So heiß wie ein Rockstar - Kylie Scott - E-Book

So heiß wie ein Rockstar E-Book

Kylie Scott

5,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mae hat ein Problem: Schlimm genug, dass sie von einem gefährlichen Stalker bedroht wird. Jetzt stellt sich auch noch heraus, dass der Bodyguard, den sie engagiert hat, der heißeste Typ ist, den sie seit Langem gesehen hat. Mit jedem Moment, den sie in Ziggys Nähe verbringt, fällt es ihr schwerer, die Finger von ihm zu lassen. Dabei sollte die Beziehung zwischen ihnen strikt professionell bleiben ... oder?

Novella zur international erfolgreichen ROCKSTARS-Reihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Kylie Scott

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 147

Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.
Sortieren nach:
howard

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

Schöne Liebesgeschichte zwischen Mae und Ziggy. Absolutes Muss für Fans dieser Buchreihe.
00



Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

1

2

3

4

5

6

7

8

Epilog

Die Autorin

Die Romane von Kylie Scott bei LYX

Leseprobe

Impressum

KYLIE SCOTT

So heiß wie ein Rockstar

Ins Deutsche übertragen von Andreas Heckmann

Zu diesem Buch

Mae hat ein Problem: Schlimm genug, dass sie von einem gefährlichen Stalker bedroht wird. Jetzt stellt sich auch noch heraus, dass der Bodyguard, den sie engagiert hat, der heißeste Typ ist, den sie seit Langem gesehen hat. Mit jedem Moment, den sie in Ziggys Nähe verbringt, fällt es ihr schwerer, die Finger von ihm zu lassen. Dabei sollte die Beziehung zwischen ihnen strikt professionell bleiben … oder?

1

Ich hätte unmöglich müder sein können. Ich hatte das Gefühl, eine Ewigkeit durchs Land gejuckelt zu sein, nur um zwei Tage als Model zu arbeiten. Dass ich im feuchtheißen Hochsommer von New Orleans für Aufnahmen in Winterkleidung gebucht worden war, hatte die Sache nicht besser gemacht. Am liebsten hätte ich mich sterben gelegt. Oder wenigstens sehr lange geschlafen, wie Dornröschen. Nach der Rückkehr in meine neue Wohnung natürlich. Nach Jahren auf Achse war es großartig, ein Zuhause zu haben.

»Miss Cooper«, sagte Leonard – Pförtner und Sicherheitswachmann des Gebäudes – lächelnd zu mir. Er war ein großer, stämmiger Mann in den Fünfzigern. Keiner, mit dem man sich anlegen wollte. »Willkommen zurück.«

»Danke.«

»Wie war Ihre Reise?«

»Gut. Und Ihre Woche?«

»Prima, Miss. Sie haben ein Paket bekommen. Ich hole es Ihnen.«

»Danke, Leonard.«

Er verschwand durch eine Tür hinter seinem Tresen, und ich stellte meine große Louis-Vuitton-Tasche auf den Boden. Eines Tages würde ich lernen, nicht zu viel mitzunehmen. Aber wohl nicht so bald. Ich ließ die Schulter rückwärts und vorwärts kreisen. Davon ließ der Schmerz auch nicht nach.

Den richtigen Ort zum Wurzelschlagen zu finden, war nicht einfach gewesen. Der Wohnblock lag mitten im Pearl District, umgeben von tollen Geschäften und Restaurants. Ich liebte es hier. New York und Los Angeles mochten für die Modewelt von größerer Bedeutung sein, aber Portland war meine Heimatstadt. Die Eingangstür war mit Art-déco-Mauerwerk eingefasst, und alles in der Lobby glänzte. Das Gebäude verströmte einen altertümlichen Charme. Und es lebten einige Rockstars darin – der Shootingstar Adam Dillon und die Hälfte der weltberühmten Band Stage Dive bewohnten die oberen beiden Stockwerke. Ihretwegen lauerten mitunter Fans vor der Tür. Ich dagegen zog keine Massen an, und das war mir sehr recht. Wer neben jemand Berühmterem wohnt, wird in Ruhe gelassen – jedenfalls meistens.

Stirnrunzelnd kam Leonard mit dem Paket zurück. »Da leckt was.«

»Oh nein.« Ein roter Tropfen fiel auf den weißen Marmorboden. Für Wein hatte der Karton die falsche Größe, und dass mir jemand Tomaten schickte, bezweifelte ich sehr. »Was zum Teufel ist das denn?«

Mit verschmierten Fingern stellte er das Paket auf den Tresen. Zunehmend panisch starrten wir auf das rote Zeug, das aus einer Ecke des ungeöffneten Kartons suppte. Kupfergeruch erfüllte die Luft.

»I-ich glaube, das ist Blut.« Ich schluckte vernehmlich. »Leonard, rufen Sie bitte die Polizei?«

»Ich will keinen Leibwächter.«

»Nachdem dir jemand ein mit dem Messer durchbohrtes Rinderherz geschickt hat, bleibt dir aber kaum eine andere Wahl«, erwiderte Lena Ferris ungerührt und schob dabei ihre rote Acrylbrille anmutig ein Stück die Nase hinauf.

Da hatte sie wohl recht. Doch ich war noch nicht so weit, das anzuerkennen. Ich ließ den Kopf auf die Sofalehne sinken. »Aber ich genieße das Alleinsein und schätze meine Privatsphäre.«

»Oh bitte. Das ist nur eine Nebenwirkung deiner Berufswahl. Du hast dich schon von einem Großteil deiner Privatsphäre verabschiedet, als du auf dem Cover eines Sportmagazins in einem winzigen schwarzen Bikini aufgetaucht bist. Fünf Millionen Follower auf Instagram, von denen einige dir sehr unheimliche Botschaften schicken: Das beweist doch, dass du Kompromisse machen musst. Deine Sicherheit steht auf dem Spiel.«

Und schon wieder hatte sie recht.

Begegnet war ich Lena – Fotografin und Frau des Sängers von Stage Dive – ein Jahr zuvor bei einem Shooting. Wir hatten uns sofort super verstanden. Nicht nur, weil wir beide üppige Brünette sind, sondern auch wegen unseres schrägen Humors und unserer Neigung zum Sarkasmus. Wenn man bedenkt, wie lang und langweilig Shootings sein können, war diese Frau ein Glücksfall. Auf ihre Empfehlung hin hatte ich mir auch die Wohnung angesehen, die mein Zuhause geworden war.

»Du wirst dich doch deswegen nicht anstellen, oder?« Mit einem Kaffee saß sie mir gegenüber. »Ich habe schon genug mit Kleinkindern zu tun – meinem berühmten Mann und unseren Zwillingstöchtern sei Dank.«

»Nein.« Ich stöhnte. »Es ist nur … ich bin einfach wütend, weil jemand mein Leben so durcheinanderbringt. Und ich bin zu müde, um mit dir rumzustreiten, vor allem weil ich weiß, dass du recht hast.«

»Wie lange hast du in den letzten achtundvierzig Stunden geschlafen?«

Ich seufzte. »Der Detective hat mich bis zum frühen Morgen befragt. Als ich endlich oben in meiner Wohnung war, habe ich die ganze Zeit an die Schlafzimmerdecke gestarrt und überlegt, wer dermaßen gestört sein mag, so was zu tun.«

»Wahrscheinlich niemand, den du kennst.«

»Wahrscheinlich.«

»Sie glauben, dass sie eine Beziehung zu dir haben, weil sie schlicht verrückt sind.«

Ich runzelte die Stirn. »Oh Mann, ein Rinderherz. Das ist so unglaublich eklig.«

»Stimmt«, pflichtete sie mir bei. »Auf jeden Fall habe ich schon Sam angerufen. Einer seiner Leute ist auf dem Weg hierher – also steh die Sache durch.«

»Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen«, sagte ich mit mattem Lächeln.

»Das weiß ich. Hätte mir jemand Innereien mit einem Messer drin geschickt, wäre ich auch empört, wütend und völlig unleidlich.«

»Wenn ich jetzt nicht zur Vegetarierin werde, wäre ich herzlich überrascht«, meinte ich augenzwinkernd.

Lena warf mir nur einen Blick zu.

»Schlechter Scherz, ich weiß. Gut, dass dein Freund so schnell jemanden für mich gefunden hat.«

»Sam hat verstanden, dass es dringend ist. Er gehört zu den Guten. Schließlich hält er es auch mit Martha aus – die ist nicht gerade pflegeleicht.« Ihr Handy klingelte. Sie las eine SMS und tippte lächelnd auf dem Bildschirm herum. »Jimmy will wissen, was ich anhabe.«

»Was schreibst du ihm?«

»Ein knappes rotes Seidennachthemd und ein versautes Lächeln.«

»Ihr zwei seid so verliebt.« Ich seufzte. Eifersucht war echt scheiße. »Ich ertrage kaum, wie gut es dir geht.«

»Ach komm schon.«

»Da vermisse ich beinahe einen Partner.«

»Oh, ich könnte dir schon einen besorgen! Da gibt es diesen –«

»Nein, danke.«

»Spielverderberin. Du machst echt alles kaputt.«

»Na toll. Danke für das Feedback.«

Lena schnaubte, und ich lächelte. Etwas herumzublödeln tat wirklich gut. Dann klopfte es. Langsam bewegte ich mein fetthaariges, Yogahose tragendes, insgesamt chaotisches Erscheinungsbild zur Tür. Zwei Stunden schlechter, vielfach unterbrochener Schlaf und ein Stalker ließen mich leider nicht erblühen. Wer hätte das gedacht?

Ich öffnete die Tür und … hielt inne.

»Miss Cooper?«, fragte er mit tiefer Stimme.

Ich blinzelte.

Er wartete.

Sag was. »Ah ja. Hallo. Das bin ich.«

Über eins achtzig groß, dunkel und umwerfend attraktiv – so stand er vor mir. Während ich mich fast in Wohlgefallen auflöste, wirkte er so professionell, dass es wehtat. Mein unordentlicher Haarknoten und in Elastan gehüllter Hintern waren absolut nicht das Richtige, um heute auf so etwas zu stoßen. Wer immer er war, er musste ein anderes Mal wiederkommen. Vorzugsweise, wenn ich meine schicksten Kleidungsstücke trug und einigermaßen beieinander war. Oder wenigstens geduscht hatte. Mit Deos kommt man ja nicht sonderlich weit.

»Ich bin Ziggy Thayer«, sagte er. »Samuel Rhodes hat mich geschickt.«

»Ach ja?«

»Ja.«

»Sie … sind also mein Leibwächter?«

»Personenschutzbeauftragter, ja.«

»Ah ja.«

Er tippte sich ans Kinn. »Gibt’s ein Problem, Miss?«

»Ich … äh …«

Gab’s ein Problem? Und ob! Das war eine Katastrophe! Mein Hirn wollte einfach nicht anspringen, alle Synapsen hatten den Dienst quittiert. Ob das an seinem tadellosen schwarzen Anzug lag? An der Aura von Härte, die ihn umgab? An seiner ungerührten Miene? Egal, woran: Er musste sofort aufhören, diesen Sexappeal auszustrahlen. Nicht, dass ich es nicht gewohnt gewesen wäre, von sehr schönen Menschen umgeben zu sein. Das war Teil meiner Arbeit. Und er war nicht mal schön im wörtlichen Sinn, aber irgendwie konnte ich nicht aufhören zu starren.

»Mae, sei nicht komisch. Lass ihn rein«, befahl Lena vom Sofa her. Wie bei Freundinnen üblich, gingen sie und ihre Unverblümtheit mir manchmal auf die Nerven. Eindeutig war es mal wieder so weit.

»Verzeihung.« Ich trat einen Schritt zurück, und Hitze kroch meinen Hals hinauf. »Bitte kommen Sie rein, Mr Thayer.«

»Nennen Sie mich ruhig Ziggy«, sagte er.

»Oh. Ich bin Mae.«

»Er wird dich Miss Cooper nennen«, sagte Lena. »Kämpf nicht dagegen an. Alle haben versucht, ihm die Förmlichkeit abzugewöhnen, aber das gelingt nicht. Stimmt’s, Ziggy?«

Keine Reaktion seinerseits, kein freundliches Lächeln. Ausdrucksloser ging es kaum. »Stimmt, Ma’am.«

»Marines.« Lena zuckte die Achseln. »Was kann man von ihnen anderes erwarten?«

Ich schloss die Tür hinter ihm und war total verlegen. Würde dieses Musterbild potenter Männlichkeit mich nun den Großteil meiner wachen Stunden über begleiten? Nein. Auf gar keinen Fall. Vielleicht konnten sie mir jemand anderen schicken, der nicht so viel Raum einnahm, mich nicht so oft innehalten und starren ließ. Das wäre gut. In der Öffentlichkeit zu sabbern war alles andere als cool und konnte das Make-up ruinieren. Hatte ich nicht schon genug Probleme? Seufz.

Während meiner hemmungslosen Seufzerei gelang es mir irgendwann, zu regelmäßigem Atmen zurückzufinden, denn ich vermochte mich ja zusammenzureißen und professionell zu handeln. Ich würde mit der Situation schon klarkommen. Wahrscheinlich musste ich einfach nur mal wieder Sex haben. Es war nun schon Monate her, dass mein Ex und ich uns getrennt hatten, eine absolut notwendige, einvernehmliche Entscheidung. Ich musste frei sein und ein gewisses Gleichgewicht finden, nachdem mein Karrierefokus und meine Prioritäten sich geändert hatten, als ich dreißig geworden war. Und er musste anscheinend frei sein, um Sex mit jeder gerade volljährig gewordenen Football-Begeisterten zu haben, die ihm über den Weg lief. Vor allem mit solchen, die sich gern im Bett mit ihm filmten und das posteten. Die hatte er am liebsten. So ist das Leben.

Lena hob die Hand. »Hallo, Ziggy.«

»Mrs Ferris.«

»Mae ist müde und etwas neben der Spur. Sorgen Sie dafür, dass sie ein paar Stunden schläft und sich duscht, dann geht’s ihr wieder gut.«

Er sagte nichts. Stand nur da mit ungerührtem Blick.

Unterdessen hielt ich nach etwas Ausschau, um Lena das Maul zu stopfen, solange sie noch bei mir zu Besuch war. Mit Isolierband? Nadel und Faden erschienen mir zu extrem, aber auch nicht ganz undenkbar.

Ziggy räusperte sich. »Miss Cooper, ich habe bemerkt, dass Sie die Tür nicht verriegelt und auch die Alarmanlage nicht aktiviert haben. Darüber müssen wir reden.«

»Oha«, sagte Lena. »Schon beziehst du Prügel. Das ging schnell.«

Ich wurde flammend rot.

»Ich lass euch besser mal allein.«

»Du gehst?« Kaum zu sagen, wovor ich mehr Angst hatte. Davor, mit dem Personenschutzbeauftragten allein gelassen zu werden? Oder vor Lenas nächsten Worten? Oder vor beidem?

»Jimmy hat am Abend eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Dafür muss ich mich noch zurechtmachen.« Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Keine Sorge, Mae, alles wird gut. Ruf mich an, wenn du was brauchst, ja?«

Ich brachte ein Lächeln zuwege. »Mach ich. Noch mal vielen Dank.«

»Gern geschehen. Bis morgen.«

Weg war sie.

Und ließ mich mit ihm allein.

»Also«, sagte ich mit zögerndem Lächeln. In so einer Situation waren normale Menschen mit funktionierendem Verstand in der Regel höflich. Womöglich sollte auch ich es damit versuchen. »Setzen wir uns? Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«

»Nein, danke, Miss.«

Daran musste ich mich wirklich erst gewöhnen. Ständig »Miss« genannt zu werden …

Er setzte sich auf den frei gewordenen Platz mir gegenüber, aber vorn auf die Sofakante. Zweifellos, um jeden Moment aktiv werden zu können. Alles an ihm strahlte Größe, Fähigkeit und auch etwas Unheimliches aus. Obwohl er sicher ein netter Kerl war. Womöglich gar eine echte Sahneschnitte auf Partys. Bestimmt mochte er Hundewelpen und faltete in seiner Freizeit Papierkraniche. Vielleicht auch nicht. Ich setzte mich, zog die Füße unter den Hintern und machte mich möglichst klein. Vermutlich fühlte ich mich nur verletzlich. Nicht, dass ich mich vor ihm gefürchtet hätte. Auf keinen Fall. Einfach nur so.

Ich straffte die Schultern und setzte mich aufrechter hin. »Also … wo fangen wir an?«

2

Ich hatte schon Bodyguards, aber nur bei Veranstaltungen wie der Fashion Week oder großen Shootings. Und nur für kurze Zeit. Wann mein Vertrag mit Ziggy dagegen endete, hing davon ab, wie sich die Angelegenheit mit dem Rinderherz im Pappkarton entwickelte. Nachdem er mich eingehend darüber befragt hatte, was die Polizei tat (sie durchleuchtete mein ganzes Leben), wie mein Alltag in der Regel aussah (den hatte ich praktisch nicht, sondern ging in meiner Arbeit auf) und welche Termine anstanden (ich hatte mir ein paar Tage freigeschaufelt, um endlich all meine Sachen auszupacken und mich dann wieder an die Arbeit für meine Dessous-Kollektion zu machen), fuhr er mich zum Fitnessstudio. Mehrmals war ich im Fitnessraum des Apartmenthauses gewesen, aber für gewöhnlich kam ich besser klar, wenn mich jemand motivierte und mein Training begleitete.

Anscheinend gefiel Ziggy mein Land Rover, denn er schenkte ihm sein typisches Beinahe-Lächeln. Ich dagegen bekam weiter seine professionell unbewegte Miene zu sehen. Daran würde ich mich wirklich nur langsam gewöhnen.

»Wer ist dein Schatten?«, fragte Kwana, meine tolle Trainerin.

Ich unterbrach meinen Ausfallschritt und atmete rasch und stoßweise. »Mein Leibwächter Ziggy. Gefällt er dir?«

»Hübsch anzusehen. Nicht aufhören, weitermachen.«

»Jaja.«

»Sonst hast du doch keinen Bodyguard. Hat dich jemand belästigt?«

Kwana stand mit verschränkten Armen da; unter ihrer braunen Haut spannten sich schlanke Muskeln. Da wir auf einer Freifläche im Hauptbereich des Fitnessstudios trainierten, wartete Ziggy an der Wand gegenüber, knapp außer Hörweite. Mit hängenden Armen stand er da, während er den Blick ständig umherwandern ließ – durch das Studio zu den Ausgängen und zurück. Immer aufmerksam.

»Das ist eher eine Vorsichtsmaßnahme«, erwiderte ich.

So sehr ich Kwana mochte, niemand außer meinem engsten Freundeskreis sollte von dem Vorfall erfahren. Je weniger Leute von dem ekelhaften Rinderherz und dem Messer wussten, desto besser.

Die Polizei hatte sich noch nicht wieder gemeldet. Aber andererseits war es auch eher unwahrscheinlich, dass ein Verdächtiger binnen eines Tages aufgespürt und zur Rechenschaft gezogen wurde.

Fall gelöst, hurra!

So hätte ich es mir gewünscht. Aber es würde Wochen dauern, bis die Polizei meinen Mailverkehr durchgearbeitet hatte. Dieser Gedanke ließ mich schaudern. Jahrelang hatte ich seltsame und schmutzige Mails und Nachrichten von allen möglichen Leuten bekommen. Ehrlich, ich besaß eine enorme Sammlung mir aufgedrängter Schwanzfotos. Warum manche Kerle glaubten, ich wollte ihre behaarten kleinen Eier und ihren Pimmel sehen, entzog sich meinem Verständnis. Aber das alles gehörte wohl dazu, wenn man als Frau in der Öffentlichkeit stand. Und hatte man es aufs Titelblatt einiger großer Illustrierter geschafft, wurde es nur schlimmer.

Und jetzt mussten ein paar arme Polizisten durch diesen Sumpf aus Schwanzfotos und Ähnlichem waten. Womöglich würden sie die üblichen Verdächtigen beizeiten antreten lassen, damit sie zu Identifikationszwecken die Hose runterließen. Oder in einer Datenbank beim Schamhaarabgleich eine DNA-Übereinstimmung finden. Ich konnte mir die entsprechende Folge von CSI gut vorstellen.

Kwana schniefte. »Gut. Dann erzähl es mir nicht. Jetzt Kniebeugen.«

»Sie sind fies, Ma’am.«

»Das magst du doch.«

»Stimmt.« Ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß vom Gesicht und machte weiter. »Hübsch würde ich ihn aber eigentlich nicht nennen.«

»Auf männliche Weise hübsch«, berichtigte Kwana. »Markante Kinnlinie und hohe Wangenknochen – so was begeistert mich immer. Schneller. Du gibst dir gar keine Mühe.«

»Mein Leben ist schon schmerzvoll genug«, jammerte ich, gehorchte aber. Diese Frau würde mich noch umbringen.

Sie senkte die Stimme und trat einen Schritt näher. »Er sieht dich an.«

»Wer? Ziggy? Das ist ja auch seine Aufgabe.«

»Nein. Ich meine, er hat deinen Hintern betrachtet. Sein Blick war von deinen Pobacken geradezu gebannt.«

»Ich schnaubte. »Da täuschst du dich bestimmt.«

»Ganz sicher nicht.«

Ein Mann in neonfarbener Sportkleidung kam von den Hanteln her auf uns zu. Ehe ich ihn auch nur richtig bemerkt hatte, stand Ziggy schon zwischen uns. Der Mann streckte ein Stück Papier und einen Kugelschreiber aus. Seine Miene changierte zwischen »Stell dich nicht so an« und »Bitte«. Ziggy schüttelte nur den Kopf.

»Sehen Sie nicht, dass sie beschäftigt ist?«, knurrte Kwana. »Bitten Sie später um ein Autogramm.«

»Keine Autogramme.« Ziggys Ton war endgültig. »Nur bei offiziellen Anlässen.«

Wütend stapfte der Mann zu einem Crosstrainer weiter.

»Nächstes Mal arbeiten wir wieder in einem eigenen Raum«, sagte meine Trainerin.

Ich nickte. »Das dürfte das Beste sein.«

»Fersen höher.«

Ich protestierte, obwohl diese Übung ein wichtiger Teil meines Trainings war.

»Nicht meckern – machen.« Kwana seufzte. »Deine Waden sollen doch gut aussehen, wenn du schicke Schuhe trägst?«

»Ja.«

»Also weiter. Demnächst berechne ich Extragebühren für jedes Meckern.« Diese Frau war ihr Geld wirklich wert. Was das Training betraf, war ich ein weinerliches Kleinkind. Sie legte mir sanft die Hände auf die Schultern. »So ist’s richtig, Mae. Schön langsam. Immer höher damit.«

Ich konzentrierte mich auf Atmung und Gleichgewicht und ignorierte das Brennen meiner Beinmuskeln. All das war für eine gute Sache. Bald würde es Glückshormone regnen und ich wäre froh über meine Anstrengungen. Hoffentlich. Das alles gehörte zu meiner Arbeit, genau wie die ausufernde Haarentfernung, die Gesichts- und Handpflege, die Behandlung der Haare und Wimpern, Massagen und eine Schönheitspflege, die kaum zu toppen war. Dass ich nicht Größe XS hatte, nicht mal annähernd, hieß ja nicht, dass ich mir leisten konnte, weniger als topfit oder in anderer Hinsicht nachlässig zu sein. Shootings waren mitunter zermürbend, vor allem wenn man nicht wirklich fit war oder sich nicht bestens gepflegt hatte. Ganz ehrlich, von einem gestressten Couturier angebrüllt zu werden, weil man nicht tipptopp zur Modenschau erschien, war kein Vergnügen. Außerdem verbreitete sich so was wie ein Lauffeuer. So riesig die Modewelt war, manchmal war sie unfassbar klein, fast dörflich.