Solo, aber nicht allein - Timothy Keller - E-Book

Solo, aber nicht allein E-Book

Timothy Keller

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Beschreibung

Immer mehr Menschen leben als Singles. In deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Hannover liegt die Zahl der Einpersonenhaushalte seit Jahren über 50 Prozent – das allein sagt noch nichts über Zahl der Singles aus, aber unbestritten dürfte sein: Wir werden zu einer Gesellschaft von Singles. Besonders in christlichen Kreisen gilt oft aber die Ehe als idealer und einzig erstrebenswerter Lebensstand für erwachsene Menschen. Frauke Bielefeldt lebt als Single und hat bei der Lektüre von Timothy Kellers Buch "Ehe" eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Singlesein ist eine wertvolle Lebensform, die Jesus Christus selbst in diese Welt gebracht hat. Jesus und Paulus lebten selber bewusst als Singles. "Damit verlieh Keller dem Singlesein eine Begründung und eine Würde, wie ich sie bisher eher geahnt und noch nirgends gehört hatte … hier liegen Kostbarkeiten versteckt, die auch in die deutschsprachige Singlewelt wertvolle Impulse senden könnten." Gottes Sicht des Single-Seins, aber auch Themen wie Sexualität, Partnersuche und freundschaftliche Beziehungen kommen zur Sprache. Gottes Perspektiven für das Singlesein: Die besondere Wertschätzung des Singleseins bei Jesus und im Neuen Testament, aber auch Gottes Ideen zu Beziehungen, zur Sexualität und zur Partnersuche – theologisch tiefgehend und gleichzeitig lebensnah, wie der Leser es von Tim Keller gewohnt ist, Zusammengestellt und mit weiterführenden Fragen zum Nachdenken und zum Gespräch angereichert von Frauke Bielefeldt.

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TIMOTHY & KATHY

KELLER

Frauke Bielefeldt(Hrsg.)

Solo

aber nichtallein

Gottes Perspektivenfür das Singlesein

Zusammengestellt aus

Timothy und Kathy Keller, Ehe: Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens, Gießen: Brunnen 2013 (5. Auflage 2018); amerik.

Original: The Meaning of Marriage: Facing the Complexities of Commitment with the Wisdom of God, © 2011 by Timothy und Kathy Keller, Published by Dutton, a member of Penguin Group (USA) Inc.;

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Friedemann Lux

Bibelzitate folgen, wo nicht anders angegeben, der Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel.

Sonst:

ELB: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen.

NGÜ: Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen.

Copyright © 2011 Genfer Bibelgesellschaft. Wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten.

© 2020 Brunnen Verlag GmbH, Gießen

Umschlagfoto: shutterstock

Umschlaggestaltung: Jonathan Maul

Satz: DTP Brunnen

ISBN Buch: 978-3-7655-4115-5

ISBN E-Book: 978-3-7655-7552-5

www.brunnen-verlag.de

Inhalt

Einführung:Singlesein – ein besonderer Lebensstand

(Frauke Bielefeldt)

Kapitel 1

Singles und die Ehe

Kapitel 2

Partnersuche

Kapitel 3

Singles und Sex

Nachwort:Beziehung lernen (Frauke Bielefeldt)

Anmerkungen

Einführung:Singlesein – ein besonderer Lebensstand

Von Frauke Bielefeldt

Singles sind keine Randerscheinung. Schon lange nicht mehr, weder in der Gesellschaft noch in christlichen Kreisen. In deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Hannover sind beispielsweise über 50 Prozent der Haushalte sogenannte „Single-Haushalte“ (Einpersonenhaushalte).1

Die Gründe sind vielfältig und ihre Diskussion würde mehr als ein Buch füllen. Die Scheidungsrate erreichte in Deutschland Anfang der 2000er-Jahre ihren Höchststand (über 50 Prozent, 2018 noch 32 Prozent), während die Zahl der Alleinerziehenden seitdem durchgehend bei knapp über 2,5 Mio. liegt, und negative Klischees von Ehe als „goldenem Käfig“ und schlechte Erfahrungen mit Beziehung und Partnerschaft lassen so manchen in einem anderen Lebensstil Zuflucht suchen.

Diese Entwicklung ist längst auch in christlichen Gemeinden angekommen, sei es in Form von Geschiedenen oder Getrennten, Alleinerziehenden oder „klassischen“ Singles (die nie dauerhaft in einer Beziehung gelebt haben). Hinzu kommt hier, dass in vielen christlichen Kreisen deutlich weniger Männer als Frauen unterwegs sind. Wenn dann jeweils ein Mann mit einer Frau verheiratet ist, kann es unter den verbleibenden Singles nur zu einem eklatanten Frauen-„Überschuss“ kommen – das ist die bittere Realität vieler alleinstehender Christinnen, die keine heiratsfähigen Singlemänner finden. Doch viele Gemeinden haben diese Lebenswirklichkeit noch nicht genügend erkannt und gestalten ihr Gemeindeleben weiterhin konsequent rund um die Familien – sowohl organisatorisch als auch thematisch.

Die Entdeckung

Umso erstaunter war ich, als ich meinen ersten YouTube-Vortrag von Timothy Keller hörte. Da war ein verheirateter Pastor einer gedeihenden, „konservativen“ Gemeinde in New York (die Redeemer Presbyterian Church), der das Thema Singlesein nicht unter „ferner liefen“ abtat, sondern sogar Single-Konferenzen2 veranstaltete! Seine grundlegende Erkenntnis: Singlesein ist eine wertvolle Lebensform, die Jesus Christus selbst in diese Welt gebracht hat.

Noch überraschter war ich, als ich feststellte, dass ich trotz meiner bisherigen Beschäftigung mit dem Thema noch wesentlich Neues mitnehmen konnte. Ein Gedanke setzte sich bei mir besonders fest: Singlesein kann Zeugnis für Gott sein – ein lebender Hinweis darauf, dass es im Leben etwas gibt, das noch wichtiger ist als Partnerschaft und Familie; jemand, dessen Liebe und Treue noch tiefer reichen! In der Antike hatte die Familie quasigöttlichen Status; für sie lebte man und durch sie bezog man Sinn, Glück, Sicherheit und Ehre. Und dann die Überraschung: Im Christentum konnte man plötzlich Single bleiben! Es wurde sogar für einen gesorgt, wie bei den Witwen, die sich nun nicht mehr auf Gedeih und Verderb neu verheiraten mussten (vgl. Kapitel 1). Als Jesus das Reich Gottes in diese Welt brachte, war es nur folgerichtig, dass nun auch einige seiner Anhänger Single blieben (zum Beispiel Paulus), weil sein ewiges Reich einen viel weiteren Horizont mit sich bringt.

Damit verlieh Tim Keller dem Singlesein eine Begründung und eine Würde, wie ich sie bisher eher geahnt und noch nirgends gehört hatte. (Wahrscheinlich muss man selbst Single sein und mit vielen Singles gesprochen haben, um nachzuempfinden, wie entwürdigend sich dieser Lebensstand für viele anfühlt …) In mir wuchs der Gedanke, dass hier einige Kostbarkeiten versteckt liegen, die auch in die deutschsprachige Singlewelt wertvolle Impulse senden könnten. Da es von Keller zu diesem Thema noch kein Buch gab, machte ich mich auf die Suche nach Texten von ihm, die sich für ein Buch über Singlesein eignen würden.

Singlesein – ein wertvoller Lebensstand

Fündig wurde ich dann ausgerechnet in seinem Buch Ehe3, das er zusammen mit seiner Frau Kathy geschrieben hat und in dem sich erstaunlich vieles um Singles dreht. Schon in der Einleitung erklären sie, dass sich ihr Buch über die Ehe nicht nur an Paare richtet, sondern genauso an Singles:

Das Hauptanliegen ist, Verheirateten wie Unverheirateten das Verständnis von Ehe nahezubringen, das wir in der Bibel finden. Den Verheirateten wird dies helfen, falsche Ehebilder zu korrigieren, die ihrer Ehe womöglich schaden, und den Unverheirateten, Ehe weder ungesund zu verklären noch pauschal abzulehnen.4

In dem Buch beschreibt Tim auch, wie er dazu kam, dem Thema Singles solch eine hohe Priorität einzuräumen:

Als Kathy und ich nach Manhattan zogen, um eine neue Gemeinde zu gründen, bestand diese Gemeinde bald zu über 80 Prozent aus Singles. Das überraschte uns, bis uns klar wurde, dass die Redeemer Presbyterian Church einfach ein Spiegel der Demografie im Herzen von New York war.5

Natürlich brechen sie in ihrem Ehebuch gleich ein ganzes Arsenal an Lanzen für die Ehe. Aber daneben räumen sie auch Langzeit-Singles einen guten, würdigen Platz ein – und korrigieren manche überzogene Vorstellung, die auch Singles von Ehe haben:

Wenn wir die Ehe zu romantisch und idealistisch sehen, unterschätzen wir den Einfluss der Sünde auf das menschliche Leben. Wenn wir sie zu pessimistisch und zynisch betrachten, verstehen wir ihren göttlichen Ursprung nicht. […] Manche hoffen, dass die endlose Zuwendung und Bestätigung durch einen schönen, romantischen, geistreichen Partner ihnen endlich das Gefühl geben wird, vollwertig zu sein, und machen so aus ihrer Beziehung ein Sakrament der Erlösung – eine Erwartung, die keine Beziehung erfüllen kann. […] Die biblische Sicht hinterfragt den modernen westlichen Mythos von der Freiheit und Selbstverwirklichung des Individuums als einzigem Weg zum Glück, aber sie hinterfragt genauso die Art, wie traditionelle Kulturen den unverheirateten Erwachsenen als nicht ganz vollwertig betrachten.6

Da war er wieder, der Gedanke, dass das Christentum das Singlesein radikal aufwertet! Damals wie heute neigt die Welt dazu, Partnerschaft zu vergöttern. Damals als Garant für Erben (und damit Sicherheit und Bedeutung), heute als ultimativen Glücksbringer. „Der Partner als Heiland“ nennen Kellers dies und schreiben: „Wir erwarten von Sex und Liebe das, was wir früher vom Glauben an Gott erwartet haben“7.

Auch hierzulande machen Soziologen ähnliche Beobachtungen. So schreibt Ulrich Beck 1990 in Das ganz normale Chaos der Liebe:

Viele reden von Liebe und Familie wie frühere Jahrhunderte von Gott. Die Sehnsucht nach Erlösung und Zärtlichkeit, das Hickhack darum, die unwirkliche Schlagertext-Wirklichkeit in den versteckten Kammern des Begehrens – alles das hat einen Hauch von alltäglicher Religiosität, von Hoffnung auf Jenseits im Diesseits.8

Diese Überhöhung von Partnerschaft als „Götzendienst“ zu begreifen, wie Kellers es immer wieder tun, kann für Singles tatsächlich etwas sehr Befreiendes haben: die Befreiung von den eigenen Träumen, falls sie allzu sehr die Kontrolle über Denken und Fühlen übernommen haben (und damit vermutlich auch zu reichlich Frust führen), und die Befreiung von der Illusion, dass „die“ Verheirateten es ja so viel besser haben und Singles daneben ein Leben zweiter Klasse führen würden. Tim Keller wäscht Ehepaaren wie Singles gleichermaßen den Kopf, wenn er heutige romantische Vorstellungen von Ehe und Partnerschaft als sentimental entlarvt und behauptet: „Ich kenne keine Ehe, die älter als ein paar Wochen ist und wie ein wahr gewordenes Märchen wäre.“9 So kann es zur geistlichen Aufgabe werden, sich von dieser Sentimentalität nicht unglücklich machen zu lassen, sondern beherzt „dem Götzen die Stirn zu bieten“, sein Singlehaupt zu erheben und das wirkliche Leben im Hier und Jetzt zu leben.

Singles hier und heute

Lebensmöglichkeiten gibt es genug und es ist Teil der Herausforderung als Single, diese für sich auszumachen: nicht stehen zu bleiben, sondern sich weiterzuentwickeln; seine Stärken zu entdecken und auszubauen, seine Schwächen zu erkennen und an ihnen zu arbeiten; sich für diese Welt zu interessieren und seinen Platz in ihr zu finden; einen persönlichen Lebensstil zu entwickeln, der anziehend ist, weil er etwas von dem eigenen Wert und der Freude an Gottes Welt widerspiegelt und andere Menschen in ihm vorkommen. Bei Gott gibt es keine tote Zeit – es sei denn, wir wehren uns so sehr gegen unsere Lebensumstände, dass wir uns vom Leben abschneiden, wie es nun einmal gerade ist.

Was man hier allerdings nicht von Kellers Ausführungen erwarten darf, sind praktische Beispiele und Ratschläge zu konkreten Lebensbereichen: Wie gestaltet man Alleinwohnen (wie kocht man lecker und effektiv für überwiegend eine Person, wie richtet man seine kleine Wohnung gästetauglich ein, wie wirkt man dem Versauern vor dem Fernseher entgegen …), welche alternativen Wohn- und Gemeinschaftsformen gibt es, wie organisiert man Urlaube mit anderen, wie geht man konkret mit Ehepaaren, Hochzeiten, Geburten und endlosen Erzählungen von ersten Schritten und Babyworten um usw.

An dieser Stelle ist es hilfreich, sich mit anderen Singles zusammenzutun, um sich über die besonderen Lebensfragen von Alleinstehenden auszutauschen und sich zu vernetzen. Dabei findet sich hierzulande wohl kaum jemand in einer Gemeinde wie der von Kellers mit „80 Prozent Singles“ wieder. Deshalb sind im deutschsprachigen Bereich eigene Single-Initiativen entstanden; Organisationen und Internetplattformen, die dafür sorgen, dass Singles überhaupt andere gläubige Singles finden können, sei es zur Partnersuche oder zum Aufbau von Freundschaften.

Organisationen für Singles im deutschsprachigen Raum

Solo&Co – das Netzwerk von Singles für Singles

mit Impulstagen, Tagungen, Urlaubsangeboten und vielen regionalen Initiativen (Gruppen, Gemeinschaftsprojekte), dazu persönliche Vernetzung über die Website

www.soloundco.net

Bundesreferentin: Astrid Eichler

Solo&Co ist ein Arbeitszweig von EmwAg e.V. (Es muss was Anderes geben).

Einführungsheft: Vier Sonntage mit Solo&Co – Singles in Bewegung, Astrid Eichler und Frauke Bielefeldt

(Bestellung über www.soloundco.net)

 

Opportunity – Singletage

Begegnungstage an wechselnden Orten (jede Gemeinde kann Veranstalter werden)

www.opportunity-singletag.de

Daniela Ehrig

Backstube – Team.F für Singles

Freizeiten mit Schwerpunkt auf Beziehungsfähigkeit und Partnersuche („Werde selbst zum Traumpartner!“)

www.team-f.de/de/perspektiven-fuer-singles__46

Himmlisch plaudern – Onlineforum für Singles

kostenlose Internetplattform zum Kennenlernen aller Art

www.himmlisch-plaudern.de

Daneben gibt es viele lokale Initiativen, die in einer bestimmten Region Treffpunkte und Veranstaltungen für Singles anbieten.

Dabei stellt sich immer wieder heraus, dass Singles eigentlich gar nicht ständig unter sich bleiben wollen, sondern froh wären, wenn es in ihrem Umfeld mehr Paare und Familien gäbe, die ihr Haus und ihren Gesichtskreis öffnen und Singles an ihrem Leben teilhaben lassen. Stattdessen herrscht oft eine große Angst, besonders vor ledigen Frauen, die ja der Ehefrau den Mann ausspannen könnten. Einige Gemeinden bringen ihren Leuten bei, dass ein verheirateter Mann besser nicht zu einer ledigen Frau geht (um ihr beispielsweise bei einer Reparatur in der Wohnung zu helfen), anstatt sich mindestens genauso darum zu kümmern, dass Singles nicht auch noch in der Gemeinde allein bleiben.

Hier treffen Kellers ins Schwarze, wenn sie immer wieder einfordern, dass Gemeinde als die große Familie Gottes für Singles konkreter Familienersatz sein soll und Familien diese Bestimmung der Gemeinde deutlich ernster nehmen sollten (vgl. Kapitel 1 und 210). Auch ihre Sicht für Freundschaften unter Singles unterschiedlichen Geschlechts ist erstaunlich: Gerade Singles brauchen viele gute Beziehungen zu Menschen des anderen Geschlechts, um die Ergänzung der Geschlechter leben zu können (Kapitel 1).

Auch hier tun sich Perspektiven für Singles auf. In meinen Worten: Schöpfung ist nicht nur für Verheiratete! Gott erschafft für Adam keinen Kollegen oder Kegelbruder, um seinem „Alleinsein“ abzuhelfen, sondern ein weibliches Gegenüber. Dies begründet in 1. Mose 2,24 die monogame Ehe zwischen einem Mann und einer Frau, die im Ehebund eins werden, aber die Erschaffung der Menschheit in „männlich“ und „weiblich“ (1. Mose 1,27) zieht sich durch die ganze Menschheit und wird nicht erst mit der Hochzeit wach geküsst.

Der Blick auf Jesus: Vom Warum zum Wozu

So liegt oft manches in Singles brach, was auch ohne einen Partner mehr gelebt werden könnte: persönliches Frau-/Mannsein, Lebenskunst entwickeln, Teil einer Gemeinschaft sein. Mancher Single ist so absorbiert von seinen Umständen und Erfahrungen, dass nicht mehr viel innere Energie bleibt, um sein Leben kreativ zu gestalten.

Im Hintergrund stehen oft unausgesprochene (oder manchmal sogar ausgesprochene) Abwertungen: „Mit der/dem stimmt doch was nicht!“ Die lauernde Frage nach der mangelnden Attraktivität kann die Lebensfreude und Selbstbejahung ersticken. Die Suche nach den Gründen dafür, warum man immer noch oder immer wieder allein ist, führt nicht immer zu konstruktiven Ansatzpunkten („an sich zu arbeiten“), sondern kann in lähmende Grübeleien und Selbstabwertungen verstricken. Viele Vorschläge sind ja auch allzu kurzsichtig und führen zum immer gleichen Muster: „Wenn du deine Hausaufgaben machen würdest, wärst du längst verheiratet!“

Hier ist es heilsam, dass Kellers immer wieder den Blick auf das Zentrum lenken: Jesus, der uns unendlich liebt und uns am Kreuz zu einem Leben mit dem lebendigen Gott befreit hat. Der allein Menschen in der Tiefe erfüllen kann, auch Menschen, die in einer Partnerschaft stehen. Und der auch Singles ein vollwertiges Leben zuspricht, ob sie sich nun gewollt oder eher unfreiwillig in diesem Lebensstand wiederfinden.

Mancher sieht sein Singledasein als Teil von Gottes gutem Plan für sein Leben und empfindet vielleicht sogar eine tiefe Berufung zu diesem Lebensstand – wie manche bewusst zölibatär lebenden Singles, von denen sich einige einem Orden oder einer Kommunität anschließen. Jesus sagt dazu in Matthäus 19,12b (NGÜ): „Manche verzichten von sich aus auf die Ehe, um ganz für das Himmelreich da zu sein.“ Viele Singles sind dankbar über die großen Freiheiten und Spielräume, die ihnen ihr Lebensstand bringt, und so mancher ist es leid, sich vor Verheirateten dafür rechtfertigen zu müssen. Andere sehen sich eher als Opfer des Frauenüberschusses unter Christen, der selbst Gott in rechnerische Probleme bringt, wenn er alle seine Töchter gut verheiraten will. Und dann gibt es noch „Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten worden sind“ (V. 12a, ELB), also Menschen, die aus den verschiedensten Gründen „unfähig zur Ehe gemacht sind“ (NGÜ) – was sich damals wohl konkret auf Zeugungsunfähigkeit und Eunuchentum bezog, heute aber durchaus auch auf Traumatisierungen etc. bezogen werden kann.

Egal, zu welcher Gruppe man sich zählen würde: Jeder Single steht vor der Aufgabe, bei Gott Frieden über sein Leben zu finden, seine/ihre Möglichkeiten zu entdecken und die Adelung anzunehmen, die das Neue Testament diesem Lebensstand gebracht hat. Wer nicht auf das Warum starrt, sondern stattdessen die Frage nach dem Wozu stellt, kann in Bewegung kommen und neuen Sinn und neue Ziele entdecken, die bis in den Himmel führen.

So gilt es, die Balance zu halten: zu zeigen, welch hohen Wert Gott diesem Lebensstand beimisst und welche Perspektiven er darin sieht, aber nicht zu unterschlagen, dass sich viele darin eher unfreiwillig wiederfinden, und ihre bleibende Sehnsucht nach einem Partner nicht schönzureden. So besteht die Aufgabe wohl oft darin, diese Sehnsucht Gott hinzuhalten und sie in sein Gefühlsleben zu integrieren, anstatt sie zu verbannen. Gelebte Emotionalität hält lebendig. Unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte bleiben Teil dieser gefallenen Welt. So kann man sich gerade im Wahrnehmen des Mangels wieder vollständig fühlen.11

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