So meine ich das nicht ! - Miriam Wagner - E-Book

So meine ich das nicht ! E-Book

Miriam Wagner

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Woran wir nicht denken, wenn wir miteinander reden. Miriam Wagner beschreibt, weshalb wir beim Sprechen nicht alles steuern und kontrollieren können, wie Teile unserer Kommunikation für uns immer unbewusst ablaufen. Wir meinen aber, dass wir unsere Kommunikation im Griff haben sollten, immer alles richtig machen sollten - konfliktfrei und störungsfrei. Das Buch geht davon aus, dass es beim Miteinander Reden kein "richtig" oder "falsch" gibt. Aber es gibt immer etwas, das auf unsere Kommunikation einwirkt und sie lenkt, ohne dass uns das bewusst ist. Deshalb ist die Frage, wie wir diese Situation nutzen können, auch wenn wir nicht alles im Griff haben. Wenn jemand sagt "so meine ich das nicht", dann ist das nicht schon ein Hinweis auf Konflikt oder Störung, es ist kein Fehler das zu sagen, nichts daran ist "falsch". Aber wir sind es gewohnt, vieles als Konflikt und Störung zu deuten. Woran liegt das und wie lässt es sich abschaffen? Der Blick auf die unbewussten Einflüsse zeigt, wie wir beim Sprechen freier sein können ohne uns angegriffen oder schuldig zu fühlen. Dabei dreht sich alles um die Wörter und ihren Sinn, um die Frage, wie der Sinn in unsere Wörter kommt und unsere Kommunikation prägt. Was geschieht, wenn ich meine Wörter zu einer Mitteilung verschlüssele und der Andere sie verstehen will? Was bedeutet es für mich, wenn ich einen Kontext aus Wörtern erschließe und wer bin ich dabei als Adressat? Im letzten Kapitel überträgt die Autorin verschiedene Merkmale von Flow auf die Kommunikation für einen Perspektivenwechsel. Der gibt dem Leser die Möglichkeit, sein eigenes Sprechen und Hören anders wahrzunehmen. So gewinnt er größeren Spielraum bei der Gestaltung seiner Gespräche und der Lösung von Konflikten, die sich als Kommunikationskonflikte darstellen.

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Seitenzahl: 139

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Miriam Wagner

So meine ich das nicht !

Wie der Sinn in unsere Wörter kommt und der Flow in die Kommunikation

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Einleitung : Die Sache mit dem Sinn

Vorwort: Vernetzt in den Wörtern

1. Der Cappuccino Code

2. Dornröschen wird wach geküsst

3. Wer bin ich als Adressat?

4. „So meine ich das nicht“

5. Das Bedürfnis zu Sprechen hindert am Hören (Marcel Proust)

6. Der Sinn deiner Wörter gehört zur Hälfte mir

7. Ohne falsche Erwartung

8. Kommunikation im Flow

Impressum neobooks

Einleitung : Die Sache mit dem Sinn

Das mit dem Sinn ist eine merkwürdige Sache. Wenn wir reden nehmen wir ihn beim Wort. Wir vertrauen darauf, dass es ihn gibt und er in unseren Wörtern enthalten ist. Auf Sinnsuche gehen wir erst bei Fragen um Leben, Leiden und Tod. Weshalb ich? Worin liegt der Sinn? Dann hoffen wir erwartungsvoll auf eine Antwort und suchen weiter auch wenn wir keine finden. Beim Sprechen aber ist das anders. „Wie meinst du das jetzt?“ „Was willst damit sagen?“ Unsere Fragen zielen hier auf eine direkte Klärung. Wir erwarten, dass der andere sie beantworten kann. Er wird doch wissen, was er meint und sagen will. Wir sind überzeugt, dass Menschen nicht ohne Sinn sprechen. Die Redewendung „ Das macht überhaupt keinen Sinn“ sagt genau das in umgekehrter Form, dass alles irgendwie einen Sinn macht oder machen soll. Aber der Sinn der einzelnen Wörter hängt auch an anderen Wörtern, unsere Wörter sind vernetzt durch ein Thema oder einen Kontext. Wir reden miteinander „über“ etwas, sind irritiert, wenn unser Gesprächspartner ständig das Thema wechselt oder hin und her springt. Das nehmen wir als Hinweis mangelnder Konzentration, manchmal auch mangelnder Intelligenz. Bei einem Thema zu bleiben ist ein Zeichen von Logik und Vernunft. Dennoch macht jeder auch die Erfahrung, dass es sehr schwer sein kann, beim Thema zu bleiben, - wenn starke Gefühle uns überkommen, wir aufgeregt sind oder verunsichert. Dann entgleitet uns der Zugriff auf unsere Wörter und ihren Sinn, dann fügt er sich nicht mehr so leicht in eine Ordnung. Wir verlieren unseren Faden. Die Wörter „haben“ also vielleicht nicht wirklich einen Sinn, er kommt irgendwie in sie hinein, und das ist auch abhängig von unserem seelischen Zustand und der Situation in der wir sprechen. Wie genau ist das dann zu verstehen, dass der Sinn in unsere Wörter kommt und welche Rolle spielt diese Frage für die Kommunikation?Ihr nachzugehen wurde für mich wichtig, als ich vor ein paar Jahren begann, in meiner Praxis als Life-Coach zu arbeiten. Die Gespräche mit meinen Klienten brachten mich bald an einen Punkt, an dem ich mich selbst fragte, welche Idee von Kommunikation mich bei meiner Arbeit leitet und welche Bedeutung die Frage nach dem Sinn der Wörter für meine eigenen Zielvorgaben hat. Mir fiel auf, dass Klienten immer mal fragten, „Kann ich das hier auch sagen?“. Dabei ging es meist um Dinge, die ihnen spontan in den Kopf kamen und von denen sie glaubten, dafür sei in der Beratung jetzt kein Platz – Assoziationen zu privaten oder beruflichen Erinnerungen, plötzlich auftauchende Gefühle und Eindrücke – ihrer Meinung nach ohne Zusammenhang zu ihrem Anliegen, für das sie meine Beratung aufgesucht hatten. „ Ich erinnere mich an eine Situation in der Küche, meine Mutter sagte plötzlich zu mir ….“ Ohne dass wir darüber Vereinbarungen getroffen hatten, was in unserer gemeinsamen Arbeit besprochen werden kann und was nicht, orientierten sich die Klienten in ihrer Kommunikation mit mir unbewusst an einer Logik, als müsste alles was sie sagten unmittelbar mit ihrem Anliegen und ihrem Problem zu tun haben, wie sie es am Anfang formuliert hatten. „ Es geht um meine Bewerbung auf eine Leitungsstelle und ich weiß nicht ob ich die Aufgabe übernehmen will, ich bin mir nicht sicher.“ Ich war überzeugt, dass die unbewusste Ausrichtung meiner Klienten auf ein logisches Sprechen - in dem sich alles auf ein bestimmtes Thema beziehen müsste - kein persönliches Merkmal war und nicht zufällig geschah. Nun könnte man meinen, das sei doch nur „normal“, wenn jemand über Äpfel sprechen will fängt er nicht plötzlich an über Birnen zu reden und dass es dazu nicht mehr zu sagen gibt. Für mich war das aber nur ein Aspekt, ein anderer war die Frage nach den Gründen, weshalb wir versuchen, uns beim Sprechen an ein Thema zu halten und den Wörtern dadurch einen logischen Sinn geben wollen – und weshalb uns das manchmal nicht gelingt. Was also waren die Gründe dafür, dass sich Klienten immer wieder damit konfrontiert sahen, doch über „Birnen“ reden zu wollen? Was bewog sie, auf der einen Seite an ihrem Thema festzuhalten und doch immer wieder davon abzukommen - und weshalb meinten sie, sie müssten dafür um Erlaubnis bitten „ Kann ich das hier auch sagen?“

Es schien irgendwie bewusste und unbewusste Motive in der Kommunikation zu geben, Dinge die „normal“ waren und solche, die nicht selbstverständlich waren. Diesen Zusammenhang wollte ich besser verstehen. Daraus entwickelte sich bald das Thema für mein Buch, dem Sinn unserer Wörter nachzugehen. Bei der Vorbereitung war vor allem die Linguistik von Roman Jakobson für mich fruchtbar, genauso wie meine Beschäftigung mit der Psychoanalyse von Freud und Lacan. Roman Jakobson geht davon aus, dass Kommunikation mit sehr speziellen bewussten und unbewussten Anteilen abläuft, - und für Freud und Lacan ist das Unbewusste eng mit dem Sinn unserer Wörter und unserem eigenen Sprechen verbunden. Mein Buch ist kein Fachbuch – ich versuche mit vielen Beispielen die Strukturen und Abläufe von Kommunikation zu beschreiben und einen praktischen Zugang zu der Frage zu ermöglichen, wie der Sinn in unsere Wörter kommt und Kommunikation sich verändert, wenn sie im Flow verläuft.

Vorwort: Vernetzt in den Wörtern

Wenn wir mit jemandem reden teilen wir unsere Gedanken, Meinungen und Gefühle mit - keine Wörter - ohne sie könnten wir das jedoch nicht tun. Wir brauchen sie. Aber jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass Wörter nicht ausreichen um das zu sagen was wir sagen wollen, dass es da eine Grenze gibt. Gefühle und Wörter decken sich nicht, etwas bleibt immer offen bei dem was wir meinen und sagen wollen. Bei unseren Gefühlen und Gedanken bleibt etwas offen, aber auch für die Person zu der wir sprechen. „Wie meinst du das jetzt?“. Wir verstehen oft nicht was der andere meint und doch erwarten wir genau das, - dass der andere doch wissen müsse, was er meint. Unsere Gefühle und Meinungen teilen wir auch mit durch unseren Blick, unsere Körpersprache und unsere Stimme. Wir teilen über Kleidung und Lebensgewohnheiten etwas mit – wir „sagen“ auch damit etwas. Es sind Zeichen, die wir deuten können. Früher hatte der Blick magische Kraft - der „böse“ Blick – aber auch heute noch gibt es „Blicke“ die „töten“. Hier aber soll es um die Wörter gehen, um unsere Sprache als Zeichen der Mitteilung. Das wirft andere Fragen auf als bei den anderen Zeichen und es führt zu Beobachtungen, die nur mit den Wörtern und der Sprache zu tun haben, unverwechselbar. Wörter sind die Bausteine unserer Sprache. Wie entsteht ihr Sinn? Im Duden finden wir ihre Erklärung, das ist so etwas wie ein allgemeines Verständnis, eine Definition. Hier erscheinen sie ohne Kontext und ohne jemanden, der sie beim Sprechen benutzt. Im Duden sind sie irgendwie neutral, sie machen niemanden glücklich und verletzen niemanden. „Hass“ steht da gleich hinter „Haspeln“, ohne dass das etwas bedeutet. Was passiert mit ihnen auf dem Weg aus dem Duden in unseren Gebrauch? Was machen wir mit ihnen und sie mit uns, wenn wir sie zusammensetzen zu einer Mitteilung im Gespräch? Manchmal lassen wir ein Wort aus, wiederholen ein anderes oder betonen es besonders. Zuweilen suchen wir eins und finden es nicht, es liegt uns auf der Zunge aber wir können es nicht aussprechen – dann wieder scheint sich ein Wort uns aufzudrängen und wir sagen es ohne Absicht, scheinbar gegen unseren Willen, es rutscht uns raus. „Du Idiot“ – „das ist mir halt so rausgerutscht, das habe ich nicht so gemeint. Es tut mir leid „ - Keiner glaubt es. Wir sind überzeugt, dass zwischen dem was jemand sagt und seinen Absichten eine Beziehung besteht, dass keinem etwas nur so rausrutscht, er es ausspuckt wie einen Kirschkern. Das prägt unsere Einstellung zu der Person und unsere Erwartung in einer Kommunikation. Menschen im Gespräch entwickeln eine Erwartungshaltung. Sprechen ist immer begleitet von einer Erwartung und einem Bedürfnis – jeder will beim anderen etwas bewirken und jeder will als Person verstanden werden. Der andere soll erkennen wie wir wirklich sind und was wir meinen. Erwartung und Bedürfnis treiben uns an. Was alltäglich so einfach scheint – Sprechen und Angesprochen werden – ist tatsächlich ein komplexer Vorgang. Auf dem Weg aus dem Inneren unseres Kopfes zu den Wörtern die wir zu jemandem sagen, auf diesem Weg passieren eine Menge Dinge über die wir keine Kontrolle haben, die wir aber abwickeln als hätten wir sie. Wir Sprechen ohne darüber nachzudenken. Wir sagen unsere Sätze und erwarten immer, dass sie vom anderen richtig verstanden werden. Dabei machen wir uns selbst zum Sender und den anderen zum Empfänger und sind doch in einem Gespräch immer beides. Was bedeutet das, dass wir beides sind – Sender und Empfänger? Wie läuft das ab und was hat es mit dem Prozess der Kommunikation zu tun? Alles dreht sich dabei um die Wörter und ihren Sinn. Aber vorher noch eine Bemerkung zur Stimme. Der Ton macht angeblich die Musik. Den richtigen Satz falsch ausgesprochen, zu schroff, zu aggressiv „Schatz, weißt du wo die Zeitung ist?“ Gibt es richtige Sätze? In manchen Beziehungen löst so ein Satz einen Streit aus, egal in welchem Ton er gesagt wird. Wie die meisten Dinge im Alltag, erledigen wir auch das Sprechen ohne darüber nachzudenken. Erst wenn es irgendwo hakt, wir uns nach einem Gespräch ärgern, das Gefühl haben, etwas sei schief gelaufen ohne dass wir genau wissen was – dann entsteht ein Moment der Frage und des Zweifels. Weshalb ist mir nicht sofort das richtige eingefallen, weshalb habe ich nicht die richtigen Dinge gesagt? Wie hat sie das jetzt gemeint?Dann taucht eine Ahnung davon auf, dass zwischen Sender und Empfänger mehr passiert als das Übermitteln einer Nachricht und es in einer Kommunikation vielleicht nicht nur um das richtige Verstehen von Mitteilungen geht. Ich möchte unser Sprechen hier so darstellen wie wir es im Alltag nicht betrachten, möchte dem nachgehen, was die Vernetzung der Wörter mit uns macht und wir mit ihr, wie der Sinn in unsere Wörter kommt und was passiert, sobald meine Stimme sie nach draußen trägt – aus dem Inneren meines Kopfes – dem virtuellen Raum – in eine Wirklichkeit, aus der ich sie nicht mehr zurückholen kann. Der Schlüssel zur Frage wie der Sinn in unsere Wörter kommt ist die Kommunikation – Kommunikation ist eine Begegnung zwischen Personen und ihren Wörtern – eine Begegnung mit besonderen Abläufen und Wechselwirkungen. Wir steuern sie und werden von ihnen gesteuert. Kein Teil bewegt sich isoliert. Wenn wir es einmal in Gang setzen, hängt alles mit allem zusammen – die Personen, die Wörter und die Sprache die dabei in Umlauf gebracht wird – wie bei einem Perpetuum Mobile. Kommunikation bindet nicht nur Personen ein, sie bindet auch die Wörter unserer Sprache ein. Wenn wir unsere Kommunikation in Gang setzen, erzeugen wir den Sinn unserer Wörter dabei nicht bewusst, der Sinn durchläuft mehrere Filter und Kontrollen, auf die wir keinen direkten Zugriff haben – der Weg durch diese Filter und Kontrollen ist für uns nicht verfügbar in dem Moment, wenn wir eine Mitteilung verschlüsseln und ein anderer ihren Sinn entschlüsselt. Ähnlich wie die Abläufe in unserem Gehirn sind diese Abläufe unserem Bewusstsein nicht gegenwärtig während sie stattfinden –Wir nehmen sie nicht wahr und können sie nicht beschreiben - sie sind für uns unbewusst. Das Unbewusste findet unterhalb der Schwelle unserer Wahrnehmung statt. Um es für uns zugänglich zu machen, braucht es einen Umweg. Mein Buch beschreibt so einen Umweg. Manchmal haben wir den Eindruck als seien wir irgendwie neutral und losgelöst von unserer Kommunikation und der andere uns gegenüber jemand, den wir nur beobachten – als könnten wir unsere Kommunikation objektiv „von außen“ anschauen.

Wir machen uns zu Beobachtern und vergessen, dass wir selbst immer Teil der Kommunikation sind, in sie eingebunden – dass wir selbst immer auch beobachtet werden. Wir sind Akteure auf einer Bühne. Das ist so ähnlich wie mit unserem Körper, den wir selbst nie vollständig sehen können, während der andere ihn immer anders sieht, nämlich als Ganzes. Es gibt aber Situationen, in denen etwas auftaucht, das scheinbar mit dem Prozess der Kommunikation selbst nichts zu tun hat, so als käme es von außen hinzu. Keiner ist auf der Bühne der Kommunikation allein, Kommunikation ist ein Miteinander Reden. Sobald unser Miteinander Reden jedoch in Schwierigkeiten gerät, machen wir sehr rasch einen allein verantwortlich. Bei Konflikten und Störungen tritt etwas anderes zur Kommunikation hinzu – die Frage der Schuld. Wenn ich davon ausgehe, dass Kommunikation ein bewusster Prozess ist, es nur darum geht, ihn „richtig“ zu verstehen, dann erwarte ich eine durchgehende Kontrolle von mir und dem anderen. Dann erwarte ich, dass der Sender genau weiß was er sagt und will, dass er mir gegenüber seine Absichten bewusst kontrolliert und steuert – und ich sie nur richtig verstehen muss. Diese Vorstellung, dass der Sender mir gegenüber seine Absichten bewusst kontrolliert und genau weiß was er denkt und will - lähmt mich aber als Empfänger. Sie macht mich passiv und lenkt mich ab von meinen eigenen Absichten. Und es ist genau dieser Zustand, der bei Konflikten rasch zu Schuldzuweisungen und schlechtem Gewissen führt: „Dass wir hier jetzt in unserer Kommunikation ein Problem haben – daran ist der andere schuld – nicht ich habe etwas falsch verstanden – ich kann nichts dafür. Oder auch - „ es ist wieder alles nur meine Schuld“, was nur die Kehrseite derselben Sache ist. Bei Störungen und Konflikten meinen wir nämlich sehr schnell, eine einseitige Schuldzuweisung sei unausweichlich – du bist schuld oder ich bin schuld. Sich selbst oder den anderen dafür verantwortlich zu machen dass eine Kommunikation nicht harmonisch verläuft. Vorwurf, Selbstzweifel und Schuldgefühl behindern das Verständnis von Kommunikation. Es gilt deshalb, die Sackgasse falscher Schuld zu vermeiden.

Auf dem Weg zu diesem Ziel ist es hilfreich, Kommunikation als einen Vorgang zu verstehen, der nicht nur bewusst abläuft, sondern teilweise unbewusst. Das hilft uns auch, die Erwartung loszulassen alles richtig verstehen zu müssen, vernünftig und harmonisch zu sein– Erwartungen an den anderen, die er - wie wir sehen werden – gar nicht erfüllen kann und Erwartungen an uns selbst, die uns in Unsicherheit und Selbstzweifel stürzen. Es ist vielleicht überraschend, aber auch die Erwartung, Harmonie und Konsens herzustellen, behindert das Verständnis von Kommunikation. Je stärker diese Erwartung ist, je mehr wir uns mit ihr identifizieren und meinen, es sei unsere Aufgabe Harmonie und Konsens zu ermöglichen, desto stärker unsere Neigung zum Selbstvorwurf. Das liegt daran, dass uns diese Erwartung keine Wahl lässt. Sie erzeugt manchmal die Angst, es könnte am Ende vielleicht doch ein Dissens stehen, für den wir verantwortlich gemacht werden. Deshalb wünschen wir uns eine harmonische Kommunikation, „ Wenn alle zufrieden sind mit der positiven Verständigung und dem Konsens, dann ist alles in bester Ordnung“ dann ist Harmonie erreicht und es bleibt kein Rest, keine Frage, keine Unklarheit, die irgendjemand zu verantworten hätte. Es gibt am Ende nichts, für das irgendjemand die Schuld hat – auch ich nicht. Kommunikation als teilweise unbewusster Vorgang lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei deuten und kontrollieren, weder im Voraus noch nachträglich, wenn das Gespräch beendet ist. Deshalb ist Kommunikation auch nur bedingt durch richtiges Verhalten erlernbar. Die Frage „Wie soll ich mich verhalten, damit meine Kommunikation in Zukunft besser wird? „ erfasst nur einen geringen Teil des Miteinander Redens. Ich bin mit dem anderen in dieses Geschehen eingebunden, so lange das Gespräch dauert. Für diese Zeit kann ich da gar nicht raus – es sei denn ich breche das Gespräch ab oder lasse es kollabieren.

In dieser Zeit laufen also Prozesse ab, die sich meiner unmittelbaren Kontrolle und meinem rationalen Wissen entziehen. Wenn ich diese Prozesse beschreibe wie in einem Modell - isoliert und losgelöst vom konkreten Sprechen– dann macht sie das im Moment des Gesprächs für mich nicht bewusster und verfügbarer. Um sie für mich nutzbar zu machen benötige ich eine besondere Darstellung und Einstellung, ich benötige einen Umweg – zu einer anderen Wahrnehmung von Kommunikation - zu einem Perspektivenwechsel. Ein ähnlicher Perspektivenwechsel findet auch statt, wenn ich mich beispielsweise auf Klavier Spielen oder Tanzen einlasse. Das gelingt am Ende auch nur gut, wenn ich es ausprobiere und erlebe, nur die Technik zu beherrschen reicht nicht - nur die Regeln zu kennen und sie „richtig“ anzuwenden bleibt am Ende für mich unbefriedigend. Sobald ich mich einlasse, kann das entstehen, was heute als „Flow“ bezeichnet wird, die Freisetzung meiner geistig seelischen Energie.