Staatenbund der Planeten (AlienWalk 4) - Jens F. Simon - E-Book

Staatenbund der Planeten (AlienWalk 4) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Sigurd wird durch den Stasisstrahl einer anlaufenden außerirdischen Maschinerie auf einer der beiden neu entdeckten Supererden im Sonnensystem in eine Zeitstase versetzt. Zweihundertfünfzig Jahre später sind das Sonnensystem und die Menschheit integrierter Bestandteil einer aus fünf Planetensystemen bestehenden Union. Der Saturnmond Japetus und die Station MAITRI wurden bei dem Angriff einer nichtmenschlichen Rasse vor etwa 120 Jahren vernichtet. Seit dem Verschwinden von Sigurd hat sich das TRISHARANA mit samt der Xxiin Siedlung unter einem Tarnfeld verborgen. Die Menschheit hat nie von ihnen erfahren, obwohl die Venus mit Hilfe von außerirdischer Technologie einem Terraforming unterworfen wurde und über zehn Millionen Menschen sowie Angehörige der vier Unionsvölker mittlerweile dort leben.

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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2024

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AlienWalk 4

Staatenbund der Planeten

Jens F. Simon

© 2021 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Der Spezialist MbF“

Doppelband

2.Auflage

ISBN: 978-3-96674-226-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt:

Der Zeitungsartikel

Die Entdeckung

Jenseits der Zeit

Anno 2268

Geschichte

Zauberei und Magie

Zuflucht Venus

Das Versteck

Der Mellraner Calgulla

Neue Konflikte

Das magische Raum -Zeit Konstrukt

«Mit überirdischen Fähigkeiten »

Der Rat von Mellrack

Die Suche beginnt

Die 5. Rasse

Wenn die Welt nicht mehr die ist, die du zu kennen glaubst, wenn du selbst den Halt verlierst, dein Körper dich im Stich lässt, wenn alles zerbricht, was dir heilig war, dann mein Freund begibst du dich in ein gewaltiges Abenteuer, das die Grenzen des Althergebrachten, ja selbst die Grenzen des Universums sprengt.

Sei guten Mutes und offenen Herzens, dann findest du, was bisher niemand jemals fand, Unsterblichkeit.

Der Zeitungsartikel

„Was für ein Traum“! Ich erwachte nur langsam aus einer langen und wirklich fantastischen Traumwelt. Immer noch etwas benommen von den Erlebnissen, blinzelte ich in die ersten Sonnenstrahlen des beginnenden neuen Tages.

Ich lag wie immer in meinem Bett, das sich in meinem Jugendzimmer im Haus meiner Eltern befand.

Versonnen blickte ich auf die vielen Hundert Science-Fiction Bücher, die sauber aneinandergereiht in den Bücherregalen standen, die um mein Bett herum an der Wand aufgehängt waren.

Ich versuchte mich zu erinnern, welches Buch ich noch bis spät in die Nacht hinein gelesen hatte, als es über mich hereinbrach, wie eine Naturkatastrophe; es war überhaupt kein Traum gewesen, es war die Wirklichkeit.

Alles! Ich schluckte schwer und versuchte gleichzeitig kräftig einzuatmen, was dazu führte, dass ich fast an meiner eigenen Spucke erstickt wäre.

Ein kurzer und heftiger Hustenanfall ließ mich endgültig zu mir kommen und erwachen.

Meine Abenteuer der letzten Monate standen mir wie ein Fanal eingraviert in meinen Erinnerungen.

PAURUSHEYA, das organische Raumschiff, in das ich mich unsterblich verliebt hatte und das mich einfach so gegen das Volk der Xxiin mit Königin Yiilyix als ihrem Oberhaupt ausgetauscht hatte. Da sie anscheinend von den Xxiin abstammte, war ihr das wohl auch nicht besonders schwergefallen.

Da war der Kampf gegen die außerirdische Invasion der Mernchen, da waren meine neuen Freunde Sir Arthur Newcraft, Mark Merlin, Selin Wiegand und Amanda Lerch, ehemalige Agenten der Life-Int-Ltd. Meine Erinnerungen überschlugen sich und meine Gedanken blieben an den letzten Ereignissen hängen, die sich abgespielt hatten, bevor ich mich entschied, einfach die Zeit zurückzudrehen und wieder in mein altes Elternhaus zu ziehen.

Ich hatte meinen Körper verloren, oder besser gesagt, ich war gestorben, erschossen worden, wenn sie nicht gewesen wären. Ich würde den Rest meines Lebens mit ihnen leben müssen, da sie nunmehr der Hauptbestandteil meines Körpers geworden waren, Naniten.

Nanobots, teilweise künstlich, teilweise wohl auch organischer Natur, hatten mein Leben gerettet, indem sie angefangen hatten, meine Körperzellen zu ersetzen.

Sie übernahmen nach und nach alle Funktionen meiner Organe und vermehrten sich exponentiell schnell.

Sie hatten in Sekundenschnelle die normalerweise tödlichen Verletzungen, die durch die Kugeln und den Laserstrahl, entstanden waren, regeneriert, indem sie sich selbst an die Stelle der zerstörten Zellen setzten und deren Funktionen übernahmen.

Außer Amanda wusste bisher niemand von der neu gegründeten MBF-Organisation etwas darüber.

Auch Sir Arthur nicht. Ich hatte mir eine Auszeit erbeten und war zunächst zurück in das renovierte Haus meiner verstorbenen Eltern gezogen.

Dorthin, wo ich seit meiner Geburt gelebt hatte.

Nachdem die notwendigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren, war ich gestern hier eingetroffen. Heute wollte ich Delian, meinen alten Freund aus Jugendzeiten, aufsuchen. Er und seine Frau betrieben im Dorf eine kleine Kneipe.

Ich hatte ihn einmal mit Alethea besucht, dem stofflichen Hologramm von PAURUSHEYA.

Das war ganz am Anfang unserer Beziehung gewesen, die jetzt wohl vorbei war. Ich hatte es noch nicht wirklich überwunden oder besser ausgedrückt, ich würde es in der nächsten Zeit wohl auch nicht überwinden. Ich vermisste sie einfach.

Ich stand auf und blickte mich in meinem Zimmer um. Früher bekam ich beim Anblick der vielen Bücher jedes Mal eine Gänsehaut.

Ich stellte mir vor, wie es war, Abenteuer zwischen den Sternen zu erleben, gegen böse Außerirdische zu kämpfen und als Held zu siegen. Irgendwie hatten sie jetzt aber all ihre Faszination verloren.

Stirnrunzelnd ging ich hinüber in das neue Bad. Ich musste dringend abschalten und zurückkommen von den unnatürlichen Dingen, die ich erlebt hatte.

Als ich jetzt aber nackt vor dem Badezimmerspiegel stand, suchte ich unbewusst nach den Veränderungen an mir, konnte sie aber erst nicht wirklich wahrnehmen.

Ich veränderte meine Sehstärke und initiierte den Makroblick. Der Makroblick, das war auch eines der neuen Dinge, die ich an mir ebenfalls akzeptieren musste.

Mein Blick fokussierte sich auf meinen Bauch und trotzdem ich es erwartet hatte, kam der Schock unerwartet.

Ich sah Millionen, nein Milliarden von Naniten über, -neben -und übereinander herumwuseln. Mein Bauch schien ein brodelnder, lebendiger Organismus geworden zu sein und als ich mir vorzustellen versuchte, dass der Rest meines Körpers ähnlich aussah, sank ich mit weichen Knien zu Boden und benötigte mehrere Minuten, um mich wieder zu beruhigen.

Ich erinnerte mich an die Aussage meines Unterbewusstseins, dass ich jetzt quasi potenziell unsterblich sei.

Diese Feststellung sollte mich wohl beruhigen, aber sie tat genau das Gegenteil. Ich benötigte über eine Stunde im Bad und dazu mich anzuziehen.

Meine Hände zitterten, als ich sie ausstreckte und betrachtete. In dem rustikalen Wohnzimmerschrank meiner Eltern war ein Barfach integriert.

Dort befanden sich noch ein paar angebrochene Flaschen mit hochprozentigem Inhalt.

Vielleicht sollte ich zur Beruhigung einen Cognac trinken. Als ich vor dem Schrank stand und dabei war, das Fach zu öffnen, machte sich mein Magen mit einem lauten Brummen bemerkbar.

Ich hatte noch nicht gefrühstückt und den leeren Magen gleich mit Alkohol zu belasten, das würde meine Magenschleimhaut wohl nicht mitmachen. Ich entschloss mich doch lieber hinüber in die Kneipe von Delian zu gehen und dort zu frühstücke.

Er wusste noch nicht, dass ich mich wieder hier befand und würde bestimmt überrascht sein mich zu sehen, schließlich war fast ein halbes Jahr vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten.

Ich wollte gerade das Haus verlassen, als mein Blick auf mehrere alte Zeitungen fiel, die zusammengelegt auf der ersten Treppenstufe lagen.

Das Deckblatt der obersten Zeitung erregte meine Aufmerksamkeit.

Neben dem Bild eines Weltraumteleskops stand in großen Lettern: „Zwei Supererden im Sonnensystem entdeckt.“ Ich konnte mich an die Zeitungen nicht erinnern, anscheinend hatten Bauarbeiter sie hier liegen lassen.

Ich setzte mich auf eine der Stufen und fing an den Artikel zu lesen: „Das weltgrößte Spiegelteleskop in der chilenischen Atacamawüste hat zwei riesige Himmelskörper jenseits von Neptun und Pluto entdeckt. Diese kalten, dunklen Supererden sind bis zu viermal so groß wie unsere Erde, aber kleiner als die Gasriesen Jupiter oder Saturn. Bisherige Modelle der Planetenentstehung gingen jedoch davon aus, dass es unmöglich ist, dass Planeten in dieser großen Entfernung von einer Sonne entstehen können. Die Existenz der Supererden wurde nachgewiesen, als man die von ihnen ausgehenden Gravitationskräfte eindeutig aufgrund der unerwarteten Orbitalparameter der vielen kleineren Objekte innerhalb der Oortschen Wolke feststellte.“

Die Zeitung datierte vom 26. Juli 2018. Die Entdeckung lag also schon einige Monate zurück. Ich musste tatsächlich kurz lächeln.

Ich schlug mich mit Außerirdischen herum, wurde sogar in ein anderes Sonnensystem entführt, aber kannte das heimatliche Sonnensystem kaum.

Das musste sich unbedingt ändern. Jedenfalls nahm ich mir vor, diese Supererden genauer anzusehen.

Mein Magen meldete sich schon wieder mit einem unangenehmen Ziehen.

Delians Kneipe „Zum Habicht“ lag nur zweihundert Meter von hier entfernt. Es war ein sonniger, aber kühler Morgen. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war noch nicht einmal 08.00 Uhr.

Delian öffnete immer sehr früh am Morgen, obwohl zu dieser Zeit fast keine Kundschaft zu erwarten war.

Ich wusste aber, dass er und Anisha, seine Frau, um diese Zeit selbst immer im Schankraum frühstückten. Tatsächlich erreichte ich die Kneipe in dem Augenblick, als Delian die Tür aufschloss.

„Man Alter, so sieht man sich wieder. Wo kommst du her?“ Er schaute kurz an mit vorbei nach draußen.

„Bist du alleine? Was macht Alethea? Jetzt komm erst mal rein“, Delian zog mich an der Schulter in den Schankraum.

„Das ist eine lange Geschichte!“

Mehr sagte ich zunächst nicht und folgte ihm zu einem Tisch, der bereits eingedeckt war.

„Warte, ich hole noch eine weitere Tasse!“ Delian flitzte hinter den Tresen.

„Anisha, komm, wir haben Besuch!“

Ich stand noch, als er mit der Tasse zurückkam, und setzte mich gerade, als Anisha durch die Tür hinter dem Tresen den Raum betrat.

„Hallo Sigurd, das ist aber eine Überraschung. Wir haben überhaupt nichts mehr von dir gehört, seitdem du uns das letzte Mal mit Alethea besucht hast!“

Wir umarmten uns und sie setzte sich mit an den Tisch.

„Sag, arbeitest du immer noch für diese Personenschutz Firma?“

Delian schüttete den Kaffee aus. „Wie hieß sie noch?“

„Life-Int-Ltd.“, antwortete ich.

„Ja, genau!“

Ich versuchte ein schüchternes Lächeln aufzusetzen. Natürlich konnte ich nicht die Wahrheit sagen. Schließlich hatten die wenigsten Menschen auf diesem Planeten etwas von der außerirdischen Bedrohung durch die Mernchen mitbekommen.

Delian und Anisha würden mich für verrückt halten oder mir zumindest nicht glauben, oder denken, ich wollte sie veräppeln, wenn ich ihnen davon erzählte.

„Wie geht es Alethea?“

Bei der wiederholten Nennung des Namens verdüsterte sich mein Gesichtsausdruck. Anisha fiel das natürlich sofort auf. Sie zwinkerte heimlich Delian zu und dachte wohl, ich hätte es nicht bemerkt.

„Lass ihn doch!“ 

„Nein, nein, schon in Ordnung. Mir geht es momentan nicht so gut, da hast du schon recht. Alethea und ich haben uns getrennt. Fragt nicht, warum. Ich habe mich erst einmal entschlossen, einige Zeit Urlaub zu machen, und ich werde das hier tun, in meinem Elternhaus.“

Ich blickte von Anisha zu Delian.

„Übrigens, die Renovierung ist gut gelungen. Danke nochmals, dass du dich darum gekümmert hast!“

Delian grinste mich an. „Ja, das war schon so eine Sache gewesen, als dir die Badewanne damals durch die Decke in die Küche geknallt ist.“

Ich nickte nur und nahm mir ein Croissant. Anisha schaute mich etwas mitleidig an, aber schwieg ansonsten.

Ich war froh, zunächst nicht weiter auf mein jetziges Leben eingehen zu müssen.

Hier, im dörflichen Leben hatte sich nicht viel verändert. Es lief immer noch alles so, wie seit Jahren. Die Tagesabläufe schienen immer noch dieselben zu sein.

Mir ging der Artikel der alten Tageszeitung über die beiden Supererden nicht mehr aus dem Kopf.

Wie zufällig fiel mein Blick auf die heutige Zeitung, die ebenfalls auf dem Frühstückstisch lag. Auf der unteren Hälfte der ersten Seite erweckte eine Schlagseite wiederum meine Aufmerksamkeit.

„Ich darf doch?“

Delian nickte mir bestätigend zu.

Ich nahm die Zeitung an mich und las zunächst die Überschrift: „Gebilde geben Rätsel auf. Astronomen entdecken riesige Marswolken.“

Sofort dachte ich an die Weltraumnaniten, die sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter angesiedelt hatten.

Ich wurde etwas nervös und las weiter: „Forscher haben riesige Dampfgebilde entdeckt, die bis zu einer Höhe von 250 Kilometern über dem Planeten aufragen. Ein Expertenteam versucht, Erklärungen zu finden.“

„Ist etwas? Du siehst so verstört aus!“

Ich ignorierte zunächst Delians Frage und las weiter: „Astronomen haben sehr große Dampf- oder Rauchfahnen über dem Mars entdeckt. Diese dehnen sich bis zu einer Höhe von etwa 250 Kilometern über der Planetenoberfläche aus und überragen damit die bekannten, gewöhnlichen Marswolken. Ein internationales Forscherteam hat das Phänomen genau vermessen und sucht nun Erklärungen dafür. Eiskristalle, Staub oder Polarlichter scheiden nach derzeitigen Kenntnissen der Marsatmosphäre zur Erklärung dieser mysteriösen Gebilde aus. Die bekannten Marswolken aus Kohlendioxid- oder Wassereiskristallen reichen bis auf eine Höhe von 100 Kilometern, Staubwolken kommen lediglich bis auf 60 Kilometer über der Oberfläche vor und Polarlichter seien bislang bis in eine Höhe von 130 Kilometern beobachtet worden. Die Wissenschaftler stehen vor einem Rätzel.“

Sollten sich die Weltraumnaniten etwa selbstständig gemacht und damit begonnen haben, das Sonnensystem zu erkunden?

Ich hatte sie damals im Sonnensystem der Xxiin entdeckt, und da sie mir damals das Leben gerettet hatten, hatte ich mich dazu entschlossen, eine bestimmte Anzahl von ihnen mitzunehmen und quasi als ein mögliches Schutzfeld in der Nähe der Japetus Station anzusiedeln.

Delian hatte mein Interesse für den Artikel mitbekommen.

„Die Wissenschaft hat nichts anderes zu tun, als sich mit Dingen zu beschäftigen, die sich so weit weg von uns ereignen, dass jeder Gedanke, den man daran verschwendet, verloren Zeit bedeutet. Und die vielen Milliardenbeträge, die in diesem ganzen Mist stecken. Weltraumflüge, anderer Planeten, so ein Blödsinn. Die Damen und Herren sollten sich vielmehr um die alte Erde kümmern, um die Menschen, die tagtäglich verhungern oder durch irgendwelche Kriege umkommen.“

Er fing an sich in Rage zu reden.

Ich hörte nur mit einem Ohr zu und beschloss, meinen Urlaub zunächst zu unterbrechen und noch heute Nacht zum Jupitermond Japetus aufzubrechen und vorher noch einen Abstecher zum Mars zu machen.

Die Entdeckung

Es war Nacht, als ich das typische, ultrahohe Singen des Antigrav- Antriebs eines Xxiin Beibootes vernahm.

Ich hatte mehrmals erfolglos versucht, PAURUSHEYA zu erreichen, um von ihr mit dem Prismaraum Transporter abgeholt zu werden.

Sie hatte nicht geantwortet. Ich wusste nicht, ob sie aufgrund der Entfernung nicht erreichbar war oder aber einfach nicht antworten wollte.

Schließlich hatte ich mich dazu durchgerungen, Lenker Xaa, den Kapitän der Rauminsel XAAL, eines der beiden letzten Raumschiffe der Xxiin im Sonnensystem, anzufunken.

Er hatte mir bei unserem letzten Zusammentreffen ein Kommunikationsgerät überreicht, mit dem ich ihn bis zu einer Entfernung von einem halben Parsec jederzeit erreichen konnte.

Er nannte mich Paurusa und erwähnte irgendetwas von einer Prophezeiung, was ich, wenn ich ehrlich bin, nicht so ganz verstanden hatte.

Xaa war sofort von der Venus gestartet und kreiste momentan über der Erde und ein Beiboot der XAAL landete gerade in meinem Garten.

Ich hoffte nur, dass niemand von den Nachbarn es mitbekam. Aber wer sollte schon in diesem kleinen Dorf nachts, zwei Stunden nach Mitternacht, noch wach sein?

Ich hatte extra so lange gewartet. Die Lichter der öffentlichen Straßenbeleuchtung waren ausgegangen und der Himmel war wolkenbehangen und düster, kein einziger Stern war zu sehen.

Ich stand bereits auf der Terrasse und beobachtete, wie sich das kleine Boot langsam zwischen zwei Reihen von Stachelbeerbüschen und einem Holunder auf den Boden herabsenkte.

Der Garten war sehr verwildert. Nach dem Tod meiner Eltern hatte er keine gärtnerische Tätigkeit mehr erfahren. 

„Paurusa, bitte steige ein!“

Die telepathische Mitteilung schreckte mich aus meinen Gedanken. Das Einmannschott des Bootes war zur Seite gefahren und ich stieg ein, ging durch die offenstehende Schleuse direkt in den Cockpitraum.

Ich hatte mich nicht getäuscht, Lenker Xaa war persönlich erschienen, um mich abzuholen. Normalerweise sahen die Exoskelette der Xxiin alle gleich aus, aber zum einen gab es bei einer telepathischen Kommunikation immer ein spezifisches Grundrauschen des Senders, an dem man ihn erkennen konnte, und zum Zweiten hatte der Kapitän der XAAL den gleichen Kommunikator an seinem Handgelenk, wie ich.

„Ich grüße dich, Xaa.“

Er wandte sich mir nicht zu, während er mit mir kommunizierte.

Das war bei einem direkten Gedankenaustausch auch nicht unbedingt notwendig. Außerdem handelte es sich bei ihm um eine Ansammlung von über 10.000 Xxiin Einzelwesen, die sich in der geschlossenen Kopfmaske des Exoskeletts befanden und erst in ihrer Gesamtheit ein Intellekt entwickelten und als eine Person sprachen. Es war selbst für mich immer noch nicht ganz einfach, dies zu verstehen, aber ich übte kräftig.

„Ich möchte zunächst zum Planeten Mars fliegen. Dort scheinen sich seltsame Dinge abzuspielen. Danach kannst du mich auf der Japetus-Station absetzen.“

„Natürlich Paurusa, ich stehe zu deiner Verfügung!“

Durch die transparente Cockpitscheibe verfolgte ich, wie das Boot startete und sich in wenigen Sekunden bereits über meinem Heimatdorf befand.

Königin Yiilyix, das Oberhaupt der Xxiin, die von ihrem Heimatplaneten Xelio geflohen waren, nachdem sie von den Mernchen fast ausgelöscht wurden, hatte begonnen, auf der Venus eine neue Wohnstätte für ihr Volk zu etablieren.

Ich hatte es angeboten, da dort bereits eine alte Xxiin Station seit Jahrtausenden existierte.

Die XAAL senkte sich majestätisch langsam hinunter auf den Weltraumhangar der Japetus Station zu. Über den Zentralbildschirm konnte ich die beiden riesigen Torflügel sehen, die zur Seite hin ausfuhren, um dem Raumschiff Einlass zu gewähren.

Wir hatten den Mars viermal umrundetet, ohne auch nur den Hauch einer Spur von Weltraumnaniten zu finden. Ebenso wenig hatten wir aber auch so etwas wie eine Marswolke erkennen noch orten können.

Es blieb weiterhin auch für mich ein Rätzel, was die irdischen Wissenschaftler 250 Kilometern über der Marsoberfläche hatten entdeckt.

Jedenfalls war dieses Phänomen während der Zeit unserer Umkreisung nicht aufgetaucht.

Nunmehr, nach über sechs Stunden Flugzeit, erreichten wir den Jupiter Mond Japetus. Lenker Xaa hatte sich entschlossen, für mich auch weiterhin den Chauffeur zu spielen. Insbesondere als er erfahren hatte, dass sich zwei noch relativ unentdeckte Planeten in diesem Sonnensystem befinden sollten, hatte die von ihm informierte Königin aller Xxiin sofort zugestimmt, dass ich weiterhin über das Schiff verfügen konnte.

Königin Yiilyix und PAURUSHEYA befanden sich zurzeit auf der Venus Station TRISHARANA und coordinierten den weiteren Ausbau der Station.

Die Landebeine der XAAL berührten den Hangarboden und eine leichte Vibration durchdrang die Zentrale.

Die Hangartore begannen sich bereits zu schließen und atmosphärischer Druck baute sich auf. Xaa ließ etwa 50 Prozent der Antigravitationsprojektoren weiterlaufen, um die Station nicht mit dem vollen Gewicht des Schiffes zu belasten.

Das Erste, was mir seit meinem letzten Aufenthalt auf der Station auffiel und wirklich überraschte, war der rege Personenverkehr.

War damals die Station noch vollkommen unbesetzt gewesen, kamen mir jetzt auf meinem Weg in die Zentrale tatsächlich immer mehr Männer und Frauen entgegen. Sie sahen alle sehr beschäftigt aus und machten ernste Gesichter.

Immerhin gewahrte ich viele neugierige Blicke, die mir und Xaa, der mich begleitete, entgegengeworfen wurden.

Insbesondere das Exoskelett des Xxiin erregte allgemeines Aufsehen. Ich erinnerte mich, dass Sir Arthur erwähnt hatte, dass er und dieser schottischer Ex-Major und jetziger Chef des MI5, George Foulend, Einheiten der Spezialeinheit zur Japetus Station verlegen und für den Weltraumeinsatz ausbilden wollten.

Wie es jetzt aussah, war diese Absicht bereits umgesetzt worden oder die Umsetzung war zumindest in vollem Gange.

Xaa folgte mir schweigsam in einem Meter Abstand, als plötzlich einige Meter vor mir die Luft zu flimmern begann und eine menschliche Silhouette sichtbar wurde die sich augenblicklich zu einem stofflichen Hologramm festigte.

„Ish’all, sei gegrüßt. Ich habe deine Anwesenheit hier in der Station sofort gespürt, obwohl sich deine Zellkernstrahlung verändert hat. Was ist geschehen?“

Die menschliche Verkörperung der Japetus Station, MAITRI, stand im Korridor und blickte mir lächelnd entgegen.

„Das ist eine etwas längere Geschichte. Zunächst möchte ich Sir Arthur sprechen. Wo kann ich ihn treffen?“

Der Name MAITRI bedeutete in etwa „Universelle Liebe, Freundschaft“ und kam ebenso wie TRISHARANA, was „dreifache Zuflucht“ bedeutete, aus dem Sanskrit. Damit war klar, dass die Ur-Xxiin bereits vor über eintausend Jahren die Erde besucht hatten.

„Folge mir einfach, ich bringe dich zu ihm!“

MAITRI bewegte sich aufreizend und mit schwingenden Hüften voraus. Wir erreichten den Konferenzraum bereits nach wenigen Minuten.

Sir Arthur schaute kurz auf, als ich so unangemeldet vor ihm stand und seine gerade begonnene Ansprache unterbrach.

Zwölf Männer und Frauen, alle etwa in meinem Alter, die ihm gegenübersaßen, schauten etwas mokiert in meine Richtung. Sie schienen nicht gerade davon angetan zu sein, dass ich ihn unterbrochen hatte.

Als Sir Arthur sich jetzt tatsächlich ebenfalls noch von seinem Armlehnstuhl erhob, um mich zu begrüßen, erstarrten ihre Gesichtszüge vollends und erstaunte Blicke trafen mich.

„Sigurd, Junge, ich dachte du wolltest dich erst einmal auf unbestimmte Zeit zurückziehen!“

Er drückte mit seinen beiden Händen meine rechte Hand.

„Tut mir leid. Ich wollte nicht einfach so hier hereinplatzen. Hätte ich gewusst, dass…“, bevor ich zu Ende sprechen konnte, unterbrach er mich. „Das macht nichts, absolut nichts. Ich habe mir nur angewöhnt, die ersten Informationsveranstaltungen für Neuzugänge von der Erde persönlich zu halten. Ist also nichts, was nicht auch warten könnte. Außerdem denke ich, du wirst schon einen wichtigen Grund haben.“

Xaa war nicht mit hereingekommen. Er stand seitliche neben dem offenen Eingang, und als Sir Arthur ihn bemerkte, zog er leicht die Augenbrauen hoch. Er wandte sich seinem Publikum zu: „Meine Damen und Herren, wir unterbrechen für eine Stunde.“

Wir befanden uns in Sir Arthurs Privatkabine. Gerade schenkte er einen alten Portwein in zwei Gläser.

„Ist aus Portugal, Jahrgang 1998. Ein höchst wertiger Portwein und ein herausragender Jahrgang.“ Er reichte mir ein volles Glas.

Vielleicht sollten wir auch noch den Rest der alten Truppe zu unserem Gespräch holen!“

Ich stellte mein Glas auf den kleinen Tisch vor dem Fenster und setzte mich.

„Mark und Selin befinden sich zurzeit auf der Erde und durchleuchten mit einigen MI5 Leuten die Life-Int-Ltd. nach etwaigen weiteren Mernchen. Aber Amanda könnte zu uns kommen.“

„Nein, lass mal, ich habe es mir doch anders überlegt. Es ist auch nicht unbedingt von Belang. Was weißt du über die beiden Supererden?“

Seitdem meine Beziehung zu PAURUSHEYA nicht mehr wirklich bestand, hatte sich eine merkwürdige Spannung zwischen mir und Amanda aufgebaut. Ich wollte deshalb jetzt nicht unbedingt mit ihr zusammentreffen.

Sir Arthur runzelte die Stirn und blickte mich fragend an.

Ich hielt ihm den Zeitungsausschnitt vor die Nase, den ich mir eingesteckt und mitgenommen hatte.

„Das gibt es doch überhaupt nicht!“

Er überflog den Artikel und runzelte schon wieder die Stirn.

„Glaubst du wirklich, es gibt diese zwei riesigen Dunkelplaneten in unserem Sonnensystem?“

„Ich gehe einmal stark davon aus, dass man diesen Artikel nicht hätte veröffentlicht, wenn nicht etwas daran wäre.“

„Das wäre die größte Entdeckung seit Columbus, nein seit der Entdeckung des Feuers.“

Sir Arthur holte tief Luft. „Ich wollte, ich könnte dich begleiten.“

„Warum nicht?“ Er trank mit einem Zug sein Glas leer. „Nun, wie du vielleicht schon bemerkt hast, bin ich dabei, die neue MBF-Organisation mithilfe des MI5 und meines alten Freundes George Foulend erst richtig funktionsfähig zu machen. Wir sind mitten im Aufbau und ich möchte meine Arbeit hier keine Sekunde lang unterbrechen!“

Ich hatte verstanden.

„Aber ich könnte dir ein paar neue Agenten mitgeben. Was hältst du davon? Das wäre auch für sie eine gute Möglichkeit, ihre bisherige Ausbildung mit einem Einsatz im Weltraum zu beenden und zusätzlich weitere Erfahrungen zu sammeln.“

Ich wusste im Augenblick nicht so recht, was ich sagen sollte. Sir Arthur hatte mich tatsächlich mit diesem Angebot überrascht. Er bemerkte mein Zögern.

„Wir könnten aber auch Amanda noch hinzubitten!“

Ich überlegte es mir spontan anders.

„Arthur, ich denke wir lassen es ganz sein. Schließlich handelt es sich ja auch nicht um einen Einsatz gegen eine Bedrohung des Sonnensystems. Ich fliege mit dem Xxiin Schiff alleine in die Oortschen Wolke. Es war wohl eine dumme Idee von mir gewesen, noch jemanden mitnehmen zu wollen!“

Sir Arthur schaute mich etwas merkwürdig an und erwiderte: „Wie du meinst, mein Junge. Bitte informiere mich, wenn du etwas Außergewöhnliches in Erfahrung bringst. So, ich muss jetzt aber wieder zu meiner Klasse zurück.“

Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm auf den Schlips getreten zu sein, aber ich wusste nicht wodurch.

Wir waren wieder mit der Rauminsel XAAL gestartet und die Japetus Station lag bereits eine halbe Million Kilometer hinter uns als Lenker Xaa in Überlicht ging.

Unser Ziel war zunächst, die Oortschen Wolke zu erreichen, eine riesige Ansammlung von Kometen, Asteroiden und Trümmerstücken, die schalenförmig das Sonnensystem in einem Abstand von 1,6 Lichtjahren umschlossen.

Die XAAL benötigte ganze zehn Minuten bis zum Rand der Wolke. Der erste Scan ergab, dass etwa 1,52 Millionen Objekte vor uns lagen.

Die sofortige Hochrechnung des Schiffcomputers lieferte für die gesamte Wolke die astronomisch hohe Zahl von 1,12 Billionen Objekten. Das war viel, gewaltig viel sogar.

Wie sollten wir da die Supererden überhaupt finden können?

„Xaa, ist es möglich besonders große Objekte herauszufiltern? Ich meine, sollten sich in der Wolke Objekte in der Größe von Planeten befinden, müsste die Ortung sie doch erfassen können!“