Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs - Annabel Chase - E-Book
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Spellbound - Tod eines aufrechten Vampirs E-Book

Annabel Chase

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Beschreibung

Folge 1: Die einzige Magie, an die Emma Hart glaubt, ist Koffein. Eine zufällige Begegnung mit einem selbstmordgefährdeten Engel bringt die junge Anwältin jedoch nach Spellbound - eine Stadt, die übernatürliche Wesen seit Jahrhunderten mit einem Fluch an sich bindet. Zu dumm, dass Emma genau jetzt entdeckt, dass sie eine Hexe ist! Da sie Spellbound erst einmal eh nicht mehr verlassen kann, muss sie als neue Pflichtverteidigerin den Mord an ihrem Vorgänger aufklären, einen kleptomanischen Kobold verteidigen, nebenbei Hexen-Nachhilfeunterricht nehmen und der Aufmerksamkeit eines heißen Vampirs entkommen - und das alles, ohne den Verstand zu verlieren ... oder ihr Leben.

Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ... Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Über die Serie

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Über die Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Die einzige Magie, an die Emma Hart glaubt, ist Koffein. Eine zufällige Begegnung mit einem selbstmordgefährdeten Engel bringt die junge Anwältin jedoch nach Spellbound – eine Stadt, die übernatürliche Wesen seit Jahrhunderten mit einem Fluch an sich bindet. Zu dumm, dass Emma genau jetzt entdeckt, dass sie eine Hexe ist! Da sie Spellbound erst einmal eh nicht mehr verlassen kann, muss sie als neue Pflichtverteidigerin den Mord an ihrem Vorgänger aufklären, einen kleptomanischen Kobold verteidigen, nebenbei Hexen-Nachhilfeunterricht nehmen und der Aufmerksamkeit eines heißen Vampirs entkommen – und das alles, ohne den Verstand zu verlieren … oder ihr Leben.

Band 1 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!

Über die Serie

Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …

Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!

Tod eines aufrechten Vampirs

Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner

Kapitel 1

Noch vier Komma sieben Meilen.

Ich sah durch die Windschutzscheibe auf die hoch aufragenden Nadelwälder und die Furcht einflößenden Felsformationen. Wie konnte hier bloß jemand leben? Es waren überhaupt keine Häuser in Sicht, und die einzigen Lebenszeichen stellten überfahrene Tiere dar, also … Okay, tatsächlich null Lebenszeichen. Sogar der Radiosender hatte aufgegeben. Wenigstens war mein Telefon …

Oh, oh.

Das Display zeigte mir immer noch an, dass ich in 4,7 Meilen rechts abbiegen sollte. Sayonara, Signal.

»Dieser Tag wird von Minute zu Minute perfekter.« Ich hatte den Tag schon auf dem falschen Fuß begonnen, als die Batterie meines Weckers heute Morgen den Geist aufgab, nachdem ich mich durch eine weitere schlaflose Nacht gekämpft hatte.

Dann konnte ich dank des hungrigen Sockenmonsters, das offenbar im Wäschetrockner im Keller meines Hauses ansässig war, kein passendes Paar Strümpfe finden. So war ich nun stolze Trägerin einer marineblauen und einer schwarzen Socke.

Das musste reichen, damit die Kundin nichts bemerkte … wahrscheinlich, weil sie zu sehr damit beschäftigt sein würde, mich für mein Zuspätkommen zu schelten. Ohne Telefonsignal konnte ich sie nicht einmal anrufen, um ihr Bescheid zu sagen. Ich hoffte, dass sie nachsichtig mit mir sein würde. Da wir uns zum ersten Mal trafen, hatte ich außer ihrem Namen, ihrer Telefonnummer und ihrer Adresse nicht viele Informationen über sie.

Ich hielt aufmerksam Ausschau nach Schildern für eine Rechtskurve. Irgendein Schild. Schließlich stieß ich auf einen Feldweg.

»Ich vermute, das wird es sein.« Der Weg war nur breit genug für ein Auto. »Hoffen wir mal, dass mir da kein Bus entgegenkommt.«

Die Straße wurde immer holpriger, und ich begann, mir wirklich Sorgen um mein Auto zu machen. Es war ein grüner Volvo, genauer gesagt ein ramponierter grüner Volvo von 1988, den ich nach dem Tod von meiner Großmutter geerbt hatte. Ich wurde von den Eltern meines Vaters aufgezogen, da meine eigenen Eltern ums Leben kamen, als ich noch klein war. Dann starben mein Großvater und vor drei Jahren auch meine Großmutter und ließen mich ganz allein zurück.

»Das kann unmöglich der richtige Weg sein«, stellte ich fest.

Obwohl die Umgebung wunderschön war, gab es keine Anzeichen von Zivilisation. Zu meiner Rechten kam ein schimmernder See in Sicht, mit seinen Felsen und majestätischen Bäumen bot er einen unglaublichen Anblick.

Sah man einmal von dem Kerl ab, der am Rande der Klippe stand – bereit zu springen.

Warte! Was?

»Tu es nicht«, rief ich, auch wenn er mich nicht hören konnte. Wie falsch war es unter diesen Umständen, zu bemerken, wie unglaublich attraktiv er war?

Ich begann zu hupen. Er sah mich überrascht an. Wahrscheinlich hatte er mit völliger Einsamkeit für seine Selbstmordmission gerechnet. Von einem anderen Fahrzeug gab es keine Spur. Wie hatte er es denn dann geschafft, hierherzukommen? Oder dort hinauf? Diese Klippe war hoch genug, um mir Schweißperlen auf die Stirn zu treiben.

Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem See zu, straffte die Schultern und war offensichtlich bereit zum Handeln. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, also zog ich die Handbremse, kuppelte aus und riss die Autotür auf. Ich rannte zum Ufer. Ich fuchtelte mit den Armen und hoffte, seine Aufmerksamkeit zu erregen, um ihn davon abzuhalten, einen großen Fehler zu machen.

»Spring nicht«, schrie ich und hastete den Steg entlang, der in die Mitte des Sees führte.

Seine weißen Flügel breiteten sich hinter ihm aus.

Seine Flügel?

Er stürzte sich von der Klippe und kam direkt auf mich zu. Verdammt … Ein fliegender heißer Kerl! War er wütend, weil ich seine Pläne durchkreuzt hatte? Wollte er mir etwas antun?

Ich erstarrte. Erst dann hörte ich das Motorengeräusch meines Autos, das immer näher kam.

Als ich mich umdrehte, erkannte ich meinen Volvo hinter mir, der die Holzplanken zermalmte, während er auf mich zuraste. Verdammte Handbremse! Es gab nur einen Weg, um nicht zerquetscht zu werden. Ich schloss die Augen, hielt mir die Nase zu und sprang von der Kante des Docks. So oder so war ich dem Tod geweiht.

Ich wartete auf den Moment, in dem ich auf dem Wasser aufschlagen würde, aber nichts passierte. Ich hörte ein lautes Platschen und öffnete die Augen rechtzeitig, um zu sehen, wie mein geliebter Volvo im Sturzflug in den See rauschte. Erst da bemerkte ich die starken Arme um mich herum und die Tatsache, dass ich mich in der Luft befand.

Ich bin in der Luft.

Der geflügelte Mann trug mich sicher an den Rand der Klippe, wo er noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Wir hielten gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie der See das Heck meines Autos verschluckte.

Ich starrte in das schöne Gesicht des geflügelten Mannes und wusste nicht, was ich sagen sollte.

»Bist du mein Schutzengel?«, erkundigte ich mich. Und wenn ja, wo zum Teufel warst du in den letzten fünfundzwanzig Jahren? Moment, konnte ich vor meinem Schutzengel das Wort »Teufel« benutzen?

»Ganz sicher nicht«, erwiderte er unwirsch. Er ließ mich los, und meine Beine wurden zu Wackelpudding, sodass er mich wieder festhalten musste, damit ich nicht von der Klippe fiel.

»Nun, ich schätze, du stehst in meiner Schuld«, sagte ich, immer noch zitternd.

Fragend sah er mich an. »Wie kommst du denn darauf?«

»Ähm, hallo?« Ich deutete auf das Wasser weit unten. »Du warst kurz davor, alles zu beenden.«

Er zeigte wieder seine Flügel. »Wenn ich dem Ganzen ein Ende setzen wollte, wäre an meiner Stelle ein Sprung aus großer Höhe wohl nicht die logischste Wahl.«

Als ich die Hand ausstreckte, um die Federn zu berühren, schlug er meine Finger weg.

»Die können nicht echt sein«, murmelte ich. »Das ist ein gut gemachter Scherz.«

»Das sagst gerade du. Das ist mein Rückzugsort. Hier stört mich nie jemand.«

»Sollte dein Rückzugsort nicht etwas weiter oben sein?«, fragte ich und deutete in den Himmel.

»Das ist eine Geschichte, die ein anderes Mal erzählt wird«, erwiderte er. »Wie kannst du mich überhaupt sehen?«

»Die Klippe ist nicht so hoch«, gab ich zurück.

Er beäugte mich misstrauisch. »Wusstest du, dass du das Gesicht hast?«

»Na ja, eigentlich habe ich seit meiner Geburt eins … Also, ja?«

Er stöhnte. »Nicht so. Ich rede von Hellsicht. Das zweite Gesicht. Das dritte Auge.« Er stupste die Stelle zwischen meinen Augen an. »Das ist eine besondere menschliche Gabe, die es erlaubt, Übernatürliches und Magisches zu durchschauen. Klingelt da was?«

Ich schüttelte den Kopf. Ihm auf dieser Klippe so nahe zu sein machte mich nervös.

»Wenn du mich einfach am Seeufer absetzen würdest, damit ich mich um mein Auto kümmern kann.« Was machte es schon, dass mein Handy und meine Handtasche auf dem Grund des Sees lagen, genauso wie mein Auto.

Er presste die Lippen zusammen. »Ich fürchte, ich kann das nicht.«

»Klar kannst du. Breite einfach deine Flügel aus, und flieg mich rüber.«

Sein Blick verdunkelte sich. »Nein, das kann ich nicht. Der Steg ist dank deines Monsters auf Rädern zerstört worden, und die Grenze liegt mitten im See. Wenn du näher am Ufer gewesen wärst, hätte ich dir nicht helfen können.« Er tippte mit dem Finger auf sein Kinn. »Ich nehme an, ich könnte dich sanft in die Mitte des Sees fallen lassen, und du schwimmst zum Ufer zurück.« Er betrachtete mich einen Moment lang. »Du hast dir die Nase zugehalten, als du gesprungen bist.«

»Habe ich nicht.«

»Doch, das hast du.«

»Okay, gut. Ich bin nicht die beste Schwimmerin.« Um die Wahrheit zu sagen, ich konnte überhaupt nicht schwimmen und hatte Todesangst. Als ich klein war, hatte ich nicht viele Gelegenheiten, es zu lernen. Meine Großeltern fuhren nicht an den Strand, und wir kannten niemanden, der einen Pool hatte.

»Das stellt durchaus ein Problem dar.«

»Was ist so besonders an dem Steg? Setz mich einfach auf der anderen Seite des Sees ab.« Und mit reichlich Alkohol vergesse ich, dass diese ganze Sache überhaupt passiert ist.

»Ich habe es dir gesagt. Die Grenze liegt in der Mitte des Sees.«

Ich runzelte die Stirn. »Die Grenze wofür?«

»Für die Stadt, in der ich wohne. Spellbound.«

»Deine Stadt heißt Spellbound?« Ich hatte noch nie von einer Stadt mit diesem Namen gehört, schon gar nicht in Pennsylvania.

»Sieh mich nicht so an. Ich habe sie nicht so benannt.« Er hielt einen Finger hoch. »Ich hab’s. Ich bringe dich zur Waldgrenze. Es ist nicht ideal, weil du weiter laufen musst, aber besser als nichts.«

Ich versuchte zu begreifen, was der Kerl da gerade sagte. »Die Waldgrenze?«

»Du weißt schon, was ein Wald ist, oder?«, fragte er und schien dann von etwas auf dem Boden vor mir abgelenkt zu sein. »Ist dir aufgefallen, dass deine Socken nicht zusammenpassen?«

Ich blickte auf meine Füße hinunter. Woher sollte er das wissen? Meine Schuhe verdeckten den größten Teil des nicht zusammenpassenden Stoffs. »Das ist halt Stil.«

»Nein, in keinem Jahrhundert, in dem ich gelebt habe, war das so etwas wie Stil.«

Ich begann zu lachen. »Das muss der ausgefuchsteste Streich sein, den mir je jemand gespielt hat.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und suchte nach den unsichtbaren Drähten. »Gute Arbeit, Michael. Im Ernst, du bist ein Profi.«

»Michael?«

»Heißen nicht alle Engel Michael?«

Er streckte seine Hand aus. »Daniel. Freut mich, dich kennenzulernen.«

»Emma.« Ich schüttelte seine Hand. »Emma Hart.«

»Halt dich gut fest, Emma, ich bringe dich rüber zur Waldgrenze.«

Ich verschränkte die Arme. »Erst wenn du mir sagst, wie du fliegen kannst, Peter Pan.« Ich war definitiv kein Fan von Höhen.

»Wenn ich dir sage, dass ich ein Engel bin, dürfte das Erklärung genug sein.«

»Bitte … Du sprichst mit jemandem, der lieber eine dreitägige Zugfahrt unternimmt, als sich in einer todbringenden fliegenden Metallröhre fortzubewegen.«

Daniels Mundwinkel verzogen sich. »Meinst du ein Flugzeug?«

»Bist du schon mal so einem begegnet?« Ich deutete in den Himmel.

»Ich sehe sie ständig über mir fliegen«, antwortete er. »Sie scheinen völlig sicher zu sein.« Er gab mir ein Zeichen, mich ihm zu nähern. »Komm schon. Je schneller ich dich an die Waldgrenze bringe, desto eher kannst du Hilfe für dein Auto bekommen.«

Also schlang ich meine Arme um seinen Hals und kniff die Augen zu. Der Wind rauschte um uns herum, und ich spürte, wie sich mein Magen umdrehte, als wir wieder in der Luft waren. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Ich konnte es nicht über mich bringen, hinzusehen. Zumal ich immer noch ziemlich sicher war, dass ich träumte. Vielleicht würde ich, wenn ich die Augen aufmachte, wieder im Bett liegen, mit einem funktionierenden Wecker, und zum sechsten Mal die Schlummertaste drücken.

»Wir sind da«, teilte Daniel mir mit.

Ich öffnete ein Auge und sah mich um. Wir schienen in der Tat im Wald zu sein.

»Wo ist die Stadt?«, fragte ich.

Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Ich habe dich so nah an die Grenze gebracht, wie es nur geht.«

»Wie weit muss ich laufen?« Der Gedanke, allein durch den Wald zu marschieren, gefiel mir ganz und gar nicht. Die komplette Gegend war trostlos, und ich hatte keine Möglichkeit, mit jemandem Kontakt aufzunehmen.

»Keine Ahnung.« Er klopfte mir auf die Schulter. »Aber viel Glück.«

Ich machte einen zögerlichen Schritt vorwärts und drehte mich um. »Bist du wirklich ein Engel?«

Er nickte grimmig. »Glaub mir. Es ist allerdings nicht unbedingt das, was man sich darunter vorstellt.«

»Okay, danke, dass du mich gerettet hast, als ich dachte, ich würde dich retten. Ich weiß das zu schätzen.«

Ein echtes Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, und diese einfache Geste veränderte sein ganzes Gesicht. Er war schon vorher unglaublich gut aussehend, aber das Lächeln verwandelte ihn in jemanden, bei dessen Anblick man leicht in Ohnmacht fallen konnte. »Und danke, dass du mich retten wolltest. Das war … unerwartet.«

Ich stand weiterhin da und starrte ihn an, versunken in diese aquamarinblauen Augen. Die Farbe glich der von sämtlichen exotischen Meeren, von denen ich noch nie eines in echt gesehen hatte. Ich war so fasziniert, dass ich nicht einmal eines benennen konnte. Warte, das Mittelmeer. Bitte sehr.

Daniel wies auf die Lücke zwischen zwei Birken. »Da geht’s lang. Deine Exit-Strategie liegt vor dir.«

Ich nickte stumm und zwang mich, auf die Lücke zuzugehen. Keiner würde mir meine Geschichte glauben. Mein Post im Internet würde mit tausend hasserfüllten Kommentaren darunter enden, die alle meine Seele zur Hölle wünschten, daneben gäbe es ein paar russische Frauen, die sich mit mir zu einem Date verabreden wollten.

Bevor ich zwischen die Bäume trat, warf ich noch einen Blick über meine Schulter. Daniel beobachtete mich mit einem wehmütigen Ausdruck in seinen hübschen Zügen.

Ich machte einen letzten Schritt und …

»Autsch!« Ich blieb stehen und rieb mir die Nase. Es fühlte sich an, als wäre ich gegen einen Baum gekracht, nur dass da vor mir nichts war.

Ich machte einen weiteren Schritt nach vorn, nur um gegen eine verborgene Wand zu stoßen. Ich drehte mich um und sah Daniel hilflos an.

»Gibt es hier eine Art unsichtbares Kraftfeld?«

Er runzelte die Stirn. »Du kommst nicht raus?«

Ich drückte meine Hände gegen die unsichtbare Barriere. Es fühlte sich an, als ob ich meine Handflächen auf kalten Stahl presste. »Anscheinend nicht.«

»Oh, oh«, sagte Daniel.

Ich wirbelte herum. »Oh, oh? Was soll das heißen?«

Er warf mir einen betretenen Blick zu. »Ich glaube, du kommst besser mit mir.«

Kapitel 2

Er flog mich ins Stadtzentrum. Spellbound war anders als alle Orte, die ich je gesehen hatte. Nahm man ein europäisches Dorf, wie es gerne auf Postkarten abgebildet wurde, und kombinierte es mit einem Magie-Freizeitpark, dann bekam man eine gute Vorstellung davon, wie es hier aussah.

»Wohin fliegen wir?«, wollte ich wissen. »Warum kann ich nicht weg?«

»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Daniel. »Versuch einfach, mit den Fragen zu warten, bis ich ein paar Antworten habe.«

Wir hielten vor einem Backsteingebäude. Auf dem Schild stand in schicker Schrift »Prüfungsamt«. Das einzige Mal, dass ich jemals in einem Prüfungsamt war, war für das College und fürs Jurastudium.

»Warum gehen wir hier rein?«, fragte ich.

»Geduld ist eine Tugend«, gab er zurück und öffnete die Tür.

Der dünne Mann hinter dem Schreibtisch warf uns einen neugierigen Blick zu, als wir eintraten.

»Guten Morgen, Daniel.« Der Mann, dessen Ohren noch spitzer waren als die von Captain Spock, wirkte überrascht. Ich widerstand dem Drang zu starren und konzentrierte mich stattdessen auf das Gemälde hinter ihm. Es zeigte fünf Werwölfe, die Zigarren rauchten und Poker spielten.

Werwölfe?

»Stan«, begrüßte Daniel ihn grummelnd. »Wir haben ein Problem.«

»Ich bin ein Problem?«, warf ich dazwischen.

»Du hast nicht zufällig eine Emma Hart auf deiner Liste, oder?«, erkundigte sich Daniel.

Stan schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht behaupten. Ist das die junge Dame, um die es geht?«

»Ja, das bin ich«, sagte ich, immer noch verwirrt. »Warum kann ich nicht über die Grenze und zurück zu meinem Auto?« Oder zu dem, was von meinem Auto übrig war, nachdem es wieder aus dem See gefischt wurde.

Stans dünne Augenbraue hob sich. »Ich verstehe.« Er musterte mich. »Sie sind ein Mensch, sagen Sie?«

»Ja, das sage ich.« Allerdings nicht sehr oft. Normalerweise musste ich meine Spezies nicht angeben.

Stan und Daniel tauschten bedeutungsvolle Blicke aus.

»Wie ist sie hierhergekommen?«, erkundigte sich Stan.

Daniel erzählte die Geschichte, wobei er galant den Teil ausließ, in dem ich mir die Nase zuhielt. »Und was machen wir jetzt?«, fragte er.

»Das ist ein ziemlich beispielloser Fall«, sagte Stan und schluckte schwer. »Ich denke, wir sollten Bürgermeisterin Knightsbridge aufsuchen.«

Daniel stöhnte auf. »Mit dieser Schreckschraube werde ich mich nicht auseinandersetzen. Sie wird neunzig Prozent des Gesprächs damit verbringen, mir die Schuld zu geben.«

Stan rümpfte die Nase. »Es war ihre Tochter, Daniel. Kannst du es der Frau verübeln?«

Daniel murmelte etwas Unverständliches. Für einen Engel war er ein bisschen arg gereizt.

»Wenn es Schwierigkeiten gibt, gehe ich auch selbst zur Bürgermeisterin«, warf ich ein. Von Autoritäten ließ ich mich nicht einschüchtern. Wie oft ich vor einem Richter gestanden hatte, den ich nicht respektierte und mit dem ich diskutieren musste, kann ich nicht mehr zählen.

»Oh nein«, protestierte Stan. »Das würde ich Ihnen nicht raten. Mit Felicity Knightsbridge ist nicht zu spaßen.«

»An guten Tagen würde ich sie schon als schwierig bezeichnen«, fügte Daniel hinzu.

»Ich will mich nicht mit ihr anlegen«, antwortete ich, was auch immer das heißen mochte. »Ich will nur mein Auto aus dem See holen und nach Hause. Ich muss meine Mandantin anrufen. Sie wird sich fragen, was mit mir passiert ist.«

»Deine Mandantin?«, erkundigte sich Stan.

»Ich bin Anwältin«, erwiderte ich. »Ich war auf dem Weg zu einer Mandantin, als ich mich verfahren habe und an dem See vorbeikam.« Ich warf Daniel einen missbilligenden Blick zu. »Den Rest kennst du ja.«

»Eine Anwältin, was?«, sagte Stan.

»Keine Anwaltswitze.« Ich winkte ab. »Vor allem keine, in denen Anwälte auf dem Grund eines Sees liegen.« Das traf in diesem Moment eine zu wunde Stelle.

»Nein, nein«, sagte Stan. »Ich wollte keinen Scherz machen. Ich wollte nur —«

Daniel unterbrach ihn. »Ich glaube nicht, dass Emma etwas über die dunklen Seiten von Spellbound erfahren muss.«

Stan zuckte mit den Schultern. »Vielleicht doch, falls sie hier leben wird.«

»Hier leben?«, platzte ich heraus. »Ich habe nicht die Absicht, überhaupt noch länger als eine Stunde hierzubleiben.«

»Dann komm«, sagte Daniel und ging zur Tür. »Lass uns zu Bürgermeisterin Knightsbridge gehen.«

Als wir das Kopfsteinpflaster hinuntergingen, bemerkte ich das Schild des Rathauses. »Ist das nicht der Ort, wo wir hinwollen?«

Daniel lachte. »Nein, die Bürgermeisterin zieht es vor, von ihrem Haus aus zu arbeiten. Man nennt es auch die Bürgermeistervilla.«

Und diese Bezeichnung war keine Übertreibung.

Das Steingebäude thronte auf der Spitze eines Hügels, und der Stil erwies sich eher als gotisch denn behördlich.

»Warum arbeitet sie von hier aus?«, wollte ich wissen.

»Weil sie es kann«, antwortete Daniel schlicht.

Wir stapften die massiven Steinstufen hinauf und wurden von zwei Wachen begrüßt, die mich an die Beefeaters vor dem Tower of London erinnerten. Ihre Hüte waren schwarz und mit grünen Federn geschmückt.

»Was hat es mit dem ganzen protzigen Spektakel auf sich?«, erkundigte ich mich.

»Du würdest es wohl Feenzauber nennen«, brummte er.

Feen. Wow. Ich brauchte wirklich einen Drink.

Das Foyer entpuppte sich sogar als noch prächtiger als der Außenbereich. Große Porträts und Gobelins bedeckten jeden verfügbaren Zentimeter an den Wänden. Es war, als würde man eine bewohnbare mittelalterliche Burg betreten.

Eine junge Frau flatterte auf uns zu. Und mit »flattern« meinte ich, dass sie nicht wirklich zu Fuß ging. Sie hatte kleine rosafarbene Flügel, die sie zeitweise vom Boden abhoben.

»Mr Starr«, sagte sie und gab mit ihren Grübchen in den Wangen an.

»Hallo, Lucy«, begrüßte er sie. »Ist die Bürgermeisterin zu sprechen? Es handelt sich um einen Notfall.«

Lucy musterte mich von oben bis unten, ihr Gesichtsausdruck gab jedoch nichts preis. »Sie ist sehr beschäftigt mit dem Mord … Alle sind enorm aufgeregt deswegen. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.«

»Der Mord?«, fragte ich, nachdem Lucy sich in das Büro der Bürgermeisterin zurückgezogen hatte.

»Kein Grund zur Sorge. In Spellbound ist die Verbrechensrate so hoch wie überall sonst auch.«

Lucy schwirrte eilig zurück. »Sie kann euch jetzt dazwischenschieben.«

»Das weiß ich sehr zu schätzen«, erwiderte Daniel und klappte seine Schwingen ein. Sie wirkten wie Flügeltüren auf seinem Rücken, nur viel hübscher.

Wir folgten Lucy einen langen Korridor entlang zu einem Raum im hinteren Teil der Villa. Das Büro der Bürgermeisterin war riesig. Drei von vier Wänden waren mit Büchern bestückt, und die vierte Wand bestand komplett aus Glas und bot einen Blick auf den Garten. Vor der Glaswand befand sich ein überdimensionaler Schreibtisch.

Bürgermeisterin Knightsbridge blickte auf, als wir eintraten, und schloss schnell die Akte, die sie gerade überprüfte. »Danke, Lucy«, sagte sie, und ihre Lippen bildeten eine dünne Linie. Sie schien nicht erfreut zu sein, Daniel zu sehen.

»Bürgermeisterin Knightsbridge, danke, dass Sie uns so kurzfristig empfangen.«

Die Bürgermeisterin blickte von Daniel zu mir. »Wir also? Wie interessant. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass Sie meiner Tochter den Hof gemacht haben.«

»Das ist Jahrzehnte her«, murmelte er.

Ich wackelte mit den Händen. »Es gibt kein ›uns‹, Frau Bürgermeisterin. Er meint nur …«

Die Bürgermeisterin schnippte mit den Fingern, und mein Mund klappte zu. Ich versuchte zu reden, konnte aber meine Lippen nicht auseinanderbekommen.

»Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen«, sagte Bürgermeisterin Knightsbridge hochmütig. Sie richtete ihren Blick wieder auf Daniel. »Wer ist das, und warum ist sie in Spellbound?«

Er erzählte die Geschichte noch einmal. »Sie glaubt, sie sei ein Mensch«, fügte er hinzu. »Aber das kann doch nicht sein, oder? Ich meine, dann wäre sie ja in der Lage fortzugehen.«

»In der Tat.« Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und stellte sich direkt vor mich. Sie war etwa fünf Zentimeter kleiner als ich und hatte blondes Haar, das zu einem französischen Dutt hochgesteckt war. Ihre blauen Flügel waren größer als die von Lucy, aber nicht so groß wie die von Daniel.

»Wie ist Ihr Name?« Sie schnippte wieder mit den Fingern, und meine Lippen waren frei.

»Emma Hart«, antwortete ich. »Ich bin Anwältin aus Lemon Grove, Pennsylvania.«

»Wer sind Ihre Eltern?«, fragte die Bürgermeisterin. Selbst aus der Nähe betrachtet war ihre Haut makellos. Nicht fair.

»Ich bin bei den Eltern meines Vaters aufgewachsen«, sagte ich. »Byron und Nancy Hart. Meine Mutter starb, als ich drei Jahre alt war, und mein Vater, als ich sieben war.«

»Und die Eltern Ihrer Mutter?«, hakte sie nach und starrte mich an.

»Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie kennengelernt. Sie waren schon tot, bevor ich geboren wurde.« Wenn ich Fremden solch persönliche Informationen preisgab, kam ich mir extrem verletzlich vor, ganz zu schweigen davon, wie unwohl ich mich fühlte. Bislang hatte ich mit niemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit festen Freunden. Nicht dass es in letzter Zeit irgendwen in dieser Richtung gegeben hätte.

»Wie hieß Ihre Mutter?«, fragte die Bürgermeisterin.

»Geri White.«

»Ist das die Kurzform für Gertrude?«

Meine Augen wurden groß. »Woher wissen Sie das?« Im Allgemeinen nahmen die Leute an, ihr voller Name sei Geraldine gewesen.

Bürgermeisterin Knightsbridge ignorierte meine Frage. »Bringen Sie sie zur Bestätigung zum Hexenzirkel.«

Daniel räusperte sich. »Zum Hexenzirkel? Wirklich?«

Die Bürgermeisterin nickte knapp. »Ich glaube schon.«

Ich öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus. Aber diesmal lag es nicht am magischen Schnipsen der Bürgermeisterin.

»Entschuldigen Sie, Bürgermeisterin Knightsbridge?«

»Ja, Mr Starr?«

»Gibt es in Ihrer Behörde niemanden, der sie begleiten könnte?«, fragte Daniel. »Ich habe jede Menge zu tun.«

»Ja, jede Menge zu tun mit Trübsal blasen, da bin ich mir sicher«, sagte die Bürgermeisterin. »Ich fürchte, es ist niemand verfügbar, denn mein Büro ist im Moment mit dem Mord an Gareth beschäftigt. Sie haben diesen Schlamassel verursacht, also sind Sie für Miss Hart verantwortlich, bis der Rat zusammenkommt, um die Angelegenheit zu besprechen.«

Aus dem Augenwinkel spähte ich zu Daniel. Er schien nicht glücklich darüber, zu meinem Betreuer ernannt worden zu sein. Nicht dass ich es ihm verübelt hätte. Ich war auch nicht glücklich darüber, dass man einen Betreuer für mich ernannt hatte.

»Wann wird der Rat zusammentreten?«, erkundigte sich Daniel.

Die Bürgermeisterin warf ihm einen scharfen Blick zu, woraufhin er auf dem Absatz kehrtmachte und mich aus dem Büro führte.

»Gehen wir wirklich zu einem Hexenzirkel?«, fragte ich und beeilte mich, zu ihm aufzuschließen, als er mit engelhafter Wut das Haus verließ.

»Nicht zu einem Hexenzirkel«, sagte er. »Zu dem Hexenzirkel.«

Okay, das erklärte es dann wohl.

Diesmal flogen wir.

Daniel trug mich in seinen Armen, so wie ich Superman unzählige Male dabei beobachtet hatte, wie er Lois Lane hielt, nur dass Daniel kein Trikot anhatte. Es waren die kleinen Dinge.

Diesmal zwang ich mich, die Augen offen zu halten, damit ich die Stadt unter unseren Füßen vorbeiziehen sehen konnte. Kein leichtes Unterfangen für jemanden mit meinen Angstzuständen. Und es war – in Ermangelung eines besseren Wortes – magisch. Ich sah die Kirchturmspitze auf einem Hügel in der Ferne und den Uhrenturm auf dem Marktplatz. In der Stadt wimmelte es von Menschen – oder von Wesen, die auffallend wie Menschen aussahen –, und die Gebäude schienen sich bis über den Horizont hinaus zu erstrecken.

Ich hatte immer noch das Bedürfnis, mich zu kneifen. Heute hatte ich einen Engel, zwei Feen und etwas, von dem ich ziemlich sicher war, dass es ein Elf war, getroffen. Und jetzt war ich im Begriff, einem Hexenzirkel beizuwohnen. Es war ein erstaunlich realistischer Klartraum, und ich war überzeugt, dass ich jeden Moment aufwachen würde. Nie wieder würde ich eine ganze Tüte Doritos vor dem Schlafengehen essen.

Schließlich landeten wir vor einem Apothekerladen.

»Der Hexenzirkel ist hier?«, erkundigte ich mich.

»Die Mitglieder, die wir treffen wollen, sind hier.«

Es war nicht das, was ich erwartet hatte … wobei ich nicht wirklich eine Ahnung hatte, wie ein echter Hexenzirkel auszusehen hatte.

Wir betraten den Laden, und Daniel begrüßte zwei junge Mädchen hinter dem Tresen. Sie klimperten beide so intensiv mit den Wimpern, als hätten sie noch nie einen Vertreter des anderen Geschlechts gesehen.

»Das sind Hexen?«, flüsterte ich.

»Ja, zwei der jüngeren. Sie wurden hier geboren.« Etwas in seinem Tonfall deutete darauf hin, dass hier geboren zu werden etwas anderes war, als hierherzuziehen.

»Ich muss mit Ginger sprechen«, verkündete Daniel.

»Hier entlang, Mr Starr«, sagte das kleinere der beiden Mädchen. Sie führte uns hinter den Tresen und schob ein Paar schwerer Samtvorhänge beiseite.

»Jemand wird Sie auf der anderen Seite erwarten«, erklärte sie und kicherte, während sie zum Tresen zurückhuschte.

Daniel zog an einem dicken Seil, das neben der großen Holztür hing. Die Tür öffnete sich, und ich folgte Daniel nach drinnen. Im Foyer war niemand, der uns begrüßte.

»Wohin gehen wir?«, wollte ich wissen.

Eine Stimme unterbrach uns, bevor Daniel mir antworten konnte.

»Soso. Was könnte wohl wichtig genug sein, um Mr Starr in die Höhle des Löwen zu locken?« Eine Frau trat aus dem Schatten. Ihr rotes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, und ein paar Sommersprossen zierten ihren Nasenrücken. Statt des langen schwarzen Umhangs, den ich erwartet hatte, trug sie eine Yogahose und ein bauchfreies Top mit »Girl Power« in Glitzerschrift darauf.

»Guten Morgen, Ginger«, stieß Daniel barsch hervor.

Sie starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Sie erkenne ich nicht. Wo hast du sie aufgegabelt?«

»Bürgermeisterin Knightsbridge glaubt, sie sei eine von euch. Sie hat mich gebeten, sie zu euch zu bringen.«

Ich musste mir ein Lachen verkneifen. »Eine von denen? Ist das dein Ernst? Ich bin keine Hexe.«

Ginger fixierte mich mit erwachtem Interesse. »Eine neue Hexe in Spellbound? Wie das?«

Daniel zog eine Grimasse. »Sie hat versehentlich die Grenze überquert und ist nicht mehr rausgekommen.«

Gingers Lächeln wurde breiter. »Faszinierend.« Sie umkreiste mich und nahm jedes Detail meines Aussehens in sich auf.

»Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt«, bemerkte ich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich inzwischen wüsste, wenn ich eine Hexe wäre.«

»Nicht zwangsläufig«, erwiderte Ginger. »Wie heißt du, Süße?«

»Emma Hart.«

Sie hakte mich unter. »Emma Hart, du wirst hier jede Menge Spaß haben.«

Hilfesuchend blickte ich zu Daniel, doch er zuckte nur mit den Schultern.

»Gibt es eine Art Test, den ich ablegen muss?«, fragte ich. »Ich meine, was passiert, wenn ich keine Hexe bin? Was könnte ich sonst noch sein?«

Ginger zählte die Möglichkeiten an ihren Fingern ab. »Sukkubus, Fee, Elfin, Sirene, Zwergin, Walküre, Banshee.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Oh, und noch ein paar mehr, aber das spielt keine Rolle. Ich würde einen Kessel Molchaugen verwetten, dass du eine von uns bist.«

»Wie kommst du darauf?«, wollte ich wissen.

»Weil Daniel dich gefunden hat«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Er hat sich schon immer zu Hexen hingezogen gefühlt. Stimmt’s, Heiligenschein?«

»Lass meine Lebensgeschichte aus dem Spiel, Ginger«, mahnte er.

Ginger legte mir besitzergreifend einen Arm um die Schultern. »Ab hier übernehmen wir jetzt, Süßer. Danke, dass du sie vorbeigebracht hast.«

»Aber mein Auto liegt immer noch auf dem Grund des Sees«, warf ich ein. »Und mein Telefon und meine Handtasche … Ich muss meine Mandantin anrufen.«

Ginger schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Vielleicht können wir dein Auto bergen, aber ich fürchte, das Telefonat ist nicht möglich.«

Verdammt.

»Wir müssen überlegen, wie wir mit ihr umgehen«, fuhr Ginger fort. »Ihre Ankunft ist beispiellos.«

»Der Rat wird entscheiden«, sagte Daniel. »Die Bürgermeisterin hat bereits eine Dringlichkeitssitzung einberufen.«

»Gut zu wissen«, erwiderte Ginger.

»Alles wird gut, Emma«, sagte Daniel, mit einem Hauch von Unsicherheit in der Stimme.

»Danke für deine Hilfe«, erwiderte ich.

»Es tut mir leid. Ich hatte keine Ahnung, dass das passieren würde.«

»Schon gut«, erklärte ich ihm. »Du hast gesagt, dass die Grenze in der Mitte des Sees liegt, und ich hatte sie ja längst überschritten. Du hast mich lediglich davor bewahrt, von Sigmund zerquetscht zu werden.«

»Sigmund?«, hakte er nach.

»Mein Auto. Das ist sein Name.«

»Sie hat ihrem Auto einen Namen gegeben«, sagte Ginger mit einem Lachen. »Oh, sie ist definitiv eine von uns. Komm mit, Liebes. Ich werde dir ein paar der anderen Mädchen vorstellen.«

Ginger brachte mich zu einem Raum im Obergeschoss, wo ein Dutzend Frauen gerade eine Trainingsstunde absolvierte. Wenn sie dachten, ich könnte mein Bein so hoch heben wie sie, dann irrten sie sich gewaltig. Ich konnte unmöglich eine von ihnen sein.

»Leute, wir haben einen besonderen Gast. Das ist Emma Hart«, verkündete Ginger.

Die Musik verstummte abrupt, und der ganze Raum drehte sich um und starrte mich an. Es war wieder wie damals in der Junior Highschool.

»Hallo«, sagte ich schwach.

»Ihre Socken passen nicht zusammen«, hörte ich jemanden flüstern.

Jepp. Ganz genau wie damals in der Junior Highschool.

Eine große, rothaarige Frau schritt aus der Mitte des Raumes auf mich zu. Sie sah aus wie Ginger, nur ein wenig älter, aber mit dem gleichen Wahnsinnskörper. Sie hob ihr Shirt, um sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn zu wischen, und ich erhaschte einen Blick auf ihre perfekten Bauchmuskeln. So viel zu Warzen und grüner Haut.

»Wie ist das möglich?«, fragte die Frau.

»Lange Geschichte«, antwortete Ginger.

»Wie hat sie uns gefunden?«

»Daniel hat mich mitgebracht«, ließ ich sie wissen.

Die Augen der Frau verengten sich, und sie sah mich an. »Daniel Starr?«

Ginger legte der Frau eine Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig, Meg. Er ist nicht hiergeblieben.«

»Er kann froh sein, dass ich meinen Zauberstab nicht dabeihabe«, brummte Meg.

»Und was macht der Hexenzirkel sonst noch, außer zu trainieren?«, fragte ich in der Hoffnung, Meg von Daniels Existenz abzulenken. Sie schien genauso wenig von ihm angetan zu sein wie Bürgermeisterin Knightsbridge.

»Wir sollten abwarten, bis wir sicher sind, dass du eine von uns bist, ehe wir unsere Geheimnisse preisgeben«, sagte Meg und beäugte mich aufmerksam.