Star Wars - Komm zum Widerstand - Ben Acker - E-Book

Star Wars - Komm zum Widerstand E-Book

Ben Acker

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Beschreibung

Im ersten Teil der actionreichen Jugendromanreihe begleiten wir eine bunt zusammengewürfelte Truppe junger Kämpfer des sogenannten Widerstands, einer von Leia Organa gegründeten Geheim-Organisation, auf der spektakulären Flucht vor der bedrohlich-mysteriösen Ersten Ordnung, die wiederum bereit ist, das imperiale Vermächtnis anzutreten, um die Galaxis erneut mit eiserner Faust zu unterdrücken.

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Cavan Scott – ISBN 978-3-8332-3365-4

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Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3194-0

Nähere Infos und weitere Bände unter: www.paninibooks.de

Von Ben Acker & Ben Blacker

Mit Illustrationen von Annie Wu

Ins Deutsche übertragen von Andreas Kasprzak

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Join the Resistance“ by Beck Acker & Ben Blacker, published by Disney, Lucasfilm Press, an imprint of Disney Book Group, March 2017

© & TM 2017 LUCASFILM LTD.

Deutsche Ausgabe 2017 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Marc Winter

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWJR004E

ISBN 978-3-8332-3559-7

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, April 2017,

ISBN 978-3-8332-3364-7

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Acker & Blacker widmen dieses Buch ihren Eltern, Larry und Donna Acker sowie Richard und Karen Blacker – für ihre Liebe, ihre Unterstützung und dafür, dass sie sich damals mit ihnen die klassische Star Wars-Trilogie im Kino angeschaut und ihren Söhnen so viele coole Actionfiguren geschenkt haben.

1. Kapitel

„Bist du bereit für ein Abenteuer?“

Mattis schaute von dem Sichtfenster auf, durch das er Durkteel – seine Heimat, den einzigen Planeten, den er je gekannt hatte – in der Ferne verschwinden sah. Er blinzelte, um das nachwirkende Funkeln der Sterne zu verdrängen, und das Abteil des Raumschiffs nahm Konturen an. Er sah sich einem kleinen Rodianer gegenüber, der bloß aus Gliedmaßen und Fingern zu bestehen schien.

„Bist du bereit für ein Abenteuer?“, fragte der dürre Rodianer erneut. Wenn er sprach, klang es, als würden die Worte aus seiner Nase kommen – was wohl auch zutraf.

Mattis lächelte. Sein ganzes Leben lang wünschte er sich schon, diese Frage gestellt zu bekommen. Ja, er war bereit.

„Ich bin Klimo!“, stellte sich der Rodianer vor, quetschte sich neben Mattis auf die Sitzbank und verärgerte damit ein ebenfalls dort sitzendes Zeltron-Mädchen, das gezwungen war, ein Stück wegzurutschen. „Ich bin Klimo“, sagte er auffällig laut auch zu ihr. „Wir sind bald alle beste Freunde!“

Da war Mattis sich nicht ganz so sicher. Die junge Zeltronerin schien Klimo jedenfalls nicht besonders zu mögen. Mattis hoffte, dass die anderen neuen Rekruten nicht genauso genervt auf den Rodianer reagierten. Schließlich schloss man sich dem Widerstand nur einmal im Leben an. Da wollte man natürlich einen möglichst guten Eindruck hinterlassen.

Mattis wusste, dass Klimo einfach bloß aufgeregt war. Das galt auch für ihn selbst und für alle anderen an Bord des Transporters. Mattis nahm jede Einzelheit in sich auf und sah, wie andere nervös in ihren Sitzen herumzappelten. Ein Wookiee wippte mit dem rechten Bein. Ein Saurin tippte mit einem Finger gegen die Wand, als würde er die Sekunden zählen, die ihre Reise dauerte. Alle waren angespannt und nervös, voller Erstaunen und Panik. Mattis war sicher, dass sogar dieses Zeltron-Mädchen, das nach außen hin so tat, als wäre es keine große Sache, zum Widerstand zu kommen, sich dazu zwang, ruhig und gleichmäßig zu atmen.

Als Mattis Klimo sodann die Hand hinstreckte, umschlang dieser sie mit seinen grünen Fingern und ließ sie fast schon tänzelnd herumzucken – vermutlich sollte es sich dabei einfach um ein freundliches Händeschütteln handeln. Nachdem er schließlich an Mattis’ Zeigefinger gezogen und mit seiner langen Schnauze einen feuchten Laut von sich gegeben hatte, ließ er dessen Hand wieder los.

Mattis lachte. „Ich bin Mattis“, sagte er. „Mattis Banz.“

„Ich bin Klimo!“, platzte es noch einmal aus dem Rodianer heraus, der außerstande war, seine Begeisterung zu zügeln. Er sprang wieder von der Bank auf und flitzte im Abteil hin und her.

„Du solltest dich lieber hinsetzen“, meinte Mattis, laut genug, dass er zumindest behaupten konnte, es versucht zu haben. „Wir erreichen die Basis noch früh genug.“

Doch Klimo beachtete ihn überhaupt nicht. Er war gerade dabei, den Wookiee mit den nervösen Knien zu nerven – eine richtig schlechte Idee.

Mattis hoffte, dass die anderen seine Bemühungen, den Rodianer zu beruhigen, zu schätzen wussten und es ihm hoch anrechneten, dass er die Führung übernahm. Jetzt schon. Aber warum auch nicht? Schließlich wusste Mattis mit Bestimmtheit, dass es bloß eine Frage der Zeit war, bis er zu einem Helden des Widerstands wurde.

Mattis war schon bereit für ein Abenteuer, solange er sich erinnern konnte. Als ihm zum ersten Mal Geschichten über die bunt zusammengewürfelte, tapfere Rebellion zu Ohren kamen, die das düstere, riesige Imperium stürzen konnte, wusste Mattis, dass sein Platz im Universum der eines galaktischen Helden wie Luke Skywalker, Leia Organa oder Admiral Ackbar war. Diese Namen standen Mattis so gewaltig vor Augen, als wären sie in fünfzig Meter hohe Steintafeln gemeißelt. Die Legenden dieser Berühmtheiten zu hören, die die älteren Kinder auf der Waisenfarm in Lund Gourley erzählten, während sie die Hemmelfelder bestellten oder zum Phirmistentempel fuhren, hatte etwas in Mattis ausgelöst. Natürlich wusste er, dass es kein Imperium mehr gab, gegen das man kämpfen musste, doch diese Geschichten weckten in Mattis den Wunsch, nicht bloß gut zu sein, sondern groß – wie seine Helden. Er nahm sich vor, immer das Richtige zu tun. Er nahm sich vor, für jene einzutreten, die nicht für sich selbst eintreten konnten.

Also suchte Mattis in jedem Winkel seiner kleinen Welt nach Abenteuern. Er vertraute auf seine Instinkte und handelte heldenhaft, wann immer sich ihm die Chance dazu bot – und wenn auch nur im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten. Marn, die Leiterin des Waisenhauses, stellte sicher, dass die Kinder Wasser und Essen hatten, schickte sie zum Arbeiten raus auf die Hemmelfelder, und da sie selbst eine eingefleischte Phirmistin war, hielt sie ihre Schützlinge dazu an, häufig den Tempel zu besuchen. Marn war nicht herzlos, aber auch nicht sonderlich nett. Sie war schon alt und hatte immer so viel um die Ohren, dass es drei Leute gebraucht hätte, um all ihre Aufgaben zu bewältigen. Wenn für die kleineren Kinder bloß Essensreste übrig blieben, teilte Mattis heldenhaft seine Rationen mit ihnen. Wenn sie es nicht schafften, ihre Hemmelfuhre zur Dreschmaschine zu schleppen, weil das Zeug einfach zu schwer war, zog Mattis heldenhaft ihre Last für sie über das Feld. Wenn die älteren Kinder die jüngeren Waisen ärgerten, ging Mattis heldenhaft dazwischen.

Damals wusste Mattis das zwar noch nicht, aber dem Widerstand war sein Tun nicht entgangen. Dummerweise fiel Mattis eines Tages bei der Fahrt mit dem Triftshuttle ins Zentrum von Lund Gourley auch einem halbstarken Saurin namens Fikk auf. Wie die meisten Saurin war auch Fikk nicht sonderlich groß, doch dafür hatte er einen Körperbau wie ein Baumstamm. Er konnte mehr Hemmelballen tragen als jedes der anderen Kinder. Mattis lebte seit Jahren immer mal wieder mit Vertretern dieser Spezies zusammen. Er wusste, dass ihre spitzen Zähne und ihre wulstigen Reptilienschädel, ihre dunklen Augen und ihr grässliches Zischen nicht zwingend bedeuteten, dass sie fieser oder netter als andere waren. Fikk allerdings war fies.

„Du bissst schon zzziemlich lange auf der Farm“, sagte Fikk an jenem Tag im Shuttle zu Mattis.

Das war keine Frage. Vielmehr kam es Mattis wie eine Beleidigung oder vielleicht sogar wie eine Herausforderung vor. Was von beidem mehr zutraf, wusste er nicht so recht, deshalb sagte er einfach: „Ja, bin ich.“ Dann spielte er weiter „Stein und Sand“ mit einem der kleineren Kinder.

Doch damit gab Fikk sich nicht zufrieden. Er stemmte sich von seinem Sitz hoch und schlich durch den Mittelgang auf Mattis zu. Seine fette Zunge strich über die schuppigen Lippen. „Tchock hat mir erzzzählt, du willssst fliegen“, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf den cereanischen Jungen Tchock, der seinen kegelförmigen Schädel in den Händen vergrub.

„Ich möchte Pilot werden“, entgegnete Mattis. Das stimmte und war kein Geheimnis. Mattis übte mit dem Roto-Ernter, wann immer er konnte, und war mittlerweile ziemlich gut darin. Der Ernter schaffte es zwar bloß ein paar Meter über den Boden, aber es war genau wie fliegen, nur niedriger. Mattis liebte alles am Fliegen. Seit er jung war, las er grundsätzlich alles über die Vögel der Galaxis, was er in die Finger bekam, und konnte so ziemlich jede Frage zu diesem Thema beantworten. Und in seinen Träumen flog er jedes Raumschiff, das er jemals gesehen hatte.

Fikk beugte sich über Mattis’ Sitz. „Wenn du fliegen willssst, lasssss ich dich fliegen.“

„Ich komm schon klar, danke.“ Mattis lachte, in der Hoffnung, mit aller Freundlichkeit aus dieser Sache herauszukommen.

„Ja, ich glaube, sobald diesesss Shuttle stoppt, helfe ich dir zzzu fliegen.“ Fikk nickte, wie um sich selbst beizupflichten, und marschierte dann zu seinem Platz zurück.

Den Rest der Triftfahrt verbrachte Mattis in einem Zustand aufkeimender Panik. Schweiß rann ihm die Schläfen hinab.

Burm, der Junge neben Mattis, versuchte ihn zu beruhigen: „Vielleicht will er dir ja wirklich nur zeigen, wie man richtig fliegt.“

Doch Fikk war ein gemeiner Kerl und dass er ein eigenes Schiff besaß, war vollkommen unmöglich. Nachdem alle anderen das Shuttle bereits verlassen hatten, wartete Mattis noch so lange wie möglich ab. Gewiss würde irgendetwas Fikks Aufmerksamkeit erregen, um ihm, Mattis, auf diese Weise weiteren Ärger zu ersparen. Überhaupt, was war heldenhafter, als einen Kampf zu beenden, bevor der erste Schlag fällt?

Als er schließlich von Bord ging, stellte Mattis fest, dass Fikk tatsächlich eine andere Methode gefunden hatte, sich die Zeit zu vertreiben. Er hielt eines der jüngsten Kinder am ausgestreckten Arm in die Höhe und schrieb mit den herabbaumelnden Füßen des Jungen Gemeinheiten in den Staub. Mattis war sich nicht ganz sicher, wie der Junge hieß – Beekha? Beckam? Er war neu im Waisenhaus, ein Flüchtling irgendwo aus dem Äußeren Rand. Doch wo immer er auch herkam, so behandelt zu werden, verdiente niemand! „Lass ihn sofort runter!“, forderte Mattis Fikk auf und ihm wurde schlagartig klar, dass er sich heldenhaft benahm, ohne es bewusst darauf angelegt zu haben. Er war zufrieden mit sich, umso mehr, als Fikk lächelnd seine spitzen Zähne bleckte und den Jungen tatsächlich absetzte. Beckgam war sein Name, jetzt erinnerte Mattis sich wieder. „Verschwinde hier, Beckgam!“, rief Mattis. „Geh zu den anderen.“

Der Junge eilte davon und lief hinter Tchock her.

„Bereit zzzu fliegen?“, fragte Fikk und trat einen Schritt vor.

Mattis hingegen wich einen Schritt zurück und wünschte, die Shuttlepilotin würde von ihren Steuerkontrollen aufschauen und einschreiten, bevor die Sache hässlich wurde.

„Fallsss nicht, kann ich Beckgam gern noch eine weitere Lektion erteilen. Komm wieder her, Beckgam!“, rief er.

Mattis versuchte, dem Jungen einen Blick zuzuwerfen, der dafür sorgte, dass er dort blieb, wo er war – und es funktionierte! Dann wandte Mattis sich wieder Fikk zu. Wahrscheinlich hatte er gegen den Saurin nicht die geringste Chance – Fikk war größer und kräftiger als Mattis, ganz zu schweigen davon, dass er es offensichtlich kaum erwarten konnte, die Fäuste zu schwingen. Doch solange die kleineren Kinder vor dem Rüpel sicher waren, machte Mattis sich keine Sorgen. Na ja, er machte sich ein bisschen Sorgen. Allerdings war es etwas vollkommen anderes, sich um sich selbst zu sorgen als um andere. „Ich will aber nicht fliegen“, sagte er, als Fikk noch einen Schritt auf ihn zukam.

„Da hat Tchock wasss anderesss gesagt.“

In sicherer Entfernung vergrub Tchock den Kopf erneut in den Händen.

„Da sagen alle wasss anderesss. Die sagen, du willssst unbedingt fliegen, Mattisss, also wirssst du jetzzzt fliegen!“ Mit diesen Worten beugte Fikk sich vor und rannte auf Mattis zu.

Mattis war ein bisschen aufgeregt, weil er gleich erfahren würde, ob er sich verteidigen konnte oder nicht, musste jedoch enttäuscht feststellen, dass er es nicht konnte. Der Saurin packte ihn fest am Oberkörper, trieb ihm alle Luft aus der Lunge und wuchtete ihn sich über die Schulter. Mattis trat ins Leere und schaffte es irgendwie, einen Arm um Fikks Gesicht zu schlingen. Die Schuppen waren warm, womit Mattis nicht gerechnet hatte. Fikk lachte – es klang wie ein scharfes Husten –, doch Mattis fand nichts von alldem lustig. Er schlug Fikk hart mit der Handfläche ins Gesicht, was diesen aber nur noch lauter und bellender lachen ließ.

„Jetzzzt fliegssst du, Großer!“, spottete Fikk.

Mattis wand sich von Fikks Schulter und hing kopfüber auf dem Rücken des Saurin. Er brüllte Fikk an aufzuhören und hasste den jämmerlichen Klang seiner eigenen Stimme. Er spürte, wie sein Gesicht vor Anstrengung, Verlegenheit und vom Kopfüberhängen rot anlief.

„Hör auf zzzu jammern, Großer! Immerhin bissst du jetzzzt Pilot!“, zischte Fikk. „Wie gefällt dir die Schwerkraft?“

Mattis schlug und trat blindwütig um sich, doch der einzige Lohn, den er für seine Mühen erntete, war ein weiteres scharfes Lachen. Er fühlte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, und blinzelte sie krampfhaft zurück.

„Ich höre dich wimmern. Wasss treibssst du da, Baby? Du heulssst doch nicht etwa, oder?“ Fikk wuchtete Mattis hoch, sodass sie einander direkt ins Gesicht schauten.

Mattis zwang sich zu einem Lächeln, das jedoch einfach nur böse wirkte, ja, sogar noch böser als Fikks heißer Atem in seinem Gesicht. „Ich weiß, was du vorhast“, erklärte Mattis ihm. „Weil du selber keine Tränen produzieren kannst, willst du meine sehen. Das ist echt erbärmlich, Großer.“

Sie starrten einander an und vermutlich hätten sie das noch ein Jahrtausend länger getan, wenn die Shuttlepilotin beim Heruntersteigen der Stufen nicht solchen Krach gemacht hätte. Fikk stellte Mattis zwar wieder auf die Füße, hielt ihn aber weiter mit einem Arm umklammert, eine Hand mit langen Krallen fest um seine Schulter geschlossen.

„Ist bei euch Jungs alles klar?“, fragte die Pilotin. Mattis hatte ganz vergessen, dass sie noch da war.

„Wir spielen nur“, meinte Fikk. Seine eingesunkenen schwarzen Augen gaben nichts preis.

Die Pilotin des Triftshuttles war eine Skup mit hängenden Schultern, langen Armen, einem dicken Bauch und eng stehenden Augen, die durch sprödes Haar lugten. Sie warf Mattis einen Blick zu, der zu fragen schien: Lügt dieser Bengel mich etwa an?

Mattis wusste nur zu gut, dass Marn keine Bedenken hatte, Kinder, die alt genug waren – was auf Fikk zutraf – und als Unruhestifter galten – was Fikk ebenfalls war –, fortzuschicken, um woanders Ärger zu machen – an einem Ort, an dem die dortigen Mitarbeiter daran gewöhnt waren, mit seinesgleichen umzugehen: nach Lund Berlo. Und das war selbst für einen Saurin, der dort vorherrschenden Spezies, eine gefährliche Perspektive. Mattis schüttelte den Kopf und sagte: „Wir machen bloß Spaß.“

Die Pilotin nickte und lächelte leicht, aber vielleicht hatte sie auch nur sonst irgendwie ihr Gesicht verzogen. „Übertreibt’s nicht mit dem Spaßhaben“, sagte sie. „Nicht in der Nähe meiner Fähre.“

Fikk nickte und Mattis sagte Okay. Der Saurin bedachte ihn mit einem Blick, von dem Mattis hoffte, dass er ein gewisses Maß an neu gewonnenem Respekt zwischen ihnen widerspiegelte, und tat es ihm gleich. Als die Shuttlepilotin sie wegscheuchte, traf Fikk in seinem Leben ausnahmsweise einmal eine kluge Entscheidung und gehorchte. Er stapfte davon, um die anderen einzuholen.

Als Mattis sich ebenfalls gerade entfernen wollte, rief die Pilotin ihn zu sich. „Junge“, sagte sie und winkte ihn zum Shuttle herüber.

Mattis wusste, dass er eigentlich überhaupt keine Zeit hatte, zu ihr zu gehen. Eigentlich sollte er mit den anderen längst im Tempel sein und abgesehen davon kannte er diese Frau überhaupt nicht. Sie war für ihn eine Fremde. Woher wollte er wissen, dass sie nicht klammheimlich Jugendliche verschleppte, um sie an Rancoren zu verfüttern? Doch zugleich hatte sie etwas ungemein Vertrauenswürdiges an sich. Irgendetwas an ihren schielenden Augen und die sanfte Art und Weise, wie sie ihm bedeutete, ihr zu folgen, weckte in ihm den Glauben, dass sie ihm helfen wollte.

Sobald der Junge an Bord war, schloss die Frau die Luke hinter ihm und ließ sich schwerfällig in den Pilotensessel sinken, ehe sie ihn anwies, sich in die erste Reihe zu setzen. „Ihr Kinder glaubt, ich bekomme nicht mit, was in dieser Fähre passiert. Ihr seht nur meinen Hinterkopf und denkt, ich tue nicht mehr, als dieses Shuttle zu steuern!“ Sie lachte – das Geräusch kam tief aus ihrem Bauch – und sie hatte recht. Mattis und die anderen schenkten ihr tatsächlich kaum je irgendwelche Aufmerksamkeit. „Aber ich sehe alles. Ich habe dich gesehen, Mattis Banz.“

Sie kannte seinen Namen. Kannte sie die Namen aller Waisen? Ja, vermutlich. Aber dennoch … Etwas daran, wie sie ihn aussprach, kam ihm bemerkenswert vor. Es verlieh seinem Namen Gewicht. Es gab ihm die Art von Bedeutung, von der er selbst glaubte, dass sein Name sie in zwanzig Jahren haben würde, wenn die Leute überall in der Galaxis sich Geschichten über ihn erzählten. Doch da er keine Ahnung hatte, wie er ihr das alles sagen sollte, entgegnete er bloß: „Du weißt, wer ich bin.“

Wieder stieß sie dieses tiefe Lachen aus. „Du bist ein guter Junge“, sagte sie. „Ich habe gesehen, wie du dich für die Kleinen einsetzt, und ich habe gesehen, wie du dich gegen andere behauptest. Aber heute …“

Mattis wandte den Blick ab. War sie enttäuscht darüber, dass er zugelassen hatte, wie Fikk ihn schikaniert? Seltsam, obwohl er die Pilotin des Triftshuttles nicht kannte, wollte er sie nicht enttäuschen.

„Heute“, fuhr sie fort, „hast du dich einem Jungen gestellt, der es schon zuvor auf dich abgesehen hatte – einem schlechten Jungen. Vielleicht einer, der ein bisschen durcheinander ist, einer, der wütend wegen seiner Lebensumstände ist. Aber nichtsdestotrotz ist er kein guter Junge und er hat einen Narren aus dir gemacht, Mattis Banz.“

Mattis nickte. Ja, Fikk hatte einen Narren aus ihm gemacht.

„Doch du hast dich dafür nicht an ihm gerächt. Du hast ihn nicht ebenso dumm dastehen lassen. Das zeugt von Charakterstärke.“ Die Shuttlepilotin sah ihn an. Mit Stolz? Mit Bewunderung? Was immer es war, es sorgte dafür, dass Mattis sich gut fühlte. „Wenn wir uns das nächste Mal sehen – und das Mal darauf und dann wieder und wieder –, ist es am besten, wenn du für dich behältst, dass wir dieses Gespräch geführt haben“, erklärte sie ihm und Mattis nickte. „Allerdings werden wir uns in Kürze noch mal ausführlicher miteinander unterhalten.“

„Worüber?“

„Darüber, wie du auch weiterhin Rückgrat beweisen kannst.“

„Warum nicht jetzt?“, fragte er.

„Weil jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist.“

„Und warum nicht? Ich meine, vielleicht ist er’s ja doch“, sagte Mattis hoffnungsvoll.

„Vertrau mir einfach“, bat sie und das tat er. „Ach, übrigens: Antha Mont.“

Mattis hatte keine Ahnung, was das bedeutete. „Dir auch Antha Mont“, entgegnete er deshalb in der Annahme, dass es sich dabei um eine Skup-Verabschiedung handelte.

Die Frau verzog das Gesicht. „Der hellste Stern in der Galaxis scheinst du ja nicht zu sein.“ Dann lächelte sie wieder und bedeutete ihm mit einem Wink ihrer vier Finger auszusteigen.

Da wurde Mattis klar, dass Antha Mont ihr Name war. Natürlich! Allerdings begriff er das erst einen Moment zu spät, denn sie schloss bereits die Luke hinter ihm und brauste davon.

Sehr viel später – tatsächlich erst, als Mattis die Hoffnung, dass sie jemals wieder miteinander reden würden, bereits aufgegeben hatte, auch wenn er jedes Mal, nachdem alle anderen ausgestiegen waren, so lange an Bord des Triftshuttles blieb, wie er nur konnte – ließ Antha Mont ihren Worten schließlich Taten folgen. An jenem Tag tauchte das Shuttle früh am Morgen vor der Waisenfarm auf. Es war kein Tempelbesuchstag, doch Mattis hörte das Fahrzeug draußen beim Anhalten seufzen und ächzen. Marn war als Einzige schon wach und machte sich eifrig an dem kleinen Ofen zu schaffen, auf dem sie den Frühstückseintopf für sie alle zubereitete.

Als Mattis aus der Tür des Gebäudes trat, sah er, wie Antha Mont ihm zuwinkte, damit er zu ihr herüberkam. Zu rennen war gegen die Hausregeln, deshalb marschierte er mit schnellen, kleinen Schritten auf das Shuttle zu.

„Und? Was hast du diese Woche getan, um anderen Leuten zu helfen?“, fragte sie ihn.

Mattis konnte es kaum erwarten, ihr alles zu erzählen. Er hatte für die kleineren Kinder Hemmel getragen und ihnen sogar ein wenig bei der Ernte geholfen. Er hatte sie angezogen und dafür gesorgt, dass sie bereit für den Tempelbesuch waren. Dass er Fikk und einige der anderen älteren Kinder dabei erwischt hatte, wie sie hinter dem Silo herumlungerten und ihre Pflichten vernachlässigten, behielt er hingegen für sich.

Irgendetwas von dem, was er sagte, brachte Antha zum Lachen. „Mir scheint, mit einer Unterhaltung werden wir wohl nicht auskommen“, meinte sie zu ihm. „Komm morgen während des Tempelbesuchs zu mir raus, in Ordnung?“

„Okay“, sagte Mattis. „Ich werde es versuchen.“

Sie schaute ihn über ihre lange Nase hinweg an. „Es gibt kein Versuchen, Mattis Banz, und das schon seit langer Zeit nicht mehr“, erklärte sie. „Tu es einfach.“

„Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe. Marn will, dass ich dabei bin.“

„Marn will, dass du mit mir redest“, versicherte ihm Antha.

Stimmte das? Wie konnte Mattis sich davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagte? Er schaute zum Waisenhaus zurück. Marn stand am Fenster. Als sie bemerkte, dass er sie ansah, ließ sie hastig den Kopf sinken und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Hatte sie sie etwa beobachtet? Mattis war sich ziemlich sicher, dass sie das getan hatte.

Also tat er, was Antha sagte. Sobald ihm klar war, dass Marn tatsächlich wollte, dass er mit Antha Mont sprach, war das nicht weiter schwierig. Er wartete einfach, bis sich die Gemeinde erhob, um eines der lautesten Loblieder der Phirmisten zu singen, und huschte durch den Mittelgang unbemerkt zum Ausgang. Dann lief er aus dem Tempel nach draußen und den grasbewachsenen Weg hinauf bis zu der Stelle, wo das Triftshuttle schon auf ihn wartete.

Bald schlich er sich bei jedem Besuch in Lund Gourley davon. Sich mit Antha Mont zu unterhalten, bereitete ihm keinerlei Probleme. Meistens redete sie ohnehin selbst. Sie sprach von der Galaxis. Sie erzählte ihm von den Schlachten gegen das alte Imperium. Sie berichtete ihm von den Erfolgen von Admiral Ackbar, dem größten Helden der Rebellion.

Manchmal stellte Antha Mont ihm auch Fragen: Fragen über ihn selbst (er versuchte, ein guter Mensch zu sein), über seine Eltern (auch wenn er sie nie kennengelernt hatte, war Mattis sicher, dass sie mit der Rebellion gegen das Imperium gekämpft hatten), darüber, wie er die Galaxis zu einem besseren Ort machen wollte (was tatsächlich sein größtes Ziel war).

Dann – so plötzlich, wie sie in seinem Leben aufgetaucht war – verschwand Antha Mont. Als das Triftshuttle eines Tages an der Farm vorbeituckerte, saß ein runzliger Saurin am Steuer.

„Wo ist Antha Mont?“, fragte Mattis ihn.

„Ich stelle hier die Fragen“, knurrte das mürrische alte Krokodil, ehe der Saurin, nachdem er offensichtlich eine ganze Weile angestrengt nachgedacht hatte, schließlich fragte: „Wer ist Antha Mont?“

Nein, der neue Pilot war Mattis keine große Hilfe. Und so fuhr er wieder schweigend hin und her, sang seine Lieder, erfüllte seine Pflichten und verlebte die Tage wie zuvor. Er hatte keine Ahnung, was es mit diesem Intermezzo mit Antha Mont auf sich gehabt haben mochte, doch nach einer Weile dachte er nicht mehr jeden einzelnen Tag daran und nach gar nicht allzu langer Zeit nicht mal mehr einmal in der Woche.

Gerade, als sich Antha Mont und die vor Leben wimmelnde weite Galaxis schon fast aus seinen Gedanken verabschiedet hatten, tauchte sie wieder auf – und sie war nicht allein. „Mattis“, sagte sie, „das ist Snap Wexley. Er würde gern mit dir reden.“