Spree-Babe - Mareen Vahle - E-Book

Spree-Babe E-Book

Mareen Vahle

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Beschreibung

Mit „Spree-Babe“ legt Mareen Vahle ihr zweites Buch vor. Dieses Mal geht die Jägerin und Waldpädagogin im Großstadtdschungel Berlin auf die Pirsch. Mit flotter Feder und sicherem Gespür für die Komik im ganz normalen Wahnsinn bietet sie den Lesern ein Kaleidoskop von Liebe, Lust und Frust in der Hauptstadt. Meist kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen, doch schon im nächsten Moment wird man nachdenklich gestimmt. Sinnliches und Besinnliches liegen oft nah beieinander und am Ende wartet der Tod. Es ist eine Liebeserklärung an das Leben und ein Bekenntnis zu Berlin, dessen Einwohner der beste Beweis sind, dass jeder anders komisch ist.

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SPREE-BABE

 

 

 

Geschichten aus der Hauptstadt

 

von

 

Mareen Vahle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Egal wie hoch der Preis ist –

Der Liebe kann man nicht entkommen.

 

 

Impressum

Titel: Spree- Babe

Autorin: Mareen Vahle

ISBN: 978-3-946510-94-9

 

Alle Rechte vorbehalten. Es ist ohne vorherige schriftliche Erlaubnis nicht gestattet, dieses Werk im Ganzen oder in Teilen zu vervielfältigen oder zu veröffentlichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort

Mit „Spree-Babe“ legt Mareen Vahle ihr zweites Buch vor. Dieses Mal geht die Jägerin und Waldpädagogin im Großstadtdschungel Berlin auf die Pirsch. Mit flotter Feder und sicherem Gespür für die Komik im ganz normalen Wahnsinn bietet sie den Lesern ein Kaleidoskop von Liebe, Lust und Frust in der Hauptstadt. Meist kann man sich das Schmunzeln nicht verkneifen, doch schon im nächsten Moment wird man nachdenklich gestimmt. Sinnliches und Besinnliches liegen oft nah beieinander und am Ende wartet der Tod. Es ist eine Liebeserklärung an das Leben und ein Bekenntnis zu Berlin, dessen Einwohner der beste Beweis sind, dass jeder anders komisch ist.

 

 

Die Autorin Mareen Vahle

 

Das leidenschaftliche Leben dieser allein erziehenden Powerfrau ist so bunt und abwechslungsreich wie ihre Geschichten. Mit Natürlichkeit und erfrischendem Humor ist sie immer auf der Jagd – egal ob im Großstadtdschungel Berlin, wo sie ihren Lebensmittelpunkt gefunden hat oder in den Bergen des Nationalparks. Als Waldpädagogin hat sie viele Jahre den Schülern in Sachen Wild und Wald lehrreiche und spannende Stunden beschert, was von Presse und Fernsehen vielfach dokumentiert wurde. Viele ihrer Kurzgeschichten und Jagderlebnisberichte wurden bereits veröffentlicht. Ihre Ausflüge in die Modewelt, ihre Arbeit vor und hinter der Kamera oder ihre Ausbildung zur Fitness-Trainerin in New York sind ein Fundus für ihre Arbeit als Autorin. Die Querdenkerin, der bei allem Temperament das Herz und die Sensibilität gegeben ist, die „Dinge hinter den Dingen“ zu sehen, nimmt die Herausforderungen des Alltags sportlich und nichts entgeht ihrem Sinn für Komik. Hier dürfen die Leser noch einiges erwarten!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Dickes B

 

1. Potsdamer Brücke

2. Winterfeldtplatz

3. Urania

4. Danziger Strasse

5. Bötzow Kiez

6. Berlin WM

7. Kollwitzplatz

8. Wannsee

9. Schlüter Straße

10. Köpenick

11. Zionskirchplatz

12. Pankow

13. Volkspark Friedrichshain

14. Greifswalder Strasse

15.Turmstraße

16. Prenzlberger Vampire

17. Oranienburger

18. Bio-Fleisch im Mai

19. Rehrücken

20. Wedding Detektiv

 

Mutterstadt

 

1. Heiße Mitte

2. Italienische Verhältnisse

3. Museumsinsel

4. Q-damm

5. festhalten

6. Monbijoupark

7. Singlehauptstadt

8. Wie-agra

9. Kreuzberg

10. Ausflug

11. Solo tu

12. Chili und Chocolatl

 

Herz und Schmerz

 

1. Veti-weh

2. Todesahnung

3. Vertrauensärztin

4. Liebesbeweis

5.Tragischer Todesfall

6. Das Gemälde „Liebe ist stärker als der Tod“

7. Grunewald

8. Phillip

 

Jägerin

 

1. Graffiti Vizsla

2. Herz hat Flügel

3. Jugendsuche

4. Wildtaubenbrust

 

SPREE-BABEgoesMexiko

 

1. Die Jaguar-Legende

2. Ajijic

3. México, mi amor

4. Guadalajara, mi alma

5. palabras del corazon

 

 

 

Dickes B

 

Potsdamer Brücke

 

Seit zehn Minuten stand ich auf der Potsdamer Brücke. Nicht etwa um den putzig umherrudernden Enten, die von der Vogelgrippe verschont geblieben waren, nachzusehen. Vielmehr stand ich auf der linken Spur in Richtung Potsdamer Platz. An der rot-gelb-grünen Ampel war quer auf der mittleren Spur ein Polizeimotorrad geparkt, dessen Blaulicht unaufhörlich blinkte. Der dazu gehörende Sheriff hatte sich, ohne seinen Sturzhelm abzunehmen, vor der Mittelspur der Gegenrichtung aufgebaut. Er sah aus wie ein grüner Außerirdischer, der den unaufhörlich aus Richtung Kreuzberg strömenden Fahrzeugen Durchfahrt gewährte. Obwohl ich hermetisch abgeriegelt im Auto saß und Radio hörte, spürte ich die wachsende Unruhe der Anderen.

Nun ging der Verkehrsregulant zu seinem Bike. Aha, es geht los, dachte ich und ließ den Motor an. Falsch gedacht! Er hatte nur mal kurz in sein Mikro gesprochen und pflanzte sich dann wieder auf die Gegenfahrbahn. Wunderbarerweise hatte niemand seine kurzfristige Abwesenheit ausgenutzt um sich davon zu machen. Alle standen wie angenagelt. Trotzdem machte sich eine Atmosphäre breit, als würden die Autofahrer in Kürze den Polizisten irgendwo annageln.

Hier und da wurde gehupt, ich wollte mich da auch nicht verschließen und verhielt mich solidarisch. Der eine oder andere wendete widerrechtlich in seiner Spur und trat den geordneten Rückzug an. Der Fahrer eines Linienbusses war wohl der Meinung, er habe genug gewartet und rollte schon mal langsam an. Das blieb dem Grünen aber nicht verborgen. Er stieß seinen Arm mit der gegen den Bus gerichteten Handfläche so zackig in die Luft, dass der Bus trotz einer Distanz von immerhin vier Spuren und Mittelstreifen nachfedernd mit einem Quietschen stehen blieb. Respekt.

Der Fahrer gab aber noch nicht auf. Sein Oberkörper ging halb aus dem Seitenfenster und er berief sich schimpfend auf seinen Fahrplan, was allerdings kein Mitleid erzeugte. Parallel dazu wurde im Radio die Lüge verbreitet, mit Bus und Bahn käme man ohne Stau und schneller durch die City.

Jetzt kam ein weiteres Polizeimotorrad angesaust. Als es über die Brücke flitzte kam Leben in den Absperr-Polizisten. Wie ein HB-Männchen sprang er auf und ab und ruderte wild mit den Armen. Es war klar: Er wollte dessen Verstärkung. Der Andere hatte das wohl im letzten Moment mitbekommen und drehte. Nun nahm sein Motorrad den Platz des Kollegen ein, der seinerseits zu seinem Krad ging. Aha, folgerte ich. In Fällen von akutem Personalmangel kann ein polizeiliches Fahrzeug Kraft seiner grün-weißen Farbe und Blaulicht einen Beamten ersetzen. Interessant.

 

„… in Köpenick gesperrt. Grund ist eine Uferunterspülung.“ Kichernd fragte die Piepsstimme aus dem Sender, was denn wohl eine Uferunterspülung sei und forderte den Hörer, der es wüsste auf, sich doch bei ihr im Sender zu melden.

„You drive me crazy…“ schallte es aus dem Radio. Sofort stellte ich lauter – mein derzeitiger Lieblingssong. Der Fahrzeugstrom aus Kreuzberg ließ und ließ nicht nach. „Hey, trotz strahlendem Sonnenschein habt ihr heute nicht mehr als 19 Gradin der Hauptstadt. Nehmt euch eine Jacke mit, sonst holt ihr euch einen Schnupfen unddas ist echt Kacke!“

Ja, so was sagen die hier im Radio! Dann kiekste sexy Shakira aus den Boxen. Passte irgendwie, denn die Temperatur in dem schwarzen Auto lag inzwischen deutlich über 19 Grad.

 

 

Endlich des Rätsels Lösung: eine Motorrad-Eskorte. Danach schwarze Limousinen mit Chauffeur, Bodyguard und im Fond jeweils ein wichtiger Mensch. Äh, Mann. Die lustig flatternde blau-gelb-grüne Standarte konnte ich nicht zuordnen. Mehr Motorräder. Schlussflagge.

 

So, Leute, jetzt aber los.

Aber nun traute sich keiner mehr. Ich drückte energisch auf die Hupe, denn die Ampel zeigte sich gerade von ihrer grünen Seite, aber die Beiden vor mir warteten noch auf den erlösenden Wink des Beamten. Da!

Alle waren froh wieder Gas geben zu können und fuhren mit Schmackes in die Kreuzung des Potsdamer Platzes, wo sich alle Autos verknoteten, denn dort war die Ampel vorsichtshalber komplett abgeschaltet.

„Fahr, du Idiot!“ rief ich unspezifisch nach vorne und ruderte empört mit dem rechten Arm. Von allen Seiten dröhnte die Musik der verschiedensten Radiosender und wildes Gehupe um den Vordermännern Mut zu machen, die quer stehenden Wagen zu rammen. Die Ampel sprang an. Grün.

„Fahr!“ rief ich, aber der Typ traute sich nicht. Ist das zu fassen? Mein Blick glitt zum Kennzeichen: HB – ein Bremer! Kein Wunder! Wenn du es eilig hast in der Hauptstadt, häng dich bloß nicht hinter ein auswärtiges Kennzeichen! Die schleichen durch die Gegend und suchen die nächste Attraktion. So jemand vor dir und du kannst deinen Termin vergessen! Die bremsen ab bei hellgelb, damit sie Gelegenheit haben noch mal fix ins Google Maps zu schauen.

Mach ich auch in anderen Städten.

 

Hinten am Horizont sah ich dicke schwarze Rauchwolken am Himmel träge nach links weg driften. Ach, du Schande. Da brennt doch wohl nicht unser Kiez? In jedem Fall war es was Größeres, was da in Rauch aufging.

„…ist die Hufelandstrasse zwischen Greifswalder und Bötzowstrasse gesperrt. Grund ist ein Wasserrohrbruch. Die Arbeiten werden die ganze Nacht andauern.“ Wasserrohrbrüche sind in Berlin an der Tagesordnung. Wahrscheinlich sind die vielen Schlaglöcher in den Straßen schuld: Da die Autos ständig in die Löcher knallen, beschädigt das Ausmaß der daraus entstehenden Erschütterungen die unterirdischen historischen Leitungen, die dann dem Wasserdruck nicht mehr standhalten. Oder so.

 

Andererseits darf man an dieser Stelle auch den völkerverbindenden Gedanken nicht aus den Augen verlieren. Es heißt ja, Europa wachse zusammen und in Bezug auf den Straßenzustand hat sich unsere Hauptstadt ganz klar an das Niveau tschechischer Landstraßen angepasst. Die Stadtverwaltung hat einfach kein Geld, sondern beschäftigt eigens angestellte Beobachter, die die schlimmsten Schäden melden. Diese werden dann mit einer Portion Asphalt-Teer-Stopfmaterial gefüllt, so dass meist ein abgerundeter Buckel an Stelle des scharfkantigen Schlagloches entsteht. Solcherart versucht die Stadtverwaltung sich vor den größten Schadensersatzforderungen zu schützen. Es gibt sogar Straßen in Berlin, die haben überhaupt keine Asphaltdecke, sondern bestehen aus festgefahrenem Boden. Nach stärkeren Regenfällen stehen die kontaktfreudigen Bewohner mit Klappspaten und Kinderschüppchen vor ihren Häusern und graben in Windeseile kleine Kanäle um die plötzlichen Wassermassen von ihrem Garten auf den des Nachbarn umzulenken. Nach schwachem Regen werden selbige Gerätschaften benutzt, um die dann auftretenden Nacktschnecken in Stücke zu hacken. Auf diese Weise schützen manche Berliner die Salatköpfe, die von den Rehen bis dahin noch verschont geblieben sind.

 

Auch sprachlich wachsen wir zusammen. Die von Anglizismen durchsetzte Werbung sorgt dafür, dass auch ältere Bürger aus den neuen Bundesländern längst wissen, was ein „Display“ oder ein „Counter“ ist. Spätestens seit WM-Zeiten kann man an absolut jeder Ecke „Togo-Kaffee“ bekommen und am Prenzlberg hat doch tatsächlich ein Bestattungsunternehmen eine Biergartengarnitur vor seinem Schaufenster aufgebaut! Wenn das nicht „cool“ ist!

Die „Charts“ kommen uns derzeit spanisch daher, weil Salsa die Tanzböden erobert und in der Urlaubszeit spanische Begriffe ganz allgemein die Laune heben. Zwei Jahre lang habe ich geglaubt, dass „pitsi“ ein ungarisches Wort sei und „klein“ oder auch „bisschen“ bedeute. Per Zufall erfuhr ich neulich von meiner ungarischen Nachbarin, bei der ich das Wort öfters höre, dass diese „pitsi“ für ein deutsches Wort hielt und ebenfalls glaubte, es hieße „bisschen“. So war uns zwei Jahre lang nicht aufgefallen, dass es das Wort eigentlich überhaupt nicht gibt. Wenn das keine Völkerverständigung ist!

 

So. Immerhin – der Rohrbruch war dieses Mal in unserem Kiez und der Rauch auch – genügend Löschwasser war also vorhanden.

Es ist noch gar nicht lange her, da hat eine Schauspielerin eine Kita angezündet. Warum, habe ich vergessen, aber ich erinnere mich, dass sie auf dem Foto ein rotes Kleid an hatte und toll aussah. Jedenfalls war das ganz in unserer Nähe gewesen. Die wird doch wohl nicht rückfällig geworden sein?

 

Neben mir hupte es nachdrücklich. Empört sah ich zur Seite, meine Hand griff zur Hupe um Paroli zu bieten. Ein attraktiver Typ in einem silbernen Cabrio machte Zeichen, ich solle meine Scheibe runterlassen. Dann hielt er sein Handy hoch und machte mit dem rechten Zeigefinger Tippzeichen. Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. Das machen die immer, die Berliner!

 

Der Bremer hatte sein Gaspedal entdeckt und es ging weiter.

„… ist die Friedrichstrasse zwischen Französischer Strasse und Kronenstrasse gesperrt. Grund sind Dreharbeiten. Ebenfalls wegen Dreharbeiten gesperrt ist dieSimon-Dach-Strasse.“Dann James Blunt „I saw her face in a crowded place…“

Das bedeutete Rückstau auf der Leipziger an der Kreuzung Friedrichstrasse. Mist. Ich beschloss, den Bremer abzuhängen und zog das Lenkrad scharf rechts rüber und stieß in eine Lücke. Na ja, ein Lückchen, denn der Bus hinter mir war der Meinung, ich würde da nicht reinpassen und drückte mehrfach die Lichthupe. Auch egal. Hauptsache, nicht hinterm Bus. Das treibt meinen Adrenalinspiegel sofort in die Höhe.

Wie erwartet gab es ein Chaos an der Kreuzung Friedrichstrasse. Alle, die eigentlich links einbiegen wollten und kein Radio gehört hatten oder dem jugendlichen Sprecher keinen Glauben schenkten, versuchten sich nun in die Geradeausspur zu quetschen. Vom Reißverschlusssystem hatte scheinbar noch nie jemand was gehört, außerdem war es viel lustiger sich mit Gehupe, Armwedeln und Drohgebärden (Taxen) Durchlass zu erkämpfen. In der Gegenrichtung hätten die Rechtsabbieger ja eigentlich gleich auf ihrer Spur zügig weiterfahren können, trotzdem bremste jeder erstmal neugierig ab und glotzte auf die schwarzen Vans und die hohen Scheinwerfer.

Ich auch.

Fischerinsel - obligatorischer Blick nach links auf den halb verborgenen Dom, dessen Anblick mich auch nach dem tausendsten Mal immer noch fasziniert, besonders mit der nächtlichen Effektbeleuchtung. Mit Schwung fuhr ich in die zweispurige Unterführung - Vollbremsung, Stau. Shit. „ Shake that ass on me,shake that ass on me, girl...”