Star Trek - Enterprise 1: Das höchste Maß an Hingabe - Andy Mangels - E-Book

Star Trek - Enterprise 1: Das höchste Maß an Hingabe E-Book

Andy Mangels

4,5

Beschreibung

Noch vor Captain Kirk gingen Captain Archer und die U.S.S. Enterprise NX-01, das erste Warp-fünf-Schiff der Flotte, dahin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Nach dem Abschluss der TV-Serie bekommt die Serie nun eine Romanfortsetzung. Ohne Warnung oder Provokation erscheint eine Xindi-Waffe über der Erde und entfesselt eine Explosion, die auf zwei Kontinenten Millionen Lebewesen tötet. Es ist nur die erste Waffe dieser Art: Eine zweite wird noch gebaut, und dieses Mal könnte sie sogar den gesamten Planeten zerstören. In einem verzweifelten Versuch, die Erde und ihre Bewohner zu retten, muss die Sternenflotte innerhalb von kürzester Zeit ihre Mission ändern: aus friedlicher, wissenschaftlicher Erforschung wird Militärdienst. Es gibt nur ein Schiff, dass schnell genug ist, um den Bau dieser neuen Waffe aufzuhalten: das Raumschiff Enterprise. Doch seine Mannschaft kann diese Aufgabe nicht allein bewältigen. Captain Jonathan Archer willigt ein, eine Truppe militärischer Spezialisten mit an Bord zu nehmen: kampferprobte Soldaten, genannt MACOs. Die Sternenflotte und die MACOs sind zwei unterschiedliche Gruppen, die nun ein gemeinsames Ziel haben. Über die Methoden, wie sie dieses Ziel erreichen können, sind sie sich allerdings uneinig. Zwei Kulturen prallen aufeinander, doch die Männer und Frauen an Bord der Enterprise wissen, dass sie erfolgreich zusammenarbeiten müssen, denn andernfalls werden Unschuldige des Preis für ihren Misserfolg bezahlen. Sie können es sich nicht leisten, zu versagen.

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Based on

Star Trek

created by Gene Roddenberry

Star Trek: Enterprise

created by Rick Berman & Brannon Braga

Ins Deutsche übertragen von

Bernd Perplies

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – ENTERPRISE: DAS HÖCHSTE MASS AN HINGABE

wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Bernd Perplies;

verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell;

redaktionelle Mitarbeit: Julian Wangler; Satz: Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – ENTERPRISE: LAST FULL MEASURES

German translation copyright © 2011 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2006 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™®© 2011 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

ISBN 978-3-942649-72-8 April 2011

www.cross-cult.de · www.startrekromane.de

Für Montgomery Doohan (1920–2005), dessen Dahinscheiden diesen Planeten zu einem traurigeren Ort gemacht hat; für Robert Sheckley (1928–2005), der für Inspiration und fröhliche Stunden sorgte; für Army Specialist Casey Sheehan (1981–2005), der im Irak sein eigenes höchstes Maß an Hingabe bewies; und für Cindy Sheehan, die hinterbliebene Mutter, die den Mut besaß, sich gegen einen ungerechten, illegalen, unmoralischen und absolut nicht zu rechtfertigenden Angriffskrieg zu erheben, der Casey das Leben kostete und mehr als 100.000 andere getötet, verkrüppelt und zu Waisen gemacht hat.Semper invictus, Cindy.

– M. A. M.

Für meinen Vater, Walter Gilberg Mangels, den Gründer und Kurator des »Miracle of America«-Museums in Polson, Montana. Möge die Geschichte, die du bewahrst, bis ins zweiundzwanzigste Jahrhundert und darüber hinaus fortbestehen!

– A. M.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Die Hauptereignisse dieses Romans finden im Sommer 2153 statt, zwischen der Entdeckung eines in einer Mine arbeitenden Xindi durch dieEnterprise(»Die Xindi«) und bevor das Schiff von einer Raumanomalie beschädigt und von Piraten geentert wird (»Die Anomalie«).

… auf dass uns diese edlen Toten mit wachsender Hingabe erfüllen für die Sache, der sie das höchste Maß an Hingabe erwiesen haben …

–aus Präsident Abraham Lincolns Gettysburg-Rede, 19. November 1863

PROLOG

Sonntag, 12. August 2238,

San Francisco

Der Duft des frisch gemähten Grases roch nach Heimat, und er gab dem alten Mann Kraft. Dennoch schien der Seesack, den er auf dem Rücken trug, mit jedem Schritt schwerer zu werden. Ein trister, gelblich grüner Himmel, der nur mit Mühe den Regen zurückzuhalten schien, erstreckte sich über seinem Kopf, während er langsam den Hügel hinunterging, bis er den sanften, quecksilberfarbenen Schatten des Monuments erreicht hatte.

»Ich wünschte, dass du mich das tragen lassen würdest«, sagte der deutlich jüngere Mann mit dem sandfarbenen Haar, der ihn begleitete.

»Ich bin alt, Larry«, erwiderte der grauhaarige Mann mit dem Seesack bedächtig, während er lächelnd in das diffuse, dunstverhangene Licht des Morgens blinzelte. »Aber ich bin nicht gebrechlich. Zumindest noch nicht.«

»Ich mache mir nur manchmal Sorgen, dass du dir irgendetwas ausrenkst.«

Der alte Mann musterte den brillanten jungen Ingenieur von oben bis unten und schmunzelte gutmütig, während er gleichzeitig den Kopf schüttelte. Lawrence Marvick konnte selbst pudelnass nicht mehr als fünfundsechzig Kilogramm auf die Waage bringen, daher wirkte er nicht sonderlich glaubwürdig, wenn er darüber sprach, größere Lasten zu tragen.

»Wenn ich mir angewöhnt hätte, andere Leute alles für mich tun zu lassen«, sagte der alte Mann schließlich, »hätte ich niemals meinen hundertsten Geburtstag erlebt.« Er dachte nicht gerne daran, dass das fragliche Datum bereits zwanzig – nein, einundzwanzig – Jahre in der Vergangenheit lag.

Der alte Mann wandte sich von Marvick ab und blickte stumm auf den Obelisken vor sich. Dieser war vor ungefähr achtzig Jahren errichtet worden, um der ungezählten Verluste zu gedenken, die die Menschheit und die Sternenflotte erlitten hatten, ungeachtet ihrer unablässigen Bemühungen, den Olivenzweig der Freundschaft quer durch die Galaxis auszustrecken. Die ersten Opfer reichten bis in eine Zeit vor jenem ersten Föderationstag im Jahre 2161 zurück.

Zurück bis zum Angriff der Xindi, dachte der alte Mann. Die dazwischenliegenden Jahrzehnte mochten einen Großteil der Bitterkeit, die er damals verspürt hatte, fortgewaschen haben, aber der Schmerz, den ihm die Xindi zugefügt hatten, war noch beinahe so frisch wie am ersten Tag. Seit damals hatte er mehrfach feststellen müssen, dass der Krieg ein hungriges, unstillbares Monstrum war. Es waren mehr Freunde und geliebte Menschen von seinem Maul zerrissen worden, als der alte Mann zählen wollte. Für gewöhnlich gewann irgendwann jemand die Oberhand in einem Krieg, aber einen richtigen Gewinner gab es eigentlich nie.

Er fragte sich, wie viele weitere Familienmitglieder, Freunde und Feinde dem weitaus langsameren, aber nicht weniger unersättlichen Zahn der Zeit zum Opfer gefallen waren – insbesondere in den letzten paar Jahren. Früher oder später würde auch seine Zeit kommen, selbst wenn ihn bislang weder Krieg noch andere Konflikte das Leben gekostet hatten.

»Es ist kaum zu glauben, dass es sechsundsiebzig Jahre her ist, seit sie die Föderationscharta unterzeichnet haben«, sagte der alte Mann nach längerem Schweigen.

»Siebenundsiebzig Jahre«, korrigierte Marvick leise, und er klang dabei beinahe verlegen, dass er den Mann verbessern musste, der ihm im Laufe der Jahre so viel beigebracht hatte. Die Tinte auf Lawrence Marvicks Promotion war noch kaum getrocknet, daher war der alte Mann bereit, über die Neigung des Jungen zu übertriebener Genauigkeit hinwegzusehen.Er mag es ein wenig zu genau nehmen, dachte er,aber wenigstens hat er bewiesen, dass er den Mund halten kann, wenn es darauf ankommt.Seine Fähigkeit, ein Geheimnis zu bewahren, hatte der Junge bereits zu verschiedenen Gelegenheiten unter Beweis gestellt.

»Siebenundsiebzig Jahre«, wiederholte der alte Mann. »Richtig.«

Er ließ seinen Blick an dem Monument vorbeigleiten. Etwa hundert Meter entfernt bewegten sich einige große Platanen im Sommerwind wie unruhige Kinder. Eine junge Familie – ein rothaariger Mann, der eine ebenfalls rote Sternenflottenuniform trug, eine Frau in einem luftigen Sommerkleid und zwei lebhaft wirkende kleine Jungs – näherte sich gerade noch außer Hörweite über den Hang, der zu dem Monument hinunterführte. Dankbar, dass dieser Ort nicht überfüllter war, legte der alte Mann den Kopf in den Nacken, um die mächtige Gedenksäule vor sich in ihrer ganzen Größe zu betrachten. Ihre stolze, sich verjüngende Form schien den Himmel aufzuspießen und erinnerte ihn an die gewaltigen chemischen Raketen, mit denen die Raumfahrtpioniere eines vergangenen Zeitalters zu den Sternen geflogen waren.

Die raue, granitene Schwere des Monuments beschwor schmerzvolle Erinnerungen in ihm herauf, genau wie er es erwartet hatte. Sein Blick glitt weiter, an der Steinsäule vorbei in die nebelverhangene Ferne, wo die Golden Gate Bridge ihre stumme, frühmorgendliche Wacht zu halten schien. San Francisco wirkte außergewöhnlich still, selbst für einen nebligen Sommersonntag. Im Augenblick war zumindest jeglicher Verkehr auf der Brücke, egal ob bodengebunden oder schwebend, zum Erliegen gekommen. Von den klagenden Schreien einiger Möwen und dem fernen Bellen der Seelöwen abgesehen, lag vollkommene Stille über der parkähnlichen Anlage nahe der Sternenflottenakademie. Die Ruhe versetzte den alten Mann acht Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück, zu den Tagen, die jenem allerersten Föderationstag vorausgegangen waren. Als die Stadt mehr als einmal auf genau die gleiche Art und Weise den kollektiven Atem angehalten hatte, so als verharrte sie in banger Erwartung einer unbekannten und zugleich unvermeidlichen Zukunft.

Wie viele der größten Städte der Erde zu jener Zeit, war San Francisco noch immer damit beschäftigt gewesen, sich von der Furcht und der Gewalt des jüngst beendeten Irdisch-Romulanischen Krieges zu erholen, ganz zu schweigen von dem vor der eigenen Haustür entstandenen Terrorismus der Terra-Prime-Bewegung nur einige Jahre zuvor. Und vor ihnen hatte plötzlich diese neue Allianz gelegen, jene noch unerprobte, ungetestete Vereinigte Föderation der Planeten, und niemand hatte zu sagen vermocht, was für eine unvorhersehbare Mischung aus Vorteilen, Verpflichtungen und Schwierigkeiten mit ihr einhergehen würde.

Seitdem ist verdammt viel geschehen, dachte der alte Mann, während vor seinem inneren Auge das mächtige, anmutige neue Raumschiff derConstitution-Klasse auftauchte, dessen Bau in diesen Tagen hoch oben im Raumdock begonnen wurde, das im Augenblick nicht zu sehen war, weil es weit oberhalb des allgegenwärtigen Nebels von San Francisco hing. Noch immer hegte er den festen Entschluss, mehr zu diesem Bau beizutragen, als nur anonyme Randnotizen auf Marvicks Konstruktionszeichnungen zu schreiben.

Auch wenn er kaum daran zweifelte, dass sein eigenes Ende näher rückte, wusste er, die Geschichte an sich war noch lange nicht zu Ende.Das Abenteuer hat gerade erst begonnen, dachte er und verspürte einen kurzen Anfall von Neid auf den jungen Marvick und seine Generation. Er hatte sich geschworen, zumindest noch so lange in der Welt der Lebenden verbleiben zu wollen, um das erste neue Schiff dieser Baureihe das Raumdock verlassen zu sehen, wenn auch nur, um sich selbst zu beweisen, dass eine dauerhafte Reisegeschwindigkeit von Warp sechs tatsächlich möglich war.

»Du wirkst, als wärst du noch nie hier gewesen«, sagte Marvick und unterbrach damit die Gedanken des alten Mannes.

Dieser warf dem jungen Ingenieur einen fragenden Blick zu. »San Francisco? Ich war während meines Dienstes in der Sternenflotte schon Hunderte Male hier. Das weißt du doch.«

Marvick schüttelte den Kopf und deutete auf die Steinsäule, die über ihren Köpfen aufragte. »Ich sprach vom Kriegsdenkmal der Sternenflotte.«

Der alte Mann spürte, wie sein von tiefen Falten durchzogenes Gesicht erschlaffte, während ein Gefühl tiefer Trauer in ihm aufstieg. »Schätze, es gibt für alles ein erstes Mal, Larry.«

Er bemerkte den sorgenvollen Ausdruck auf der Miene des jüngeren Mannes, und dieser erinnerte ihn an die Urgroßmutter des Jungen, die er zur Zeit der Xindi-Jagd, Jahre bevor die Föderationscharta unterzeichnet worden war, kennengelernt hatte. Nicht zum ersten Mal brachte Marvick ihn dazu, über die Launen des Schicksals nachzudenken; wären die Dinge damals anders gelaufen, wäre Marvick nicht hier – und vielleicht auch nicht das großartige Schiff, das in diesem Moment am Himmel über San Francisco zusammengebaut wurde.

»Ich habe mich nur gefragt, warum du das Denkmal nie zuvor besucht hast«, sagte Marvick mit leichter Unruhe. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

»Entspann dich, mein Junge. Ich habe nicht vor, in absehbarer Zeit zu sterben, wenn es das ist, worüber du dir Sorgen machst.«

Marvicks Augen weiteten sich, und er hob abwehrend die Hände, als wollte er böse Geister vertreiben. »Hey, ganz ruhig! Wer hat irgendetwas übers Sterben gesagt? Ich wollte nur wissen, warum du dich all die Jahre von diesem Ort ferngehalten hast – bis heute.«

Erst jetzt fiel dem alten Mann auf, dass er keine Ahnung hatte, wie er diese Frage beantworten sollte. Ein einzelner dicker Regentropfen landete in seinem Kragen, und die feuchte Kälte ließ ihn leicht zusammenzucken. Seine Brust verengte sich, und sein Blick wurde erneut von dem Obelisken angezogen.

Während Marvick ihm schweigend zuschaute, stieg der alte Mann die drei Steinstufen an der Vorderseite des Monuments hinauf. Dann kniete er sich vor der Säule nieder, nah genug, um ihr ewiges, steinernes Antlitz berühren zu können. Er ließ den Seesack von seiner Schulter gleiten und legte ihn sanft neben sich auf das Fundament aus Granit.

Stumm betrachtete er die makellose, silberne Duranium-Tafel, die auf dem massiven, rechteckigen Fundament des Obelisken angebracht worden war. Er las die Inschriften, die an verschiedene besondere Tage in den Kriegsannalen der Sternenflotte erinnerten, bis seine Augen am 22. März 2153 hängen blieben – einem Tag, der sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. Doch einen Großteil des Textes, der diesem Datum folgte, vermochte er nicht zu lesen. Sein Blick trübte sich unter einem unvermittelten Ansturm unvergossener Tränen.

»All diese Tode müssen doch etwas bedeutet haben«, flüsterte er. »Sie müssenirgendetwasbedeutet haben.«

Marvicks Frage verfolgte ihn. Der alte Mann überlegte, warum er diesen Ort in den langen fünfundachtzig Jahren, die seit jenem 22. März 2153 ins Land gezogen waren, niemals besucht hatte. Jenem 22. März – es war ein stiller Donnerstag gewesen –, an dem eine furchtbare Xindi-Sonde über der Erde aufgetaucht war und sieben Millionen Menschenleben ausgelöscht hatte …

EINS

Dienstag, 24. Juli 2153,

Innere Kammer des Xindi-Rats

Wann immer Degra über das Endergebnis des Waffenprojekts, das er während der letzten Mondumläufe überwacht hatte, nachdachte, tauchte Naaras lächelndes Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Und wie immer wenn er sich seine Frau vorstellte, stand sie zusammen mit ihren Kindern da, als posiere sie für ein Porträt. Sowohl Piral als auch Jaina wirkten zeitlos jung, und obwohl seine Kinder mittlerweile erwachsen waren, glaubte Degra, dass er sie vermutlich immer auf diese Weise vor sich sehen würde.

Vor allem wenn er an die unversöhnlichen terranischen Feinde dachte, die vor nichts haltmachen würden, um sie und den Rest der Xindi-Primaten auszulöschen – wie auch jedes weitere Mitglied der vier anderen intelligenten Xindi-Rassen, von denen drei durch Repräsentanten vertreten waren, die gemeinsam mit ihm an dem großen, runden Tisch der Inneren Kammer saßen.

Einer von Shreshts Exoskelettarmen schlug hart genug auf die schwarze Tischplatte, um sie zum Erzittern zu bringen.»Das menschliche Raumschiff dringt immer weiter in unseren Raum ein«, schrie der Xindi-Insektoide in der vorherrschenden Sprache seiner Spezies.»Selbst die Orassin-Verzerrungsfelder schrecken es nicht ab! Und wir unternehmen nach wie vor nichts!«Seine Mandibeln zitterten und klickten auf beinahe hysterische Art und Weise. Wenn Shresht in diesem erregten Geisteszustand war, fiel es Degra noch schwerer, die knackenden Laute seines Sprachwerkzeugs mental in verständliche Sprache zu übersetzen.

Ist das der Grund, warum der Rat bereits so rasch nach unserem letzten Zusammentreffen einberufen wurde?, fragte sich Degra. Es lag kaum vier Umdrehungen zurück, dass sie das letzte Mal hier zusammengekommen waren, und seine Wissenschaftler und Ingenieure hatten ihm bis jetzt nicht viel Neues berichtet. Jedem anderen hier musste das ebenfalls klar sein. Degra hätte gerne gewusst, wie das Waffenprojekt jemals vollendet werden sollte, wenn die Paranoia der Insektoiden und Reptilianer seine Arbeit durch immer neue Besprechungen unterbrach.

Mallora, Degras Begleiter, blickte kopfschüttelnd in Richtung des Insektoiden und seines Beraters, deren riesige Facettenaugen im Schein der gedämpften Deckenleuchten wie irisierende Regenbögen schimmerten. »Es gibt nichts zu befürchten, Shresht«, sagte er. »Die Zerstörung des Erdenschiffs in den Orassin-Verzerrungsfeldern ist dank der Raumzeit-Anomalien, die in dieser Region vorherrschen, so gut wie sicher. Abgesehen davon scheint die Bewegung des Schiffs nach wie vor willkürlich und ohne festes Ziel zu sein.«

Obwohl Mallora, wie Degra ein Angehöriger der Xindi-Primaten, eine gewisse Selbstsicherheit ausstrahlte, fiel es Degra schwer, diesen Optimismus vollends zu teilen. Bilder von Naara und den Kindern traten erneut vor sein inneres Auge und verliehen Shreshts übermäßiger Vorsicht einiges an Gewicht. Dennoch gab er Mallora Rückendeckung. »Es kann auch kaum die Rede davon sein, dass wir nichts unternehmen, Shresht. Die Arbeiten an der Waffe schreiten gemäß dem vereinbarten Zeitplan voran. In weniger als sechs Umläufen des äußeren Mondes wird sie bereit sein. Dann wird die Erde zu Staub und Asche reduziert, und ebenso die Gefahr, die sie für unsere Rassen darstellt.«

Shreshts Mandibeln klackten mit unverhohlener Ungeduld.»Sechs Umläufe. In dieser Zeit kann eine Menge geschehen.«

»Wie einfallsreich diese Menschen auch sein mögen, es wird weit länger dauern, bis sie ihre vollkommen ziellose Suche zu unserer Welt führen wird«, sagte Mallora. »Wir dürfen uns von ihrer Anwesenheit nicht in Panik versetzen lassen. Denken Sie daran, dass sie nur ein einziges Schiff haben – und dazu noch ein ziemlich primitives.«

»Ich neige dazu, Degra und Mallora zuzustimmen«, sagte Narsanyala Jannar gedehnt, während er sich bedächtig auf seinem Platz vorbeugte und sich an der dichten weißen Mähne kratzte, die sein vorstehendes Gesicht umrahmte. Als Angehöriger der Xindi-Arborealen legte Narsanyala ein eher behäbiges Verhalten an den Tag, das allerdings einen scharfen und erstaunlich flinken Intellekt verbarg. »Hätten diese Menschen auch nur die geringste Ahnung, wo unsere Heimatwelt oder die Konstruktionsstätte des Waffenprojekts liegen, würden sie dann nicht direkt auf eines der beiden Ziele zufliegen?«

»Dass die Menschenzumindesteine ‚Ahnung‘ haben, wo sich unsere Heimatwelt befindet, ist doch mehr als deutlich«, warf Commander Guruk Dolim ein. Das verächtliche Grollen in seiner Stimme erinnerte Degra an die sich unvorhersehbar verschiebenden Krustenplatten der Vulkangebiete auf der Heimatwelt. Der imposante Xindi-Oberbefehlshaber gehörte den hochaggressiven Xindi-Reptilianern an, ein Umstand, der durch die aufgerichteten Schuppen rund um seinen ledrigen, muskulösen Nacken gegenwärtig noch deutlicher wurde als sonst.

»Was beunruhigt Sie so?«, fragte Narsanyala. »Dass ein einzelnes menschliches Schiff mitten in den Orassin-Verzerrungsfeldern blind herumfliegt?«

»Natürlich!«, grollte Guruk. Sein Berater, ein nicht minder furchteinflößend wirkender, grünhäutiger Reptilianer, der an seiner Seite saß, brummte eine kehlige Zustimmung.

Auf einmal erfüllte ein schwermütiger, klagender Ton, der Gesang und Sprache zugleich war, die Kammer. Alle Augen, ob gewöhnlich oder facettiert, wandten sich der durchsichtigen Aquariumswand zu, die eine komplette Seite der Inneren Kammer bildete.

»Der Sektor, in dem die Orassin-Verzerrungsfelder liegen, umfasst mehrere Tausend Sternsysteme«, sang Qoh Kiaphet Amman’Sor, deren langer, grauer, stromlinienförmiger Körper langsam und mit windenden Bewegungen dem Tisch entgegenschwamm, nur um am Rand des weitläufigen Meerwassertanks zu verharren. Degra gratulierte sich insgeheim. Es fiel ihm immer leichter, die beiden annähernd gleich aussehenden Xindi-Aquarianer auseinanderzuhalten.

Qohs Gefährte, Qam, kam kopfüber vom oberen Rand des Tanks herabgetaucht. Da sie einer Spezies angehörten, die sich vor Millionen von Zyklen an ihre aquatische Umgebung angepasst hatte, bedeutete das Konzept von oben und unten, das auf den Landmassen der Xindi-Heimatwelt herrschte, Qam und Qoh wenig.»Das menschliche Raumschiff mag Hunderte von Zyklen suchen, bevor es zufällig auf unsere Heimatwelt oder die Waffe trifft«, sagte Qam. Es klang wie eine trauervolle Unterwasser-Arie.

»Diese Menschen sind verschlagene Kreaturen«, sagte Guruk an die Xindi-Aquarianer gerichtet. »Wenn wir auch nur einen Einfallsweg ungeschützt lassen, werden sie uns finden.«

Obwohl er oft anderer Meinung war als Guruk – Reptilianer neigten dazu, die meisten Probleme mit Gewalt lösen zu wollen, selbst wenn die Umstände ein feinfühligeres Vorgehen diktierten –, musste Degra der Einschätzung des Commanders in diesem Fall zustimmen. Die Menschen stellten eine sehr reale und sehr konkrete Bedrohung dar. Ihnen durfte nicht erlaubt werden, die Heimatwelt oder die Waffe zu finden, die gebaut wurde, um erstere zu schützen. Die Folgen wären katastrophal. Natürlich waren die Chancen der Menschen auf Erfolg in beiden Fällen bereits gering. Aber sie konnten niemals verschwindend genug sein, um den gesamten Rat zu befriedigen, insbesondere die Reptilianer und die Insektoiden. Und wenn Degra ehrlich mit sich selbst war, musste er zugeben, dass auch Naara, Piral und Jaina für seinen Geschmack niemals sicher genug sein würden.

Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, um einige der Aktivposten, die Mallora und ich in Reserve gehalten haben, zu investieren, dachte Degra. Ihm war klar, dass sich die Fertigstellung der Waffe auf diese Weise um ein bis zwei Mondwechsel verzögern würde, aber wenn diese Taktik zugleich die Wahrscheinlichkeit ihres letztendlichen Erfolges so weit erhöhte, dass er praktisch gesichert war, mochte der Rat zu dem Schluss kommen, dass es den Zusatzaufwand wert war.

Degra richtete seinen Blick zunächst auf Shresht, dann auf Guruk, der aus harten, bernsteinfarbenen Jägeraugen zurückblickte. »Nun gut. Ich habe einen Notfallplan, der all Ihre Sorgen zerstreuen dürfte.«

Shresht klackte laut mit seinen Mandibeln. Guruk nickte höflich in Degras Richtung und entblößte dabei Reihen messerscharfer Zähne. »Lassen Sie hören.«

Degra räusperte sich. »Nun, ich schlage vor, dass wir das Erdenschiff finden lassen, wonach es sucht …«

Aufbrüllen, Zwitschern und schwermütiges Klagen unterbrachen Degra. Sowohl Shresht als auch Guruk erweckten den Anschein, als wären sie bereit, ihn direkt hier auf dem Ratstisch auszuweiden und zu vierteilen. Narsanyala wirkte, als hätte er gerade noch so verhindern können, vor Schreck vom Stuhl zu fallen, und selbst Mallora schaute überrascht.

Degra hob seine Hände und wartete geduldig darauf, dass sich der Tumult wieder legte. Dann begann er, langsam und bedächtig seinen Plan darzulegen und zu erklären, was genau ihm vorschwebte …

ZWEI

Aus Ensign Travis Mayweathers persönlichem Korrespondenzordner:

Liebe Mom,

sag Paul, sein großer Bruder hat im Sommerlager einen Heidenspaß.

Kleiner Spaß. Es ist nun achtundvierzig Tage her, seit wir in die Delphische Ausdehnung eingedrungen sind. Unglücklicherweise gibt es nichts Neues zu berichten. Wir haben noch immer keine Spur von den Xindi oder der riesigen Partikelstrahlwaffe, die sie zum Schlag gegen die Erde vorbereiten. Jeder hier an Bord wird immer unruhiger, weil unsere Suche einfach keine Ergebnisse bringt.

Haben wir Erfolg, werden Paul und du endlich die Möglichkeit erhalten, all die Einträge in der richtigen Reihenfolge zu lesen. (Aber ich verstehe es auch, wenn du versucht bist, zum Ende vorzuspringen, wo wir die außerirdischen Killer, denen wir nachjagen, endlich einholen.)

Versagen wir, wirst du davon erfahren, wenn dieHorizondie Nachricht erhält, dass der ganze Planet Erde von einer geheimen Waffe, die eben jene Außerirdischen gebaut haben, zu Staub zerblasen wurde.

Wie immer hoffe ich das Beste und bereite mich auf das Schlimmste vor.

Dein dich liebender Sohn,

Travis

Freitag, 7. September 2153,

Enterprise NX-01

Eine weitere Alpha-Schicht verging ohne besondere Ereignisse, beinahe wie ein Routineflug an Bord des Frachters, auf dem er geboren und aufgewachsen war.

Gar nicht gut, dachte Ensign Travis Mayweather, als er zum Schichtwechsel seinen Posten verließ und auf den Turbolift der Brücke zuging. Langeweile erschöpfte ihn für gewöhnlich deutlich mehr als betriebsame Geschäftigkeit.

Und er wusste, dass Langeweile das war, was die Besatzung derEnterpriseim Augenblick am wenigsten gebrauchen konnte. Es war das, was dieMenschheitim Augenblick am wenigsten gebrauchen konnte.

Denn es bedeutete, dass die Suche nach den aggressiven Außerirdischen, die als Xindi bekannt waren – eine geheimnisvolle Rasse, deren unprovozierter Angriff auf die Erde mehr als sieben Millionen Menschen das Leben gekostet hatte –, schlichtweg nirgendwohin führte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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