Star Trek - The Next Generation: Die Epidemie - David Bischoff - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Die Epidemie E-Book

David Bischoff

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Beschreibung

Eine aggressive Lebensform gelangt an Bord der Enterprise

Die Enterprise eilt einer abgelegenen Forschungsstation zu Hilfe - vergebens, denn die meisten Wissenschaftler sind bereits tot, die Station wurde von einer Naturgewalt zerstört, riesige Mengen Lehm haben die Räume förmlich überschwemmt. Chefingenieur LaForge macht eine erschreckende Entdeckung: Bei dem Lehm handelt es sich um eine aggressive Lebensform, die anorganische Substanzen angreift. Die Außenhülle der Enterprise wird von den wenigen Proben an Bord stark in Mitleidenschaft gezogen, und auch die Menschen sind nicht immun gegen den Eindringling.

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Die Enterprise empfängt den Notruf einer abgelegenen Wissenschaftsstation auf dem Planeten Phaedra. Als ein Team unter der Leitung von Commander Riker auf Phaedra landet, sehen sich die Enterprise-Offiziere mit einer Katastrophe konfrontiert: Die gesamte Station wurde – offenbar von irgendeiner Naturgewalt – zerstört, die meisten Wissenschaftler sind ums Leben gekommen. Nur die Geologin Adrienne Tillstrom und ihr Sohn Mikal haben überlebt.

Was tatsächlich auf Phaedra passiert ist, bleibt für Captain Picard ein Rätsel. Dr. Tillstrom liegt im Koma, Mikal leidet unter Amnesie. Und auch die Lehmmassen, die in die Station eingedrungen sind, bieten zunächst keinen Hinweis. Doch dann macht Chefingenieur LaForge eine erschreckende Entdeckung: Bei dem Lehm handelt es sich um eine intelligente und äußerst aggressive Lebensform, die sich mit Hilfe anorganischer Substanzen vermehrt. Die Lehmproben, die zu Untersuchungszwecken an Bord gebracht wurden, haben bereits die Außenhülle der Enterprise angegriffen. Aber auch Menschen sind nicht immun gegen den Eindringling …

DAVID BISCHOFF

DIE EPIDEMIE

Star Trek™

The Next Generation

Für Michael Cassutt

Spielen wir irgendwann einmal

Prolog

Sternzeit 45229.6

Captain Jean-Luc Picard wollte an seiner Uniform zerren. Er unterbrach sich mitten in der Bewegung. Er hatte die Angewohnheit, den reißfesten, weinroten Synth-Stoff, der seinen schlanken, muskulösen Oberkörper umschloss, zurechtzuziehen; die Uniform hatte ihm stets als fast unbewusstes Zeichen seiner Autorität gedient. Aber jetzt befand er sich nicht mehr an Bord der Enterprise, und ebenso wenig verfügte er momentan über irgendwelche Kommandogewalt.

Er trug nicht einmal mehr seine Uniform.

Statt dessen steckte er in einer eintönig schwarzen Zivilkluft. Einem Overall. Er fühlte sich darin fremd. Es fehlten die gewohnten Rangabzeichen am Uniformkragen und der Insignienkommunikator, den er sonst an der Brust stecken hatte; ohne sie fühlte er sich nahezu nackt.

Man ließ ihn warten, und das gefiel ihm nicht.

Es missfiel ihm außerordentlich.

Neben ihm saßen in gespanntem Schweigen drei weitere Crewmitglieder der U.S.S. Enterprise; auch sie warteten.

Commander William Riker wirkte, als wollte er, statt nur dazusitzen, lieber in dem Büro auf und ab stapfen. Sein Blick schweifte ruhelos umher, und er kratzte sich wiederholt den schwarzen Bart. Die Nummer Eins der Enterprise, erkannte Picard, blieb in der jetzigen Situation viel weniger gefasst als er. Riker war ein Mann, der im Zweifelsfall zum Handeln neigte. Die bitteren Erfahrungen der letzten Tage spiegelten sich in seiner Miene deutlich wider. Er trug gleichfalls einen schwarzen Overall; offenbar hatte er daran das gleiche Vergnügen wie der Captain.

An seiner Seite saß Dr. Beverly Crusher. Sie sah ruhig und gelassen aus, hatte die Beine übereinandergeschlagen und die Arme über der Brust verschränkt. Ihre finstere Miene zerfurchte ihre sonst glatte Stirn. Rund um die Augen bemerkte man einige Altersfältchen, die zu anderer Zeit nicht auffielen: bestimmt nur eine Folge der Anspannung …

Trotzdem sah sie heute reizvoller aus denn je. Ihr rotes Haar kontrastierte auf lebhafte, knistrige Weise mit dem Schwarz des beulenreichen, zu großen Overalls, den man ihr gegeben hatte. Während ihr Gesicht äußerlich Gleichmut zeigte, stand in ihren blauen Augen Sorge.

Sie schenkte Picard ein flüchtiges Lächeln der Ermutigung. Ihm war es peinlich, von ihr dabei ertappt worden zu sein, dass er sie musterte; deshalb nickte er ihr nur knapp zu.

»Hören Sie, Jean-Luc«, sagte sie, »wir haben hier eine Anzahl der besten Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure der Föderation beisammen. Ich bin sicher, Sie lösen das Problem. Darum sind wir doch hier, oder nicht?«

»Wir sind schlicht und einfach deshalb hier«, entgegnete Picard nachdenklich, »weil uns keine anderen Alternativen mehr freistehen.«

»Ja genau, die besten Techniker, besten Wissenschaftler, besten Ingenieure«, murrte Lieutenant Commander Geordi LaForge. »Und ich darf nicht tun, was ich gelernt habe, verdammt noch mal.«

»Geordi, es liegen eben besondere Umstände vor.« Beverly senkte zum Trost eine Hand auf die Schulter des Chefingenieurs. Der gutaussehende Schwarze beugte sich vor, faltete die Hände und schüttelte den Kopf. Picard betrachtete ihn; er hatte sich noch immer nicht an Geordis Aussehen gewöhnt.

Seine stumpfen, milchweißen Pupillen hoben sich ungeschützt von den Hornhäuten der Augen ab. Beiderseits des Kopfs blinkten die roten Kontaktpunkte seiner Implantate. Gegenwärtig war Geordi vollkommen blind; sein VISOR war demontiert worden.

»Besondere Umstände? Mir kommt das alles eher wie das Übliche vor.« Aus Ungeduld klang Rikers Stimme gepresst. »Der übliche bürokratische Schwachsinn. Ich hoffe bloß, es war kein Fehler hierherzufliegen.«

»Wir hatten doch gar keine Wahl, Nummer Eins«, stellte Picard fest. Unruhig rutschte er in dem Kleidungsstück, in dem er sich richtig unwohl fühlte, auf seinem Platz hin und her.

»Wir sollten froh sein, dass wir es überhaupt bis hierher geschafft haben«, meinte Beverly. Sie warf Riker einen bedeutungsvollen Blick zu.

»Wahrscheinlich«, sagte Geordi. »Ja, wahrscheinlich … Ich will sagen, ich hoffe es.«

Picard konnte nicht mehr still sitzen. Er stand auf und schlenderte zum Sichtfenster.

Im Samtschwarz des Universums breitete sich das altbekannte, wirre Gesprenkel heller und trüberer Sterne aus; alle ballten ihre ehrfurchtgebietende Geheimnisfülle und Rätselhaftigkeit in winzigen Lichtpünktchen. Diesmal jedoch nahm Picard sie ohne das Staunen und die Bewunderung zur Kenntnis, die er normalerweise bei ihrem Anblick empfand.

Durch das Sichtfenster des Büros hatte man einen ausgezeichneten Ausblick auf mehrere Dockanlagen der Starbase. Gleichzeitig bot sich dem Betrachter ein wundervolles Panorama des Lebens und Treibens der gewaltigen Raumstation dar, all ihrer Betriebsamkeit. Kabelbündel, Laufstege und Liftgondeln umspannten die graue Fläche des Außenrumpfs.

Gewöhnlich genoss Picard das Schauspiel einer Starbase. Solche Wunderwerke der Raumfahrttechnik mussten als Monumente des Einfallsreichtums denkender Wesen gelten, als Prunkstücke architektonischer Errungenschaften der Föderation …

Doch jetzt sah Picard in allem nur ein belangloses Wechselspiel von Licht und Schatten.

Bei anderer Gelegenheit hätte er sicherlich auch die Größe und Eleganz des Büros bewundert, in dem er sich momentan aufhielt. Urkunden über die Karriere und die herausragenden Leistungen des Büroinhabers bedeckten die Wände. Eine weitere Attraktion des Büros bildete das herrliche Aquarium mit Dutzenden von Arten seltener aquatischer Lebensformen. Nicht zu verachten waren auch die geschmackvolle Anordnung holografischer Kunst an der Wand gegenüber, das augenfällige hochmoderne Design des Schreibtischs und Computers sowie die Qualität des schmucken Mobiliars.

Für Picards Empfinden lag die Zimmertemperatur ein wenig zu niedrig. Aber er musste zugeben, dass sie zusammen mit der gedämpften Beleuchtung und den Luftblasen des Aquariums im Büro eine Atmosphäre von Ruhe und Frieden erzeugte. Und die Aromatisierung der Luft … Sandelholz? Mit einem Hauch von Myrrhe und kassiopeianischem Jasmin?

Jedenfalls handelte es sich um männliche Duftnoten. Unzweifelhaft strenge, autoritäre Gerüche, die den Zweck hatten, jedem ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, der sich hier mit dem höhergestellten Büroinhaber besprechen musste. Bedauerlicherweise flößte das alles Picard nicht die mindeste Ruhe ein. Selbstverständlich trug er seine gewohnte Fassade ernster Würde zur Schau. Doch in seinem Innern …

Aber nein, sagte er sich. Wo ist denn dein harter Kern …? Für einen Moment biss er die Zähne zusammen, konzentrierte sich … Aha! Da war er. Tief, tief im Innersten. Starkes, markiges Urgestein. Seine Pflichttreue. Sein Eid, die Werte von Recht und Ordnung zu schützen, auf denen das edle Anliegen der Föderation basierte. Ideale bestanden für ihn nicht nur aus verschlissenen Worthülsen. Bei ihm gaben sie die Grundfesten seines Gemüts ab. Voller aufrichtigem, unerschütterlichem Pflichtbewusstsein hatte er sich dem Dienst und der Sache verschrieben. Nichts konnte ihn je davon abbringen.

Das musste er sich ständig verdeutlichen. Er war ein Mann der Ideale, nicht mehr, nicht weniger. Im Vergleich dazu zählte alles andere kaum.

Nicht einmal das hier …

»Warum bummelt der Kerl denn so lange herum?«, maulte Riker, sprang aus dem Sessel auf und ging zum Schreibtisch; vermutlich beabsichtigte er, am Kommunikator eine Erklärung für die Verzögerung zu verlangen.

Beverly fasste neben sich, als wollte sie nach ihrem Handcomputer greifen; doch natürlich langte sie ins Leere. Sie konnte ihren Kummer nicht verbergen. Indem sie den Hals reckte, entdeckte sie ein digitales Chronometer auf dem Schreibtisch. »Die Sitzung sollte um vierzehn Uhr stattfinden. Jetzt ist's Viertel nach.«

»Mir ist ganz einfach nicht wohl in der Haut.« Geordis Verbitterung ließ sich nicht verkennen. »Ich wünschte, sie hätten mir wenigstens einen Stock und Blindenhund geliehen. Dann würde ich mich nicht so verflucht hilflos fühlen.«

»Ich bin sicher, dass man für Ihr VISOR bald Ersatz findet, Geordi«, äußerte Beverly in tröstlichem Ton.

»Die Typen hier haben einfach keine Vorstellung davon, welch wichtige Rolle die Zeit spielt.« Aus Enttäuschung schüttelte Riker den Kopf.

»Es ist ja nicht so«, ergänzte Geordi ihn, »dass wir viel hätten.«

»Beruhigt euch, Leute«, sagte Picard, indem er sich auf einen Tonfall verlegte, der gleichermaßen ermutigend wie gebieterisch klang. »Die Besatzung des Raumschiffs ist außer Gefahr. Wir sind in Sicherheit. Das ist es, was zählt … Alles übrige ist relativ unerheblich.«

»Und was ist mit Data?«, fragte Geordi.

»Ich habe es Ihnen versprochen, und ich hab's Data versprochen: Egal, was letzten Endes geschieht, es wird für ihn gesorgt.« Picard straffte seine Schultern und strich sich mit der Hand über den glatten, kahlen Schädel. Wenn er schon nicht an der Uniform ziehen konnte, hatte er doch wenigstens noch seine Glatze.

»Aber es geht um die Enterprise, Jean-Luc«, antwortete Riker. »Wir reden über unser Raumschiff …«

»Unser Zuhause«, betonte Beverly.

Picards Haltung verkrampfte sich; er wandte sich ab. »Ich wiederhole es, die Besatzung ist in Sicherheit. Hinsichtlich des Schiffs werden wir tun, was wir können. Aber wir dürfen uns von sentimentalen Gefühlen nicht in unserem Pflichtbewusstsein beirren oder von der Situation ablenken lassen.«

Dazu sagten seine Offiziere nichts. Doch der Captain spürte, wie sie ihn anschauten.

Er setzte sich wieder hin, verschränkte die Arme und wartete.

Keine Minute später kamen zwei Männer herein. Der eine war Admiral Davies, ein Mann mit Doppelkinn, durchdringenden nachtschwarzen Augen, fliehender Stirn und einer grauen Strähne im schwarzen buschigen Haar. Er hatte lange, affenartige Arme, deren Hände er momentan versonnen auf dem dicken Wanst gefaltet hielt.

Gewichtskontrolle stellte im fünfundzwanzigsten Jahrhundert kein Problem dar. Trotzdem zogen viele prominente Funktionäre der Föderation Korpulenz vor; sie galt als eigenwilliges Symbol der Hochrangigkeit und des Einflusses. Der Bauchspeck ließ Davies älter aussehen, als er war; in einer Welt, in der die Menschen noch sterblich waren und Dienstjahre nach wie vor zählten, bedeutete dieser Umstand für ihn einen Pluspunkt.

Admiral Davies fungierte im hiesigen Föderationssektor als Oberkommandierender und gleichzeitig als Chef von Starbase 210. Er befand sich erst seit zwei Jahren in dieser Position; dank seiner klugen Entscheidungen sowie seiner Erfolge bei der Umsetzung der philosophischen und praktischen Ziele der Föderation hatte er allerdings schon weithin beträchtliches Ansehen gewonnen.

Dennoch wäre Captain Jean-Luc Picard, hätte er eine Wahl gehabt, zu einer anderen Starbase geflogen. Er und Admiral Davies waren sich schon ein paar Mal begegnet; das erste Mal an der Starfleet-Akademie. Damals war Davies längst Offizier, Picard hingegen erst Studienanfänger gewesen. Nicht jedes Mal hatte es zwischen ihnen offene Auseinandersetzungen gegeben, doch ohne Reibungen war es nie abgegangen.

Und nun oblag die Entscheidung, was geschehen sollte, Admiral Davies.

Der zweite Mann war jünger, schlanker und von höherem Wuchs. Seine blauen Augen drückten Müdigkeit aus. Er war zu dünn – als hätte er immer nur gearbeitet und viel zuwenig Zeit für Erholung und Ernährung abgezweigt. Er hatte einen Handcomputer dabei. Unverzüglich trat er vor die Computerkonsole und gab Zahlen ein.

»Das ist Dr. Rolf Chavez, der Erste Wissenschaftsoffizier unserer Starbase«, erklärte der Admiral ohne alle vorherigen Höflichkeitsfloskeln.

Auf einem Wandschirm erschienen Bilder der Enterprise. Man hatte den jetzigen Zustand des Raumschiffs auf die Risszeichnungen projiziert. Die Darstellungen waren von höchster Qualität, bemerkte Picard. Ihre Detailgenauigkeit übertraf sogar die Leistungsfähigkeit des Enterprise-Bordcomputers. Einen Moment lang besah Dr. Chavez sich die Abbildungen. Dann drehte er sich um. Sein mürrisches Gesicht hatte einen düsteren Ausdruck. »Unglaublich. Absolut unglaublich.«

»Bei allem Respekt, Sir«, meinte Riker. »Wir haben hier den ganzen Nachmittag gesessen und auf Ihren Bericht gewartet.«

»Dass es unglaublich ist, wissen wir«, brummelte Geordi.

»Wir wüssten gerne, was man dagegen tun kann«, fügte Beverly hinzu.

»Admiral, haben Sie bitte Nachsicht mit meinen Offizieren«, sagte Picard. »Sicherlich können Sie ihre … unsere Ungeduld verstehen. Zumal uns die Angelegenheit von Ihnen aus der Hand genommen worden ist.«

»Sie haben uns um Hilfe gebeten, wie es die Dienstvorschriften und amtlichen Bestimmungen vorsehen, und unsere per direkter Subraum-Kommunikation erhaltenen Anweisungen mit Ihrer üblichen Zuverlässigkeit befolgt. Also können wir Ihnen keinen Vorwurf machen.«

Der Admiral wirkte, als hätte er sich gerne gesetzt. Aber er blieb stehen, als wollte er den Enterprise-Offizieren, die tieftraurig vor ihm saßen und in ihren schlechtsitzenden, schwarzen Overalls hier fehl am Platz aussahen, seine Achtung erweisen. Er warf Dr. Chavez einen Blick mit der stummen Fragestellung zu: Sie oder ich? Dann nickte er und wandte sich förmlich an den Ranghöchsten seiner Besucher.

»Captain Picard, Dr. Chavez gibt Ihnen gern einen vollständigen Bericht, aber ich will mich nicht mit Einzelheiten aufhalten. Das Ganze läuft auf folgendes hinaus …« Er räusperte sich und schlug einen tieferen, überlauten Tonfall an. »Kraft der mir von der Föderation verliehenen Vollmachten stufe ich die U.S.S. Enterprise als Totalverlust ein. Und da meine Wissenschaftsoffiziere mich dahingehend beraten haben, dass die bloße Anwesenheit des Raumschiffs hier in Starbase zweihundertzehn eine Gefährdung darstellt, erteile ich diesen Befehl: Die Enterprise ist mittels Traktorstrahl in einen abgelegenen Teil des Weltalls zu befördern und durch Photonentorpedos zu vernichten.«

In dem Büro verbreitete sich Schweigen.

Picard fand keine Worte. Er blickte Will Riker und Beverly Crusher an. Sie wirkten ebenso fassungslos wie er.

Und Geordi LaForge …

Geordi starrte nur blind geradeaus.

Kapitel 1

Eine Woche zuvor.

CAPTAINS LOGBUCH, Sternzeit 45223.4:

Die Enterprise hat einen Notruf von einer entlegenen wissenschaftlichen Station auf dem Planeten Phaedra im Xerxes-System aufgefangen. Die Nachricht stammt von Mikal Tillstrom, dem Sohn Dr. Adrienne Tillstroms, einer anerkannten Xenogeologin. Wegen störender Phänomene elektromagnetischer Natur konnte der Notruf nur unvollständig empfangen werden. Allerdings ist das nicht weiter erstaunlich, weil Xerxes für seine unberechenbaren elektromagnetischen Felder berüchtigt ist. Von dem Notruf drang jedoch genug zu uns durch, um ihm zu entnehmen, dass die wissenschaftliche Station 146 von irgendeinem Unheil heimgesucht worden ist und dringend Hilfe erbittet. Danach wurde der Notruf durch Unterbrechung beendet.

Ich habe befohlen, dass die Enterprise Kurs auf das Xerxes-System nimmt, das wir in eineinhalb Tagen erreichen werden. Wir bereiten Rettungsmaßnahmen vor.

Ich kenne Dr. Adrienne Tillstrom, habe sie aber viele Jahre lang nicht gesehen. Sie ist nicht nur eine hervorragende Wissenschaftlerin, sondern auch ein liebenswerter Mensch. Ich hoffe von Herzen, dass es uns gelingt, sie und ihren Sohn aus der Notsituation, welcher Art sie auch sein mag, zu befreien.

Aus klarem, blauem Himmel beschien die Sonne Will Riker angenehm warm den Rücken. In der Nähe brandeten Brecher gegen die Küste. Gischt erfüllte die Luft mit leicht salzigem Geruch. Seemöwen schwebten über dem Meer, stürzten sich gelegentlich herab auf Fische. Die Brise wehte genau richtig, um die Mitspieler zu kühlen, ohne das Spiel zu behindern.

»Los geht's, Will«, rief Geordi. In Badehose, mit nackten Füßen, grinste er breit, warf dem Freund den weißen, prall aufgeblasenen Ball zu. Mühelos fing Riker ihn auf. Geordi zeigte auf das von zwei Aluminiumstangen hoch über dem Sand gehaltene Netz. »Es kommt darauf an, den Ball über den schwarzen Maschendraht da zu schmeißen, nicht bloß über die Angriffslinie.«

Ein wütender Blick Rikers streifte den Chefingenieur. Bei den zwei letzten Malen, als er mit der Ballaufgabe an der Reihe gewesen war, hatte er alles verbockt, indem er den Ball zu kräftig schlug. Weil er sich sonst als tüchtiger Sportler bewährte – und zwar in etlichen Sportarten –, wurmten diese zwei Patzer ihn um so mehr.

»Ja, Will«, ertönte fröhlich Deanna Trois Stimme. »Du brauchst nur den Ball herüberzuschmeißen, den Rest erledigen wir.«

»Lassen Sie das Frotzeln, werfen Sie den Ball und finden Sie sich mit Ihrer letztendlichen Niederlage ab!«, grölte Worf aus der Mitte der gegnerischen Mannschaft auf der anderen Seite des Netzes herüber. Inzwischen verfluchte Will Riker den Tag, an dem er den Klingonen angeregt hatte, es auch einmal mit Volleyball zu versuchen. Worfs Ablehnung war rasch dahingeschmolzen. Jetzt sah man den klingonischen Krieger in Shorts, Knieschützern und T-Shirt umherspringen.

»Alles klar«, beteuerte Riker.

Er warf den Ball von unten her hoch und schmetterte ihn mit Wucht über das Netz. Der saubere, schnelle, durchschlagende Wurf überraschte einen unachtsamen Fähnrich. Der Ball prallte an einem ausgestreckten Handteller ab und rollte auf die Illusion eines Palmenstrands im Hintergrund zu.

Worf schnaubte und lief dem Ball nach.

»Verzeihen Sie, Commander«, sagte Data, der in Uniform ein paar Meter entfernt stand und dem Spiel zuschaute.

»Ja, Data?«, fragte Riker. Er nahm den Beifall seiner Mannschaft entgegen und verbeugte sich spöttisch vor dem gegnerischen Team.

»Wie ich schon erwähnt habe, sind mir die Regeln dieses Spiels seit langem geläufig …«

»Na klar«, unterbrach ihn Geordi. »Und es ist verdammt schade, dass Sie nicht mit uns an den Wettkämpfen auf Rigel Zwei teilnehmen können, Data. Wir würden im Handumdrehen gewinnen.«

Als gäbe Geordis Äußerung ihm Grund zum Nachsinnen, neigte Data den Kopf seitwärts. »Aber meine Teilnahme wäre unfair, Geordi. Ich entfalte im Spiel weit mehr Geschicklichkeit als ein Mensch.«

Deanna Troi lachte. Ihre schwarze Lockenpracht fiel ihr lose bis auf die obere Hälfte des einteiligen türkisfarbenen Badeanzugs. »Ich glaube, ich weiß, was Geordi meint. Sicher würde er die Wettkämpfe gern um jeden Preis gewinnen. Es dürfte noch etwas dauern, denke ich mir, bis Sie begreifen, wie wichtig es aber für einen Mann ist, sich mit jüngeren, agileren Männern zu messen.« Sie zwinkerte Geordi zu. Der Chefingenieur zuckte nur mit den Schultern.

In noch immer versonnener Haltung wandte Data sich wieder an Riker. »Auf jeden Fall lautet meine Frage, Commander: Weshalb trainieren Sie auf dem Holodeck im Rahmen eines Strandmilieus, obwohl es nicht mit den regulären örtlichen Gegebenheiten eines offiziellen Volleyball-Turniers übereinstimmt?«

»Na, auf normalen Volleyball-Feldern trainieren wir auch, Data, das wissen Sie doch …« Rikers Blick schweifte rundum durch den herrlichen Tag. »Tja, weshalb … Also, weil es Spaß macht.«

»Spaß.« Der Androide nickte. Seine bernsteingelben Augen glänzten. Offenbar speicherte er die Information, konnte sie aber vorerst nicht gänzlich verstehen. »Ich gebe zu, der menschliche Hang, sich schädlicher Sonnenstrahlung auszusetzen, während man an einem salzhaltigen Gewässer auf tückischem Boden bei einem Ballspiel schwitzt, ist äußerst faszinierend.«

»Vielleicht kommt's daher, Data«, witzelte Geordi, »dass unsere Vorfahren, ausgestattet mit Sonnenöl und Sonnenbrillen, aus dem Ozean gekrochen sind.«

Data wölbte die Brauen. »Aha! Eine exzellente Formulierung von Inkongruitäten, Geordi. Ich meine, ein guter Scherz. Aber möglicherweise lerne ich diese Betätigung besser zu durchschauen, wenn ich hier heute Ihre Reaktionen beobachte.«

»Glauben Sie mir, Data, Sie werden's nicht lernen«, versicherte ihm Troi. »Sie brauchen sich auch gar nicht damit abzumühen. Haken Sie's als Gewohnheit ab und seien Sie damit zufrieden.«

»Augen auf, Gegenspieler!«, dröhnte eine dunkle Stimme. Der Ball flog auf Riker zu. Er fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um den Ball, der mit hoher Geschwindigkeit auf ihn zusauste, erwischen zu können. Worf kehrte eilig an seinen Platz im Team zurück. »Sie haben erneut Aufschlag! Machen Sie sich auf die Niederlage gefasst!« In der Badehose, dachte sich Riker, sah Worf besonders komisch aus.

Riker schleuderte den Ball direkt in Worfs Richtung. Sofort erkannte er, dass er einen Fehler begangen hatte. Der Klingone vollführte einen Hochsprung, knurrte dabei wie im Nahkampf. Er stieß den Ball so kraftvoll und in so steilem Winkel zurück übers Netz, dass die andere Mannschaft ihn nicht zurückschlagen konnte. Der Ball fiel in den Sand.

»Wir sind dran, glaube ich«, rief Worf, die Hände in die Hüften gestemmt, den Gegenspielern zu.

Die Zuschauer spendeten Applaus.

Während die Gegenmannschaft im Uhrzeigersinn die Plätze wechselte, trat ein Mann in kompletter Uniform aus den Reihen der Zuschauer.

»Ein sehr seltsames Spiel, Nummer Eins«, sagte Jean-Luc Picard unwirsch, klopfte sich voller Widerwillen Sand vom Uniformpullover. Er kniff die Augen zusammen; offenbar blendete ihn der helle Sonnenschein des Holodeck-Szenarios.

»Sie sollten mal mitspielen, Captain«, empfahl Troi. Sie streckte die Hände empor, um dem gegnerischen Team eine Pause anzuzeigen.

»Reiten, Fechten und ein paar weitere Sportarten, damit kann ich was anfangen«, antwortete Picard. »Und natürlich mache ich es mir ab und zu gerne mit einem guten Buch gemütlich. Aber Mannschaftssport ist einfach nichts für mich.«

»Na, ich hoffe, Sie sind beim Föderationsturnier trotzdem dabei, um uns anzufeuern«, meinte Troi. Sie lächelte noch; allerdings hatte Picards schroffe Ablehnung sie unübersehbar erschreckt.

»Vielleicht. Ich will's versuchen. Aber das kann ich im Augenblick noch nicht entscheiden. Nummer Eins, ich nehme an, das Spiel dauert nicht mehr lang?«

»Wir sind gleich fertig, ich verspreche es Ihnen, Captain«, brummte Worf. Er ging auf seiner Seite des Netzes in Stellung und bleckte vor Siegeswillen die Zähne.

»Das wäre gut, Lieutenant. Ich beabsichtigte, im Bereitschaftszimmer eine Besprechung zu veranstalten.«

»Wir kommen umgehend, Captain«, verhieß Riker. Er ahnte, dass die Sitzung eine ernste Sache betraf. »Lassen Sie uns vorher Zeit zum Duschen?«

»Ja. Ich wünsche die Situation im Xerxes-System zu erörtern. Aber da wir erst morgen dort ankommen, brauchen wir nichts zu überstürzen, glaube ich.« Er legte die Hände auf den Rücken, betrachtete die Angriffslinien, die schiefen Pfosten und das etwas zerfranste Netz. »Sagen Sie mal … Dieses Spiel … Wie heißt es doch wieder?«

»Volleyball, Sir«, gab Riker Auskunft.

»Ach ja, ›Volleyball‹. Ich habe nicht den Eindruck, dass es sich dabei um die Krönung der irdischen Sportarten handelt. Sicherlich kennen Sie noch den einen oder anderen anspruchsvolleren, schwierigeren Sport, dem Sie sich widmen, oder?« Er schaute rundum. »Und dann an einem Strand …?«

Troi spürte, dass die Stimmung des Captains sich lockerte. »Es macht eben Spaß, Sir.«

Riker hob die Schultern. »Man spielt als Mannschaft, weil dann mehrere Personen mitmachen und etwas leisten können. Außerdem üben wir ja, um als Delegation der Enterprise an den Wettkämpfen teilzunehmen.«

»Ich glaube, der richtige Fachausdruck lautet ›Mannschaftsgeist‹, Captain«, mischte sich Data ein. »Er dient verschiedenartigen zivilisierten Lebewesen als massenpsychologisches Instrument zur Erzeugung eines dem Zusammenhalt förderlichen Gemeinschaftsgefühls.«

Riker merkte, dass die Vorstellung eines ›Mannschaftsgeists‹ den Captain nur gelinde amüsierte. Freilich wusste Picard Teamarbeit zu schätzen. Doch in seiner Jugend, während seine Familie in den Weingärten Trauben zu Maische stampfte, hatte er stets die Nase in Bücher gesteckt oder weilte schon in Gedanken zwischen den Sternen. Picard hatte einen viel individuelleren Leistungsbegriff.

»Da ist was dran, Captain«, sagte Deanna Troi. »Und ich sehe, dass wir im Hinblick auf das, was uns bevorsteht, alle ein bisschen unter Anspannung stehen. Darum fände ich's besser, wir könnten unser Training in entkrampfter Atmosphäre zu Ende führen.«

»Na schön, Counselor. Ich beuge mich Ihrem sachkundigen Rat. So wie immer. Also, wir sehen uns in meinem Bereitschaftszimmer, sobald Sie soweit sind.«

»Jawohl, Sir.«

Picard nickte und ging.

»Was ist denn nun, spielen wir weiter oder nicht?«, rief ein Mitglied der Gegenmannschaft.

»Raus mit der Sprache, Empathin«, wandte Riker sich an Deanna. »Spürst du bei unseren Gegnern Mutlosigkeit und Furcht?«

»Nein, vielmehr fühle ich bei allen so viel Zuversicht und Entschlossenheit, wie man sich von einem Volleyballspieler nur wünschen kann. Außer bei Worf.«

»Bei Worf nicht?«

»Nein. Anscheinend wird er aufschlagen, und für ihn ist das ein kriegerischer Ernstfall.«

»Halten Sie sich bereit, Gegenspieler!«, dröhnte hinter der Mittellinie die Stimme des Klingonen. Er stieß ein Grollen aus und schmetterte Riker den Ball mit derartiger Gewalt entgegen, als wollte er ihn zum Platzen bringen.

Kapitel 2

CAPTAINS LOGBUCH, Sternzeit 45223.7:

Nachdem Anweisung an die zuständigen Crewmitglieder ergangen ist, das erforderliche Informationsmaterial über Phaedra und die wissenschaftliche Station Beta Epsilon zu recherchieren, habe ich eine Sitzung in meinem Bereitschaftszimmer einberufen. Gründliche Vorbereitung hat sich immer als wesentliche Hilfe erwiesen.

»Die Sitzung ist eröffnet«, sagte Captain Jean-Luc Picard. Aufrecht und voll konzentriert saß er am Kopfende des Tischs. »Wir müssen über eine wichtige Angelegenheit beraten. Ich nehme an, nach Ihrem interessanten Spiel sind Sie jetzt alle ausreichend entspannt. Die bevorstehende Diskussion wird ohne Zweifel Ihre ganze Aufmerksamkeit verlangen.«

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