Spezialagentin Oma Nordstrom - E. Dence - E-Book

Spezialagentin Oma Nordstrom E-Book

E. Dence

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Beschreibung

Lange war Ruhe im Atlantik, doch plötzlich wird es für die Spezialagentin der Delphine wieder stressig. Im Westatlantik soll eine neue Delphinsiedlung entstehen, Nachwuchs bei den Kindern ist unterwegs und zu allem Unglück haben gleich zwei Lügendelphine ihr hässliches Haupt erhoben. Zwischen Pflicht und Familie hin- und hergerissen versucht Spezialagentin Oma Nordstrom alles auf die Reihe zu bekommen, doch reicht eine einzelne Spezialagentin tatsächlich aus, um das zu schaffen?

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E. Dence

Spezialagentin Oma Nordstrom

jagt den Lügendelphin

»Es ist oft nicht die Wahrheit, die überschätzt wird. Es ist eher die Lüge, die allzu oft unterschätzt wird« E.Dence 29.08.2019BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Prolog

Werte Eltern, liebe Kinder. Bitte beachtet die Altersempfehlung bei allen Büchern, denn es werden auch Bücher geschrieben, welche nicht von Kindern oder Jugendlichen verstanden würden oder gelesen werden sollten. Dieses Buch wurde hauptsächlich für Kinder, Jugendliche und jung Gebliebene geschrieben.

 

Im vierten Teil der Reihe »Geschichten von unter der Meeresoberfläche« geht es wieder um die Spezialagentin Nordstrom, die bereits aus anderen meiner Werke bekannt sein sollte. Die Handlung schließt an das erste Agentenabenteuer der Spezialagentin an und läuft in späterer Folge auch parallel zum Buch ‚Roberta und der ägyptische Mumiendelphin‘, in welchem jedoch die Enkeltochter der exzentrischen Spezialagentin die Hauptrolle übernimmt. Im ersten Teil des Buches wird gezeigt, wie sich die Lügendelphine lange Zeit unter dem Schnabel der redlichen Delphine in aller Öffentlichkeit zeigen und unentdeckt in der Delphingesellschaft leben. So wie bei den Menschen, fliegt auch bei den Delphinen der Lügner irgendwann auf und hat dann mit Konsequenzen zu rechnen. Bei den Delphinen ist es im zweiten Teil der Geschichte die Spezialagentin Nordstrom persönlich, welche den Lügendelphinen die Leviten lesen will.

 

Es gibt viele neue und einige bereits bekannte Charaktere in diesem Buch. Es ist nicht erforderlich, die ersten drei Bücher gelesen zu haben, um dieses Buch genießen zu können.

 

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

 

E.Dence

Ein seltsamer Delphin

Ein flinkes Augenpaar beobachtete das Jagdrevier der Delphine genau. Heute schien dieses Revier nicht nur unbewacht, es waren auch keine Versorgerdelphine der Jagdtruppe bei der Arbeit. Die Delphine waren schlau und diese Jagdtruppe versorgte alle anderen Delphine der Siedlung, die wegen anderer wichtiger Aufgaben nicht selbst jagen konnten oder die zu alt zum Jagen waren. Das Augenpaar gehörte aber nicht zu einem Delphin, sondern zu einem Hai. Genau genommen war es ein junges Drescherhaiweibchen, welches selbst auch schon so groß war, wie ein erwachsener Delphin von der Schwarz-Weißen Sorte. Zählte man die enorm lange Schwanzflosse eines Drescherhais hinzu, dann war das Haiweibchen sogar doppelt so lang. Anders als die männlichen Drescherhaie, kam das junge Weibchen nicht hierher, um sich mit den Delphinen zu prügeln. Nur die Männchen machten das manchmal, um ihre Männlichkeit zu beweisen. Warum das so wichtig für die Haimännchen war, verstand die junge Doris allerdings nicht. Das musste so eine Art Männersache sein.Nein, die junge Haidame war einem Schrei gefolgt, den sie aus einiger Entfernung gehört hatte. Sie war einfach nur neugierig gewesen. Schließlich entdeckten ihre Augen einen seltsamen Delphin am Rand des Jagdreviers. Im Gegensatz zu den Schwarz-Weißen Dephinen der Nahe gelegenen Siedlung war dieser Delphin etwas Besonderes. Er war Schwarz-Blau!!!

»Na, Doris? Bist du auch dem Schrei gefolgt?«, säuselte eine sympathische, sanfte Stimme über dem Haimädchen. Sofort änderte sich die Ausrichtung der jungen Drescherhaidame und sie starrte unschuldig, nach Art der Haie grinsend der Besitzerin der Stimme entgegen. Dabei biss sie die Zähne zusammen und zog möglichst unschuldig grinsend die Lippen hoch. Haiehemänner grinsten immer so, wenn sie etwas ausgefressen oder jemand gefressen hatten. Es war für Junghaie verboten, so nahe an die Jagdreviere oder die Siedlungen der Delphine zu schwimmen. Ein übermütiger Wächterdelphin könnte auf den Gedanken kommen, dass ein Haiangriff der eher rüpelhaften Haimännchen bevorstand und den Junghai angreifen, obwohl dieser einfach nur neugierig gewesen war. So eine Sache konnte leicht eskalieren, da Junghaie von ihren Eltern sehr geliebt wurden und diese es gar nicht gern mochten, wenn man ihre Kinder wegen eines Missverständnisses verkloppte. So eine Sache könnte leicht alle erwachsenen Haie in einer Siedlung gegen die Delphine aufbringen und das führte dann nur zu weiteren Streitereien.

»’tschuldigung. Ich mach’s nie wieder, Frau Fachlehrer«, säuselte Doris. Die Besitzerin der sanften Stimme nickte leicht und schwamm dann auf den seltsamen Delphin so selbstverständlich zu, als wäre dies hier ein Jagdgebiet der Haie und nicht eines der Delphine. Der enorm große und lange Körper der Frau Fachlehrer schlängelte sich anmutig an der Schülerin vorbei und Doris konnte nur staunen, wie gewaltig so ein Großer Hammerhai eigentlich war. Obwohl die Lehrerin nur viereinhalb Meter lang war, übertraf sie die meisten anderen Haie im Haigebiet bei Weitem. Große Hammerhaie konnten schließlich an die sechs Meter lang werden. Allerdings schien der Lehrerin das Essen in letzter Zeit zu gut zu schmecken, denn sie hatte einen Bauch angesetzt. Vermutlich hatte sie nur aus Frust so viel gefressen, weil ihr Lebensgefährte zurück in seine Heimat in den Pazifik geschwommen war. Bei Menschen war es doch auch üblich, die Menschennahrung namens Kuchen in rauen Mengen zu essen, wenn man nicht so toll glücklich war und das konnte bei den Menschen dazu führen, dass sie ein wenig an Gewicht zunahmen. Zumindest hatte das die Frau Fachlehrer selbst so unterrichtet.

Doris folgte ihrer Lehrerin und beide schwammen ganz dicht an den Schwarz-Blauen Delphin heran, doch dieser rührte sich nicht. Seine Augen schauten geradeaus und wirkten irgendwie, als würden sie in weite Ferne blicken. Nach kurzem Überlegen befahl die Lehrerin, dass Doris den Delphin mit ihrer Schwanzflosse auf den großen Hammerkopf legen sollte und die Schülerin war schon so geschickt mit ihrer überlangen Schwanzflosse, dass es auch auf Anhieb gelang. Doris wunderte sich, wie rasch die Lehrerin mit dem neuen Schwarz-Blauen Delphinhut auf dem Kopf Richtung Meeresoberfläche hochstartete und schwamm sofort hinterher. Schließlich streckten beide ihre Köpfe aus der Wasseroberfläche, obwohl sie hier an der Luft gar nicht atmen konnten und der Delphin war sogar mit dem ganzen Körper der frischen Luft ausgesetzt. Sofort wurde die blaue Farbe immer heller und heller, bis sie sich schließlich in ein schlichtes Weiß verwandelt hatte.

»Oje, das ist ja gar keine neue Delphinart. Der arme Schwarz-Weiße Delphin hat nur dringend Luft benötigt«, seufzte Doris erleichtert und dann riss sie die Augen ganz weit auf. »Du hast recht. Delphine sind nicht wie Fische oder wie Haie und brauchen Luft zum Atmen. Wieso guckst du so?«, erkundigte sich die Lehrerin. »Das ist doch der nette Delphin, der mich vor einem Jahr gerettet hat!«, rief Doris entsetzt. »Ich kann ihn zwar im Moment nicht sehen, aber ich erinnere mich an den Vorfall. Weißt du was? Wir nehmen den armen Kleinen mit in unser Haigebiet. Er hat uns auch schon bei der Jagd geholfen, als diese furchtbaren, flinken Futterfische alle anderen Futterfische aus unserem Jagdgebiet vertrieben haben. Es werden sich sogar die Raufbolde in unserer Siedlung freuen, wenn wir diesen netten Delphin mitbringen.« Jetzt, wo der seltsame, junge Delphin wieder ordentlich durchgeatmet hatte, verschwanden die beiden Haie mit ihrer ungewöhnlichen Beute und machten sich auf den Heimweg.

Spezialagentin Nordstrom

Obwohl die Menschen oftmals gerne die Meeresbewohner beobachteten, war es heute umgekehrt, denn eine Spezialagentin der Delphine war an der Küste in Stellung gegangen und beobachtete die drei dicht beieinander liegenden Strände ganz genau.

Roberta Nordstrom war eine etwas kleinere Delphindame und gehörte zu den Schwarz-Weißen Delphinen, die ohnehin schon kleiner als einige andere Delphinarten waren. Schwarz-Weiße Delphine konnte man sehr oft in Delphinsiedlungen antreffen, welche mit Hilfe der freundlichen Meermenschen gebaut worden waren. Die Menschen wussten selbstverständlich nichts davon, aber für Meeresbewohner war es nie ein Problem, eine Delphinsiedlung zu finden. Für Menschen waren die unauffälligen Siedlungen entweder zu gut getarnt oder sie lagen einfach zu tief, um sie noch erreichen zu können. Doch die Delphine wussten von den Menschen und studierten die schlaksigen und oft unbeholfen wirkenden Landbewohner. Natürlich waren diese an Land nicht unbeholfen, jedoch im Wasser waren diese haarlosen Affenmenschen recht tolpatschig und genau deswegen war die Spezialagentin hierher entsandt worden. Immer wenn die Menschen einen neuen Strand eroberten und für Urlaubsgäste mit Gebäuden ausstatteten, wurden die Meeresbewohner nervös.

Die Haie freuten sich, denn sie sahen es als Vorteil, wenn die Menschen so bereitwillig genau vor ihrer Schnauze ein Hotel am Strand bauten. Auch die Menschen würden sich wohl kaum über ein üppig gedecktes gratis Buffet beschweren. Die Meermenschen hielten sich raus, denn sie wollten vor den Menschen ihre eigene Existenz um jeden Preis geheimhalten. Abgesehen davon bevorzugten Meermenschen meistens auch das Leben in größeren Tiefen. Die hilfsbereiten Delphine waren jedoch immer sehr besorgt, denn Menschen waren sehr oft unbeholfen im Wasser und mussten manchmal möglichst unauffällig vor dem Ertrinken gerettet werden. Abgesehen davon mussten die Delphine natürlich auch die Haie von den Stränden vertreiben, wenn diese sich einen kleinen Menschensnack gönnen wollten.

Die Spezialagentin hatte genug gesehen und sank langsam wieder unter die Meeresoberfläche und dann immer tiefer. Sie änderte ihre Ausrichtung nach Südosten, denn dort lag ein ziemlich großes Haigebiet, welches in naher Zukunft den Menschen in ihrer Ferienanlage noch Probleme bereiten konnte. Mit einem ganzen Dutzend Haie würde Roberta jetzt lieber kämpfen, als das zu tun, was ihr unweigerlich bevorstand und ihr schon eiskalte Schauer über den Rücken herunterjagte: Papierkram!

Genau genommen war es eher eine Lehmtafel, die sich Roberta jetzt von einem nördlich gelegenen Forschungsaußenposten der Meermenschen holen musste, denn sie musste die Fortschritte der Menschen dokumentieren und die restliche Bauzeit abschätzen. Dazu ritzte sie dann mit dem Schnabel einen groben Plan und die geschätzten Daten in den weichen Lehm. Anschließend musste sie die Lehmtafel noch bei den Meermenschen brennen lassen und danach damit in die Delphinhauptstadt zurückschwimmen. Diese Daten waren wichtig, damit der Hohe Rat der Delphine und der Kriegsrat gemeinsam wegen der neuen Urlaubsstrände der Menschen beraten konnte. Roberta wusste natürlich schon jetzt, dass hier eine neue und sogar ziemlich große Delphinsiedlung entstehen musste, um die Menschen zu schützen, aber den Papierkram musste sie trotzdem erledigen, ansonsten wären die Ratsdelphine nicht in der Lage zu handeln. Seufzend und mit hängenden Brustflossen nahm die ansonsten so schnelle Spezialagentin langsam Fahrt auf und schwamm Richtung Norden. Bei den Wächtern der Meermenschen würde sie sicher die notwendige Tafel bekommen. Wo waren die gleich nochmal stationiert? Ach ja, im Krankenhaus in dem Forschungsaußenposten der Meermenschen von Ankerstadt. In dem kleinen Krankenhaus konnte man natürlich auch Delphine und andere Meeresbewohner behandeln und dort waren auch die Wächter stationiert, erinnerte sich die Spezialagentin.

»Dodoria! Hör auf zu zeichnen. Unser Traum wird war, komm mit raus!« Die angesprochene kleine Meerjungfrau hatte schwarzes, lockiges Haar und war mit Sicherheit noch keine Elf Jahre alt. Doch die Meerjungfrau, die sie nach draußen locken wollte, war sogar noch jünger und im Vergleich mit Dodoria regelrecht schlaksig. »Na, gut. Ich hoffe, es ist wichtig, Kamilla«, antwortete Dodoria verärgert.

Die Spezialagentin hatte den Forschungsaußenposten natürlich gleich gefunden, denn Delphine haben einen ausgezeichneten Orientierungssinn und brauchen nur einmal an einem Ort gewesen zu sein, um immer wieder hinzufinden. Auch der schwarze und der blonde Haarschopf hinter den Korallenbüschen auf der breiten Hauptstraße des Stützpunktes war ihr aufgefallen. Roberta schwamm jetzt langsamer und lauschte, denn die Haarschöpfe hatten junge Mädchenstimmen und tuschelten.

»Ich pack die Schwanzflosse und du packst sie am Kopf. Dann schnell nach Hause, bevor Mama uns erwischt.«, »Guter Plan. Ich hoffe, uns verpetzt niemand. Dieses Mal muss es klappen.«

Noch bevor sich die Spezialagentin überlegen konnte, ob Grund zur Sorge bestand, sausten schon zwei sehr kleine Meerjungfrauen auf sie zu. Die schlaksige, blonde Meerjungfrau packte die Schwanzflosse und die etwas größere und kräftiger gebaute packte sie am Kopf. Natürlich hätte sich die Spezialagentin locker freischütteln können, aber dann hätte sich eines der beiden Mädchen vielleicht weh getan. Deswegen wehrte sie sich nicht und rief statt dessen schmunzelnd, »Hilfe!« Im nächsten Moment hatte sich die schwarzhaarige Meerjungfrau aber ihren Schnabel unter den Arm geklemmt und Roberta rief nur noch, »Hlf!« Rasch sausten die beiden frechen Meerjungfrauen mit ihrer Beute in ein Gebäude und schlossen sofort die Tür hinter sich. Beide kicherten vergnügt, denn ihr Plan schien aufgegangen zu sein. Nur, was war denn nun genau ihr Plan?

Die Spezialagentin lugte zur Decke und stellte mit Bedauern fest, dass es hier keine Deckenblase gab. Diese Luftblasen gab es in allen Delphinhöhlen und sie wurden von der Lufttruppe der Versorgerdelphine einer Siedlung mit deren Delphinbeuteln mit Luft von der Oberfläche immer wieder aufgefüllt, damit die Siedlungsdelphine zum Atmen nicht auftauchen mussten. Nur Meermenschen konnten sowohl unter als auch über Wasser atmen. Das hatten Robertas junge Entführer wohl nicht bedacht, denn sie waren wohl auch noch sehr jung. Kaum hatten die Mädchen aufgehört zu kichern, begann auch schon der Streit.

»Ich bin die Ältere. Das süße Delphinweibchen wohnt jetzt bei mir. Du kannst sie gerne immer streicheln kommen«, beschloss die Schwarzhaarige und zerrte die Spezialagentin in die eine Richtung. »Kommt gar nicht in Frage. Ich hab sie zuerst gesehen!«, schnauzte das blonde Meermädchen zurück und zog Roberta in die andere Richtung. Der Streit ging hin und her, aber das jüngere Mädchen setzte sich seltsamer Weise durch und zerrte die Spezialagentin mitsamt ihrer schwarzhaarigen Mittäterin einfach den Gang hinunter. Da flog auch schon die Eingangstür auf und eine wunderschöne und zum Glück erwachsene Meerjungfrau befand sich mitten in der Tür und schaute die beiden Mädchen grimmig an. Die Meerjungfrau hatte einen offenen Arztkittel an und einen Werkzeuggurt mit verschiedenen medizinischen Werkzeugen unter dem Kittel umgeschnallt. Sie arbeitete eindeutig im Krankenhaus, aber weil es derzeit so warm im Meer war, hatte sie den Kittel offen und trug nur einen dieser seltsamen Seemuschel-BHs, welche von Meerjungfrauen so gerne getragen wurden.

Beide Mädchen riefen entsetzt, »Mama!« Vor Schreck ließ das blonde Mädchen Robertas Schwanzflosse los und das schwarzhaarige, welches immer noch am Kopf der Spezialagentin zog, fiel nach hinten auf den Po und schleuderte Roberta regelrecht ihrer Mutter entgegen.

Roberta sauste den Gang entlang und stieß mit ihrer Retterin unsanft zusammen. Beide sausten aus dem Gebäude und schlitterten kurz über die sandige Hauptstraße des Außenpostens.

Diese hübsche Meerjungfrau mit ihrem zierlichen Gesicht, der kleinen Stupsnase und dem hellroten Haar wäre hier im Freien sicher auch für die Spezialagentin ein wundervoller Anblick gewesen. Leider stimmte die Perspektive im Moment nicht, denn durch den Aufprall war Robertas Schnabel unter den Seemuschel-BH gerutscht und jetzt lag sie inmitten der recht passablen Oberweite der verdutzten Dame eingequetscht auf ihrer Retterin, die wiederum selbst auf dem Rücken lag. Die Spezialagentin lag auf ihrem Bauch und da sie rundherum schon jemand kichern hörte, versuchte sie auch gleich unschuldig nach Art der Haie zu grinsen. Rückwärtsschwimmen ging nämlich in dieser peinlichen Position nicht, daher zog sie die Lippen hoch, biss die Zähne zusammen und grinste, was das Zeug hielt, während sie möglichst unschuldige große Glupschaugen zu machen versuchte. Babydelphine konnten ihre Eltern so um die Flosse wickeln, aber bei erwachsenen Delphinen sah es doch sehr seltsam aus und funktionierte praktisch nie. Aus dem Gekicher wurde gleich Gelächter und die arme Meerjungfrau bekam umgehend einen roten Kopf.

Plötzlich packte eine gewaltige Pranke die Spezialagentin und zog sie endlich nach hinten und damit aus dieser peinlichen Lage. Für Roberta Nordstrom war das natürlich nicht wirklich peinlich, aber bei den Meermenschen galt es als unschicklich, einer Meerjungfrau auf die Muscheln oder den Busen zu starren. Es war eben so eine Art Meermenschensache, welche die Delphine zwar nicht so wirklich verstanden, aber trotzdem respektierten. »Das wäre erledigt, Frau Spezialagent Nordstrom«, säuselte eine tiefe männliche Stimme, die Roberta gleich bekannt vorkam. Als sie sich umsah, entdeckte sie erstaunt einen Meermann, den sie bereits kannte. Es war Arthur, der Kommandant der Elitegarde einer Meermenschenstadt namens Ankerstadt. Die kleine Delphinsiedlung, in welcher Robertas Sohn Manfred und seine Frau Silke hingezogen waren, lag ein kurzes Stück östlich dieser Stadt. Erleichtert blickte Roberta sich um und viele freundliche Meermenschen waren herangeeilt und halfen jetzt der armen Mutter der beiden Schlingel auf. »Ist alles in Ordnung, Frau Doktor Seestern?«, erkundigte sich Arthur. Diese nickte nur knapp und starrte dann an Delphin und Kommandant vorbei zur offenen Eingangstür. Dort hatten ihre Töchter den Kopf durch die Tür gesteckt und grinsten ebenfalls unschuldig nach Art der Haie. Heute würde es ihnen aber wahrscheinlich nichts nützen, denn die gute Frau Doktors schwamm bereits mit säuerlicher Miene auf die Eingangstür zu. Sofort waren die Köpfe verschwunden und eine Tür im Inneren der Unterkunft knallte zu. Dann hörte man zwei erheiterte Mädchenstimmen rufen, »Hilfe, das Mamamonster kommt!«

Spezialagentin Nordstrom sauste schnell zu Frau Doktor Seestern, bevor diese im Haus verschwinden konnte und sagte ehrlich betroffen, »Danke, dass sie mich gerettet haben.« Sie befürchtete, dass die Mädchen hart bestraft werden würden, denn sie war mit den Sitten von den Meermenschen und ihren Kindern nicht so vertraut. Frau Doktor drehte sich leicht zu Roberta und nickte. Zum Glück konnte die Delphindame schon ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht des Mamamonsters sehen. Offensichtlich nahm sie den Zwischenfall mit Humor und Roberta war sehr erleichtert.

Während die Strafpredigt von Frau Doktor dennoch durch den Forschungsaußenposten hallte, wurde die Spezialagentin von Arthur im Krankenhaus verköstigt und vor eine Wahl gestellt.

»Bei Poseidon, was sie für einen Appetit haben, meine Liebe«, staunte Arthur. Hier in diesem großen Raum im Krankenhaus, hatten die Wächter ihr Quartier bezogen und auch ihre Ausrüstung gestapelt. Den einzigen Schreibtisch im Raum belegte natürlich Arthur, welcher derzeit hier auszuhelfen schien. So schnell der Fisch für die Spezialagentin auf dem Tisch gelandet war, so schnell war er auch schon in ihrem Magen verschwunden. Zum Glück hatten die Jäger heute reiche Beute bei den langsamen und bodenständigen Futterfischen gemacht, denn das war zum Glück auch der Lieblingsfutterfisch von Roberta Nordstrom und genau genommen sogar von ganzen Generationen von Nordstroms. Bis auf wenige Ausnahmen waren die meisten Nordstroms auch noch Wächterdelphin geworden.

»Weswegen wollten sie mich denn sprechen?«, erkundigte sich die Spezialagentin und war angenehm satt und sichtlich zufrieden. Der Wasserstand im Raum war für die Spezialagentin extra bis zur Schreibtischplatte abgesenkt worden, daher konnte sie hier auch unbeschwert atmen. Die Meermenschen hatten es ihr einmal erklärt, aber sie hatte nur Pumpmechanismus und Leitung zur Oberfläche verstanden. Wie die schlauen Meermenschen es wirklich schafften, dass sie ohne Versorgerdelphine immer ausreichend frische Luft in die Räume bekamen, war für die Spezialagentin eigentlich immer noch ein Rätsel.

Arthur räusperte sich und nahm eine der Lehmtafeln aus einem Regal. Sie war noch feucht vom höheren Wasserstand und Arthur legte sie auf den Tisch. Dann erklärte er, »Also, sie haben die Wahl. Entweder nehmen sie die Lehmtafel und erledigen ihre Arbeit auf die alte Weise oder sie nehmen eine unserer Karten, die wir zum Glück in doppelter Ausfertigung bereits selbst erstellt haben. Wir wollten die Kopie eigentlich nach Ankerstadt schicken, aber sie könnten die Kopie sofort haben und wir machen einfach eine neue.« Damit nahm er eine Rolle aus dem Regal, die ausgerollt eine dieser hervorragenden, präzisen Karten war, welche auch in den Kartenräumen des Kriegsrates der Delphine hingen. Diese Karte war mit wasserunlöslichen Stiften erstellt worden und tausendmal besser als jede Skizze, die Roberta mit ihrem Schnabel in den Lehm hätte zeichnen können. Roberta war hocherfreut und nahm das Angebot dankend an.

»Nächste Zeile. Ihr wisst ja, was ihr schreiben sollt«, sagte Frau Doktor Seestern streng. In dem Schwesternzimmer im Krankenhaus war normalerweise auch der Schulbetrieb, da es hier alle erforderlichen Tische und Tafeln gab. So wie der Raum der Wächter, war auch hier der Wasserstand abgesenkt worden, damit für beide Schlingel die Tischplatte über Wasser war. So wie im Wächterzimmer gab es auch hier die seltenen Leuchtsteine der Meermenschen an der Wand. Schließlich konnte man nicht soviel Luft in den Raum lassen, wenn man Fenster hatte, daher wurde mit den Leuchtsteinen Licht erzeugt, um besser sehen zu können.

Spezialagentin Nordstrom bestaunte die kleinen Wunder, welche Delphinhöhlen normalerweise nicht hatten und sah schweigend zu. In einer kurzen Schreibpause fragte sie dann ganz freundlich, »Was müsst ihr denn schreiben, meine Süßen?« Sofort schreckten die Mädchen hoch und waren hocherfreut Frau Nordstrom zu sehen. »Ach, nur dass Delphine keine Haustiere sind«, erklärte die eine. »Und auch, dass Delphine Luft zum Atmen brauchen. Damit Delphine nicht Blau anlaufen, dürfen wir sie nicht in einen Raum ohne Luftblase sperren«, lamentierte die andere. Dann entdeckte Dodoria den neuen, eng umgeschnallten Delphinbeutel an der Spezialagentin, in dem sich die geschenkte Karte befand und fragte betrübt, »Willst du uns schon verlassen?« Roberta nickte, »Ich muss die Karte zum Kriegsrat der Delphine zurückbringen. Ich bin sicher, dass nächstes Jahr hier in der Nähe eine Delphinsiedlung gebaut wird und zwar eine ziemlich große«, verriet Spezialagentin Nordstrom. Die Mädchen, die zuerst traurig gewirkt hatten, weil Roberta schon los musste, waren schlagartig wieder fröhlich. Dann durften sie noch mit auf die Hauptstraße schwimmen, um die Spezialagentin zu verabschieden. Es dauerte nicht lange und Roberta schwamm los. Ein letztes Mal drehte sie sich noch um und rief, »Macht’s gut und Danke für den Fisch.«

Wehmütig blickten die vielen Meermenschen, die von der Verabschiedung auf die Hauptstraße gelockt worden waren, der Spezialagentin nach. Viele der Erwachsenen hatten als Kind ebenfalls versucht, sich so einen tollen Delphin zu fangen und als Haustier zu behalten. Alle waren gescheitert, aber das war auch gut so, denn Delphine waren doch nun wirklich keine Haustiere.

‚Es gibt auch einige Delphine, die sich gerne einen Meermenschen einfangen und einsperren würden‘, dachte sich Spezialagentin Nordstrom vergnügt und dann raste sie in ihrer schnellen Reisegeschwindigkeit los. Drei Tage würde die Reise dauern, hatte Arthur geschätzt, aber das galt nur für normale Delphine. Spezialagentin Nordstrom wollte noch heute und zwar vor Einbruch der Dunkelheit bei ihren Freunden sein. Sie war eine der schnellsten Schwimmerinnen im ganzen Ozean und ihre neue Schülerin, die sie bei ihren Freunden zurückgelassen hatte, könnte vielleicht einmal genauso schnell werden, wie es die Spezialagentin selbst war. Das Leben war einfach genial und wunderschön für die Delphine im Atlantik, fand Spezialagentin Roberta Nordstrom. Überall schien die Sonne zu scheinen und alle Delphine waren glücklich.

Düster war die Stimmung auf dem kleinen Segelboot der Menschen. Ängstlich starrte die gesamte Crew auf die Meeresoberfläche, als könnte gleich ein Seeungeheuer auftauchen. Dann erschien es wieder. Es brach blitzschnell durch die Wasseroberfläche und es sah aus, wie ein zwei Meter langer Tentakel oder vielleicht eher wie eine ebenso lange, peitschenartige Flosse. Allerdings schien es, als wären drei große Beutel auf diesem langen Ding oder waren das etwa doch merkwürdige Saugnäpfe an einem sehr seltsamen Tentakel? Wie eine Peitsche schnellte dieses Etwas in die Höhe und klatschte wieder ins Wasser. Die ganze Crew bibberte und war im nächsten Moment auch noch klatschnass vom herumspritzenden Wasser. »Ihr müsst euch verfahren haben, Herr Kapitän. Wir sind hier ganz, ganz sicher im Bermudadreieck«, lamentierte ein Mannschaftsmitglied, aber der Kapitän hörte ihn nicht mehr. Er war schon wieder in Ohnmacht gefallen.

Doris kicherte und konzentrierte sich wieder darauf, keinen der drei Beutel mit der kostbaren Atemluft für ihren neuen Delphinfreund zu verlieren. Ihre Brustflossen hatte sie an den Rückenflossen von zwei jungen Hammerhaien eingehängt, welche ihr bei der Luftbeschaffung halfen. Da sie zufällig auch gleichzeitig ‚Menschen erschrecken‘ spielen konnten, lachten ihre Mitschüler lauthals los und gaben dann ordentlich Gas. Schließlich mussten sie eine hohe Geschwindigkeit halten, bis sie in der Schule im Haigebiet angelangt waren, damit die Luft nicht vorzeitig aus den Beuteln entwich. Doris fühlte sich gerade wie ein Versorgerdelphin der Lufttruppe und kicherte leise vor sich hin.

»Frischluft«, brüllte eine vergnügte Stimme von oben und sogar die beiden fünfeinhalb Meter langen Tigerhaie der Siedlung brachten sich in Sicherheit. Kaum waren die Junghaie durch den breiten Eingang der Schulhöhle gebraust, nahmen die Tigerhaie wieder ihre Position ein und schauten grimmig. Es war doch unerhört, dass jetzt ein Delphin in der Siedlung leben sollte, den niemand fressen durfte.

»Ich werde dich jeden Tag gemeinsam mit meinen Freunden mit Frischluft versorgen«, versprach Doris dem erstarrten Delphin. Das hintere Ende dieser natürlich entstandenen Höhle, die schon lange als Schule für den Unterricht an Haikindern verwendet wurde, war höher gelegen und jetzt gab es auch noch eine große Luftblase, in welcher der ungewöhnliche Besucher ebenso frei atmen konnte, als wäre er in einer Delphinhöhle. Der stille Delphin seufzte leise und alle Haie waren überglücklich, weil er endlich ein erstes Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Er starrte zwar noch immer ins Leere, aber es war ein Anfang. Doris schürzte die Lippen und verpasste dem reglosen Delphin einen dicken SCHMATZ. Dann verschwanden alle Schüler nach draußen, um mit den dicken Tigerhaien zu reden, die sich hier so wichtig machten und den Eingang fast blockiert hätten. Die Lehrerin blieb noch kurz zurück und flüsterte dem Delphin zu, »Ich erkenne ein gebrochenes Herz, wenn ich eines sehe. Es ist sehr schade, dass es so einem netten Delphin wie dir passiert ist. Keine Sorge, du bist hier unter Freunden.« Dann streichelte diese gigantische Haidame zärtlich mit ihrer Schnauze über die Wange des reglosen Delphins und verschwand nach draußen. »Warum frisst mich denn keiner?«, jammerte der traurige Delphin leise, da er wohl tatsächlich an furchtbaren Herzschmerzen litt.

KLONK, beantwortete Frau Fachlehrer Larissa die offizielle Anfrage des Tigerhaimännchens, ob er den Delphin jetzt endlich fressen durfte, mit einem heftigen Hammerschlag ihres steinharten Hammerkopfes. Auf seinem Kopf erschien sofort eine Beule und er beschwerte sich umgehend bei seiner Frau wegen der Misshandlung. PATSCH, beantwortete das Tigerhaiweibchen die Beschwerde ihres Mannes mit einem kräftigen Schwanzflossenschlag. »Könnt ihr mir bitte erklären, warum ich diesen Rüpel überhaupt geheiratet habe? Es ist mir tatsächlich entfallen«, lamentierte das Tigerhaiweibchen jetzt, während die normalen Hammerhaie, Drescherhaie und sogar die Lehrerin kicherten. »Also, ich stimme dafür, dass der Kleine als Ehrenhai bei uns leben darf. Er hat einmal meine Tochter vor einem bösen Delphin gerettet, der sie nur so zum Spaß verprügeln wollte«, verkündete ein mächtiger, bulliger Drescherhai, welcher natürlich der Vater von Doris war. Diese strahlte sofort und kuschelte sich an ihren Paps. Anerkennend nickten die meisten erwachsenen Haie, denn so einen hilfsbereiten Delphin hätten sie tatsächlich gerne in der Siedlung gehabt. Trotzdem schüttelte das Tigerhaimännchen energisch den Kopf und maulte, »Das ist ja schön für dich, aber was hat er je für mich getan?« Seine Frau rollte mit den Augen nach oben, als würde sie jetzt den Himmel über der Meeresoberfläche fragen, warum sie den Typen geheiratet hatte. Ein Mitschüler von Doris schrie unsicher, »Schäm dich! Als die schnellen Futterfische da waren, die was so schnelle Haken schlagen, hat er uns auch geholfen. Die haben doch alle anderen Futterfische vertrieben. Wir hätten auswandern oder verhungern müssen, wenn uns der Delphin nicht geholfen hätte!« Sofort war Getuschel zu hören, »Ach, der war das? So ein netter Delphin.«, »Die Futterfische haben mich immer verspottet. Die waren echt eine Plage.« Dann bemerkte das Tigerhaimännchen nachdenklich, »Ja, genau. Ich hatte damals so einen Hunger, ich wollte schon die Kinder und die Frau fressen.« Ein sattes KLATSCH später wusste der Tigerhai, dass er versehentlich laut gesprochen hatte, anstatt sich solche Sachen einfach nur zu denken. »Ich fasse es nicht, dass ich dich geheiratet habe«, fauchte ihn seine Frau wütend an. »Larissa, sag auch einmal etwas«, forderte sie die Lehrerin verzweifelt auf.

Die Lehrerin wurde nun von allen angestarrt und ergriff das Wort, »Dieser Delphin hat keinen Funken Böses im Leib und dennoch hat er ein furchtbares und schreckliches Schicksal. Er scheint irgendwie seine große Liebe verloren zu haben, denn er leidet an einem gebrochenen Herzen.« Betretenes Schweigen setzte ein.

Die Junghaie kannten die Liebe noch nicht, aber instinktiv wussten sie, dass so etwas furchtbar sein musste. Die erwachsenen Haie waren entsetzt, denn so etwas wie ein gebrochenes Herz konnte leider auch einem erwachsenen Hai passieren.

Nadja

Unwissend, dass doch nicht jeder Delphin im Atlantik glücklich und fröhlich war, sauste die Spezialagentin direkt in die kleine Siedlung hinein, die auf halben Weg zu Ankerstadt lag. Übermütig vollführte sie eine Vollbremsung, denn sie hatte ihre Freunde bereits entdeckt, die vor der dem Eingang ihrer eigenen Delphinhöhle warteten und sich mit zahlreichen Nachbarn unterhielten. »Juhu, Familie Magergräte. Was macht ihr hier draußen? Hat sich meine kleine Nadja auch ordentlich betragen?«, erkundigte sich die Spezialagentin fröhlich. Verzückt begrüßte Frau Magergräte ihre Freundin, »Unsere rasende Roberta ist wieder da. Deine Nadja ist ja echt eine Wucht. Die trainiert jede freie Minute ihre Schwanzflosse und sie hat jedes Wettrennen hier in der Siedlung gewonnen, zu dem wir sie herausgefordert haben. Wir haben hier jede Menge Spaß mit deiner Kleinen.« Roberta hörte das sehr gerne und grinste stolz. Dann bemerkte sie, dass einige der anwesenden Delphine zappelnde und quengelnde Babydelphine, an der Schwanzflosse gepackt, in ihrem Schnabel hatten, die sich offensichtlich freizappeln wollten. »Nanü? Was ist denn mit den Kleinen los?«, erkundigte sich die Spezialagentin überschwänglich. Herr Magergräte kicherte verschmitzt, »Ach, die wollen nur mit deiner Nadja spielen, aber ihre Eltern wollen nicht, dass die Kleinen zu ihr in die Höhle schwimmen.« »Na, dann hol ich euch einfach meine kleine Nadja heraus. An der Strömung aus dem Eingang zu eurer Höhle habe ich ja schon gemerkt, dass meine beste Schülerin drinnen eifrig trainiert. Aber für eine schnelle Schwimmerin wie mich ist das ja kein Problem«, versprach die Spezialagentin und wunderte sich, wieso alle kicherten. Nadjas Trainingsmethode war, mit dem Schnabel gegen die Höhlenwand zu schwimmen. Dadurch presste sie nach hinten mit der Schwanzflosse förmlich das Wasser aus der Höhle, welches wiederum durch die kleinen Verbindungstunnel in der Außenwand mit einem leisen, pfeifenden Geräusch wieder in die Höhle gesaugt wurde. Durch diese Verbindungstunnel, die zwischen den Höhlenabteilen und auch in der Außenwand von den Meermenschen gebohrt worden waren, fand normalerweise immer eine Zirkulation statt, die für einen Wasseraustausch in der ganzen Delphinhöhle sorgte. So gab es immer frisches Wasser in der Höhle und es war viel angenehmer, als in einer Höhle mit abgestandenem Wasser zu wohnen. Diese Meermenschen waren unglaublich schlaue Konstrukteure, weswegen sie vor allem von den Siedlungsdelphinen so bewundert wurden.

Die Spezialagentin schwamm gegen die Strömung an, aber je näher sie dem Eingang kam, umso stärker wurde der Wasserdruck, bis sie dachte, sie würde jetzt selbst gegen eine Wand schwimmen. Noch bevor sie durch den Eingang schwimmen konnte, wurde sie wieder zurückgetrieben und schließlich musste sie sogar ganz aufgeben. Zufällig landete Roberta auch ganz genau dort, von wo aus sie losgeschwommen war und einige der Delphine bogen sich jetzt vor Lachen. »Haben wir auch schon versucht, aber Nadjas Schwanzflosse ist einfach zu kräftig«, kicherte einer der Delphinpapas und damit hatte er auch schon versehentlich seinen Babydelphin losgelassen. Sofort war der kleine Lausedelphin verschwunden und in Panik sah sich der Vater um. Schließlich richteten sich alle Augen auf einen der kleinen Verbindungstunnel an der Außenwand, von welchen die Zuggeräusche kamen. Der kleine Babydelphin war schon in den Sog geraten und trieb immer schneller und schneller auf das Loch zu. Schließlich stellte er sich kerzengerade ins Wasser und drehte sich breit grinsend zu den Erwachsenen um. Die eine Flosse hatte er ganz fest an seinen kleinen Körper gepresst, aber mit der anderen Flosse salutierte er noch ein letztes Mal vor versammelter Mannschaft. Mit einem satten FLUPP verschwand der Babydelphin mit atemberaubender Geschwindigkeit im Loch und unmittelbar danach, konnte man ihn lauthals vor Vergnügen quiekend aus der Höhle hören. Die erwachsenen Delphine folgten dem Quieken auf dem Weg durch die Delphinhöhle mit dem Gehör, bis schließlich ein quiekender und leicht lädierter Babydelphin aus der Eingangshöhle geschossen kam. Mit rollenden Augen blieb der Babydelphin vor der verdutzten Spezialagentin torkelnd im Wasser stehen und übergab sich erst einmal herzhaft. Dann lallte er Roberta an, »Nochmal, Papa. Nochmal!« Doch Papa war sauer und packte seinen schlimmen Sohn sofort an der Schwanzflosse. Dann verschwand er mit dem zappelnden Schlingel im Schnabel. Ein herzhaftes Lachen gab es erst, als der unglückliche Papa verschwunden war. Allerdings gelang es so zwei weiteren Babydelphinen zu entkommen. Zwei satte FLUPPS später waren diese Eltern auch nicht mehr so begeistert und brachten im Anschluss an die rasche Fahrt durch die Delphinhöhle ihre Kinder lieber heim. »Ich glaube, die Eltern sind nur sauer, weil sie selbst schon zu groß für einen wilden Ritt durch die Verbindungstunnel sind«, erklärte Herr Magergräte im Flüsterton. Für Roberta ergab das durchaus Sinn, denn so waren Delphine eben. Sie waren immer für jeden Spaß zu haben, zumindest soweit das die Spezialagentin aus ihrer Erfahrung wusste. Ein paar Minuten später verebbte die Strömung und gleich darauf erschien auch schon Nadja.

»Hallo, Frau Nordstrom. Ist ihre Mission bereits erledigt?«, erkundigte sich Nadja hocherfreut, als sie ihre Ausbilderin und liebe Freundin entdeckte. Dann wunderte sich die Schülerin aber doch, »Nanu? Was ist denn hier los?« Sofort ließen die restlichen Eltern ihre Babydelphine los und die kleinen Minigeschosse sausten zu Nadja, um mit ihr zu kuscheln. Nadja freute sich zwar, dass sie bei den Kindern so beliebt war, aber sie wurde trotzdem rot. »Habt ihr Nadja nicht erklärt, was hier abgeht?«, erkundigte sich Roberta leise. »Ach, uns stört es nicht und wir wollen Nadja ihre Trainingsmethode nicht schlechtmachen. Es passt schon so«, erklärte Herr Magergräte ebenso leise und Roberta kicherte. Genau so etwas hatte sie sich schon gedacht.

Abends war es endlich soweit. Ein kleiner, trauriger Delphin sagte leise, »Danke.« Wie aus einem Albtraum erwachend blickte er in eine seltsame Runde. Diese große Höhle war vollgestopft mit Haien aller Farben, Größen und Formen. Auch viele junge Haie waren dabei, aber über zwei dieser ganzen Haie freute er sich im Besonderen: Doris und Larissa.

Trotz der schlechten Lichtverhältnisse zu so später Stunde blitzten in dutzenden Mäulern scharfe und tödliche Haifischzähne auf, aber diese Mäuler grinsten eindeutig vor lauter Freude und Erleichterung und nicht aus Vorfreude aufs Abendessen. Es war seltsam, aber unter Haien tat es dem kleinen Delphin nicht mehr ganz so weh, was ihm passiert war und er lächelte sogar. Bevor er hierher gebracht worden war, hatte er sich gefühlt, als wäre er der einsamste Meeresbewohner im ganzen Atlantik. Doch hier hatte er ungewöhnliche neue Freunde gefunden. Hier konnte er vielleicht wieder glücklich und froh werden.

»Na, du bist aber ganz schön neugierig«, kicherte Frau Magergräte. Die Sonne ging bereits unter und diese nette und etwas ernsthafte junge Delphindame wollte einfach alles wissen. »Ich glaube nicht, dass unsere Geschichte so ungewöhnlich ist. Unsere Ehe läuft selbstverständlich gut, aber wir hatten auch unsere Klippen zu umschwimmen. Da wir sie gemeinsam umschwommen haben, war das aber immer nur halb so schlimm«, ergänzte Herr Magergräte freundlich. »Ihr müsst Nadja entschuldigen. Sie ist zwar schon einige Zeit verlobt, versucht aber Beruf und Privatleben zu trennen. Es ist ihre Einstellung, dass sie sich im Dienst durch nichts ablenken lassen will. Das finde ich sehr lobenswert«, erklärte Roberta ihren Freunden. »Und jetzt kommt noch eine letzte Frage. Frau Nordstrom, warum leben sie mit ihrem Mann eigentlich nicht mehr zusammen?«, erkundigte sich Nadja bei ihrer Ausbilderin, denn sie hatte sich schon immer gewundert, warum Roberta Nordstrom eine alleinerziehende Mutter war. »Wenn du jetzt vermutest, dass wir nicht auch an einem Strang gezogen haben, liegst du aber falsch. Wir haben unser Wunschkind, unseren Manfred, und wir haben uns danach einfach unseren beruflichen Träumen gewidmet. Wir wussten von Anfang an, dass ich ein Wächterdelphin werde und mein Mann wollte immer Wissenschaftsdelphin werden. Eigentlich lieben wir uns noch immer, nur sehen wir uns selten. Die Forschungsreisen, die Wissenschaftsdelphine gemeinsam mit den Wissenschaftlern der Meermenschen unternehmen, können mitunter Jahre dauern. Ich besuche meinen Mann auch immer, wenn ich für den Rat der Delphine unterwegs bin und das Wiedersehen ist für uns beide immer eine große Freude. Ich denke jeden Tag in Liebe an meinen Mann, auch wenn er gerade sehr fern und vermutlich sehr beschäftigt ist.« Nadja war ganz verblüfft. Also war die Spezialagentin gar nicht so einsam, wie Nadja immer gedacht hatte. »Es ist doch ganz normal, dass man vor der Hochzeit kalte Flossen bekommt. So wie dir dein Liebster immer an der Schwanzflosse geklebt ist, solltet ihr beiden aber keine Probleme haben. Oder ist da etwas, dass du mir erzählen willst?«, erkundigte sich die Ausbilderin. »Ach, ich denke einfach oft nach, über meine Situation und so. Ich habe aber den Eindruck, es gibt immer einen stärkeren Partner in einer Beziehung und einen schwächeren. Einer bestimmt und der andere gehorcht«, seufzte Nadja. Stille folgte, aber sie währte nur kurz. Frau Magergräte rief verzückt, »Ich hab’s. Du hast so viel Schlimmes über die Beziehungen der Menschen gehört, wo die Männchen lange Zeit geglaubt haben, sie seien den Weibchen überlegen. Aber das ist bei uns Delphinen doch schon immer ganz anders gewesen. Die Affenmenschen lernen gerade erst, was Gleichberechtigung in einer Beziehung ist, aber bei uns Delphinen ist das schon seit Anbeginn der Zeit selbstverständlich.« Niemand konnte mehr erkennen, dass es eigentlich genau DAS nicht gewesen war, was Nadja im Moment beschäftigte. Dafür war es schon zu dunkel in der Delphinhöhle geworden. »Außer bei dem schurkischen Lügendelphin, den Frau Nordstrom verhaftet und in den Kerker geworfen hat«, seufzte Nadja und ergänzte gleich, »was ich gar nicht erzählen hätte dürfen, da die Mission ja geheim war. Hört mir Dussel einfach nicht zu.« »Vielleicht hat Nadja ja eine dieser Drogengurken gegessen, die der Lügendelphin Basti versucht hat anderen Delphinen unterzujubeln?«, wunderte sich Herr Magergräte. »Nicht, dass wir etwas von dieser geheimen Mission wüssten, bei der unsere rasende Roberta eigentlich gleich zwei Lügendelphine dingfest gemacht hat. Der zweite war sogar ein Ratsdelphin. Wolfgang hieß der doch, oder? Ups, und ich weiß natürlich auch gar nichts von diesen geheimen Geheimmissionen«, ergänzte Frau Magergräte und war ganz verlegen. »So ein Zufall. Der Onkel meines Verlobten ist auch Ratsdelphin. Frau Nordstrom hat mir über den zweiten Lügendelphin leider kaum etwas erzählt. Der erste Lügendelphin, also Basti, war sogar Lehrer, genauso wie der Cousin meines Verlobten. Nicht, dass ich irgend etwas über diese Geheimmissionen wüsste«, kicherte Nadja und fand das Gespräch zunehmend lustig. »Na, gut. Ich habe von meinen geheimen Missionen wohl zu vielen Delphinplauderbeuteln erzählt, die nichts für sich behalten können«, schnaubte die Spezialagentin, aber dann kicherte sie auch. Wenn man mit guten Freunden nicht über solche Geheimmissionen reden konnte, mit wem denn dann?

Sieh mal, wie die Zeit vergeht

Gerade als der etwas ungewöhnliche Hilfslehrer den Unterricht eröffnet hatte, sauste eine ältere Katzenhaidame in die Haischule. Sofort flüsterte sie dem Hilfslehrer aufgeregt ins Ohr, »Hey, Süßa. Pelikan hat jeliefert. Ik froi mir so.« »Junge oder Mädchen?«, erkundigte sich der Delphin im Flüsterton, aber die alte Katzenhaidame zuckte nur mit den Flossen.

Der Delphin hatte den Unterricht gerne für seine Große Hammerhaifreundin übernommen, weil diese hochschwanger gewesen war und offensichtlich gab es jetzt den lang erwarteten Nachwuchs. Überglücklich schaute der Delphinlehrer auf seine braven Haischüler. Mit der neuen Aufgabe in der Haisiedlung waren auch seine Lebengeister wieder erwacht und heute war der schönste Tag seit langer, langer Zeit.

Das freudige Grinsen erfüllte die jungen Haie ebenfalls mit Freude, denn jeden Tag hatte sich die Stimmung des Delphins immer mehr gebessert. Am Anfang mussten die Schüler den Lehrer sogar immer wieder daran erinnern, dass er ab und zu auch atmen musste, weil er ein Delphin war. Mittlerweile dachte er schon selbst daran und seinen Unterricht fanden die Haikinder ebenfalls klasse.

Der Delphin hatte sogar Doris, die schon etwas älter war und die sehr hart mit der Schwanzflosse zuklatschen konnte, zu seiner Assistentin gemacht, falls er kurz einen Abstecher aus der Schule machen musste. Auch sie war bei den Kindern schon sehr beliebt, außer, dass weniger geblödelt wurde, wenn sie den Unterricht übernahm. »Kinder, ihr wiederholt mit Doris, was wir gestern gelernt haben. Ich sehe kurz zur Frau Fachlehrer und bin gleich wieder da«, verkündete der Delphin und dann war die Stelle, an der er gerade noch im Wasser geschwebt war, leer. Dafür verursachte der superschnelle Delphin einen enormen Sog und Verwirbelungen im Wasser, der alle Junghaie aus ihren Raststellen riss, die jetzt quietschend vor Vergnügen im Raum herumwirbelten. Selbst die alte Katzenhaidame wirbelte herum und kicherte, wie ein junges Haimädchen. Der Delphinhilfslehrer brachte echt viel Spaß in die Schule. In Delphinschulen war Schnellschwimmen sogar verboten, aber die Haikinder fanden es toll, wenn der Delphin aus der Schule raste.

»Boa, die Entscheidung ist aber schnell gefallen, Frau Nordstrom«, staunte Nadja. »Roberta, meine Kleine. Wie oft soll ich es dir noch sagen, dass du mich Roberta nennen sollst«, rügte die Ausbilderin. Nadja wurde ein wenig rot und kicherte verlegen, »Es ist nur, dass die anderen Azubis dich nicht so anreden dürfen. Und die sind schon genauso lange hier in der Ausbildung, wie ich es bin.« »Die Abschlussprüfung zum Wächterdelphin hättest du aber schon nach einer Woche absolvieren können und jetzt sind schon vier Monate vergangen. Deswegen nehme ich dich auch immer mit, weil du schon die Arbeit eines ausgebildeten Wächterdelphins locker selbst machen könntest. Ich erzähle dir aber aus einem anderen Grund von der Entscheidung des hohen Rates im Westen eine riesige Delphinsiedlung für die Strände bauen zu lassen. Du bist unterfordert!«, schloss die Ausbilderin und wartete auf Nadjas Reaktion. »Mein Verlobter sagt auch, dass ich daheim immer alles so schnell erledigt habe, dass ich unterfordert bin. Deswegen ist er auch froh, dass ich hier die Ausbildung mache und ich mich hier vergnügen kann, während er in der Verwaltung seinen enorm stressigen und anstrengenden Arbeitstag hat.« Die Ausbilderin blinzelte, denn die Verwaltungsdelphine waren ihr ganz anders in Erinnerung. Sie waren arbeitsam und immer freundlich, aber dermaßen gestresst oder angestrengt, wie Nadjas Verlobter es offensichtlich war? Roberta schüttelte kurz den Kopf, um ihre Gedanken wieder in die richtige Richtung zu bringen und sagte, »Nein, das meine ich doch gar nicht. Du bist als einfacher Wächterdelphin unterfordert. Denk einfach an meinen Sohn Manfred, der sich auf die Nachtpatrouille spezialisiert hat, weil er so exzellent mit seinem Sonar umgehen kann. Oder meine Schwiegertochter Silke. Die wollte gleich selbst als Ausbilderin arbeiten, weil ihr unsere Arbeit bei ihrer eigenen Ausbildung so gut gefallen hat. Und Herr Mondschein, der schlimme Delphin, hat mir beide vor dem Schnabel wegstibitzt, damit sie in seinem Wächterposten wichtigere Aufgaben übernehmen, als einfach nur Wachdienst zu schieben. Was würdest du denn gerne über einen Wächterdelphin hinaus machen wollen, wenn du die Wahl hättest?« Nadja war verblüfft. Ihr Verlobter hatte ihr erklärt, dass es schon großzügig vom Rat der Delphine war, dass ein schwächliches und einem männlichen Delphin unterlegenes Weibchen überhaupt den Beruf des Wächterdelhins ergreifen durfte, aber das sie mehr sein könnte, sah er als vollkommen ausgeschlossen. Nadja überlegte, denn Roberta Nordstrom war doch sogar Ausbilderin und auch noch Spezialagentin des Kriegsrates. Silke Nordstrom war die wohl jüngste Ausbilderin in der Geschichte des Atlantiks, da meistens nur ältere Delphine mit viel Berufserfahrung so einen Job bekamen. Eigentlich waren überall erfolgreiche Delphinweibchen, wo man nur hinsah. Seltsam, dass Nadjas Verlobter so etwas übersehen konnte. »Ich will POSTENKOMMANDANTIN werden!«, brüllte Nadja heraus und wurde gleich knallrot im Gesicht. Ihre Ausbilderin kicherte, »Du bist wohl davon angetan, wie unser Postenkommandant Stefan die Dinge hier regelt.« Nadja nickte heftig und fügte hinzu, »Du hast ja selbst immer gut von ihm gesprochen und da wurde ich neugierig. Er teilt alle gut ein, hat immer ein offenes Ohr und alle lieben ihn, obwohl sie auf seine Befehle sofort reagieren. Außerdem darf er selbst Regeln aufstellen oder sich selbst zu einem Dienst einteilen, um einen seiner Wächterdelphine oder Ausbilder zu vertreten. Er hat ein paar Mal unterrichtet, als du ohne mich für den Kriegsrat unterwegs warst.« Roberta Nordstrom grinste breit, denn Diese Nadja war wieder die überschwängliche begeisterte Schülerin, welche immer schon große Träume gehabt hatte. Seit sie ihre Ausbildung begonnen hatte, war sie immer stiller geworden, als würde etwas an ihr nagen. Der Ausbilderin Nordstrom war das natürlich aufgefallen und vermutlich hatte sie jetzt zumindest eine der Ursachen gefunden. »Also, gut. Als zukünftige Postenkommandantin musst du vor allem an deinem diplomatischen Geschick arbeiten. Wir besuchen in einem nördlich gelegenen Siedlungsbauprojekt meine Freunde Stefan und Elke. Sie sind etwas sonderbar, aber sie haben echt den Durchblick und von denen kannst du dir ein Scheibchen abschneiden. Schwimmen wir los?«, erkundigte sich die Ausbilderin. Nadja kicherte, »Schon wieder ein Stefan, so wie unser toller Kommandant.« Dann blickte sie erschrocken, »Es gibt ja sogar noch einen dritten Stefan. Meinen besten Freund aus der Schule, mit dem ich heute mit meinem Verlobten zum Essen verabredet war. Warte kurz. Ich schwimme rüber in die Verwaltung und sag meinem Verlobten Bescheid.«

»Meine Oma im Pazifik ist auch so schlau wie du und sie heißt Klarabella. Würde dir dieser Name vielleicht gefallen?«, erkundigte sich der Hilfslehrerdelphin. Larissa und die anderen Haie blickten regelrecht entsetzt, denn dies war wirklich ein sehr alter Namen, den heute wohl niemand mehr verwendete. Für eine Oma war der Name passend, aber für ein frisch geborenes Großes Hammerhaibaby? Da war der Name natürlich auch passend, denn das süße Baby strahlte jetzt glücklich und bei allen anderen Namen hatte die Kleine immer Würgelaute von sich gegeben, als müsste sie sich übergeben. Dieses Verhalten hatte sie von einem der Katzenhaie abgeguckt, der bei einem anderen für Klarabella unpassenden Namen ebenso gehandelt hatte. Klarabella war also kaum auf der Welt und schon sog sie alles in sich auf, was der Ozean ihr an Wissen und Verhaltensweisen anzubieten hatte. Der Delphin grinste und blickte das süße Neugeborene total glücklich an. Dann säuselte er, »Oma hat mir sogar erlaubt, dass ich sie Klara nennen darf. Das ist die Kurzform des Namens und den durften nur Delphine verwenden, die Oma besonders lieb hatte. Darf ich dich auch Klara nennen?« Klara riss vor Freude die Augen auf und stürzte sich auf den Delphin. Sie lag auf seinem Schnabel und versuchte den Schnabel mit den noch viel zu kurzen Brustflossen zu umfassen. Klara war glücklich, aber ihre Mutter war es auch. »Also nenne ich dich Klara, wenn du brav bist und Klarabella, wenn du nicht so brav bist«, kicherte Larissa und die Katzenhaie im Raum fingen bereits an zu wetten, welchen Namen Larissa häufiger benutzen würde. Die Katzenhaie waren eben für jeden Spaß zu haben und sie wurden nicht umsonst ‚die Schelme der Meere‘ genannt.

»Dann werden wir auch gleich einen Namen für dich aussuchen, mein kleiner Delphinfreund. Klara ist doch noch zu jung, um dich mit Herr Aushilfslehrer anzusprechen. Oder verrätst du uns endlich, wie du heißt?«, erkundigte sich Larissa. Der Delphin schnaubte und fühlte sich in die Falle gelockt. »So wie dat Delphinschen abjeht, is seen Name Lunge«, schlug einer der Katzenhaie vor und tatsächlich war die rasante Fortbewegungsmethode des superschnellen Delphins schon lange Gesprächsstoff in der ganzen Haisiedlung. Klara schien der Name auf jeden Fall zu gefallen, denn sie war ganz verzückt und glupschte Lunge erwartungsvoll an. Der Delphin seufzte, »Also gut. Bis ich meinen neuen Namen gefunden habe, heiße ich gerne Lunge.« Nachdem das geregelt war, gähnte Larissa herzhaft. Die Geburt war sehr anstrengend gewesen und die Große Hammerhaidame konnte nur mehr schwer wachbleiben.

»Männeken, jetz raus hia. Larissa und Klara, ab in de Heia, jetz wird jepennt«, befahl die Katzenhaiärztin. Kaum lag Klara unter der Seitenflosse ihrer Mutter, gähnte sie einmal und schlief sofort ein. Larissa folgte ihrem Beispiel, gähnte herzhaft und schlief mit einem zufriedenen Grinsen auch ein. Der Delphin namens Lunge schwamm mit seinen Haifreunden leise aus Larissas Höhle. Jetzt hieß es, den Unterricht fortzuführen und die Schüler über das neue Haifischbaby zu informieren. Die Katzenhaie jedoch stoben schon in alle Richtungen auseinander und verbreiteten die Neuigkeiten gleich bei den Erwachsenen. Es war immer ein Segen für alle Bewohner einer Haisiedlung, wenn ein neuer Babyhai das Licht der Welt erblickte.

Zuerst starteten Nadja und die Spezialagentin zur alten Siedlung los, in der beide früher gewohnt hatten. Roberta Nordstrom hatte gehört, dass viele Delphine weggezogen waren und sogar gar kein Schulbetrieb mehr stattfand. Im Nu waren beide dort und sahen sich genau um. Mitten in der halb verlassenen Siedlung starrte Nadja wehmütig zu der Höhle hinunter, in der sie eigentlich zusammen mit ihrem Liebsten wohnen sollte. Sie sauste runter in die Eingangshöhle der Delphinhöhle, aber sein Geruch war kaum mehr festzustellen, stellte sie entsetzt fest. Wo war er nur hinverschwunden? Dann erfasste Nadja ihre Umgebung mit dem Sonar. Das Sonar eines Delphins war eine tolle Fähigkeit. Mit dem aktiven Sonar konnten Jagddelphine ihre Beute anpeilen oder sich im Kampf einen Vorteil verschaffen. Mit dem passiven Sonar konnten Delphine ihre Umgebung präzise wahrnehmen, wenn sie sich entsprechend konzentrierten. Bei Azubis wurde auf das Sonartraining während der Ausbildung sehr großer Wert gelegt, damit die Wächterdelphine ihre Aufgaben auch erfolgreich bewältigen konnten. Nadjas Ausbilderin erschien neben ihr und sagte leise, »Naja, er arbeitet ja in der Verwaltung, dann kann er unmöglich hier sein. Ich bin zwar verwundert das er dort arbeitet, weil er doch früher Versorgerdelphin bei der Jagdtruppe werden wollte, aber man kann seine Meinung ja ändern. Ich glaube fast, er wollte einfach nur näher bei dir sein. Wie romantisch.« Dann zwinkerte die Ausbilderin ihrer besten Schülerin zu, aber diese grinste nur unschuldig nach Art der Haie. Die restliche Siedlung war gleich inspiziert, jedoch schien die Siedlung auch bei näherer Inspektion wie ausgestorben. Dabei war dies einmal eine zwar kleine, aber sehr fröhliche Delphinsiedlung gewesen. »Es ist schon etwas traurig, aber viele junge Delphine zieht es in die großen Siedlungen oder in die Hauptstadt. Ich habe das auch in anderen Siedlungen schon gesehen. Ich dachte aber nie, dass es auch hier passieren könnte«, seufzte die Spezialagentin etwas wehmütig. »Sei nicht traurig. Vielleicht sehen wir einige Delphin im nördlichen Siedlungsbauprojekt wieder. Die Delphine, die in so aufwendigen Bauprojekten arbeiten und die dann auch dort siedeln, müssen ja von irgendwoher kommen. Besuchen wir deine Freunde und sehen einfach mal nach«, schlug Nadja vor. Die ungleichen Freundinnen nahmen rasch Fahrt auf, aber noch waren sie langsam genug, um sich unterhalten zu können.

»Die Sache läuft wie folgt: Du musst Praxis im Umgang mit Haien suchen, aber das bedeutet nicht, dass du alle verdreschen sollst. Wenn du einmal Postenkommandantin werden willst, musst du dich in Diplomatie üben. Elke und Stefan sind sehr weltgewandt und können dir dabei sicher helfen, wie ich schon erwähnt habe. Gefahren abschätzen, Situationen einschätzen und vor allem nicht gleich auf alles draufhauen, nur weil es dir dein Instinkt rät. Wir sind ebenso geschickt und diplomatisch, wie die Meermenschen, wenn wir wollen. Alles verstanden? Du schaust schon wieder so traurig.« »Ach, es geht nicht um die alte Siedlung oder um die bevorstehenden Aufgaben. Gerade heute schwimmt mein Verlobter am Nachmittag seinen Onkel, den Ratsdelphin, besuchen. Ich wollte ihn schon lange kennenlernen, aber er war immer in diplomatischer Mission unterwegs. Der Cousin meines Verlobten ist auch da und den verpasse ich dann leider auch. Kaum habe ich gesagt, dass wir uns heute erst sehr spät sehen werden, hat er mir gebeichtet, dass er mich mit dem Besuch des Onkel und des Cousins überraschen wollte«, seufzte Nadja. Die Ausbilderin hakte nach, denn sie war neugierig, »Die Ratsdelphine vom zivilen Rat verreisen aber nur selten, soweit ich weiß. Und wenn der Onkel mit einem der wenigen Kriegsräte bekannt wäre, wüsste ich das. Wo treibt er sich herum?« Nadja überlegte kurz und antwortete, »Der Onkel ist auf die Bücher der Menschen und auch auf Forschungsprojekte spezialisiert. Mein Verlobter hat mir gesagt, dass sein Onkel auch oft im Mittelmeer ist. Der Cousin unterrichtet ebenfalls im Mittelmeer, weil er mit seinem Paps unterwegs sein wollte.« »Das klingt ja sehr interessant. Wissenschaft, Forschung und Menschenkunde sind tatsächlich wichtige Aufgaben des Hohen Rates und hat mit dem Kriegsrat meistens auch gar nichts zu tun. Ich dachte nur, die Familie deines Verlobten käme aus dem Pazifik und nicht aus dem Mittelmeer. Als schneller Delphin kann man natürlich überall schnell hingelangen, daher macht der Ozean wohl keinen großen Unterschied. Du heiratest da in eine tolle Familie ein. Glückwunsch«, lobte Roberta ihre Schülerin. Nadja grinste sichtlich erleichtert, dass auch ihre Ausbilderin und Freundin so zufrieden wie Nadja war. Nur, warum wirkte Nadja dann so häufig traurig oder nachdenklich, obwohl sie doch glücklich sein sollte, da sie offensichtlich das große Los gezogen hatte? »Und jetzt kommt ein Wettschwimmen«, sagte Nadja schnell und schoss davon. Roberta Nordstrom kicherte vergnügt und nahm die Verfolgung auf. Es wurde immer schwerer, die kleine Nadja einzuholen und das machte Roberta gleich doppelt stolz.

Lunge war regelrecht glücklich. Daher pflügte er durch den Ozean, wie ein Verrückter. Er war schon lange nicht mehr so schnell geschwommen, weil ihn Schnellschwimmen zu sehr an eine unangenehme Vergangenheit erinnert hatte, die vor seinem Leben bei den Haien existiert hatte. Dass er so weit nach Südwesten geschwommen war, wie noch nie zuvor in seinem Leben, bemerkte er erst, als er die Küste vor sich sah. Hier stimmte auch der Salzgehalt im Wasser nicht ganz. Die Sache musste gleich untersucht werden, fand Lunge. Neugierig sauste er näher zur Küste und machte eine erstaunliche Entdeckung. Ein gigantischer Strom ergoss sich vom Festland, auf dem die Affenmenschen lebten, in den Ozean. Lunge dachte nach und erinnerte sich auch bald daran, dass dieser Fluss eigentlich nur der Amazonas sein konnte. Viel wusste Lunge zwar nicht, aber er wusste, dass die Futterfische, die im Amazonas lebten, zwar recht klein waren, aber sie bissen zurück. Diese Piranhas, wie sie von den Menschen genannt wurden, waren eher sogar selbst die Raubfische in diesem Fluss und weder Landbewohner noch Meeresbewohner waren vor diesen kleinen Fressmaschinen sicher. »Also lieber keine Flusserkundung«, kicherte Lunge vergnügt und tauchte auch gleich ab, denn sein Magen schien schon zu knurren. Schnell hatte er auch einen Schwarm Futterfische über einem dichten Korallenwald entdeckt, aber das Knurren war seltsam. Es schien nicht von seinem Magen auszugehen, sondern aus dem Korallenwald zu kommen. Sofort folgte Lunge dem Geräusch. Der flotte Delphin musste nicht lange suchen, da hatte er die Ursache auch schon gefunden. Es war ein kleines Mädchen und so wie die meisten Meeresbewohner, hatte sie eine Schwanzflosse. Anders als bei Meerjungfrauen, deren Schwanzflosse ja grün war, war ihre Schwanzflosse aber BLAU!!!

Das Mädchen war entsetzt über den Delphin, der sich wie aus dem Nichts vor ihr materialisierte und sie angrinste, also hechtete sie hinter einen Felsen und presste ihren Kopf auf den Meeresboden. Allerdings ragte ihr Po noch über den Felsen und da sie furchtbar zitterte, wackelte der natürlich dementsprechend. Der Magen knurrte wieder fürchterlich, also fing das kleine Mädchen auch noch zu weinen an. Dann hörte die Kleine eine sanfte und erheiterte Stimme, »Es gibt keinen Grund zu weinen, denn ich will dir doch gar nichts antun. Außerdem kann ich dich noch sehen, Fräulein von Wackelpo.« Sofort drehte das Mädchen den Kopf und hörte auf zu zittern. Entsetzt sah sie, dass tatsächlich ihr Po noch weit über den eher flachen Felsen ragte. Schließlich atmete sie heftig aus und ergab sich ihrem Schicksal. Sie richtete sich auf und kam hinter dem Felsen hervor. Ihr Magen schmerzte schon, so hungrig war sie. Mit ihren sechs Jahren war sie auch noch viel zu jung, um selbst zu jagen und die Seegurken in der ganzen Umgebung hatte sie schon gesammelt und aufgegessen. Den leckeren Futterfischen konnte sie nur traurig hinterherblicken, aber fangen konnte sie leider keinen. Gekrümmt und mit den Armen vor ihrem brummenden Bauch näherte sie sich dem seltsamen Delphin, der sie angesprochen hatte. »Hallo, Delphin. Ich bin die Seehexe Nadja und ich hab ja solchen Hunger«, lamentierte das Mädchen und schaute hinunter zu ihrem leeren, knurrenden Magen. Natürlich hatte sie sofort bemerkt, wie der Delphin entsetzt zurückgezuckt war. Alle hatten Angst vor Seehexen und Nadja wusste, was jetzt kam. Als sie aufblickte, war der Delphin tatsächlich auch schon verschwunden. Nadja krümmte sich zusammen und fing laut vor Enttäuschung und Hunger an zu weinen. Schließlich landete sie auf dem Po, denn ihr wurde schon schwindlig und sie konnte einfach nicht mehr.

PLATSCH

Etwas Seltsames war passiert. Ein dicker, fetter, bodenständiger Futterfisch war auf ihrem Schoß gelandet und da außer ihr niemand sonst hier war, musste er wohl für sie sein. Doch wer war das gewesen? Der Delphin war ja geflohen. Ohne weiter nachzudenken, nahm Nadja den Futterfisch hoch und fing an ihn immer gieriger und gieriger zu essen. Der Fisch war riesig für so ein kleines Mädchen, aber sie verputzte ihn dennoch, denn er schmeckte so unendlich köstlich, dass Nadja diesmal vor lauter Freude anfing zu weinen.

PLATSCH

Dieses Mal landete ein äußerst schneller Futterfisch auf ihrem Schoß. Diese frechen Schlingel schlugen Haken und verspotteten die oftmals erfolglosen Jäger auch noch, indem sie »Pfrz«-Geräusche machten. Doch dieser freche Schlingel hatte offensichtlich seinen Meister gefunden. Der Futterfisch hatte nur wenig fett und auch er schmeckte hervorragend, doch schaffte Nadja nur noch ein paar Bissen, dann musste sie aufgeben. Nachdenklich blickte Nadja über die Lichtung des Korallenwalds und verstand ihr Glück nicht mehr. Endlich war sie einmal satt geworden und das war sie nicht mehr, seit sie von zuhause ausgerissen war. Als sie sich zufrieden zurücklehnte, griff sie auf etwas rundes und weiches. Sie drehte den Kopf und da lag ein kleiner Stapel Seegurken. Nadja konnte es nicht fassen, denn da waren auch gelbe Seegurken dabei, die sehr süßlich und lecker schmeckten. »Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig. Du solltest auch ein wenig gesundes Gemüse essen, damit du auch gesund bleibst. Ich hoffe, dir geht es wieder besser?«, erkundigte sich die freundliche Stimme von vorhin. Erst jetzt bemerkte Nadja den Delphin, der ganz ohne Angst und freundlich grinsend hinter dem Stapel Seegurken lag und ihr offensichtlich beim Essen zugesehen hatte. War das ein Zauberdelphin, weil er sie mit Futterfischen und Seegurken versorgt hatte, ohne das sie ihn dabei gesehen hatte? Nein, sie erinnerte sich daran, immer ein WUSCH gehört zu haben und sie wurde auch immer von einer leichten Verwirbelung im Wasser zurückgedrückt. Dieser Delphin war einfach nur unglaublich schnell!

»Verzeih mir, falls ich dich vorhin erschreckt habe. Ich muss zugeben, ich war ein wenig geschockt. Mein Name ist übrigens Lunge«, erklärte der Delphin. »Weil ich eine Seehexe bin?«, erkundigte sich Nadja zögerlich. Lunge lachte und erklärte, »Nein, so etwas stört mich doch nicht. Es war dein Name. Er erinnert mich an ein Delphinweibchen, das mir einmal sehr weh getan hat. Soll ich dir die Geschichte erzählen?« Nadja nickte und kam vorsichtig näher. Sie war hier ganz allein im Ozean und jetzt hatte sie vielleicht einen Freund gefunden. Ihr Herz pochte, als sie immer näher kam und schließlich umarmte sie den Delphin und flüsterte, »Danke für das leckere Essen.« Dann setzte sie sich neben Lunge und schmiegte sich an ihn. Sie hatte ja so gehofft, dass Lunge nicht davonschwimmen würde, wenn sie ihn umarmte und es tat ihr so gut, seine Nähe zu spüren. Nadja war glücklich und bat mit leiser Stimme, »Ich bin bereit. Ich möchte gerne deine Geschichte hören und wenn du möchtest, erzähle ich dir dann auch meine.« Jetzt nickte Lunge und sein Blick änderte sich und wirkte etwas traurig. Dann begann er seine Geschichte zu erzählen, »Einst lebte ich in einer kleinen aber feinen Delphinsiedlung und dort lebte auch das bezaubernste und liebenswerteste Delphinmädchen namens Nadja….«