Star Wars™ - Episode I - Die dunkle Bedrohung - Terry Brooks - E-Book
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Star Wars™ - Episode I - Die dunkle Bedrohung E-Book

Terry Brooks

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Beschreibung

Ein Weltraummärchen voller Gefühle, Abenteuer und technischer Spektakel, zugleich aber auch der Beginn einer monumentalen epischen Saga und der erste Teil eines großen Handlungsbogens, der in den klassischen Star Wars-Filmen endet. Die drei schon bekannten Filme entpuppen sich so als Episoden 4-6.
Für die Episode 1 wird die Sternenuhr um 32 Erdenjahre zurückgedreht, wir erleben z.B. wie der neunjährige Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde, dem Symbol des Schreckens.

Filmstart in Deutschland war der 19.08.1999
Darsteller: Ewan McGregor (Obi-Wan Kenobi), Liam Neeson, Natalie Portman, Jake Lloyd (Anakin Skywalker).

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Seitenzahl: 428

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: Episode I/The Phantom Menace« bei Del Rey/The Random House Ballantine Publishing Group, New York.
Copyright © bei Blanvalet einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH. Copyright © 1999 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™where indicated All rights reserved. Used under authorization. Translation Copyritght © 1999 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Covergestaltung: Design Team München Covergestaltung: © Isabelle Hirtz, InkcraftEmblem: Melanie Miklitza, InkcraftSatz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin V. B. · Herstellung: wag ISBN 978-3-641-07824-9V002 Besuchen Sie uns auch auf www.facebook.com/blanvalet und www.twitter.com/BlanvaletVerlag.
www.blanvalet.de

Inhaltsverzeichnis

WidmungES WAR EINMAL VOR LANGER ZEIT IN EINER WEIT, WEIT ENTFERNTEN GALAXIS
EinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfDreizehnVierzehnFünfzehnSechzehnSiebzehnAchtzehnNeunzehnZwanzigEinundzwanzigZweiundzwanzigDreiundzwanzigVierundzwanzig
Copyright

Für Lisa, Jill, Amanda und Alex, die mit dieser Geschichte aufgewachsen sind, und für Hunter, den Ersten der nächsten Generation

ES WAR EINMAL VOR LANGER ZEIT IN EINER WEIT, WEIT ENTFERNTEN GALAXIS

Eins

Tatooine. Die Sonnen brannten von einem wolkenlosen, blauen Himmel und überzogen die riesigen Wüsten des Planeten mit gleißendem weißem Licht. Die flache, sandige Oberfläche strahlte die Hitze flirrend wieder ab, und von dort drang sie bis in den letzten Riß der gewaltigen Felsen und Steilwände, die neben den Wüstenflächen alles waren, was der Planet an Landschaft zu bieten hatte. Scharf umrissen vom flimmernden Licht, standen die Monolithen aufrecht wie Wachposten.

Als die Rennkapseln vorbeischossen und ihre Motoren vor wilder Gier und gnadenloser Energie aufbrüllten, schienen träge Hitze und Licht zu bersten und selbst die Berge zu erzittern.

Anakin Skywalker lehnte sich in die Kurve der Rennstrecke, die ihn unter dem steinernen Bogen vorbeiführte, der den Eingang zum Beggar’s Canyon auf der ersten Etappe des Rennens markierte. Er bewegte die Schubregler vorwärts und gab den Motoren ein wenig mehr Saft. Die keilförmigen Raketen explodierten vor Kraft, die rechte ein winziges bißchen mehr als die linke, und leiteten den Kurvenflug der Kapsel ein, in der Anakin sich nach links warf. Rasch richtete er dann das Rennfahrzeug wieder geradeaus, beschleunigte weiter und schoß durch den Bogen. Sand peitschte hinter ihm auf und trübte die hitzeflirrende Luft. Anakin raste durch den Canyon, seine Finger spielten über die Instrumente, die Handwurzeln lagen ruhig an der Steuerung.

Es ging alles ungeheuer schnell. Ein einziger Fehler, eine einzige Fehleinschätzung, und er wäre aus dem Rennen und könnte froh sein, wenn er überlebte. Aber genau darin bestand der Nervenkitzel. All diese Kraft, all diese Geschwindigkeit, die sich auf eine leise Berührung seiner Fingerspitzen entfaltete und nicht den geringsten Fehler zuließ. Zwei gewaltige Turbinen rissen eine zerbrechliche Kapsel über sandige Ebenen und um steile Felsvorsprünge herum, durch schattige Täler und haarsträubende Sturzflüge in einer Reihe von engen Kurven und Sprüngen, und das Ganze in höchstmöglicher Geschwindigkeit. Kontrollkabel verliefen von der Kapsel zu den Motoren, die ihrerseits miteinander gekoppelt waren. Sollte einer der drei Bestandteile irgendwo anstoßen, würde das Ganze sich in Metallsplitter und eine Explosion von Raketentreibstoff auflösen. Wenn nur ein Teil abriß, war alles vorbei.

Ein Grinsen breitete sich auf Anakins jungem Gesicht aus, als er noch ein wenig mehr Schub gab.

Vor ihm wurde der Canyon schmaler, die Schatten tiefer. Anakin raste auf den Schlitz von Helligkeit zu, der sich wieder auf die Ebene hinaus öffnete, und hielt sich dabei dicht am Boden, wo der Durchgang am breitesten war. Wenn er sich höher hielt, lief er Gefahr, gegen eine der Felswände auf beiden Seiten zu stoßen. Das war Regga letzten Monat bei einem Rennen passiert, und man hatte immer noch nicht alle Stücke gefunden.

Das würde ihm nicht passieren.

Er beschleunigte abermals und schoß mit kreischenden Motoren auf die Ebene hinaus.

Dort in der Kapsel, die Hände an den Instrumenten, konnte Anakin spüren, wie die Vibration der Motoren über die Kontrollkabel lief und ihn mit ihrer Musik erfüllte. In seinem einfachen Overall, seinem Rennhelm, der Brille und den Handschuhen war er so eng in seinen Sitz gezwängt, daß er das Vorbeizischen des Windes an der Karosserie der Kapsel spüren konnte. Bei einem solchen Rennen war er niemals nur der Pilot einer Rennkapsel, niemals nur ein Teil des Ganzen. Er war eins damit, und Motoren, Kapsel und Mensch waren auf eine Weise miteinander verbunden, die er nicht recht hätte erklären können. Jedes noch so geringe Schleudern, jedes Pulsieren, jedes Zerren an einer Strebe oder Verbindung bemerkte er sofort, und er konnte jeden Augenblick genau spüren, was einer beliebigen Stelle seines Rennfahrzeugs geschah. Es sprach in seiner eigenen Sprache zu ihm, einer Mischung aus Geräuschen und Gefühlen, und obwohl es keine Worte benutzte, konnte Anakin alles verstehen, was es ihm sagte.

Manchmal, dachte er versonnen, konnte er schon spüren, was es sagen würde, bevor es sprach.

Schimmerndes orangefarbenes Metall schoß rechts an ihm vorbei, und er erkannte das charakteristische breite X von Sebulbas Motoren vor sich, der ihm jetzt die Führung abnahm, die er durch einen ungewöhnliche raschen Start erlangt hatte. Anakin verzog verärgert das Gesicht – er nahm es sich selbst übel, daß seine Konzentration nachgelassen hatte, aber die Grimasse hatte auch mit seiner Abneigung gegen den anderen Rennfahrer zu tun. Schlaksig und krummbeinig, war Sebulba innerlich genauso verschroben wie äußerlich – ein gefährlicher Gegner, der häufig gewann und sich freute, wenn das auf Kosten anderer geschah. Allein im vergangenen Jahr hatte der Dug mehr als ein Dutzend Unfälle verursacht, und seine Augen blitzten, wenn er anderen auf den staubigen Straßen von Mos Espa davon erzählte. Anakin kannte Sebulba sehr gut – gut genug, um nichts zu riskieren.

Er schob die Beschleunigungsregler vor, erhöhte die Energiezufuhr und raste geradeaus.

Daß er ein Mensch, oder noch schlimmer, der einzige Mensch war, der je an diesen Kapselrennen teilgenommen hatte, machte die Sache sicher nicht besser. Diese Rennen waren die ultimative Prüfung von Wagemut und Können der Piloten auf Tatooine und der liebste Sport der Bürger von Mos Espa, und man war allgemein der Ansicht, daß kein menschliches Wesen die hohen Anforderungen bewältigen konnte. Mehr als zwei Arme, Glieder mit einer Unzahl von Gelenken, Augen auf Stielen, Köpfe, die sich um hundertachtzig Grad drehen ließen, und Körper, die sich verrenkten, als hätten sie keine Knochen, boten anderen Geschöpfen Vorteile, von denen Menschen nicht einmal träumen konnten. Die berühmtesten Rennfahrer, die besten dieser Elitegruppe, waren seltsam und kompliziert geformte Gestalten mit einer Leidenschaft für Gefahren, die an Wahnsinn grenzte.

Anakin Skywalker hatte nichts von alledem zu bieten, statt dessen verstand er intuitiv, was dieser Sport erforderte, und war so vertraut damit, daß es offenbar unwichtig war, woran es ihm sonst mangelte. All das war für die anderen mehr als rätselhaft und besonders für Sebulba ausgesprochen irritierend und unangenehm.

Bei einem anderen Rennen, im vergangenen Monat, hatte der hinterlistige Dug versucht, Anakin in eine Steilwand zu drängen. Er war nur gescheitert, weil Anakin gespürt hatte, daß der andere sich von hinten näherte und eine illegale Säge ausfuhr, um Anakins rechtes Kontrollkabel zu durchtrennen. Dadurch hatte er ausweichen können, bevor die Säge zubiß. Dieser Schlenker hatte ihn den Sieg gekostet, ihm aber das Leben gerettet. Er war immer noch wütend, daß Sebulba ihn zu diesem Tausch gezwungen hatte.

Die Kapseln schossen an einer Reihe uralter Statuen vorbei in die Arena am Rand von Mos Espa. Sie fegten durch den Siegertorbogen, vorbei an Reihen und Reihen von Zuschauern, die ihnen zujubelten, an Boxendroiden und an den Logen, von denen aus die Hutts hoch über dem einfachen Volk dem Rennen zusahen. Aus seiner Beobachtungsstation mitten über dem Torbogen teilte der zweiköpfige Troig, der als Ansager diente, der Menge ihre Namen und Positionen mit. Anakin gestattete sich einen kurzen Blick auf eine verschwommene Gruppe von Gestalten, die er so rasch wieder hinter sich ließ, daß man hätte glauben können, es handelte sich nur um eine Fata Morgana. Shmi, seine Mutter, würde unter diesen Zuschauern sein, besorgt wie immer. Sie konnte es nicht ausstehen, ihm beim Rennen zuzusehen, tat es aber trotzdem. Sie sprach niemals darüber, aber er nahm an, daß sie glaubte, ihn durch ihre bloße Anwesenheit vor Schaden bewahren zu können. Bisher hatte das auch funktioniert. Er hatte zwei Unfälle gehabt und hatte es noch nicht ein einziges Mal bis zum Ziel geschafft, aber nun hatte er mehr als ein halbes Dutzend Rennen hinter sich, in denen ihm nichts geschehen war. Und er hatte es gern, wenn sie dort war. Es gab ihm eine seltsame Art von Selbstvertrauen, über das er lieber nicht zu genau nachdenken wollte.

Außerdem, was hätte er denn tun können? Er fuhr Rennen, weil er es konnte, Watto wußte, daß er es konnte, und was immer Watto von ihm verlangte, würde er tun. Das war der Preis dafür, ein Sklave zu sein, und Anakin Skywalker war sein Leben lang Sklave gewesen. Der Bogencanyon erstreckte sich weit vor ihm, eine felsige Schlucht, die in die Sägezahnklamm führte, einen gewundenen Kanal, den die Fahrer auf dem Weg zu den Hochebenen bewältigen mußten. Sebulba war direkt vor ihm, dicht über dem Boden, und versuchte, den Abstand zwischen sich und Anakin zu vergrößern. Hinter Anakin, nun näher als zuvor, waren drei andere Fahrer. Ein rascher Blick zeigte, daß es sich um Mawhonic, Gasgano und Rimkar in seiner seltsamen Blasenkapsel handelte. Alle drei kamen rasch näher. Anakin setzte dazu an, mehr Schub zu geben, dann hielt er sich zurück. Sie waren zu nahe an der Klamm. Zu große Geschwindigkeit bedeutete hier nur Ärger. Im Kanal war die Reaktionszeit beinahe auf null reduziert. Es war besser zu warten.

Mawhonic und Gasgano schienen derselben Ansicht zu sein und blieben hinter ihm, als sie sich dem Riß im Felsen näherten. Aber Rimkar wollte nicht warten, er raste Bruchteile von Sekunden, bevor sie in den Riß eindrangen, an Anakin vorbei und verschwand in der Dunkelheit.

Anakin balancierte seine Kapsel aus, zog sie ein wenig höher über den Geröllboden des Kanals und ließ sich von Erinnerungen und Instinkten durch den gewundenen Riß tragen. Wenn er Rennen fuhr, schien alles rings um ihn her eher langsamer als schneller zu werden. Das war nicht, was man erwartete hätte. Felsen und Sand und Schatten flogen in einer wilden Mischung von Mustern und Formen an ihm vorbei, und dennoch konnte er alles so klar erkennen. Alle Einzelheiten schienen auf ihn zuzuspringen, als würden sie genau durch das hervorgehoben, was eigentlich hätte dazu führen sollen, daß sie schwerer zu erkennen waren. Fast hätte er die Kapsel mit geschlossenen Augen lenken können. Er war im Einklang mit allem, was ihn umgab, und sich seiner Umgebung vollkommen bewußt.

Er raste weiter und weiter durch den Kanal und bemerkte hier und da das rote Aufglühen von Rimkars Motoren im Schatten. Hoch, hoch über ihm war der Himmel ein leuchtend blauer Streifen zwischen den Klammrändern, dessen Licht mit jedem Meter abwärts trüber wurde, so daß Anakin und die anderen beinahe in vollkommener Dunkelheit navigierten. Trotzdem war Anakin ruhig und tief in sich selbst versunken, während er seine Kapsel lenkte, verbunden mit seinen Motoren, völlig eins mit dem Pulsieren und Dröhnen seines Rennfahrzeugs und der weichen, samtigen Dunkelheit, die ihn umgab.

Als sie abermals ins Licht hinauskamen, schob Anakin die Regler mit einem Ruck vorwärts und schoß hinter Sebulba her. Mawhonic und Gasgano waren direkt hinter ihm. Vor ihm hatte Rimkar Sebulba eingeholt und versuchte sich vorbeizuschieben. Der Dug zog seine breiten, x-förmigen Motoren ein wenig hoch, damit der Rückstoß Rimkars Kapsel treffen sollte. Aber Rimkars abgerundetes Fahrzeug wich anmutig und unbeschadet aus. Seite an Seite rasten die beiden über die Hochebene auf die Metta-Senke zu. Anakin holte sie ein und vergrößerte den Abstand zwischen sich, Mawhonic und Gasgano. Man konnte über Watto sagen, was man wollte – und es gab viel zu sagen, das alles andere als angenehm gewesen wäre –, er hatte einen Blick für Rennkapseln. Die riesigen Motoren reagierten sofort, als Anakin mehr Treibstoff zugab, und Sekunden später war er auf gleicher Höhe wie Sebulbas X.

Sie erreichten gleichzeitig die Steilwand zur Metta-Senke, schossen über den Rand und stürzten sich abwärts.

Der Trick bei solch gewaltigen Höhenunterschieden bestand – wie jeder Rennpilot wußte – darin, beim Sturzflug schnell genug zu sein, um einen Vorteil gegenüber den Gegnern herauszuholen, aber nicht so schnell zu werden, daß man die Kapsel nicht wieder geradeaus richten konnte, bevor sie auf den Felsen aufprallte. Daher war Anakin einen Augenblick lang überrascht, als Sebulba rasch wieder in die Horizontale kam. Dann spürte er, wie der Rückstoß der X-Motoren auf seine Kapsel eindrosch. Der heimtückische Dug hatte sich bewußt über Anakin und Rimkar geschoben, um die beiden mittels des Rückstoßes an die Steilwand zu schleudern.

Rimkar, vollkommen überrascht, beschleunigte automatisch und landete sofort am Felsen. Fragmente von Kapsel und Motoren prallten in einem feurigen Regen von der Felswand ab und hinterließen eine lange, schwarze Narbe auf der Oberfläche.

Ohne seine Instinkte hätte Anakin dasselbe passieren können. Aber beinahe ehe er wußte, was er tat, riß er die Kapsel noch im selben Augenblick, als Sebulbas Rückstoß ihn traf, wieder nach oben und stieß fast mit seinem überraschten Kontrahenten zusammen, der schnell ausscherte, um sich zu retten. Die schnelle Aufwärtsbewegung der Kapsel riß Anakin natürlich direkt in die Mittagssonnen hoch, und das Fahrzeug geriet vollkommen außer Kontrolle. Anakin nahm den Schub zurück, drosselte die Treibstoffzufuhr, zog den Steuerhebel zurück und sah, wie ihm der Boden in Form von Sand und gleißend reflektiertem Licht wieder entgegenkam. Er prallte mit einem markerschütternden Knirschen auf, das beide Kontrollkabel durchfetzte und die großen Motoren abriß und davonfliegen ließ, während die Kapsel erst nach links, dann nach rechts schlitterte und zu rollen begann. Anakin konnte sich drinnen nur so gut wie möglich abstützen und beten, daß ihn dieser Wirbel von Sand und Hitze nicht gegen einen Felsvorsprung schleuderte. Irgendwo rechts von ihm explodierte einer der Motoren mit einem Knall, der den Boden erbeben ließ. Anakin hatte die Arme nach beiden Seiten ausgestreckt und hielt sich in der Mitte der rüttelnden Kapsel, die weiter und weiter rollte.

Endlich kam sie zum Stehen, wenn auch schief. Anakin wartete einen Augenblick, dann löste er seinen Sicherheitsgurt und kroch hinaus. Die Wüstenhitze schlug ihm ins Gesicht, und das blendende Sonnenlicht bohrte sich durch seinen Sichtschutz. Über ihm rasten die letzten Rennteilnehmer auf den blauen Horizont zu, und Motoren jaulten und dröhnten. Dann folgte tiefe Stille.

Anakin sah sich nach den Resten seiner Motoren um und versuchte einzuschätzen, wieviel Arbeit es kosten würde, sie wieder funktionsfähig zu machen. Endlich blickte er zu seiner Kapsel hin und verzog das Gesicht. Watto würde alles andere als erfreut sein.

Aber Watto war nie sonderlich erfreut.

Anakin Skywalker setzte sich hin, lehnte sich gegen die verbogene Kapsel und genoß das bißchen Schatten, das die glühenden Zwillingssonnen von Tatooine ihm ließen. In ein paar Minuten würde ein Gleiter vorbeikommen und ihn auflesen. Watto würde es sich nicht nehmen lassen, ihm sofort eine Standpauke zu halten. Auch seine Mutter würde da sein, ihn umarmen und ihn nach Hause bringen. Er war nicht zufrieden damit, wie die Dinge sich entwickelt hatten, aber er ließ sich auch nicht entmutigen. Gegen einen fairen Gegner hätte er das Rennen gewonnen. Mühelos.

Er seufzte und schob den Helm zurück.

Eines Tages würde er viele Rennen gewinnen. Vielleicht schon nächstes Jahr, wenn er zehn wurde.

Zwei

Hast du auch nur die geringste Ahnung, was mich das alles kosten wird? Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht? Oba chee ka!«

Watto flatterte hoch über ihm. Unwillkürlich verfiel er ins Huttische, eine Sprache, die einen gewaltigen Vorrat an beleidigenden Adjektiven bot. Anakin regte sich nicht und starrte mit ausdrucksloser Miene den dicklichen blauen Toydarianer an, der vor ihm in der Luft hing. Watto schlug so heftig mit den Flügeln, daß sie nur als verschwommene Bewegung zu sehen waren, es sah aus, als würden sie jeden Moment von seinem feisten kleinen Körper abreißen. Anakin mußte sich das Lachen verbeißen, als er sich das vorstellte. Es wäre keine gute Idee gewesen, jetzt zu lachen.

Als Watto innehielt, um Luft zu holen, sagte Anakin leise: »Es war nicht meine Schuld. Sebulba hätte mich mit seinem Rückstoß beinahe in die Felswand geschleudert. Er ist einfach unfair.«

Wattos Mund bewegte sich, als kaute er etwas, und sein Rüssel krauste sich über den vorstehenden Zähnen. »Natürlich ist er unfair, Junge! Wie immer! Auf diese Art gewinnt er! Vielleicht solltest du hin und wieder auch ein bißchen unfair sein! Vielleicht würdest du dann nicht jedesmal deine Kapsel in tausend Stücke zerfetzen und mich soviel Geld kosten!«

Sie standen in Wattos Laden im Kaufmannsviertel von Mos Espa, einer schäbigen Schlamm- und Sandhütte vor einem Hof mit Raketen- und Motorteilen, die aus allen möglichen Wracks ausgebaut worden waren. Drinnen war es kühl und schattig, die Hitze des Planeten wurde von den dicken Mauern abgehalten, aber selbst hier hing der Staub dick in der Luft und schimmerte im Licht der Glühlampen. Das Rennen war lange vorbei, und die Zwillingssonnen des Planeten hingen schon dicht über dem Horizont. Langsam wurde es Abend. Die verbeulte Rennkapsel und ihre Motoren waren von Reparaturdroiden zum Laden zurücktransportiert worden. Auch Anakin war zurückgebracht worden, wenn auch mit erheblich geringerer Begeisterung.

»Rassa dwee cuppa, peedunkel!« brach Watto abermals ins Huttische aus.

Mit jedem Schimpfwort ruckte sein dicklicher Körper ein paar Zentimeter weiter nach vorn, und Anakin wich gegen seinen Willen zurück. Watto gestikulierte wild mit knochigen Armen und Beinen und ruckte mit dem Kopf, wobei er alles in allem sehr komisch ausssah. Er war wütend, aber Anakin hatte ihn schon oft wütend gesehen und wußte, was zu erwarten war. Er wand sich nicht, er senkte nicht unterwürfig den Kopf; er ließ die Tirade ungerührt über sich ergehen. Er war ein Sklave, und Watto war sein Herr. Beschimpft zu werden gehörte zum Leben. Außerdem würde Watto sich jetzt bald wieder beruhigen, nachdem er seinen Zorn losgeworden und einem anderen die Schuld an allem gegeben hatte, und dann würde alles wieder so sein wie immer.

Alle drei Finger von Wattos rechter Hand zeigten auf den Jungen. »Ich sollte dich nicht mehr an Rennen teilnehmen lassen! Das sollte ich tun! Ich sollte mir einen anderen Piloten suchen!«

»Das halte ich für eine sehr gute Idee«, stimmte Shmi ihm zu.

Anakins Mutter hatte an der Seite des Raumes gestanden und während Wattos Ausbruch kein Wort gesagt, aber nun beeilte sie sich, eine Situation auszunutzen, die sie nur zu gerne selbst herbeigeführt hätte.

Watto fuhr zu ihr herum und kam mit schwirrenden Flügeln auf sie zu. Aber ihr ruhiger, fester Blick hielt ihn zurück und schien ihn zwischen Mutter und Sohn in der Luft festzunageln.

»Es ist ohnehin zu gefährlich«, fuhr sie fort. »Anakin ist doch erst neun!«

Watto ging sofort in die Defensive. »Der Junge gehört mir, er ist mein Eigentum, und er wird tun, was ich ihm sage!«

»Genau.« Shmis dunkle Augen in ihrem abgehärmten, faltigen Gesicht hatten einen entschlossenen Blick. »Deshalb wird er an keinen Rennen mehr teilnehmen, wenn Sie das nicht wollen. Haben Sie das nicht gerade selbst gesagt?«

Das schien Watto zu verwirren. Wieder bewegte er heftig den Mund und die rüsselartige Nase, und wieder brachte er kein Wort hervor. Anakin betrachtete seine Mutter anerkennend. Ihr glattes, dunkles Haar wurde langsam grau, und ihre einstmals anmutigen Bewegungen waren schwerfälliger geworden. Aber er fand sie immer noch schön und mutig. Er hielt sie für vollkommen.

Watto näherte sich ihr noch ein paar Zentimeter, dann hielt er wieder inne. Shmi hielt sich auf dieselbe Weise aufrecht wie Anakin und weigerte sich, das geringste Zugeständnis an ihre Stellung als Sklavin zu machen. Watto betrachtete sie einen Augenblick lang säuerlich, dann drehte er sich wieder herum und flog auf den Jungen zu.

»Du wirst alles reparieren, was du zerstört hast, Junge!« zischte er und stach mit dem Finger nach Anakin. »Du wirst die Motoren und die Kapsel reparieren, bis sie so gut wie neu sind! Genauer gesagt besser als neu! Und damit fängst du sofort an! Auf der Stelle. Verschwinde und mach dich an die Arbeit!«

Dann wandte er sich trotzig wieder Shmi zu. »Es ist draußen immer noch hell genug zum Arbeiten! Zeit ist Geld!« Er machte eine Geste, zunächst zur Mutter, dann zum Sohn. »Macht weiter, beide! Zurück an die Arbeit, zurück an die Arbeit.«

Shmi lächelte Anakin liebevoll zu. »Mach schon, Anakin«, sagte sie leise. »Danach gibt es Abendessen.«

Sie drehte sich um und ging hinaus. Watto warf Anakin einen letzten vernichtenden Blick zu und folgte ihr. Anakin blieb einen Augenblick in dem dunkler werdenden Raum stehen und starrte ins Leere. Er dachte immer noch daran, daß er das Rennen nicht hätte verlieren dürfen. Das nächste Mal – und so, wie er Watto kannte, würde es ein nächstes Mal geben – würde das nicht passieren.

Mit einem frustrierten Seufzer wandte er sich um und ging durch die Hintertür des Ladens in den Hof hinaus. Er war ein zierlicher Junge, selbst für seine neun Jahre eher klein, mit wirrem, hellbraunem Haar, blauen Augen, einer Stupsnase und einem fragenden Blick. Er war stark für sein Alter und hatte eine rasche Auffassungsgabe, und er war auf eine Weise begabt, die jene, die mit ihm zu tun hatten, immer wieder überraschte. Schon jetzt hatte er sich als fähiger Rennkapselpilot erwiesen – etwas, das keinem Menschen, gleich welchen Alters, zuvor gelungen war. Er hatte großes handwerkliches Geschick und war in der Lage, beinahe alles zusammenzubasteln. In beiderlei Hinsicht war er nützlich für Watto, und Watto gehörte nicht zu den Leuten, die die Begabung eines Sklaven verschwenden.

Aber nur Anakin selbst und seine Mutter wußten von seinem anderen Talent. Häufig spürte er Dinge, bevor irgend jemand sonst ahnte, daß sie passieren würden. Es war wie eine Bewegung der Luft, ein warnendes Flüstern, eine Ahnung, die sonst niemand wahrnahm. Dieses Talent war ihm bei den Rennen sehr nützlich, aber es beschränkte sich nicht darauf. Irgendwie gelang es ihm oft zu erkennen, wie die Dinge waren oder wie sie sein sollten. Er war erst neun Jahre alt, und er nahm die Welt bereits auf eine Weise wahr, die die meisten Erwachsenen nie erreichen würden.

Nicht, daß ihm das im Augenblick viel genützt hätte.

Unwillig schlurfend und Sand aufwirbelnd, ging er zu den Motoren und der Kapsel hinüber, die die Droiden zuvor im Hof abgestellt hatten. Er überlegte bereits, was er brauchen würde, um sie zu reparieren. Der rechte Motor war nahezu unbeschädigt, wenn man einmal von den Kratzern und Rissen in der Metallhülle absah. Der linke allerdings war eine Katastrophe. Und die Kapsel war verbeult und verzogen, die Instrumente ein heilloses Durcheinander.

»Kleinkram«, murmelte er leise. »Nur Kleinkram!«

Reparaturdroiden kamen auf seinen Befehl herbei und machten sich daran, die beschädigten Teile der Kapsel zu entfernen. Nachdem Anakin sich einige Minuten damit beschäftigt hatte, das Durcheinander zu entwirren, wurde ihm klar, daß er Teile brauchen würde, die Watto nicht besaß, unter anderem thermale Varistats und Relais für die Feinsteuerung. Bevor er ernsthaft mit dem Zusammenbauen beginnen konnte, würde er erst diese Ersatzteile besorgen müssen, indem er etwas anderes dagegen eintauschte. Das würde Watto nicht gefallen. Er konnte es nicht ausstehen, wenn er anderswo etwas kaufen mußte, und bestand immer darauf, daß er bereits alles besaß, was man haben mußte, es sei denn, es kam von einem anderen Planeten. Die Tatsache, daß er selbst vom Handel lebte, schien seine Abneigung dagegen, sich mit den Ortsansässigen abgeben zu müssen, nicht zu verringern. Er hätte lieber alles, was er brauchte, beim Kapselrennen gewonnen. Oder es einfach gestohlen.

Anakin blickte zum Himmel auf, wo es nun endgültig dunkel wurde. Die ersten Sterne kamen heraus, ein zögerndes Blinzeln vor dem rasch dunkler werdenden Nachthimmel. Welten, die Anakin nie gesehen hatte und von denen er nur träumen konnte, warteten da draußen, und eines Tages würde er sie sehen. Er würde nicht ewig hierbleiben. Er nicht.

»Psst! Anakin!«

Aus dem Schatten weit hinten im Hof erklang eine leise Stimme, und zwei kleine Gestalten schlüpften durch das Loch in einer Ecke des Zauns, wo nicht mehr genug Draht übrig gewesen war. Das war Kitster, sein bester Freund, und direkt hinter ihm kam Wald, ein anderer Freund. Kitster war klein und dunkel, mit kurzem Topfhaarschnitt; seine Kleidung war weit und unauffällig und dafür gedacht, Feuchtigkeit zu bewahren und Hitze und Sand abzuwehren. Wald, der etwas unsicher hinterhergeschlurft kam, war ein Rodianer, ein Außenweltler, der erst vor kurzem nach Tatooine gekommen war. Er war Jahre jünger als seine Freunde, aber unerschrocken genug, daß sie ihn akzeptierten.

»He, Annie, was machst du denn da?« fragte Kitster und hielt nervös nach Watto Ausschau.

Anakin zuckte die Achseln. »Watto sagt, ich muß die Kapsel heilmachen, bis sie wieder wie neu ist.«

»Ja, aber doch nicht heute!« protestierte Kitster. »Heute ist doch schon beinahe vorbei. Komm schon. Dafür hast du morgen auch noch Zeit. Holen wir uns ein Rubinbliel.«

Das war ihr Lieblingsgetränk. Anakin spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. »Das geht nicht. Ich muß hierbleiben und arbeiten, bis …«

Er hielt inne. Bis es dunkel wird, hatte er sagen wollen, aber es war schon fast dunkel, also …

»Und womit sollen wir bezahlen?« fragte er zweifelnd.

Kitster zeigte auf Wald. »Er hat fünf Druggats, die er angeblich irgendwo gefunden hat.« Er warf Wald einen vielsagenden Blick zu. »Angeblich.«

»Ich habe sie wirklich.« Wald nickte mit dem schuppigen Kopf und blinzelte hektisch. Er zupfte an einem seiner grünen Ohren. »Glaubt ihr mir etwa nicht?« fragte er auf huttisch.

»Doch, doch, wir glauben dir.« Kitster zwinkerte Anakin zu. »Kommt schon, laßt uns verschwinden, bevor der alte Schwirrer zurückkommt.«

Sie zwängten sich durch die Lücke im Zaun, wandten sich auf der Straße hinter dem Hof nach links und rannten dann über den großen Platz in Richtung der Lebensmittelläden. Auf den Straßen herrschte immer noch reger Betrieb, aber die meisten waren unterwegs nach Hause oder zu den Vergnügungslokalen der Hutts. Die Jungen huschten an Fußgängern und Karren vorbei, an Gleitern, die direkt über dem Boden schwebten, unter Markisen hindurch, die gerade aufgerollt wurden, und an Ladenbesitzern vorüber, die damit beschäftigt waren, ihre Waren nach drinnen zu schleppen und über Nacht wegzuschließen. Schon bald hatten sie den Laden erreicht, in dem die Rubinbliels verkauft wurden, und standen vor der Theke.

Wald stand zu seinem Wort, zahlte für die drei Getränke und reichte jedem seiner Freunde eins davon. Sie nahmen sie mit nach draußen, tranken die klebrige Mixtur durch Strohhalme und schlenderten langsam zurück. Sie unterhielten sich über Rennkapseln und Gleiter und Schiffe, über Schlachtenkreuzer und Sternenjäger und ihre Piloten. Eines Tages würden sie alle Piloten sein, versprachen sie einander – ein Schwur, der mit Spucke und Handschlag besiegelt wurde.

Sie waren gerade mitten in einer hitzigen Diskussion über die Vorteile diverser Kampfjägertypen, als ganz in der Nähe eine Stimme sagte: »Wenn ich die Wahl hätte, würde ich allemal einen Z-95 Headhunter nehmen.«

Die Jungen drehten sich um. Ein alter Raumfahrer lehnte an einer Gleiterluke und blickte sie an. An seiner Kleidung, seinen Waffen und den kleinen, abgetragenen Rangabzeichen, die an sein Hemd genäht waren, sahen sie sofort, wen sie da vor sich hatten. Es waren Rangabzeichen der Republik. So etwas bekam man auf Tatooine nicht zu oft zu sehen.

»Ich habe dich heute beim Rennen gesehen«, sagte der alte Raumfahrer zu Anakin. Er war hochgewachsen, schlank und sehnig, sein Gesicht war wettergegerbt und sonnengebräunt, seine Augen von einem seltsamen Grau, sein Haar so kurz geschnitten, daß es ihm vom Kopf abstand, und sein Lächeln ironisch und freundlich. »Wie heißt du?«

»Anakin Skywalker«, antwortete Anakin unsicher. »Das hier sind meine Freunde, Kitster und Wald.«

Der Mann nickte den beiden anderen wortlos zu, ohne den Blick von Anakin zu wenden. »Deine Art zu fliegen paßt zu deinem Namen, Anakin. Du bewegst dich über den Himmel, als wäre er dein Eigentum. Das ist wirklich vielversprechend.« Er richtete sich auf – eine ungezwungene, ruhige Bewegung – und blickte von einem Jungen zum anderen. »Ihr wollt also eines Tages große Schiffe fliegen?«

Alle drei nickten. Der alte Raumfahrer lächelte. »Es ist unvergleichlich. Einfach unvergleichlich. Irgendwann habe ich sie alle geflogen, als ich noch jünger war. Alles, was man fliegen konnte, in den Streitkräften und außerhalb. Kennt ihr diese Abzeichen, Jungs?«

Wieder nickten sie, voller Neugier und Staunen, sich einem echten Piloten gegenüberzufinden – einem, der nicht nur Rennkapseln geflogen hatte, sondern Kampfschiffe und Kreuzer und all die großen Schiffe, die auf den Hauptstrecken verkehrten.

»Das ist lange her«, sagte der Mann versonnen. »Ich habe die Streitkräfte vor sechs Jahren verlassen. Zu alt. Die Zeit vergeht schnell, und plötzlich muß man sich für den Rest seines Lebens etwas anderes suchen.« Er kniff die Lippen zusammen. »Wie sind diese Rubinbliels? Taugen sie immer noch was? Hab seit Jahren keins getrunken. Vielleicht wäre jetzt eine gute Gelegenheit. Trinkt ihr noch eins mit? Wie wär’s mit einem Rubinbliel mit einem alten Piloten der Republik?«

Er mußte nicht zweimal fragen. Sie kehrten in den Laden zurück, den sie gerade erst verlassen hatten, und der alte Raumfahrer kaufte ein zweites Bliel für jeden der Jungen und eins für sich selbst. Sie suchten sich draußen ein ruhiges Plätzchen, wo sie an ihren Bliels nippten und zum Himmel hinaufschauten. Inzwischen war es vollkommen dunkel, und die Sterne blitzten überall am Himmel, wie Myriaden silberner Augen in einem Gesicht aus samtigem Schwarz.

»Ich bin mein ganzes Leben lang geflogen«, meinte der alte Raumfahrer und blickte zum Himmel auf. »Ich bin überall hingeflogen, wo ich konnte, und wißt ihr was? Ich habe nicht ein Hundertstel dieser Welten erreicht. Nicht ein Millionstel von ihnen. Aber es hat Spaß gemacht, es zu versuchen. Jede Menge Spaß.«

Nun sah er wieder die Jungen an. »Während der Rebellion auf Makem Te habe ich einen Kreuzer mit Soldaten der Republik dorthin gebracht. Das war eine ziemlich gefährliche Angelegenheit. Und einmal hatte ich auch Jediritter als Passagiere.«

»Jedi«, flüsterte Kitster ehrfürchtig. »O Mann!«

»Ehrlich? Sie sind Jedi begegnet?« Anakin schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

Der Raumfahrer lachte über ihr Staunen. »Die Banthas sollen mich fressen, wenn ich lüge. Es ist schon lange her, aber ich habe vier von ihnen an einen Ort gebracht, über den ich nicht einmal jetzt reden darf. Ich habe es euch doch gesagt. Ich war überall, wo man im Laufe eines langen Lebens hinkommen kann. Überall.«

»Eines Tages will ich Schiffe zu all diesen Welten fliegen«, sagte Anakin leise.

Wald schnaubte. »Du bist ein Sklave, Anakin! Du kannst nicht einfach von hier weggehen.«

Der alte Pilot sah Anakin an. Der Junge wich seinem Blick aus. »Nun ja«, sagte der Mann leise, »oft beginnt man sein Leben anders, als man es beendet. Man muß nicht einfach hinnehmen, daß das, womit man geboren wird, auch alles ist, was man bei seinem Tod besitzen wird.«

Er lachte plötzlich. »Das erinnert mich an etwas. Einmal, vor langer Zeit, bin ich nach Kessel geflogen. Das haben nicht viele geschafft. Und viele haben mir gesagt, es wäre unmöglich, also sollte ich es erst gar nicht versuchen – ich sollte es vergessen und etwas anderes tun. Aber ich wollte diese Erfahrung unbedingt machen, also habe ich es versucht und ihnen bewiesen, daß sie unrecht hatten.«

Er schaute Anakin an. »Kann sein, daß du genau das tun mußt, kleiner Skywalker. Ich habe gesehen, wie du mit einer Rennkapsel umgehen kannst. Du hast die Augen und das Gespür dafür. Du bist jetzt schon besser, als ich es war, als ich doppelt so alt war wie du.« Er nickte ernst. »Wenn du wirklich große Schiffe fliegen willst, dann glaube ich, daß du es schaffen wirst.«

Er starrte den Jungen an, und Anakin starrte zurück. Der alte Raumfahrer lächelte und nickte bedächtig. »Ja, Anakin Skywalker, ich glaube, du wirst es schaffen.«

Er kam zu spät zum Abendessen und bekam zum zweitenmal an diesem Tag eine Strafpredigt zu hören. Vielleicht hätte er versuchen können, eine Ausrede zu erfinden; er hätte behaupten können, daß Watto ihm befohlen hatte, länger zu arbeiten, aber Anakin Skywalker log seine Mutter nicht an. Niemals. Er sagte ihr die Wahrheit: daß er sich mit Kitster und Wald davongestohlen, Rubinbliels getrunken und sich mit einem alten Raumfahrer unterhalten hatte. Shmi war nicht sonderlich beeindruckt. Es gefiel ihr nicht, wenn ihr Sohn seine Zeit mit Leuten verbrachte, die sie nicht kannte, selbst wenn sie verstand, daß Jungen nun einmal Jungen waren und daß Anakin selbst auf sich aufpassen konnte.

»Wenn du meinst, du müßtest der Arbeit aus dem Weg gehen, die Watto dir aufträgt, dann komm hierher und arbeite für mich«, sagte sie streng.

Anakin widersprach ihr nicht, denn inzwischen war er klug genug, zu wissen, daß ihn das in solchen Situationen nicht weiterbrachte. Er saß schweigend da und aß sein Abendessen mit gesenktem Kopf, nickte, wenn Nicken angebracht war und wußte, daß seine Mutter ihn liebte und sich um ihn sorgte und daß ihr Zorn daher verständlich war.

Danach setzten sie sich auf Hocker draußen in die kühle Nachtluft und schauten zu den Sternen hinauf. Anakin saß gern noch draußen, bevor er schlafen ging. Es war nicht so eng und stickig wie drinnen. Hier konnte er atmen. Sein Zuhause war klein und schäbig und dicht von Dutzenden anderer Häuser umgeben, die ebenfalls aus einer Mischung aus Schlamm und Sand gebaut waren. Es war typisch für ein Sklavenquartier in diesem Teil von Mos Espa, eine Hütte mit einem Hauptraum und einer oder zwei kleinen Schlafkammern. Aber seine Mutter hielt alles sauber und ordentlich, und Anakin hatte sein eigenes Zimmer, größer als die meisten anderen, wo er seine Sachen aufbewahrte. Eine große Werkbank mit Werkzeugen nahm den größten Teil dieses Zimmers ein. Im Augenblick war er damit beschäftigt, einen Protokolldroiden zu bauen, der seiner Mutter helfen sollte. Immer wieder hatte er hier ein Teil, dort ein Teil gefunden, und so war der Droide langsam gewachsen. Er konnte bereits reden und sich bewegen und ein paar andere Dinge tun, und bald würde er fertig sein.

»Bist du müde, Annie?« fragte seine Mutter nach langem Schweigen.

Er schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Denkst du immer noch an das Rennen?«

»Ja.«

Das tat er tatsächlich, aber vor allem dachte er an den alten Raumfahrer und seine Geschichten darüber, wie er Schiffe zu weit entfernten Welten geflogen hatte, für die Republik in den Krieg gezogen war und sogar Jediritter gesehen hatte.

»Ich will, daß du mit diesen Rennen aufhörst, Annie«, sagte seine Mutter leise. »Ich will nicht, daß du Watto bittest, dich wieder daran teilnehmen zu lassen. Versprich mir, daß du das nicht tust.«

Er nickte widerstrebend. »Ich verspreche es.« Dann dachte er einen Augenblick lang nach. »Aber was ist, wenn Watto sagt, daß ich es tun muß? Was soll ich dann machen? Ich muß tun, was er mir sagt. Und wenn er es von mir verlangt, muß ich weitermachen.«

Sie streckte die Hand aus und tätschelte sanft seinen Arm. »Vielleicht wird er es ja nicht wieder von dir verlangen. Vielleicht findet er einen anderen.«

Anakin sprach es nicht aus, aber er wußte, daß seine Mutter sich irrte. Es gab keinen besseren Kapselpiloten als ihn. Nicht einmal Sebulba war besser, wenn er nicht betrügen konnte. Außerdem würde Watto niemals einen anderen bezahlen, wenn Anakin es umsonst tat. Watto würde noch ein oder zwei Tage wütend sein und dann wieder ans Gewinnen denken. Noch vor Ende dieses Monats würde Anakin wieder Rennen fliegen.

Er schaute zum Himmel hinauf, spürte die Hand seiner Mutter auf seinem Arm und dachte daran, wie es wohl wäre, da draußen zu sein, Schlachtenkreuzer und Frachtschiffe zu fliegen und zu abgelegenen Welten und seltsamen Orten zu reisen. Es war ihm gleich, was Wald gesagt hatte – er würde nicht sein Leben lang Sklave bleiben. Genausowenig, wie er sein Leben lang ein Junge bleiben würde. Er würde eine Möglichkeit finden, Tatooine zu verlassen. Er würde eine Möglichkeit finden, seine Mutter mitzunehmen. Seine Träume wirbelten ihm durch den Kopf, während er zu den Sternen hinaufsah – ein Kaleidoskop bunter Bilder. Er stellte sich vor, wie es sein würde. Er sah alles ganz deutlich, und das brachte ihn zum Lächeln.

Eines Tages, dachte er und sah im Dunkeln vor sich das Gesicht des alten Raumfahrers, das ironische Lächeln und die seltsamen grauen Augen … eines Tages werde ich all das tun, was er getan hat. Alles.

Er holte tief Luft und hielt den Atem an.

Und ich werde sogar mit Jedirittern fliegen.

Langsam atmete er aus. Das Versprechen war besiegelt.

Drei

Der kleine Raumkreuzer der Republik war rot lackiert, was deutlich machte, daß sich ein Botschafter an Bord befand und er deshalb neutral war. Er schoß durch den sternenglitzernden Raum auf den smaragdgrün schimmernden Planeten Naboo und die Flotte der Handelsföderation zu, die ihn umkreiste. Die Schiffe waren riesige, klotzige Festungen, an einem Ende gespalten und mit einem kugelförmigen Aufbau, in dem sich Brücke, Kommunikationszentrum und Hyperantrieb befanden. Aus jeder Luke ragten Waffensysteme hervor, und Kampfjäger der Handelsföderation umkreisten diese riesigen Ungeheuer wie Fliegen. Der eher traditionell gebaute Kreuzer der Republik mit seinen Dreifachmotoren, dem flachen Rumpf und dem rechteckigen Cockpit sah im Schatten dieser Kriegsschiffe unbedeutend aus, aber er flog dennoch unerschrocken weiter auf sie zu.

Captain und Kopilot des Kreuzers saßen Seite an Seite an der vorderen Konsole und steuerten auf das Schiff mit den Insignien des Vizekönigs der Handelsföderation zu. Beide zeigten eine nervöse Energie in ihren Bewegungen, die unverkennbar war. Von Zeit zu Zeit wechselten sie einen besorgten Blick – und schauten dann über die Schultern zu der Gestalt hinüber, die hinter ihnen im Schatten stand.

Auf den Schirmen vor ihnen war Nute Gunray, Vizekönig der Handelsföderation, zu sehen, der auf der Brücke des Kriegsschiffes stand, auf das sie zuflogen. Aus orangeroten Augen blickte er sie erwartungsvoll an. Der Neimoidianer hatte seine übliche säuerliche Miene aufgesetzt, die Mundwinkel nach unten gezogen, die knochige Stirn mißbilligend gerunzelt. Seine graugrüne Haut reflektierte die Beleuchtung des Schiffs, bleich und kalt im Kontrast zu seinem dunklen Gewand, dem Kragen und dem dreihörnigen Kopfputz.

»Captain.«

Der Captain des Kreuzers drehte sich etwas auf ihrem Sitz um und warf der Gestalt im Schatten hinter ihr einen Blick zu. »Ja, Sir?«

»Sagen Sie ihnen, wir wollen sofort an Bord kommen.«

Die Stimme war tief und wohlklingend, aber die Entschlossenheit darin war nicht zu überhören.

»Ja, Sir«, sagte der Captain und warf dem Kopiloten einen heimlichen Blick zu, den dieser erwiderte. Dann wandte sie sich Nute Gunray auf dem Schirm zu. »Mit allem Respekt, Vizekönig, die Botschafter des Kanzlers verlangen, sofort an Bord gelassen zu werden.«

Der Neimoidianer nickte hastig. »Ja, selbstverständlich, Captain. Wir fühlen uns geehrt, die Botschafter hier empfangen zu können. Wir sind sehr erfreut, Captain.«

Der Schirm wurde dunkel. Der Captain zögerte, dann schaute sie wieder zu der Gestalt hinter sich. »Sir?«

»Machen Sie weiter, Captain«, sagte Qui-Gon Jinn.

Der Jedimeister sah schweigend zu, wie das Kriegsschiff der Handelsföderation vor ihnen größer und größer wurde und der schimmernde Rumpf schließlich das gesamte Aussichtsfenster füllte. Qui-Gon war ein hochgewachsener, kräftig gebauter Mann mit ausgeprägten, löwenhaften Zügen. Sein Bart war kurz geschnitten, sein Haar lang und im Nacken zusammengebunden. Hemd, Hose und Kapuzenumhang waren weit und bequem, und an der Schärpe um die Taille war sein Lichtschwert so befestigt, daß es kaum zu sehen, aber schnell zu erreichen war.

Qui-Gon heftete den Blick seiner scharfen blauen Augen auf das Kriegsschiff, als wollte er erkennen, was darin auf ihn wartete. Die Besteuerung der Handelsrouten zwischen den Sternensystemen durch die Republik war von Anfang an umstritten gewesen, aber bisher hatte die Handelsföderation nichts weiter unternommen, als sich zu beschweren. Die Blockade von Naboo war die erste offene Zuwiderhandlung, und obwohl die Föderation eine mächtige Körperschaft war, mit eigener Kriegsflotte und einer Armee von Droiden, war dies doch ungewöhnlich. Die Neimoidianer waren Geschäftsleute und keine Kämpfer. Es fehlte ihnen an Rückgrat, die Republik herauszufordern. Irgendwo mußten sie sich dieses Rückgrat verschafft haben. Es beunruhigte Qui-Gon, daß er nicht wußte, wie und wo.

Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Langsam bewegte sich der Kreuzer in die Lücke des äußeren Rads am Flaggschiff der Handelsföderation, die zur Hangarbucht führte. Traktorstrahlen griffen zu und leiteten den Kreuzer in den Hangar, wo magnetische Halterungen das Schiff aufnahmen.

Die Blockade hatte vor beinahe einem Monat begonnen. Der republikanische Senat debattierte weiterhin darüber und suchte nach einer Möglichkeit, die Auseinandersetzung friedlich zu beenden. Aber bisher hatten sie nichts erreicht, und nun hatte der Kanzler insgeheim den Jedirat informiert, daß er zwei Jedi zu den offensichtlichen Initiatoren der Blockade, den Neimoidianern, geschickt hatte, die sich der Angelegenheit vor Ort annehmen sollten. Das war ein kühner Schachzug. Theoretisch dienten die Jediritter dem Kanzler und richteten sich in gefährlichen Situationen nach seinen Anweisungen. Aber jede Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines der Mitglieder der Republik bedurfte der Zustimmung des Senats, besonders, wenn es um einen bewaffneten Konflikt ging. In diesem Fall hatte der Kanzler seine Autorität zumindest ungewöhnlich ausgedehnt. Selbst im allerbesten Fall war dies eine verdeckte Aktion und würde später zu hitzigen Debatten im Senat führen.

Der Jedimeister seufzte. Das alles ging ihn zwar nichts an, aber er konnte nicht ignorieren, welche Folgen ein Versagen in diesem Fall haben würde. Die Jediritter waren Friedensstifter – das war die Grundlage ihres Ordens, das schrieb ihr Glaubensbekenntnis ihnen vor. Seit Tausenden von Jahren hatten sie der Republik gedient, eine stetige Quelle der Stabilität und der Ordnung in einem sich ständig wandelnden Universum. Gegründet als theologische und philosophische Studiengemeinschaft, vor so langer Zeit, daß ihre Ursprünge im Nebel der Mythen verlorengegangen waren, waren die Jedi sich der Macht nur langsam bewußt geworden. Jahre hatten sie damit verbracht, sie zu erforschen, über ihre Bedeutung zu meditieren und sie schließlich zu meistern. Langsam hatte der Orden sich entwickelt und den Glauben an ein Leben einsamer Meditation zugunsten einer mehr nach außen orientierten Verpflichtung zur gesellschaftlichen Verantwortung aufgegeben. Es bedurfte mehr als zurückgezogenen Lernens, wenn man die Macht hinlänglich verstehen wollte, um sie tatsächlich zu beherrschen. Es bedurfte des Dienstes an der Allgemeinheit und der Durchsetzung eines Gesetzessystems, das Gerechtigkeit für alle garantierte. Dieser Kampf war noch nicht gewonnen. Vielleicht würde das auch nie geschehen. Aber keiner sollte den Jedirittern je nachsagen, daß sie es nicht versucht hätten.

Zur Zeit von Qui-Gon Jinn mühten sich zehntausend Jediritter im Dienst der Republik auf hunderttausend Welten, die über eine so gewaltige Galaxis verteilt waren, daß ihre Ausmaße kaum zu begreifen waren.

Qui-Gon wandte sich halb um, als sein Begleiter bei diesem Unternehmen die Brücke betrat und sich neben ihn stellte. »Gehen wir an Bord?« fragte Obi-Wan Kenobi leise.

Qui-Gon nickte. »Der Vizekönig wird uns empfangen.«

Er warf seinem Schützling einen abschätzenden Blick zu. Obi-Wan war mit Mitte zwanzig mehr als dreißig Jahre jünger und immer noch Schüler der Kunst. Er war noch kein vollständiger Jedi, aber er würde bald bereit sein. Obi-Wan war kleiner als Qui-Gon, aber kräftig und sehr schnell. Sein glattes, jungenhaftes Gesicht ließ eine Unreife vermuten, die er schon längst abgelegt hatte. Er war ähnlich gekleidet wie Qui-Gon, aber sein Haar war im Stil eines Padawan-Schülers geschnitten, kurz und gleichmäßig bis auf den dünnen, fest geflochtenen Zopf, der ihm über die rechte Schulter hing.

Qui-Gon starrte aus dem Aussichtsfenster ins Innere des Kriegsschiffs der Handelsföderation. »Was meinst du, mein junger Padawan … wieso ausgerechnet Naboo? Warum blockieren sie ausgerechnet diesen Planeten, wenn sie doch so viele zur Auswahl haben, von denen die meisten größer sind und die Auswirkungen einer solchen Blockade mehr spüren würden?«

Obi-Wan schwieg. Naboo war tatsächlich eine seltsame Wahl für eine solche Aktion: ein kleiner, eher unwichtiger Planet am Rand der Galaxis. Seine Herrscherin, Amidala, stellte eine Art unbekannte Größe dar. Sie hatte erst ein paar Monate vor Beginn der Blockade den Thron bestiegen. Sie war jung, aber es hieß, sie sei über ihre Jahre hinaus begabt und ausgesprochen gebildet. Es hieß, sie könne es in der politischen Arena mit jedem aufnehmen. Es hieß, sie könne je nach Notwendigkeit sowohl vorsichtig als auch unerschrocken sein und sie sei weiser, als von einer so jungen Frau zu erwarten war.

Die Jedi hatten ein Hologramm Amidalas gesehen, bevor sie Coruscant verlassen hatten. Die Königin hatte eine Vorliebe für dramatische, aufwendige Kleidung und verbarg ihr wahres Aussehen hinter Schminke und auffälligen Gewändern, die ihr eine Aura von Glanz und Schönheit verliehen. Sie war eine Art Chamäleon, zeigte der Öffentlichkeit lediglich eine Maske und umgab sich ständig mit einer Gruppe von Dienerinnen, die so gut wie nie von ihrer Seite wichen.

Qui-Gon dachte noch einen Augenblick lang über die Angelegenheit nach, dann sah er seinen Schüler an und sagte: »Gehen wir.«

Durch den Bauch des Schiffs gingen sie zur Hauptluke, warteten, bis das Lichtsignal grün wurde, und lösten den Riegel, so daß die Rampe gesenkt werden konnte. Sie zogen ihre Kapuzen über, um ihre Gesichter zu verbergen, dann traten sie ins Licht hinaus.

Ein Protokolldroide namens TC-14 wartete, um sie zu ihrer Besprechung zu eskortieren. Der Droide führte sie eine Reihe von Fluren entlang in einen leeren Konferenzraum.

»Bitte, meine Herren, machen Sie es sich bequem.« Die blecherne Stimme vibrierte innerhalb der Metallhülse. »Mein Herr wird sofort hier sein.«

Der Droide drehte sich um und ging hinaus, dann schloß er die Tür leise hinter sich. Qui-Gon sah ihm nach, warf einen raschen Blick auf die exotischen, vogelähnlichen Geschöpfe in einem Käfig nahe der Tür und trat dann neben Obi-Wan an ein breites Fenster, von dem aus man an den Kriegsschiffen der Föderation vorbei den üppigen grünen Planeten Naboo vor dem dunklen Himmel schimmern sehen konnte.

»Ich habe ein ungutes Gefühl bei dieser Sache«, sagte Obi-Wan, nachdem er den Planeten einen Augenblick lang betrachtet hatte.

Qui-Gon schüttelte den Kopf. »Ich spüre nichts.«

Obi-Wan nickte. »Es hat nichts mit diesem Ort hier zu tun, Meister. Auch nicht mit dieser Mission. Es ist etwas anderes … woanders. Etwas schwer Faßbares …«

Der ältere Jedi legte seinem Schüler die Hand auf die Schulter. »Konzentriere dich nicht auf deine Unruhe, Obi-Wan. Achte auf das, was hier und jetzt geschieht. Hier gehört deine Aufmerksamkeit hin.«

»Meister Yoda sagte immer, ich müsse die Zukunft bedenken – «

»Aber nicht auf Kosten der Gegenwart.« Qui-Gon wartete, bis sein junger Schüler ihn ansah. »Achte auf die lebendige Macht, mein junger Padawan.«

Man muß zugunsten Obi-Wans anführen, daß ihm ein schwaches Lächeln gelang. »Ja, Meister.« Wieder blickte er aus dem Fenster, den Blick ins Weite gerichtet. »Wie, glaubst du, wird der Vizekönig auf die Forderungen des Kanzlers reagieren?«

Qui-Gon zuckte die Achseln. »Diese Leute sind feige. Es wird nicht schwer sein, sie zu überzeugen. Die Verhandlungen werden nicht lange dauern.«

Auf der Brücke des Kriegsschiffs der Handelsföderation standen der neimoidianische Vizekönig Nute Gunray und sein Leutnant Daultay Dofine und starrten entsetzt den Protokolldroiden an, den sie ausgesandt hatten, sich um die Botschafter des Kanzlers zu kümmern.

»Was sagst du da?« zischte Gunray wütend.

TC-14 störte sich nicht an dem Blick, mit dem der Neimoidianer ihn durchbohrte. »Die Botschafter sind Jediritter. Einer von ihnen ist ein Jedimeister – da bin ich ganz sicher.«

Dofine, ein flachgesichtiges, ruheloses Geschöpf, war entsetzt. »Ich wußte es! Man hat sie geschickt, um eine Einigung zu erzwingen! Wir sind verloren!«

Gunray machte eine beschwichtigende Geste. »Bleiben Sie ruhig! Ich wette, der Senat hat keine Ahnung davon, was der Kanzler hier veranstaltet. Gehen Sie. Lenken Sie sie ab, während ich mich mit Lord Sidious in Verbindung setze.«

Der andere Neimoidianer starrte ihn entsetzt an. »Haben Sie den Verstand verloren? Ich gehe doch nicht in die Nähe von zwei Jedirittern! Schicken Sie den Droiden!«

Er zeigte auf TC-14, der sich verbeugte, ein leises Quietschen von sich gab und davonstakste.

Nachdem der Protokolldroide gegangen war, rief Dofine Rune Haako herbei, das dritte Mitglied ihrer Delegation, und zog seine beiden Landsleute in einen engen, abgeschirmten Bereich auf der Brücke, wo niemand sonst sie sehen oder hören konnte. Dort startete er eine holographische Kommunikation.

Es dauerte einen Augenblick, bis das Hologramm erschien. Dann zeigte sich das Abbild einer dunkel gewandeten Gestalt mit hängenden Schultern, so in Umhang und Kapuze gehüllt, daß ihr Gesicht nicht zu erkennen war.

»Was ist los?« fragte der Mann im Kapuzenumhang ungeduldig.

Nute Gunrays Kehle war so trocken, daß er einen Augenblick lang kein Wort herausbrachte. »Die Botschafter der Republik sind Jediritter.«

»Jedi?« Darth Sidious sprach das Wort leise und beinahe ehrfürchtig aus, aber er nahm die Nachricht ruhig auf. »Sind Sie sicher?«

Nute Gunray stellte fest, daß das geringe Maß an Mut, das er für diesen Augenblick aufgebracht hatte, rasch verpuffte. Er starrte die schwarze Gestalt des Sith-Lords in gebanntem Entsetzen an. »Man hat sie eindeutig als Jedi identifiziert, Sir.«

Als könne er das darauffolgende Schweigen nicht ertragen, stürzte sich Daultay Dofine in die Gesprächslücke, Panik in den weit aufgerissenen Augen. »Ihr Plan ist fehlgeschlagen, Lord Sidious! Die Blockade ist zu Ende! Wir wagen es nicht, uns gegen Jediritter zu stellen!«

Die dunkle Gestalt im Hologramm drehte den Kopf ein wenig zur Seite. »Wollen Sie damit andeuten, daß Sie sich lieber gegen mich stellen würden, Dofine? Wirklich amüsant.« Dann bewegte sich der kapuzenumhüllte Kopf wieder zu Gunray hin. »Vizekönig!«

Nute trat rasch vor. »Ja, Euer Lordschaft?«

Darth Sidious’ Stimme wurde schleppend, beinahe zischend. »Ich will nicht, daß dieser erbärmliche Schleimhaufen mir noch einmal vor die Augen kommt. Verstanden?«

Nutes Hände zitterten, und er verschränkte sie, um sie ruhig halten zu können. »Jawohl, Euer Lordschaft.«

Er wandte sich Dofine zu, aber dieser flüchtete bereits von der Brücke, das Gesicht vor Entsetzen verzerrt; sein Gewand wehte hinter ihm her wie ein Leichenhemd.

Nachdem er fort war, sagte Darth Sidious: »Diese Entwicklung ist ungünstig, aber nicht vernichtend. Wir müssen unsere Pläne beschleunigen, Vizekönig. Beginnen Sie mit der Landung der Truppen. Sofort.«

Nute warf Rune Haako, der angestrengt versuchte, sich in Luft aufzulösen, einen Blick zu. »Äh, selbstverständlich, Euer Lordschaft, aber … ist das legal?«

»Ich werde es legal machen, Vizekönig.«

»Jawohl, selbstverständlich.« Nute holte tief Luft. »Und die Jedi?«

Die dunkle Gestalt im Hologramm schien noch dunkler zu werden, und der Lord wich noch tiefer in den Schatten seines Umhangs zurück. »Der Kanzler hätte die Jedi nicht hinzuziehen dürfen. Töten Sie sie sofort. Auf der Stelle.«

»Jawohl, Euer Lordschaft«, antwortete Nute Gunray, aber das Hologramm Darth Sidious’ war bereits verschwunden. Der Vizekönig starrte einen Augenblick lang die leere Stelle an, wo es sich befunden hatte, dann wandte er sich Haako zu. »Sprengen Sie ihr Schiff. Ich schicke eine Staffel Kampfdroiden, um sie zu erledigen.«

Im Besprechungsraum sahen sich Qui-Gon und Obi-Wan über einen langen Tisch hinweg an.

»Ist es bei den Neimoidianern üblich, Gäste so lange warten lassen?« fragte der jüngere Jedi.

Ehe Qui-Gon antworten konnte, öffnete sich die Tür, und der Protokolldroide kam mit einem Tablett mit Essen und Getränken herein. TC-14 kam an ihren Tisch, stellte das Tablett vor sie hin und reichte jedem ein Glas. Dann trat er zurück und wartete. Qui-Gon sah seinen jüngeren Begleiter an, dann hoben sie die Gläser an den Mund und tranken einen Schluck.

Qui-Gon nickte dem Droiden zu, dann schaute er Obi-Wan an. »Ich spüre eine ungewöhnliche Menge von Winkelzügen für etwas so Banales wie dieses Handelsproblem. Ich spüre auch Angst.«

Obi-Wan stellte das Getränk wieder auf den Tisch zurück. »Vielleicht – «

Eine Explosion erschütterte das Schiff und ließ das Tablett mit Essen und Getränken zum Tischrand rutschen. Die Jedi sprangen auf, zogen und aktivierten die Lichtschwerter. Der Protokolldroide stolperte hastig rückwärts, hob die Arme, murmelte Entschuldigungen und sah sich erschrocken und verwirrt um.

»Was ist passiert?« fragte Obi-Wan rasch.