Spellbound - Tod eines traurigen Trolls - Annabel Chase - E-Book

Spellbound - Tod eines traurigen Trolls E-Book

Annabel Chase

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Beschreibung

Der schlimmste Tag in Emma Harts Leben rückt näher! Der gefallene Engel Daniel Starr wird die verwöhnte Fee Elsa Knightsbridge heiraten. Zum Glück kann sich Emma immer auf ihre Freundinnen aus dem Hexen-Nachhilfeunterricht und ihren Vampir-Geist-Mitbewohner verlassen. Und auch an mörderischen Ablenkungen mangelt es in Spellbound nie! Als ein toter Troll in der Nähe einer Brücke gefunden wird und ein Werwolf wegen unsittlicher Entblößung auffällt, stürzt sich Emma in die Ermittlungen. Doch ist das genug, um sie vor einem Zusammenbruch zu bewahren? Oder wird ihr eine dieser Situationen zum Verhängnis?

Die Serie: Willkommen in Spellbound - einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen ... Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht - und nicht jede Elfe ist harmlos!

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Über die Serie

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über diese Folge

Der schlimmste Tag in Emma Harts Leben rückt näher! Der gefallene Engel Daniel Starr wird die verwöhnte Fee Elsa Knightsbridge heiraten. Zum Glück kann sich Emma immer auf ihre Freundinnen aus dem Hexen-Nachhilfeunterricht und ihren Vampir-Geist-Mitbewohner verlassen. Und auch an mörderischen Ablenkungen mangelt es in Spellbound nie! Als ein toter Troll in der Nähe einer Brücke gefunden wird und ein Werwolf wegen unsittlicher Entblößung auffällt, stürzt sich Emma in die Ermittlungen. Doch ist das genug, um sie vor einem Zusammenbruch zu bewahren? Oder wird ihr eine dieser Situationen zum Verhängnis?

Band 6 der zauberhaften Cosy-Crime-Serie!

Über die Serie

Willkommen in Spellbound – einer Kleinstadt wie jeder anderen. Es gibt Tratsch, heimliche Affären und Verbrechen. Der einzige Unterschied? Hier leben keine Menschen …

Emma Hart landet durch eine Reihe misslicher Umstände in dieser zauberhaften Stadt voller übernatürlicher Wesen. Doch es gibt ein Problem: Wegen eines Fluches können die magischen Bewohner die Stadt nicht mehr verlassen. Nicht der beste Zeitpunkt für Emma, um zu erfahren, dass sie eine Hexe ist! Die Anwältin macht das Beste aus der Situation und übernimmt den Job des Pflichtverteidigers, der kürzlich ermordet wurde. Denn auch in Spellbound gibt es Ganoven und Mörder. Doch Achtung: Nicht jeder Vampir oder Werwolf ist so böse, wie er aussieht – und nicht jede Elfe ist harmlos!

Tod eines traurigen Trolls

Aus dem Englischen von Ulrike Gerstner

Kapitel 1

»Bei unserer heutigen Übung geht es um Vertrauen«, verkündete Lady Weatherby.

»Ugh«, murmelte Millie. »Ich hasse Vertrauensübungen.«

»Das liegt daran, dass du niemandem vertraust«, flüsterte Laurel.

»Hexen? Gibt es etwas, das ihr der Klasse mitteilen wollt?«, erkundigte sich Lady Weatherby nachdrücklich.

Laurel schüttelte den Kopf, aber Millie beschloss, dass Ehrlichkeit die beste Strategie sei.

»Wir sind die ganze Zeit zusammen«, beschwerte sich Millie. »Offensichtlich vertrauen wir uns gegenseitig. Es gibt also keinen wirklichen Grund für diese Übung.«

»Nur weil man viel Zeit mit jemandem verbringt, heißt das nicht, dass man ihm automatisch vertraut«, entgegnete Lady Weatherby. »Wenn du zum Beispiel jeden Tag neben Jemima im Mix-n-Match arbeiten würdest, würdest du ihr dann vertrauen?«

»Ganz sicher nicht«, raunte Begonia.

»Wenn schon, dann ist es eine Stärkung«, sagte Lady Weatherby. »Der Hexenzirkel hat eine jährliche Klausur, die einen kompletten Abend mit Vertrauensübungen beinhaltet.«

Millie ließ ein missbilligendes Schnauben hören. »Ich glaube, ich melde mich an diesem Tag krank.«

»Millie, ich denke, du wirst feststellen, dass Hexen wie du diese Übungen am meisten brauchen.« Professor Holmes erschien im hinteren Teil des Klassenzimmers.

»Guten Morgen, Professor Holmes«, begrüßte Lady Weatherby ihn, und der Rest der Klasse tat es ihr nach.

»Ich dachte, ich nehme an der heutigen Stunde teil«, erklärte der freundliche Zauberer.

»Gibt es einen bestimmten Grund, Professor?«, fragte Laurel.

Er rieb sich den Hinterkopf. »Hauptsächlich, weil die Putzfeen in meinem Büro sind und ein Klempner die Küche in meinem Haus auseinandernimmt.«

»Sie suchen also Zuflucht, ist es das?«, fragte Lady Weatherby, leicht amüsiert.

»Es gibt mehrere Cafés, die Ihnen zur Verfügung stehen«, sagte ich.

Lady Weatherby brachte mich mit einem strengen Blick zum Schweigen. »Wenn Professor Holmes sich zu uns gesellen möchte, dann sind wir mehr als glücklich, ihn dabeizuhaben.«

Professor Holmes nickte leicht, bevor er sich zu ihr nach vorne ins Klassenzimmer begab.

»Ein idealer Partner für diese Übung«, sagte Lady Weatherby.

»In der Tat.« Professor Holmes holte seinen Zauberstab hervor. »Soll ich es demonstrieren?«

Lady Weatherby schlug ihren Umhang zurück und trat vor das Pult, sodass wir sie alle sehen konnten. »Professor Holmes wird einen Vertrauenszauber sprechen, der mich in die Luft hebt. Wenn ich ihm nicht vertraue, wird der Zauber nicht funktionieren.«

Wow! Lady Weatherby legte ihre Würde in die Hände von Professor Holmes. Ich war mir sicher, dass sie diejenige sein wollte, die den Zauberspruch ausführte. Wenn das mal kein Exempel statuieren sollte.

»Denkt daran, dass es sich um eine Bindungsübung handelt«, sagte Professor Holmes. »Beide Teilnehmer müssen voll dabei sein, damit der Zauber erfolgreich ist.«

»In der Tat«, stimmte Lady Weatherby zu. »Während ein Großteil unserer Magie einseitig ist, ist es diese spezielle Übung nicht.«

Professor Holmes richtete seinen Zauberstab auf sie und sagte: »Unser Band hebt dich empor / Mein Zauberstab hebt dich empor / Dein Vertrauen hebt dich empor.«

Interessiert beobachtete ich, wie Lady Weatherbys Füße den Boden verließen und ihr Körper sich in die Luft erhob. Sie schwebte etwa einen Zentimeter über den Tischen, als ein Windstoß die Klassenzimmertür aufriss und alle aufschreckte.

Professor Holmes ruckte mit dem Kopf in Richtung des Geräusches, seine Aufmerksamkeit ließ nach. Daraufhin krachte Lady Weatherby zu Boden, wobei sich ihr Umhang auf dem Weg nach unten bauschte. Es gelang ihr, sich mit einem einzigen Wort zu stoppen. Ich hörte nicht einmal, was das Wort war, nur das Schnalzen ihrer scharfen Zunge, und dann glitten ihre Füße sanft zu Boden. Wie die Furcht einflößende Version von Mary Poppins. Das Einzige, was fehlte, war ein Regenschirm.

»Entschuldigen Sie, Lady Weatherby«, sagte Professor Holmes leicht zerknirscht.

Lady Weatherby richtete ihren Geweih-Kopfschmuck und blieb dabei wie immer ruhig und gelassen. »Wir brauchen uns nicht zu entschuldigen, obwohl sich jemand um das Problem mit der Tür kümmern muss. Sie scheint kaputt zu sein.«

In diesem Moment rauschte Sedgwick durch die offene Tür und setzte sich auf ein Regal im hinteren Teil des Raums. Ich schlug mir an die Stirn.

Wen nennt sie kaputt?, fragte die Eule.

Sedgwick, was tust du da? Du hast einen Zauberspruch unterbrochen.

Du hast mich heute Morgen zurückgelassen. Was sollte das denn?

Du hast geschlafen und sahst so friedlich aus. Ich wollte dich nicht wecken.

Ich sehe immer friedlich aus. Ich bin ein bezaubernder Kauz. Nächstes Mal weckst du mich.

»Miss Hart«, unterbrach Lady Weatherbys Stimme unser Gespräch. »Ich glaube, das ist Ihr Vertrauter.«

»Ja, Lady Weatherby.«

»Bitte informieren Sie Wedgewood …«

»Sedgwick.«

Sie kennt nicht einmal meinen Namen? Sedgwick klang empört über diese Beleidigung.

»Bitte sagen Sie Sedgwick, dass der Unterricht pünktlich beginnt und dass er, falls er nicht mit Ihnen kommen kann, draußen warten soll, bis der Unterricht beendet ist.«

Hast du das gehört?, fragte ich.

Ich bin stumm, nicht taub.

Stumm? Junge, ich wünschte, das wäre wahr.

Und so sein wie alle anderen Eulen? Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst. Ich bin etwas Besonderes.

Ich verdrehte die Augen. Wenn du das sagst.

Lady Weatherby strich die Vorderseite ihres dunklen Umhangs glatt. »Lasst es uns noch einmal versuchen, ja?«

Professor Holmes nickte, und die Verlegenheit, die er vielleicht empfunden hatte, war schnell verflogen. Er richtete seinen Zauberstab und sagte: »Unser Band hebt dich empor / Mein Zauberstab hebt dich empor / Dein Vertrauen hebt dich empor.«

Lady Weatherbys Körper entspannte sich, als sie in der Luft schwebte. »Gut gemacht, Professor Holmes.«

Mit einem kurzen Wink seines Zauberstabs brachte er sie zurück auf den Boden.

»Wer möchte nun die erste Freiwillige sein?« Lady Weatherby wandte sich an die Klasse.

Sophie hob ihre Hand. »Ich glaube, ich war letztes Jahr gut in diesen Übungen.« Das war keine Überraschung. Sophie war süß und einer der vertrauensvollsten Menschen, die ich kannte.

»Das warst du auf jeden Fall«, stimmte Professor Holmes zu.

»Fast alle von uns waren es«, warf Begonia ein. »Es war Millie, die versagt hat …« Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund, um zu verhindern, dass sie noch mehr sagte.

Neben ihr erstarrte Millie. »Ich vertraue allen, herzlichen Dank. Die Übungen waren nicht für meine Art von Magie gedacht.«

»Welche Art von Magie wäre das genau?«, hakte Lady Weatherby nach. »Hexenmagie? Denn ich kann dir versichern, dass wir hier alle Hexen sind. Alle haben dieselbe Art von Magie.«

Ich sank in meinem Sitz zusammen, Schuldgefühle überrollten mich. Sie kannten die Wahrheit nicht: Ich war keine Hexe. Meine Art von Magie war anders. Ich hasste es, Geheimnisse vor meinen Freunden zu haben. Es passte nicht zu der Person, die ich sein wollte.

»Das wäre jetzt deine Chance, weiterzukommen«, warf Professor Holmes ein. »Wenn du die Vertrauensübungen meisterst, bist du auf dem besten Weg, die nächste Phase deiner Ausbildung zu absolvieren.«

Millie reckte fest entschlossen ihr Kinn nach vorne. »Gut. Ich melde mich freiwillig.« Sie sprang von ihrem Sitz auf und schritt nach vorne in den Raum.

Lady Weatherbys eine Augenbraue hob sich ein wenig. »Ausgezeichnet. Und jetzt brauchst du eine Partnerin. Miss Hart, das werden Sie sein.«

»Ist das Ihr Ernst?«, platzte Millie heraus, überlegte es sich aber schnell anders.

»Bin ich jemals etwas anderes als ernst?«, fragte Lady Weatherby.

Ich ging nach vorne und stellte mich neben Millie. »Was machen wir jetzt?«

»Millie wird zuerst ihren Zauberstab benutzen«, sagte Lady Weatherby. »Sie wird also einen Zauber sprechen, der Sie so lange in der Luft hält, wie Sie glauben, dass sie es kann.«

»Und wenn ich nicht glaube, falle ich auf den Boden?«, erkundigte ich mich.

»Wie ein Stein«, kommentierte Professor Holmes.

Ich stöhnte auf. Ich war nicht in der Stimmung für Rückenschmerzen.

»Das klingt, als würde Tinkerbell wieder zum Leben erwachen«, sagte ich. »Jeder im Publikum musste daran glauben, damit es passieren konnte.« Ich spürte die Blicke aller auf mir. Sie hatten keine Ahnung, wovon ich sprach. »Peter Pan im Theater. Das ist ein Klassiker.«

»Interessant«, sagte Lady Weatherby in einem Ton, der vermuten ließ, dass es nicht im Entferntesten interessant war. »Sie können beginnen.«

Ich stand wie angewurzelt da und konzentrierte mich auf Millie. Ich glaubte an sie. Dieser Teil war einfach. Konnte ich ihr vertrauen, dass sie mich nicht absichtlich auf den Boden fallen ließ? Nicht so sehr.

»Emma mag keine Höhen«, sagte Millie. »Was, wenn das meinen Zauber durcheinanderbringt?«

»Ich kann damit umgehen, wenn ich zehn Zentimeter über dem Boden bin«, erwiderte ich. Schick mich nur nicht viel höher. Ich mache keine Versprechungen bezüglich meines Würgereflexes.

»Der entscheidende Teil dieses Zaubers ist, dass Emma dir vertraut«, erinnerte Professor Holmes sie. »Das hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun.«

Millies Schultern entspannten sich und sie richtete ihren Zauberstab aus. »Bist du bereit?«

Ich nickte.

Das wird episch, rief Sedgwick.

Es wird schon gut gehen, sagte ich. Ich vertraue ihr.

Bist du sicher?, fragte er. Was ist mit dem Mal, als sie deine Brüste mit dieser Voodoo-Puppe riesenhaft hat anschwellen lassen?

Das haben wir aus der Welt geschafft.

Was ist mit all den Malen, die sie dir das Gefühl gegeben hat, du seist Minotaurusmist, weil du nicht auf einem Besen reiten konntest?

Hör auf, mich zu untergraben! Ich konzentrierte mich auf Millie und verdrängte Sedgwicks Stimme aus meinen Gedanken.

Millie zeigte mit ihrem Zauberstab auf mich und sprach die gleichen Worte wie Professor Holmes.

Ich glaube. Ich glaube, sagte ich mir. Millie ist Tinkerbell und ich bin das Publikum.

Ich spürte, wie meine Füße vom Boden abhoben und ich in der Luft schwebte. Ich wackelte leicht, blieb aber relativ ausgeglichen, während ich mich in die Höhe erhob.

»Sie hat es geschafft«, sagte Laurel und versuchte, ihren Unglauben zu verbergen.

Ich schaute nach unten und sah Millie, die stolz lächelte.

Manchmal war es doch gut, an etwas zu glauben.

Kapitel 2

Wir versammelten uns im geheimen Unterschlupf und untersuchten den Zauberspruch in dem Grimoire, das Laurel aus der Bibliothek des Hexenzirkels stibitzt hatte. Als Förderklasse-Hexen durften wir die hochgelobte Bibliothek des Hexenzirkels eigentlich nicht betreten, aber Laurel war so klein und unscheinbar, dass sie sich unbemerkt hinein- und herausschleichen konnte. Wer brauchte schon einen Unsichtbarkeitszauber, wenn man eine dreizehnjährige Hexe war, die unter dem Radar flog?

»Das sieht schwer aus«, beschwerte sich Sophie. »Das ist, als würde man versuchen, eine chemische Gleichung zu verstehen.«

»Deshalb werde ich ihn ausführen«, sagte Millie und straffte die Schultern. »Ich werde Lady Weatherby und Professor Holmes zeigen, dass ich mehr als fähig bin, fortgeschrittene Zaubersprüche auszuführen.«

»Deine erste Vertrauensübung ist gut gelaufen«, bemerkte Begonia. »Das ist einer der Abschnitte, der dich letztes Jahr zum Stolpern gebracht hat, aber gestern war ein guter Anfang.«

»Das habe ich Emma zu verdanken«, sagte Millie und überraschte damit alle, auch mich.

»Ich vertraue dir, Millie«, gab ich zurück, trotz Sedgwicks Versuchen, dieses Vertrauen zu untergraben. »So einfach ist das.«

»Natürlich tust du das. Ich bin schließlich sehr fähig.« Millie streckte die Nase hoch. »Ich kann nicht versprechen, dass das Ergebnis dasselbe gewesen wäre, wenn du den Zauberstab gehalten hättest.«

Hitze prickelte in meinem Nacken.

»Der Hexenzirkel zweifelt nicht an deinen Fähigkeiten, Millie«, sagte Laurel. »Es ist nur so, dass du nicht in jedem Bereich der Hexerei überragend bist.«

»Das ist niemand«, explodierte Millie. »Und die Bereiche, in denen ich durchgefallen bin, sind nicht einmal wichtig. Es ist ein veraltetes System und muss überarbeitet werden.« Sie zeigte mit dem Finger auf mich. »Wie deine Strafen für Kriminelle. Du hältst sie für ungerecht und willst sie ändern.«

Sie meinte die Richtlinien für die Verurteilung von Straftätern in Spellbound. »Ich stimme dir zu, Millie. Aber es ist schwer, Menschen zu Veränderungen zu bewegen, wenn sie seit Langem etwas stets auf die gleiche Weise tun. Sie wollen nicht das Gefühl haben, dass sie im Unrecht sind, also bleiben sie hartnäckig.« Ich hatte das in der Welt der Menschen immer wieder gesehen. Menschen, die bereit waren, Situationen zu verschlimmern, nur um nicht zugeben zu müssen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Offenbar war das nicht nur ein rein menschlicher Charakterzug.

»Ich habe Angst, dass das nach hinten losgeht«, sagte Sophie. »Felix war ein Zauberer, keine Förderhexe.« Felix war ein aufstrebender Zauberer gewesen, der mich unsichtbar und dann wieder sichtbar gemacht hatte – natürlich erst, als er beschlossen hatte, dass es an der Zeit war, mich zu töten. Das ist ein Teil jener Freuden, neue Freunde in einer neuen Stadt zu finden.

»Felix war ein Zauberer, aber kein besonders begabter«, erinnerte uns Millie. »Wenn er diesen Zauberspruch beherrscht hat, dann kann ich das auch.«

Ich konnte nicht anders, ich musste Millies Selbstvertrauen bewundern. Obwohl es oft an Arroganz grenzte, war es eine wertvolle Eigenschaft. So viele junge Frauen neigten dazu, sich selbst infrage zu stellen und von anderen Anerkennung zu erwarten. So nervig Millie auch manchmal sein konnte, war mir ihre Zuversicht lieber als ihr Zaudern.

Millie sah sich den Zauberspruch auf der Seite noch einmal an. »Da steckt mehr dahinter, als ich erwartet hätte.«

»Das zeigt dir nur, dass Felix seinen Angriff auf mich im Voraus geplant hatte«, sagte ich. »Wusst ich’s doch, dass der Zauber vorsätzlich war.«

»Ich konnte die meisten Dinge auf der Liste besorgen«, warf Begonia ein. »Ich musste sie allerdings aus verschiedenen Quellen beziehen. Ich wollte nicht, dass jemand im Mix-n-Match Fragen stellt. Jemima hat mich schon seltsam beäugt.«

»Hat sie gefragt, warum du einen Molchschwanz kaufst?«, erkundigte sich Laurel.

Begonia schüttelte den Kopf. »Nein, aber sie hat eine Bemerkung gemacht, als ich das Glas mit den Bienenpollen abgeholt habe. Ich sagte ihr, es sei für Claude. Er leidet unter jahreszeitlich bedingten Allergien, also habe ich gesagt, es sei für ihn.«

»Ihr habt also immer noch was am Laufen, hm?«, fragte Millie.

Begonia errötete. »Er ist ein Schatz. Wir kommen gut miteinander aus. Wie alte Freunde.«

»Ich wünschte, ich würde jemanden kennenlernen«, brummte Millie. »Vielleicht sollte ich einen Zauber sprechen, der jeden glauben lässt, dass ich neu in der Stadt bin. Dann könnte ich mir die beste Sahneschnitte aussuchen, so wie Emma.«

»Du scheinst zu vergessen, dass Emma nicht den ganzen Kuchen haben will«, sagte Sophie. »Sie hat nur Augen für Daniel.«

Die Erwähnung seines Namens war wie ein Dolchstoß in mein Herz. Die Stadt sprach über nichts anderes als über die bevorstehende Hochzeit von Daniel und Elsa. Die Zeremonie sollte in drei Wochen am Swan Lake stattfinden und der anschließende Empfang im Spellbound Country Club. Da blieb nicht mehr viel Zeit, um diesen Zauber hier zu perfektionieren und die Hochzeit zu verhindern.

»Nun, ich tue das nicht für Daniel«, sagte Millie.

Begonia rollte mit den Augen. »Ja, das wissen wir, Millie. Du tust das für dich selbst. Die Götter mögen dich davor bewahren, etwas nur für jemand anderen zu tun.«

Millie starrte ihre Freundin an. »Ich bin hier, nicht wahr? Das ist nicht gerade eine risikoarme Operation. Wenn es nach hinten losgeht, können wir ernsthafte Probleme bekommen.«

»Selbst wenn es gelingt, könnten wir in ernsthafte Schwierigkeiten geraten«, sagte Laurel.

Wir sahen uns alle an, und die Erkenntnis sickerte ein. Wir begaben uns auf einen Weg, der bestückt war mit jeder Menge potenzieller Landminen. Andererseits war das immer noch besser, als Daniel dabei zuzusehen, wie er jemanden heiratete, den er nicht wirklich liebte. Wir brachen zwar Regeln, aber Elsas Verhalten war viel schlimmer und sie musste gestoppt werden.

»Was glaubst du, wird mit Elsa passieren?«, fragte Sophie. »Denkst du, Bürgermeisterin Knightsbridge wird versuchen, sie zu beschützen?«

Es war schwer zu sagen. Die Bürgermeisterin nahm ihre Rolle als Oberhaupt von Spellbound sehr ernst, aber sie war auch eine hingebungsvolle Mutter. Wenn sie Elsa nicht so sehr den Hintern nachgetragen hätte, wäre aus der jungen Fee vielleicht nicht so eine verwöhnte Göre geworden.

»Ich hoffe nur, dass die Bürgermeisterin ihren Zorn nicht an uns auslässt, wenn wir Elsas Schuld beweisen«, sagte Laurel.

»Die Bürgermeisterin ist fair«, wandte Millie ein. »Ich vertraue darauf, dass sie das Richtige tun wird.«

»Fürs Protokoll: Ich bin zu jung, um ins Gefängnis zu gehen«, warf Laurel ein.

»Niemand wird ins Gefängnis gehen«, sagte ich. »Das Schlimmste, was passieren kann, ist …«

Alle schwiegen einen Moment lang.

»Emma könnte für immer unsichtbar bleiben und verschwinden«, sagte Begonia leise. »Wenn wir es vermasseln, ist das das Schlimmste, was passieren kann.«

So weit hatte ich nicht wirklich gedacht. Ich hatte mich vielmehr auf den möglichen Ausschluss von der Arabella St. Simon Academy konzentriert. Ich hatte nicht die wahren Gefahren bedacht. Aber das spielte keine Rolle. Daniels Freiheit war es mir wert. Selbst wenn wir den Bann brechen und er mich trotzdem zurückweisen würde, wäre es das wert. So sehr liebte ich ihn.

»Wo ist der Echsenspeichel?«, fragte Millie und untersuchte die verschiedenen Flaschen und Gläser auf dem Couchtisch. »Ich gehe gerade noch mal die Checkliste durch, und der scheint zu fehlen.«

Laurel begann, die Liste der Zutaten zu rezitieren. »Der Schwanz eines Molches. Das Auge einer Fliege. Und die Unze Echsenspeichel ist genau hier.« Sie holte ein Fläschchen hervor, das hinter einen dicken Krug gerollt war.

»Igitt«, sagte Begonia und rümpfte die Nase. »Ich bin froh, dass wir keine fortgeschrittenen Zaubersprüche machen. Einige dieser Zutaten sind eklig.«

»Einige?«, konterte Sophie. »Ich würde eher fragen, welche sind es nicht?«

»Was soll dein Spezialgebiet sein, wenn du älter bist?«, fragte Laurel an Begonia gerichtet.

Begonia blickte nachdenklich drein. »Ich weiß es nicht. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass sich zeigt, was ich gut kann.« Sie hielt inne. »Und ich warte immer noch.«

Ich drückte kurz ihren Arm. »Begonia, du bist in so vielen Dingen gut. Deshalb ist es so schwer, sich zu entscheiden. Nicht, weil du in irgendetwas nicht gut bist.«

»Worin denn zum Beispiel?«, verlangte Millie zu wissen. »Sei genauer.« Manchmal wollte ich ihr wirklich eine Ohrfeige verpassen, selbst wenn sie hilfreich sein wollte.

»Begonia ist sehr sympathisch«, führte ich aus. »Sie wäre eine großartige Verbindungsperson zu den anderen Paranormalen in der Stadt. Bei ihr fühlt sich jeder wohl.«

Begonia lächelte. »Danke, Emma. Das bedeutet mir sehr viel, wenn du das sagst.«

»Das ist etwas, das uns in der Schule fehlt«, sagte Sophie.

»Du meinst ein sympathisches Oberhaupt des Hexenzirkels?«, fragte Millie. »Dem stimme ich zu.«

Millie hatte recht damit, dass Lady Weatherby nicht die warmherzige Anführerin war, die manche Leute bevorzugen würden. Sie war jedoch fair und klug, und wenn es darauf ankam, unterstützte sie ihren Hexenzirkel. Es stimmte zwar, dass sie ein wenig steif war, aber das lag wahrscheinlich daran, dass sie von Agnes, ihrer Mutter und der früheren freigeistigen Anführerin des Hexenzirkels, erzogen worden war.

»Ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn wir uns Zeit nehmen würden, um uns auf unsere individuellen Stärken zu konzentrieren«, sagte ich. »Manchmal findet man auf diese Weise seinen Platz im Leben. Man weiß nicht immer, wie andere Menschen einen wahrnehmen, bis sie es einem sagen.« Das war wirklich eine Überlegung wert.

»Okay, Mädels«, sagte Millie. »Ich glaube, ich bin bereit.«

Mein Magen krampfte sich zusammen. Der Moment der Wahrheit.

»Wir machen dir Platz zum Arbeiten«, sagte Sophie.

»Insbesondere du musst Abstand halten, Sophie«, erwiderte Millie. »Ich will nicht, dass du gegen den Couchtisch stößt und alle Zutaten umwirfst. Wir wollen doch nicht das ganze Geheimversteck unsichtbar machen.«

»Ich weiß nicht«, meinte Laurel. »Das klingt eigentlich nach einer guten Idee. Es ist ja schließlich ein Geheimnis.«

Wir lachten. Es erwies sich mittlerweile als das nicht-mehr-ganz-so-geheime Versteck. Mit je mehr Hexen ich sprach, desto mehr schienen von seiner Existenz zu wissen. Aber das war nicht schlimm. Solange sie nicht auftauchten und uns belauschten, war es in Ordnung. Wir konnten unseren eigenen Platz behalten, ohne uns Sorgen machen zu müssen, dass ältere Mitglieder des Hexenzirkels uns überwachten.

Wir stellten uns hinter das Sofa und sahen Millie aus sicherer Entfernung bei der Arbeit zu.

»Solltest du nicht näher bei ihr sein?«, fragte Begonia und stupste mich an.

»Noch nicht«, antwortete Millie für mich. »Lass mich erst den Zauberspruch vorbereiten, dann rufe ich Emma her.«

Für mich klang das gut. Die Tür war direkt hinter mir, falls ich in letzter Minute abhauen wollte. Ich wusste aber, dass ich jetzt keinen Rückzieher machen konnte. Es stand zu viel auf dem Spiel. So sehr ich mich auch davor fürchtete, wieder unsichtbar zu sein, so sehr vertraute ich darauf, dass meine Freundinnen mir helfen würden, wenn es schiefging.

»Leicht wie die Luft, zart wie ein Hauch / Verleih diesem Stab die Unsichtbarkeitsmacht.« Nicht wirklich ein Reim, aber das war egal. Eine Rauchwolke erschien über dem Kaffeetisch, ein dunstiger Wirbel aus Lila und Grau. Millie schwenkte ihren Zauberstab um die Wolke herum, um die Essenz des Zaubers einzufangen.

»Meinst du, es hat funktioniert?«, fragte Begonia.

Millie schaute mich über ihre Schulter an. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«

Kapitel 3

Ich saß vor Millie auf dem Besen, als wir in die Stadt flogen. Wir hatten beschlossen, dass dies die beste Art war, dorthin zu gelangen, trotz meiner Höhenangst. Meine einzige wirkliche Sorge war, dass Millie es nicht einmal merken würde, falls ich irgendwann vom Besen fiele.

»Wenn du dich übergibst, während du unsichtbar bist, werde ich es dann überhaupt sehen?«, fragte Millie. »Warum habe ich mir die Mühe gemacht, dich das zu fragen? Es ist ja nicht so, dass ich deine Antwort hören kann.«

Das war eine der Kehrseiten des Unsichtbarkeitszaubers. Keiner konnte mich sehen oder hören. Ich konnte jedoch Gegenstände manipulieren. So hatte ich es beim letzten Mal geschafft zu kommunizieren. Die gute alte Feder-und-Tinte-Methode.

Ich umklammerte den Besen, bis meine Knöchel weiß hervortraten und schmerzten. Die Unsichtbarkeit machte mich nicht weniger ängstlich, wenn ich mich Hunderte von Metern in der Luft auf einem Holzstab von zweieinhalb Zentimetern Durchmesser befand. Es spielte keine Rolle, dass Millie unsere Expertin im Fliegen war. Ich hielt meine Augen geschlossen, bis ich spürte, dass der Besen sich zu senken begann. Wir landeten in einem Gänseblümchenfeld, nicht weit von Elsas Haus entfernt. Es war eine gekonnte Landung – nicht, dass ich etwas anderes von der Musterschülerin unter uns Förderklasse-Hexen erwartet hätte.

»Danke, Millie«, sagte ich. »Auch wenn ich weiß, dass du mich nicht hören kannst, weiß ich zu schätzen, was du heute getan hast.«

Als ob sie mich gehört hätte, meinte Millie: »Viel Glück, Emma. Ich weiß, dass ich mich nicht immer so verhalte, aber ich drücke dir die Daumen.«

Millie wartete sicherheitshalber ein paar Minuten, bevor sie wieder losflog. Ich stand am Rande von Elsas Nachbarschaft und sammelte meinen Mut. Ich wusste aus unzähligen Minuten des Stalkings, dass Elsa an zwei Vormittagen in der Woche gegen neun Uhr das Haus verließ, um sich bei Tausendschön ihren Glitzer machen zu lassen. Es schien so ein Feen-Ding zu sein – es war wie eine Maniküre/Pediküre, nur dass sie den Feenkörper mit Glitter bestäubten. Es war offenbar Teil von Elsas Routine und nicht nur für besondere Anlässe reserviert.

Und tatsächlich, Elsa kam aus dem Haus, ihr blondes Haar zu einem französischen Knoten im Nacken gebunden. Ich seufzte. Selbst wenn sie erst auf dem Weg in den Schönheitssalon war, schaffte sie es, umwerfend auszusehen. Mit dunklen Augenringen und einem Wirrwarr dunkler Haare sah ich normalerweise aus wie ein entfernter Verwandter des Trash-Pandas aka Waschbär.

Ich schlich zum Haus und hielt Ausschau nach Anzeichen von Daniel. Er war der Unsicherheitsfaktor hier, weil er keinen festen Zeitplan hatte. Selbst wenn er im Haus wäre, würde ich einen Weg finden, um ihn herum zu arbeiten. Ich wollte mich von seiner Anwesenheit nicht abschrecken lassen. Schließlich tat ich das alles nur für ihn.

Das charmante Haus sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als ich hier gewesen war. Die Eingangstür war nicht verschlossen. Langsam und vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und schob die Tür auf. Als der Spalt groß genug war, um hindurchzusehen, überprüfte ich die vorderen Räume des Hauses. Von Daniel war keine Spur zu sehen.

Da es Morgen war, hatte Elsa ihm wahrscheinlich gerade seine Dosis des Obsessions-Tranks verabreicht, bevor sie das Haus verließ. Morgens war die Besessenheit am stärksten. Sie schien im Laufe des Tages nachzulassen, deshalb war ich überzeugt, dass Elsa eine Methode hatte, Daniels Obsession über den Tag verteilt wieder aufzufrischen, auch wenn ich mir nicht sicher war, wie sie das anstellte.

Ich zwängte mich durch den Spalt in der Tür und schloss sie leise hinter mir. Der Gang durch das Haus selbst war einfach. Solange ich nicht gegen etwas stieß und es umschubste, war alles in Ordnung. Ich ging geradewegs in die Küche, wo Elsa vermutlich den Trank aufbewahrte. Ich hatte mir schon viele Gedanken darüber gemacht, wo sie ihn verstecken könnte. Es musste in der Nähe des Marienfädentees sein, den sie Daniel jeden Morgen gab.

Ich stand vor der Vielzahl von Schränken und versuchte zu entscheiden, welcher der wahrscheinlichste war. Gareth legte großen Wert darauf, dass Teebeutel und Kaffee in dem Schrank neben der Spüle aufbewahrt wurden. Ich meinte, mich daran zu erinnern, dass Elsa den Tee von dort genommen hatte, als ich zuvor im Haus gewesen war.

Ich öffnete die Schranktür und begann, den Inhalt zu durchstöbern, wobei ich darauf achtete, keine Unordnung zu machen. Wenn Daniel plötzlich hinter mir auftauchte, wollte ich nicht, dass er überall verstreute Kaffeefilter und Teebeutel sah. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass Elsa ein strenges Regiment führte.

Der Tee selbst war einfach zu finden. Er stand ganz vorne und war leicht zugänglich. Ich vermutete, dass ich nach einem Fläschchen oder einer Phiole suchen musste. Das Regal war voll mit Gesundheits- und Schönheitsmitteln. Es war ein krasser Gegensatz zum Schrank meiner Therapeutin, der nur mit Alkohol und Tonics gefüllt war.

Eine Dose in Form eines Herzens fiel mir ins Auge. Sie war knallig und schien inmitten von Elsas minimalistischem, schlichtem Hab und Gut fehl am Platz. Ich hob sie vorsichtig mit beiden Händen an und mir wurde bewusst, weshalb die Dose mir bekannt vorkam. Sie stammte aus dem Laden des Verrückten Topfmachers, demselben Ort, an dem Daniel mir den Topf auf meinem Kaminsims hatte herstellen lassen. Ich wusste ohne Zweifel, dass ich den Zaubertrank hier drin finden würde. Wahrscheinlich hatten Daniel und sie diese Ungeheuerlichkeit gemeinsam getöpfert, als sie das erste Mal miteinander ausgegangen waren, und sie hatte sie all die Jahre aufbewahrt. Jetzt beherbergte dieses hässliche Herz ihren Racheplan. Es war auf seltsame Weise poetisch.

Ich nahm den Deckel ab und schaute hinein. Jackpot! Darin lagen mindestens zehn Fläschchen mit klarer Flüssigkeit. So sehr ich auch wollte, ich konnte nicht den ganzen Herzkanister nehmen, denn ich durfte Elsa nicht wissen lassen, dass jemand ihr Geheimnis entdeckt hatte. Stattdessen entnahm ich ein einziges Fläschchen und hoffte, dass sie es nicht bemerken würde. Ich steckte es in meine Tasche und setzte den Deckel wieder auf das Herz. Dann stellte ich alles zurück in den Schrank, so wie ich es vorgefunden hatte. Gerade als ich mich zum Gehen wandte, kam Daniel in die Küche getappt. Mein Herz blieb stehen und mein Mund wurde trocken. Sein blondes Haar war etwas verstrubbelt und er trug den benommenen Gesichtsausdruck, den ich mit Elsas Trank in Verbindung brachte. Ich stand wie angewurzelt da. Auch wenn ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte, fühlte ich mich wie gelähmt. Ich sah zu, wie er nach dem Behälter mit den Getreideflocken griff und den Inhalt in eine Schüssel schüttete. Seine weißen Flügel waren sorgfältig hinter ihm gefaltet. Selbst wenn er sie eingeklappt hielt, konnte er ihre wundersame Schönheit nicht verbergen. Seine Flügel waren die ultimative Erinnerung an seine wahre Natur. Er war ein Engel, gefallen oder nicht. Er hatte es verdient, seinen Heiligenschein wiederzubekommen, nicht nur, weil ich ihn liebte, sondern weil er seine vergangenen Verfehlungen unbedingt wiedergutmachen wollte. Er war bereit, es sich zu verdienen, und Elsa würde zweifellos all seine Bemühungen zunichtemachen, und das aus purem Egoismus. Daniel hatte dieses Schicksal nicht verdient. Ja, er hatte ihr einst unrecht getan, aber er hatte auch versucht, dafür zu büßen. Und auch wenn es nicht in Ordnung war, dass Elsas Herz gebrochen wurde, war sie nicht gerade eine Unschuldsfee. Der Erfolg oder Misserfolg einer Beziehung hing von beiden Parteien ab, nicht nur von einer.

Daniel steckte ein Stück Brot in den Toaster und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Ein bedauernder Seufzer entrang sich meinen Lippen. Oh, diese Arme. Ich erinnerte mich daran, wie es sich angefühlt hatte, als er sie um mich gelegt hatte bei unserem Tanz auf dem Ball der Spellbound Highschool. Ich ertappte mich dabei, wie ich auf seine Lippen starrte und mich daran erinnerte, wie sie sich auf meinen anfühlten. Mein Puls begann zu rasen. Es war ein guter Kuss gewesen. Wirklich gut. Der Gedanke, Daniel nie wieder zu küssen, war fast unerträglich.

Ich berührte das Fläschchen in meiner Tasche, um mich zu beruhigen, und zwang mich, mich von diesem Gedanken zu lösen. Hier zu stehen und darüber zu lamentieren, was passieren könnte oder nicht, war nicht produktiv. Ich musste Elsas Verrat beweisen und Daniel befreien. Das war mein Auftrag, und ich hatte mich verpflichtet, ihn auszuführen.

Er bestrich seinen Toast mit Honig und brummte vor sich hin.

»Wünsch mir Glück, Daniel«, sagte ich und stellte mich neben ihn. »Ich liebe dich.«

Er biss unbekümmert in den Toast. Ich hingegen hatte das Gefühl, das Gewicht der ganzen Welt auf meinen Schultern zu tragen. Ich wollte ihn nicht enttäuschen.

Ich warf ihm einen Kuss zu und rauschte zur Tür hinaus.

Kapitel 4

Als ich die Stufen der Veranda hinunterging, wurde mir der kleine Fehler in meinem Plan bewusst. Ich hatte Millie nicht darum gebeten, auf mich zu warten. Jetzt musste ich den ganzen Weg zurück zum Geheimversteck laufen, um den Unsichtbarkeitszauber rückgängig zu machen. Wir hätten uns verabreden sollen, zusammen zurückzufliegen. So sehr ich das Fliegen auch hasste, meine Füße hätten die Mitfluggelegenheit zu schätzen gewusst, wenn auch nicht mein Magen.

Ich ging durch das Stadtzentrum und war mir der Leichtigkeit in meinem Schritt nur allzu bewusst. Da ich die Beweise bei mir trug, war ich zuversichtlicher denn je, dass man mir glauben würde. Und was noch wichtiger war: Wir konnten uns an die Arbeit mit dem Anti-Obsessions-Trank machen. Sobald wir den Inhalt des Fläschchens seziert und seine Zusammensetzung bestätigt hatten, konnten wir uns an die Arbeit für das Gegenmittel machen. Mir ging es mehr darum, Daniel wieder in seinen natürlichen Geisteszustand zu versetzen, als Elsa zu bestrafen.

Ich kam am Brew-Ha-Ha