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Beschreibung

Normen und Standards sind Teil unseres Alltags. Dennoch wissen viele nicht, was diese genau sind. Das vorliegende Buch ist ein Wegweiser durch die Welt der Standards – wie diese entstehen, wer daran beteiligt ist und welchen Nutzen sie für Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen bringen. Denn Standards geben nicht nur Sicherheit im Umgang mit allen erdenklichen Produkten. Sie sind auch der Katalysator für Innovationen und Entwicklungen an den Märkten. Die aktive Rolle Europas bei der Schaffung und Anpassung von Internationalen Standards ist mit ein Grund für die Führungsrolle europäischer Produkte und Dienstleistungen weltweit. Dieses Buch von Austrian Standards International ist Leitfaden und Nachschlagewerk für Verantwortliche in Unternehmen und Organisationen und ermutigt zugleich, Standards aktiv mitzugestalten. Die Teilnahme ist denkbar einfach und bringt viele Vorteile. Standards sichern langfristig Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft europäischer Unternehmen und Organisationen. Leicht lesbar und übersichtlich aufbereitet, finden Sie in diesem Buch alles Wissenswerte zu Normen und Standards in Österreich, Europa und international, und Sie erfahren, wie Sie selbst an Standards mitarbeiten können und was genau Sie davon haben.

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Seitenzahl: 136

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Impressum

ISBN 978-3-85402-351-7

Auch als Buch verfügbar:

ISBN 978-3-85402-350-0

1. Auflage 2018

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Rechte vorbehalten.

Nachdruck oder Vervielfältigung, Aufnahme auf oder in sonstige Medien oder Datenträger, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, sind nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Austrian Standards plus GmbH gestattet.

Alle Angaben in diesem Fachbuch erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr und eine Haftung des Herausgebers, des Autors, des Bearbeiters oder des Verlages ist ausgeschlossen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in vorliegendem Werk die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet.

Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

© Austrian Standards plus GmbH, Wien 2018

Die Austrian Standards plus GmbH ist ein Unternehmen von Austrian Standards International.

AUSTRIAN STANDARDS PLUS GMBH

1020 Wien, Heinestraße 38

T +43 1 213 00-300

F +43 1 213 00-355

E [email protected]

www.austrian-standards.at/fachliteratur

PROJEKTBETREUUNG UND KORREKTORAT

Gertraud Reznicek

COVER – FOTOCREDIT

© iStockphoto.com/Radachynskyi

GESTALTUNG

Martin Aschauer

Inhalt

Abkürzungen und Akronyme

Danksagung

Vorwort

1 Was ist eine Norm? Was ist ein Standard?

1.1 Begriff und Abgrenzung

1.2 Grundprinzipien der Normung

1.2.1 Transparenz

1.2.2 Offenheit und neutrale Gemeinschaftsarbeit mit der Möglichkeit zur Mitarbeit

1.2.3 Unparteilichkeit, Konsens und Unabhängigkeit von Einzelinteressen

1.2.4 Freiwilligkeit der Anwendung von Normen

1.2.5 Wirksamkeit, Relevanz, Effizienz, Gesetzeskonformität und wirtschaftliche Auswirkungen

1.2.6 Kohärenz

1.2.7 Publizität

1.2.8 Aktualität

1.3 Normenarten

1.3.1 Den Ursprung erkennen

1.3.2 Internationale Normen

1.3.3 Entwicklung des Normenwerks von 1990 bis 2018

1.3.4 Normen und Standards

1.4 Eine kurze Geschichte der Normung

1.5 Stand der Wissenschaft und Stand der Technik

1.5.1 Stand der Technik und Regel der Technik

1.5.2 Stand der Wissenschaft und Stand der Technik

1.6 Themenbereiche für Normen und Standards

2 Rechtsrahmen für Normen und Standards

2.1 Internationaler Rechtsrahmen

2.2 Europäischer Rechtsrahmen

2.3 Österreichischer Rechtsrahmen

2.3.1 Das Österreichische Normengesetz (NormG 2016)

2.4 Bezüge zwischen Normen und Recht

2.4.1 Anwendung im Privatrecht

2.4.2 Verbindliche Normen

2.4.3 Verbindlicherklärung

2.4.4 „Verpflichtend“ – in welchem Umfang?

2.4.5 Statische und dynamische Verweise

2.4.6 „Normenbindung“ in der öffentlichen Beschaffung

2.5 Harmonisierung von Gesetzen und Normen

2.5.1 Konformitätspolitik

2.5.2 Grundprinzipien der „Neuen Konzeption“ („New Approach“)

2.5.3 Normungsaufträge der Europäischen Kommission (EC) und der EFTA

2.5.4 Der „Neue Rechtsrahmen“ („New Legal Framework“)

2.5.5 Konformitätsbewertung, Drittstaaten, CE-Kennzeichen

2.5.6 Gegenseitige Anerkennung

3 Vorteile und Nutzen von Normen und Standards

3.1 Allgemeine Vorteile

3.1.1 Vereinheitlichung und Standardisierung

3.1.2 Zugang zu aktuellem Wissen

3.1.3 Verbesserung von Qualität und Zuverlässigkeit

3.1.4 Kompatibilität zwischen verschiedenen Produkten und Komponenten

3.2 Wirkung für Unternehmen

3.3 Vorteile für KMU

3.4 Nutzen für Konsumenten

3.5 Beitrag von Standards zur Nachhaltigkeit

3.6 Beitrag von Standards zum Gesundheitsschutz

3.7 Beitrag von Standards zur Informationssicherheit

3.8 Nutzen für Prüfstellen und Wissenschaft

4 Wo Standards und Normen angewendet werden

4.1 Sicherheit in allen Lebensbereichen

4.2 Gesundheitsschutz

4.3 Umweltschutz

4.4 Normen und Standards im Alltag

4.5 Dienstleistungen

4.6 Normen als Grundlage für das Management

4.6.1 Qualitätsmanagementsysteme: ÖNORM EN ISO 9001

4.6.2 Umweltmanagementsysteme: ÖNORM EN ISO 14001

4.6.3 Risikomanagement: ÖNORM ISO 31000

4.6.4 Anti-bribery management systems: ISO 37001

4.6.5 Informationssicherheits-Managementsysteme: ÖVE/ÖNORM EN ISO/IEC 27000

4.7 Standards für die Forschung

4.8 Risiko und Sicherheit

4.9 Industrie 4.0

4.10 Patente und Standards

4.10.1 IP-Strategie

4.10.2 Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von Normen

4.10.3 Bewertung immaterieller Vermögenswerte

4.11 Anwendung durch Sachverständige

4.12 Normen legal anwenden

4.13 Informationen über Normen finden

4.14 Konformitätsbewertung

4.15 CE-Kennzeichnung

4.15.1 Allgemeines

4.15.2 Grundsätze

4.15.3 Anforderungen

4.15.4 Harmonisierung der Anforderungen

5 WIE entstehen Normen?

5.1 Entwicklung von Normen

5.1.1 Projektantrag

5.1.2 Normvorschlag

5.1.3 Veröffentlichung zum ÖNORM-Entwurf

5.1.4 Behandlung der eingelangten Stellungnahmen

5.1.5 Die fertige ÖNORM und weitere Vorgehensweisen

5.1.6 Zeitrahmen

5.2 Aufbau und Gestaltung von nationalen Regelwerken

5.2.1 Grundsätze

5.2.2 Das Neutralitätsprinzip

5.2.3 Struktur einer ÖNORM

5.2.3.1 Deckblatt

5.2.3.2 Titel

5.2.3.3 Vorwort

5.2.3.4 Anwendungsbereich

5.2.3.5 Normative Verweise

5.2.3.6 Begriffe

5.2.3.7 Anforderungen an den Textteil

5.2.3.8 Anhänge

5.2.3.9 Literaturhinweise

5.3 So werden Normen richtig getextet

5.3.1 Möglichkeiten

5.3.2 Anforderungen

5.3.3 Empfehlungen

5.3.4 Erlaubnisse

5.3.5 Qualitätskontrolle

6 WO entstehen Normen und Standards?

6.1 Normen-Netzwerk

6.1.1 Internationales Normen-Netzwerk

6.2 Internationale Normung: ISO, IEC, ITU

6.2.1 ISO als globales Netzwerk

6.2.2 Entstehung eines ISO-Standards

6.2.3 Prinzipien der Entwicklung von ISO-Standards

6.2.4 Verfahren zur Schaffung eines ISO-Standards

6.2.5 Wie eine ÖNORM ISO entsteht

6.2.6 IEC – Internationale Elektrotechnische Kommission

6.2.7 ITU – International Telecommunication Union

6.3 Europäische Normung: CEN, CENELEC, ETSI

6.3.1 CEN – Europäisches Komitee für Normung

6.3.2 CENELEC – Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung

6.3.3 Gemeinsame Strukturen von CEN und CENELEC

6.3.4 ETSI – Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen

6.3.5 Beitrag von CEN/CENELEC für den europäischen Binnenmarkt

6.3.6 Organisation von CEN

6.3.7 CEN-Dokumente

6.4 Entstehung einer Europäischen Norm (EN)

6.4.1 Grundlagen

6.4.2 Verfahren zur Schaffung einer EN

6.4.3 Nationale Übernahme einer EN

6.4.4 A-Abweichung

6.4.5 Abstimmungen bei CEN/CENELEC

6.4.6 Erfolgreiches Kommentieren

6.4.7 Gemeinsame Normen von CEN und CENELEC

6.5 Das Vienna Agreement und das Frankfurter Agreement

6.5.1 Grundsätze der Harmonisierung von Standards

6.5.2 Begründung und Ziele

6.5.3 Arten der Zusammenarbeit

6.5.4 Vergleich CEN – ISO

6.6 Delegierte für CEN und ISO

6.6.1 Gründe für die Teilnahme

6.6.2 Teilnahme an der Standardisierung

6.6.3 Mitsprache auf nationaler Ebene

6.6.4 Mitsprache auf europäischer oder internationaler Ebene

6.6.5 Anforderungen an Delegierte für CEN und ISO

6.6.6 Verpflichtungen von Delegierten für CEN und ISO

6.6.7 Führung von Sekretariaten

6.7 Austrian Standards International (A.S.I.)

6.7.1 Komitees und Teilnehmer

6.8 Elektrotechnische Normung – OVE

7 Wer kann und wer sollte an der Entwicklung von Standards mitwirken?

7.1 Entwicklung von Normen und Regelwerken

7.1.1 Vorteile der Mitarbeit

7.1.2 Normungsgremium

7.1.3 Aufgaben des Komitees

7.1.4 Businessplan und Arbeitsprogramm

7.1.5 Beschlussfassungen

7.1.6 Anforderungen und Aufgaben

7.1.7 Vertraulichkeit

7.1.8 Verwertungsrechte

7.1.9 Organisationsstruktur

7.1.10 Empfehlung zur Mitgestaltung

Anhang ANormen erkennen

Quellenverzeichnis

Autor

Bearbeiter

Abkürzungen und Akronyme

A.S.I. Austrian Standards International (früher: Österreichisches Normungsinstitut)

CEN Europäisches Komitee für Normung (Comité Européen de Normalisation)

CENELEC Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung (Comité Européen de Normalisation Électrotechnique)

CLC CENELEC

CWA CEN/CENELEC Workshop Agreement

DIN Deutsches Institut für Normung

DIS Draft International Standard

EFTA Europäische Freihandelsassoziation (European Free Trade Association)

EG Europäische Gemeinschaft

EN Europäische Norm

ETSI Europäisches Normungsinstitut für Telekommunikation (European Telecommunications Standards Institute)

EU Europäische Union

EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

FDIS Final Draft International Standard

FprEN Final Draft European Standard

ICS International Classification for Standards

IEC Internationale Elektrotechnische Kommission (International Electrotechnical Commission)

IEEE Institute of Electrical and Electronics Engineers

IP Intellectual property

IMS Integriertes Managementsystem

ISO Internationale Organisation für Normung (International Organization for Standardization)

ITU Internationale Fernmeldeunion (International Telecommunication Union)

JTC Joint Technical Committee

JWG Joint Working Group

KM Komitee-Manager

KMU Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen

NGO Nicht-Regierungsorganisation (Non Governmental Organization)

NSB National Standardization Body; National Standards Body

ÖNORM von Austrian Standards International veröffentlichte nationale Norm

ONR von Austrian Standards International veröffentlichte ON-Regeln

OVE Österreichischer Verband für Elektrotechnik

prEN Draft European Standard

SNV Schweizerische Normen-Vereinigung

TC Technical Committee

TR Technical Report

TS Technical Specification

WG Working Group

WTO World Trade Organization

Danksagung

Standards werden nicht von einem einzelnen entwickelt. Dieses Buch ist zwar kein Standard, selbst wenn es Sie durch die Welt der Standards und deren Entwicklung führt, haben trotzdem viele zu seinem Gelingen beigetragen. Ihnen möchte ich danken und beispielhaft folgende Personen hervorheben:

Dipl.-Ing. Dr. Karl Grün, Director Standards Development in Austrian Standards International, langjähriges Mitglieder des Technical Board des Europäischen Komitees für Normung CEN, Chairman der CEN/BT Technical Committee Management Group (TCMG) und Convenor der CEN/BT Working Group 216 Internal Regulations. Er hat mich zuerst motiviert, das Manuskript zu erarbeiten, und dann mit seiner umfassenden Erfahrung in der Europäischen Normung unterstützt.

Dipl.-Ing. Jörg Nachbaur, mein Kollege und Committee Manager für so unterschiedliche Themen wie Informationsverarbeitung, Luftreinhaltung, Wasserqualität und Smart Cities. Er hat sich intensiv mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus seinen Komitees und mit mir ausgetauscht, um einen gemeinsamen Blickwinkel am langen Weg von der Projektidee zur fertigen Norm zu finden.

Mag. Gertraud Reznicek für gewissenhaftes Lektorat und ihren Beitrag zur Verfeinerung der Sprache.

Peter R. Nestler für seinen journalistischen Blick auf das Wesentliche, um die vielfältig vernetzte Welt von Normen und Standards in kompakter Weise darzustellen.

Gleichzeitig geht mein Dank auch an die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen, die in der Standardisierung mitwirken und den Weg der Entwicklung von Standards als gemeinsame Sprache begleiten und mitgestalten – sei es schon seit vielen Jahren oder erst seit kurzer Zeit. Sie alle tragen dabei die stetigen Veränderungen in diesen Prozessen mit und haben mir in vielen Gesprächen ihre Anregungen, Erfahrungen aber auch ihre Erwartungen mitgegeben. Sie sind es, die entscheidend für das Gelingen dieses Buches beigetragen haben.

Josef WinklerJuni 2018

Vorwort

Ein Wegweiser zu Standards und Standardisierung, der die Zusammenhänge anschaulich erklärt, hat bisher gefehlt. Dies holen wir mit dem vorliegenden Buch nach.

Wir sprechen damit zum einen jene an, die zum ersten Mal an der Gestaltung von Standards mitwirken und zunächst einmal das nötige Hintergrundwissen zu Normen und Standards erwerben wollen – die Basics sozusagen. Zum anderen wollen wir all jenen, die schon seit einiger Zeit an der Entwicklung von Standards teilnehmen, ein Nachschlagewerk zur Hand geben – alles Wissenswerte in einem Band. Dazu haben wir das Grundwissen zur Entwicklung von Standards zugleich kompakt und doch umfassend zusammengetragen.

Der Bogen dieser Publikation spannt sich von der reinen Erklärung der Begriffe Norm und Standard, wie wir sie heute verwenden, bis hin zur Darstellung, warum für Unternehmen und Organisationen die Mitarbeit an der Entwicklung von Normen im internationalen Kontext derart wichtig geworden ist.

In den Kapiteln dazwischen geben wir einen kurzen Abriss der Geschichte der Standardisierung und erklären den Rechtsrahmen, in dem sich Standardisierung bewegt, ebenso den Nutzen von Standards für Privatpersonen, Unternehmen und alle Arten von Organisationen und die möglichen Anwendungsbereiche. Weiters beschreiben wir, wie eine Norm aufgebaut ist und wie sie getextet wird.

Dargestellt werden auch die Organisationen und Systeme, die Normung möglich machen – in Österreich und vor allem international. Denn Standardisierung geschieht schon lange primär – zu mehr als 90 Prozent – auf internationaler Ebene und ist damit eine globale Aufgabe geworden.

Sollten sich Fragen ergeben, wenden Sie sich einfach an uns. Wir freuen uns über Feedback.

DDr. Elisabeth Stampfl-Blaha

Managing Director Austrian Standards International

1WAS IST EINE NORM? WAS IST EIN STANDARD?

1.1BEGRIFF UND ABGRENZUNG

Die beiden Begriffe „Norm“ und „Standard“ sind weitgehend deckungsgleich und werden synonym verwendet. Der international allgemein verständliche Begriff „Standard“ beginnt sich auch im österreichischen Sprachgebrauch mehr und mehr durchzusetzen.

Eine Norm:

+ist eine qualifizierte Empfehlung in Form einer (technischen) Spezifikation,

+ist öffentlich zugänglich,

+wird im Konsens nach international anerkannten Verfahren erstellt,

+beruht auf abgestimmten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Praxis und enthält präzise Kriterien,

+zielt auf größtmöglichen Nutzen für alle, die sie als Regel oder Richtlinie verwenden,

+wird von einer anerkannten (nationalen) Normungsorganisation – in Österreich von Austrian Standards International (A.S.I.) bzw. im elektrotechnischen Bereich vom Österreichischen Verband für Elektrotechnik (OVE) – zur allgemeinen und wiederkehrenden Anwendung angenommen.

Die ÖVE/ÖNORM EN 45020 legt allgemeine Begriffe (d.h. Benennungen und Definitionen) auf dem Gebiet der Normung und damit zusammenhängenden Tätigkeiten fest. Mit dieser Europäischen Norm wurde der Leitfaden ISO/IEC Guide 2 übernommen.

1.2GRUNDPRINZIPIEN DER NORMUNG

Auf Grundlage der von der WTO vorgegebenen Grundprinzipien sowie der vom Österreichischen Normengesetz 2016 zu beachtenden Prinzipien gelten für die Normung in Österreich folgende Grundprinzipien:

1.2.1Transparenz

Für die Allgemeinheit müssen Informationen über den thematischen Aufgabenbereich und das Arbeitsprogramm jedes Komitees verfügbar sein. Projektanträge und Stellungnahmen zu Normentwürfen müssen möglich sein.

1.2.2Offenheit und neutrale Gemeinschaftsarbeit mit der Möglichkeit zur Mitarbeit

Jeder Interessensträger muss die Gelegenheit erhalten, durch Nominieren von Teilnehmenden die Entwicklung von Normen mitzubestimmen, sofern die Ausgewogenheit im Komitee dadurch nicht beeinträchtigt ist.

Alle wichtigen Informationen über die Arbeitsplanung, laufende Arbeiten und Endergebnisse sind für alle Interessenten und während aller Phasen der Normenentwicklung leicht zugänglich zu machen. Für schriftliche Stellungnahmen sind angemessene Fristen und Gelegenheiten vorzusehen.

1.2.3Unparteilichkeit, Konsens und Unabhängigkeit von Einzelinteressen

Normung ist ein Prozess, in dem die Meinungsbildung auf Sachargumenten beruht, die Norminhalte werden von den Teilnehmenden gemeinsam erarbeitet und beschlossen. In diesem Konsensfindungsprozess sind die Beiträge aller Beteiligten objektiv zu würdigen. Es gilt das Prinzip Überzeugen statt Überstimmen.

Beschlüsse sind sachbezogen zu fassen, zu begründen und zu dokumentieren. Die Entwicklung von Normen ist Selbstverwaltungsaufgabe der beteiligten Interessensträger.

1.2.4Freiwilligkeit der Anwendung von Normen

Gemäß EU-Verordnung Nr. 1025/2012 wird eine Norm als eine von einer anerkannten Normungsorganisation angenommene technische Spezifikation zur wiederholten oder ständigen Anwendung definiert, deren Einhaltung nicht zwingend ist.

1.2.5Wirksamkeit, Relevanz, Effizienz, Gesetzeskonformität und wirtschaftliche Auswirkungen

Normen müssen für die Wirtschaft in Hinblick auf die Wertschöpfungskette bedeutsam und offen für Innovationen sein sowie wissenschaftliche und technologische Entwicklungen berücksichtigen. Darüber hinaus dürfen Normen Gesetzen und Verordnungen nicht widersprechen. Anliegen der Verbraucher sind entsprechend zu berücksichtigen.

Projektanträge zur Erarbeitung von Normen sind dahingehend zu prüfen, ob die zu erarbeitende Norm notwendig und zeitgemäß ist und ob die angestrebten Wirkungen nicht auch auf andere Weise erreicht werden könnten. Es ist sicherzustellen, dass der aus der Anwendung der Norm resultierende Aufwand gerechtfertigt und adäquat ist. Normen sind in angemessenen Zeitabständen auf ihre Aktualität, Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit zu überprüfen.

1.2.6Kohärenz

Widerspruchsfreiheit und Einheitlichkeit des Normenwerks auf nationaler und auf europäischer Ebene sind erforderlich. ÖNORMEN dürfen zueinander, zu nationalen elektrotechnischen Normen und zu gesetzlichen Regelungen nicht im Widerspruch stehen. Sie sollen auf bestehende Regeln Bedacht nehmen.

1.2.7Publizität

Jeder nationale Projekt-Antrag wird vor dem Beschluss über die Aufnahme ins Arbeitsprogramm eines Komitees und jeder Normenentwurf zur Stellungnahme durch die Öffentlichkeit aufgelegt.

Projekt-Anträge und Normentwürfe können während der Stellungnahme-Frist online eingesehen und Stellungnahmen oder Einsprüche direkt abgeben werden.

1.2.8Aktualität

Die rechtzeitige Anpassung von Normen an die aktuelle Entwicklung erfordert ihre rechtzeitige Überarbeitung. Dies wird durch die laufende Beobachtung der Entwicklungen und die intervallmäßige Überprüfung der Normdokumente eines Komitees mit der Beschlussfassung eines jährlichen Arbeitsprogramms gesichert.

1.3NORMENARTEN

Es gibt Normen für jeden Bedarf, die ÖVE/ÖNORM EN 45020 definiert die üblichen Normenarten:

+Grund- oder Basisnorm:

Norm, die ein weitreichendes Anwendungsgebiet hat oder allgemeine Festlegungen für ein bestimmtes Gebiet enthält.

Eine Grundnorm kann als Norm zur direkten Anwendung oder als Basis für andere Normen dienen.

+Terminologienorm:

Norm, die sich mit Benennungen (Fachausdrücken) beschäftigt, welche üblicherweise mit ihren Definitionen und manchmal mit erläuternden Bemerkungen, Bildern, Beispielen und ähnlichem mehr versehen sind.

+Planungsnorm:

Norm, die Anforderungen festlegt, die durch eine Planung erfüllt werden müssen, um die Gebrauchstauglichkeit sicherzustellen.

+Konstruktions-, Berechnungs- oder Bemessungsnorm:

Norm, die Anforderungen an die Berechnung, Bemessung und konstruktive Durchbildung festlegt.

+Produktnorm:

Norm, die Anforderungen festlegt, die von einem Produkt (Erzeugnis, Material, Werkstoff) oder einer Gruppe von Produkten erfüllt werden müssen. Sie soll deren Zweckdienlichkeit – als Fähigkeit eines Erzeugnisses, eines Verfahrens oder einer Dienstleistung, einen bestimmten Zweck unter festgelegten Bedingungen zu erfüllen – sicherstellen.

Eine Produktnorm darf, zusätzlich zu den Zweckdienlichkeitsanforderungen auch andere Aspekte umfassen, wie etwa Terminologie, Probenentnahme, Prüfung, Verpackung, Etikettierung und, fallweise, auch Anforderungen an die (Herstellungs-)Prozesse.

Eine Produktnorm kann entweder vollständig und umfassend sein oder nicht, je nachdem, ob sie alle oder nur einen Teil der notwendigen Anforderungen festlegt. In dieser Hinsicht kann man zwischen Abmessungsnormen, Werkstoffnormen und Liefernormen (Normen mit technischen Lieferbedingungen) unterscheiden.

+Prüfnorm:

Norm, die sich mit Prüfverfahren beschäftigt, wobei diese fallweise durch andere Festlegungen ergänzt sind, die sich auf die Prüfung beziehen, wie etwa Probeentnahme, Anwendung statistischer Methoden, Reihenfolge der einzelnen Prüfungen.

+Verfahrensnorm:

Norm, die Anforderungen festlegt, die durch Verfahren erfüllt werden müssen, um die Zweckdienlichkeit sicherzustellen.

+Werkvertragsnorm:

Norm, die allgemeine Vertragsbestimmungen festlegt, die die Rechte und Pflichten der Vertragspartner – Auftraggeber (Werkbesteller) und Auftragnehmer (Werkunternehmer) – regeln.

+Ausführungs- oder Verarbeitungsnorm:

Norm, die Anforderungen an die Ausführung einer Leistung festlegt und konzentrierte fachliche Erfahrungen enthält. Deren Befolgung sichert sachgemäße Anwendung bzw. Verarbeitung der verwendeten Erzeugnisse oder Produkte.

+Dienstleistungsnorm:

Norm, die Anforderungen festlegt, die durch eine Dienstleistung erfüllt werden müssen, um die Zweckdienlichkeit sicherzustellen.

Dienstleistungsnormen können in Gebieten wie etwa Reinigung (Wäscherei), Führung von Beherbergungsbetrieben, Transport, Wartung von Kraftfahrzeugen, Telekommunikation, Versicherung, Bankwesen und Handel erstellt werden.

+Schnittstellen- oder Interfacenorm:

Norm, die Anforderungen festlegt, die sich mit der Kompatibilität (Verträglichkeit) von Produkten oder Systemen an Verbindungsstellen beschäftigen.

+Norm für anzugebende Daten oder Deklarationsnorm:

Norm, die eine Liste von Charakteristiken enthält, für welche Werte oder andere Daten anzugeben sind, um das Produkt, den Prozess oder die Dienstleistung zu beschreiben.

1.3.1Den Ursprung erkennen

ÖNORMEN mit der Kennzeichnung durch die Buchstaben A bis Z bezeichnen national erstellte ÖNORMEN. Den Buchstaben sind Themen zugeordnet. Näheres dazu finden Sie im Anhang.

Normen, die unverändert als österreichische Norm übernommen wurden, sind z.B.:

+ÖNORM EN:

Europäische Norm, die in das Österreichische Normenwerk übernommen wurde, eine EN mit dem Status einer nationalen Norm. Die unveränderte Übernahme ist sowie die Zurückziehung jeder entgegenstehenden nationalen Norm verpflichtend.

+ÖNORM EN ISO:

Internationale Norm, die in das Europäische Normenwerk und somit auch in das Österreichische Normenwerk übernommen wurde. Die Übernahme ist verpflichtend, es ist keine Änderung erlaubt.

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