Soul Beach (Band 3) – Salziger Tod - Kate Harrison - E-Book

Soul Beach (Band 3) – Salziger Tod E-Book

Kate Harrison

4,8

Beschreibung

Das Jenseits ist ein Strand und soziale Netzwerke gibt es auch für Tote. Kate Harrison erzählt eine Geschichte von Tod und Erlösung und macht daraus einen brandaktuellen Mystery-Thriller. Alice Forster wird verfolgt und sie fürchtet, dass der Mörder ihrer Schwester Meggie nun auch hinter ihr her ist. Nur am Soul Beach – dem Strandparadies, an dem sie ihre toten Freunde treffen kann – fühlt sich Alice noch sicher. Aber Soul Beach existiert nur als Website im Internet. Er ist nichts anderes als ein virtueller Wartesaal für die Ewigkeit. Und Alice muss unbedingt herausfinden, wer Meggie umgebracht hat, damit ihre Schwester den Strand endlich verlassen kann. Dann gibt es plötzlich Ärger im Paradies. Dunkle Wolken ziehen auf, ein Sturm braut sich zusammen. Wird ein Tsunami Soul Beach zerstören? "Salziger Tod" ist der letzte Band der Soul Beach-Trilogie. Die beiden Vorgängertitel lauten "Frostiges Paradies" und "Schwarzer Sand". Das Jenseits ist ein Strand und soziale Netzwerke wie Facebook gibt es auch für Tote. Kate Harrison erzählt eine Geschichte von Tod und Erlösung und macht daraus einen brandaktuellen Mystery-Thriller.

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Für Amber, weil sie an den Strand geglaubt und mir geholfen hat, ihn sogar noch stürmischer zu gestalten …

Einsamkeit ist schlimmer als der Tod.

Sie lässt einen von innen verrotten, bis man sich schließlich ganz auflöst. Ich meide Spiegel, weil ich fürchte, darin an meiner Stelle nur einen leeren Fleck zu sehen. Und wenn ich mich zufällig in einem Fenster reflektiert sehe, bin ich jedes Mal überrascht, wie stabil ich wirke. Wie »normal«.

Alles, was mich noch aufrecht hält, ist das Wissen, dass meine Einsamkeit bald ein Ende haben wird. Wenn ich mich dem richtigen Menschen anvertraue, werde ich endlich Verständnis finden, das weiß ich.

Die Sache mit Meggie betrachte ich mittlerweile als eine Art Generalprobe. Ich habe meinen Text vergessen, bin zur falschen Zeit von der Bühne abgegangen. Fehler, die dazu geführt haben, dass Meggie und ich beide mehr leiden mussten als nötig.

Und doch habe ich viel von Meggie gelernt, was nun ihrer Schwester zugutekommen wird – ist das nicht eine bittersüße Wendung?

Diesmal werde ich alles richtig machen. Ich hoffe nur, dass Alice intelligent genug für ihre Rolle ist. Dass sie begreift, wie sehr es in ihrem eigenen Interesse liegt, verständnisvoll zu sein.

1

Ich glaube, sie folgt mir. Schon wieder.

Ich sehe in den Spiegel. Nichts. Setze den Blinker. Fahre an den Straßenrand und ziehe die Handbremse fest an.

Ein weiterer Blick in den Rückspiegel. Wo versteckt sie sich?

Mein Fahrlehrer lächelt. »Die Prüfung wird ein Kinderspiel, Alice. Du hast den Wagen gut unter Kontrolle und dein Gefahrenbewusstsein ist für jemanden in deinem Alter geradezu außergewöhnlich. Deine Schwester wirkte in unseren Fahrstunden immer so, als bekäme sie vom Rest der Welt gar nichts …«

Er unterbricht sich und wird rot, sogar seine Glatze läuft dunkel an.

»Schon in Ordnung«, beruhige ich ihn. »Es macht mir nichts aus, über sie zu reden. Wir müssen nicht so tun, als hätte sie nie existiert.«

Er atmet tief durch. »Du hast recht. Na ja, was ich eigentlich sagen wollte, ist: Du hast das Zeug zu einer sehr sicheren Autofahrerin, Alice. Souverän, aber trotzdem aufmerksam.«

Ich sage ihm nicht, dass ich vor allem deshalb so gern fahre, weil ich dann Augen im Hinterkopf habe und einen festen, schützenden Metallpanzer um mich herum. Und weil ich mit dem Auto schneller vom Fleck komme, als ich es mir zu Fuß je erträumen könnte.

»Danke, MrGregory. Also dann bis nächsten Montag um halb zwölf. Meine Verabredung mit dem Schicksal.«

Er nickt. »Machst du dieses Wochenende noch ein paar Übungsfahrten?«

»Ja, mit Freunden.«

»Achte nur darauf, keine schlechten Angewohnheiten von ihnen zu übernehmen. Und ab Montagnachmittag machst du dann hoffentlich schon allein die Straßen unsicher.«

»Danke.« Ich will gerade aus dem Wagen steigen, als ich etwas im Rückspiegel sehe. Selbst für Juli ist es ungewöhnlich heiß und die Straßen sind voll von sonnenverbrannten Menschen auf Einkaufstour, aber ich bin mir sicher, dass sie es war.

Oder zumindest ziemlich sicher.

»Alice? Wird Zeit, die Zügel abzugeben.« Er klopft auf das Lenkrad. Ich schnalle mich los und bereite mich mental darauf vor, den einzigen Ort zu verlassen, an dem ich das Gefühl habe, alles unter Kontrolle zu haben. »Du kannst es wohl gar nicht erwarten, dass der Fahrersitz endlich dir gehört, was?«

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Als ich aussteige, gibt der weiche Asphalt unter meinen Füßen nach und ich bekomme trotz der brennenden Sonne eine Gänsehaut.

Hier draußen bin ich ihr völlig ausgeliefert. Ich halte Ausschau nach ihrem drahtigen Körper, strohblonden Haar und blassen Gesicht. Wenn sie mir wirklich gefolgt ist, dann hat sie einen Weg gefunden, sich unsichtbar zu machen. Donnerstagnachmittags ist die Stadt normalerweise nicht so überlaufen, aber heute will jeder noch ein paar letzte Einkäufe vor dem Urlaub erledigen.

Menschenmengen sind das perfekte Versteck.

»Achtung!«

Ein Skateboarder, dem ich mich direkt in den Weg gestellt hatte, verfehlt mich nur um Millimeter.

»Tut mir leid …«

Aber er ist schon längst außer Hörweite und das Totenkopfsymbol auf seinem T-Shirt wird immer kleiner.

Ich versuche, meinen Atem zu beruhigen und klar zu denken. Warum sollte sie mir folgen? Ich sehe sie doch sowieso am Sonntag; sie hat immer schon direkt den nächsten Besuch arrangiert, ob ich mich mit ihr treffen will oder nicht. Also gibt es gar keinen logischen Grund, warum sie mir nachspionieren sollte.

Aber mit Logik lässt sich dieses düstere Gefühl in meinem Inneren sowieso nicht erklären. Dasselbe Gefühl, das ich im alten Zimmer meiner Schwester im Studentenwohnheim verspürt habe, auf den verrauchten Straßen von Barcelona und bei Tims Gerichtsuntersuchung.

Es ist nicht nur ein Gefühl, sondern etwas Stärkeres. Instinkt.

»… bridge o-ver tr-ou-u-bled water …«

Zwei Mädchen, die ich vage aus der Schule erkenne, stehen an der Straßenecke und machen Musik. Sie lächeln mir zu und ich lächele zurück. Als ich vorbeigehe, werfen sie einander einen Blick zu. Ich weiß, was die anderen sich auf dem Schulflur über mich zuflüstern. Klar, Meggies Tod war eine Tragödie, aber die Leute sind der Meinung, ich müsste mal so langsam darüber hinwegkommen.

Wenn die wüssten, wie sehr ich mich bemüht habe, mit meinem Leben weiterzumachen. Aber den Besuch am Sonntag habe ich mir nicht freiwillig ausgesucht. Ich will mich nicht mit jemandem treffen, den ich verdächtige, zwei Menschen umgebracht zu haben und beinahe auch noch einen dritten.

Natürlich ist das, was ich hier tue, möglicherweise gefährlich. Dumm. Niemand Vernünftiges würde einer potenziellen Psychopathin freiwillig so nahe kommen. Aber wie sonst soll ich den Menschen, die ich verloren habe, Gerechtigkeit zuteilwerden lassen? Allen voran meiner Schwester, ermordet auf eine Art und Weise, bei der sich die ganze Welt einig ist, dass sie durch Eifersucht oder unerwiderte Liebe motiviert war. Dann ihrem Freund Tim, getötet in einem vorgetäuschten Selbstmord, der alle außer mir und seiner engsten Freundin Zoe hinters Licht geführt hat. Tja, und Zoe? Die liegt jetzt im Koma, nachdem sie in Barcelona einem »Unfall« zum Opfer gefallen ist, bei dem es keine Zeugen gab.

Die Welt hat akzeptiert, dass sich mit Tims »Selbstmord« alles aufgeklärt hat. Dass er der Mörder meiner Schwester ist. Warum also kann ich es nicht gut sein lassen?

Weil mein Bauchgefühl mir sagt, dass meine Stalkerin die Schuldige ist, genauso wie es mich davon überzeugt, dass sie mir jetzt, in diesem Moment, auflauert, obwohl sie eigentlich zwanzig Meilen entfernt an der Uni sein müsste.

Es wäre nicht das erste Mal. Letzte Woche, als ich in der Mittagspause ganz allein mit meinem Sandwich am hintersten Ende des Sportplatzes saß, hat mich dieselbe eisige Empfindung ergriffen, eine Ahnung, dass mich irgendjemand beobachtete. Aber ich habe es als Paranoia abgetan, zumindest so lange, bis ich drei Stunden später vor dem Schultor fast mit ihr zusammenstieß. Mit hochrotem Kopf hat sie mir versichert, sie wäre nur »zufällig« vorbeigekommen.

Seitdem ist mir klar, dass ich auf meinen Instinkt hören muss. Und mein Instinkt sagt mir, dass es nur eine Person gibt, die die Wahrheit über den Tod meiner Schwester weiß.

Sahara.

2

Warmer Regen setzt ein, gerade als es zum Schulschluss klingelt. Aber das hält Cara nicht davon ab, auf den Spielplatz zu rennen, sich den Pullover vom Leib zu reißen und herumzutanzen wie ein Derwisch.

»Sieben Wochen FREIHEIT! Sieben Wochen Sonne, süße Typen und …« Sie sucht nach einem weiteren Wort mit »S« und schließlich erscheint ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht. »Saufen!«

Ich muss lachen. »Genau. Du kommst wahrscheinlich als menschgewordene Piña colada aus der Karibik zurück.«

»Na, ich hoffe doch, ganz so weiß bleibe ich nicht. Vielleicht lieber wie ein Rumpunsch.« Caras Mum hat einen Mutter-Tochter-Urlaub in einem Wellnesshotel auf den Bermudas gebucht. Ich gebe den beiden zwölf Stunden, bis das Gekeife anfängt. »Du kannst immer noch mitkommen, das ist dir klar, oder?«

»Mum und Dad sind gerade nicht besonders wild darauf, dass ich das Land verlasse. Nicht nach dem, was in Barcelona passiert ist.«

Cara hört auf zu tanzen. Ihre Bluse ist im Regen durchsichtig geworden und die Typen von der gegenüberliegenden Jungenschule zeigen schon mit dem Finger auf sie. »Aber dass du mit diesem Gruselgespann Sahara und Ade rumhängst, finden sie okay?«

»Ähm, dürfte ich daran erinnern, dass du Ade vor vier Wochen noch für einen Sexgott gehalten hast?«

»Stimmt doch gar nicht.«

»Du solltest wirklich mal untersuchen lassen, ob du nicht unter Gedächtnisverlust leidest, Cara.« Bevor wir nach Spanien gefahren sind, war sie noch hin und weg von seinem skandinavisch-bleichen Look und fest entschlossen, ihn Sahara auszuspannen, obwohl die zwei schon seit Jahren zusammen sind.

Cara lächelt. »Okay, okay. Vielleicht fand ich ihn tatsächlich ein kleines bisschen scharf. Aber das war, bevor mir klar geworden ist, dass Sahara und er einander absolut verdient haben.«

Genau wie alle anderen glaubt auch Cara, die Sache mit Zoe in Barcelona wäre ein Unfall gewesen. Allerdings assoziiert sie Ade und Sahara nun mit unserer Tortur im Krankenhaus, der Befragung durch die Polizei und unserer schrecklichen Begegnung mit Zoes am Boden zerstörten Eltern.

Gott sei Dank. Solange sie sich von Sahara und Ade fernhält, ist sie in Sicherheit. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn Cara auch noch etwas zustoßen würde.

»Dann werde ich sie am Sonntag mal lieb von dir grüßen, was?«

Cara stöhnt auf. »Mensch, Alice, wieso gibst du dich denn immer noch mit denen ab?«

»Ich muss fahren üben und sie haben ein Auto.«

»Ich ja wohl auch.«

»Ja klar, und drei Punkte wegen zu schnellen Fahrens, obwohl du noch nicht mal seit einem Monat deinen Führerschein hast. Ich glaube nicht, dass ich ausgerechnet mit dir üben sollte.«

Sie stößt ein Lachen aus, wird aber sofort wieder ernst. »Versprich mir nur eins – wenn du die Prüfung bestehst, triffst du dich nicht mehr mit ihnen, okay?«

Nichts wäre mir lieber, als nicht mehr auf ihre endlosen Anrufe und SMS reagieren zu müssen und unter die Bekanntschaft mit den beiden einen Schlussstrich zu ziehen.

Aber ich komme der Wahrheit immer näher. Ich muss dafür sorgen, dass die Welt erfährt, was Sahara getan hat. Erst dann ist endlich alles vorbei, für immer.

Genau das ist es, was ich mir mehr als alles andere auf der Welt wünsche – auch wenn ich dafür wahrscheinlich einen hohen Preis zahlen muss. Denn falls … nein, wenn ich endlich Gerechtigkeit für Meggie – und Tim und Zoe – erlangt habe, dann, fürchte ich, werde ich das Kostbarste in meinem Leben verlieren. Die Zeit am Soul Beach mit meiner Schwester und mit dem Jungen, den ich liebe.

»Alice?«

»Es ist bald vorbei«, sage ich. Ich sehne mich danach, mich ihr anzuvertrauen, aber die wenigen Male, bei denen ich ihr meinen Verdacht angedeutet habe, hat sich sofort dieser besorgte Ausdruck in ihren Blick gestohlen.

Selbst jetzt mustert sie mich angespannt, die Stirn gerunzelt. »Es ist schon lange vorbei, Süße. Tims Gerichtsverhandlung hat das ja wohl absolut deutlich gemacht. Er hat sich umgebracht, weil er nicht mehr mit seinem schlechten Gewissen leben konnte, nachdem er deine Schwester getötet hatte. Aber du hast dein ganzes Leben noch vor dir und du musst das Beste daraus machen. Besonders nach dem, was mit Zoe passiert ist …«

Ich nicke. »Ich bin bald so weit, es hinter mir zu lassen, im Ernst.«

Sie schnalzt missbilligend mit der Zunge. Sie glaubt mir nicht. Es hat den Anschein, als wollte sie noch etwas hinzufügen, aber dann schüttelt sie nur den Kopf und rennt los in Richtung Fluss.

Ich laufe hinterher. Als wir bei der Bank mit Blick auf die Schleuse angekommen sind, greift sie in ihre Tasche und zieht zwei Piccoloflaschen Sekt hervor, schüttelt sie kräftig und reicht eine davon mir.

»Drei, zwei, eins …«, rufen wir, leicht außer Atem. »LOS!«

Als wir die Korken knallen lassen, spritzt ein Großteil der klebrig-süßen Flüssigkeit ins Ufergras. Cara stöhnt auf, aber ich bin erleichtert; ich muss einen klaren Kopf bewahren.

Cara stößt mit mir an und trinkt einen Schluck. »Prost, Süße. Hey, wann kommt eigentlich Lewis aus San Francisco zurück?«

»Morgen, glaube ich.«

»Kann er dir keine Fahrstunden geben?«

»Nicht auf einer richtigen Straße. Hast du eine Ahnung, wie der ausflippen würde, wenn ich ihm einen Kratzer ins Auto fahre?«

Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Lewis würde dir alles verzeihen, selbst wenn du seinen Schlitten frontal gegen eine Mauer setzen würdest. Weil er dich nämlich liiiiebt.«

Ich schüttele den Kopf. »Quatsch. Er ist der große Bruder, den ich nie hatte. Er fühlt sich für mich verantwortlich.«

Cara seufzt. »Wenn du meinst. Zumindest kann ich beruhigt sein, dass er auf dich aufpasst, solange ich weg bin. Wenn du nur die beiden Zombies zur Gesellschaft hättest, würde ich den Urlaub sofort stornieren.«

»Und auf Sonne, süße Typen und Saufen verzichten?«

»Okay, du hast recht, das würde wirklich ein bisschen zu weit gehen.« Sie legt mir den Arm um die Schultern. »Du kennst mich einfach zu gut. Ich hoffe bloß, wenn ich zurückkomme, bist du wieder die Alice von früher. Mit der Lizenz zum Rumcruisen und bereit für einen Sommer voller Spaß.«

3

Am Soul Beach gibt es das ganze Jahr nichts als Spaß.

Na ja, zumindest für Gäste wie Meggie und Danny. Wenn man wie ich nur zu Besuch ist, liegen die Dinge etwas komplizierter.

Als ich mich einlogge, ist es dort Mittag. Zeit zum Brunchen. Ich sehe einen azurblauen Himmel, grüne Vögel mit orangefarbenen Flügeln. Die ruhige, türkis glitzernde See.

Aber wie immer sind es die Toten, die mir am meisten ins Auge fallen. Ein halbes Dutzend wunderschöner junger Menschen, die auf den Stufen zur Strandbar sitzen und jammen. Glückliche Pärchen unter Palmen, die an die raue Rinde gelehnt dasitzen, knutschen und einander tief in die Augen sehen, in dem Bewusstsein, dass sie alle Zeit der Welt haben. Eiswürfel klirren auf Kristall, als die Gäste Pitcher voller rubinroter und mintgrüner Cocktails zu ihren Freunden tragen, um wieder mal einen perfekten Nachmittag im Dämmerzustand zu verbringen.

Ein feurig-greller Lichtblitz aus einem metallenen Lauf, der Geruch nach Rauch, eine Kugel, die in der hellen Sonne aufschimmert, während sie auf mich zufliegt –

Dann nur noch Dunkelheit.

»Huch, entschuldige!«

Als ich die Augen öffne, sehe ich das Mädchen, das mich gerade gestreift hat. Sie hat ein freundliches Gesicht, eine süßlich duftende Lilienkette um den Hals und dunkle Augen.

Bleigrau, wie eine Pistolenkugel.

Jetzt schlendert sie weiter zu ihrem Freund und lässt mich mit der schaurigen Erinnerung an ihre letzten Momente stehen. Sie ist also bei einer Schießerei ums Leben gekommen. Jeder Gast hier hat seine eigene Tragödie, die meisten davon blutig und alle furchtbar ungerecht.

Das ist auch der Grund, warum der Strand so schön ist: damit sie vergessen können.

Ich hingegen darf niemals vergessen. Als Besucherin fungiere ich teils als Vertraute, teils als Detektivin. Die Gäste beichten mir ihre Geheimnisse und bitten mich, ihnen von meiner Welt aus zu helfen. Sie wollen, dass ich ihnen Gerechtigkeit verschaffe oder ihre Hinterbliebenen vor etwas warne. Und wenn ich es schaffe – wie nun schon zweimal –, erlange ich neue Privilegien. Zuerst den Tastsinn und jetzt …

Seit ich meinem Freund Javier geholfen habe, durchlebe ich die letzten bewussten Momente der Gäste. Wenn ich sie berühre, dann ist es, als würde ich mich kurz in sie verwandeln; ich sehe, was sie gesehen haben, und fühle, was sie gefühlt haben, bevor sie gestorben sind.

Vielleicht soll mich diese neue Fähigkeit dazu anhalten, mich für noch mehr Gäste um Gerechtigkeit zu bemühen. Aber dieses sogenannte Privileg kommt mir eher vor wie ein Fluch.

»Florrie!« Meine Schwester kommt durch den Sand auf mich zu und ruft mich bei dem albernen Spitznamen, den niemand außer ihr benutzen darf. Ihr langes Haar weht hinter ihr in der sanften Meeresbrise wie ein seidener Schal. Sie trägt einen kakifarbenen Bikini, der den sanften Bronzeton ihrer Haut betont.

Ich zucke zusammen, bevor sie die Arme um mich schlingt, und wappne mich für ihren letzten Moment. Zumindest wird der Eindruck jedes Mal schwächer, so als ließe der Effekt langsam nach. Vielleicht hat selbst die Geschäftsleitung begriffen, dass eine Endlosschleife von Todesillusionen irgendwann jeden Besucher in den Wahnsinn treiben würde.

Wenn ich nicht sowieso längst verrückt bin und diese ganze virtuelle Realität nicht mehr als ein Gespinst meines trauernden Bewusstseins ist.

Ich trete einen Schritt zurück, um Zeit zu schinden. »Meggie, hi! Du riechst nach Ananas.«

»Das ist der Tagescocktail. Wodka, frisches Obst und Honig. Der Soul Beach Sweetie.«

Sie drückt mich an sich.

Ein Paar behandschuhter Hände nähert sich mir. Ein Kissen legt sich über meine Augen und verwandelt Licht in Dunkelheit.

Das ist Meggies Erinnerung, doch es fühlt sich an, als wäre es mir selbst passiert. Es ergibt keinen Sinn, aber das trifft auf alles hier zu, auch auf die Tatsache, dass ich überhaupt mit meiner großen Schwester reden kann.

Oder dass ich mich in einen Jungen verliebt habe, der seit fast zwei Jahren tot ist.

Dieser Junge hastet jetzt durch die Strandbar auf mich zu, erleichtert lächelnd, als hätte er gefürchtet, mich nicht wiederzusehen. Ganz sicher können wir uns beide nie sein.

»Alice, du bist aber früh dran«, ruft Danny.

»Heute war der letzte Schultag!«, lache ich.

Seine moosgrünen Augen strahlen. Wie immer, wenn ich ihm gegenüberstehe, frage ich mich unwillkürlich, warum er sich überhaupt mit mir abgibt. Er sieht unglaublich gut aus, aber auf eine zerzauste Art, die nichts von dem privilegierten Leben preisgibt, das er geführt hat, bevor er an den Strand kam.

Als wir uns berühren, durchzuckt es mich wie ein elektrischer Schlag und ein Bild formt sich vor meinem geistigen Auge. So sehr ich mich auch auf seine warmen Lippen zu konzentrieren versuche, die Kälte seiner letzten Lebenssekunden ergreift mich stets von Neuem. Rostrote Erde rast mit tausend Meilen pro Stunde auf mich zu. Jedes Mal hoffe ich, dass es anders ausgeht, dass das Flugzeug wieder an Höhe gewinnt und nicht in die Wüste stürzt.

Doch so kommt es nie.

Tim wartet mit Meggie im Hintergrund. Eigentlich sind wir das perfekte Viererkleeblatt: Danny und ich plus meine Schwester und ihre erste große Liebe. Aber obwohl der Strand die Fältchen in Tims Gesicht – vom vielen Stirnrunzeln – geglättet und sein Haar von Rotbraun zu beinahe Blond ausgeblichen hat, ist er immer noch sehr zurückhaltend, vor allem mir gegenüber. Gut möglich, dass in seinen letzten Augenblicken irgendetwas geschehen ist, von dem er nicht will, dass ich es sehe.

Nein. Tim ist unschuldig, egal, was die Polizei sagt. Ansonsten würde meine Schwester das mit Sicherheit spüren und sich von ihm fernhalten.

Danny küsst mich wieder und diesmal ist die rote Erde verschwommener, weniger bedrohlich.

»Und, was gibt’s Neues, Alice?«, fragt er.

»Es ist jetzt richtig Sommer geworden. Cara fliegt in die Karibik, aber ich bleibe zu Hause.«

Wenn ich hier bin, berichte ich nur von den bedeutungslosen Kleinigkeiten, die meinen langweiligen Tagesablauf bestimmen. Die Gäste hören am liebsten etwas über die Schule oder Musik und besonders die Jahreszeiten: den rauchigen Duft des Herbstes, die knisternde Kälte des Winters, die ersten Frühlingsblumen.

Daher überrascht mich Dannys gelangweilte Miene, als ich den Sommer erwähne, umso mehr.

Dann jedoch wird mir klar: Warum sollte ihn das interessieren, wo am Strand doch jeden Tag Sommer ist?

»Warum fährst du nicht auch in den Urlaub?« Er versucht, seine Erleichterung darüber zu verbergen, aber mich kann er sowieso nicht täuschen.

Ich zucke mit den Schultern. »Dad hat auf der Arbeit zu viel zu tun. Meine Eltern wollen lieber zu Weihnachten eine große Reise machen. Nach Australien oder Neuseeland.«

»Wow, da wollte ich schon immer mal hin.« Mit seinen weichen blonden Locken und den muskulösen Beinen hätte er den perfekten Surfertyp am Bondi Beach abgegeben.

»Ich werde dir in allen Einzelheiten berichten.« Nur dass es ja fast noch ein halbes Jahr ist bis Weihnachten. Wer weiß, was bis dahin noch alles passiert?

»Und, was hast du vor, mit all der freien Zeit anzufangen? Abgesehen davon natürlich, sie mit mir zu verbringen?«

»Wenn ich nächste Woche meine Führerscheinprüfung bestehe, bin ich endlich …« Fast hätte ich »frei« gesagt, aber das wäre einfach zu grausam. »… mobil. Na ja, das heißt, ich darf Mums Auto fahren, ein eigenes habe ich natürlich nicht. Außerdem überlege ich, mir einen Ferienjob zu suchen.«

»Kommt schon, ihr zwei Turteltäubchen!«, neckt meine Schwester und bedeutet uns, ihnen zum Meer zu folgen. Tim hat einen Kühler mit kaltem Bier und ein paar Schälchen Eiscreme von der Bar mitgebracht, also löse ich mich von Danny und wir machen uns zu viert auf den Weg zum Wasser.

Als ich mich setze, fühlt sich der Sand unter mir leicht feucht an. Kühlend. Ich versuche, nicht allzu sehr zu analysieren, was ich empfinde, denn es ist auch so schwer genug, nicht ständig meine geistige Gesundheit infrage zu stellen.

Zu spät. Die Zweifel potenzieren sich und meine echte Umgebung umschließt mich, bunt und gestochen scharf. Die Tagesdecke mit ihrem Retro-Tulpenmuster. Der Stapel Schulbücher in der Ecke, den ich bis September keines Blickes mehr würdigen werde. Die Unterlagen für die Fahrprüfung.

Soul Beach ist nur eine Website. Nichts von dem, was ich spüre, ist real.

»Hey, Florrie-Schätzchen, hör auf zu träumen.«

Meine Schwester berührt mich am Arm. Diesmal hält das Bild der schwarzen Lederhandschuhe, die dem Mörder gehören, nur für einen Sekundenbruchteil an, aber immer noch lang genug, um mich an meine Verpflichtung ihr gegenüber zu erinnern.

Ich konzentriere mich auf Meggies swimmingpoolblaue Augen und eine abstehende weiße Strähne in ihrem blonden Haar, die mir zuvor noch nie aufgefallen ist. Nachdem er sie getötet hatte, hat der Mörder ihr die Haare gebürstet und auf dem Kissen ausgebreitet, weswegen Zoe – die sie gefunden hat – meinte, sie habe wie ein Engel ausgesehen.

»Florrie!«

»Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken.«

»Okay.« Ihr Blick verdunkelt sich. Sie sieht Tim an, der langsam nickt. »Vielleicht ist das ja der richtige Zeitpunkt, um zu reden.«

»Worüber denn?«

Sie seufzt. »Über das alles. Hier. Das ist einfach falsch, ich kann nicht von dir erwarten, dass du ständig bei mir bist.«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, ist doch in Ordnung. Ich will ja hier sein. Wir sind schließlich Schwestern.«

Aber Meggies Miene ist immer noch ernst. »Nur weil wir gern zusammen sein wollen, heißt das noch lange nicht, dass es auch so sein sollte. Das hier ist kein guter Ort. Tim findet –«

»Was soll das denn heißen?«, unterbreche ich sie.

»Die Sonne und das Meer verschleiern nur die Realität. Die Düsternis, die über diesem Strand liegt.«

Eine Welle bricht sich an der Küste und besprüht mich mit Gischt. Ich wende mich Tim zu. »Was hast du ihr denn da eingeredet? Ich lasse mich nicht behandeln wie ein Kleinkind. Bevor du hergekommen bist, sind wir prima klargekommen.«

Er zuckt zurück, als hätte ich ihm eine Ohrfeige versetzt.

»Gib nicht ihm die Schuld, Alice«, sagt Meggie leise. »Er will doch nur das Beste für dich. Ich war einfach zu egoistisch, um zu erkennen, dass, wenn du hier bist … dass es für dich sein muss wie auf einem Friedhof oder auf einer Krankenstation voller sterbender Menschen. So was ist doch nichts für ein sechzehnjähriges Mädchen.«

»Siebzehn«, korrigiere ich sie.

Meggie wird rot. »Entschuldige. Manchmal verliere ich hier einfach jedes Zeitgefühl, was vermutlich auch der Sinn der Sache ist. Aber genau das ist ja Teil des Problems. So kommst du einfach nicht weiter.« Sie holt tief Luft. »Wir alle nicht.«

Zuerst begreife ich nicht, was sie meint. Dann trifft es mich wie ein Schlag. »Das sagst du alles gar nicht meinetwegen, stimmt’s? Du willst bloß mit ihm allein sein.« Ich deute auf Tim.

»Alice, nein!« An ihrem erschrockenen Gesicht erkenne ich, dass ich sie völlig falsch verstanden habe. »Ich hätte dich am liebsten ständig hier, aber wir tun dir einfach nicht gut.«

»Falls du es vergessen hattest, ich bin deine einzige Chance auf Gerechtigkeit, Meggie. Oder ist dir das plötzlich egal?«

Sie sieht mich eindringlich an. »Es ist mir nicht egal, im Gegenteil. Dieser Ort ist ein Gefängnis und ich wünsche mir nichts mehr, als den Strand zu verlassen. Frieden zu finden. Zu wissen, dass die richtige Person ihre Strafe bekommen hat, wer auch immer es sein mag. Aber es gibt eben etwas, was mir noch wichtiger ist: deine Zukunft.«

Die Wellen – das allererste Geräusch, das ich vom Strand gehört habe – werden lauter und die brennende Sonne bereitet mir Kopfschmerzen. Ich verstehe überhaupt nicht mehr, was sie mir sagen will. Schnell strecke ich die Hand nach Danny aus und ignoriere das kurze Schwindelgefühl, als ich abermals »abstürze«. »Was sagst du denn dazu?«

Er windet sich unbehaglich. »Das ist eine schreckliche Situation. Ich will dich nicht verlieren, ich liebe dich mehr als alles andere. Aber ich kann dir nichts bieten außer dem hier«, er macht eine Geste, die den Strand und alles ringsum einschließt, »und das ist nun mal nicht genug. Ich würde nie von dir verlangen, dass du dich für ein Leben nach dem Tod im Limbus opferst.«

Warum sieht er bloß so schuldbewusst aus? Mit einem Mal dämmert es mir. »Habt ihr etwa hinter meinem Rücken darüber geredet? Und beschlossen, dass es Zeit für die kleine Alice ist, sich wieder auf ihr langweiliges Leben in der normalen Welt zu konzentrieren, damit ihr in eurem Paradies endlich eure Ruhe habt?«

Meggie macht einen Schritt auf mich zu. »Du verstehst das total falsch. Du bist diejenige, die alle Macht hat, die die Möglichkeit hat, uns zu verlassen. Du solltest dein eigenes Leben leben.«

»Aber ihr habt über mich geredet, oder?«

Meggies Blick verdüstert sich. »Natürlich. Stundenlang. Und ich habe Nacht für Nacht wachgelegen und darüber nachgegrübelt, was ich tun soll. Als ich noch am Leben war, hat es mich nicht gekümmert, ob ich mich egoistisch verhalte, aber das hier ist einfach zu ernst. Diesmal darf ich keine falsche Entscheidung treffen.«

Ich will ihr sagen, dass sie nicht egoistisch ist, dass es mir leidtut, sie angeschrien zu haben. Aber zuerst muss ich ihr eine Frage stellen. »Was ist dir wichtiger, Meggie? Dass ich gehe … oder dass du selbst entkommst?«

Je länger sie schweigt, desto größer wird meine Angst.

Alles, was ich seit meinem ersten Besuch am Strand unternommen habe – der Versuch, seine geheimen Regeln herauszufinden, Javier und Triti zur Flucht zu verhelfen, mich ständig in Saharas Nähe herumzudrücken, obwohl sie mir eine Gänsehaut verursacht –, habe ich nur für Meggie getan. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich sie damit nur noch unglücklicher gemacht haben sollte.

»Ich will, dass alles wieder so ist wie früher, Florrie. Ich will lebendig sein und dass das hier nur ein böser Traum ist, aus dem wir jeden Moment aufwachen werden. Aber das geht nun mal nicht.«

»Komm mal her, Meggie.« Ich strecke die Arme nach ihr aus und wappne mich gegen die vertraute Vision von Kissen und Handschuhen. Aber diese ist mittlerweile so schwach, dass sie bloß noch einer Wolke gleicht, die über die Sonne hinwegzieht, als Meggie mir um den Hals fällt. »Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich kann versuchen, alles wieder einzurenken. Dich hier rauszuholen.«

Deutlicher spreche ich es nicht aus – ich bin schon einmal von der Seite verbannt worden, weil ich zu viel gesagt habe. Aber Meggie weiß, dass der Schlüssel zu ihrer Flucht aus diesem »Paradies« in der Auflösung ihres Mordfalls liegt.

»Aber davor habe ich genauso viel Angst, Schwesterchen.«

Niemand weiß, was danach kommt: ein noch herrlicherer Ort oder das Nichts? Triti und Javier haben sich am Ende nur noch danach gesehnt, zu vergessen, die letzte Ruhe zu finden.

»Vielleicht ist es ja wunderschön«, antworte ich.

Ein neuer Ausdruck legt sich auf das Gesicht meiner Schwester. »Nein, das meinte ich nicht. Was mir Angst macht, ist, dass es vielleicht schiefgehen könnte.«

»Aber wie könnte es denn überhaupt noch schlimmer für dich werden, Meggie?«

»Das weißt du wirklich nicht?« Sie stößt ein bitteres Lachen aus. »Der Mörder könnte dich auch erwischen, Florrie. Dann würden wir beide für immer hier festsitzen. Und es wäre meine Schuld.«

Ich runzele die Stirn. Ich halte mich bestimmt nicht für unsterblich oder so. Wie sollte ich auch? Allein in den letzten zwölf Monaten sind zwei Menschen gestorben, die ich kannte. Und ein dritter weilt zwar technisch gesehen noch unter uns, ist aber wahrscheinlich für jede Hilfe verloren. Das Leben ist ein sehr zerbrechliches Gut.

»Mir ist klar, dass es gefährlich werden könnte, Meggie, aber ich kann jetzt nicht aufhören.«

Sie schüttelt den Kopf. »Glaub mir, es ist nicht so, wie du es dir vorstellst. Das Schlimmste ist diese Trostlosigkeit. Und ich mache mir nicht nur Sorgen um dich. Sondern auch um Mum und Dad.«

Ich trete einen Schritt zurück und gerate im weichen Sand ins Straucheln. Über unsere Eltern sprechen wir sonst nie. Was soll ich sagen? Die Wahrheit – dass ihr Tod unsere Familie in Fetzen gerissen hat wie eine Handgranate? Dass Mum immer noch bei diesem Ekelpaket Olav in Therapie ist? Dass Dad manchmal wochenlang nur an seinem Schreibtisch bei der Arbeit schlafen kann?

»Meggie, lass uns lieber nicht darüber reden.«

»Aber das müssen wir, wenn ich dir anscheinend nur so klarmachen kann, was für ein Risiko du eingehst.«

Tim und Danny halten Abstand zu uns; das hier ist eine Familienangelegenheit.

»Soll das heißen, du willst mich nicht hier haben? Oder dass ich die Jagd nach …« Ich kann mich gerade noch davon abhalten, Saharas Namen auszusprechen. »… dem Mörder aufgeben soll?«

Wieder greift Meggie nach meiner Hand und ich lasse es zu. »Ich sage ja nicht, dass du mich jetzt sofort verlassen sollst. Das könnte ich gar nicht ertragen. Aber ewig kann es nicht so weitergehen.«

»Ich glaube, ich bin ganz nah dran, Meggie«, flüstere ich.

»Woran?«

»An der Gewissheit. Den Beweisen, die uns fehlen.«

Sie schluckt. »Natürlich will ich immer noch wissen, wer mich ermordet hat. Aber deine Sicherheit geht nun mal vor. Als ich noch am Leben war, dachte ich immer, die Welt dreht sich nur um mich, aber jetzt bin ich klüger. Ich bin Vergangenheit. Ein Reality-Sternchen, das niemals zum richtigen Star geworden ist.«

»Du bist ein Star, immer noch. So viele Menschen erinnern sich an deine Musik. Und du hast Gerechtigkeit verdient.«

Einen Moment lang sagt sie nichts. »Manchmal vergesse ich, wie erwachsen du inzwischen geworden bist, wie stark. Aber das macht dich nicht unverwundbar. Versprich mir, dass du dich niemals in Gefahr bringst.«

Ich zögere. »Ich verspreche, dass ich nichts Verrücktes unternehme.«

»Damit muss ich mich wohl zufriedengeben.« Und dann tut sie etwas sehr Seltsames: Sie hebt meine Hand an ihre Lippen und drückt einen Kuss darauf, als wäre ich die Queen oder so. Tim flüstert ihr etwas ins Ohr und sie wendet sich lächelnd ab und geht langsam, aber entschlossen in Richtung Steg, weg von mir. »So, wird Zeit, euch zwei Süßen allein zu lassen.«

Danny steht hinter mir; er legt die Arme um meine Taille und dreht mich zu sich um.

Rostrote Erde rast auf mich zu. Ich fühle mich schwerelos.

»Du liegst falsch, Danny«, sage ich, als das Bild verblasst. »Mit dem, was du gesagt hast. Ich bringe überhaupt kein Opfer, um mit dir zusammen zu sein.«

Aber seine Miene ist immer noch düster. »So wirst du vielleicht nicht ewig denken. Ich fürchte einfach, dass du deine Zukunft für uns wegwirfst. Für mich.«

»Es ist aber meine Zukunft und die kann ich wegwerfen, wie es mir gefällt.«

»Klar, ich weiß, ich weiß. Bitte sei mir nicht böse, ich will doch nur das Beste für dich.«

»Ich bin dir nicht böse, Danny. Aber ich wünschte wirklich, ihr würdet mich nicht alle wie ein Kind behandeln.« Ich versuche, mich loszumachen, aber er hält meine Hand fest.

»Geh nicht. Lass uns das doch alles vergessen und einfach ein bisschen entspannen. Den Surfern zusehen. Den Vögeln lauschen. Du hast schließlich Ferien!«

»Ich würde lieber mit dir knutschen, als den Surfern zuzusehen«, sage ich.

Und das tun wir dann auch.

4

»Ich weiß wirklich nicht, ob die Welt für eine Ali hinter dem Steuer bereit ist.«

Vielleicht war das nur ein Witz von Lewis. Aber das mit dem Rückwärtseinparken bekomme ich tatsächlich nicht so glatt hin wie sonst. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich beobachtet, obwohl wir beide vollkommen allein auf dem Parkplatz vor einer verlassenen Lagerhalle sind. Um Lewis’ schickes Cabrio im richtigen Straßenverkehr zu fahren, bin ich nicht versichert, außerdem bezweifle ich, dass er mir den in schimmerndem Silber lackierten Wagen in dem Fall wirklich anvertrauen würde.

Ich weiß ja selbst nicht, ob das so klug wäre.

»Normalerweise kann ich das viel besser. Du machst mich nervös«, erwidere ich.

Er fährt sich mit der Hand durch sein dichtes Haar, sodass es wild in alle Richtungen absteht: ein Zeichen dafür, dass er gestresst ist. »Gleichfalls. Können wir eine Pause machen?«

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