzten Nächte waren kurz gewesen. Alle Kumpels hatten sich von mir verabschieden wollen. Ich hatte das Theater nicht verstanden. Weder machte ich mich für immer aus dem Staub, noch ging ich für ein Jahr in die Staaten. Ich fuhr ja nur für ein paar Monate nach Österreich. Ein Katzensprung und sie hatten ja schon angekündigt, dass sie mich mal übers Wochenende zum Boarden besuchen würden. Aber wahrscheinlich hatten sie meinen Abschied bloß als willkommenen Anlass genutzt, um wieder mal eine ausgiebige Alk-Party feiern zu können. Aber eigentlich war es mir egal. Die Partys hatten Spaß gemacht. Auch wenn ich mich nicht mehr an alles erinnern konnte. Da es sich bei den Typen um Heterojungs handelte, gab es wahrscheinlich sowieso nichts, an das ich mich gerne erinnert hätte.

Ich ließ die Reisetaschen aufs Bett fallen und öffnete die Fenster. Das tat gut. Das belebte einen neu. Mit geschlossenen Augen atmete ich die frische Bergluft ein und streichelte mein Sixpack.

Lukka kam mir wieder in den Sinn. Ich hatte im Zug von ihm geträumt. Keine Ahnung, warum gerade der. Irritiert hatte ich beim Aufwachen festgestellt, dass ich davon eine Latte bekommen hatte. Dabei hatte ich gedacht, ich sei schon längstens über ihn hinweg. Lukka war hetero. Ich konnte mir wirklich sicher sein, denn alle meine Avancen hatten zu nichts geführt. Ich hoffte, dass er bald aus meinen Träumen verschwand. Denn es war alles andere als ein Vergnügen, seinen trainierten Body, seinen großen Schwanz und seinen knackigen Po immer wieder sehen zu müssen. Auf dem Gymnasium hatte ich ihn schon oft genug anstarren müssen. Nein, weg. Kein Gedanke mehr an ihn verschwenden.

Jetzt war ich also hier. Im winterlichen Skimekka als Snowboardlehrer für Anfänger, für eine ganze Wintersaison. Im Sommer hatte ich nach langer Zeit der Quälerei endlich das Gymnasium abgeschlossen, das Abitur knapp überlebt und nun wollte ich ein ganzes Jahr lang Abstand gewinnen von Schulstress, Prüfungen und Stoff büffeln, um dann voll erholt und hoffentlich neu motiviert, in aller Ruhe irgendein Studium in Angriff zu nehmen. Momentan standen Wirtschaft und Sport ganz oben in meiner Präferenzliste. Eine ausgeglichene Mischung, wie mir schien und vor allem konnte man es später beruflich sehr gut kombinieren. Aber zum Glück hatte ich noch jede Menge Zeit, bis ich mich entscheiden musste.

 

Am Anfang war ich begeistert gewesen, diesen Job ergattert zu haben. Vier Monate im Schnee, gut bezahlt, ein Appartement, das mir das Hotel zur Verfügung stellte, sowie einige Freitage. Dort arbeiten, wo andere Urlaub machten. Ein Traumjob. Quasi das Hobby zum Beruf gemacht. Und das bereits ein paar Monate nach dem Abi. Was wollte ich mehr? Lange genug hatte ich die Zeitungen nach Stellenannoncen abgegrast, mich hundert Mal beworben, vorgestellt und war eben so viele Male abgelehnt worden. Und die paar wenigen Stellen, die ich bekommen hätte, hatte ich abgelehnt. Denn vier Monate in einer Fischfabrik stellte ich mir nicht so berauschend vor. Und auch auf das Stallausmisten in einem Bauernhof verzichtete ich dankbar.

Aber dieser Job hier war das reinste Zuckerschlecken. Fast hätte ich mich schon damit abgefunden, ein Jahr lang einfach herumzuhängen, als die E mail aus Österreich kam. Meine Kumpels waren ganz schön neidisch auf mich. Statt mich mit ein paar wenigen Tagen in den Bergen vergnügen zu können und dafür eine Stange Geld hinblättern zu müssen, konnte ich die Pisten den ganzen Winter fast nonstop genießen und wurde dafür auch noch bezahlt.

Aber mittlerweile war ich nicht mehr so begeistert von der ganzen Sache. Keine Ahnung, ob die Entscheidung wirklich so schlau gewesen war. Vier Monate lang würde ich hier draußen in der Pampa festsitzen, meilenweit von meinen Kumpels, coolen Clubs und Shoppingmeilen entfernt. Dazu herrschte draußen noch alles andere als Winterstimmung. Ein paar einsame kleine Flocken fielen vom Himmel. Die meisten Wiesen waren mehr braun als weiß. Das Snowboard würde ich erst mal nicht brauchen. Gut, dann würde ich halt die ersten Tage dafür nutzen, um den Skiort etwas genauer kennen zu lernen. Alles schön mit der Ruhe. Vielleicht hingen hier ja auch ein paar coole Leute rum. Vor Paris Hilton brauchte ich mir zum Glück keine Sorgen zu machen. Für sie war dieser Ort eindeutig zu wenig mondän.

Man sollte immer das Beste aus der Situation machen. Zum Glück wurde ich selbst dann bezahlt, wenn keine Arbeit auf mich wartete. Ich bekam einen Fixlohn, der unabhängig davon war, wie viele Leute ich unterrichtete oder ob genügend Schnee vorhanden war. Denn dafür konnte ich ja nicht.

 

Mein Appartement gefiel mir nicht schlecht. Eigentlich verfügte es über jeden Schnickschnack, von dem man als Boy in meinem Alter träumen konnte. Einen großen Fernseher mit mehreren Erotik- und Musikkanälen, eine fette Stereoanlage und eine kleine Küche mit Mikrowelle, ein geräumiges Doppelbett mit weißer Satinbettwäsche. Auf einem Balkon warteten bereits zwei Stühle auf geile Kiffsessions. Das Größte war aber das Bad. So ein luxuriöses Modell hatte ich noch nie gesehen. Weiß und Silber dominierten. Die Armaturen blitzten vor Sauberkeit. Die Wanne war rund und – wie ich mit einem nervösen Zwicken in meiner Boxershorts kommentierte – hatte für zwei Personen Platz. Die Leute schienen ihre Snowboardlehrer ganz schön zu verwöhnen. Wenn nur meine zukünftigen Kunden auch so drauf waren.

Ich schob eine HipHop-CD in die Stereoanlage und begann gemächlich meine vier Sporttaschen auszupacken. Ganze Stapel von Boxershorts und Socken hatte ich mitgenommen. Für einen viermonatigen Aufenthalt kam einiges an Klamotten zusammen. Ich schielte auf die Uhr. Um sechzehn Uhr hatte ich eine Besprechung mit dem stellvertretenden Hotelmanager, um die letzten Details zu klären. Hoffentlich war es ein knackiger Typ. Ich grinste. Auf smarte Geschäftsmänner fuhr ich voll ab. Die wußten genau, was sie wollten und wie sie zu ihrer Befriedigung kamen. Krawatten und Anzüge turnten mich an. Ich blickte in meinen Schritt. Kaum eine Stunde da und ich dachte schon wieder an das eine. Ich nahm meine Hände von meinem Reißverschluss weg. Bevor ich mich diesen Dingen widmete, wollte ich erst einmal alles auspacken.

 

Frischgeduscht und neu gestylt betrat ich die Hotellobby. Ich hatte mich für die enge Jeans entschieden, die meinen trainierten Hintern betonte. Damit kam ich immer gut an. Ein cooler HipHop-Track auf meinen Lippen. Doch dann traf mich der Schlag. Mein Pfeifen verstummte abrupt und meine gute Laune war wie im Nu verflogen. Der Typ, der dort auf mich wartete, riss mich jäh auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Ein fettes Schwein, war mein erster Gedanke, mehr breit als lang. Dieser Fettkloß im engen Designeranzug und fettigen Haaren war alles andere als anziehend. Um die dreißig, schätzte ich und reichte ihm so freundlich es mein Schauspieltalent zuließ, die Hand. Auf seinen Schultern entdeckte ich einige Schuppen. Er hatte so viel mit dem Klischee vom sexy, durchtrainierten Direktorensohn zu tun wie Alice Schwarzer mit einer Brustvergrößerung.

„Wir gehen rüber in die Bar“, murmelte er.

Ich lächelte gequält. Das aufwendige Styling und die enge Jeans waren total überflüssig. Aber wenigstens kam ich bei dem nicht auf dumme Gedanken. Und vielleicht war das besser so. In geschäftlichen Dingen war es manchmal besser, vorsichtig zu bleiben.

Schneider orderte ein Mineralwasser. Ich entschied mich für eine Cola. Ich wollte einen klaren Kopf bewahren. Mit dem Typen war bestimmt nicht zu spaßen. Wenn er so drauf war, wie er aussah, dann konnte ich mich auf einiges gefaßt machen. Schneider blätterte geschäftig in einem Stoss von Blättern. Seine Stirn lag in Falten. Mit dem brauchte ich mich nicht einmal auf einen oberflächlichen Standard-Smalltalk einzulassen. Mein Blick fiel auf den Barkeeper. Das sah schon etwas freundlicher aus. Interessiert schaute ich ihm bei der Arbeit zu. Musste ungefähr in meinem Alter sein oder vielleicht sogar jünger. Durchtrainierter Italoboy. Kurze, aufgestellte schwarze Haare, wahrscheinlich ein geiler Sixpack unter dem engen weißen Hemd. Auf jeden Fall ein knackiger Hintern. Als er die Cola vor mich hinstellte, sah ich tief in seine braunen Augen. Mit dem musste ich bald mal ins Gespräch kommen. Schien ein ganz nettes Früchtchen zu sein.

„Also in den nächsten Tagen wird es nicht sehr streng werden“, verkündete Schneider zwischen zwei kleinen Schlücken. „Die Hauptsaison geht erst in drei Wochen los. Sie können in der Zwischenzeit die Pisten auskundschaften und sich mit der Gegend vertraut machen.“

Ich nickte.

„Sobald die ersten Gäste Sie in Beschlag nehmen wollen, werde ich Sie informieren.“

Er siezte mich konsequent. An seinem linken Finger war kein Ring. Das erstaunte mich keineswegs. Keine Frau – und noch weniger ein Mann – wäre mit dem zusammen gezogen. Jetzt wischte er sich mit einem verschwitzten Stofftaschentuch die Stirn trocken.

„Vor allem unsere weibliche Kundschaft schätzt es unheimlich, wenn der Snowboardlehrer heißen Flirts nicht abgeneigt ist.“

Er grinste mich schmutzig an. Ich hätte fast losgelacht. Was verstand denn der schon von heißen Flirts? Ich warf einen Blick in seinen Schritt. Der bekam bestimmt schon seit Jahren keinen mehr hoch.

Wieder griffen seine dicken Wurstfinger nach dem Mineralglas.

Ich verzog keine Miene.

„Die Frauen werden Ihnen bestimmt zu Füßen liegen“, fuhr er fort, „setzen Sie immer Ihren ganzen Charme ein und enttäuschen Sie ja niemanden.“

Er musterte mich ein paar Sekunden. „Aber das dürfte bei Ihnen sowieso nicht der Fall sein.“

Ich riss mich zusammen und grinste, als hätte er soeben den Witz des Jahres von sich gegeben. Ich wollte mich nicht schon am ersten Tag mit dem stellvertretenden Hotelmanager in die Haare kriegen. Aber der Typ ekelte mich an. Hoffentlich lief er mir in den nächsten vier Monaten nicht allzu häufig über den Weg. Schneider händigte mir einige Formulare aus, die ich gewissenhaft und ehrlich ausfüllen sollte. Ich überflog sie desinteressiert. Die verschiedensten Angaben zu meiner Person. Sahen nicht besonders spannend aus.

Schneider leerte sein Glas und kletterte mühsam vom Barhocker herunter.

„Dann hätten wir die formellen Dinge eigentlich erledigt“, grunzte er. „Oder haben Sie noch eine Frage?“

Ich verneinte. Fragen hatte ich schon, aber damit würde ich mich an jemanden wenden, der mir sympathischer war. Schneiders Stirn war schon wieder klitschnass. Auch seine Hände waren feucht. Der Typ widerte mich immer mehr an. Ich zwang mich, an einen angenehmen Geruch zu denken. An einen frischgeduschten Boykörper. Doch irgendwie wollte mir das nicht gelingen.

„Ich zeig Ihnen noch schnell unser Hotel.“

Beinahe hätte ich laut aufgestöhnt. Musste das sein? Doch Schneider watschelte bereits in Richtung Ausgang. Ich zwinkerte dem süßen Barkeeper zum Abschied zu. Sein Blick verriet mir, dass er in Sachen Schneider auf derselben Wellenlänge lag.

 

Das Hotel ließ tatsächlich keine Wünsche offen. Ich hatte das große Los gezogen. Ich nahm mir vor, nachher gleich mit meinem Handy ein paar Fotos zu machen und sie meinen Kumpels in die Vorlesungssäle und Zivibuden zu beamen. Die würden vor Neid erblassen!

Der Fitnessraum war auf dem neusten Stand, sehr geräumig und sogar mit Fernsehgeräten ausgestattet, auf dem gerade das neuste Video von Usher flimmerte und auch die Sauna wirkte sehr gemütlich. Nach sexy Jungs hielt ich vergeblich Ausschau. Mann, warum war ich heute so spitz? Man hätte echt denken können, ich hätte schon seit Monaten nicht mehr gewichst. Im Computerraum standen genügend PCs für Surftouren zur Verfügung.

„Aber natürlich haben unsere Gäste Vortritt“, schärfte mir Schneider ein.

Seine Erklärungen beschränkten sich auf das Wesentliche und ich hatte keinen Bock, irgendwelche Fragen zu stellen. Auf jeden Fall würde man mich in diesen beiden Einrichtungen in den nächsten Wochen bestimmt öfters sehen, sofern der fette Schneider sich dort nicht blicken ließ. Aber das war eher unwahrscheinlich. Denn bei seinem nackten Anblick wären bestimmt sämtliche Hotelgäste sofort Hals über Kopf abgereist. Langsam besserte sich meine Laune. Vielleicht würde die nächste Zeit doch noch ganz cool werden. Auf jeden Fall würde ich es mir erst mal richtig gut gehen lassen.

 

„Wenn Sie noch was brauchen, wissen Sie ja, wo mein Büro ist“, sagte der Fettkloß.

Da kannst du lange warten, dachte ich, bei dem würde ich mir nicht einmal Hilfe holen, wenn mein Penis gebrochen wäre. Sein Büro quoll bestimmt über von fettigen Fast-Food-Packungen und Pralinen-Schachteln. Ich seufzte erleichtert, als sich Schneider per Lift in den vierten Stock entfernte. Jetzt musste ich nicht zweimal überlegen, wohin ich mich als nächstes begab. Auf direktem Weg schlenderte ich in die Hotelbar zurück, die noch immer spärlich besucht war. In einer Ecke unterhielt sich ein älteres Paar angeregt. Vor ihnen zwei halbvolle Rotweingläser. Ich setzte mich wieder an die Bar. Ich spielte den Coolen, den Uninteressierten und musterte die Plakate an der Wand. Der Italoboy nickte mir zu.

„Du bist neu hier?“

Ich bejahte.

„Lass mich raten“, murmelte er, „Zimmerservice?“

Ich schüttelte den Kopf. „Snowboardlehrer.“

Er piff. „Cool, dann können wir ja mal gemeinsam auf die Pisten.“

Nicht nur auf die Pisten, wäre es mir beinahe herausgerutscht. Doch ich hatte gelernt, dass man am Anfang nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen sollte. Manche Jungs waren dann bloß total eingeschüchtert und gingen auf Distanz.

„Wie heißt du?“

„Yannick“, sagte ich.

„Ich bin Alessandro.“

Wir schlugen ein.

„Was willst du trinken?“

„Einen Smirnoff Ice.“

„Schon lange hier?“, fragte ich, als wir uns zugeprostet hatten.

Er zuckte die Achseln.

„Seit Sommer“, erklärte er, „aber wahrscheinlich auch nicht mehr lange. Möchte eine eigene Pizzeria aufmachen.“

„Also bist du ein originaler Italiener?“

Er lächelte mich an. „Bingo. Sogar Sizilianer.“

Einige Augenblicke drifteten meine Gedanken ab zur Italienreise in den Sommerferien vor einem Jahr. Ich war mit vier Jungs aus meiner Klasse in den Süden ans Meer gedüst. Vierzehn Tage nur Sonne und Strand. Und Boys. Meine Kumpels waren zwar alle stockhetero, aber das hatte der Stimmung keinen Abbruch getan. Einerseits gab es am Strand hübsche Boys wie Sand am Meer und einige von ihnen schienen sehr angetan von meinem Body. Und selbst meine Kumpels waren eines Nachts so bekifft und besoffen, dass sie sich von mir zum Kekswichsen überreden ließen. Endlich hatte ich Gelegenheit gehabt, ihre Schwänze in ausgefahrenem Zustand zu sehen. War ein geiles Erlebnis gewesen. Zum Glück konnte nur noch ich mich an diese Nacht erinnern und ich hatte es für mich behalten. Doch ein paar Fotos, die ich geschossen hatte, bewiesen das sexy Intermezzo.

„Woher bist du?“

Ich fuhr hoch. Alessandro lächelte mich an. „Woher bist du?“

„Aus Deutschland.“

Ihm schien die Antwort zu genügen. Das Ehepaar verließ die Bar. Wir waren alleine. Keine schlechten Voraussetzungen. Doch ich beschloß, mich erst mal zusammenzureissen. Zuerst musste ich herausfinden, wie der Typ gepolt war.

„Ich werde dann mal zusperren“, sagte er.

„Was?“, entfuhr es mir entgeistert.

Der Typ legte sich aber mächtig ins Zeug! In meinen Shorts pulsierte es.

„Kein Problem, du kannst bleiben“, grinste er mich an. „Die Bar hat von achtzehn bis zwanzig Uhr zu.“

Tsts. Ich hätte mir eine Ohrfeige geben können. Nichts mit einem schnellen Quickie. Warum war ich wieder mal so naiv gewesen?

„Und was machst du in der Pause?“, fragte ich.

„Hm, ein bißchen TV und so.“

Ich nickte. Sehr gesprächig schien der Typ nicht zu sein. Oder hatte er bloß kein Interesse an mir? Ich beschloß, einen letzten Versuch zu unternehmen.

„Lust, mit mir meinen ersten Tag zu begießen?“

„Wenn ich dafür dein Zimmer zu Gesicht bekomme!“

Ich nickte. Alessandro lächelte mich an und zog vier Smirnoffs aus dem Kühlschrank.

Ich gab der Tür einen festen Stoss. Sie schwang auf. Alessandro piff bewundernd.

„Meins ist nicht so geräumig“, rief er, „echt cool hier.“ Er ließ sich aufs Bett fallen.

„Wahrscheinlich war von den normalen Angestelltenräumen nichts mehr frei.“

Ich nickte.

„Aber ich beklage mich nicht.“

„Hier lässt es sich leben.“

Alessandro warf mir eine Smirnoff-Flasche zu. Sie war eiskalt.

„Die Aussicht ist einfach traumhaft“, seufzte ich.

Ich deutete zum Fenster. Erstaunt stellte ich fest, dass draußen dicke, weiße Flocken vom Himmel fielen. Ich riss die Balkontüre auf und sprang hinaus.

„Es schneit!“

Schon länger her, dass ich Schnee gesehen hatte und vor allem nicht Schneeflocken von einer solchen Dicke.

Alessandro nickte gleichgültig.

„Das wird es in den nächsten Tagen noch öfters.“

Doch ich war total aus dem Häuschen. Einen solch intensiven Schneefall hatte ich, glaube ich, noch nie gesehen. Dicke Flocken. Man sah nur noch weiß. Wenn das so weiter ging, wäre die Piste bald befahrbar. Als es mich zu frösteln begann, kam ich wieder ins Zimmer zurück. Ich knipste die Nachttischlampe an.

Ich betrachtete Alessandro intensiver. Wenn ich ehrlich war, war er genau mein Typ. Nicht zu viel, nicht zu wenig Muskeln. Dunkle Italo-Jungs waren meine besondere Vorliebe. Ich musste bald wieder mal in den Süden düsen.

Ich lief rot an. Ich hatte ihn wohl zu lange angeblickt.

„Sorry.“

Doch Alessandro grinste.

„Kein Problem.“

Jetzt wurde ich noch röter. Er schien genau zu wissen, was ich gemeint hatte. Seine Flasche war schon beinahe geleert. Nervös trank ich ein paar weitere Schlucke.

„Und wo willst du deine Pizzeria eröffnen?“, fragte ich, um die peinliche Stille zu beenden.

Er warf mir einen irritierten Blick zu.

„Pizzeria?“

Er schien mit den Gedanken wo anders gewesen zu sein.

“Ah, meine Pizzeria!“

Er dachte nach.

„So genau habe ich mir das noch nicht überlegt. Am coolsten wäre es natürlich, wenn ich hier am Ort ein Lokal finden würde ...“

Er schob seine Beine auseinander. Der Stoff in seinem Schritt spannte sich beängstigend. Unruhig fuhr ich über meinen Unterarm. Langsam wurde es gefährlich. Alessandro legte seine Hände auf die Oberschenkel. Ich spürte, wie mein Herz schneller klopfte.

„Macht es dir was aus, wenn ich ein bißchen den TV einschalte?“

Typisch Italiener, entfuhr es mir beinahe. Einer meiner Sommer-Lover hatte sogar während dem Sex immer die Glotze laufen lassen. Keine Ahnung, was der daran so antörnend fand. Wenn ein cooler Videoclip gelaufen wäre, hätte ich nichts dagegen gehabt. Aber die penetrante Stimme einer Nachrichtensprecherin zu hören, während dein Schwanz geblasen wurde, war auch nicht der wahre Genuss.

Alessandro zappte zu einem Musikkanal. Seine Beine waren noch immer frech auseinander.

„Setz dich doch“, meinte er und erst da fiel mir ein, dass ich noch immer stand. Ich ließ mich neben ihm aufs Bett fallen und machte es mir bequem. Er spielte mit der Fernbedienung herum. Fasziniert beobachtete ich seine Hände. Was die wohl sonst noch so anstellen konnten?

„Der hat aber Mukis!“, pfiff er bewundernd.

Ich blickte zum Fernseher. 50 Cent. Ja, der konnte seinen Bauch wirklich sehen lassen.

„Aber du scheinst auch nicht ohne zu sein“, nahm ich meinen Mut zusammen.

„Wie meinst du das?“

Er blickte noch immer starr auf die Mattscheibe.

„Unter deinem Hemd scheinen sich auch nicht gerade wenig Muskeln zu verbergen.“

Er fuhr sich mit der Zunge über seine Lippen und nickte mir dann zu.

„Aber du auch nicht.“

Eine Stille entstand. Ich wußte, dies war der entscheidende Moment. Entweder ich machte jetzt tollkühn den ersten Schritt oder ich schnitt das nächste Gesprächsthema an. Ich entschied mich für die erste Lösung. Nur wer wagt, gewinnt.

„Willst du sie mal sehen?“

Ich spürte, dass er nervös wurde. Wo blieb seine Coolness? Obwohl er mir keine Antwort gab, zog ich meinen Pullover aus. Ich zeigte zum Fernseher.

„Also 50 Cent hat auch nicht viel mehr, oder?“

Er legte die Fernbedienung aufs Bett. Ich hielt den Atem an. Langsam knöpfte er sein Hemd aus. Ein durchtrainiertes Waschbrett kam zum Vorschein. Nicht zu viel, nicht zu wenig.

„Nicht schlecht“, kommentierte ich. Meine Augen hatten bereits einen Narren am weißen Boxershortsbund gefressen, der aus der Hose hervorschaute.

„Sixpacks sind natürlich cool“, fuhr ich fort, „aber sie sind nicht alles. Ein Mann muss noch mehr zu bieten haben.“

Alessandro nickte.

„50 Cent hat das bestimmt.“

„Woher willst du das wissen?“

Er zuckte mit den Achseln.

„Ich denke es mir einfach, der Typ hört sich einfach nach Testosteron an.“

„Wie du?“, fragte ich keck.

Er stockte. Ich merkte, dass ich ihn schon lange in der Tasche hatte. Er wurde immer spitzer. Das war seinen Beinen anzusehen. Und vor allem dem Bereich dazwischen, der sich immer mehr wölbte.

„Und jetzt schauen wir, wer im unteren Bereich der Grössere ist!“