Star Wars. Sturm über Tatooine - Kevin J. Anderson - E-Book

Star Wars. Sturm über Tatooine E-Book

Kevin J. Anderson

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Beschreibung

Der Spaceport von Mos Eisley auf dem Planeten Tatooine gehört zu den gefährlichsten Plätzen des Universums. Hier trifft sich der Abschaum der Galaxis - Schurken, Söldner, Halsabschneider, Killerdroiden, Waffenhändler und Attentäter. Pangalaktisches Gesindel, das vor nichts zurückschreckt - außer vor Jabba dem Hutt, dem monströsen Despoten, der nichts mehr liebt, als Unschuldige an den blutrünstigen Rancor zu verfüttern.

Sturm über Tatooine - sechzehn Stories mit allem, was Star Wars berühmt gemacht hat: faszinierende Technik, atemberaubende Spannung und nicht zuletzt ein Wiedersehen mit den legendären Figuren aus Krieg der Sterne.

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Seitenzahl: 578

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Für Bill Smithvon West End Games

der eine wahre Fundgrubean Informationen und Ideen warund die Charakterzeichnungenund Ausgangssituationenfür viele dieser Geschichtenbeisteuerte.

Der Raumhafen von Mos Eisley. Nirgendwo findet man eine elendere Brutstätte für Abschaum und Verbrecher. Wir müssen vorsichtig sein.

OBI-WAN KENOBI

Ich bin auf alles vorbereitet.

LUKE SKYWALKER

Inhaltsverzeichnis

TitelWidmungWir spielen nicht auf Hochzeiten: Die Geschichte der BandEin Jägerschicksal: Greedos Geschichte
1. Die Zuflucht2. Der Rote Navik3. Nar Shaddaa4. Kopfgeldjäger5. Der Schmuggler und der Wookiee6. Der Lehrer7. Vader8. Mos Eisley9. Jabba10. Solo11. Die Bar
Hammerstab: Die Geschichte der »Tonnika-Schwestern«Spiel’s noch einmal, Figrin D’an: Die Geschichte von Muftak und KabeDer Sandhüter: Die Geschichte des HammerkopfesBrenne, mein Herz, für mich: Die Geschichte des BarkeepersNachtlilie: Die Geschichte der LiebendenImperiums-Blues: Die Geschichte des DevaronianersTauschbörse: Die Geschichte des JawasHandel siegt: Die Geschichte des RanatersWenn sich der Wüstenwind dreht: Die Geschichte des SturmtrupplersDie Suppe ist fertig: Die Geschichte des PfeifenrauchersAm Kreuzweg: Die Geschichte von Dr. Evazan und Ponda BabaDoktor Tod: Die Geschichte von Dr. Evazan und Ponda BabaDie Geschichte des Feuchtfarmers Zeichne die Karten des Friedens:
1. Tag: Eine neue Zeitrechnung2. Tag: Eine Farm am Rande3. Tag: Im Jawa-Fort5. Tag: Eine Begrüßung15. Tag: Eyvind und Ariela32. Tag: Einige Nachbarn statten mir einen Besuch ab50. Tag: Jawageschenke und die Hochzeit50. Tag: Ich warte am Kollektor mit einem letzten Wassergeschenk50. Tag, Nacht: Ich werde ein Rebell
Eine letzte Nacht in der Mos Eisley Bar: Die Geschichte des Wolfsmannes und der LamproidinCopyright

Wir spielen nicht auf Hochzeiten:Die Geschichte der Band

Kathy Tyers

Der höhlenähnliche, verräucherte Thronsaal von Jabba dem Hutt stank nach verschütteten Rauschmitteln und verschwitzten Körperpanzern. Wächter und Gauner, Tänzerinnen und Kopfgeldjäger, Menschen und Jawas und Weequays und Arconas lagen, wo sie umgefallen waren, zusammengerollt unter den Torbögen oder bunt durcheinandergewürfelt in den nischenförmigen Separées oder überall im Raum verstreut. Die inneren Fallgatter standen sperrangelweit offen.

Nur ein weiteres rauschendes Fest in Jabbas Palast.

Diese Fallgatter stören mich — was ist, wenn man plötzlich verschwinden muß? —, aber sie halten den übelsten Abschaum fern.

Lassen Sie es mich anders ausdrücken. Der übelste Abschaum, Jabba persönlich, bezahlte uns gut. Verbrecherlord, Genießer, Kritiker; sein haarloser, gefleckter Schwanz zuckte im Rhythmus, wenn wir spielten. Nicht in unserem Rhythmus. In seinem.

Wir sind Figrin D’an und die Modalnodi, angesehene Mitglieder der Intergalaktischen Musikervereinigung, und wir sind — oder waren — Jabbas festangestellte Hausband. Ich habe seine Ohren nie gesehen, aber Jabba weiß eine gute Swingband zu schätzen. Er liebt es außerdem, Kredit zu geben und Schmerzen zuzufügen, und er findet beides wesentlich therapeutischer als Musik.

Wir hockten in der Garderobe und packten unsere Hörner ein, während Jabbas Gäste schnarchten. Meine Fizzz — symphonische Erbsenzähler wie Sie würden sie als dorenianischen Beschniquel bezeichnen, aber das ist gequirlter Quark — hatte ich schneller im Koffer verstaut als man braucht, um einen imperialen Inspektor auf den Kopf zu stellen und seine Taschen nach Kreditcoupons zu durchsuchen.

Wir sind Bith. Unsere langen, haarlosen Hälse stellen eine höhere evolutionäre Entwicklungsstufe dar, und unsere Mundfalten sind für Blasinstrumente wie geschaffen. Wir nehmen Geräusche so klar wahr wie andere Spezies Farben.

Unser Bandleader, Figrin D’an, polierte müde sein Kloo-Horn (dahinter verbirgt sich ein Wortspiel, aber man muß schon Bithisch sprechen, um es zu verstehen). Es ist ein Doppelrohrblattinstrument, länger als meins und reicher an Pastellharmonien, aber sein Klang ist nicht so einschmeichelnd. Tedn und Ickabel stritten sich um ihre Fanfarkoffer. Nalan war bereits dabei, die Hornglocken von seinem Bandfill abzunehmen, und Tech — wir sehen für Nichtbith alle gleich aus, aber man kann Tech an seinem glasigen Blick erkennen — saß zusammengesunken an seiner Ommnibox. Die Empfangsschüssel der Ommni war von Gipsstaub und kleinen Mörtelbrocken bedeckt, die während einer nächtlichen Blasterschießerei von der Decke gefallen waren. (Die Ommni verstärkt die hohen und tiefen Töne unserer Instrumente und sorgt für einen satten, klaren Sound. Um sie zu spielen, muß man selbst als Bith ein Genie sein. Tech haßt Figrin. Figrin hat die Ommni in der letzten Saison in einem Sabaccspiel gewonnen.)

»He, Doikk.« An Figrins Kopf glitzerten Schweißperlen. Es versprach ein brütend heißer typischer Tatooine-Tag zu werden, und Jabbas Wärmeaustauscher brauchten dringend eine Überholung.

Ich legte meine Fizzz zur Seite. Meine Fizzz. »Was ist?« fragte ich barsch. Ich war nicht in der Stimmung für irgendeinen Unsinn.

»Lust auf ein Sabaccspiel unter Freunden?«

»Ich spiele nicht, Figrin.«

Figrin wischte sich mit einer knorrigen Hand den Schweiß vom Kopf. »Du bist ganz schön eigensinnig, Doikk.«

Und du bist widerlich. »Alle Musiker sind eigensinnig.«

»Selbst für einen Musiker bist du zu eigensinnig. Wer hat je von einem Bandmitglied gehört, das nicht spielt?«

Ich bin der Außenseiter der Band, die personifizierte Vernunft. Ich habe diese süße kleine Fizzz durch sechs Systeme geschleppt. Ich stimme sie regelmäßig und öle sie vor jedem Auftritt ein. Ich schnitze mir meine eigenen Blasinstrumente. Ich hatte ganz bestimmt nicht vor, sie in irgendeinem Sabaccspiel einzusetzen. Nicht einmal, um Feuerkopf Figrin D’an zu besänftigen, einen Bandleader, der jede schiefe Note kritisiert, Eigentümer aller Bandinstrumente ist und uns nach Lust und Laune herumkommandiert.

»Ich spiele nicht, Figrin. Du weißt das ...«

Eine schattenhafte Gestalt rollte durch den Haupttorbogen. »Figrin«, flüsterte ich, »dreh dich um. Langsam.«

Die Wespentaille, die breiten Schultern und der abgeflachte Kopf des Droiden hatten sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingeprägt, kurz nachdem Jabba uns unseren Exklusivvertrag gegeben hatte: sein uralter E522-Attentäter. E-522 hatte meinen Hals gerettet, als mich einer von Jabbas menschlichen Segelbarkenwarten beschuldigt hatte, Jabbas persönlichen Vorrat an lebenden Sommersprossenkröten zu plündern. Zum Glück hatte mir E-522 ein Alibi verschafft. Danach hatte ich mir geschworen, nach Möglichkeit jeden Kontakt mit Menschen zu vermeiden.

Aber Jabba war ganz versessen darauf gewesen, jemanden an den Rancor zu verfüttern. Die Gerechtigkeit hätte verlangt, meinen menschlichen Verleumder zu nehmen, aber Jabba und Gerechtigkeit waren zwei verschiedene Dinge. Also hatten sie E-5 dick mit Fleischsaft beschmiert und durch die Falltür vor Jabbas Thron in die Rancorgrube geworfen. Als ihn Jabbas riesiger mutierter Sklave wieder ausgespuckt hatte, war er so beschädigt gewesen, daß sich eine Reparatur nicht mehr lohnte.

Hatte ich wenigstens gedacht. War er zurückgekehrt, um Rache zu nehmen?

Er trug keine Hemmbolzen. Wie eine von Blasterstrahlen zernarbte Säule auf Rädern rollte er auf uns zu. Verzweifelt sah ich mich um. Niemand wachte auf, um uns zu retten.

Der Droide hob seine oberen Gliedmaßen. Beide endeten in Ellbogengelenken. Jemand hatte seine Waffenaufsätze entfernt — aber das machte ihn nicht hilflos. Attentäterdroiden tragen immer Ersatzwaffen bei sich.

»Figrin D’an?« sagte er mit blechern klingender Stimme.

»Was würdest du tun ... wenn du ihn findest?« Figrin rutschte näher zu mir und bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall. Ich hatte noch nie einen Blaster getragen. Ich wünschte mir jetzt, einen zu haben, auch wenn er mir wahrscheinlich nicht viel genutzt hätte.

»Ich habe eine Botschaft für ihn«, tutete der Droide. »Haben Sie keine Angst. Mein Attentatsprogramm ist gelöscht worden, und wie Sie sehen können, bin ich unbewaffnet. Mein neuer Besitzer hat mich vor dem Schrottplatz gerettet und setzt mich jetzt als Kurier ein.«

»Er kann sich nicht an uns erinnern«, wisperte Figrin auf bithisch. »Seine Gedächtnisspeicher sind ebenfalls gelöscht worden.«

Während ich mich langsam beruhigte, trat meine alte Einstellung gegenüber Attentäterdroiden wieder in den Vordergrund: Solange man sie sieht, muß man sich keine Sorgen machen. Er hatte nicht geschossen, bevor wir ihn entdeckt hatten, also waren wir sicher. Und ich bin mit Droiden schon immer besser zurechtgekommen als mit den meisten anderen intelligenten Wesen. Vor allem den Menschen.

Aber E-5 all seine Waffen zu nehmen ... Ebensogut hätte man mir alle Finger abschneiden können, um mein Leben zu retten.

»Wer ist dein neuer Besitzer?« fragte ich.

Der Droide mahnte mich zischend, leiser zu sprechen.

Ich senkte meine Stimme. »Wer?« wiederholte ich sotto voce.

Die Antwort war kaum hörbar. »Mistress Valarian.«

Oho. Val, wie ihre Freunde sie nannten, eine hauerbewehrte Whiphidin, die erst vor kurzem nach Tatooine gekommen und Jabbas Erzrivalin in der Raumhafenstadt Mos Eisley war. Glücksspiel, Waffen- und Informationshandel, das übliche ... aber ihr Geschäft lief prächtig. Kein Wunder, daß sie einen recycelten Kurier geschickt hatte.

Jetzt, wo ich wußte, daß mir keine unmittelbare Gefahr drohte, lehnte ich mich an die Bühne. »Was will sie?«

»Sie möchte Sie für eine Hochzeit engagieren, die in ihrem Hotel zum Glücklichen Despoten in Mos Eisley stattfinden wird.«

Ich hatte vom Glücklichen Despoten schon gehört. Figrin schürzte seine Lippenfalten. »Wir spielen nicht auf Hochzeiten«, antworteten wir gleichzeitig.

Das müssen Sie verstehen. Für einen Auftritt bei einer Hochzeit gehen zwei Tage drauf (je nach Spezies sogar drei Tage, plus die Zeit, die man braucht, um neue Stücke einzustudieren.) Man wird wie ein Tondband behandelt, muß unmögliche Phrasen wiederholen, die üblichen Hochzeitsmärsche in die Länge ziehen und bekommt obendrein noch aufgetragen, einen Tusch zu spielen, wenn das völlig entnervte Brautpaar endlich anrollt ... falls es überhaupt anrollt. Dann der Empfang, wo sich jeder besäuft, bis keiner mehr einen Ton hört. All das für das halbe Honorar und die doppelte Befriedigung: Man hat geholfen, den Fortbestand einer Spezies zu sichern.

E-5 drehte seinen flachen Kopf zu Figrin. Offensichtlich funktionierten seine Erkennungsschaltkreise noch. »Mistress Valarian hat sich einen Gemahl von ihrer Heimatwelt kommen lassen«, erklärte er.

Gut, daß ich in diesem Moment nicht trank. Ich hätte mich verschluckt. Es gibt nur ein Wesen, das häßlicher ist als ein Hutt: ein Whiphide. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ein weiterer gigantischer Whiphide mit ranzigem Fell und gelben Hauern auf Tatooine eintraf. Valarian hatte ihn wahrscheinlich mit luxuriöser Unterbringung und guten Jagdmöglichkeiten geködert. Ich war gespannt, wie er reagierte, wenn er Mos Eisley sah.

Der Droide fuhr fort: »Ihr Auftritt ist nur für den Empfang geplant. Mistress Valarian bietet Ihrer Band dreitausend Kredits. Für Transport und Unterkunft wird gesorgt, Verpflegung und Getränke sind während Ihres Aufenthalts gratis. Außerdem stehen Ihnen beim Empfang fünf Pausen zu.«

Dreitausend Kredits? Mit meinem Anteil konnte ich meine eigene Band gründen — in den besten Hotels wohnen ...

Figrin beugte sich nach vorn. »Sabacctische?« fragte er.

Ich erholte mich zu spät von meinem Gieranfall. Jabba hatte uns einen Exklusiwertrag gegeben. Es würde ihm nicht gefallen, wenn wir für Valarian spielten, und wenn Jabba die Stirn runzelte, gibt es Tote. Nein, Figrin! dachte ich.

»Sicher«, antwortete der Droide, »nur während Ihres Auftritts nicht.«

Ich summte mit meinen Mundfalten, um Figrins Aufmerksamkeit zu erregen, aber unser genialer Bandleader ignorierte mich. Figrin legte das Kartenspiel beiseite und begann mit den Vertragsverhandlungen.

Wir flogen bei Einbruch der Abenddämmerung nach Mos Eisley, während eine der Sonnen hinter einem trüben, dunstverhangenen Horizont versank. Unser vollgestopfter kleiner Transporter brauste durch den zerfallenen südlichen Sektor und wurde von einem orangefarbenen Dienstdroiden gesteuert. Wie der ehemalige Attentäter trug er keine Hemmbolzen, was mich dazu zwang, ihre Besitzerin zu mögen. Nur schattenhaft erkennbare Wesen huschten in dunkle Winkel, als wir vorbeiflogen. Das Motto von Mos Eisley, das wie eine Ansammlung bewohnter Sanddünen aussieht, ist Tarnung. Wenn dich keiner sieht, kann dich auch keiner erschießen. Oder als Zeuge gegen dich vor dem aussagen, was in dieser Stadt als Gericht durchgeht.

Drei Stockwerke über einer von Mos Eisleys namenlosen Straßen blinkten zwei Leuchtfeuer wie Schiffslaternen, und aus einer weit geöffneten Einstiegsluke fiel blendend helles, gelbes Licht. Der Droide flog näher heran. Eine lange, gewundene Rampe und eine gerade Treppe führten von der Straße zum erhöhten Haupteingang. Unter der Treppe entdeckte ich das Wahrzeichen des Hotels: drei große Bullaugen.

Eine Gruppe von Investoren, die verrückt genug waren, um ihre Kredits auf Tatooine in den Sand zu setzen, hatten einen heruntergekommenen Frachter zur Oberfläche geschleppt und ein Viertel des Rumpfes im Sand versenkt. An der Steuerbordseite, die mir am nächsten war, türmte sich der Unrat, der vom letzten Staubsturm angeweht worden war. Das ehemalige Cockpit war halb unter zerschrammten Antennenschüsseln begraben. Im Geiste grüßte ich den Glücklichen Despoten nach Art der Raumfahrer, denen ein fremdes Schiff begegnet: Was für ein Schrotthaufen.

Unser Transporter landete am Fuß der langen Rampe. »Bitte aussteigen, meine Herren«, brummte der Droide.

Wir luden unsere Anlage aus dem Kofferraum des Luftbusses auf einen Repulsorkarren. Wir hatten nur eine Garnitur Wäsche zum Wechseln und unsere Bühnenkostüme mitgenommen und den Rest unserer Habseligkeiten in Jabbas Palast zurückgelassen. Mos Eisleys unverwechselbares Aroma — Treibstoffdämpfe, ranziges Essen, der Smog primitiver Fabriken und der betäubende Geruch von heißem Sand — hing in der flimmernden Luft.

In der Halle blieben wir stehen und warteten blinzelnd darauf, daß sich unsere Augen an die veränderten Lichtverhältnisse anpaßten. In einer Ecke lungerte ein orangerot uniformierter menschlicher Sicherheitsbeamter herum. Von Lady Val war nichts zu sehen. Sofort sank sie in meiner Achtung. Sie mochte vielleicht Droiden vertrauen, aber sie behandelte Musiker wie Küchenhilfen.

»Hier entlang.« Unser Droide führte uns an einer extrem attraktiven Empfangsdame unbekannter Herkunft vorbei, deren Facettenaugen verführerisch glitzerten. Ein langgestreckter, riesiger Saal nahm ein Drittel des ehemaligen Oberdecks des Schiffes ein. Spiegelnde schwarze Spundwände und ein glänzend schwarzer Boden schlossen mehrere Dutzend Tische ein, aber mehr als ein Tisch stand schief auf wackeligen Beinen, und durch das abblätternde Schwarz der Spundwände schimmerten weiße Streifen. Hier — im berühmten Café Sternkammer — bauten wir unsere Anlage auf und spielten eine Nummer, um ein Gefühl für die Akustik des Raums zu bekommen. Die wenigen Gäste an den Tischen klatschten, klapperten mit ihren Klauen oder klickten mit ihren Mandibeln. Zufrieden schalteten wir unsere Anlage wieder aus und setzten uns an einen freien Tisch. Minuten später begann die Show. Ein Komet raste an Figrins Kopf vorbei. Sternbilder erschienen unter der Decke und spiegelten sich in meiner Suppe.

Auf mehreren Tischen tauchten holographische Sabaccfelder auf. Jetzt erinnerte ich mich an den Rest der Geschichten, die ich gehört hatte: Jabba hatte dafür gesorgt, daß der Despot niemals eine Glücksspiellizenz von der korrupten imperialen Verwaltung bekommen würde. Deshalb mußte Valarian ihre Spieltische bis zum Einbruch der Dunkelheit tarnen. Wie es hieß, hatte Jabba Lady Val mehrfach vor geplanten Polizeirazzien gewarnt ... gegen entsprechende Bezahlung.

Figrin schlang sein Essen hinunter, zog sein Kartenspiel aus der Tasche und machte sich davon. Heute nacht würde er verlieren. Absichtlich. Meine anderen Kollegen beteiligten sich an einem Schickele-Spiel mit niedrigen Einsätzen.

Ich fand einen gelangweilt wirkenden Kubaz-Wachposten und plauderte eine Weile mit ihm. Die Kubaz sind hervorragende Sicherheitskräfte. Ihre langen Greifnasen reagieren auf Gerüche so empfindlich wie Bith-Ohren auf Tonlagen und Tonqualität, und die grünlich-schwarze Haut der Kubaz verschmilzt mit jedem Schatten. Im Tausch gegen meine persönlichen Ansichten, die er wahrscheinlich längst kannte, und einen Krug mild berauschenden Lums erfuhr ich, daß der Kubaz Thwim hieß, daß er auf Kubindi geboren und daß Mistress Valarians zukünftiger Gemahl ein Meisterjäger war — kein ungewöhnlicher Beruf auf der Heimatwelt der Whiphiden.

Ich entdeckte außerdem ein vertrautes dreieckiges Gesicht. Kein Freund, aber ein Bekannter. Kodu Terrafin ist der Pilot von Jabbas Pendelfähre, die zwischen dem Palast und seinem Stadthaus verkehrt. Er ist ein Arcona: In seinem Raumfahreroverall sieht er wie eine schmutzigbraune Schlange mit klauenbewehrten Beinen und Armen und einem großen, amboßähnlichen Kopf aus.

Ich unterhielt mich weiter mit Thwim, während Kodu von Tisch zu Tisch tänzelte und den Amboßkopf ständig hin und her drehte. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Plötzlich sah ich das gelb-grüne Glitzern seiner Augen.

Sofort glitt er in meine Richtung. Er muß mich mit einem anderen Bith verwechseln, dachte ich beunruhigt. Thwim warf seinen grünen’ Umhang zurück und machte Kodu Platz.

»Ssie ssind Figrin?« Das knollige Riechorgan zwischen Kodus Facettenaugen zuckte.

»Nicht direkt«, murmelte ich.

»Oh, Doikk. Tut mir leid.« Wenigstens erkannte er meine Stimme. »Verkaufe Informationen. Wollen Ssie Figrin finden?«

Ich warf einen Blick zu Figrins schimmerndem holographischen Sebacctisch hinüber. Unser gerissener Bandleader hatte sich hinter seinen Karten verschanzt und mimte den Berauschten. Keine gute Zeit, um ihn zu stören. (Wer hat Doikk Na’ts eigentlich zum Bandmanager ernannt? dachte ich.)

Kodu rückte näher an mich heran. »Ich will nicht lange bleiben«, zischte er. »Wollen Ssie kaufen? Ssie ssollten ess tun.« Er grinste schlau.

»Zehn«, bot ich an. Figrin würde schon zahlen, wenn die Neuigkeiten interessant genug waren. Thwim beobachtete während dessen das Uvide-Rad. Seine Greifnase zuckte wie eine Bande aufgeregter Jawas.

»Hundert«, antwortete Kodu sofort. Nach drei Minuten hatten wir uns auf fünfunddreißig geeinigt. Ich drückte meine Kreditkarte gegen seine und überwies das Geld.

»Jabba.« Kodu klapperte mit seinen Klauenfingern. »Er isst wütend.«

»Wütend?« Ich sah mich um. »Auf wen denn diesmal? Und warum?«

»Ssie haben Ihren Vertrag gebrochen.«

Meine Mägen zogen sich zusammen. Wer hätte ahnen können, daß es die große Nacktschnecke merken würde? »Wie hat er reagiert?«

Kodu zuckte die Schultern. »Zwei Wachen an den Rancor verfüttert und geschworen ...« Er zuckte erneut die schmalen Schultern unter seinem braunen Hals.

Geschworen, jeden zu belohnen, der uns zurück in seinen Palast schleppte. Lebewohl, IMV-Altersheim. »Danke, Kodu.« Ich versuchte, aufrichtig zu klingen. Ich hatte eine liebende Mutter in den blubbernden rosa Sümpfen von Clak’dor VII zurückgelassen. Sie vermißte ihren musikalischen Sohn.

Kodu berührte seinen Blaster. »Auf Wiedersehen, Doikk. Viel Glück.«

Glück. Genau. Entweder verschwanden wir so schnell wie möglich aus Jabbas Reichweite, in welchem Fall mich Kodu niemals wiedersehen würde, oder ...

Ich wieselte durch die Menge zu Figrins Tisch. Glücklicherweise hatte Figrin gerade auf spektakuläre Weise verloren. Ein Duro mischte die Sabacckarten mit geschickten grauen Händen. Ich zupfte an Figrins Kragen. »Mach Schluß. Schlechte Neuigkeiten.«

Er entschuldigte sich mit schwerer Zunge und stand auf. Wenn man sich bei jedem Schritt umschauen muß, braucht man doppelt so lange, um einen Raum zu durchqueren. Für Jabba arbeiten eine Menge Schläger.

Wir fanden einen freien Platz an der Bar. »Was ist?« Figrins Augen schienen geschrumpft zu sein; entweder lag es an der Wirkung des Gewürzes, oder er war ein besserer Schauspieler, als ich dachte.

Ich erzählte ihm die Neuigkeiten. »Wir haben unsere Instrumente und zwei Garnituren Wäsche zum Wechseln«, schloß ich.

»Aber ich verliere. Ich liege zurück.«

Ich blies meine Mundfalten auf. Wir brauchten das Geld für diesen Gig, um uns bis zum nächsten Job über Wasser zu halten — oder bis Jabbas Zorn abgekühlt war. Ich erklärte es Figrin.

Die Barbeleuchtung spiegelte sich auf seiner Stirn und tanzte auf und ab, als er den Kopf schüttelte. »Wir verlassen den Planeten«, sagte er.

»Was ist mit deinen ... Sachen, die sich immer noch in Jabbas Palast befinden?«

»Darunter ist nichts, was sich nicht ersetzen ließe. Wir verschwinden morgen nachmittag, direkt nach der Hochzeit. Es wird sowieso Zeit, daß ich wieder vor größerem Publikum spiele.«

Ich stimmte zu. »Allerdings ist draußen in der Galaxis der Wettbewerb härter. Wir werden weniger Gigs bekommen.« Wir hatten uns bisher immer durchgeschlagen, aber von Hoffnungen allein kann man nicht leben.

»Dafür ist der Tisch reicher gedeckt«, meinte er aufmunternd. »Heute nacht sollte jemand Wache halten. Habe ich eben gehört, daß du dich freiwillig meldest?«

Sein Gewürzrausch war also nur gespielt gewesen. »Ich übernehme die erste Wache«, versprach er.

Unsere Band saß am nächsten Morgen mit verquollenen Augen im Café Sternkammer. Nach dem Frühstück walzten, quollen und staksten die ersten Hochzeitsgäste in die Halle des Glücklichen Despoten! Wir warteten im Café und stimmten unsere Instrumente. Ich versuchte mir eine Whiphid-Hochzeit vorzustellen. (Küßten sie sich nach der Trauung, verhakten sie ihre Hauer oder stießen sie ihr Kriegsgeheul aus?) Ich entdeckte zwei Turbolifte, einen Kücheneingang, den Haupteingang und eine kleine runde Luke, die einst als Notschleuse gedient haben mußte. Mein umhangtragender, langnasiger Freund Thwim hielt derweil stur ein Ende des Bartresens besetzt. Lady Vals Stab deckte rund zehn Bankettische, schleppte Essen heran, programmierte die Barkeeperdroiden, hängte Girlanden auf und bemühte sich, die Sternkammer so festlich herzurichten, wie es ihr erbärmlicher Zustand erlaubte.

Hinter den großen Tischen standen ein Dutzend kleinere. Ich konnte fast spüren, wie Figrins Mundfalten in Erwartung einer reichen, festlich gestimmten Gästeschar zuckten.

Aus der Halle drang ohrenbetäubender Jubel. »Sie müssen gerade getraut worden sein«, murmelte Figrin. Die ersten Gäste strömten in das Café. Figrin gab uns das Zeichen für die Auftaktnummer. Bevor wir damit fertig waren, begann ich zu schwitzen ... aber nicht wegen der Hitze. Mehrere von Jabbas Schlägern hatten sich im Café eingefunden. Gehörten sie zu den geladenen Gästen? Oder hatte uns Jabba eine Reise ohne Wiederkehr zur Großen Grube von Carkoon spendiert?

Zum wiederholten Male sah ich mich nach Valarians Sicherheitskräften um. E-522 stand neben dem Hinterausgang und war für das Fest mit glänzenden neuen Blastern und Nadlern ausgestattet worden — und mit einem funkelnagelneuen Hemmbolzen, der an seiner breiten Brust prangte. Offenbar traute sie ihrem Droiden doch nicht ganz über den Weg.

Ein junger Mensch in sauberer, ungeflickter Kleidung und mit Schlapphut kam zu unserer Bühne geschwankt. »Spielt doch mal >Tränen von Aquanna<.« Er zerrte an Figrins Hosenbein, das sich über dem Stiefel bauschte. Figrin riß sein Bein los. Der Mensch wiederholte seine Bitte und wandte sich dann an mich.

Ich wollte nicht, daß er meine Hose anfaßte. »Alles klar«, sagte ich zu ihm, holte dann tief Luft und legte los.

Wie hätten wir wissen können, daß eine der Straßengangs von Mos Eisley eins unserer Stücke zu ihrer offiziellen Hymne erkoren hatte? Der Schlapphut und mehrere seiner Freunde drängten sich am Fuß unserer Bühne und jaulten einen Text, den sie offenbar selbst verbrochen hatten.

Ein paar andere Menschen bahnten sich mit finsteren Gesichtern einen Weg zur Bühne. Ich gab Figrin einen Rippenstoß. Er improvisierte einen unorthodoxen Schlußakkord, und wir waren mit der Nummer fertig, ehe die Gang mit dem Singen fertig war. Einige von ihnen funkelten uns drohend an.

Ein Neuankömmling, eine dunkelhäutige Frau, schob einen Zuschauer zur Seite, der nicht mitgesungen hatte. »Jetzt spielt Wurmfall«, grollte sie mit einer Stimme, die perfekt zu ihrer Hautfarbe paßte. »Für Fixer und Camie.«

»Alles klar«, sagte Figrin. Das Intro zu Wurmfall hat sechs Takte. Ich reduzierte es auf vier.

Wenn man ein Stück sechshundertmal gespielt hat, vergißt man irgendwann während des Spielens völlig, wo man ist. Dieses Mal steigerte ich mich in ein wahnsinniges Solo hinein und verpaßte dem verschnarchten alten Song einen Drive, der jeden Gedanken ans Mitsingen schon im Keim erstickte.

Thwim und ein anderer Wachposten schafften beide Gangs nach draußen. Ich suchte nach Jabbas Schlägern. Sie drängten sich an der Bar und schlugen nur die Zeit tot ... bis jetzt.

Am Ende unseres Auftritts eilte Figrin zum nächsten Sabacctisch. Ich blieb auf der Bühne, wo ich vor dem Rauch und den diversen Gerüchen im Saal halbwegs sicher war.

Einer der häßlichsten Menschen, die ich je gesehen hatte, kam mit einem schiefmäuligen Grinsen und zwei Krügen in den Händen zu mir geschlendert. »Sie sitzen wohl auf dem Trockenen«, stellte er in einem eindeutig schwarzen Tonfall fest. »In dem einen ist Lum, in dem anderen Hochzeitspunsch.«

»Danke.« Obwohl mir der Mann nicht gefiel, griff ich nach dem Krug mit dem Punsch und leerte ihn zur Hälfte.

»Keine Ursache.« Mein häßlicher Freund setzte sich auf den Rand der verspiegelten Bühne und beobachtete die Menge. Wollte ihr wohl nicht den Rücken zudrehen. Wahrscheinlich ein Einheimischer. Ich fragte mich, ob er es für ein Zeichen der Höflichkeit halten würde, wenn ich ihn nach seinem Namen fragte, oder ob er mir direkt einen Schwinger verpaßte. »Gute Band«, brummte er. »Was machen Sie hier auf Tatooine?«

Ich stellte meinen Krug neben der Ommni ab. »Gute Frage«, sagte ich steif. »Wir haben in den besten Megastadien von sechs Planeten gespielt.«

»Das glaube ich. Sie sind hervorragend. Aber das beantwortet nicht meine Frage.«

Ich begann mich allmählich für ihn zu erwärmen. »Die Antwort sitzt dort.« Ich nickte Figrins Spieltisch zu. »Wir waren auf der Durchreise und sind hängengeblieben. Sie arbeiten hier?«

»Ja.« Sein Tonfall klang blaugrau, als er nach meinem Krug griff. »Ich bin Barkeeper in einem Laden am Ende der Straße. Das Leben ist hart, aber irgend jemand muß die Droiden daran hindern, alles zu übernehmen.«

Ich zischte leise in einer für Menschen unhörbaren Tonhöhe. Droiden erleichtern einem das Leben. Ich wollte ihn schon darauf aufmerksam machen, als er sagte: »Halten Sie Ihre Flöte feucht, mein Freund!« und davoneilte.

Gehörte er zu den seltenen umgänglichen Vertretern seiner Spezies? War dies eine Warnung gewesen? Ich suchte nach Thwims grünem Umhang und zuckender Nase, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.

Kurz darauf gesellte sich Figrin wieder zu uns auf die Bühne. »Verloren?« murmelte ich, als er sein Horn einstöpselte.

»Natürlich. Gib mir ein A.« Wir machten uns wieder an die Arbeit. Am Tisch direkt unter uns wechselte etwas mit professioneller Unauffälligkeit den Besitzer: ein ganz normales Mos Eisley-Geschäft.

Etwas anderes — etwas Großes — walzte in mein Blickfeld. Zwei riesige Whiphiden — zweieinhalb Meter Hauer und Klauen und hellgelbes Fell, durch eine Girlande aus importiertem Grünzeug miteinander verbunden — tanzten auf unsere Bühne zu und hatten dabei ihre langen pelzigen Arme umeinandergeschlungen. Ich stand auf einer erhöhten Plattform, aber ihre Köpfe überragten meinen.

D’Wopp starrte verzückt in das breite, lederige, hauerbewehrte Gesicht seiner Braut. Ohne die heimlichen Geschäftemacher zu bemerken, die den nächsten Tisch bereits besetzt hatten, sanken die Eigentümerin des Despoten und ihr Berufsjäger auf die freien Stühle.

Ich drehte meinen Kopf so, daß es aussah, als würde ich die Tanzfläche beobachten, doch in Wirklichkeit hielt ich einen von Jabbas Schlägertypen im Auge, einen anämischen, grauhäutigen Duro, der in unsere Richtung glitt ... allein.

Drei Pappfaks wirbelten vorbei. Sie hatten ihre türkisfarbenen Tentakel ineinander verschlungen, als wollten sie ebenfalls vor den Traualtar treten. Dabei stolperten sie fast über einen Mausdroiden, der zu Lady Val huschte. Als unsere gastgebende Braut den Droiden sah, tätschelte sie D’Wopps mächtigen Schädel und folgte ihrem mechanischen Diener in die Küche.

Die roten Augen des Duros leuchteten auf. Er drängte sich durch die Paare auf der Tanzfläche, blieb vor D’Wopp stehen und verbeugte sich. »Guuute Jagd, Whiphide?« grollte Jabbas Duro und schmatzte mit den Gummilippen. Er streckte eine schmale, knotige Hand aus.

D’Wopps mächtige Pranke, an der noch ein Stück der Girlande hing, schloß sich um den Arm des Duros. »Erkläre diese Bemerkung, Duro, oder ich werde meiner Herzensdame deine gegrillten Rippen zum Frühstück servieren.«

»Nei-in, nei-in.« Der Duro wackelte schaudernd mit dem Kopf. »Ich meinte damit nicht Ihre bezau-aubernde Braut. Ich spreche doch mit D’Wopp, dem berühmten Kopfgeldjäger, oder nicht?«

Geschmeichelt ließ D’Wopp den grauen Arm los. »Der bin ich.« Der Whiphide legte den Kopf zur Seite. »Möchtest du, daß ich jemanden für dich zerquetsche, Duro?«

Ich atmete ebenfalls auf. Ich beherrsche unsere Songs im Schlaf, was manchmal ganz schön langweilig sein kann, aber gelegentlich rettet es einem den Hals. Ich hörte weiter zu, während ich spielte.

»Hat die bezaubernde Brau-ut Ihnen noch keine Jagdbeute angeboten?« fragte der Duro.

D’Wopp rieb sich mit der Klaue einen Hauer. »Worauf willst du hinaus?«

Ich spitzte die Ohren. »Es gibt auf Tatooine einen mächtigeren Bo-oß, Exzellenz. Lady Valarian zahlt ihm Schutzgeld. Ein Whiphide, der die Jagd wirklich liebt, gibt sich nicht mit kleiner Beute zufrieden. Mein Arbeitgeber hat soeben ein Kopfgeld in Rekordhöhe ausgesetzt. Sie sind im Moment wahrscheinlich nicht auf Arbeitssuche, aber Gelegenheiten wie diese gibt es selten.«

Die Schläger waren also hinter Lady Val her — nicht hinter uns! — und wollten ihren Bräutigam für ihre schmutzigen Zwecke benutzen. Ich spielte eine ausgefallene Improvisation und erinnerte mich daran, daß Jabba noch genug Zeit hatte, sich um uns zu kümmern.

D’Wopp faltete seine Klauenhände auf dem Tisch. »Kopfgeld? Ist der Gesuchte gefährlich?«

Der Duro zuckte die Schultern. »Er heißt Solo. Ein kleiner Schmuggler, aber er hat den Boß sehr, sehr wütend gemacht. Jabba hat vie-iel mehr Feinde als Lady Valarian, verehrter D’Wopp.« Der rotäugige Duro blinzelte. »Darf ich Sie dem mächtigen Jabba empfehlen?«

Die lederige Nase des Whiphiden zuckte. »Kopfgeld? In Rekordhöhe?«

Jetzt senkte der Duro seine Stimme. Ich konnte nicht hören, wie hoch das Angebot war, aber D’Wopp schien damit zufrieden zu sein, denn er sprang auf. »Sage deinem Arbeitgeber, daß D’Wopp ihm die Leiche bringen wird. Ich beginne sofort mit der Jagd.«

Solo ... Figrin hatte einmal erwähnt, daß er ein ganz passabler Sabaccspieler war — für einen Menschen. Jetzt stand er wie ich auf Jabbas Schwarzer Liste. Der Duro jaulte: »Wollen Sie nicht das Ende der Hochzeit abwarten?«

»Später«, grollte der Whiphide. »Meine Gemahlin und ich werden meine triumphale Rückkehr feiern. Sie ist eine Whiphidin. Sie wird es verstehen.«

Lady Val drängte sich durch die Menge. Jabbas Duro verschmolz mit dem Hintergrund wie ein Eiswürfel auf einer Sanddüne. Ich hielt den Atem an. Figrin gab das Zeichen für einen neuen Song, einen, den ich nicht besonders gut kannte. Ich mußte mich konzentrieren. Am Fuß der Bühne polterte es. Eine tiefe Stimme grollte »Wankelmütiger« auf Basic. Eine noch barschere Stimme rief »Treulose«.

Mein Blasinstrument schrillte mißtönend. Der lautstarke Streit wurde in einer unidentifizierbaren Sprache fortgesetzt. Direkt vor der Bühne fiel unser liebendes Paar mit Hauern und Klauen übereinander her. Ich wich zurück und stolperte fast über Techs Ommni. Figrin stieß mit dem Hinterkopf gegen Ickabels Fanfar.

Sofort sammelte sich eine Menge um die Streithähne. Da ich Mos Eisley und Jabbas Gorillas kannte, wußte ich, daß sich diese Schlägerei wie ein Sandsturm ausbreiten würde. Ich nutzte eine fünf Takte lange Pause und gab das Alarmsignal. »Sonnenuntergang. Sonnenuntergang, Figrin.«

»Ich verliere noch immer«, zischte Figrin. »Wir können noch nicht gehen.«

Am Fuß des linken Bühnenrands stolperte Lady Val in eine Gruppe Schaulustiger. Sie fing sich wieder und zerrte drei von ihnen mit sich in das wüste Gemenge. D’Wopp pfiff zweimal. Zwei junge Whiphiden stürzten sich in den Kampf. Auf der anderen Seite pflügten Jabbas Schläger durch die Gaffer. Lady Val kreischte. Jeder Außenweltgangster der Stadt und jeder Schaulustige, der genug von Jabba hatte, eilte Lady Val zu Hilfe. Stühle flogen. Einer zersplitterte an der Spundwand links neben der Bühne.

Figrin beugte sich über die Ommni. »Das war’s für heute. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit«, versuchte er vergeblich das Chaos zu übertönen. Tech, plötzlich hellwach, schaltete die Ommni ab. Ich konnte meinen Fizzzkoffer nicht finden. Verzweifelt sah ich mich um und entdeckte weiß gepanzerte Gestalten am Haupteingang.

Sturmtruppen? Nicht einmal Valarian hätte so schnell Verstärkung herbeirufen können! Alle Sabaccprojektoren wurden gleichzeitig abgeschaltet, aber die Gruppe am Uvide-Tisch wurde auf frischer Tat am Rad ertappt. Dieses eine Mal, vermutete ich, hatte Jabba Lady Val nicht vor der Razzia gewarnt. Ich hätte sogar gewettet, daß Jabba persönlich die Sturmtruppen geschickt hatte, aber ich bin kein Spieler.

»Hintertür!« Figrin sprang von der Bühne und entging nur um Haaresbreite dem mörderischen Aufwärtshaken eines stämmigen Menschen. Wir schlichen an der Spundwand entlang hinter Figrin her und hielten unsere Instrumente umklammert — unseren Lebensunterhalt. Ich entdeckte meinen neuen Freund Thwim, der vollauf damit beschäftigt war, diverse Schädel einzuschlagen. »Helfen Sie uns! Wir sind unbewaffnet!« schrie ich.

Seine Nase drehte sich in unsere Richtung. Er zielte mit seinem Blaster auf uns und feuerte. Tedn kreischte und ließ seine Fanfarkoffer fallen. Entsetzt duckte ich mich. »Holt die Instrumente!« rief Figrin. Nalan stürzte sich in das Gewühl. Als er wieder auftauchte, stand einer seiner Arme in einem unnatürlichen Winkel ab — aber er hatte die beiden Fanfarkoffer gerettet. Ich ergriff Tedns unverletzten Arm und zerrte ihn zur Luke, während ich im stillen jeder Gottheit, die zuhören mochte, alles und jedes versprach, wenn ich nur mit heilen Fingern und unversehrter Fizzz aus diesem Schlamassel herauskam.

E-5 stand auf seinem Posten und schoß seelenruhig auf jedes Wesen, das sich ihm näherte. Figrin blieb so abrupt stehen, daß Tech gegen ihn prallte und ihn fast zu Boden riß. Ich warf einen Blick über die Schulter. Dieser Weg war uns versperrt. Überall im Café Sternkammer wurde mit imperialen und illegalen Waffen geschossen.

Nun, rief ich mir ins Gedächtnis zurück, ich bin mit Droiden schon immer besser zurechtgekommen als mit intelligenten Wesen. Ich marschierte direkt auf E-5 zu.

»Doikk!« schrie Figrin. »Komm zurück! Verschwinde von ...«

E-5 schoß nicht. Wie ich angenommen hatte, waren wir noch immer in seinen Erkennungsschaltkreisen gespeichert. »Laß uns raus«, flehte ich. Etwas zischte von hinten an meinem Kopf vorbei.

»Schließen Sie bitte hinter sich die Luke«, trompetete er.

»Los!« schrie ich Figrin zu und winkte ihn zum Ausgang.

Figrin duckte sich unter meinen Arm und kurbelte die Luke auf. Ich bildete die Nachhut. Als Tageslicht durch die Luke fiel, stürzten Wesen aller Formen und Größen in unsere Richtung. Unter ihnen entdeckte ich den schiefmäuligen menschlichen Barkeeper.

Ich zögerte. Immerhin schuldete ich ihm einen Krug voll süßem Punsch. »Kommen Sie!« brüllte ich und wies dann E-5 an: »SchieB nicht auf diesen Menschen.«

E-5 hatte mich vielleicht erkannt, aber er nahm keine Befehle von mir entgegen. Er richtete seinen Nadler direkt auf den Barkeeper. Mein häßlicher Freund warf sich zu Boden; für einen derart großen Menschen war er verdammt schnell. »Hohe Töne«, schrie er. »Nun machen Sie schon!«

Es klang verrückt, aber ich hob meine Fizzz, blies mit aller Kraft hinein und produzierte die schrillsten Töne meines Lebens. Irgend einer dieser Töne mußte der Kontrollfrequenz dieses brandneuen Hemmbolzens entsprechen. Der Droide deaktivierte sich.

Der Barmann sprang auf und stürmte an mir vorbei. Wir zwängten uns gemeinsam durch die Luke. »Stinkende Droiden«, knurrte er und wischte Blut von seiner Nase. »Stinkende, lausige Droiden.«

Ich trat auf einen schmalen Durabetonsims, der drei Stockwerke über dem Boden lag. Der Barkeeper lehnte sich zurück und klemmte meine Fizzz zwischen seinem massigen Körper und der schartigen Spundwand ein. »Vorsichtig! Das ist mein Horn!« rief ich, während ich nach unten blickte und gefährlich schwankte. Figrin sprang von der letzten Sprosse einer stählernen Feuerleiter, wich dem überall herumliegenden Unrat aus, war mit einem Satz über einen Sandhaufen und raste wie der Blitz davon.

Ein Arcona steckte seinen amboßförmigen Kopf aus der Luke. Ich hielt meine Fizzz mit einer Hand fest und kletterte die Leiter hinunter. Der Mensch folgte mir und trat mir in der Eile fast auf den Kopf. »Los, los«, knurrte er. »Bewegen Sie sich.« Die Leiter schwankte unter seinem Gewicht. Ich konnte mich nur mit Mühe festhalten und wünschte mir, diesen Kerl nie getroffen zu haben. Immer mehr Flüchtende hängten sich an die Leiter und brachten sie gefährlich zum Schwingen.

Ich kletterte weiter. Unten angekommen, entdeckte ich ein halbes Dutzend Sturmtruppler, die die Hauptrampe hinaufmarschierten.

Ein weiterer heißer Morgen in Mos Eisley.

Wir ignorierten die von der Leiter purzelnden Flüchtenden und rannten. »Was jetzt?« jammerte Nalan, während er sich den verletzten Arm hielt. »Wie sollen wir ohne die Kredits, die man uns für diesen Job versprochen hat, den Planeten verlassen?«

»Dreitausend Kredits«, stöhnte Tech und wackelte mit dem großen, glänzenden Kopf. »Dreitausend Kredits.«

Ich untersuchte meine Fizzz. Sie sah unbeschädigt aus. »Nicht nur das. Figrin hat außerdem unsere Reserven verspielt, um den Tisch einzulullen und heute zu gewinnen. Stimmt’s, Figrin?«

Der Barkeeper änderte mit unverminderter Geschwindigkeit plötzlich die Richtung, und ich verlor fast den Anschluß. »Hier entlang«, wiederholte er. »Ich kann euch einen Job besorgen.«

Er führte uns die Straße hinauf und in eine Gasse. Ich folgte ihm und dachte: Ich bin bereit, alles zu tun — Sand schaufeln, BanthaSättel polieren — aber ich arbeite nicht für Menschen!

Doch sein Boß war kein Mensch. Der Barbesitzer, ein hellgrauer Wookiee namens Chalmun, bot uns einen Zweijahresvertrag an.

Nein, dachte ich, als ich mit Figrin im Büro des Wookiees stand. Das ist zu lang, und in dieser Bar fallen wir zu sehr auf. Jabba wird uns bestimmt aufspüren.

»Klingt gut«, meinte Figrin. Auf bithisch fügte er hinzu: »Sobald wir eine Möglichkeit finden, den Planeten zu verlassen, kann der Wookiee unsere Abfindung behalten. Sag ja.«

Ich hätte mich am liebsten über die Hintertreppe verdrückt, aber Loyalität ist Loyalität.

Wir mieteten einen schallisolierten Proberaum im Ruillia Motel. Jeden Tag schleichen wir uns zum Spielen in die Bar, wo mein einziger menschlicher Freund, Wuher, als Barkeeper arbeitet. Solo hat Figrin gestern beim Sabacc geschlagen, also ist er noch am Leben, aber D’Wopp wurde in seine Einzelteile zerlegt nach Hause verschifft. Lady Val ist wieder allein, und wie es aussieht, wird sie es auch bleiben.

Und bei jedem Auftritt sehe ich mir die Zuschauer genau an. Gerade habe ich Jabbas grünen Rodianer mit den Drehohren entdeckt... Greedo. Er ist keine große Leuchte, aber er ist bewaffnet.

Ich behalte ihn im Auge.

Ein Jägerschicksal:Greedos Geschichte

Tom Veitch und Martha Veitch

1. Die Zuflucht

»Oona goota, Greedo?«

Die ängstlich gestellte Frage wurde vom höhnischen Gekreische der Leuchtkröten beantwortet, die ihren Unterschlupf in der Berghöhle mitten im dampfenden grünen Dschungel hatten. Pqweeduk kratzte sich den Insektenstich an seiner tapirähnlichen Schnauze und pfiff tapfer vor sich hin. Er hörte, wie das Geräusch zusammen mit dem Wind in dem dunklen Loch widerhallte, das seinen älteren Bruder verschluckt hatte.

Die Stacheln an Pqweeduks Rücken richteten sich auf. Er schaltete seine Taschenfackel ein, und die Saugnäpfe seiner rechten Hand schlossen sich fest um das glänzende Jagdmesser, das Onkel Nok ihm zu seinem zwölften Geburtstag geschenkt hatte.

Pqweeduk trat in die gähnende Höhle.

Aber die Höhle im Dschungel war keine Höhle, und nach ein paar Metern endeten die Felsen und die festgestampfte Erde an einer offenen Stahltür!

Pqweeduk beugte sich durch die rechteckige Öffnung und hob seine Fackel. Er befand sich in einer kuppelförmigen Kaverne, die den gesamten Berg ausfüllte. Der junge Rodianer entdeckte drei riesige silberne Schiffe in dem gigantischen Hohlraum.

»Greedo?«

»Nthan kwe kutha, Pqweeduk!« Das war die Stimme seines Bruders. Pqweeduk sah Greedos Taschenfackel aufblitzen und folgte ihrem Licht. Der Boden unter seinen nackten Füßen war glatt und kalt.

Greedo stand in der offenen Schleuse eines der großen Schiffe. »Komm rein, Pqweeduk! Du brauchst keine Angst zu haben! Komm rein und sieh selbst!«

Ihre hervorstehenden Facettenaugen, die ohnehin schon sehr groß waren, wurden noch größer, als die beiden grünen Jungen das Innere des Silberschiffs erkundeten. Überall gab es seltsame und fremdartige metallische Formen, die im Fackellicht funkelten und blitzten oder düstere, eckige Silhouetten voller verborgener Geheimnisse darstellten. Aber es gab auch Stühle, auf denen man sitzen, Betten, in denen man schlafen, und Teller, von denen man essen konnte.

Greedo beschlich das seltsame Gefühl, schon einmal hiergewesen zu sein. Aber es war nur ein Gefühl, ohne jede reale Erinnerung.

Die einzigen Erinnerungen, die er hatte, waren die an das Leben im grünen Dschungel, wo seine Mutter Rankennüsse sammelte und seine Onkel die Baummotten hüteten, die Milch und Fleisch lieferten. Rund zweihundert Rodianer lebten zusammen unter den mächtigen Rankenbäumen. Sie hatten immer hier gelebt, es war das einzige Leben, das sie kannten, und der fünfzehnjährige Greedo und sein jüngerer Bruder waren im Wald aufgewachsen.

Die Rodianer hatten an diesem Ort keine Feinde, abgesehen von den Mankakatzen, die sich gelegentlich in den Wald verirrten, wenn sie während der Brunftzeit zu den fernen weißen Bergen wanderten.

In dieser Jahreszeit blieben die jungen Rodianer in der Siedlung. Das wilde Gebrüll der Mankas kündigte ihr Kommen an, und die rodianischen Männer holten ihre Waffen aus den Verstecken, hielten am Rand des Dorfes Wacht und warteten auf die Mankas, die nachts durch den Wald schlichen.

Während der Mankasaison hörte Greedo das Krachen der Waffen, wenn er im Bett lag und nicht schlafen konnte. Am nächsten Morgen hing der Kadaver einer Manka für alle sichtbar an den Kreuzbäumen in der Mitte des Dorfes.

Bis auf die Mankajagd führten die Rodianer ein friedliches, bescheidenes Leben. Die Älteren erwähnten nie ein anderes Leben — zumindest nicht vor den Kindern. Aber Greedo hatte sie belauscht, wenn sie glaubten, er schliefe, und ihre Geschichten über das Leben zwischen den Sternen mitgehört.

Er hörte, wie die Älteren Worte wie »Imperium«, »die Clan-Kriege«, »Kopfgeldjäger«, »Sternenschiffe«, »Jeti-Ritter« oder »Hyperraum« benutzten. Diese Worte erzeugten seltsame Bilder in seinem Kopf — aber sie ergaben für ihn keinen Sinn, denn das einzige Leben, das er kannte, waren der Dschungel, die Bäume, das Wasser und die endlosen Tage unbeschwerten Spielens.

Aber die heimlichen Gespräche der Älteren erfüllten ihn mit einer unerklärlichen Sehnsucht. Irgendwie wußte er, daß er nicht auf diese grüne Welt gehörte. Er gehörte woanders hin, irgendwo zwischen den Sternen.

Die silbernen Schiffe waren der Beweis. Er wußte mit absoluter Sicherheit, daß es sich bei ihnen um die »Sternenschiffe« handelte, von denen seine Mutter und seine Onkel gesprochen hatten. Bestimmt würde ihm seine Mutter verraten, warum die Schiffe im Berg versteckt waren.

Pqweeduk ist noch nicht alt genug, um es zu erfahren ... aber ich bin es.

Greedos Mutter Neela hockte vor ihrer Hütte auf dem Boden und schälte Rankennüsse im Licht des Lagerfeuers. Ihre Hände bewegten sich flink, schlitzten die dicke Schale mit einem Knochenmesser auf und schälten sie ab. Während sie arbeitete, pfiff sie leise vor sich hin.

Greedo kauerte an ihrer Seite und schnitzte aus einem Stück weißen Rankenholz ein silbernes Sternenschiff. Als das Schiff fertig war, hielt er es hoch und bewunderte es, wobei er dafür sorgte, daß auch seine Mutter es sah. »Mutter«, fragte er plötzlich, »wann wirst du mir alles über die Silberschiffe im Berg erzählen?«

Mutters flinke Hände erstarrten. Als sie sprach, sah sie ihren Sohn nicht an, und ihre Stimme klang besorgt. »Du hast die Schiffe entdeckt«, sagte sie.

»Ja, Mutter. Pqweeduk und ich ...«

»Ich habe Nok gesagt, er soll die Öffnung im Berg verschließen. Aber Nok hängt zu sehr an der Vergangenheit. Ständig schleicht er sich den Berg hinauf, um die Schiffe zu betrachten.« Sie seufzte und löste weiter die lederige Schale von den großen Nüssen.

Greedo rückte näher heran. Er spürte, daß sie bereit war, ihm alles zu erzählen, was er wissen wollte ... was er wissen mußte. »Mutter, erzähl mir bitte von den Schiffen.«

Sie richtete ihre feuchten Facettenaugen auf ihn. »Die Schiffe ... haben uns zu diesem Ort gebracht ... zu dieser Welt ... zwei Jahre, nachdem du geboren wurdest, Greedo.«

»Bin ich denn nicht hier geboren ... im Dschungel?«

»Du bist dort draußen geboren« — sie wies hinauf zum Abendhimmel, zu den ersten Sternen, die durch die hohen Rankenbäume funkelten — »auf der Heimatwelt unseres Volkes, dem Planeten Rodia. Damals herrschten Mord und Totschlag. Dein Vater wurde getötet, als ich mit deinem Bruder schwanger war. Wir mußten fliehen ... oder sterben.«

»Das verstehe ich nicht.«

Sie seufzte. Ihr wurde klar, daß sie ihm alles erzählen mußte. Oder fast alles. Er war inzwischen alt genug, um die Tatsachen zu erfahren.

»Unser Volk, die Rodianer, ist schon immer ein Volk der Jäger und Krieger gewesen. Die Liebe zum Tod war stark in uns. Vor vielen Jahren, als das jagdbare Wild ausgerottet wurde, lernten wir, Vieh zu züchten, um uns zu ernähren. Aber dann begannen wir, uns gegenseitig zu jagen. Es war ein Sport.«

»Sie ... haben sich gegenseitig umgebracht?«

»Ja, es war ein Sport. Ein tödlicher Sport. Einige Rodianer hielten es für eine Verirrung und weigerten sich, mitzumachen. Dein Vater gehörte dazu. Er war ein großer Kopfgeldjäger ... aber er lehnte ab, sich an der törichten Gladiatorenjagd zu beteiligen.«

»Was ist ein Kopfgeldjäger, Mutter?« Greedo spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, und wartete gespannt auf die Antwort.

»Dein Vater hat Verbrecher und Gesetzlose gejagt ... oder Leute, auf deren Kopf eine Belohnung ausgesetzt war. Er war ein hochgeachteter Mann. Er hat uns sehr reich gemacht.«

»Ist er während der Jagd getötet worden?«

»Nein. Ein böser Clanführer, Navik der Rote, der seinen Namen dem roten Muttermal verdankt, das sein ganzes Gesicht bedeckt, mißbrauchte die Gladiatorenspiele, um Krieg gegen die anderen Clanoberhäupter zu führen. Dein Vater wurde ermordet. Man nahm uns unser Vermögen, und unser Clan, die Tetsus, wurde fast ausgerottet.

Glücklicherweise gelang einigen von uns die Flucht mit den drei Silberschiffen, die du gefunden hast.«

»Warum hast du Pqweeduk und mir nie von den Schiffen ... und von unserem Volk erzählt?«

»Wir haben uns verändert. Es hatte keinen Sinn, die düstere Vergangenheit heraufzubeschwören. Wir sind hier zu einem friedliebenden Volk geworden. Die Waffen werden nur hervorgeholt, wenn die Mankakatzen herumschleichen. Wir haben in unserer Ratsversammlung einen Schwur geleistet, daß die Kinder nichts von der schrecklichen Vergangenheit erfahren sollen, bis sie erwachsen sind. Ich breche jetzt diesen Schwur, indem ich dir diese Dinge erzähle. Aber du bist schon ... fast so groß wie dein Vater.«

Die Augen seiner Mutter schienen Greedo zu verschlingen. Er mochte es, wenn sie ihn auf diese Weise anschaute. Seine Haut sonderte ein angenehm riechendes Sekret ab, einen starken rodianischen Duft. Er sah sie nachdenklich an. Plötzlich gab es so viel zu lernen. Er wollte unbedingt alles erfahren.

»Was ist das Imperium, Mutter?«

Sie runzelte die Stirn und rümpfte die lange, bewegliche Schnauze. »Ich habe dir genug erzählt, Greedo. Vielleicht werde ich an einem anderen Tag all deine Fragen beantworten. Geh jetzt ins Bett, mein Sohn.«

»Ja, Mutter.« Greedo sagte seiner Mutter auf traditionelle Weise gute Nacht, indem er die Saugnäpfe seiner Hand an ihre legte. Er verschwand in der kleinen Hütte und trat an das Strohbett, wo bereits sein Bruder schlief.

Stundenlang lag Greedo wach und dachte an die Silberschiffe, an seinen Vater, den Kopfgeldjäger ... und an das wunderbare Leben zwischen den Sternen.

2. Der Rote Navik

Einen Monat und einen Tag, nachdem Greedo und Pqweeduk die silbernen Himmelsschiffe gefunden hatten, fand Navik der Rote, Führer des mächtigen Chattza-Clans, die Tetsus.

Greedo und sein Bruder kletterten in den Wipfel der Rankenbäume herum, als sie am Himmel einen grellen Lichtblitz sahen. Neugierig verfolgten sie, wie der Blitz wuchs und sich in ein leuchtend rotes Objekt verwandelte, das größer und größer wurde, bis sie erkennen konnten, daß es ein Himmelsschiff war, zwanzigmal größer als die kleinen Silberschiffe in der Höhle.

Von unten drangen verängstigte Stimmen herauf. Greedo pfiff aufgeregt und glitt hastig am glatten Baumstamm hinunter, wobei er sich geschickt mit den Saugnäpfen abbremste. Sein Bruder war dicht hinter ihm.

Sie sahen, wie unten die Leute aus ihren Hütten stürzten und auf das riesige Himmelsschiff deuteten. Onkel Nok und Onkel Teeku und ein paar andere Männer rannten los, um ihre Waffen zu holen. Greedo spürte ihre Furcht.

»Komm, Pqweeduk!« schrie Greedo, als seine Füße den Boden berührten. »Wir müssen Mutter retten! Wir dürfen nicht zulassen, daß sie getötet wird!«

»Wovon redest du, Greedo? Niemand wird getötet!« Pqweeduk landete auf dem Boden und folgte seinem älteren Bruder.

Während sie zwischen den Bäumen entlangliefen, stieß das rote Schiff vom Himmel herab, fuhr die Landestützen aus und ging am Rand des Dorfes in einer Wolke aus feurigem Rauch nieder.

Zischend öffnete sich das Doppelschott einer Schleuse. Greedo blieb stehen und keuchte ehrfürchtig, als gepanzerte rodianische Krieger aus dem Riesenschiff strömten — es waren Hunderte. Jeder von ihnen trug eine schimmernde, segmentierte Rüstung und ein tödlich aussehendes Blastergewehr.

Der Anblick dieser Killer lähmte den jungen Rodianer. Es dauerte eine ganze Minute, bis er spürte, daß sein Bruder furchtsam an seinem Ärmel zupfte. Und dann hörte er die Stimme seiner Mutter, hörte, wie sie ihm verzweifelt zuschrie, zu rennen. Das letzte, was Greedo sah, bevor er zum Wald herumwirbelte, war die Gestalt eines hochgewachsenen, imposanten Rodianers mit einem blutroten Muttermal, das sein ganzes Gesicht bedeckte. Der Krieger mit dem Mal brüllte einen Befehl, und die anderen hoben ihre Waffen.

Das Sirren der Laserstrahlen vermischte sich mit den Todesschreien der Leute vom Tetsus-Clan, während Greedo und sein Bruder und seine Mutter in den Dschungel flohen. Onkel Nok und Onkel Teeku und zwanzig andere schafften es bis zur Höhle. Es gab ein lautes Knirschen, gefolgt vom Donnern eines Erdrutsches, als sich die Spitze des Berges öffnete und ihre Bürde aus Erde und Steinen abwarf.

Greedo hielt den Atem an, als er die drei Silberschiffe im Licht der Mittagssonne glitzern sah. Mächtige Maschinen erwachten bereits wummernd zum Leben.

Onkel Nok befahl allen, so schnell wie möglich an Bord zu gehen, und begrüßte Greedos Mutter. »Neela — jetzt weißt du, warum ich ständig nach den Schiffen gesehen habe! Ich habe sie für diesen Tag instand gehalten!«

Greedos Mutter umarmte ihren Bruder Nok und dankte ihm. Dann eilten alle an Bord, gefolgt von einem Strom Flüchtlinge, die nach und nach aus dem Wald kamen.

Zwei der Silberschiffe stiegen sanft auf Säulen aus Repulsorenergie in die Luft. Ihre fissionsbetriebenen Maschinen heulten so laut, daß Greedo von dem Lärm ganz benommen wurde. Das dritte Schiff wartete auf die Nachzügler ... die letzten Überlebenden des Massakers.

Ein korpulenter Mankajäger namens Skee stürzte aus dem Wald und schrie, daß alle anderen tot seien. »Verschwindet! Flieht mit den Schiffen, solange ihr noch eine Chance habt!«

Das dritte Schiff kam nicht mehr dazu, seine Schleuse zu schließen. Ein Strahl aus Ionenenergie verwandelte seine Höhenflossen in eine geschmolzene Masse, und einen Sekundenbruchteil später traf ein mächtiger Laserblitz seinen Reaktor.

Während die ersten beiden Schiffe hinauf in den Himmel rasten, flammte über dem Dschungel ein gleißender Ball aus Fusionsfeuer auf und ließ die Mittagssonne verblassen. Das dritte Schiff existierte nicht mehr.

Greedo hörte nichts von der Explosion. Er saß im Cockpit der Rodia und bestaunte die Sternlinien, als Onkel Noks Silberschiff ins Unbekannte sprang.

3. Nar Shaddaa

Nok hatte lange für diesen Notfall geplant und die rodianischen Schiffe programmiert, in eine verkehrsreiche Region der Galaxis zu springen, wo sich die Überlebenden seines kleinen Stammes zwischen den Myriaden fremden Rassen verstecken konnten, die interstellaren Handel trieben.

So gelangten sie nach Nar Shaddaa, einem Raumhafenmond, der Nal Hutta umkreiste, eine der bedeutendsten Welten der wurmähnlichen Hutts.

Zwischen Nar Shaddaa und den fernen Systemen der Galaxis gab es regen Verkehr. Riesige transgalaktische Transporter und gewaltige Frachtschiffe teilten sich den Weltraum mit den protzigen Jachten und Karavellen der Hutt-Verbrecherlords, den in vielen Schlachten zernarbten Schiffen der Söldner und Kopfgeldjäger, den Piratenbrigantinen und kommerziellen Passagierschiffen, den Sternjammern der Post und den großen Siedlerarchen. Und, natürlich, mit den allgegenwärtigen Sternkreuzern und schlanken Patrouillenbooten der imperialen Flotte.

Die Oberfläche von Nar Shaddaa war lückenlos von kilometerhohen Städten und Andockstationen bedeckt, die im Lauf von Tausenden von Jahren erbaut worden waren. Ebene um Ebene türmten sich Frachtdepots und Lagerhäuser und Wartungsdocks übereinander und waren durch auffällige alte Durchgangsstraßen miteinander verbunden, die den ganzen Globus umspannten und Schluchten überbrückten, die von der vor Leben brodelnden oberen Stratosphäre bis hinunter in die dämmerigen Tiefen reichten, wo die verschiedensten Spezies von den Abfällen lebten, die ständig von den höheren Ebenen herabfielen.

Greedo, sein Bruder, seine Mutter und alle anderen Flüchtlinge auf jenen beiden Silberschiffen kamen nach Nar Shaddaa, mischten sich unter die Bewohner des großen Raumhafenmondes und fanden eine neue Heimat in dem riesigen Sektor, der von den corellianischen Schmugglern kontrolliert wurde.

Die Corellianer waren die unumschränkten Herrscher über ihren Teil des Mondes. Glücksspiel stellte eine wichtige Einnahmequelle für sie dar. Alle Rassen waren eingeladen, durch die hell erleuchteten Straßen zu schlendern, zu gaffen, zu essen, zu trinken und ihr Geld in den Sabacchöhlen zu verprassen. Gelegentlich mußte man mit einem Pistolenduell oder einem Kopfgeldjäger rechnen, der einen gesuchten Verbrecher zur Strecke brachte, und Taschendiebe gehörten zum Straßenbild. Aber es gab ein ungeschriebenes Gesetz im corellianischen Sektor, für dessen Einhaltung die Hafenkontrolle mit strenger Hand sorgte: Wer großen Ärger machen will, soll es woanders tun.

Die rodianischen Flüchtlinge mischten sich unter die Bewohner des schmuddeligen Lagerhausdistrikts auf Ebene 88. In den nächsten Monaten fanden sie Jobs als Hafenarbeiter und Hausdiener und fristeten ein bescheidenes Leben.

Nok wies alle an, sich von den öffentlichen Ebenen, den Durchgangsstraßen und den Casinos fernzuhalten, damit sie nicht zufällig von einem Chattza-Jäger entdeckt wurden. Nok versicherte ihnen, daß ihr Aufenthalt auf Nar Shaddaa nur vorübergehend sei, bis sie eine andere Dschungelwelt gefunden hätten, wo sie sich in Frieden niederlassen könnten.

Für die erwachsenen Rodianer war es keine glückliche Zeit — sie vermißten die fruchtbare grüne Welt, die sie verlassen hatten. Aber für Greedo und Pqweeduk eröffnete sich ein ganzes Universum voller Abenteuer.

Vier Jahre später lebte Greedos Clan noch immer auf Nar Shaddaa. Alle waren vollauf mit Arbeiten und Überleben beschäftigt. Greedo war neunzehn, sein Bruder sechzehn. Die grünen Jungen hatten ihren Platz auf der grenzenlosen Bühne der Galaxis gefunden.

4. Kopfgeldjäger

»Jacta nin chee yja, Greedo!«

Greedo sprang zurück, als drei Repulsorräder vorbeirasten, über eine verfallene Mauer hinwegsetzten und auf einen der belebten Plätze brausten, die Onkel Nok ihnen ausdrücklich verboten hatte.

Er beobachtete, wie sein Bruder und seine Freunde mit ihren Rädern zwischen den Gleitern, antiken radgetriebenen Taxen und Hutt-Schwebesänften herumkurvten und geschickt den herumlungernden Spielern, nichtmenschlichen Piraten, Gewürzhändlern, Hausierern, Obdachlosen ... und Kopfgeldjägern auswichen.

»Werde endlich erwachsen, Pqweeduk!« Greedo lehnte an einer Wand und wartete auf seinen Freund Anky Fremp, einen Biomorphen von Siona Skup, der ihm die Geheimnisse der Straße beigebracht hatte.

Greedo, inzwischen fast erwachsen, hatte die Spiele der Kindheit hinter sich gelassen. Er hatte sein Repulsorrad gegen ein schönes Paar Stiefel getauscht und eine teure Jacke aus Rancorleder gestohlen. Er hatte gelernt, wie man Wärmepumpen und Schildregulatoren von Hutt-Schwebesänften abmontierte, während die örtlichen Verbrecherlords in den corellianischen Badehäusern logierten und mit ihren interstellaren Gegenstücken Geschäfte machten.

Anky Fremp hatte Greedo gezeigt, wie der Schwarzmarkt funktionierte — wer am meisten für gestohlene Waren zahlte ... und wer die besten Preise für Glitzerstim, Rancorlederjacken und Yerk-Musikwürfel bot.

Fremp und Greedo waren ein Team, und zwar schon seit zwei Jahren. Pqweeduk war noch immer ein dummer Junge, der sinnlose Straßenspiele mit seinen Kumpeln veranstaltete.

»Ska chusko, Pqweeduk!« Werde endlich erwachsen, Pqweeduk!

Während er auf Fremp wartete, beobachtete Greedo das Treiben auf der Straße. Alle nur erdenklichen Lebensformen, menschlich und nichtmenschlich, kamen nach Nar Shaddaa. Die Hälfte von ihnen waren gesetzestreue Händler und Spediteure, die für eines der großen transgalaktischen Unternehmen arbeiteten. Alle anderen verdienten ihr Geld mit illegalen Geschäften.

Eine Gruppe, die Greedo faszinierte, schien nicht an Gold und Vergnügen interessiert zu sein, und man sah sie fast nie auf der Straße. Sie waren die sogenannten Rebellen — politische Außenseiter, die sich gegen das despotische Regime von Imperator Palpatine und seinem grausamen Militärchef Darth Vader erhoben hatten.

Greedo wußte, daß es auf diesem Raumhafenmond Rebellen gab. Sie versteckten sich in einem alten Lagerhaus auf Ebene 88, derselben Ebene, auf der die rodianischen Flüchtlinge lebten. Die Rebellen horteten dort alle möglichen Waffen — Waffen, die in Frachtcontainern mit wertvollen Metallen und Gewürz versteckt nach Nar Shaddaa gelangten ... und die in der tiefsten Nacht den Planeten wieder verließen, um von schnellen Blockadebrechern zu den weit verstreuten Außenposten der Rebellion weitertransportiert zu werden.

Ich wette, das Imperium würde eine Menge zahlen, um zu erfahren, was die Rebellen auf Nar Shaddaa treiben. Aber wie soll ich den Imps diese Information geben? Ich kenne niemanden, der für das Imperium arbeitet.

In diesem Moment hörte Greedo das schrille Sirren von Laserschüssen. Instinktiv duckte er sich und glitt hinter die eingefallene Mauer, über die sein Bruder vor ein paar Minuten mit dem Repulsorrad gesprungen war.

Vorsichtig spähte er über den Mauersims und sah einen Mann in der auffälligen grünen Uniform eines imperialen Gewürzinspektors aus den Schatten hetzen und über den belebten Platz rennen. Weitere Laserschüsse hallten, und die Menge floh panisch in die nahe liegenden Gassen und Spielcasinos.

Greedo sah, wie grelle Energieblitze von Gebäuden und Fahrzeugen abprallten. Der rennende Mann wurde getroffen und ging nur drei Meter von Greedos Versteck entfernt zu Boden.

Zwei imposante Gestalten traten aus den Schatten auf den hell erleuchteten Platz. Zielstrebig näherten sie sich dem gestürzten Mann.

Der größere der beiden Fremden, der einen rostigen, schädelförmigen Helm und einen ithullianischen Körperpanzer trug, versetzte dem Opfer einen Tritt. »Er ist tot, Goa.«

Der kleinere Fremde beugte sich prüfend über das Opfer, und Greedo erhaschte einen Blick auf ein braungeflecktes, breitschnäbeliges Gesicht über einer bunt zusammengewürfelten Kluft aus Leder, Eisen und Patronengurten. »Schade, Dyyz«, sagte der Kleinere. »Ich wollte ihm nur die Flügel stutzen. Lebend war er das Doppelte wert.«

Kopfgeldjäger, dachte Greedo. Sie haben ihre Beute erlegt ... jetzt werden sie die Belohnung kassieren. Ich wette, sie bekommen eine Menge Kredits dafür. Ich wette, sie sind reich.

Der Große, der von dem anderen Dyyz genannt wurde, bückte sich, hob den toten Gewürzinspektor hoch und warf ihn mühelos über seine Schulter. »Hat nur einen Tag Arbeit gekostet, was, Goa? Ich habe diesen Dreckskerl im Lauf der Jahre auch ein paarmal bestochen... aber wenn die Imps einen Mann auf die Schwarze Liste setzen, ist es aus und vorbei mit ihm! Laß uns ihn abliefern und das Kopfgeld kassieren, und dann gehen wir einen trinken.«

»Gute Idee. Ich bin durstig wie ein tatooinischer Feuchtfarmer.«

Greedo bemerkte erst jetzt, daß der Kopfgeldjäger namens Goa ein überdimensionales Blastergewehr geschultert hatte. Er hatte noch nie zuvor ein derart großes Gewehr gesehen. Es bestand aus verschnörkeltem schwarzem Metall, Plastobauteilen und einem Gewirr von Kabeln und elektronischen Schaltungen. Eine Spezialanfertigung, dachte Greedo. Wie dieses Ding schon aussieht! Ich wette, dieser Kopfgeldjäger erwischt jeden, der auf seiner Liste steht.

Greedo erwartete, daß die beiden Kopfgeldjäger wieder in die Richtung verschwanden, aus der sie gekommen waren, doch statt dessen marschierten sie direkt auf ihn zu.

Je näher sie der Mauer kamen, desto furchteinflößender wirkten sie. Der Große, Dyyz, trug einen korrodierten Parastahlhelm, der seinen ganzen Kopf umhüllte. Die Gesichtsmaske — schmale Augenschlitze in einem stilisierten Totenschädel — verströmte eine tödliche, erbarmungslose Drohung. Dyyz war auch derjenige mit dem Panzer der ausgestorbenen ithullianischen Rasse — Greedo wußte, daß die kriegerischen Ithullianer vor vielen Jahrhunderten von einer anderen, ebenso kriegerischen Rasse, den Mandaloren, ausgerottet worden waren. Nach dem Zustand seiner Panzerung zu urteilen, mußte er sie aus einem imperialen Museum gestohlen haben!

Die Kluft des anderen Kopfgeldjägers, Goa, war aus zahllosen Einzelteilen zusammengestoppelt und sah aus, als würde er sie niemals wechseln oder ablegen — er hatte einfach neue Kleidungsstücke über die zerschlissenen alten gestreift, bis er sich in eine wandelnde Sammlung militärischer Uniformen und Ausrüstungsgegenstände verwandelt hatte.

Der faszinierendste Aspekt an Goa war sein Kopf: Offensichtlich gehörte er einer Spezies intelligenter Vögel an — oder stammte von Vögeln ab. Seine lederige Haut war braungefleckt und federlos, und über seinem breiten, schartigen Schnabel glitzerten winzige, stechende Augen.

Dyyz und Goa erreichten die Umfriedungsmauer, und Greedo duckte sich. Dann hörte er eine dritte Stimme, rasselnd und grausam:

»So, so, wenn das nicht Dyyz Nataz und Frontschwein Goa sind — wo habt ihr gesteckt, Jungs? Ihr solltet einen alten Freund nicht hängenlassen.«

»Reg dich ab, Gorm. Du bekommst deinen Anteil schon. Frontschwein und ich wollten gerade diesen betrügerischen Gewürzinspektor abliefern. Die Imp werden uns einen Haufen Geld für ihn zahlen, und dann begleichen wir unsere Schulden bei dir.«

»Von wegen, Dyyz.« Das war Goas Stimme. »Wir sind zu zweit, und Gorm ist allein. Er kann auf die Kredits warten, die wir ihm schulden.«

»Einer von meiner Sorte ist sechs von euch Nesthockern wert ...«

Blasterfeuer knisterte, und rote Energieblitze zuckten über Greedos Kopf hinweg. Er duckte sich tiefer, und der Lärm eines erbitterten Kampfes drang an sein Ohr. Plötzlich flog Goas großes Blastergewehr über die Mauer und landete klappernd neben Greedo auf dem Pflaster.

Als Greedo impulsiv nach der Waffe griff, hörte er, wie Gorm Dyyz aufforderte, ihm die Leiche des Gewürzinspektors zu übergeben. »Überlaß den Kerl mir ... und ich laß dich noch einen weiteren Tag am Leben ...«

Greedo nahm all seinen Mut zusammen, spähte über die Mauer und sah eine ehrfurchtgebietende Gestalt, die Dyyz Nataz um zwei Köpfe überragte. Gorm trug einen schweren Körperpanzer und einen geschlossenen Helm. In der Gesichtsmaske leuchteten rote elektronische Augen. Das muß ein Droide sein, dachte Greedo . Ich habe von abtrünnigen Attentäterdroiden gehört, die unter die Kopfgeldjäger gegangen sind. Aber vielleicht ist er doch kein Droide ...

Greedo hatte plötzlich eine Idee. Mit bebenden Saugnäpfen ergriff er das riesige Blastergewehr und legte die Waffe so leise wie möglich an. Er suchte nach dem Sicherungsschalter — fand ihn und entsicherte das Gewehr.

So lautlos wie Onkel Nok, wenn er Mankakatzen jagte, schob er den Gewehrlauf über die Umfriedungsmauer und richtete die Mündung auf Gorms Rücken.

Greedo sah, wie Goa für einen Moment das Gewehr anstarrte und dann hastig den Blick abwandte. Greedo drückte den Abzug.

Die Waffe pfiff und donnerte, und der Kopfgeldjäger namens Gorm kippte stöhnend nach vorn, mit einem geschwärzten Blasterloch im Rücken.

Als Greedo aufstand, gab Goa ein aberwitziges Gackern von sich und stürzte sich auf das Gewehr. Aber Greedo riß die Waffe hoch und richtete sie auf Goas Kopf.

»He, Kleiner! Entspann dich! Der Abzug ist überempfindlich!«

Dyyz schnaufte und lachte. »Danke, Kleiner. Du hast unsere Haut gerettet. Wir stehen ewig in deiner Schuld. Jetzt gib meinem Partner seine Waffe zurück, damit wir von hier verschwinden können.«

Greedo kletterte vorsichtig über die Mauer und hielt dabei das Blastergewehr auf Goa gerichtet. Er näherte sich Gorms regloser Gestalt und betrachtete das Loch, das er in den Rücken des riesigen Kopfgeldjägers geschossen hatte. Verschmorte Kabel, explodierte Elektronik. »Ist er ein Droide?« fragte Greedo.

»Das könnte man sagen«, bestätigte Goa. »Aber wie wäre es, wenn du mir jetzt meine Waffe zurückgibst — und wie wäre es, wenn wir dich an der Belohnung für diesen Inspektor beteiligen? Du hast es dir verdient.«