Zwischen Gärten und Küchenzauber - Anna Sonngarten - E-Book

Zwischen Gärten und Küchenzauber E-Book

Anna Sonngarten

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Beschreibung

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. Als Dominik von Wellentin-Schoenecker an diesem kühlen Frühlingsmorgen das Biedermeierzimmer betrat, wo seine Mutter Denise von Schoenecker und seine Mitarbeiterinnen auf den jungen Besitzer und Leiter des Kinderheims Sophienlust schon warteten, hatte er eine Nachricht mit Folgen zu übermitteln. »Unsere Gärtner stehen uns für diese Saison nicht zur Verfügung. Sie haben einen Großauftrag von der Stadt bekommen, den sie unmöglich ablehnen konnten, hat mir der Chef der Gärtnerei Ulmenried gerade telefonisch mitgeteilt.« »Oh, das ist aber schade«, sagte Denise. »Nicht nur schade, würde ich behaupten. Irgendwer müsste sich schon um den Park kümmern. Das schaffen wir nicht alleine«, warf die Heimleiterin Else Rennert ein. »Also ich kann mich nicht auch noch …«, begann Magda sich zu entrüsten, hielt dann aber inne, als sie ein Lächeln auf Dominiks Gesicht sah. »Natürlich können wir nicht auch noch den Park instandhalten«, sagte Nick, wie er von allen genannt wurde, und sah dabei insbesondere die gutmütige Köchin Magda an, die für das leibliche Wohl aller sorgte. Dann fuhr er fort. »Der Chefgärtner hat mir den Kontakt zu einem Landschaftsgärtner gegeben, den er mir empfehlen wollte. Ihm war es selbst unangenehm, uns im Stich zu lassen und er wollte für Ersatz sorgen. Ich rufe da gleich mal an.« Nick blickte auf einen Zettel, auf der er die Telefonnummer notiert hatte. »Das hört sich doch gut an«, meinte Denise.

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Sophienlust - Die nächste Generation – 97 –

Zwischen Gärten und Küchenzauber

Unveröffentlichter Roman

Anna Sonngarten

Als Dominik von Wellentin-Schoenecker an diesem kühlen Frühlingsmorgen das Biedermeierzimmer betrat, wo seine Mutter Denise von Schoenecker und seine Mitarbeiterinnen auf den jungen Besitzer und Leiter des Kinderheims Sophienlust schon warteten, hatte er eine Nachricht mit Folgen zu übermitteln.

»Unsere Gärtner stehen uns für diese Saison nicht zur Verfügung. Sie haben einen Großauftrag von der Stadt bekommen, den sie unmöglich ablehnen konnten, hat mir der Chef der Gärtnerei Ulmenried gerade telefonisch mitgeteilt.«

»Oh, das ist aber schade«, sagte Denise.

»Nicht nur schade, würde ich behaupten. Irgendwer müsste sich schon um den Park kümmern. Das schaffen wir nicht alleine«, warf die Heimleiterin Else Rennert ein.

»Also ich kann mich nicht auch noch …«, begann Magda sich zu entrüsten, hielt dann aber inne, als sie ein Lächeln auf Dominiks Gesicht sah.

»Natürlich können wir nicht auch noch den Park instandhalten«, sagte Nick, wie er von allen genannt wurde, und sah dabei insbesondere die gutmütige Köchin Magda an, die für das leibliche Wohl aller sorgte. Dann fuhr er fort.

»Der Chefgärtner hat mir den Kontakt zu einem Landschaftsgärtner gegeben, den er mir empfehlen wollte. Ihm war es selbst unangenehm, uns im Stich zu lassen und er wollte für Ersatz sorgen. Ich rufe da gleich mal an.« Nick blickte auf einen Zettel, auf der er die Telefonnummer notiert hatte.

»Das hört sich doch gut an«, meinte Denise. Vor ihrem geistigen Auge sah sie das imposante Herrenhaus mit dem Wintergarten inmitten einer weitläufigen Parkanlage. Alter Baumbestand aus der Zeit von Nicks Urgroßmutter Sophie von Wellentin bildeten das Gerüst dieses herrlichen Parks. Dazu kamen die riesigen Rhododendren, Azaleen, ausgedehnte Rabatten und der schöne Rosengarten, den sie besonders liebte. Für die Instandhaltung brauchten sie zweifellos professionelle Unterstützung.

»Hat die Gärtnerei Ulmenried etwas über diesen Großauftrag verraten?«, wollte Denise wissen.

»Ja, sämtliche städtischen Grünanlagen in Maibach sollen ökologischer werden, hat mir der Chefgärtner erzählt. Aber ich habe keine Ahnung, was damit gemeint ist«, sagte er lachend. Nicks Tierliebe war legendär und er war ein passionierter Reiter. Mit Pflanzen kannte er sich aber nicht gut aus.

Später beim Mittagessen, als alle im Esszimmer versammelt um den großen Tisch saßen, kam das Thema Park erneut zur Sprache. Die Kinder, die in Maibach das Gymnasium besuchten, hatten Projektwoche. Das Thema war »Ökologie«. Während Angelina Domin, die wegen ihre vielen Sommersprossen Pünktchen genannt wurde, sich mit dem komplizierten Thema »Klimawandel« auseinandersetzen musste, wussten die Jungen Fabian, Martin und Simon etwas zum Thema »Biogarten« zu sagen. Angelika dozierte hingegen gerade, was »Biodiversität« bedeutet.

»Wir haben einen tollen Park, aber Rhododendren sind für unsere heimische Tierwelt nicht so wertvoll wie wilde Blühpflanzen, hat unser Biolehrer gesagt. Außerdem sollten wir eine Blumenwiese pflanzen und nicht so viel Rasen«, erklärte sie wichtig.

Magda sah auf. »Was ihr heute so alles in der Schule lernt. Projektwoche! So etwas gab es bei uns früher nicht«, sagte sie in ihrem typischen Tonfall, den sie gerne anschlug, wenn ihr etwas Neumodisches unterkam. Vicky, Angelikas kleine Schwester, kicherte und nahm noch einmal von den Bratkartoffeln, die sie besonders gerne aß.

»Wo wir gerade davon sprechen. Wir bekommen für die Frühjahrssaison einen neuen Gärtner, weil die Gärtnerei Ulmenried einen Großauftrag von der Stadt bekommen hat. Ich habe eben mit dem Landschaftsgärtner Markus Haider gesprochen. Vielleicht könnt ihr mit ihm eure Ideen besprechen. Gegen eine Blumenwiese habe ich nichts einzuwenden«, sagte Nick und für den Moment wurde es ganz still am Tisch. Alle schauten auf Nick.

»Wirklich?«, fragte Pünktchen.

»Warum nicht?«, fragte Nick zurück und dann sprachen alle aufgeregt durcheinander.

»Also, wenn ich auch etwas dazu sagen darf. Wir werden wohl nicht den gesamten Park umgestalten können. Einige der Pflanzen stehen schon seit Jahrzehnten in unserem Park. Sie gehören zum Erbe von Sophienlust«, wandte Denise ein und sah ihren Sohn skeptisch an. Was hatte er vor? Sollte aus Sophienlust ein Ökobauernhof entstehen? Nick war mit seinen zwanzig Jahren sehr jung für die verantwortungsvolle Aufgabe, ein Kinderheim zu leiten. Er hatte auch die Energie dazu und die Umsicht. Aber schoss er etwa gerade über das Ziel hinaus? Die elegante Denise liebte die wunderbaren Rhododendren, die bald in voller Blüte stehen würden. Lilafarbene, pinke, weiße und magentarote Blüten würden den Park zum Leuchten bringen. Biodiversität klang in ihren Ohren nach Komposthaufen, Unkraut und Wildwuchs.

»Natürlich werden wir nicht den ganzen Park umgestalten. Aber gegen ein paar Neuerungen habe ich nichts einzuwenden«, beruhigte Nick seine Mutter lächelnd.

»Das Schöne am Gärtnern ist ja, dass alles auch wieder zurückgebaut kann«, warf Regine augenzwinkernd ein. Die Kinderschwester freute sich über den Feuereifer ihrer Schützlinge. Aber sie wusste auch, dass sich Kinder schnell für etwas begeistern konnten und sich dann auch wieder anderen Dingen zuwandten. Der vierjährige Leon und seine zweijährige Schwester Marie waren gerade erst im Sandkastenalter und brauchten Regines gesamte Aufmerksamkeit. Die beiden interessierten sich nicht für Ökologie. Kim und Heidi waren noch in der Grundschule. Sie hörten aufmerksam zu und fragten sich wohl, was eigentlich genau geplant war. Nicht, dass man die Spielplätze zugunsten von Gemüsebeeten entfernen würde.

»Die Spielplätze bleiben aber, oder?«, fragte Heidi sicherheitshalber noch einmal nach.

»Natürlich. Die Spielplätze bleiben«, versicherte ihr Else, die von den Kindern Tante Ma genannt wurde, mit Nachdruck. Sie war etwas beunruhigt, wenn sie über die Erdarbeiten nachdachte und den Dreck, den diese zwangsläufig mit sich brachten. Else war keinesfalls kleinlich, aber viele Kinder, die mit lehmbeschmutzten Stiefeln rein und raus liefen … da musste sie sich etwas einfallen lassen. Als hätte Nick Elses Gedanken erraten, fiel ihm plötzlich ein, dass er etwas ganz Wichtiges vergessen hatte.

»Der neue Gärtner kommt übrigens nicht allein. Er bringt seinen Sohn mit. Er hat keine Betreuung für ihn und in dem Bundesland, aus dem er kommt, sind zurzeit Ferien.«

»Ach. Und wo werden die beiden wohnen? Hier bei uns?«, fragte Else erstaunt. Das Gärtnerteam aus Maibach hatte keine Unterbringung gebraucht. Sie waren morgens gekommen und abends gefahren. Ihr Einsatz dauerte meistens ein oder zwei Wochen. Magda brachte ihnen mittags immer einen Snack, aber mehr Fürsorge hatte es nie gebraucht.

»Tja, ich weiß es nicht. Man könnte Ihnen das Angebot machen, hier bei uns zu wohnen, oder auf Gut Schoeneich. Was meinst du, Denise?«

»Auf Gut Schoeneich ginge natürlich auch«, antwortete die gastfreundliche Denise, aber jetzt konnte man das noch nicht entscheiden. Sie kannten die Pläne von dem neuen Gärtner und seinem Sohn noch nicht. Denise von Schoenecker wohnte mit ihrem zweiten Mann Alexander von Schoenecker und ihrem gemeinsamen Sohn Henrik in auf dem nah gelegenen Gut Schoeneich, während Nick zwischen den beiden Häusern hin und her pendelte. Er hatte außer seinem Büro auch ein Dachzimmer in Sophienlust. Else Rennert seufzte ein bisschen. Immer etwas Neues. Es wurde nie langweilig in Sophienlust. Ein paar Tage später dachte sie an diese Gedanken zurück und schüttelte den Kopf. Es war nämlich alles ganz anders gekommen und so, wie sie es niemals vermutet hätte.

*

Ein banaler Unfall brachte alles durcheinander. Magda trug einen großen Korb mit Äpfeln in beiden Händen und war in Gedanken, was sie damit zaubern wollte. Apfelkompott oder Apfelstrudel. Die Kinder liebten beides. Dann stolperte sie über Barri, den großen Bernhardiner, der wie immer an seinem bevorzugten Platz vor der breiten Holztreppe in den ersten Stock lag. Magda stürzte, die Äpfel kugelten in alle Richtungen, Barri sprang erschrocken auf und bellte, was er so gut wie nie tat. Aber der Hund schien sofort begriffen zu haben, dass sich Magda schwer verletzt hatte. Regine rannte aus dem Spielzimmer die Treppe herunter und sah Magda wimmernd am Boden liegen.

»Magda, was ist passiert«, rief die Kinderschwester und griff sofort nach ihrem Handy und wählte den Notruf. Die Frage war nämlich eigentlich überflüssig. Regine hatte die Situation sofort erfasst und der Einsatzzentrale ihre Vermutung mitgeteilt.

»Regine Nielsen, Kinderschwester aus Sophienlust. Wir brauchen einen Rettungswagen in Sophienlust. Eine Person ist verletzt. Es sieht nach einer Fraktur aus …«

Dann schob sie Magda vorsichtig ein Kissen unter den Kopf und versuchte die Köchin in eine bequemere Lage zu drehen. Aber sobald sie Magda bewegte, verstärkten sich ihre Schmerzen.

»Au, nein, nein. Nicht bewegen!«, rief sie mit schmerzgepresster Stimme.

Inzwischen waren auch Nick und Else dazu gekommen. Barri winselte leise und versuchte auf Hundeart Magda zu helfen, indem er sie vorsichtig anstupste. Else tätschelte dem Hund den Kopf.

»Lass gut sein, Barri. Keiner gibt dir die Schuld. Mach Platz«, befahl sie dem Bernhardiner, der sich daraufhin in eine Ecke verzog, aber nicht aufhörte zu winseln. Nick sammelte die Äpfel ein und dachte unwillkürlich, dass es heute keinen Apfelstrudel geben würde. Regine hatte eine Decke geholt und sie über Magda ausgebreitet. Mehr konnten sie nicht tun, als bei ihr zu bleiben und sie zu beruhigen. Zum Glück war der Rettungswagen bald da und nachdem man Magda ein Schmerzmittel gespritzt hatte, konnte man sie vorsichtig auf einer Patiententrage zum Einsatzwagen bringen. Schwester Regine fuhr mit ihrem Auto dem RTW hinterher. Sie war mit Dr. Gerlach aus der Maibacher Klinik liiert und würde dafür sorgen, dass man für Magda so schnell wie möglich alles tat, was zu tun war. Magda war von dem Schmerzmittel etwas beduselt und hätte nicht viel zum Unfallhergang sagen können. Tatsächlich wurde sie noch am selben Tag operiert. Sie hatte eine Oberschenkelhalsfraktur und eine Schulterprellung. Somit würde sie für mehrere Wochen ausfallen. Diese Information teilte Regine mit, als sie am Abend zurück nach Sophienlust kam. Zwar wussten die Kinder zu diesem Zeitpunkt schon, dass Magda gestürzt war, aber die Betroffenheit war dennoch groß, als sie die Diagnose hörten. Magda würde in den nächsten Wochen nicht zurückkommen. So etwas war noch nie vorgekommen.

»Magda ist operiert worden. Sie hat ein neues Hüftgelenk bekommen. Wenn die Wunde verheilt ist, muss sie noch zur Rehabilitation«, erklärte Regine.

Heidi und Vicky weinten, worauf Marie und Leon sofort einstimmten. Denise, Else, Regine und Nick mussten die Kinder beruhigen.

»Was ist Rebihation?«, fragte Kim, der das Wort noch nie gehört hatte.

»Reha, kannst du auch sagen. Das ist kürzer«, sagte Pünktchen. »Dort lernt man wieder richtig gehen«, schob sie dann als Erklärung hinterher.

»Sie muss erst wieder gehen lernen?«, fragte Kim erschrocken und auch ihm schossen die Tränen in die Augen. Fabian, Martin und Simon schauten betreten. Sie waren schon zwölf und Fabian dreizehn. Sie wollten nicht auch noch weinen.

»Wer kocht dann solange für uns?«, überlegte Fabian laut und eher lösungsorientiert, um die Fassung nicht zu verlieren. Die Jahre in einem Schweizer Internat hatten Spuren hinterlassen. Er hatte gelernt, wenn nötig, seine Gefühle zu verbergen. Ansonsten wäre diese Zeit im Internat noch schwieriger für ihn gewesen.

»Als wenn das das Wichtigste wäre, Fabian«, tadelte Angelika ihn leise. Fabian wurde rot.

»Ich muss mal nach Anglos schauen«, murmelte er und ging raus, um nach seiner Dogge zu sehen. Kurze Zeit später gesellten sich Martin und Simon hinzu. Die drei Jungen verstanden sich ohne Worte. Sie wussten, dass Fabian genauso an Magda hing, wie alle anderen. Aber was konnten sie schon tun? Also machten sie ihre Runde mit den Hunden Barri und Anglos und begleiteten Simon anschließend in den Wintergarten, wo die beiden Papageien Hugo und Habakuk inmitten der tropischen Pflanzen wie in einem Urwald am Amazonas lebten. Sie schauten Simon beim Füttern seiner Lieblinge zu und bewunderten ein ums andere Mal die Sprachkünste von Hugo, der Amazone. Als die Abendessenzeit gekommen war, gingen sie wie üblich direkt ins Esszimmer, wo auch die anderen versammelt waren. Alle bis auf Kim, Heidi und Vicky. Sie hatten heute Abendessendienst und werkelten mit Else und Regine in der Küche. Angelika und Pünktchen warfen den Jungen einen Blick zu. Würden sie fragen, was es heute zu essen gibt? In ihrer Abwesenheit war der Plan entstanden, dass Regine und Else zunächst Magdas Job übernahmen. Für drei Tage. Bis dahin wollte Nick eine Lösung gefunden haben, denn Regine hatte mit Leon und Marie alle Hände voll zu tun und Else eigentlich auch keine Zeit übrig. Die Tür ging auf und Vicky schob den Servierwagen ins Esszimmer.

»Heute gibt es eine Brotzeit«, verkündete sie. Auf dem Servierwagen waren Aufschnitt, Käse, Tomaten und saure Gurken. Das musste reichen. Zwar war das Mittagessen auch schon nicht mehr als ein Snack gewesen, aber niemandem fiel es ein, sich zu beschweren. Alle wussten, dass sie von Magda kulinarisch verwöhnt wurden. Jetzt musste es auch mal einfach gehen. Regine und Else tauschten sich später aus, was sie aus dem Stegreif kochen konnten. Viel war das nicht und die beiden Frauen sahen sich etwas ratlos an.

»Hat Magda eigentliche ein Rezeptsammlung, aus der wir etwas nachkochen könnten?«, fragte Regine.

»Ich glaube, sie kocht alles aus dem Kopf. Ich habe sie noch nie ein Kochbuch aufschlagen sehen«, glaubte Else zu wissen.

»Also, ich kann Apfel-Pfannkuchen. Äpfel haben wir ja noch«, meinte Regine und wieder dachte sie an den bösen Sturz von Magda.

»Gut, dann mach das, Regine. Für übermorgen überlege ich mir etwas«, beschloss Else. Drei Tage ohne Magda würden schon irgendwie gehen.

*

Als drei Tage später ein Pick-up durch das schmiedeeiserne Tor auf das Gelände rumpelte, saß Nick gerade in seinem Büro über Rechnungen. Das Geräusch ließ ihn aufmerken, da er die Fenster geöffnet hatte. Es war ein schöner Tag und ein erster lauer Wind nach vielen kühlen Apriltagen bauschte die Vorhänge vor seinem Fenster. Er ließ alles liegen und ging nach unten. Ein großer breitschultriger Mann Anfang dreißig und ein schmächtiger Junge im Grundschulalter standen am Fuß der Freitreppe, als er die Tür öffnete. Sofort fiel ihm ein, wer die beiden waren.

»Ah, guten Tag Herr Haider. Willkommen in Sophienlust«, begrüßte er den Mann und sah dann zu dem Jungen. »Du musst Raoul sein, hallo.« Der Junge nickte nur.

»Sind Sie Herr von Wellentin-Schoenecker?«, fragte Herr Haider mit hörbarem Erstaunen. Markus Haider hatte sich einen älteren Mann vorgestellt.

»Ja, genau, der bin ich«, sagte Nick lachend. »Ich muss Ihnen gestehen, dass ich vergessen habe, dass Sie heute kommen. Wir hatten hier vor drei Tagen einen Unfall. Unsere Köchin ist gestürzt. Sie liegt mit einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus.«

»Oh, das tut uns leid«, sagte Markus Haider und legte seine Hand auf die schmale Schulter seines Sohns.

»Danke. Es geht ihr aber den Umständen entsprechend gut. Nur stehen wir ohne Köchin etwas auf dem Schlauch.« Regine und Else hatten sich in den vergangenen Tagen tapfer geschlagen, indem sie einfache Eintopfgerichte und Eierspeisen auf den Tisch gebracht hatten. Aber auch für einfache Speisen musste eingekauft und gekocht werden. Außerdem war ja auch für das Frühstück und das Abendessen zu sorgen. Auf Dauer fehlte ihnen dafür die Zeit, obwohl die Kinder halfen. Nick hatte bisher noch niemanden gefunden, der kurzfristig einspringen konnte.

»Da kann ich Ihnen leider auch nicht helfen. Ich bin Landschaftsgärtner, kein Koch. Es bleibt doch trotzdem dabei, dass ich mich um dem Park kümmern soll, oder?« Markus Haider wollte sich rückversichern. Nicht, dass unter den gegebenen Umständen der Auftrag hinfällig geworden war.

»Oh, natürlich. Das eine hat mit dem anderen ja gar nichts zu tun. Wir freuen uns auf Sie. Ich würde Sie erst einmal herumführen, damit Sie einen Eindruck bekommen. Die Kinder haben Projektwoche in der Schule und interessieren sich seitdem für Biodiversität im Garten. Blumenwiese statt Rasen und so etwas.« Nick machte eine ausladende Bewegung in die Weiten des Landschaftsgartens von Sophienlust.