Star Wars. Han Solos Abenteuer - Brian Daley - E-Book

Star Wars. Han Solos Abenteuer E-Book

Brian Daley

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Beschreibung

Han Solo und sein Wookie-Freund auf neuen abenteuerlichen Reisen mit dem Raumfrachter "Millennium Falcon". Die Handlung spielt zur gleichen Zeit wie der dritte Band der Han-Solo-Trilogie "Der König der Schmuggler". Drei packende Abenteuer mit dem Helden der Star Wars Saga in einem Band:

•Han Solo auf Stars´ End

•Hans Solos Rache

•Han Solo und das verlorene Vermächtnis

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 901

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Inhaltsverzeichnis

TitelAUF STARS’END
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11
DIE RACHE
IIIIIIIVVVIVIIVIIIIXXXIXIIXIII
DAS VERLORENE VERMÄCHTNIS
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16
LeseprobeCopyright

AUF STARS’END

1

»Es ist schon ein Kriegsschiff. Verdammt!«

Die Anzeigetafeln im Cockpit der Millennium Falcon blitzten und leuchteten in einer Vielfalt von Farben. Warnsignale schnarrten, und die Sensoren belieferten die Lagedisplays mit sämtlichen Informationen über die Kampfsituation.

Han Solo, der nach vorn gebeugt im Pilotensessel kauerte, ließ scheinbar ungerührt den Blick von einem Instrument zum anderen und dann zu den Bildschirmen schweifen. Hastig verschaffte er sich ein Urteil über seine Lage. Sein schmales, jugendliches Gesicht wirkte besorgt. Hinter der durchsichtigen Kuppel des Cockpits rückte die Oberfläche des Planeten Duroon immer näher. Irgendwo unter ihnen, achtern, hatte ein schwer bewaffnetes Raumschiff die Falcon geortet und näherte sich ihnen, um sie zu stellen. Daß das Kriegsschiff die Millennium Falcon überhaupt hatte orten können, beunruhigte Han. Die Fähigkeit, zu kommen und zu gehen, ohne aufzufallen, insbesondere offiziellen Stellen aufzufallen, war für einen Schmuggler lebenswichtig.

Er begann Feuerleitdaten in die Waffensysteme des Schiffes einzugeben. »Hauptbatterien laden, Chewie«, sagte er, ohne den Blick von seiner Konsole zu wenden, »und sämtliche Abwehrschirme. Wir befinden uns in einer Verbotszone. Wir dürfen nicht zulassen, daß sie uns anhalten oder das Schiff identifizieren.« Ganz besonders nicht bei der Ladung, die wir führen, dachte er.

Zu seiner Rechten gab der Wookiee Chewbacca ein Geräusch von sich, das man sowohl als Grunzen als auch als Bellen hätte identifizieren können, und seine pelzbedeckten Finger huschten geschickt über die Steuerschalter. Der hünenhafte, haarige Wookiee kauerte nach vorn gebeugt in dem überdimensionierten Sessel des Copiloten. Nach Wookiee-Art zeigte er seine respektheischenden Reißzähne, während er das Sternenschiff mit einigen Lagen von Verteidigungsenergie umgab. Gleichzeitig schaltete er die Offensivwaffen der Falcon auf Maximalleistung.

Während Han sein Schiff kampfbereit machte, tadelte er sich dafür, diesen Auftrag überhaupt angenommen zu haben. Er hatte sehr wohl gewußt, daß er damit in Konflikt mit der Autorität, wie sich das Führungsgremium dieses Wirtschaftssektors nannte, geraten würde, und das inmitten einer Verbotszone.

Der Anflug des Schiffes der Behörde ließ Han und Chewbacca nur noch eine Frist von Sekunden für ihre Entscheidung: Sie konnten entweder aufgeben und die Flucht ergreifen oder versuchen, ihre Lieferung dennoch ans Ziel zu bringen. Han studierte seine Steuerkonsole und hoffte, dort eine Anregung zu finden.

Das andere Schiff holte nicht auf. Tatsächlich schien die Falcon sogar an Vorsprung zu gewinnen. Ihre Sensoren registrierten Masse, Bewaffnung und Schub ihres Verfolgers, und Han sagte: »Chewie, ich glaube nicht, daß das ein Linienschiff ist. Mir sieht es eher wie ein bewaffneter Frachter aus. Ich schätze, die sind gestartet, als sie uns entdeckten. Verdammt, haben diese Burschen wirklich nichts Besseres zu tun?«

Aber eigentlich war es ganz logisch: Die einzige größere Anlage der Autorität auf Duroon, die einzige mit einem komplett ausgestatteten Hafen, lag auf der anderen Seite des Planeten, wo jetzt gerade die Dämmerung über den grauen Himmel heraufziehen würde. Han hatte so weit wie möglich abseits von dem Hafen landen wollen, inmitten der Nachtseite.

»Wir landen«, entschied er. Wenn es der Falcon gelang, den Verfolger abzuschütteln, konnten Han und Chewbacca ihre Ladung löschen und mit etwas Glück sogar entkommen.

Der Wookiee brummte mürrisch, und seine schwarzen Nüstern blähten sich.

Han funkelte ihn an. »Weißt du etwas Besseres? Um uns zu trennen, ist es ein wenig spät, oder?«

Er steuerte den umgebauten Frachter in eine steile Sturzbahn, gab Höhe zugunsten gesteigerter Geschwindigkeit auf und drang tiefer in den Schatten von Duroon ein.

Das Schiff der Autorität bremste sogar noch stärker, stieg durch die Atmosphäre des Planeten in die Höhe und gab Geschwindigkeit zugunsten von Höhe auf, um die Millennium Falcon weiterhin in den Sensoren behalten zu können. Han ignorierte den Funkspruch, der ihn zum Anhalten aufforderte. Die Anlage, die automatisch die Identität seines Schiffes als Reaktion auf eine offizielle Anfrage hätte senden sollen, war schon vor langer Zeit demontiert worden.

»Die Deflektorschirme auf voller Leistung halten«, befahl er. »Ich lande jetzt. Ich habe keine Lust, uns von denen die Haut versengen zu lassen.«

Der Wookiee tat, wie ihm geheißen war, um damit überschüssige Wärmeenergie, die durch den schnellen Atmosphäreflug der Falcon erzeugt wurde, abzuleiten. Die Steuerorgane des Sternenschiffes zitterten, als sie in die dichtere Luft eindrangen. Han gab sich große Mühe, den Planeten zwischen sich und das Schiff der Autorität zu legen.

Das war bald gelungen, und die Anzeigegeräte registrierten die gestiegene Reibungshitze. Sein Blick wanderte zwischen den Sensoren und der durchsichtigen Kuppel hin und her. So entdeckte Han schnell seinen ersten Markierungspunkt, eine vulkanisch aktive Bodenspalte, die in ostwestlicher Richtung verlief, wie eine riesige, brennende Narbe im Fleisch von Duroon. Er zog die Falcon aus dem Sturzflug heraus und spürte, wie das Schiff sich dagegen aufbäumte. Nur wenige Meter über der Planetenoberfläche ging er in Waagerechtflug über.

»Jetzt sollen die mal versuchen, uns anzupeilen«, sagte er zufrieden.

Chewbacca brummte nur. Aber was er damit sagen wollte, war klar: Diese Deckung würde nicht lange nachhalten. Die Gefahr, hinter dieser Verwerfung in der Oberfläche Duroons optisch oder mit Instrumenten entdeckt zu werden, war tatsächlich gering, denn die Falcon würde vor einem Hintergrund aus Eisenschlacke, infernalischer Hitze und radioaktiven Stoffen verschwinden. Aber sie konnten hier auch nicht besonders lange bleiben.

In dem grell orangefarbenen Licht der Spalte, welches das Cockpit erhellte, mußte Han dem Wookiee zustimmen. Er hatte bestenfalls die Spur abgerissen, und das Verfolgerschiff würde die Falcon nicht mehr entdecken können, selbst wenn sie genügend Höhe gewannen, um sie wieder in den Sensorbereich zu bringen. Er beschleunigte überaus stark, um weiterhin die Masse von Duroon zwischen sich und den Verfolger zu legen, während er eine Landestelle suchte. Zu seinem Leidwesen gab es keine vernünftigen ortsfesten Navigationshilfen. Er mußte sich also ganz auf sein Gefühl verlassen und konnte sich im übrigen auch nicht einfach aus dem Cockpit beugen und irgendeinen Passanten nach der Richtung fragen.

Binnen weniger Minuten hatte das Schiff sich dem westlichen Rand der Vulkanspalte genähert. Han mußte abbremsen; es war höchste Zeit, sich nach irgendwelchen Markierungen umzusehen. Er versuchte sich an die Anweisungen zu erinnern, die man ihm gegeben hatte, Anweisungen, die er nur seinem Gedächtnis eingeprägt hatte. Im Süden ragte eine gigantische Bergkette auf. Er zog die Falcon scharf nach backbord, legte ein paar Schalter um und jagte nun geradewegs auf die Berge zu.

Die speziellen Terrainsensoren des Schiffes erwachten. Han hielt den Bug des Frachters dicht über einer Oberfläche aus abgekühlter Lava und gelegentlich aktiven Bodenspalten, winzigen Abkömmlingen der großen Vulkanspalte. Ganz dicht jagte das Schiff über den vulkanischen Ebenen dahin; die Falcon war praktisch in Landehöhe.

»Wenn jemand dort unten ist, muß er sich eben ducken«, meinte Han, ohne die Terrainsensoren aus dem Auge zu lassen.

Ein Pfeifton ertönte: Sie hatten den Bergpaß entdeckt, den er die ganze Zeit gesucht hatte. Er paßte den Kurs an.

Komisch. Seine Informationen besagten, daß die Bergspalte für die Falcon breit genug war, aber sie wirkte selbst auf dem TS verdammt eng. Eine Sekunde lang überlegte er, ob er schnell steigen sollte, um über die hohen Gipfel hinwegzufliegen, aber auf die Weise geriet er vielleicht erneut vor die Teleskope der Autorität. Er war jetzt zu nahe an seinen Lieferort gelangt, als daß er das Risiko eingehen wollte, die Ladung einfach aufzugeben und zu fliehen.

Und dann war der Augenblick vorbei, in dem er es sich noch anders hätte überlegen können. Er verringerte die Fluggeschwindigkeit noch mehr und entschied, daß er den Paß in geringer Höhe überfliegen würde.

Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn, Hemd und Weste klebten am Leib. Chewbacca gab sein polterndes, tiefes Brummen von sich, das ein Zeichen höchster Konzentration war, während beide Partner sich ganz auf die Steuerung der Millennium Falcon konzentrierten. Das Bild des Passes auf dem TS wurde keineswegs ermutigender.

Hans Hände krampften sich um die Steuerhebel und spürten, wie seine Flughandschuhe darauf drückten. »Chewie, dieses Ding ist kein Paß, sondern eine Spalte! Halt die Luft an, wir werden uns durchzwängen müssen!«

Und damit begann Han mit seinem Schiff zu kämpfen. Chewbacca brachte jaulend sein Mißfallen an jeglicher Art von unkonventionellen Manövern zum Ausdruck und schaltete die Bremsdüsen ein, aber auch sie reichten nicht aus, um die Katastrophe abzuwenden. Die Spalte begann Form anzunehmen, wurde zu einer geringfügig helleren Fläche am Himmel, die von den Sternen und einem der drei Monde beleuchtet wurde und sich mehr oder weniger deutlich vor der Silhouette der Berge abzeichnete. Aber sie war — wenn auch nicht viel — zu eng.

Das Sternenschiff stieg etwas höher, seine Geschwindigkeit verringerte sich. Diese paar Extrasekunden gaben Han Zeit, seine ganze Pilotenkunst einzusetzen, die rasiermesserscharfen Reflexe und instinktiven Fähigkeiten aufzurufen, die ihm in der ganzen Galaxis immer wieder geholfen hatten, Gefahren zu bestehen. Er löschte sämtliche Schirmfelder, die sonst mit dem Felsen kollidiert wären und sich überladen hätten, und riß das Steuer herum, ließ die Millennium Falcon auf der Backbordseite stehen. Zu beiden Seiten rückten die schroffen Wände näher, so daß das Brüllen der Triebwerke des Frachters von den Klippen widerhallte. Han führte winzige Korrekturen durch, starrte Felswände an, die durch die Sichtkuppel auf ihn zuzurasen schienen, und stieß eine Reihe von Flüchen aus, die überhaupt nichts mit seiner Pilotenarbeit zu tun hatten.

Es gab einen leichten Ruck, gleich darauf war das Kreischen von abgerissenem Metall zu hören, abgerissen wie ein Stück Papier. Die Fernsensoren verlöschten; ein Felsvorsprung hatte die Antenne von der Außenhülle abgerissen.

Und dann war die Falcon durch.

Das Gesicht Hans war mit Schweiß bedeckt, das hellbraune Haar hing ihm in feuchten Strähnen in die Stirn. Er klopfte Chewbacca auf die Schulter. »Was hab’ ich gesagt? Ich hab’ mich doch schon immer auf Eingebungen spezialisiert.«

Das Sternenschiff donnerte über dem dichten Dschungel dahin, der hinter den Bergen begann. Han zog das Schiff wieder in Normallage zurück und wischte sich mit der behandschuhten Hand über die Stirn. Chewbacca gab ein leises Grollen von sich.

»Richtig«, sagte Han ernst, »das war wirklich ein blöder Einfall, dort einen Berg hinzustellen.«

Er suchte auf dem Bildschirm nach der nächsten Landmarke und entdeckte sie schnell: einen sich windenden Fluß. Die Falcon fegte im Tiefflug über dem Flußbett dahin, während der Wookiee die Landeeinrichtung des Schiffes ausfuhr.

Innerhalb weniger Sekunden hatten sie die Landefläche in der Nähe eines eindrucksvollen Wasserfalles erreicht, dessen Fluten in blauweißen, gespenstischen Arkaden im sanften Licht der Sterne und der Monde in die Tiefe rauschten. Han fand nach einem Blick auf die Kontursensoren eine Lichtung inmitten der dichten Vegetation und ließ das Schiff langsam hinunter. Die breiten Scheiben der Landestützen sanken ein wenig in den weichen Humus ein, dann war ein Schmatzen der Hydraulik zu hören, und die Millennium Falcon hatte es sich bequem gemacht.

Han und Chewbacca saßen ein paar Augenblicke lang reglos in ihren Pilotensesseln, zu ausgepumpt, um etwas zu tun. Außerhalb der Sichtkuppel des Cockpits war der Dschungel ein Gewirr von Schlingpflanzen und farnähnlichen Gewächsen, die bis zu zwanzig Meter emporwuchsen. Dichter Bodennebel wälzte sich durch das Unterholz und umwallte die Lichtung.

Der Wookiee schnaufte im tiefen Baß.

»Das hätte ich auch nicht besser sagen können«, pflichtete Han ihm bei. »Packen wir’s an.«

Die beiden nahmen die Kopfhörer ab und verließen ihre Kontursitze. Chewbacca nahm seine Armbrust und einen Schultergurt mit Munitionsbehältern. Dieser Gurt diente zugleich als Tragriemen für einen Beutel, den der Wookiee gewöhnlich an der Hüfte trug. Han hatte seine Waffe bereits umgeschnallt, die Spezialanfertigung eines Blasters mit fest aufgesetztem Makroskop, das vorn abgefeilt war, um das schnelle Ziehen zu erleichtern. Das ausgeschnittene Halfter, an dem der Abzug frei lag, hing tief an Hans Hüfte und war am Unterende mit einem Lederriemen an seinem Schenkel befestigt.

Nach dem Planetenalmanach war die Atmosphäre von Duroon für humanoides Leben ohne Atemgeräte brauchbar. Die beiden Schmuggler gingen daher unmittelbar zur Rampe des Schiffes. Der Lukendeckel hob sich, und die Rampe fuhr lautlos aus. Der Geruch von Pflanzen, von verfaulender Vegetation und heißem Dschungel, in den sich der Dunst gefährlicher Tiere mischte, drang herein. Der Dschungel war von tausend Geräuschen, Schreien der Jäger und der Gejagten, dem schrillen Schnattern von Vögeln und dem Rauschen des Wasserfalles im Hintergrund erfüllt.

»So, jetzt müssen die sich plagen, uns zu finden«, sagte Han.

Er sah sich im Dschungel um, entdeckte jedoch keine Spur von Leben. Kein Wunder. Vermutlich hatte die Landung des Frachters die meisten Lebewesen aus der unmittelbaren Umgebung der Landefläche verjagt. Er wandte sich zu seinem zottigen Ersten Offizier/Co-Piloten/Partner. »Ich werd’ auf sie warten. Schalt die Sensoren ab, leg die Maschinen still und so weiter — alle Systeme eben, damit die uns nicht orten können. Und dann sieh nach, wie stark die Falcon oben beschädigt worden ist, als sie sich mit den Felsbrocken am Rücken kratzte.«

Chewbacca gab einen bellenden Laut der Zustimmung von sich und schlurfte davon. Han zog die Fliegerhandschuhe aus, stopfte sie sich in den Gürtel und ging die Rampe hinunter, die auf der Steuerbordseite des Schiffes, achtern vom Cockpit, ausgefahren war. Er betätigte einen Schalter am Visier seiner Waffe, um damit das Nachtsichtgerät parat zu haben, und sah sich dann um. Das Bild, das er bot, war das eines schlanken, jungen Mannes in hohen Raumfahrerstiefeln und dunkler Uniformhose mit roten Seitenstreifen sowie einem Zivilhemd mit Weste. Die Uniformjacke, der die Rangabzeichen fehlten, hatte Han schon vor Jahren aufgegeben.

Er überprüfte die Unterseite der Falcon und vergewisserte sich, daß dort kein Schaden angerichtet worden war und das Landesystem fest und sicher stand. Dann überzeugte er sich, daß die Interrupterplatten sich automatisch über die Servopeiler der Rumpftürme geschoben hatten, so daß die Vierlingskanone nicht versehentlich Landestützen oder Rampe wegblasen konnte, falls er sie, solange das Schiff hier ruhte, betätigen mußte.

Anschließend begab er sich zufrieden zur Rampe zurück. Er blickte zum leeren Himmel und zu den Sternen hinauf und dachte: Soll die Autorität mich doch suchen. Diese ganze Region von Duroon ist voll von heißen Quellen, Magmaspalten und Strahlungsanomalien. Die brauchen einen Monat, um mich zu finden, und in zwei oder drei Stunden bin ich hier bereits wieder weg.

Er saß am Fußende der Rampe und wünschte sich, er hätte sich etwas zu trinken mitgenommen; unter der Konsole im Cockpit stand noch eine Flasche uralten Düsensaftes. Aber ihm war jetzt nicht danach, die Flasche zu holen. Außerdem wartete noch Arbeit auf ihn.

Langsam begannen die nächtlichen Lebewesen Duroons wieder in der Lichtung aufzutauchen. An weiße Spitzen erinnernde Geschöpfe schwebten durch die Luft, und in den nahen Farnbäumen hielten sich Lebewesen auf, die wie Strohbündel aussahen und sich langsam an breiten Farnbüscheln nach vorn bewegten. Han behielt sie im Auge, bezweifelte aber, daß sie es wagen würden, sich der fremdartigen Masse seines Sternenschiffes zu nähern.

Jetzt segelte eine kleine, grüne Kugel in einem hohen Bogen aus dem Unterholz und landete mit einem deutlich hörbaren Boing. Auf den ersten Blick schien sie völlig glatt zu sein, aber dann fuhr sie einen augenähnlichen Stengel aus, der die Falcon mit ruckartigen Bewegungen beobachtete. Als die Kugel den Piloten entdeckte, verschwand der Augenstengel, und die Unterseite der Kugel drückte sich zusammen. Mit einem zweiten Boing hüpfte das Ding in den Dschungel zurück.

Han wandte sich wieder seinen Gedanken zu und lauschte dabei auf Chewbaccas Schritte an der Oberseite des Schiffes. Wie viele Lichtjahre waren die fremden Konstellationen am Himmel eigentlich von dem Planeten entfernt, auf dem Han geboren worden war?

Das Leben als Schmuggler und Charterpilot barg Gefahren in sich, die er mit einem Schulterzucken hinnahm. Aber mit einer Landung, die ihm sofort standrechtliche Hinrichtung eintragen würde, wenn man ihn schnappte, in einen verbotenen Raumsektor einzudringen, das war eine andere Sache.

Der kommerzielle Sektor war ein einziger Ausläufer eines Astes am Ende eines Spiralarmes der Galaxis, aber dieser Ausläufer enthielt Zehntausende von Sternsystemen, und in keinem einzigen hatte man auch nur eine einzige eingeborene intelligente Gattung entdeckt. Keiner wußte, weshalb das so war. Han hatte gehört, daß in den Konvektionsschichten jeder einzelnen Sonne dieser Region Neutrino-Anomalitäten entdeckt worden seien, etwas, das sich vielleicht wie ein Virus zwischen den Sternen dieses isolierten Sektors ausgebreitet hatte.

Jedenfalls hatte man die Kommerz-Sektorbehörde ins Leben gerufen, um die unschätzbaren Reichtümer dieser Region auszubeuten — einige sagten sogar, zu plündern. Die Behörde war Besitzer, Arbeitgeber, Vermieter, Regierung und Militär gleichzeitig. Ihr Reichtum und ihr Einfluß stellten alle Regionen der Galaxis, abgesehen vielleicht die wohlhabendsten Sektoren des Imperiums, in den Schatten, und demzufolge verwendete sie auch viel Zeit und Energie darauf, sich gegen Störungen von außen abzukapseln. Konkurrenz besaß sie keine, aber das machte die Kommerzsektorbehörde um nichts weniger eifersüchtig und rachsüchtig. Jedes Schiff von außen, das außerhalb der festgelegten Handelskorridore entdeckt wurde, war für die Kriegsschiffe der Behörde Freiwild, und diese Kriegsschiffe waren von der gefürchteten Sicherheitspolizei besetzt.

Aber was soll man machen, fragte sich Han, wenn man mit dem Rücken an der Wand steht? Warum hätte er eine nette, lukrative Fahrt ablehnen sollen, als ihm der habgierige Ploovo Two-For-One die Reichtümer geschildert hatte, die es zu holen gab.

Ich kann ja immer noch Schluß machen, dachte er. Ich kann mir irgendwo einen netten Planeten suchen und dort seßhaft werden. Die Galaxis ist groß.

Doch er schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn, sich etwas vorzumachen. Ehe er seßhaft wurde, konnte er genausogut tot sein. Was konnte denn ein Planet, welcher auch immer, jemandem bieten, der sich wie er so lange zwischen den Sternen herumgetrieben hatte? Der Drang zu den endlosen Weiten des Weltraumes war jetzt ein Teil seiner Persönlichkeit geworden.

Und so hatten sie natürlich sofort zugegriffen, er und Chewbacca, als sie, hoch verschuldet, aufgefordert worden waren, eine Mission in den Kommerzsektor zu fliegen. Trotz all der Gefahren und Unsicherheiten erlaubte ihnen dieser Auftrag, wieder die Freiheit des Weltraumes zu genießen. In ihren Augen war das Risiko, dabei zu sterben oder gefangengesetzt zu werden, das kleinere Übel gewesen.

Aber das führte zum nächsten Punkt. Irgendwie hatte das Schiff der Kommerzbehörde die Millennium Falcon geortet, ehe diese das Schiff mit ihren eigenen Sensoren entdeckt hatte. Ohne Zweifel hatte die Sicherheitspolizei irgendein neues Ortungsgerät, und das machte Hans und Chewbaccas Leben um eine Zehnerpotenz gefährlicher. Sie würden in nächster Zeit sehr auf der Hut sein müssen.

Han sah sich im Dschungel um und wünschte, er hätte die Scheinwerfer des Schiffes eingeschaltet gelassen. Eine Stimme neben ihm verkündete plötzlich: »Wir sind da.«

Han fuhr mit einem halbunterdrückten Schreckensschrei herum, und plötzlich hielt er den Blaster in der Hand, als hätte jemand ihn dort hingezaubert.

Dicht neben der Rampe, höchstens einen Meter von ihm entfernt, stand ein Geschöpf. Es war fast so groß wie Han, ein Zweibeiner mit einem flaumigen, kugelförmigen Torso und kurzen Armen und Beinen, mit mehr Gelenken, als ein Mensch sie besitzt. Sein Kopf war klein, aber mit großen, starr blickenden Augen ausgestattet. Mund und Hals des Geschöpfes waren lose, taschenartige Gebilde, und es ging ein Geruch von ihm aus, der sich dem des Dschungels anpaßte.

»Auf die Weise können Sie leicht geröstet werden«, brummte Han, der inzwischen seine Fassung zurückgewonnen und den Blaster wieder in das Halfter gesteckt hatte.

Das Geschöpf ging nicht auf die Bemerkung ein. »Haben Sie uns das gebracht, was wir brauchen?«

»Ich habe Ladung für Sie. Darüber hinaus weiß ich nichts. Wenn Sie allein gekommen sind, dann haben Sie jetzt ganz schön zu tun.«

Das Geschöpf drehte sich um und gab eine Folge gespenstisch klingender, pfeifender Laute von sich. Plötzlich schienen Gestalten aus dem Boden zu wachsen, Dutzende von Gestalten, die alle den Piloten und sein Schiff stumm anstarrten. Sie hielten irgendwelche Gegenstände in den Händen, die Han für Waffen hielt.

Dann hörte er über sich ein Grollen. Han trat vor und sah Chewbacca auf einer der Bugzangen des Schiffes stehen. Seine Armbrust war auf die Fremden gerichtet. Han gab ihm ein Signal, worauf sein behaarter Erster Offizier die Armbrust hob und mit ihr wieder im Schiffsinneren verschwand.

»Wir wollen keine Zeit vergeuden«, sagte Han zu dem fremden Geschöpf. Dieses ging auf die Falcon zu, und seine Gefährten folgten ihm. Han stoppte sie mit erhobenen Händen. »Nicht der ganze Knabenchor, mein Freund. Zuerst einmal nur Sie.«

Der erste brummelte seinen Kollegen etwas zu und ging allein weiter.

Im Schiffsinneren hatte Chewbacca die Notbeleuchtung etwas heller geschaltet. Der hünenhafte Wookiee war bereits damit beschäftigt, die Deckplatten von den verborgenen Fächern zu entfernen, die, in der Nähe der Rampe angeordnet, gewöhnlich dazu dienten, Konterbande aufzunehmen. Chewbacca bückte sich, löste Gurte und Klammern und stemmte schwere, rechteckige Kisten aus den Tiefen. Daß sie schwer sein mußten, konnte man an dem Spiel seiner mächtigen Muskelstränge erkennen.

Han zog eine Kiste heran und riß sie auf. In ihr lagen Waffen. Man hatte sie so behandelt, daß sie das schwache Licht nicht reflektierten. Han nahm eine heraus, überprüfte die Ladung, überzeugte sich, daß sie gesichert war, und reichte sie dem Fremden.

Es handelte sich um einen Karabiner — kurz, leicht, unkompliziert. Ebenso wie alle anderen in der Kiste, war dieses Stück mit einem einfachen optischen Teleskop, einem Schulterriemen, einem Zweibein und einem einklappbaren Bajonett ausgestattet. Obwohl der Fremde ganz offensichtlich nicht gewöhnt war, mit Energiewaffen umzugehen, ließen doch die Art und Weise, wie er danach griff und sie dann in der Hand hielt, erkennen, daß er nicht zum erstenmal eine solche Waffe sah. Jetzt blickte er in den Lauf und untersuchte dann sorgfältig den Abzugsmechanismus.

»Zehn Kisten, tausend Karabiner«, erklärte Han und holte einen weiteren heraus. Er schob die Deckplatte im Kolben zurück und zeigte die Adapter, mit denen das Energiepaket der Waffe nachgeladen werden konnte. Nach modernsten Begriffen handelte es sich um veraltete Waffen, aber dafür hatten sie auch keine beweglichen Teile. Sie waren ungewöhnlich dauerhaft gebaut und ließen sich daher ohne Beschichtung oder sonstige Schutzmittel versenden und lagern. Wenn man einen dieser Karabiner an einen Farnbusch im Dschungel lehnte und ihn nach zehn Jahren wieder abholte, würde er immer noch funktionsfähig sein. Auf dieser Welt war das ein wesentlicher Vorteil, denn es war offenkundig, daß die neuen Besitzer dieser Karabiner ihnen nur wenig Wartung würden angedeihen lassen können.

Der Fremde nickte; er hatte begriffen, wie der Lademechanismus funktionierte. »Wir haben bereits kleine Generatoren aus den Lagern der Behörde gestohlen«, erklärte er Han. »Wir sind hierher gekommen, weil die uns Arbeit und ein gutes Leben versprochen haben. Wir haben gefeiert und uns gefreut, denn unsere Welt ist arm. Aber sie haben uns wie Sklaven behandelt und ließen uns nicht mehr weggehen. Viele von uns sind entkommen, um in der Wildnis zu leben; diese Welt ist der ihren nicht unähnlich. Jetzt, mit diesen Waffen, werden wir uns wehren können ...«

»Halt!« herrschte Han ihn an, so daß das fremde Geschöpf zurückzuckte. Dann zügelte er sein Temperament und fuhr mit etwas leiserer Stimme fort: »Ich will das nicht hören, kapiert? Ich kenne Sie nicht, und Sie kennen mich nicht. Mich geht das Ganze hier nichts an, also erzählen Sie es mir nicht!«

Die großen Augen starrten ihn an. Er wich dem Blick aus. »Ich habe die Hälfte meiner Bezahlung im voraus bekommen, beim Start. Die andere Hälfte kriege ich, wenn ich hier rauskomme, also holen Sie sich Ihr Zeug, und machen Sie sich dünn. Und nicht vergessen: Diese Dinger werden nicht abgefeuert, solange ich hier bin. Sonst könnte ein Schiff der Behörde etwas entdecken.«

Er erinnerte sich an die Anzahlung, die er bekommen hatte: Glühperlen, Feuerknoten, Diamanten, Nova-Kristalle und andere Edelsteine, die irgendwelche Sympathisanten der Sklaven unter erheblichem Risiko von diesem Bergwerksplaneten geschmuggelt hatten. Anstatt sich ihre eigene Freiheit zu erkaufen, indem sie sich an Bord der Falcon begaben, waren diese Flüchtlinge im Begriff, eine dem sicheren Scheitern geweihte Rebellion gegen die Macht der Kommerzsektorbehörde zu unternehmen. Idioten.

Han gab dem fremden Geschöpf den Weg frei. Der andere beobachtete ihn eine Weile und trat dann an die offene Luke, um seinen Gefährten zu pfeifen. Jetzt strömten sie über die Rampe. Man konnte ihre Waffen sehen, primitive Speerwerfer und Blasrohre. Einige trugen Dolche aus vulkanischem Glas. Sie hatten geschickte Hände mit drei Fingern, die man in alle Richtungen bewegen konnte. Sie strömten an Bord und mühten sich zu sechst oder siebt ab, die Karabinerkisten hochzuheben. Chewbacca sah ihnen belustigt zu. Han fühlte sich an eine bizarre Begräbnisprozession erinnert, als er beobachtete, wie die Kisten in den Dschungel geschleppt wurden.

Dann fiel ihm etwas ein, und er nahm den würdevoll blickenden Anführer beiseite. »Hat die Behörde hier ein Kriegsschiff? Großes — großes Schiff mit viel Kanonen?«

Das Geschöpf überlegte einen Augenblick. »Ja, ein großes Schiff, das Last und Passagiere befördert. Es hat große Kanonen und trifft sich oben am Himmel mit anderen Schiffen, um sie zu beladen oder zu entladen — manchmal.«

Genau wie Han gedacht hatte. Er war keinem echten Kampfschiff begegnet, eher einem schwerbewaffneten Leichter. Nicht so schlimm, wie er gedacht hatte.

Aber der andere war noch nicht fertig. »Wir brauchen noch mehr«, sagte er. »Mehr Waffen, mehr Hilfe.«

»Sprechen Sie mit Ihrem Geistlichen«, schlug Han trocken vor und half Chewie dabei, die Deckplatten wieder zu befestigen. »Oder machen Sie durch Ihre eigenen Kanäle wieder einen Handel, so wie den hier. Ich bin fertig, mich sehen Sie nicht wieder. Ich mache bloß Geschäfte.«

Das fremde Geschöpf legte den Kopf etwas zur Seite und sah ihn an, als versuche es zu begreifen. Han verdrängte den Gedanken daran, wie das Leben in einem Zwangsarbeiterlager wohl sein mochte. Eine Existenz ohne Lebensfreude, unter beständigem Druck — im Kommerzsektor war das nicht ungewöhnlich — , naive Außenweltler, die man mit falschen Versprechungen angelockt hatte und die sich vertraglich verpflichtet hatten und dann Gefangene wurden, sobald sie die Lager erreichten. Und was konnten diese paar Flüchtlinge schon erreichen?

Wie die Würfel eben fielen, dachte er. Mit Recht und Gerechtigkeit hatte das Leben sehr wenig zu tun. Mit Recht und Gerechtigkeit konnte man auf Tatooine nicht einmal eine Eieruhr vollbekommen. Man spielte eben die Karten aus, die einem zugeteilt wurden, und Han Solo gehörte zu denen, die es vorzogen, Profit zu machen.

Chewie starrte ihn an. Han seufzte. Der große Lümmel war ein guter Erster Maat, aber schrecklich weichherzig. Nun, der Tip bezüglich des Schiffes der Behörde war etwas wert — einen Tip vielleicht, eine nützliche Lektion. Han nahm dem Anführer der Flüchtlinge den Karabiner weg.

»Merken Sie sich eines: Ihr seid Verfolgte, klar? Ihr müßt wie Verfolgte denken und euren Verstand benutzen.«

Der andere begriff und trat näher, stellte sich auf Zehenspitzen, um besser sehen zu können, was Han mit dem Karabiner machte.

»Es gibt hier drei Einstellungen, sehen Sie? Sicherung, Einzelschuß und Dauerfeuer. So, die Sicherheitspolizei benutzt hier Maschinenpistolen, stimmt’s? Abgesägt, Doppelkolben? Denen macht es richtig Spaß, Dauerfeuer zu geben, weil sie es sich leisten können, Energie zu verschwenden und wie mit einem Feuerschlauch herumzuspritzen. Ihr könnt euch das nicht leisten. Was ihr könnt, ist, diese Karabiner auf Einzelfeuer zu stellen. Und wenn ihr in einen nächtlichen Kampf verwickelt werdet oder im tiefen Dschungel seid, wo die Sicht schlecht ist, dann müßt ihr immer auf diejenigen schießen, die Dauerfeuer geben. Ihr wißt dann, daß das nicht eure Leute sind, es muß also Polizei sein. Ihr müßt anfangen, euren Verstand zu benutzen.«

Der Kleine sah ihn an, musterte den Karabiner und dann wieder Han. »Ja«, versicherte er ihm und nahm die Waffe zurück, »wir werden daran denken. Vielen Dank.«

Han verdrehte die Augen. Er wußte, wieviel sie noch zu lernen hatten. Und sie würden es auf ihre Weise lernen müssen, sonst würde die Behörde sie einfach zertreten. Und auf wie vielen Welten tat die Behörde genau das!

Plötzlich hallte fernes Blasterfeuer aus dem Dschungel zu ihm herüber. Das fremde Geschöpf hatte sich an die Luke zurückgezogen und hielt den Karabiner auf Han und Chewie gerichtet. »Tut mir leid«, erklärte es, »aber wir mußten die Waffen erproben, um sicher zu sein, daß sie funktionieren.«

Es senkte den Karabiner und floh die Rampe hinunter, rannte auf den Dschungel zu.

»Ich nehme alles zurück«, sagte Han zu Chewie, als beide sich zur offenen Luke hinauslehnten. »Vielleicht machen sie es doch noch richtig.«

Ihre Fernsensoren waren lahmgelegt worden, als die Scheibenantenne der Falcon beim Anflug abgerissen worden war. Das Schiff würde also einen blinden Start versuchen und dabei das Risiko eingehen müssen, daß sie irgendwo Ärger bekamen.

Han und Chewbacca mühten sich fast eine Stunde, auf dem Dach der Falcon die beschädigte Antennenfassung zu reparieren. Han reute die Zeit nicht; die Mühe hatte sich gelohnt, und die Flüchtlinge hatten damit zumindest die Chance bekommen, die Gegend zu räumen. Denn eines war so sicher wie der Gestank in einem Raumanzug: Der Start der Falcon würde geortet werden, und anschließend würde man diese Gegend gründlich absuchen.

Sie konnten nicht länger warten. Sobald es hell wurde, würden jeder Scanner und jedes bewaffnete Boot, das die Beamten der Behörde zur Verfügung hatten, mit der Suchaktion beginnen. Chewbacca, der Hans Stimmung spürte, machte in seiner eigenen knurrenden Sprache eine Bemerkung.

Han senkte den Feldstecher. »Richtig. Starten wir.«

Sie gingen hinunter, schnallten sich an und begannen mit den Startvorbereitungen — Maschinen anwärmen, Waffenbereitschaft, Abschirmung. Han erklärte: »Ich wette, daß dieser Leichter auf uns lauert. An einer Stelle, wo seine Sensoren ihm den größten Nutzen bringen. Wenn wir hochkommen, müssen wir versuchen, ihm zu entweichen und schleunigst in den Hyperraum zu tauchen.«

Chewbacca gab ein japsendes Geräusch von sich.

Han stieß ihn in die Rippen. »Was ist denn? Wir müssen das einfach zu Ende spielen.«

Er wußte wohl, daß er nur redete, um seine eigene Stimme zu hören. Er verstummte.

Die Millennium Falcon stand auf, schwebte einen Augenblick lang reglos in der Luft, während die Landestützen einfuhren. Dann lenkte Han sie vorsichtig durch die Öffnung im Blattwerk des Dschungels.

»Tut mir leid«, entschuldigte er sich bei seinem Schiff, wohl wissend, was ihnen bevorstand. Er zündete die Düsen, richtete das Schiff auf und gab Vollschub. Das Sternenschiff schoß in den Himmel und hinterließ eine Dampfwolke im Dschungel. Duroon sank schneller hinter ihnen zurück, und Han begann schon zu glauben, sie hätten ihr Problem gelöst.

Da erfaßte sie der Schleppstrahl.

Der Frachter erzitterte, als der kräftige Zugstrahl ihn erfaßte. Der Kapitän der Kommerzbehörde hatte hoch über ihnen gewartet und jetzt zugeschlagen. Er wußte, daß er es mit einem Gegner zu tun hatte, der schneller und gewandter als er war. Nun, da er den Schmuggler ausgetrickst hatte, ließ er sein Schiff in den Gravitationsschacht des Planeten fallen und nahm dabei genügend Geschwindigkeit auf, um jedem Ausweichmanöver der Falcon gewachsen zu sein. Der Schleppstrahl kettete die beiden Schiffe untrennbar zusammen.

»Alle Bugschirme — schrägstellen und Feuerbereitschaft!« Han und Chewbacca arbeiteten fieberhaft an ihren Schaltkonsolen und kämpften verzweifelt darum, ihr Schiff freizubekommen. Doch bald mußten sie erkennen, daß jede Mühe vergebens war.

»Achtung — bereithalten, alle Deflektoren sind nach achtern zu schalten«, befahl Han und legte den Knüppel um. »Jetzt müssen wir bluffen, Chewie.«

Das Brüllen des Wookiees ließ das Cockpit erdröhnen, während sein Partner den Frachter auf neuen Kurs legte, geradewegs auf das feindliche Schiff zu. Die gesamte Defensivenergie der Falcon war jetzt auf die Bugschirme gelegt. Das Schiff der Kommerzbehörde raste mit beängstigendem Tempo auf sie zu; der Abstand zwischen den beiden Schiffen schrumpfte binnen Sekunden zusammen. Die Feuerstöße des Gegners schüttelten die Falcon zwar, richteten aber keinen größeren Schaden an.

»Noch nicht schießen, noch nicht schießen!« befahl Han. »Wir richten alle Batterien nach achtern und treffen sie, sobald wir vorbei sind.«

Die Steuerknüppel vibrierten unter ihren Händen, als die Maschinen der Falcon das letzte Quentchen an Energie lieferten. Eine Salve der Blasterkanonen des Gegners ließ ihre Deflektorschirme zucken. Die Falcon jagte auf einer Säule blauer Energie auf den Leichter zu, als sehnte sie sich förmlich nach dem feurigen Tod bei der Kollision. Statt gegen den Schleppstrahl anzukämpfen, warf sie sich ihm förmlich entgegen. Das Schiff der Kommerzbehörde war bereits mit bloßem Auge zu sehen und füllte Augenblicke später die ganze Sichtkuppel der Falcon.

Im letzten Augenblick verlor der Kapitän des Kriegsschiffes die Nerven. Der Schleppstrahl verlosch, und der Leichter versuchte auszuweichen. Mit Reflexen, die schon eher an die Kunst eines Hellsehers erinnerten, warf Han alles, was er hatte, in ein ähnlich verzweifeltes Ausweichmanöver. Ganz sicher waren die Abschirmfelder der beiden Schiffe höchstens ein oder zwei Meter voneinander entfernt, als sie aneinander vorbeipreschten.

Chewbacca schaltete bereits sämtliche Schirme nach achtern. Die ebenfalls achtern gerichteten Hauptbatterien der Falcon hämmerten aus geringster Distanz auf das Schiff der Kommerzbehörde ein. Han erzielte zwei Treffer, mit denen er vielleicht nur oberflächlichen Schaden anrichtete, nach einer langen, schlimmen Nacht aber immerhin wenigstens einen moralischen Sieg errang. Das gegnerische Schiff erzitterte. Chewbacca heulte auf, und Han freute sich: »Getroffen!«

Der Leichter schoß in die Tiefe, konnte seinen Sturzflug nicht schnell genug bremsen. Und der Frachter jagte aus der Atmosphäre von Duroon hinaus in die Leere des Weltalls, wo ihre Heimat war. Weit unter ihnen begann das Kommerzschiff seinen Sturz zu bremsen, hatte aber jede Chance, sie noch einzuholen, verloren.

Han fütterte die Sprungdaten in den Navigationscomputer, während Chewbacca das Schiff nach Beschädigungen überprüfte. Nichts, was nicht repariert werden konnte, stellte der Wookiee fest. Han Solo und er hatten ihr Geld und ihre Freiheit gerettet.

Die brüllenden Triebwerke des Sternenschiffes legten einen Faden aus blauem Feuer über die Unendlichkeit. Han schaltete den Hyperdrive ein. Die Sterne schienen nach allen Seiten vor ihnen zu fliehen, als das Schiff dem trägen Licht davonraste. Der Hauptantrieb der Millennium Falcon dröhnte, und sie verschwand, als hätte es sie nie gegeben.

2

Sie wußten natürlich, daß sie von dem Augenblick an, als sie ihren zerbeulten Frachter ins Dock brachten, beobachtet werden würden.

Etti IV war ein Planet, der dem allgemeinen Handel offenstand, eine Welt, wo trockene Winde über bernsteinfarbene, moosbedeckte Ebenen und seichte Salzseen unter zinnober rotem Himmel fegten. Der Planet verfügte über keinerlei Bodenschätze von Wert, war aber für Menschen und Humanoide bewohnbar und lag an einem strategischen Punkt der stellaren Handelsrouten.

Die Mächtigen des Kommerzsektors hatten auf Etti IV großen Wohlstand angesammelt und mit diesem Wohlstand auch das angezogen, was Wohlstand immer im Gefolge hat: immenses Verbrechertum. Han und Chewbacca schlenderten über eine Straße aus mit Fusionsgeneratoren glattgebrannter Erde zwischen niedrigen Gebäuden. Bald hatten sie den Raumhafen hinter sich gelassen und näherten sich der behördlichen Geldwechselstation. Der Wookiee zog einen gemieteten Luftkissenkarren hinter sich her. Auf dem Karren lagen Kisten, die an Fels erinnerten, und diese Kisten waren auch der Grund, warum die beiden vermuteten, beobachtet zu werden. Kisten von dieser Art pflegten das Interesse krimineller Elemente auf sich zu ziehen.

Die beiden wußten aber ebenso, daß jeder, der sie beobachtete, das Risiko gegen den möglichen Ertrag irgendwelcher Aktionen abzuwägen wußte. Und in die Spalte ›Risiko‹ mußte man Hans professionell getragenes Revolverhalfter und seinen lokkeren, selbstbewußten Schritt ebenso einordnen wie Chewbaccas hünenhafte Gestalt und die schußbereit getragene Armbrust, ganz zu schweigen von der bekannten Fähigkeit der Wookiees, einen Angreifer ohne viel Federlesens in seine Bestandteile zu zerlegen.

Die behördliche Geldwechselstelle hatte keine Ahnung, daß sie einer Transaktion Vorschub leistete, hinter der Waffenschmuggel und Aufruhr standen. Han und Chewbacca hatten bereits die Edelsteine, mit denen man sie bezahlt hatte, gegen wertvolle Metalle und seltene Kristalle getauscht. Und in einem Kommerzsektor, der Zehntausende von Sternsystemen umfaßte, war es unmöglich, jede Zahlung zu registrieren. So hatte Han Solo, Kapitän eines Tramp-Frachters, Schmuggler und freiberuflicher Gesetzesbrecher, ohne Mühe den größten Teil seiner Gage in einen netten, fetten Geldgutschein der Kommerzbehörde umgetauscht. Hätte er einen Hut besessen, so hätte er ihn ohne Zweifel vor dem leise zirpenden Zahlungsroboter gezogen, der ihm den Gutschein überreichte. Er schob die kleine Plastikkarte in die Westentasche.

Als sie die Börse verließen, gab der Wookiee einen seiner langen, bellenden Freudenschreie von sich.

Han antwortete: »Schon gut, schon gut, wir spielen bald Ploovo Two-For-One, aber zuerst haben wir noch etwas zu erledigen.«

Sein Begleiter knurrte laut und erregte damit das Interesse einiger Passanten und zugleich auch etwas gefährlichere Aufmerksamkeit. Eine Gruppe von Sicherheitspolizisten löste sich aus dem Gewirr von Menschen, Androiden und Nichtmenschen, die die Straße bevölkerten.

»Reiß dich zusammen, Kumpel«, murmelte Han aus dem Mundwinkel. Die braununiformierten Sicherheitspolizisten kamen in Viererreihen, argwöhnisch unter ihren Kampfhelmen hervorblickend und mit schußbereiten Waffen, die Straße herunter, während die Fußgänger sich alle Mühe gaben, ihnen aus dem Weg zu gehen. Han sah, wie zwei der schwarzen Kampfhelme sich bewegten, und wußte, daß sie den Ausbruch des Wookiee gehört hatten. Aber offenbar reichte die Störung nicht dazu aus, ihrer besonderen Aufmerksamkeit würdig zu sein, und die vier Polizisten zogen weiter.

Han starrte ihnen nach und schüttelte den Kopf. Es gab alle möglichen Arten von Polizisten in der Galaxis; einige davon taugten etwas, andere nicht. Aber die private Sicherheitspolizei der Behörde — >Espos< nannte sie der Slang — gehörte zu den schlimmsten. Das, was sie unter Polizeiarbeit verstanden, hatte nichts mit Gesetz oder Gerechtigkeit zu tun, nur mit den Edikten der Kommerzsektorbehörde. Han hatte sich nie zusammenreimen können, was dazugehörte, um aus einem Menschen einen gehorsamen Espo-Bullen zu machen, und so begnügte er sich damit, dafür zu sorgen, daß ihre Wege sich nicht kreuzten.

Jetzt erinnerte er sich an Chewbacca und setzte das Gespräch fort: »Wie gesagt, wir spielen Ploovo. Ich brauche nur ein paar Minuten. Und anschließend gehen wir unserer Wege.«

Der besänftigte Wookiee knurrte nichtssagend und schloß sich wieder seinem Partner an.

Da die besitzenden Klassen von Etti IV ihren Wohlstand auch zeigen wollten, beherbergte der Raumhafen einige Läden, in denen exotische Haustiere zum Verkauf standen, darunter auch seltene und einmalige Exemplare aus den endlosen Weiten des Imperiums. Sabodors galt allgemein als das führende Geschäft am Platz. Dorthin lenkte Han seine Schritte.

So teuer auch das Dämpfungssystem des Ladens war, konnte es doch nicht alle Gerüche und Laute der seltenen Lebensformen überdecken, die sich hier unter der etwas zweifelhaften Klassifikation ›Haustiere‹ versammelt hatten. Zu den zum Verkauf stehenden Gattungen gehörten seltene Exemplare wie die spinnenartigen Nachtsegler von Altarn, die irisierend gefiederten Singschlangen aus den Wüsten des einzigen Planeten von Proxima Dibal und die winzigen, verspielten Beuteltiere von Kimanan, die man allgemein als Pelzbälle bezeichnete. Käfige und Kisten, Tanks und Umweltblasen waren voll von glühenden Augen, rastlosen Tentakeln und zitternden Pseudopoden.

Der Besitzer, Sabodor selbst, ein Bürger von Rakrir, erschien sofort. Sein kurzer, segmentierter, rohrähnlicher Körper eilte auf fünf Paaren vielseitiger Glieder einher, und seine zwei langen Augenstiele drehten sich beständig. Als Sabodor die beiden erblickte, erhob er sich auf seinen zwei letzten Beinpaaren. Seine Augenstiele reichten fast bis zu Hans Brust und inspizierten ihn von allen Seiten.

»Tut mir sehr leid«, zwitscherte Sabodors Stimme aus dem Sprechorgan, das etwa in der Mitte seines Körpers angebracht war. »Ich führe keine Wookiees. Das ist eine vernunftbegabte Gattung; man kann sie nicht als Haustiere benutzen. Illegal. Ich kann keinen Wookiee gebrauchen.«

Chewbacca stieß ein wütendes Brüllen aus, ließ dabei seine angsterregenden Zähne sehen und stampfte dann mit seinem haarigen Fuß, der von der Größe einer Vorlegeplatte war, auf. Die Regale und Käfige erzitterten. Der erschreckte Sabodor schoß quietschend an Han vorbei, die Vorderbeine über die Türöffnungen gedrückt. Der Pilot versuchte seinen großen Freund zu beruhigen, während Dutzende von Tieren zirpten, summten und schrien und völlig verängstigt in ihren Behältern herumhuschten.

»Chewie, ruhig, er hat’s nicht böse gemeint«, versuchte Han den Wookiee zu besänftigen und ihn damit daran zu hindern, den zitternden Ladenbesitzer körperlich anzugreifen.

Sabodors zitternde Augenstengel tauchten beiderseits von Hans Knien wieder auf. »Sagen Sie dem Wookiee, ich wollte ihn nicht beleidigen. Ein verzeihlicher Fehler, nicht wahr? Ich wollte ihn wirklich nicht kränken.«

Chewbacca beruhigte sich etwas. Han, der an die vielen Sicherheitspolizisten im Hafen denken mußte, war darüber froh. »Wir sind hierhergekommen, um etwas zu kaufen«, erklärte er Sabodor, während der Ladenbesitzer sich im Rückwärtsgang von ihm entfernte. »Haben Sie gehört? Kaufen!«

»Kaufen? Kaufen! Oh, kommen Sie, Sir, sehen Sie, sehen Sie! Jedes Haustier, das es wert ist, in ein Haus aufgenommen zu werden, ist bei Sabodor zu haben, dem besten Geschäft im Sektor. Wir haben ...«

Han brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und legte freundlich die Hand auf die Stelle, wo die Schulter des Ladenbesitzers gewesen wäre, hätte er eine besessen. »Sabodor, das wird eine ganz einfache Transaktion. Ich will einen Dinko. Haben Sie einen?«

»Dinko?« Sabodors winziger Mund und seine Riechfäden gaben sich im Verein mit seinen Augenstengeln große Mühe, ein Gefühl des Abscheus zum Ausdruck zu bringen. »Wozu? Ein Dinko? Widerwärtig, pfui!«

Hans Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. Er holte eine Handvoll Geldscheine heraus und blätterte in ihnen. »Haben Sie einen für mich?«

»Ich kann einen besorgen. Warten Sie hier!«

Sabodor wogte erregt in ein Nebenzimmer. Han und Chewbacca hatten kaum Zeit, sich umzusehen, als der Besitzer schon wieder zurück war. Seine zwei oberen Gliedmaßenpaare hielten einen durchsichtigen Behälter. Im Inneren des Behälters war der Dinko.

Nur wenige Geschöpfe genossen den zweifelhaften Ruhm, der Dinkos anhaftete. Ihr Temperament erinnerte häufig an das von Psychopathen. Eines der großen Geheimnisse der zoologischen Welt war, wie die kleinen Scheusale einander lange genug ertragen konnten, um sich fortzupflanzen. Klein genug, um in die Hand eines Menschen zu passen — falls dieser Mensch gewillt sein sollte, ihn aufzuheben —, funkelte der Dinko sie an. Seine kräftigen Hinterbeine bewegten sich andauernd, und die zwei Halteextremitäten an seiner Brust bewegten sich auch unablässig, suchten etwas, an dem sie sich festklammern konnten. Seine lange Zunge zuckte immer wieder zwischen bösartig glitzernden Fängen vor und zurück.

»Ist es entwittert?« fragte Han.

»Oh — nein! Und es ist seit der Lieferung auch dauernd läufig. Aber entgiftet hat man es.«

Chewbacca grinste und verzog dabei seine schwarze Nase.

»Wieviel?« fragte Han.

Sabodor nannte eine exorbitante Summe. Han blätterte in seinen Geldscheinen. »Ich gebe Ihnen genau die Hälfte davon, einverstanden?«

Die wild fuchtelnden Augenstengel schienen den Tränen nahe zu sein. Der Wookiee schnob und beugte sich über Sabodor, der wieder Zuflucht unter Hans Knien suchte.

»Geben Sie’s ruhig zu, Sabodor«, sagte Han grinsend, »das ist ein gutes Angebot.«

»Meinetwegen«, jammerte der Ladenbesitzer.

Er hielt Han den Behälter hin. Der Dinko warf sich mit schäumendem Mund in dem kleinen Behälter hin und her.

»Eines noch«, sagte Han. »Ich möchte, daß Sie ihm eine kleine Dosis eines Betäubungsmittels verpassen, damit ich wenigstens einen Augenblick lang damit zurecht komme. Und dann hätte ich gern einen anderen Behälter, einen, der nicht durchsichtig ist.«

Das waren in Wirklichkeit natürlich zwei Dinge, aber Sabodor war sofort damit einverstanden und wäre es nur gewesen, um den Wookiee, den Menschen und den Dinko so schnell wie möglich loszuwerden.

Ploovo Two-For-One, Kredithai und ehemaliger Räuber, Schläger und intimer Kenner der Cronwolke, sah mit Vergnügen dem Zusammentreffen mit Han Solo entgegen, in dessen Verlauf dieser seine Schulden bei ihm begleichen würde.

Er war nicht nur deshalb erfreut, weil sein ursprüngliches Darlehen ihm und seinen Hintermännern beträchtlichen Profit einbringen würde, sondern auch, weil er Solo aus tiefster Seele haßte und sich ihm eine interessante Form der Rache angeboten hatte.

Die Nachricht, mit der Solo ihm angekündigt hatte, daß er seine Schulden begleichen würde, war auch verbunden gewesen mit der Aufforderung zu einem Zusammentreffen hier auf Etti IV, im elegantesten Bistro des Raumhafens. Ploovo Two-For-One war damit einverstanden gewesen; er hielt sehr viel davon, wann immer möglich das Angenehme mit der Arbeit zu verbinden. Und The Free-Flight Dance Dome war nicht nur ausreichend, sondern sogar opulent. Ploovo selbst war alles andere als charmant. Er war ein übellauniger, vierschrötiger Bursche mit einem nervösen Zucken im Gesicht. Immerhin war sein Einkommen so hoch, daß ihm das auch Türen öffnete, die ihm sonst verschlossen geblieben wären.

Er flegelte auf einer Konturliege an einem Ecktisch, umgeben von den drei Angestellten, die er mitgebracht hatte. Zwei davon waren Menschen, hartgesottene Männer, ausgestattet mit einer Vielzahl von Waffen, die sie an verschiedenen Stellen ihres Körpers versteckt hielten. Der dritte war ein langschnauziger, schuppenhäutiger Zweibeiner von Davnar II, dem nichts so großes Vergnügen bereitete, wie jemanden zu töten.

Ploovo ließ ein dickes Bündel Geld sehen, um sich damit eine besonders gastfreundliche Behandlung durch die Kellnerin zu sichern, und kratzte sich dann an seinem schwarzen, öligen Haarknoten, der seinen Kopf zierte. Während er wartete, genoß er die Vorfreude seiner Rache an Han Solo. Nicht, daß der Pilot seine Schulden nicht bezahlen würde. Der Kredithai war sicher, sein Geld zurückzubekommen. Aber Solo ärgerte ihn schon lange, hatte es immer wieder fertiggebracht, sich auf raffinierte Art und Weise um das Bezahlen zu drücken. Er hatte Ploovo verspottet und ihn gleichzeitig auch verwirrt. Ploovo hatte mehrere Male wegen Zusammenstößen mit Solo bei seinen Hintermännern an Gesicht verloren, und seine Hintermänner waren nicht die Sorte Menschen, denen so etwas Spaß machte. Die Gaunerehre hielt Ploovo davon ab, den Kapitän und Eigner der Millennium Falcon den Behörden zu melden, gab es hier doch günstige Umstände, die den Zwecken des Kredithais ebenso dienlich waren.

Han Solo trat mit Chewbacca, einen Metallbehälter in der Hand haltend, ein und sah sich wohlgefällig in dem Lokal um.

Wie auf fast allen zivilisierten Planeten mischte sich hier eine Vielfalt von Gattungen in einem Durcheinander, das einem immer wieder fremd und doch auch vertraut vorkam. Han hatte mehr als die meisten anderen von der Galaxis gesehen und mußte dennoch immer wieder feststellen, daß er bestimmt die Hälfte der nichtmenschlichen Typen, die hier zugegen waren, nicht identifizieren konnte. Nicht, daß das ungewöhnlich gewesen wäre. Es gab so viele Sterne, daß niemand imstande war, all die vernunftbegabten Rassen zu katalogisieren, die von ihnen hervorgebracht worden waren. Han konnte sich gar nicht mehr erinnern, wie oft er schon einen solchen Raum betreten hatte, der angefüllt war mit einem Sammelsurium fremder Gestalten, Geräusche und Gerüche. Ohne sich anzustrengen, konnte er ein Dutzend Typen von Atemgeräten und Lebenserhaltungsapparaten entdecken, die von Geschöpfen benutzt wurden, deren Körperbiologie einer menschlichen Standardatmosphäre nicht gewachsen war.

Besonders sagten Han jene menschlichen und quasi-menschlichen weiblichen Geschöpfe zu, die in Schimmerseide gekleidet waren. Eine, ein hochgewachsenes, schlankes Mädchen mit Haar wie geflochtenes Silber und einer Haut wie alter Wein, schwebte auf ihn zu. Sie trug ein Kleid, das aus weißem Nebel gewoben schien.

»Willkommen, Raumfahrer.« Sie lachte und legte den Arm um ihn.

»Wie wär’s mit einer Runde in der Tanzkuppel?«

Han nahm seine Tragelast in die andere Hand, während Chewbacca ihn mißbilligend ansah; einige ihrer weniger erfolgreichen Abenteuer hatten ganz genau so angefangen.

»Sicher«, antwortete Han begeistert. »Laßt uns tanzen, laßt uns einander näherkommen, laßt uns eins werden!« Er schob sie sachte von sich. »Etwas später.«

Sie ließ ein wahrhaft atemberaubendes Lächeln aufblitzen — um ihm zu zeigen, daß sie die Ablehnung nicht persönlich nahm — und zog weiter, um sich dem nächsten Gast zuzuwenden, ehe eine andere ihr zuvorkam.

The Free-Flight Dance Dome war ein Lokal ersten Ranges, das mit einem erstklassigen Gravitationsfeld ausgestattet war. Zwischen all den Flaschen, Hähnen und Anschlüssen und den anderen Bar-Artikeln konnte man deutlich seine Konsole sehen. Das Feld erlaubte es der Geschäftsleitung, die Schwerkraft an jedem beliebigen Punkt des Lokals zu verändern, und so waren die Tanzfläche und die Kuppel darüber zu einer akrobatischen Spiellandschaft geworden, auf der einzelne Gäste, Paare und Gruppen mit müheloser Eleganz schwebten, sprangen und sich drehten. Han entdeckte auch einzelne Nischen und Tische, wo es sich Bewohner von Niederschwerkraftwelten bequem gemacht hatten, nachdem man die Umgebung ihren Bedürfnissen angepaßt hatte.

Han und Chewbacca drangen tiefer in das Zwielicht des Lokals ein, umgeben vom Klirren von Trinkgefäßen vieler Arten und Dutzenden von Sprachen, die alle vom Lärm aus dem Lautsprechersystem übertönt wurden. Sie atmeten den Duft verschiedener Aerosole und Drogen ein.

Es bereitete keine Schwierigkeiten, Ploovo Two-For-One zu entdecken; er hatte einen großen Tisch in der Ecke gefunden, um besser nach seinem Schuldner Ausschau halten zu können. Han und Chewbacca schlenderten zu ihm hinüber. Ploovo zwang sein wohlgepolstertes Gesicht zu einem etwas gequälten, keineswegs überzeugenden Lächeln. »Solo, alter Kollege. Kommen Sie, setzen Sie sich.«

»Ersparen Sie uns den Guano, Two-For-One.«

Han setzte sich neben Ploovo. Chewbacca hängte sich die Armbrust über die Schulter und nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz, so daß er und Han sich gegenseitig im Auge behalten konnten. Han stellte den Behälter ab, den er in der Hand trug. Ploovos gierige Augen liebkosten ihn.

»Sie können ruhig geifern«, lud Han ihn ein.

»Aber, Solo«, antwortete Ploovo, jederzeit bereit, eine Beleidigung zu vergeben, solange ihm nur genügend Geld bezahlt wurde. »So sollten Sie wirklich nicht mit einem alten Wohltäter sprechen.«

Ploovo hatte bereits von seinen Kontaktleuten erfahren, daß diese beiden Weltraumtramps eine größere Menge von Wertgegenständen gegen Bargeld eingetauscht hatten. Seine Hand griff nach dem Behälter. Aber Han kam ihm zuvor. Der Pilot hob die Braue und sah den Kredithai herausfordernd an. »Ihr Geld ist dort drinnen. Mit Zinsen. Anschließend sind wir quitt, Ploovo.«

Ploovo nickte seltsam ruhig, und sein Dutt zitterte dabei etwas. Han war das unheimlich, und er wollte schon eine Frage stellen, als ihn Chewbaccas warnendes Knurren daran hinderte. Eine Gruppe von Sicherheitspolizisten hatte das Free-Flight betreten. Einige bezogen an den Türen Station, während die anderen sich im Raum verteilten.

Han löste den Halteriemen von seinem Blaster. Ploovo drehte sich herum.

»Äh, Solo, ich schwöre, daß ich damit nichts zu tun habe. Wir sind, wie Sie gerade selbst erwähnten, quitt. Selbst ich würde niemanden verpfeifen und mich in schlechten Ruf bringen.« Er legte seine fette, habgierige Hand auf den Behälter. »Ich glaube, diese Herren in brauner Uniform suchen einen Mann, auf den Ihre Beschreibung paßt. Wenn ich auch jetzt kein Interesse an Ihrem Wohlbefinden mehr habe, würde ich doch vorschlagen, daß Sie und Ihr behaarter Kollege sich sofort von hier entfernen.«

Han vergeudete keine Zeit darauf, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wie die Kommerzbehörde es doch geschafft hatte, seine Spur zu finden, obwohl er sich eine neue Registriernummer für die Falcon und ebenso neue Papiere für sich und Chewbacca beschafft hatte. Er beugte sich zu Ploovo hinüber, ohne die rechte Hand von seinem Blaster zu nehmen.

»Warum bleiben wir eigentlich nicht eine Weile sitzen, Kollege? Und wenn wir schon so gemütlich beisammensitzen«, fügte er, zu Ploovos Hilfstruppen gewandt, hinzu, »erlaube ich euch allen, die Hände auf den Tisch zu legen, wo Chewie und ich sie sehen können. Jetzt!«

Auf Ploovos Oberlippe standen dicke Schweißtropfen. Wenn jemand jetzt schoß, würde er sicher die erste Leiche im Raum sein. Er stotterte einen Befehl, und seine Männer akzeptierten Hans Vorschlag.

»Reißen Sie sich zusammen, Solo!« sagte Ploovo, obwohl Han ganz ruhig schien; Ploovos Gesicht war es, das plötzlich weiß geworden war. »Sie sollten jetzt wirklich Ihr Temperament zügeln. Sie und der Wookiee können manchmal so unvernünftig sein. Denken Sie nur an damals, als Big Bunji so unaufmerksam war, Sie nicht zu bezahlen, und Sie beide seine Druckkuppel beschossen. Er und seine Leute hatten kaum noch Zeit, ihre Schutzanzüge anzulegen. Von solchen Dingen bekommt man einen schlechten Ruf, Solo.«

Ploovo zitterte jetzt, sein Geld schien er beinahe vergessen zu haben.

Die Sicherheitspolizisten hatten sich inzwischen im Saal umgesehen, und drei von ihnen, ein Sergeant und zwei gewöhnliche Polizisten, blieben an ihrem Tisch stehen. Ploovo war zutiefst beunruhigt.

»Alle an diesem Tisch die Pässe zeigen.«

Chewbacca hatte seine unschuldigste Miene aufgesetzt, und seine großen, blauen Augen sahen die Soldaten treuherzig an. Er und Han hielten ihre gefälschten Papiere hin. Die Hand des Piloten schwebte über dem Griff seiner Waffe, obwohl er bei einer Schießerei in dieser Situation bestimmt keine Chance gehabt hätte.

Der Espo-Sergeant ignorierte die Papiere von Ploovo und seiner Bande. Nach einem kurzen Blick auf die Dokumente Hans fragte er: »Stimmen die? Sie sind Eigner und Kapitän des Frachters, der heute gelandet ist?«

Han wußte, daß Leugnen keinen Sinn hatte. Außerdem war er bereits so gut wie tot, falls die Kommerzbehörde eine Verbindung zwischen seiner neuen Identität und der illegalen Landung auf Duroon hergestellt hatte. Trotzdem schaffte er es, leicht amüsiert und etwas erstaunt zu blicken.

»Die Sunfighter Franchise? Natürlich, Sergeant. Ist etwas nicht in Ordnung?« Unschuldig wie ein Neugeborener blickte er sie an.

»Der Dockaufseher hat uns Ihre Beschreibung gegeben«, antwortete der Espo-Sergeant. »Ihr Schiff ist beschlagnahmt.« Er warf die Papiere auf den Tisch zurück. »Es entspricht nicht den Sicherheitsvorschriften der Behörde.«

Han schaltete blitzschnell.

»Ich habe aber sämtliche Prüfstempel«, widersprach er; Han mußte das schließlich wissen, nachdem er sie selbst gefälscht hatte.

Der Espo tat das mit einer Handbewegung ab. »Die sind abgelaufen. Ihr Schiff entspricht nicht den neuen Vorschriften. Die Behörde hat die Leistungsprofile neu definiert, und nach allem, was ich gehört habe, Kumpel, entspricht Ihr Frachter denen in mindestens zehn Punkten nicht und erscheint auch nicht auf der Ausnahmeliste. Schon bei oberflächlicher Betrachtung hat man festgestellt, daß das Antriebs-Massen-Verhältnis und die Waffenklassifizierung für ein nichtmilitärisches Fahrzeug unzulässig sind. Außerdem sind Unregelmäßigkeiten im Anlegemechanismus, zu starke Abwehrschirme, Hochleistungsbeschleunigungskompensatoren und unzulässige Fernpeilgeräte festgestellt worden. Einen ganz schönen Knallfrosch haben Sie da.«

Han spreizte bescheiden die Hände; ihm war jetzt gar nicht danach zumute, mit seinem Schiff, das sonst sein ganzer Stolz war, zu prahlen.

Der Espo-Sergeant fuhr fort: »Wissen Sie, bei einem so heißen Ofen muß die Kommerzbehörde ja geradezu annehmen, daß Sie illegale Absichten haben. Sie müssen Ihr Schiff umbauen lassen; Sie sollten vor der Hafenbehörde erscheinen und das Nötige veranlassen.«

Han lachte zuversichtlich, auch wenn ihm nicht danach zumute war. »Ich bin sicher, daß hier ein Irrtum vorliegt.«

Dabei wußte er, daß er von Glück reden konnte, daß sie die Schleusen nicht aufgeschweißt und sich im Schiff umgesehen hatten. Wenn sie die Anti-Sensoranlagen und die Breitbandmonitorausrüstung entdeckt hätten, dann hätte man ihn jetzt verhaftet. Und was wäre erst gewesen, wenn sie die Behälter für Konterbande gefunden hätten?

»Ich wickle nur noch meine Geschäfte ab und erscheine dann im Büro des Hafenmeisters«, versprach Han.

Jetzt begriff er, weshalb Ploovo Two-For-One so zufrieden gewesen war. Der Kredithai hatte sich durchaus im Rahmen des Ehrenkodex der Unterwelt gehalten und dadurch seine eigene Mannschaft nicht gegen sich aufgebracht. Er hatte gewußt, daß die Millennium Falcon unter keinen Umständen den behördlichen Vorschriften entsprechen würde.

»Geht nicht«, sagte der Espo-Sergeant. »Meine Anweisung lautet, Sie sofort hinzubringen. Der Hafenmeister möchte, daß diese Geschichte umgehend geklärt wird.«

Plötzlich waren die Espos sehr wachsam.

Hans Lächeln wirkte mitfühlend und schmerzerfüllt. Platitüden wie diese prallten an ihm ab. Unterdessen überlegte er scharf, was er tun konnte. Die Kommerzbehörde würde vollen Aufschluß über seine Schiffspapiere, das Logbuch und seine persönlichen Papiere verlangen. Wenn dabei Differenzen auftraten, würde es zu einer gründlicheren Untersuchung kommen: Porenmuster, Netzhaut, die Gehirnindizes — eben alles. Und am Ende würde man feststellen, wer Han und sein Erster Maat wirklich waren, und dann würde es wirklich unangenehm werden.

Für Han Solo war es geradezu eine Art Glaubensbekenntnis, nie einen Schritt näher an das Gefängnis heranzugehen, als unumgänglich war. Aber solange er hier saß, konnte er keinen Widerstand leisten. Er warf Chewbacca einen Blick zu, der sich damit amüsierte, den Espos in einem breiten Grinsen die Zähne zu zeigen. Aber der Wookiee bemerkte Hans Blick und neigte leicht den Kopf.

Dann erhob sich der Pilot. »Gut, bringen wir diese unangenehme Geschichte hinter uns, Sergeant.«

Chewie schlurfte voraus und sah sich, mit einer Pfote am Riemen seiner Armbrust, zu Han um. Han sagte noch zu Ploovo: »Vielen Dank für das nette Gespräch, alter Kollege. Wir kommen so bald wie möglich zu Ihnen zurück, das verspreche ich. Und ehe ich es vergesse, hier ist Ihre Bezahlung.« Er klappte den vorderen Deckel der Box auf und trat zurück.

Ploovos Hand fuhr in den Behälter. Er gierte danach, herrliches Geld zwischen die Finger zu bekommen. Statt dessen bohrten sich scharfe, kleine Fänge in seinen Daumen. Ploovo stieß einen Schrei aus, als der wütende Dinko herausschoß und seine nadelscharfen Klauen in seinen puddingartigen Leib schlug. An der Rückenflosse des Dinko hing der Bargeldgutschein der Behörde, mit dem Han seine Schulden beglich, die finanziellen wie die persönlichen — mit Zinsen.

Als der Kredithai aufheulte, wandte sich die Aufmerksamkeit der Espos dem Tisch zu. Einer von Ploovos Gefolgsleuten versuchte, den Dinko von seinem Arbeitgeber zu reißen, während die anderen mit offenem Mund zusahen. Aber damit war der Dinko nicht einverstanden; die scharfen Sporen seiner Hinterbeine rissen ihm die Hände auf, und anschließend bespritzte er alle am Tisch Anwesenden mit dem stinkenden Saft aus seinem Duftsack. Es gibt nur wenige Dinge in der Natur, die widerlicher sind als die Abwehrsekretion eines Dinkos. Menschen und Humanoiden taumelten zurück, husteten und würgten und vergaßen ihren Boß.

Die Sicherheitspolizisten versuchten zu begreifen, was hier vor sich ging, während alles floh und Ploovo dem wilden, kleinen Scheusal überließ. Der Dinko versuchte nun energisch — wenn auch etwas überoptimistisch —, Ploovo zu verschlingen, wobei er mit dessen Nase anfing, die ihn an einen seiner vielen natürlichen Feinde erinnerte.

»Uuhhh!« jammerte Ploovo und zerrte an dem entschlossenen Dinko. »Nehmt ihn doch weg!«

»Chewie!«

Das war alles, was Han schreien konnte. Er verpaßte dem ihm am nächsten stehenden Espo einen Schlag, weil er auf so kurze Distanz nicht schießen wollte. Der Espo taumelte überrascht zurück und schlug um sich. Chewie machte es besser, indem er die zwei anderen an ihren Uniformjacken und Gurten packte und ihre Köpfe zusammenschlug, was zu einem paukenähnlichen Geräusch führte, als die Helme aufeinanderprallten. Dann tauchte der Wookiee geschickt in die Menge und folgte seinem Freund.

Die Espos an den Türen brachten schwere Blaster in Anschlag, aber im Lokal herrschte ein solches Durcheinander, daß keiner richtig begriff, was wirklich vorging. Die Antigrav-Tänzer landeten, einer nach dem anderen, auf der Tanzfläche, und die vielrassigen Gäste des Lokals wandten ihre Aufmerksamkeit von den verschiedenen Stimulantia, Drogen, Psychotropen und Placebos ab. Ein Gewirr von Stimmen erfüllte den Saal, und wahrscheinlich fragte jeder in seiner Sprache dasselbe: »Ha?«

Ploovo Two-For-One, dem es endlich gelungen war, den Dinko von seiner malträtierten Nase mit Gewalt abzureißen, schleuderte ihn durch den Raum. Der Dinko landete auf dem Abendessen einer wohlhabenden, älteren Dame und raubte damit jedem am Tisch Anwesenden den Appetit.

Ploovo, der sich immer noch die verletzte Nase hielt, drehte sich gerade noch rechtzeitig herum, um Han Solo über die Bar setzen zu sehen.

»Dort ist er!« rief der Unterwelt-Boß.

Die beiden Barkeeper versuchten Han aufzuhalten, schwangen die Lähmstöcke, die sie unter der Bar bereithielten, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dem ersten begegnete Han mit überkreuzten Handgelenken und stoppte damit den Lähmstock. Er riß sein Knie hoch und stieß den ersten Mixologen mit dem Ellbogen gegen den zweiten. Chewbacca, der seinem Partner mit einem vergnügten Bellen, das die Lichter an der Decke klirren ließ, über die Bar gefolgt war, fiel über die Barmixer.

Ein Blasterschuß, den einer der Espos an der Tür abgefeuert hatte, ließ eine Kristallkaraffe mit vierhundertjährigem novanianischen Grog platzen. Die Menge schrie, und die meisten warfen sich zu Boden. Zwei weitere Schüsse sprengten Fragmente aus der Bar und schmolzen die Rückseite der Registrierkasse.

Han hatte sich an dem wilden Knäuel, den Chewie und die beiden Barkeeper bildeten, vorbeigezwängt. Jetzt riß er den Blaster heraus und zielte auf die beiden Espos, gab eine Salve auf sie ab. Einer stürzte, an seiner Schulter rauchte es, während die anderen Deckung suchten. Irgendwo in der Nähe konnte Han hören, wie Ploovo und seine Männer sich den Weg zwischen den schreienden, wild gewordenen Gästen des Lokals hindurch einen Weg bahnten.

Er strebte auf die Bar zu.

Han hatte erreicht, was er suchte: die Gravitationsschalter. Da er nicht die Zeit hatte, sie gründlicher zu untersuchen, schob er einfach die Knöpfe auf Maximalleistung. Zum Glück aller Anwesenden, die sich nicht in der Isolierzone rings um die Bar befanden, fand er den Hauptschalter erst, als keine Nullschwerkraft-Tänzer mehr in der Luft waren. Auf diese Weise stürzte keiner ab, und es gab keine ernsthaften Verletzungen.

Han steigerte die g-Ladung des Lokals auf 3,5 Standard. Wesen aller Rassen sanken zu Boden, vom Gewicht ihrer eigenen Körper niedergedrückt — offenbar befanden sich keine Bewohner vom Hochschwerkraftplaneten im Lokal. Die Espos sackten mit den anderen zu Boden. Ploovo Two-For-One erinnerte, so stellte Han im Vorübereilen fest, jetzt deutlich an einen an Land gespülten Blähfisch.

Abgesehen vom keuchenden Atem der Gäste und dem halb erstickten Stöhnen jener Unglücklichen, die leichte Verletzungen davongetragen hatten, herrschte Stille. Niemand schien ernsthaft verletzt. Han steckte seinen rauchenden Blaster ein, studierte die Schalter des Schwerefeldes und überlegte, daß er eigentlich eine Isolierzone brauchte, um nach draußen zu kommen. Aber er wußte nicht, wie er es machen sollte, und biß sich auf die Lippen. Seine Finger schwebten unschlüssig über dem Gerät.