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Ein Lyrikband, dessen Texte zwischen den Jahren 1982 und 1991 entstanden. Die Gedichte beschäftigen sich mit dem Alltag in der DDR, mit Außenseitern, Angepassten und Unangepassten, sie beschreiben Orte wie Wittenberg und Berlin, geben Stimmungen und Situationen eines ummauerten Landes wieder, in dem die Autorin aufwuchs.
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2020
Susanne Venker
Stadt auf dem Rücken
Gedichte von 1982 - 1991
© 2020 Susanne Venker
Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7482-7783-5
Hardcover:
978-3-7482-7784-2
e-Book:
978-3-7482-7785-9
Die auf dem Cover verwendeten Fotos stammen von Mathias Tietke, jene im Innenteil von Karin Tietke und Mathias Tietke.
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Dank
Gedichte aus dem Jahr 1982
Gedichte aus dem Jahr 1983
Gedichte aus dem Jahr 1984
Gedichte aus dem Jahr 1985
Gedichte aus dem Jahr 1986
Gedichte aus dem Jahr 1987
Gedichte aus dem Jahr 1988
Gedichte aus dem Jahr 1989
Gedichte aus dem Jahr 1990
Gedichte aus dem Jahr 1991
Bildnachweis
An den zärtlichen Gedichtenwollen wir uns lächelnd freuen,und die Stunden, die sie schufenals verloren nicht bereuen.
Lotte Baerwald
Als ich dreizehn oder vierzehn Jahre alt war, schrieb ich bereits erste Gedichte. Vor allem meine Mutter ermunterte mich, sie an Zeitungen zu schicken.
Die „Junge Welt“, eine Tageszeitung der DDR, veröffentlichte seit 1967 Gedichte junger Leute in einer Rubrik, die sich „Poetensprechstunde“ nannte und von Hannes Würtz geleitet wurde.
Ich erinnere mich, dass „Gaia“, einer meiner abgedruckten Texte in der Kurzbesprechung als „imperialistischer Stiefeltritt“ bezeichnet wurde, was mich sehr ärgerte. Es entsprach nicht dem, was ich geschrieben hatte, aber es passte zum journalistischen Stil der oben genannten FDJ-Zeitung.
Von Hannes Würtz eingeladen, traf ich mich alle zwei Wochen mit anderen ambitionierten Jungliteraten in einem Lichtenberger Jugendclub. Dort wurden Texte vorgestellt und darüber diskutiert. Man erhielt Ratschläge zur Verbesserung und einige Leute, die daran teilnahmen, wurden später als AutorInnen bekannt.
Dann gab es noch das jährliche „Poetenseminar“ in Schwerin. Ungefähr 120 Schreibende wurden nach einem spartenoffenen Wettbewerb eingeladen, um in Arbeitsgruppen mit SchriftstellerInnen und LiteraturwissenschaftlerInnen die eigenen Arbeiten zu analysieren.
In der Vorwendezeit gehörte ich einmal zu den Glücklichen, die eine elternfreie Woche in Schwerin verbrachten.
Neben der Lyrik versuchte ich mich auch an Kurzprosa und Hörspielen. Allerdings schafften es nur einige Gedichte in Anthologien und ein Kurzhörspiel wurde gesendet. Ich schickte meine Arbeiten unter anderem an Volker Braun oder Gerhard Wolf, um von diesen ein fachliches Urteil zu erfahren. Mit Christian Schlosser vom Berliner Aufbau Verlag arbeitete ich an der Zusammenstellung eines Gedichtbandes.
Leider wurde daraus nichts. Einerseits hatte ich nicht ausreichend Texte, um eine gute Auswahl treffen zu können, zum anderen verstarb unerwartet mein Lektor. Danach setzte ich die Zusammenarbeit mit dem Verlag nicht fort.
1981 zog ich nach dem Abitur, der Liebe wegen, von Berlin nach Wittenberg.
Im Zirkel „Schreibende Arbeiter“, der sich im Hans-Heinrich-Franck-Club traf, fand ich Gleichgesinnte. Die Leiterin, Renate Gruber-Lieblich, ebnete mir mit einer Delegierung den Weg ans Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ Leipzig.
Dort studierte ich als Fernstudentin von 1984-1987. Ich hatte die Hoffnung, eine bekannte
Lyrikerin zu werden, noch nicht aufgegeben.
Doch dann kam es anders.
Nach dem Studium schrieb ich immer weniger und ab 1992 gar keine Gedichte mehr. Ich schlug einen anderen beruflichen Weg ein.
1986 kehrte ich mit meinem Lebensgefährten nach Berlin zurück und studierte Sozialarbeit/Sozialpädagogik. Noch heute arbeite ich in diesem Beruf. Nebenberuflich bin ich seit einiger Zeit als pädagogische Märchenerzählerin mit verschiedenen Programmen unterwegs.
Lyrik gehört zu meiner regelmäßigen Lektüre. Ich möchte die Melodie von Versen nicht missen, auch wenn ich selbst keine mehr schreibe.
Die Recherche zu einem längst in Vergessenheit geratenen „Lyrikspektakel“, das 1989 im Kulturhaus „W. Pieck“ in Wittenberg unter Beteiligung von Lutz Rathenow, Mathias Tietke und mir stattfand, brachte mir auch etliche Gedichte der 80-er Jahre in Erinnerung.
Sowohl durch politische als auch persönliche Umstände in der DDR, veröffentlichte ich keinen eigenen Lyrikband. Jetzt, dreißig Jahre nach der Wende und dem Fall der Mauer, hole ich dies nun nach.
Dank
Meinem Mann, Mathias Tietke, danke ich für die beigesteuerten Fotos sowie für die Anregungen und die Unterstützung beim Layout.
Dessen Schwester, Karin Tietke, danke ich für ihre Fotos.
*
Ich widme dieses Buch meinem Sohn Mattis sowie meiner 2008 verstorbenen Mutter Lilo, der ich die Liebe zur Literatur verdanke.
Susanne Venker
Berlin, Oktober 2019
Gedichteaus dem Jahr1982
Brachvogel
bin auf dem Morgen gegangen
in die Wiese
und mein Atem buhlte mit dem Nebel.
Geilte sich nicht auch das Licht empor?
Aquarelle waren die Bäume.
Rief der Vogel seine Frau.
Tag um Tag,
ein flötender brauner Punkt.
Und das Weibchen streicht den Nebel glatt,
dem Flöten zu.
Tag um Tag.
Auf dem Morgen.
In die Wiese.
Bulgarien
in die Zöpfe,
deren lange Enden
haltlos über Arm und Rücken
fallen,
möchte ich die Finger graben,
um das Alter abzutasten.
Abgenutzt vom Waschen und
dem Flechten mit geübter Hand,